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1. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 29

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Die Kosaken des Zaren. 29 19. Die Kosaken des Zaren. 1. Schilderung. In dem Weltkriege haben die Kosaken den größten Teil unserer Provinz heimgesucht und Angst und Schrecken verbreitet. Selbst Wehrlose, wie Greise, Frauen und Kinder, fielen ihrer Grausamkeit zum Opfer. Die Kosaken sind halbwilde Steppenvölker aus dem fernen Osten Rußlands. Kosak bedeutet Landstreicher, Straßenräuber. Vor etwa tausend Jahren waren die Kosaken ein Volk ohne feste Wohnsitze, das umherzog und auf Diebstahl und Raub ausging, ähnlich wie die Zigeuner, die verstreut auch bei uns in: deutschen Vaterlande noch hier und da auftauchen. Später erhielten sie vom russischen Kaiser unentgeltlich Land zur Ansiedlung an den Grenzen des weiten Reiches, z. B. am Kaukasus-Gebirge. Dafür mußten sie sich verpflichten, die Grenzgebiete gegen räuberische Einfälle anderer halbwilder Völker zu verteidigen und sich auf eigene Kosten auszurüsten, auch ihr Pferd selbst zu stellen. Im Weltkriege hat man oft von den Don- und Wolga-Kosaken gehört. Der Name bezeichnet ihren Wohnsitz an russischen Flüssen. Wenn die Kosaken auch nach und nach zu seßhaften Bauern geworden sind, so kann man sie doch noch immer als Kinder der Wildnis bezeichnen, die keine ernste Arbeit lieben und bei jeder sich darbietenden Gelegenheit ihre alte Diebs- und Räubernatur zeigen. Der Kosak kennt keine Bequemlichkeit und hält die größten Anstrengungen mit Leichtigkeit aus. Seine Sinne sind scharf wie die eines Raubtieres. Er ist klein, hat breite Schultern, eine niedrige Stirn und vorstehende Backenknochen. Kosak und Pferd sind unzertrennlich miteinander verbunden. Sein Reittier ist ein kleiner, struppiger, aber zäher Gaul, ein minderwertiges Tier. Es wird nicht durch Sporen gelenkt, sondern durch Schenkeldruck. Die Bewaffnung der Kosaken besteht meist aus einer sehr langen Lanze ohne Fähnchen, die ganz den Lanzen unserer Ulanen gleicht. Die Kosaken des Kaukasus haben jedoch statt ihrer einen großen Dolch. Außerdem hat jeder Kosak eine kurze Büchse, ähnlich unserem Karabiner, und die Nagaika. Die Nagaika ist eine kurze Lederpeitsche, an deren Enden gewöhnlich Bleikugeln eingenäht oder festgenietet sind. Diese Waffe, die im Kriege gar keinen Zweck hat, deutet schon auf die Verwendung hin, welche die Kosaken in Friedenszeiten finden. Im „heiligen" Rußland gibt es ja für Prügelstrafen jederzeit genügend Veranlassungen. Da sind irgendwo Unruhen ausgebrochen. Dann trifft die Nagaika des Kosaken den Rücken Schuldiger und Unschuldiger, Verdächtiger und Harmloser; Männer und Frauen jeden Alters bekommen sie zu kosten. Die russische Gerichtsbehörde findet es in schönster Ordnung, daß die Bewohner ganzer Bezirke dorfweise „durchgeknutet" werden. Ein andermal ist es Bauern infolge einer Mißernte unmöglich, die hohen Steuem aufzubringen. Väterchen schickt einige Regimenter Kosaken hin und

2. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 30

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
30 Die Kosaken des Aaren. belegt die halbverhungerten Gegenden mit „Einquartierung", bis die Steuern eingetrieben sind. Man läßt die „Ärmsten brandschatzen und ihren Geiz mit ' der Waffe des Friedens, der Nagaika, schlagen." Was die Kosaken im Kriege an Roheit leisten, das haben die Leidenstage von Ostpreußen der ganzen Welt gezeigt. Es ist anzunehmen, daß sie von ihren Heerführern des öftern zum Plündern aufgefordert worden sind. Denn wie sollten sie sich sonst unterhalten, sind doch größere Abteilungen jener wilden Steppenvölker ohne jede Bagage ausgerückt. Zudem haben sie in ähnlicher Weise, wenn auch nicht so grausam, ihre eigenen Landsleute ausgeraubt. Nach Hermann Dreßler in: Wilhelm Köhler, „Die Kosaken des Zaren 1914—15."*) 2. Schilderung. Die Kosaken haben für die offene Feldschlacht nur einen geringen Wert, jedoch für den Klein- und Vorpostenkrieg sind sie recht brauchbar. Sicherlich wird durch ihre große Zahl das russische Heer sehr verstärkt. Die Friedensstärke beträgt 60 000 Reiter, die Kriegsstärke 200 000 bis 250 000 Mann, wenn alle Altersklassen zum Heeresdienst einberufen werden. Von größerer Bedeutung sind die in Petersburg und Moskau liegenden Leibkosaken-Regi-menter. Mit dem „Mein und Dein" hat es der Kosak nie sehr genau genommen. Das Plündern im Feindesland ist ihm von jeher als ein gutes Recht des Kriegers erschienen. Es wird auch nicht so bald gelingen, ihn in dieser Beziehung zu anderen Ansichten zu bekehren. Eigentlich grausam ist der Kosak aber nicht, vielmehr ist ihm in allen Lebenslagen eine gewisse Gutmütigkeit eigen. Erst der allzureichliche Schnapsgenuß, dem er leidenschaftlich ergeben ist, weckt seine rohen Naturtriebe und macht ihn zum Schrecken seiner Umgebung. Sonst ist er gutmütig und gastfrei im höchsten Maße. Es gibt auch recht brave und wackere Burschen unter diesen mit vielen fremden Abenteurern durchmischten Steppenstämmen. Namentlich als Diener oder Offiziersbursche ist der Kosak wegen seiner Findigkeit, Anstelligkeit und geradezu hündischen Treue unübertrefflich. Seine ausgesprochene Vorliebe für Kinder macht ihn sogar zum „Kindermädchen" vorzüglich geeignet. Ich habe lächeln müssen, wenn ich in russischen Garnisonen diese kräftigen Kerle in ihrer kriegerischen Tracht Kinderwagen schieben und die kleinen Erdenbürger mit rührender Sorgfalt behüten und abwarten sah. Oft genug habe ich auf meinen Forschungsreisen im asiatischen Rußland die Gastfreundschaft der Kosakenposten in Anspruch nehmen müssen. Stets habe ich mich bei ihnen sehr wohl gefühlt, wenn wir bei der dampfenden Kohlsuppe oder der summenden Teemaschine saßen und sie dann ihre tiefempfundenen Lieder mit den weichen, einschmeichelnden Melodien sangen oder-gar ihre große Körpergewandtheit erfordernden Tänze in den schweren Juchtenstiefeln tanzten. *) Vaterländische Verlagsans.alt Wilhelm Köhler. Minden i W. Preis 1 M.

3. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 34

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
34 Hindenburg, der Befreier Ostpreußens. 5. Wie Hindenburg die Russen einkreiste. Die Russen waren immer noch in großer Übermacht. Hindenburg wußte, daß er sie nur vernichten könne, wenn er sie umstellte und einkreiste, so daß sie wie in einer Mausefalle saßen. Rasch wurden vom westlichen Kriegsschauplatz noch Truppen herbeigeschafft. Nach dreitägiger Bahnfahrt wurden sie ausgeladen und mußten sofort mit eingreifen. Als nun einzelne russische Abteilungen angegriffen wurden, stieß die gesamte Macht der Narewarmee von Süden vor. Das hatte Hindenburg bezweckt. Ohne daß sie es ahnte, rannte diese Armee ins Verderben. Hindenburg ließ die einzelnen Truppenabteilungen so marschieren, daß seine Armee endlich in einem großen Halbkreis stand, der sich immer mehr zum Kreise rundete. Allerdings stellte er ungeheure Anforderungen an die Marschfähigkeit der Truppen. Aber mit beispielloser Zähigkeit und Opferfreudigkeit leisteten es unsere braven Truppen. Oft mußten in einem Tage bis 60 Kilometer marschiert werden, in glühender Sonne, bei brennendem Durst und ohne Verpflegung; denn der Proviant konnte nicht so schnell nachkommen. Und am Schluß des Marsches wurden sie oft sofort in den Kampf geführt; aber nie versagten sie. In den offenen Kreis marschierten die Russen von Südosten her ein, ohne daß sie die Umstellung merkten. Denken wir uns einen Bogen ungefähr über Soldau, Gilgenburg, Hohenstein und Ortelsburg. So etwa standen die deutschen Abteilungen. Zwischen Gilgenburg und Hohenstein liegt das Dorf Tannenberg, wo Hindenburg während der Schlacht seinen Stand hatte. *■ Deutsche Flieger schwebten über den eigenen und den feindlichen Stellungen und meldeten dem Feldherrn endlich, daß die Einkreisung vollzogen sei. *) Skizze — flüchtiger Entwurf. Cs? #Hohenstein \ Tannenberg Ortelsbw ^ ^Gilgenburg\,+^ Moldau L>kizze *) von der Schlacht bei Tannenberg.

4. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 22

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
22 Srlebnifte eines Königlichen Försters des Kreises Wehlau in russischer Gesangenschast. schützen wollte. Im nächsten Dorfe sehe ich eine alte Frau eine frisch gegrabene Stelle nachscharren/ Sie erzählt, die Russen hätten fünf von der Musterung heimkehrende Leute erschossen, und sie suche, ob die ihrigen darunter wären." Am schlimmsten hausten die Russen, als sie zum zweiten Mal in Ostpreußen einbrachen. Tausende von wehrlosen Bewohnern wurden fortgeschleppt und niedergemacht. In vielen Dörfern waren alle Einwohner verschwunden. Nur hie und da fand man einen Kranken, der nicht mitgenommen werden konnte, oder Personen, die sich unter schweren Leiden und Entbehrungen im Walde versteckt hatten. Die Feder sträubt sich, all die Greueltaten der Russen aufzuzählen, all die entsetzlichen Mißhandlungen und Verstümmelungen von friedlichen Bewohnern Ostpreußens. Schon vor 150 Jahren hat Friedrich der Große im Siebenjährigen Kriege von den Russen gesagt: „Mit solchem Gesindel muß ich mich herumschlagen!" Wieviel mehr treffen die Worte des Alten Fritz auf den Weltkrieg zu, in dem das Verhalten der Russen in Ostpreußen viel unmenschlicher war als im Siebenjährigen Kriege. Noch nach tausend Jahren wird man in unserer lieben Heimat mit Schrecken an die Russengreuel denken. F. S. 16. Erlebnisse eines Königlichen Försters des Kreises Wehlau in russischer Gefangenschaft. Bei dem drohenden Anmarsch der Russen im August sandte ich meine Frau und Tochter nach Westpreußen und blieb allein auf meiner Försterei Drusken, Kreis Wehlau, da ich noch keinen Befehl zum Verlassen derselben erhalten hatte. Am 24. August hörte ich, daß die Russen bereits in Popelken, Kreis Labiau, wären. Einwohner von Nachbarorten kamen zu mir und fragten, was sie tun sollten. Ich riet ihnen, ruhig zu Hause zu bleiben; denn ein Fliehen hätte jetzt keinen Zweck mehr, da uns die Russen schon auf den Fersen wären. * Diese Einwohner folgten meinem Rate und sind mir noch heute dankbar; denn sie haben dadurch ihr Hab und Gut gerettet, während die verlassenen Gehöfte von den Russen verbrannt oder doch fürchterlich geplündert wurden. Am 25. August, morgens sieben Uhr, erschien die erste russische Ka-valleriepatrouille, bestehend aus einem Offizier und 20 Mann, auf meiner Försterei. Ein banges Gefühl überkam mich, als ich ihnen so ganz allein entgegentrat. Der Offizier ritt auf mich zu und grüßte, ich ebenfalls. In fließendem Deutsch fragte er mich nach dem Wege nach Ringlacken und Kukers. Die Karte hatte er in der Hand. Ich erwiderte ihm, er könnte über die Försterei Staticken oder längs der königlichen Forstgrenze reiten. Der Offizier dankte sehr höflich, verabschiedete sich und ritt mit seinen Leuten die Forstgrenze entlang. Nach ungefähr 20 Minuten fielen aus dieser Richtung mehrere Schüsse. Bald darauf jagte die feindliche Patrouille in rasendem Galopp zurück und

5. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 107

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Andere ostpreußische Städte und Dörfer nach der Vertreibung der Nuffen. 107 Abteilung — er sprach nur polnisch — verlangte zunächst Brot, was ich glücklicherweise verstand. Nachdem dieser Wunsch erfüllt war, deutete er an, daß er das Haus nach etwaigen versteckten deutschen Soldaten zu durchsuchen beauftragt sei. Während ich nun den Anführer nach den im oberen Stockwerk liegenden Zimmern führte, veranlaßten die vier zurückgebliebenen Soldaten meine Frau, die Tür zur „guten Stube" zu öffnen. Sie drangen sogleich ein, wahrscheinlich, um sich erwünschte Gegenstände anzueignen. Als sie aber einen auf der Spiegelkonsole liegenden afrikanischen Eberschädel mit seinen mächtigen Hauern erblickten, blieben sie entsetzt stehen und wichen mit dem Ausrufe „tot" in sichtlicher Angst zurück in den Flur. Mittlerweile war ich mit dem Führer von oben zurückgekehrt. Sie verabschiedeten sich alle nun in großer Eile, während der Anführer mir wiederholt den Arm mit dem Ausruf „guter Herr" streichelte. Wir waren gerettet und blieben auch von weiteren Besuchen durch die Russen verschont. — Glücklicherweise dauerte ihre Herrschaft in Memel nur einige Tage; denn unsere braven Truppen eilten schnell herbei und vertrieben sie aus der Stadt und Umgegend. Ja, sie verfolgten die Russen, welche auf ihrem „Raubzuge" gegen Memel arg gehaust hatten, bis tief in ihr Land hinein. F. Collasius. 2. Russische Kriegsführung. Was der Stadt Memel bei einem zweiten Einfall bevorstand, ersehen wir aus einem Armeebefehl, der einem russischen Bataillonsadjutanten abgenommen worden war. Es hieß in demselben unter anderm: „Die Stadt Memel ist von neuem zu besetzen und die ganze männliche Bevölkerung auszutreiben. Auf den Vormarschstraßen unserer Truppen ist ihr ganzes Hab und Gut zu beschlagnahmen. Auf Befehl des Höchstkommandierenden sind unverzüglich aus Memel aus den dortigen Werkstätten und Fabriken wegzuführen: Preßmaschinen mit Pumpen und Treibriemen, und zwar zur Erweiterung des Betriebes unserer Militärfabriken. Bei der Ausweisung der männlichen Bevölkerung aus der Stadt sind die Handwerker aller Berufsarten auszusondern und in den Hinterflügeln der Kasernen unter Bewachung unterzubringen." Wie die Russen des öfteren wenig ehrenhaft ihren Krieg führten, zeigt auch folgender Befehl eines Generalmajors: „Das bei den Gefangenen vorgefundene Geld ist an die Staatskasse abzuliefern." F. 67. Andere ostpreußische Städte und Dörfer nach der Vertreibung der Russen. Die emporblühende Stadt Goldap mit etwa 9500 Einwohnern und der Kreis Goldap mit der Rominter Heide werden vielen Bewohnern unserer Provinz bekannt sein, weilte doch in Friedenszeiten unser Kaiser alljährlich einige Wochen dort, um in der herrlichen und wildreichen Forst zur Erholung sich dem edlen Weidwerk zu widmen. Besonders in den letzten Jahren waren /

6. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 116

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
116 Kriegsschäden in Ostpreußen und Kriegshilfe. Noch nie ist in einem Kriege ein so ungeheurer Schaden angerichtet worden; derselbe beträgt einschließlich der Gebäudeschäden etwa 1,1/4 bis 11/2 Milliarden Mark. 2. Kriegshilfe. Es wurden in ganz Deutschland Sammlungen für die Flüchtlinge und Kriegsgeschädigten veranstaltet. Auch brachte der Preußische Staat schnell Hilfe, indem er ihnen gleich nach der Befreiung des Landes vom Feinde eine Vorentschädigung gewährte. Die Zahl derjenigen, die eine solche zu erhalten hatten, war bis zum 1. Mai 1916 auf 710 671 gestiegen. Im ganzen hat die Regierung bis dahin 482 758 565 Mark als Vorentschädigung ausgezahlt. Nachdem von militärischer Seite im April und Mai 1915 die Rückkehr der Flüchtlinge freigegeben wurde, war der Rückstrom derselben sehr stark. Er belief sich in den ersten Monaten auf mehr als 200 000 Personen. Am ganzen sind im Frühjahr 1915 von den 866 752 Flüchtlingen 724 680 zurückgekehrt, davon aus dem Regierungsbezirk Königsberg 181 500, aus Gumbinnen 267 680 und aus Allenstein 275 500. Die Einwohnerzahl Ostpreußens betrug vor dem Kriege 2 093166, im Frühjahr 1915 nach der Rückkehr der Flüchtlinge nur 1 803 979, war also um 289 187 zurückgegangen. Erfreulich war, daß nicht nur die große Mehrzahl der Grundbesitzer, sondern auch viele Arbeiter in die Heimat zurückkehrten. Doch waren nicht genügend Pferde vorhanden, um den Acker zu bestellen. Da hat die Landwirtschaftskammer geholfen. Pferde wurden aus Polen angekauft, Beutepferde eingestellt, etwa 5000 bayrische Zugochsen angekauft und Geschirre zur Verfügung gestellt. Mit Staatshilfe wurden 130 Kraft-pflüge angeschafft. Auch die Kriegsverwaltung überließ zwölf Motorpflüge. Die Landwirtschaftskammer stellte Saatgut und Düngemittel zur Verfügung. Die Bestellungsprämien bis 25 Mark für den Morgen in Höhe von zusammen etwa 19 Millionen Mark waren sehr wirksam. Im Frühjahr 1915 konnten daher 800 000 Morgen (oder 200 000 Hektar) bestellt werden. Nur 160 000 Morgen (oder 40 000 Hektar) sind unbestellt geblieben. Die Beihilfe des Preußischen Staates zur Beschaffung von Saatgetreide, Pferden, Zugochsen, Geschirren und Kraftpflügen betrug 29 599 000 Mark. Als Ostpreußen im Frühjahr 1915 nach Vertreibung der Russen wieder freigegeben wurde, brachte die Landwirtschaftskammer das inzwischen untergestellte Vieh und zahlreiches ans Rußland und dein Jnlande stammendes anderes Vieh in die Provinz, um eine Wiederaufnahme der Landwirtscbaft zu ermöglichen. Die Landwirtschaftskammer hat eingeführt in runden Zahlen: 50 000 Pferde, 43 000 Stück Rindvieh, 17 000 Schweine, 42 000 Scbafe, 1000 Ziegen, 33 000 Hühner und 5 000 Gänse, im ganzen 191 000 Strick Vieh. * Von allen Seiten sah man es als eine Ehrenpflicht an, Ostpreußen wieder herzustellen und es zu seiner alten Blüte zu bringen. Es wurden im deutschen

7. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 141

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Die Ltadt Libau. 63 Schulen und sogar eine deutsche Stadtverwaltung. Neben den Letten haben sich mit dem Wachsen des auswärtigen Handels Libaus eine Reihe anderer Völkerschaften in der Stadt niedergelassen, so besonders Russen, Polen, Juden und L:.auer, so daß man dort ähnlich wie in anderen großen Hafenstädten der Welt einem auffallenden Sprachengewirr begegnet, in das sich auch skandinavische (schwedische und norwegische) und englische Laute mischen. Libau ist aber auch eine sehr beliebte Seebadestadt mit trefflichen Badeeinrichtungen und einem schönen, am Meer gelegenen Kurhaus. Im Sommer begegnet man hier vielen deutsch-baltischen Familien, die Erholung suchen. Nun sind unsere Feldgrauen in Libau eingerückt und werden hoffentlich auch recht lange darin bleiben. Auf kurze Zeit waren schon einmal preußische Krieger in dieser kurländischen Seehandelsstadt einquartiert. Das war im Sommer des Jahres 1812, als Preußen dem Kaiser der Franzosen, Napoleon, bei seinem Kriege gegen.rußland Gefolgschaft leisten mußte. Das preußische Hilfskorps, das unter dem Befehl des Generals von ^orcf stand, bildete den linken Flügel der großen französischen Armee und hatte die Aufgabe, gegen Mitall lind Riga vorzurücken. Eine kleine Abteilung desselben marschierte von Memel aus über Polangen nach Libau. Ein Leutnant von den Füsilieren hat sich damals über diesen Zug nach Libau und weiter nach Mitau und bis zur Düna Aufzeichnungen in seinem Tagebuch gemacht, die viel Merkenswertes enthalten. Das Stadtbild Libaus hat sich seit den Tagen des ersten Preußen-Einzugs sehr verändert. Die niedrigen Holzhäuser sind meist durch größere Steinbauten verdrängt. Nahe der lutherischen Kirche ist jüngst der stattliche Neubau eines deutschen Theaters entstanden. Mehrere russische Kirchen, die mit ihren bunten zwiebelförmigen Kuppeln wenig zu dem deutsch-protestantischen Charakter der baltischen Hafenstadt passen, sind in den letzten Jahrzehnten, in denen die Russifizierung des Baltenlandes*) von der Regierung mit Hochdruck betrieben wurde, mit viel Kosten gebaut worden. *) Russifizierung des Baltenlandes (der Ostseeprovinzen). Rußland wandte lief) mit einer Reihe von harten Verwaltungsmaßregeln gegen die Lebenswurzeln des Deutschtums in den Ostseeprovinzen: die evangelisch-lutherische Kirche, die deutsche Schule und die deutsche Selbstverwaltung in Stadt und Land. So wurde n. a. die m|tische Unterrichtssprache und Gemeindeordnung eingeführt, dem deutschen Adel und den Geistlichen die Verwaltung der Volksschule genommen und in die Hände von russischen Beamten und Lehrern gelegt. Die deutsche Stadt Dorpat in Livland erhielt den Namen Iurjew, die dortige deutsche Universität wurde in eine russische Hochschule niedrigsten Ranges umgewandelt. Im Jahre 1890 waren in Dorpat unter 1812 Studierenden 1111 Deutsch: brüten, im Jahre 1904 kamen auf 1898 deren nur 498! — Das Russifizierungssystem führte zu einer Entfremdung zwischen Deutschen und Eingeborenen und zu einer Verhetzung und Verbildung der letzteren und war mit die Ursache zu der baltischen Revolution im jähre 1905, die lieh in erster Reihe gegen das Deutschtum wandte. Binnen drei Monaten gingen 243 deutsche Güter in Flammen auf, unsägliches Elend kam über das Land. — Nachdem die Revolution durch die Russen niedergeworfen worden war, gestattete der Aar den baltischen Deutsche«, beim Unterricht ihre Muttersprache zu gebrauchen. Nun

8. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 119

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Ostdeutsche Ansiedlerhilfe. Rußland rund 30000 landwirtschaftliche Arbeiter hereingeholt, die zwar nach der Erntearbeit wieder abgeschoben wurden, aber für unsern Feind die beste Gelegenheit boten, unsere Provinz nach jeder Richtung hin aufs genaueste kennen zu lernen — was ihm während des Krieges nur allzusehr zunutze gekommen ist. Daß wir durch Heranziehung russischer Gelegenheitsarbeiter uns auch späterhin noch dieser militärisch wie national gleich schweren Gefahr aussetzen dürfen, ist ausgeschlossen. Was unserer Provinz an Menschen fehlt, muß durch planmäßige innere Kolonisation mit Kleinsiedlungen ersetzt werden. Ostpreußen ist für bäuerliche Besiedlung geradezu geschaffen! Der ermländische Bauer ist dafür ein glänzender Beweis. Hier bietet sich Raum und Gelegenheit für die jüngeren Söhne aus den ländlichen Bezirken im Westen und Süden unseres Vaterlandes, auf eigener Scholle eigener Herr zu werden! Wie einst vor 600 Jahren durch die westfälischen und niederrheinischen Gaue, so muß jetzt durch das ganze Deutsche Reich, ja soweit die deutsche Zunge klingt, die Losung klingen: „Gen Oostland will'n wi ryden*)!" Aber auch Ansiedler aus Rußland werden sich melden und haben sich schon gemeldet. Viele Deutsche, fast sämtlich evangelische Familien aus dem bisherigen russischen Polen und aus anderen Gebieten wollen und können nicht mehr dort ihren Wohnsitz behalten. Sie strömen schon jetzt wöchentlich in mehreren Hunderten über die Grenze zurück. Es ist jetzt eine vaterländische bedeutsame Aufgabe, ein umfassendes Hilfswerk für Ansiedler in Ostpreußen zu errichten und, je nach der Entwickelung der Dinge, auf Ostdeutschland und etwaiges ostdeutsches Neuland auszudehnen. Zu diesem Zweck ist eine eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftung gegründet worden: „Ostdeutsche Ansiedlerhilfe." Was will diese Od.ah.? Sie will nicht selbst ansiedeln, aber sie will deutsche Ansiedler für die deutsche Ostmark gewinnen und deutschen Ansiedlern mit Rat und Tat zur Seite stehen, besonders ihnen beim Erwerb einer eigenen Scholle behilflich sein. . . . Deutsche Männer sollen für die Ostmark gewonnen werden, sollen dort als freie Männer auf eigener Scholle wohnen. Deutsche Häuser sollen dort erbaut werden als ein Wahrzeichen deutscher Art und deutscher Arbeit. Deutsche Frauen sollen dort walten als Schaffnerinnen des deutschen Heims und Hüterinnen des deutschen Herdes. Deutsche Familien sollen dort erwachsen als unerschöpfliche Quellen für deutsche Volksvermehrung und Wehrkraft. Deutsches Leben soll dort erblühen gerade auf dem Gebiete, das unsere Feinde mit Mord und Brand, mit Raub und Plünderung zerstören und vernichten wollten! *) 3n der Zeit zogen viele Ordensritter nach Preußen. Der Hochmeister des Deutschen Ritterordens, Siegfried v. Feuchtwangen, verlegte 1309 seinen Sitz von Venedig nach Marienburg.

9. Des Weltkriegs Ursprung und Verlauf - S. 16

1916 - Leipzig [u.a.] : Teubner
16 Tannenberg Die Schlacht bei Tannenberg (26.-29. August 1914). Die Lage bei hindenburgs Ankunft. Der Feldherr beschloß, die anrückenden Heere einzeln anzugreifen, und zwar zuerst das Narewheer. Zur Abwehr der lvilna-Krmee bestimmte hindenburg nur die unentbehrlichsten Truppen. Das Narewheer mochte rund eine Viertelmillion betragen; es hatte soeben die Südwestgrenze von Ostpreußen erreicht. Ihm konnte hindenburg, wenn er seine heeresteile alle beisammen hatte, nur 135000 Mann entgegenstellen. Und seine Hauptfrage kamen erst mit der Bahn von Gumbinnen und Insterburg; sie konnten erst nach und nach eintreffen und eingreifen. Aber gerade dieses allmähliche (Eingreifen der Kräfte wußte hindenburg für feinen Plan meisterhaft auszunutzen. hindenburgr Plan. Die schwachen deutschen Abwehrkräfte standen soeben an der Grenze im Kampfe gegen das anrückende Russenheer. Die Abwehrtruppen sollten langsam nach Nordwesten zurückweichen und den Feind in derselben Richtung nach sich ziehen, bis er das wald- und Seengebiet östlich von Tannenberg gerade im Rücken hatte. Xdar der Feind dorthin gelangt, dann sollten dieselben deutschen Truppen jedem weiteren Vordringen des Feindes unerschütterlich standhalten. Unterdessen war nämlich die Heeresaufstellung nach hindenburgs Plan fertig. Die beiden Flügel hatten die Aufgabe, die gegnerischen Flügel im entscheidenden Augenblick zu umfassen, zurückzuwerfen und dann hinter der feindlichen Stellung den Ring möglichst zu schließen. Die Durchführung. Das russische hauptheer war den deutschen Abwehrtruppen gefolgt. Am 26. August stand es gerade dort, wohin der deutsche Feldherr es haben wollte. Das deutsche Zentrum gebot plötzlich jedem weiteren Vordringen der Russen halt. Die Russen aber wollten die deutsche Stellung mit aller Gewalt durchbrechen. Am heftigsten tobte der Kampf am Abend des 27. August. Zum entscheidenden Stoße holten die Russen Verstärkung von ihren bei-denflügeln heran. Der Durchbruch gelang trotzdem nicht, und die Schwächung ihrer Flügel wurde den Russen vollends verderblich. Allenstein assen/i eivi >? ° © Orteisburg © / ohenstcin Tannenberg, o \Vaputz — Willenberg hn/px Wv Tannenberg. Usdau Stellung: 1. am 27.y 2. am 29./8. 14 Deutsche Russev sqsoldau (Nach Immanuel, Ein Jahr Krieg) Mlawao
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