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1. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 92

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
92 Die Russen in Gumbinnen. Auch viele Flinten sind weggekommen, besonders Jagdflinten. Bei einer dritten Art geplünderter Wohnungen findet man nicht bloß alles ausgeraubt, sondern auch alles kurz und klein geschlagen; Möbelbezüge sind dann aufgerissen, Kleider zerschlitzt, die Holzteile der Möbel vernichtet. Den Boden der Zimmer bedeckt ein wüster Schutthaufen durcheinander gerissener Papiere, Kleider, Schubladen und Wäschestücke. Die Türen und Schlösser von Möbelstücken sind erbrochen. Halb und ganz ausgetrunkene Flaschen stehen umher, sowie geleerte Zigarrenschachteln. Die Betten liegen beschmutzt da oder sind auf den Boden geworfen. . . . Uber das sonstige Verhalten der Russen lauten die Angaben auch recht verschieden. Bald sollen sich die russischen Offiziere recht manierlich und menschlich, sogar freundlich und hilfreich, bald barsch und bedrohlich benommen haben. Die Leute dagegen hausten wie die Wilden. Sie stopften sich die Blusen und Beinkleider voll Flaschen und Zigarren bis zum Platzen, lagen und taumelten betrunken umher und bedrohten dann die wenigen dagebliebenen Deutschen. Einige sollen deswegen gehängt worden sein. Die Flaschen zogen sie nicht auf, sondern schlugen ihnen die Hälse ab, und wenn sie z. B. Sekt darin fanden, so gossen sie ihn enttäuscht auf den Boden und verlangten Wodki. Von Flüchtlingen habe ich gehört, daß russische Offiziere Flüchtlingskinder, die müde waren und nicht mehr laufen konnten wie ihre Mütter, auf den Arm nahmen und weite Strecken trugen. . . . Die Flüchtlinge kehren allmählich nach Gumbinnen und Umgegend zurück. Man sieht traurige Züge von Leiterwagen, mit Stroh und Zeltdächern aus allen möglichen Lumpen zusammengeflickt. Auch ein paar Geschäftsinhaber sind wieder zurückgekehrt und fordern Soldaten zur Wiederaufnahme ihrer Betriebe. Bier, Zigarren, Kaffee, Streichhölzer gibt es noch nicht, keine Briefe, keine Telegramme, keine Züge. Wir sind abgeschnitten von der Umwelt. Die tollste Zerstörung, die ich gesehen habe, ist bei dem Apotheker und Drogisten Keitel. Alle Kästen sind aufgezogen, alle Flaschen herumgeworfen. Alles ist zu oberst und zu unterst gekehrt und alles, was die Russen brauchen konnten, mitgenommen: photographische Apparate, Seifen, Parfüms für viele Tausende. Die Regale sind leer. Was sie nicht mitnahmen, haben sie auf den Boden geschüttet und zertreten. In Konfitürenläden findet man nur die leeren, übereinandergeworfenen Büchsen, Schachteln und Schubladen. Heute war ich in der Regierung, wo sie die Regierungshauptkasse, einen stählernen, eingemauerten Tresor*), gesprengt haben. Die Stahlplatten liegen herum wie die zusammengerollten und zerrissenen Blätter eines Schulheftes. Die Mauern aber haben standgehalten, und in der Kasse war nicht ein Pfennig. Gesprengt haben sie auch die Norddeutsche Kreditanstalt. Von den Häusern in Gumbinnen sind wie durch ein Wunder einige ganz von der Plünderung verschont geblieben. Niedergebrannt wurden gegen 20 Häuser, in Stallupönen und Eydtkuhmn bedeutend mehr. *) Tresor — Schatzkammer.

2. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 122

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
122 Kleine Bilder aus großer Zeit. Grütze oder Reis und 160 Kilo Pfeffer. Diese ungeheuren Mengen sollten von unserer Stadt biö Freitag früh um acht Uhr geliefert werden. Unter Drohungen, das Verlangte mit Gewalt einzutreiben, forderten die Russen, daß alles pünktlich abgeliefert werde. Da viele Geschäftsleute ihre Läden abgeschlossen hatten und geflüchtet waren, so mußte die Stadt die Läden, in denen sich Lebensrnittel befanden, gewaltsam öffnen lassen, um die verlangten Vorräte entnehmen 3u können. In der Nacht zum Freitag ist in Alleinstein in allen Bäckereien im Schnellbetrieb gebacken worden. Mehrere Bäcker waren am Sonntag oder Montag geflohen und hatten ihre Bäckereien geschlossen. Diese mußten deshalb auch gewaltsam geöffnet werden. Alle hiesigen Bäcker, viele Bürger, vor allem Frauen und Mädchen, stellten ihre Dienste zur Verfügung, und so wurden Unmengen Brot gebacken. Gleichzeitig liefen Frauen die ganze Nacht hindurch von Haus zu Haus, von Wohnung zu Wohnung und baten überall um Brot. Jeder gab, was er hatte. Der Oberbürgermeister Zülch hatte hier, wie überall, die Leitung persönlich übernommen. Ihm und dem Bürgermeister Schwarz gebührt das Verdienst, durch ihr kluges Verhalten, durch ihren unermüdlichen Eifer wesentlich dazu beigetragen zu haben, daß die vierundzwanzigstündige Russenherrschaft nicht noch unerfreulichere Folgen in Allenstein gehabt hat. Tatsächlich sind den Russen geliefert worden: 25 096 Kilo Brot, 3676 Kilo Zucker, 3110 Kilo Salz, 110 Kilo Tee, 4210 Kilo Reis und Grütze, 450 Kilo Erbsen, kein Pfeffer. Diese große Lieferung sollte von den Russen bar bezahlt werden. Bei dem schnellen Abzug derselben ist die Bezahlung unterblieben. Es wurde jedoch von den siegreichen deutschen Truppen eine russische Kriegskasse eingebracht, deren Inhalt sich auf 180 000 Rubel beziffern soll. Die Bezahlung für die Lieferung wird die Stadt also schon bekommen. Die Russen benahmen sich auch in der Nacht zum Freitag manierlich. Am Freitag früh hatten sie offenbar großen Hunger. In einigen Gastwirtschaften machten sich russische Soldaten über die Weinkeller und Speise- vorräte her. Es geschah das zweifellos gegen den Willen der Offiziere. Trotzdem wuchs die Beunruhigung der Bürgerschaft. Die russische Herrschaft in Allenstein sollte jedoch vor Anbruch der Nacht ihr Ende finden. Wie ein furchtbarer Traum liegen diese letzten Tage hinter uns. „Allenst. Ztg." 5. Aus der Russenzeit in Wehlau. Wie in manchen Städten, so hatten die Russen während der kurzen Zeit ihrer Herrschaft auch in Wehlau einen besonderen Bürgermeister ernannt. Es war das der Buchdruckereibesitzer Scheffler. Der russische Bürgermeister mußte nachstehende Bekanntmachung erlassen: „Wer sn der Stadt Wehlau stiehlt oder plündert, wird sofort mit dem Tode des Erhängens bestraft. Waffen aller Art sind sofort auf dem Bürger-

3. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 84

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
84 Unsere Jugend im Weltkrieg. 2. Wie wäre das, wenn ich ihn bäte, daß er mir einen Russen schickt? Das tut er nicht. Und wenn er's täte, so wär' der Fall erst recht verzwickt. Vielleicht geht's so: ich werd' ihm melden, daß ich ihn für unsterblich halt'? Ich glaube bloß, das läßt den Helden Gewissermaßen etwas kalt. 3. Bei uns gibt's morgen Apfeltorte — wie wär's, wenn man ihm hiervon spricht? Doch nein, ihn kränken diese Worte; denn so was Feines kriegt er nicht. Ob ich vom Wetter schreib', dem trüben, und daß der Winter Schnee gestreut? Das hat man ihm wohl schon geschrieben; ich glaub' auch kaum, daß ihn das freut. 4. So forsche weiter ich begierig, womit ich ihn erfreuen kann. Ach Gott, was ist das Schreiben schwierig an einen solchen großen Mann! Ich blick' hinaus ins Flockentreiben. — Hurra! Getroffen ist die Wahl: Ich werd' ihm einfach gar nichts schreiben, da freut er sich ganz kolossal." Gustav Hochstetter, „Hoch die Herzen."*) 6. Es war einmal... (Märchen aus dem 3. Jahr des Weltkrieges.) Es war einmal ein Land, darinnen Milch und Honig floß. Ihr kennt doch alle dieses Märchen. Nun gab es aber auch in Wirklichkeit so ein Land. Da mußten sich die Leute jeden Morgen durch hohe Semmelberge durchessen, und damit die Semmeln in den Magen rutschten, mußten sie fingerdick mit Butter und Honig gestrichen werden. Dazu mußten die Leute große Gläser voll Milch oder Tassen voll süßen Kaffees trinken, weil's eben halt da war. Wenn die Kinder zur Schule gingen, mußten sie dann noch dickbelegte Brote mitnehmen. Da sie aber meist noch vom Morgen satt waren, warfen viele die Brote auf den Schulhof oder auf die Straße. Die aber, die ihr Schinkenbrot verzehrt hatten, konnten zu Mittag die dicken Linsen oder das fette Schweinefleisch durchaus nicht essen. So kam es, daß die Mutter recht oft beim Essen schalt oder die Teller noch halbgefüllt abgeräumt wurden. Ja, ja! Die Butterbrötchen oder gar *) Verlag Concordia. Berlin. Geb. 2 M.

4. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 86

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
86 Liebesarbeit des Noten Kreuzes auf dem Produktenbahnhof in Königsberg. 20. August 1914 eröffnet wurde, dient den Hilfs-, Lazarett- und Krankenzügen, die hier einlaufen, Schwerkranke ausladen und dann weiterfahren. In der geräumigen Küche stehen vier große Kessel bereit, deren jeder 640 Liter faßt. Die Hälfte eines daneben stehenden Schuppens ist zu einem Proviantraum hergerichtet. Sämtliche Kochgeschirre, Schälchen, Löffel, Eimer, Kannen usw. tragen das anheimelnde Zeichen des Roten Kreuzes. Telephon ist vorhanden, elektrisches Licht überall eingeführt. Ein vollständig eingerichteter Verbandraum fehlt ebensowenig wie eine reich gefüllte Speisekammer und ein Speiseraum für Offiziere und Mannschaften. Auch warme Getränke werden dort verabfolgt. Zwanzig offene kleine Aelte sind den Bahnsteig entlang — etwa 500 Meter — aufgestellt, die besonders im Sommer und Herbst als Speiseraum viel benutzt werden. Durch Beihilfe des Vaterländischen Frauenvereins und des Provinzialvereins vom Roten Kreuz ist es ermöglicht worden, den Verwundeten stets eine kräftige Gemüse-, Erbsen- oder Reissuppe mit Fleisch, sowie Kaffee mit belegtem Brot zu verabreichen. Siebzig Damen teilen sich opferwillig in die fünf Arbeitsschichten, die unter Oberleitung von Frau Professor Samter eingerichtet sind. Vorbereitung und Verlauf einer solchen Bespeisung schildert uns die Leiterin wie folgt: Nehmen wir an, um zwölf Uhr mittags trifft die Meldung ein, daß um fünf Uhr nachmittags ein Zug mit 400 Verwundeten anlangen wird. Nun erhält der Kutscher des städtischen Fuhramts telephonisch die Nachricht, sofort 130 Pfund Rindfleisch und für 30 Mark Brot herauszubringen; alles übrige ist vorhanden. Zwei Aushilfsfrauen, sowie vier bis sechs Mitglieder von „Jungdeutschland" werden zur genannten Stunde bestellt. In einem Kessel wird Wasser gekocht, um das bald ankommende Rindfleisch aufzunehmen, in einen: zweiten Kessel Reis aufgesetzt. Das gar gekochte Fleisch wird in kleine Würfel zerschnitten. Andere Damen haben das Brot zur Suppe vorbereitet und in etwa 14 Körbe verteilt, wieder andere haben Körbchen mit Liebesgaben zurechtgemacht. Schälchen und Löffel sind inzwischen in Massen in den Mannschaftsraum und die Baracke hineingetragen, desgleichen Becher zum vielbegehrten Kaffee. Wenn nun der Aug einläuft, eilen die Damen, Sanitäter und „Jungdeutschland" mit den Brotkörben und Suppeneimern in die Baracke und Mannschaftshalle, und die Verteilung beginnt. Einige Damen eilen in den Zug und nehmen sich der dort liegenden Schwerverwundeten an, die, etwa weil sie Beinschüsse erhielten, den Waggon nicht verlassen können. Auch im Verbandraum herrscht rege Tätigkeit; unter Aufsicht des leitenden Arztes, Stabarzt Dr. Pollnow, werden von den Helferinnen Verbände angelegt oder erneuert, Arzeneimittel verabreicht, warme Unterwäsche, Taschentücher, Handtücher und kleine Kissen verteilt, dank der Freigebigkeit zahlreicher Vereine und Einzelpersonen. Liebesgaben werden verschenkt, Pakete zur Beförderung angenommen, Feldpostkarten eingesammelt usw. Stimmungsvolle Weihnachtsfeiern, bei denen große Pakete, Dauerwürste und dergleichen zur Verteilung gelangten, fanden mehrfach statt, zur Freude

5. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 121

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Kleine Bilder aus großer Zeit. 121 ba an den gewaltigen Vorräten des täglichen Brotes vergangen. Sie übergössen es mit Massen von Petroleum! Aber sie haben nicht mit dem gerechten Zorn unseres Hindenburg gerechnet, der den Frevel an ihrem eigenen Leibe strafte. Auf die Meldung von der Roheit der Russen erfolgte der Befehl: „Uber den Geschmack streiten wir nicht mit den Russen. Dieses Brot ist zur Ernährung der russischen Gefangenen zu verwenden, solange der Vorrat reicht." Und sie sind froh gewesen, als sie es bekamen; es hat ihnen auch nicht geschadet. Aber ob sie es nicht doch lieber ohne diese russische Würze verzehrt hätten? Gustav Schlipköter, „Fürs teure Vaterland." Verlag Friedr. Burchard. Clberfeld-Sonnborn. 3. Kunstvolle Artilleriestellungen, Unterstände und Blockhäuser der Russen in Ostpreußen. Die Russen stehen seit alter Zeit in dem Rufe, sich auf die Verteidigung gut einrichten zu können. Das hat sich auch im Weltkriege wieder gezeigt. So hatte Rennenkampf anfangs September 1914 in neun Tagen kunstvolle Artilleriestellungen bei Gerdauen bauen lassen. Außerdem waren starke Bäume über die Straßen gelegt, welche die deutschen Truppen bei ihrem Anmarsch benutzen mußten. Man hatte sogar jeden Ast und jedes Ästchen sauber angespitzt, nicht nur die Schützengräben überdacht, sondern auch die Laufgräben, die zu ihnen hinführten. Leider waren zum Bau solcher Stellungen die prächtigen alten Eschenalleen von Gerdauen nach Nordenburg auf eine Strecke von mehreren Kilometern umgehauen worden. Auch beim Winterfeldzuge fanden unsere Truppen in den Wäldern Ostpreußens großartig eingerichtete russische Unterstände, von denen ein Kriegsfreiwilliger folgendes erzählte: „Die Russen hatten sich im Walde tadellos verschanzt. Unterstände sind dort gebaut worden, die müßte man gesehen haben. Die richtigen Tanzsäle waren es unter der Erde, Höhlendörfer, ausgestattet mit feinen Möbeln, die aus den Gutshäusern stammten, mit Ofen versehen und mit Leinwand die Wände bespannt. Wären wir im Besitze solcher Stellungen gewesen, hätten wir sie nicht so schnell freigegeben." Meisterhaft hatten es die Russen sodann verstanden, starke Blockhäuser zu bauen, in denen sie ihre Maschinengewehre aufstellten. Sie waren aus mächtigen Baumstämmen hergestellt und hatten doppelte Wände, deren Zwischenräume mit Erde ausgefüllt waren. Das Dach bestand aus zwei bis drei Lagen von Baumstämmen, zwischen welchen sich ebenfalls Erdschichten befanden. Gegen manche solcher Blockhäuser, die besonders in Polen und Rußland von bedeutender Stärke sind, vermag unsere leichte Artillerie kaum etwas auszurichten. S. 4. Unfreiwillige Kriegslieferungen in Allenstein. Als die Russen am Donnerstag den 27. August 1914 in Allenstein eingerückt waren, verlangten sie ungeheure Lieferungen, nämlich 120 000 Kilo Brot, 6000 Kilo Zucker, 5000 Kilo Salz, 3000 Kilo Tee, 15000 Kilo Smillus, Unser Ostpreußen. I. 9

6. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 77

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Die tapferen Frauen von Rastenbnrg. 77 stürzte auch ein russischer Offizier in die Gaststube hinein, warf seinen Säbel und Revolver von sich und gab sich gefangen. Auch er vermutete, daß er gleich erstochen werden würde. Solche falsche Tatsachen hatte die russische Heeresverwaltung über unsere Soldaten verbreitet. Nach „Kbg. Allg. Ztg." 50. Die tapferen Frauen von Rastenburg. Rudolf von Koschützki. Auf dem langen Wege zum Schlachtfelde war in Rastenburg eine Frühstückspause. Die Wagen fuhren an eine windstille Ecke des' Marktplatzes; denn vorn am Gasthause rasselten die Munitionskolonnen und sausten die Autos in einer ewig wirbelnden Staubwolke vorüber. Im Gasthause gab es so gut wie nichts; Fleisch, Wurst, Eier, Butter — alles ausgegangen. „Eine Tasse Tee, Kaffee oder ein Glas Bier!" — „Nicht zu haben." Der Wirt ist in Berlin, ein Lehrling und der Hausknecht führen die Wirtschaft. Der Fleischer hat weder Speck noch Wurst, die Molkerei ist geschlossen, ein Drogist hat alte Butter in einem Faß — nur zum Kochen. Eier, Obst — nichts ist aufzutreiben. Da lese ich auf einem Schilde gegenüber „Hausfrauenverein," und sogleich fällt mir allerlei Gutes ein, das ich von den ostpreußischen Hausfrauen-vereinen gehört habe. Frau Böhm aus Lamgarben hat sie ins Leben gerufen: Lamgarben liegt in Schutt und Asche. Laß sehen, ob der Geist tapferer Selbsthilfe, der von dort ausging, noch am Leben ist! Ich trete in den hellen Laden, sehe zahlreiche Käufer, die von helläugigen Frauen rasch bedient werden, so daß ich nicht lange zu warten brauche. „Gibt's Eier?" „Ja!" - „Frische Tafelbutter?" „Ja!"—„Obst?" „Von allen Sorten, Honigbirnen und Hasenköpfe bester Sorte." Aber mehr. Es ist sauber und ordentlich im Laden, der einzige Raum, in dem Sauberkeit und Ordnung vom Kriege nicht gestört wurden. Tausende von Soldaten sind durchgekommen und mit Lebensmitteln versehen worden. Die Russen haben hier im Quartier gelegen, die Läden wurden 'geschlossen, ihre Besitzer flohen — der Hausfrauenverein hat seine Tür offen gelassen, hat Lebensmittel herangeschafft, daß der Feind satt wurde und nicht zur Verwüstung schritt. Die Bäckergesellen standen im Felde; so haben die Dienstmädchen, deren Herrschaften die Stadt verlassen hatten, sich den Bäckermeistern zur Verfügung gestellt und Brot gebacken. Wenn Rastenburg heute keine Trümmerstätte ist, so haben seine tapferen Frauen, die ausgehalten und in aller Gefahr ihre Pflicht getan haben, nicht das kleinste Verdienst daran. Viel, viel liegt in Trümmern im herrlichen Ostpreußen. Ich habe den halben Horizont brennen sehen. Was mich dabei getröstet hat neben dem prachtvollen Vorgehen unserer Truppen, das waren bei Gott die tapferen Frauen von Rastenburg.

7. Des Weltkriegs Ursprung und Verlauf - S. 6

1916 - Leipzig [u.a.] : Teubner
6 Deutschland und England Durchschnittsbildung auch im Rrbeiterftcmbe), dem Fleiße, der Gründlichkeit und Zuverlässigkeit des ganzen Volkes. Die deutsche Tüchtigkeit zeigt sich aus jedem Arbeitsfelde. wir haben die blühendste Landwirtschaft der Welt (Iv, 81; V, 72-73). Die Tüchtigkeit des Landmanns hat es so weit gebracht, daß wir von jedem Hektar das Doppelte von dem einernten, was in anderen Ländern geerntet wird. Darum ist Englands Plan, uns auszuhungern, kläglich gescheitert. Rber die Landwirtschaft beschäftigt heute nicht mehr, sondern vielleicht sogar weniger Menschen als vor 100 Jahren (dafür vielfach Maschinen!). Der ganze Be* välkerungsüberschuß mußte sein Brot auf andre weise finden; er fand es im Gewerbe und Handel. Zwei Drittel aller Menschen in Deutschland ernähren sich heute von Industrie und Handel. Der Aufschwung der deutschen Industrie ist noch wunderbarer als der der Landwirtschaft (Iv, 81—83). Deutschland wir- Englands Mitbewerber, wir beziehen Me Rohstoffe für unser Großgewerbe aus allen Ländern der Welt und brauchen für die fertigen (Erzeugnisse auch wieder Absatzgebiete in aller Welt. Wir müssen also Auslands-Handel treiben. Die Entwicklung der Industrie hat uns gezwungen, a) je länger je mehr an dem sog. Weltverkehr teilzunehmen; b) Weltverkehr ist nicht durchführbar ohne eigne überseeische Kolonien: Deutschland Begann (1884) feine Kolonial-politik (Iv, 117). c) Weltverkehr und Kolonien bedürfen eines sicheren Schutzes auch in den fernsten Meeren: Deutschland ging tatkräftig daran, feine kleine Kriegsflotte (V, 66—67) auszubauen. Bald war der deutsche Schiffsbau so hoch entwickelt, daß auf unfern Werften nicht bloß für Deutschland, sondern auch für andere Staaten die besten Schiffe vom Stapel liefen. Bisher hatte England neben andren gewerbtätigen Völkern gestanden wie der Riese neben den Zwergen; es hatte auch in schrankenloser Willkür alle Meere und ohne besondere Anstrengung ebenso den Welthandel beherrscht. Seine Industrie, fein Handel beherrschten den Weltmarkt; seine Werften versorgten alle Völker. Länder, die sonst niemandem gehörten, gehörten ohne weiteres England. Dieser Zustand erschien dem Engländer wie ein geheiligtes Gesetz. — Und das alles sollte allmählich anders werden. Ruf allen Gebieten meldete sich der Deutsche als Wettbewerber. In der (Betriebs« und Eisenindustrie, im Maschinen- und Schiffsbau sah sich England bedroht, in einzelnen Zweigen bald überflügelt (Eisengewinnung und -Verarbeitung, chemische Industrie, Elektrotechnik, Buchgewerbe). Deutschlands Anteil am Weltverkehr steht zwar hinter dem englischen noch weit zurück, wächst aber viel schneller als dieser, und der Abstand wird jährlich geringer; in kurzer Zeit ist er vom 4. auf den 2. Platz gerückt (Iv, 114—116; V, 76—78). Unser Kolonialbesitz ist zwar verschwindend klein im vergleich zu dem Englands, ist aber doch 5—6 mal so groß wie das Deutsche Reich. Iede koloniale Erwerbung geschah unter ingrimmigem Widerstande Englands. Die deutsche Kr i egsflotte, recht eigentlich das Werk Kaiser Wilhelms Ii. (Iv, 117,124), wurde die zweitgrößte der Welt (Kaiser-Wilhelm-Kanal. Helgoland). England wird Deutschlands Heind. Alle diese Fortschritte waren durchaus notwendig, wenn Deutschland seinen Platz in der Welt behaupten und nicht wieder verkümmern sollte. England aber sah in dieser Entwicklung

8. Des Weltkriegs Ursprung und Verlauf - S. 31

1916 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Geschütze 31 4. Geschütze. a) Zlachfeuer- und 5teilfeuergeschiitze. Nach dem Schußbogen teilt man auch die großen Feuerwaffen ein in Flachfeuer- und Steilfeuergeschütze. Zu den Flachfeuergeschützen gehören die Feldgeschütze oder Kanonen und die mächtigen Schiffs-geschütze. Steilfeuergeschütze sind die \ Haubitzen und die Mörser. z x \ Die Geschütze für Flachfeuer er- ^ \ kennt man schon äußerlich an den lan- . — j--- gen, engen Rohren. Je länger dasnohr ist, desto länger wirkt der Gasdruck auf das Geschoß, bis es die Mündung ver- // _ ■ Trifet. desto aröfter ist aucfr Me Hnfanqs* : A' A,f„ue,r: Fewgescmfl»—sgesc geschwindigkeit des Geschosses und desto gestreckter („rasanter") die Flugbahn. \ x I Ziel Ziel Das Flachfeuergeschoß schlägt von vorn ein. Es kann also gegen senkrechte, freistehende („offene") Ziele wirksam sein, z. B. gegen senkrecht stehendes Mauerwerk. heute muß aber jedes Heer hinter Knhöhen und in (Erdbefestigungen Deckung suchen, hier wie in den eigentlichen Festungen gewähren starke Betondecken auch von oben Schutz. Gegen solche Verteidigungsmittel kann das Flachfeuergeschütz nichts ausrichten. Ebenso kann es nicht in den Schützengraben treffen. Da braucht man das Steilfeuergeschütz. Seine Geschosse steigen im Bogen aufwärts und schlagen von oben auf das Ziel senkrecht hernieder, können also ebene („gedeckte") Ziele treffen. Das Geschoß der Haubitze beschreibt einen mäßig steilen Bogen. Das Mörsergeschoß beschreibt einen sehr steilen Bogen; es kann über Bauten, Wälder, ja über hohe Berge hinweg sein Ziel treffen. Steilfeuergeschütze haben kurze, sehr starke Rohre und können die schwersten Geschosse schleudern, besonders die Mörser. b) Geschützrohre. Bei den ältesten Feuerwaffen hielten Geschützrohre aus Holz mit Eisenreifen, sogar aus umsponnenem Leder stand, heute müssen die Rohre einen riesenhaften Gasdruck aushalten. Jahrhundertelang fertigte man die Rohre aus Eisen und aus Bronze an, bis es Krupp gelang, den Gußstahl zu verwenden. Die neuesten Geschützrohre sind aus Nickelstahl. — Der hintere Teil des Rohres hat den größten Druck auszuhalten; er besteht aus mehreren sagen. Über das Kernrohr ist noch wenigstens ein Mantelrohr geschoben (Mantelgeschütz). In (England werden Schiffs geschütze größten Kalibers dadurch hergestellt, daß man das Kernrohr mit vielen Lagen von flachem Draht umspannt. Zur Bewicklung eines großen Rohres braucht man 180 km Draht. ctlle neueren Geschütze sind natürlich Hinterlader und haben Züge („Drall"). c) Das Rohr liegt in sicherer Lagerung auf der Lafette. Sie muß ein bequemes Richten gestatten und ist fahrbar. — Mit der Größe der Geschütze ist auch ihr Gewicht gewachsen. Damit die Räder beim Fortbewegen und beim Feuern nicht so tief in den Boden einschneiden, werden bet großen Geschützen Rad gürtel darumgelegt. d) Rücklaufeinrichtung. Ein großer Übelstand war immer der gewaltige Rückstoß. Feldgeschütze rollten nach jedem Schuß über 1 m weit zurück. Sie mußten jedesmal von der Mannschaft erst wieder vorgeholt und neu gerichtet werden; Schnellfeuer war deshalb unmöglich. Dem ist nun abgeholfen. Zwischen das Rohr und die Lafette ist eine an der Lafette befestigte Gleitbahn („Tdiege") gefügt. Sie enthält einen langen Brems-Zylinder, und auf ihr gleitet beim Rückstoß nur das Rohr zurück. Dabei drückt es gleichzeitig die im Bremszylinder liegenden starken Federn zusammen. Die Federn „brem- Ziel

9. Des Weltkriegs Ursprung und Verlauf - S. 38

1916 - Leipzig [u.a.] : Teubner
38 Luftfahrzeuge als Kampfmittel 2. Luftfahrzeuge als Kampfmittel. a) Beobachtungsdienst. Die Flugzeuge dienen vorwiegend der Aufklärung. 5ie sind gleichsam die beflügelte Kavallerie. Dem Flugzeugführer ist der Beobachter beigegeben. Er beobachtet nicht nur, sondern photographiert auch von oben aus ganze Befestigungsanlagen. Bei Tage wird jede Truppenbewegung erspäht. Huch die Batterien müssen sich stets durch Laubwerk, Stroh usw. massieren, wenn sie nicht sofort von feindlichen Fliegern entdeckt werden sollen. — Zu Erkundungsfahrten auf große Entfernungen werden meist Luftschiffe verwandt. Sie führen Scheinwerfer mit, um bei Nacht das unter ihnen liegende Gelände beleuchten zu können. Die Flieger unterstützen besonders die eigene Artillerie. Sie prüfen zunächst, ob ihre (Beschütze gut maskiert sind, ferner, ob diese das Ziel zu nahe oder zu weit oder richtig geschätzt haben. Dieselbe Hufgabe haben auch die schnell aufsteigenden Fesselballons, von den Fliegern deshalb scherzweise die „aufgeblasene Konkurrenz" genannt. b) Kompftätigfeit. Luftfahrzeuge greifen aber auch tätig in den Kampf selbst ein. Besonders vermögen dies die großen Luftschiffe. (Es gibt aber auch schon sehr große Kampfflugzeuge, die stark gepanzert sind. Ganze Flugzeuggeschwader haben schon oft in den Lüften miteinander gerungen. — Das Hauptkampfmittel der Luftfahrzeuge sind Sprenggeschosse. Die Luftschiffbomben wiegen 2 bis 6 Zentner, die Fliegerbomben nur 5 bis 20 kg. (Eine besondere Hrt, die Brandbombe, kann beim Zerspringen Brände verursachen. Des Nachts wirft man auch Leuchtbomben aus dem Fahrzeug, um das Gelände zu erhellen. — Zum Kampf gegen feindliche Flieger sind größere Luftfahrzeuge mit Schnellfeuergeschützen ausgerüstet. — viel haben sich die Franzosen von ihren Fliegerpfeilen versprochen. (Ein solches Geschoß ist aus Stahl und gleicht einem vierkantigen, sehr langgespitzten Bleistifte. Der kleine Pfeil erhält durch den Fall eine derartige Wucht, daß er einen Menschen der Länge nach durchbohren kann. Man hört aber wenig von solchen Verletzungen. D. töte alle diese Kampfmittel die Kampfesweise verändert haben. 1- Alle Fortschritte der Neuzeit werden vom Heerwesen benutzt. Zwei Kampfmittel hatten im Weltkriege die Feuerprobe zu bestehen und haben sich glänzend bewährt: die verschiedenen Luftfahrzeuge im Land- und im Seekriege und das Unterseeboot im Seekriege. Doch nicht sie allein geben dem neuzeitlichen Kriegswesen das Gepräge. Die verschiedensten Zweige der Wissenschaft und der Technik haben dazu beigetragen, das Kriegswesen auf die höhe der Gegenwart zu bringen. Die Fortschritte in der Chemie führten zur (Erfindung neuer Explosivstoffe. Die neuen pulverarten machten die Vervollkommnung der Feuerwaffen notwendig und möglich. Hn die Fortschritte in der Waffentechnik wäre aber nicht zu denken gewesen ohne die Fortschritte der Metallbearbeitung (Gußstahl, Nickelstahl, Hluminium). Nur die Fortschritte des Verkehrswesens ermöglichen es, daß im Kriege der Gegenwart Millionenheere befördert und einander gegenübergestellt, daß sie ver-
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