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1. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 122

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
122 Kleine Bilder aus großer Zeit. Grütze oder Reis und 160 Kilo Pfeffer. Diese ungeheuren Mengen sollten von unserer Stadt biö Freitag früh um acht Uhr geliefert werden. Unter Drohungen, das Verlangte mit Gewalt einzutreiben, forderten die Russen, daß alles pünktlich abgeliefert werde. Da viele Geschäftsleute ihre Läden abgeschlossen hatten und geflüchtet waren, so mußte die Stadt die Läden, in denen sich Lebensrnittel befanden, gewaltsam öffnen lassen, um die verlangten Vorräte entnehmen 3u können. In der Nacht zum Freitag ist in Alleinstein in allen Bäckereien im Schnellbetrieb gebacken worden. Mehrere Bäcker waren am Sonntag oder Montag geflohen und hatten ihre Bäckereien geschlossen. Diese mußten deshalb auch gewaltsam geöffnet werden. Alle hiesigen Bäcker, viele Bürger, vor allem Frauen und Mädchen, stellten ihre Dienste zur Verfügung, und so wurden Unmengen Brot gebacken. Gleichzeitig liefen Frauen die ganze Nacht hindurch von Haus zu Haus, von Wohnung zu Wohnung und baten überall um Brot. Jeder gab, was er hatte. Der Oberbürgermeister Zülch hatte hier, wie überall, die Leitung persönlich übernommen. Ihm und dem Bürgermeister Schwarz gebührt das Verdienst, durch ihr kluges Verhalten, durch ihren unermüdlichen Eifer wesentlich dazu beigetragen zu haben, daß die vierundzwanzigstündige Russenherrschaft nicht noch unerfreulichere Folgen in Allenstein gehabt hat. Tatsächlich sind den Russen geliefert worden: 25 096 Kilo Brot, 3676 Kilo Zucker, 3110 Kilo Salz, 110 Kilo Tee, 4210 Kilo Reis und Grütze, 450 Kilo Erbsen, kein Pfeffer. Diese große Lieferung sollte von den Russen bar bezahlt werden. Bei dem schnellen Abzug derselben ist die Bezahlung unterblieben. Es wurde jedoch von den siegreichen deutschen Truppen eine russische Kriegskasse eingebracht, deren Inhalt sich auf 180 000 Rubel beziffern soll. Die Bezahlung für die Lieferung wird die Stadt also schon bekommen. Die Russen benahmen sich auch in der Nacht zum Freitag manierlich. Am Freitag früh hatten sie offenbar großen Hunger. In einigen Gastwirtschaften machten sich russische Soldaten über die Weinkeller und Speise- vorräte her. Es geschah das zweifellos gegen den Willen der Offiziere. Trotzdem wuchs die Beunruhigung der Bürgerschaft. Die russische Herrschaft in Allenstein sollte jedoch vor Anbruch der Nacht ihr Ende finden. Wie ein furchtbarer Traum liegen diese letzten Tage hinter uns. „Allenst. Ztg." 5. Aus der Russenzeit in Wehlau. Wie in manchen Städten, so hatten die Russen während der kurzen Zeit ihrer Herrschaft auch in Wehlau einen besonderen Bürgermeister ernannt. Es war das der Buchdruckereibesitzer Scheffler. Der russische Bürgermeister mußte nachstehende Bekanntmachung erlassen: „Wer sn der Stadt Wehlau stiehlt oder plündert, wird sofort mit dem Tode des Erhängens bestraft. Waffen aller Art sind sofort auf dem Bürger-

2. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 84

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
84 Unsere Jugend im Weltkrieg. 2. Wie wäre das, wenn ich ihn bäte, daß er mir einen Russen schickt? Das tut er nicht. Und wenn er's täte, so wär' der Fall erst recht verzwickt. Vielleicht geht's so: ich werd' ihm melden, daß ich ihn für unsterblich halt'? Ich glaube bloß, das läßt den Helden Gewissermaßen etwas kalt. 3. Bei uns gibt's morgen Apfeltorte — wie wär's, wenn man ihm hiervon spricht? Doch nein, ihn kränken diese Worte; denn so was Feines kriegt er nicht. Ob ich vom Wetter schreib', dem trüben, und daß der Winter Schnee gestreut? Das hat man ihm wohl schon geschrieben; ich glaub' auch kaum, daß ihn das freut. 4. So forsche weiter ich begierig, womit ich ihn erfreuen kann. Ach Gott, was ist das Schreiben schwierig an einen solchen großen Mann! Ich blick' hinaus ins Flockentreiben. — Hurra! Getroffen ist die Wahl: Ich werd' ihm einfach gar nichts schreiben, da freut er sich ganz kolossal." Gustav Hochstetter, „Hoch die Herzen."*) 6. Es war einmal... (Märchen aus dem 3. Jahr des Weltkrieges.) Es war einmal ein Land, darinnen Milch und Honig floß. Ihr kennt doch alle dieses Märchen. Nun gab es aber auch in Wirklichkeit so ein Land. Da mußten sich die Leute jeden Morgen durch hohe Semmelberge durchessen, und damit die Semmeln in den Magen rutschten, mußten sie fingerdick mit Butter und Honig gestrichen werden. Dazu mußten die Leute große Gläser voll Milch oder Tassen voll süßen Kaffees trinken, weil's eben halt da war. Wenn die Kinder zur Schule gingen, mußten sie dann noch dickbelegte Brote mitnehmen. Da sie aber meist noch vom Morgen satt waren, warfen viele die Brote auf den Schulhof oder auf die Straße. Die aber, die ihr Schinkenbrot verzehrt hatten, konnten zu Mittag die dicken Linsen oder das fette Schweinefleisch durchaus nicht essen. So kam es, daß die Mutter recht oft beim Essen schalt oder die Teller noch halbgefüllt abgeräumt wurden. Ja, ja! Die Butterbrötchen oder gar *) Verlag Concordia. Berlin. Geb. 2 M.

3. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 86

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
86 Liebesarbeit des Noten Kreuzes auf dem Produktenbahnhof in Königsberg. 20. August 1914 eröffnet wurde, dient den Hilfs-, Lazarett- und Krankenzügen, die hier einlaufen, Schwerkranke ausladen und dann weiterfahren. In der geräumigen Küche stehen vier große Kessel bereit, deren jeder 640 Liter faßt. Die Hälfte eines daneben stehenden Schuppens ist zu einem Proviantraum hergerichtet. Sämtliche Kochgeschirre, Schälchen, Löffel, Eimer, Kannen usw. tragen das anheimelnde Zeichen des Roten Kreuzes. Telephon ist vorhanden, elektrisches Licht überall eingeführt. Ein vollständig eingerichteter Verbandraum fehlt ebensowenig wie eine reich gefüllte Speisekammer und ein Speiseraum für Offiziere und Mannschaften. Auch warme Getränke werden dort verabfolgt. Zwanzig offene kleine Aelte sind den Bahnsteig entlang — etwa 500 Meter — aufgestellt, die besonders im Sommer und Herbst als Speiseraum viel benutzt werden. Durch Beihilfe des Vaterländischen Frauenvereins und des Provinzialvereins vom Roten Kreuz ist es ermöglicht worden, den Verwundeten stets eine kräftige Gemüse-, Erbsen- oder Reissuppe mit Fleisch, sowie Kaffee mit belegtem Brot zu verabreichen. Siebzig Damen teilen sich opferwillig in die fünf Arbeitsschichten, die unter Oberleitung von Frau Professor Samter eingerichtet sind. Vorbereitung und Verlauf einer solchen Bespeisung schildert uns die Leiterin wie folgt: Nehmen wir an, um zwölf Uhr mittags trifft die Meldung ein, daß um fünf Uhr nachmittags ein Zug mit 400 Verwundeten anlangen wird. Nun erhält der Kutscher des städtischen Fuhramts telephonisch die Nachricht, sofort 130 Pfund Rindfleisch und für 30 Mark Brot herauszubringen; alles übrige ist vorhanden. Zwei Aushilfsfrauen, sowie vier bis sechs Mitglieder von „Jungdeutschland" werden zur genannten Stunde bestellt. In einem Kessel wird Wasser gekocht, um das bald ankommende Rindfleisch aufzunehmen, in einen: zweiten Kessel Reis aufgesetzt. Das gar gekochte Fleisch wird in kleine Würfel zerschnitten. Andere Damen haben das Brot zur Suppe vorbereitet und in etwa 14 Körbe verteilt, wieder andere haben Körbchen mit Liebesgaben zurechtgemacht. Schälchen und Löffel sind inzwischen in Massen in den Mannschaftsraum und die Baracke hineingetragen, desgleichen Becher zum vielbegehrten Kaffee. Wenn nun der Aug einläuft, eilen die Damen, Sanitäter und „Jungdeutschland" mit den Brotkörben und Suppeneimern in die Baracke und Mannschaftshalle, und die Verteilung beginnt. Einige Damen eilen in den Zug und nehmen sich der dort liegenden Schwerverwundeten an, die, etwa weil sie Beinschüsse erhielten, den Waggon nicht verlassen können. Auch im Verbandraum herrscht rege Tätigkeit; unter Aufsicht des leitenden Arztes, Stabarzt Dr. Pollnow, werden von den Helferinnen Verbände angelegt oder erneuert, Arzeneimittel verabreicht, warme Unterwäsche, Taschentücher, Handtücher und kleine Kissen verteilt, dank der Freigebigkeit zahlreicher Vereine und Einzelpersonen. Liebesgaben werden verschenkt, Pakete zur Beförderung angenommen, Feldpostkarten eingesammelt usw. Stimmungsvolle Weihnachtsfeiern, bei denen große Pakete, Dauerwürste und dergleichen zur Verteilung gelangten, fanden mehrfach statt, zur Freude

4. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 121

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Kleine Bilder aus großer Zeit. 121 ba an den gewaltigen Vorräten des täglichen Brotes vergangen. Sie übergössen es mit Massen von Petroleum! Aber sie haben nicht mit dem gerechten Zorn unseres Hindenburg gerechnet, der den Frevel an ihrem eigenen Leibe strafte. Auf die Meldung von der Roheit der Russen erfolgte der Befehl: „Uber den Geschmack streiten wir nicht mit den Russen. Dieses Brot ist zur Ernährung der russischen Gefangenen zu verwenden, solange der Vorrat reicht." Und sie sind froh gewesen, als sie es bekamen; es hat ihnen auch nicht geschadet. Aber ob sie es nicht doch lieber ohne diese russische Würze verzehrt hätten? Gustav Schlipköter, „Fürs teure Vaterland." Verlag Friedr. Burchard. Clberfeld-Sonnborn. 3. Kunstvolle Artilleriestellungen, Unterstände und Blockhäuser der Russen in Ostpreußen. Die Russen stehen seit alter Zeit in dem Rufe, sich auf die Verteidigung gut einrichten zu können. Das hat sich auch im Weltkriege wieder gezeigt. So hatte Rennenkampf anfangs September 1914 in neun Tagen kunstvolle Artilleriestellungen bei Gerdauen bauen lassen. Außerdem waren starke Bäume über die Straßen gelegt, welche die deutschen Truppen bei ihrem Anmarsch benutzen mußten. Man hatte sogar jeden Ast und jedes Ästchen sauber angespitzt, nicht nur die Schützengräben überdacht, sondern auch die Laufgräben, die zu ihnen hinführten. Leider waren zum Bau solcher Stellungen die prächtigen alten Eschenalleen von Gerdauen nach Nordenburg auf eine Strecke von mehreren Kilometern umgehauen worden. Auch beim Winterfeldzuge fanden unsere Truppen in den Wäldern Ostpreußens großartig eingerichtete russische Unterstände, von denen ein Kriegsfreiwilliger folgendes erzählte: „Die Russen hatten sich im Walde tadellos verschanzt. Unterstände sind dort gebaut worden, die müßte man gesehen haben. Die richtigen Tanzsäle waren es unter der Erde, Höhlendörfer, ausgestattet mit feinen Möbeln, die aus den Gutshäusern stammten, mit Ofen versehen und mit Leinwand die Wände bespannt. Wären wir im Besitze solcher Stellungen gewesen, hätten wir sie nicht so schnell freigegeben." Meisterhaft hatten es die Russen sodann verstanden, starke Blockhäuser zu bauen, in denen sie ihre Maschinengewehre aufstellten. Sie waren aus mächtigen Baumstämmen hergestellt und hatten doppelte Wände, deren Zwischenräume mit Erde ausgefüllt waren. Das Dach bestand aus zwei bis drei Lagen von Baumstämmen, zwischen welchen sich ebenfalls Erdschichten befanden. Gegen manche solcher Blockhäuser, die besonders in Polen und Rußland von bedeutender Stärke sind, vermag unsere leichte Artillerie kaum etwas auszurichten. S. 4. Unfreiwillige Kriegslieferungen in Allenstein. Als die Russen am Donnerstag den 27. August 1914 in Allenstein eingerückt waren, verlangten sie ungeheure Lieferungen, nämlich 120 000 Kilo Brot, 6000 Kilo Zucker, 5000 Kilo Salz, 3000 Kilo Tee, 15000 Kilo Smillus, Unser Ostpreußen. I. 9

5. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 77

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Die tapferen Frauen von Rastenbnrg. 77 stürzte auch ein russischer Offizier in die Gaststube hinein, warf seinen Säbel und Revolver von sich und gab sich gefangen. Auch er vermutete, daß er gleich erstochen werden würde. Solche falsche Tatsachen hatte die russische Heeresverwaltung über unsere Soldaten verbreitet. Nach „Kbg. Allg. Ztg." 50. Die tapferen Frauen von Rastenburg. Rudolf von Koschützki. Auf dem langen Wege zum Schlachtfelde war in Rastenburg eine Frühstückspause. Die Wagen fuhren an eine windstille Ecke des' Marktplatzes; denn vorn am Gasthause rasselten die Munitionskolonnen und sausten die Autos in einer ewig wirbelnden Staubwolke vorüber. Im Gasthause gab es so gut wie nichts; Fleisch, Wurst, Eier, Butter — alles ausgegangen. „Eine Tasse Tee, Kaffee oder ein Glas Bier!" — „Nicht zu haben." Der Wirt ist in Berlin, ein Lehrling und der Hausknecht führen die Wirtschaft. Der Fleischer hat weder Speck noch Wurst, die Molkerei ist geschlossen, ein Drogist hat alte Butter in einem Faß — nur zum Kochen. Eier, Obst — nichts ist aufzutreiben. Da lese ich auf einem Schilde gegenüber „Hausfrauenverein," und sogleich fällt mir allerlei Gutes ein, das ich von den ostpreußischen Hausfrauen-vereinen gehört habe. Frau Böhm aus Lamgarben hat sie ins Leben gerufen: Lamgarben liegt in Schutt und Asche. Laß sehen, ob der Geist tapferer Selbsthilfe, der von dort ausging, noch am Leben ist! Ich trete in den hellen Laden, sehe zahlreiche Käufer, die von helläugigen Frauen rasch bedient werden, so daß ich nicht lange zu warten brauche. „Gibt's Eier?" „Ja!" - „Frische Tafelbutter?" „Ja!"—„Obst?" „Von allen Sorten, Honigbirnen und Hasenköpfe bester Sorte." Aber mehr. Es ist sauber und ordentlich im Laden, der einzige Raum, in dem Sauberkeit und Ordnung vom Kriege nicht gestört wurden. Tausende von Soldaten sind durchgekommen und mit Lebensmitteln versehen worden. Die Russen haben hier im Quartier gelegen, die Läden wurden 'geschlossen, ihre Besitzer flohen — der Hausfrauenverein hat seine Tür offen gelassen, hat Lebensmittel herangeschafft, daß der Feind satt wurde und nicht zur Verwüstung schritt. Die Bäckergesellen standen im Felde; so haben die Dienstmädchen, deren Herrschaften die Stadt verlassen hatten, sich den Bäckermeistern zur Verfügung gestellt und Brot gebacken. Wenn Rastenburg heute keine Trümmerstätte ist, so haben seine tapferen Frauen, die ausgehalten und in aller Gefahr ihre Pflicht getan haben, nicht das kleinste Verdienst daran. Viel, viel liegt in Trümmern im herrlichen Ostpreußen. Ich habe den halben Horizont brennen sehen. Was mich dabei getröstet hat neben dem prachtvollen Vorgehen unserer Truppen, das waren bei Gott die tapferen Frauen von Rastenburg.

6. Der Weltkrieg bis April 1916 - S. 30

1916 - Düsseldorf : Schwann
— 30 — Wehrlos fielen auch unsere Besitzungen in der S u d s e e meist den schlitzäugigen „Söhnen der aufgehenden Sonne" anheim. Togo und die Küsten der übrigen afrikanischen Kolonien wurden von den Engländern besetzt. Landeinwärts fanden diese jedoch überall erfolgreichen Widerstand durch unsere Schutztruppen; bei Tanga in Deutfch-Ostafrika erlitten sie sogar im November 1914 eine vernichtende Niederlage. Im Frühjahr 1916 schoben die Engländer Burenkräfte von Süden her zum Angriff auf diese wertvollste Kolonie vor. Im Kilimandscharogebiete kam es bereits zu erbitterten Kämpfen. Aber noch hält bis zur Stunde die Besatzung stand. Auch gegen Süd Westafrika sandte England die Buren des Kaplandes. Der deutsche Befehlshaber Franke behauptete sich monatelang gegen die Übermacht. Erst als kein Brot für die Truppen, kein Futter für die Tiere mehr vorhanden war, ergab er sich Ende 1915 unter ehrenvollen Bedingungen. Im Innern von Kamerun leisteten Schutztruppe und Ansiedler ebenfalls Widerstand bis zum äußersten: als die Munition ausging, trat der Gouverneur mit den Hauptkräften im Februar 1916 auf das benachbarte spanische Gebiet über; der Rest mußte sich am 18. auf dem Moraberge ergeben. Das letzte Wort über unsere Kolonien gehört übrigens der Zukunft an: auf den Schlachtfeldern Europas, nicht über See wird ihr Schicksal entschieden. Fünftes Kapitel. Der wirtschaftliche Krieg. 31. Die „Aushungerung". Wie die Engländer ihr Kriegsziel, die Niederringung Deutschlands, zu erreichen gedachten, war nicht mehr zu verkennen: gegen alles Völkerrecht wollten sie uns die gesamte Lebensmittelzufuhr zur See sperren und auf diese Weise das ganze deutsche Volk, Männer, Frauen und Kinder, aushungern. „Wir wollen", so verkündete höhnisch der Minister Churchill im Parlamente, „sie (die Deutschen) mit einem Stahlringe umgeben und knebeln, bis der Hunger das Herz erreicht und sie auf ihre Knie zwingt." Kein frevelhafteres Beginnen kennt die Geschichte der Völker als bieses. Rechtzeitig traf aber Deutfchlanb seit Anfang 1915 seine wirtschaftlichen Maßnahmen, um die völkische Ernährung zu sichern; die Mehl- und Getreibevorräte würden am 1. Februar behufs Beschränkung des Verbrauchs größtenteils beschlagnahmt, die Herstellung von Kriegsbrot durch Zusatz von Kartoffelmehl angeorbnet

7. Der Weltkrieg bis April 1916 - S. 31

1916 - Düsseldorf : Schwann
— 31 — und das Haushalten mit allen Vorräten planmäßig geregelt. Ein täglicher Anteil von 200 Gramm Mehl —250 Gramm Brot wurde für den Kopf der Bevölkerung als ausreichend erkannt, und die Städte überwachen den Verbrauch hiernach durch Ausgabe von Brotkarten oder -marken. Auch Butterkarten find vielerorts eingeführt. „Fleischlose Tage" beschränken den Fleifchverzehr. Auf Verfütterung von Brotgetreide an das Vieh steht hohe Strafe. Zahlreiche Ausschüsse und Verordnungen, z. B. über die wichtige Kartoffelverforgung, sichern die Volksernährung im einzelnen. 32. Die Rohstoffsperre. Wie einst Napoleon durch die Fest-landsfperre Handel und Industrie Englands zu vernichten suchte, so sollte jetzt nach Englands Willen durch Absperrung der See das Handels- und Jndustrieleben Deutschlands erdrosselt werden. Aber auch diesen Plan wußte eine musterhafte Organifationskraft, der Ruhm des deutschen Geistes, zu vereiteln. Die für die Industrie, besonders den Kriegsbedarf, notwendigen Rohstoffe, z. B. Kupfer, wurden beschlagnahmt, und die Verwendung der vorhandenen Vorräte durch die Regierung genau geregelt. Nickelmünzen wurden ersetzt durch Eifengeld. Der erfinderische Sinn verfiel weiterhin auf manchen wertvollen Ersatzstoff: statt der Baumwolle nahm man zur Pulvererzeugung den Zellstoff des Holzes, aus der Luft gewann man Stickstoff zur Bereitung von Salpeter, auf chemischem Wege Eifenmangan für die Stahlbereitung, und Jute spann man aus Papier. Auch für Kampfer, Terpentinöl und andere Erzeugnisse bot die chemische Wissenschaft Ersatz. In Krieg und Frieden werden uns diese Erfindungen des deutschen Geistes fortan von größtem Nutzen bleiben. Um das Geld für die Kriegführung auszubringen, drängten sich alle Kreise der Bevölkerung zur Zeichnung von Kriegsanleihen heran, und die bisherigen vier Anleihen erbrachten den ungeheuren Gesamtertrag von über 36 Milliarben. Zur Stärkung des Goldbe-stanbes der Reichsbank, die % des Papiergelbes durch Golb zu decken hat, trugen die weitesten Kreise Gold, bisher l1/5 Milliarden, zum Eintausch in die öffentlichen Kaffen. Ein nicht geringes Verdienst erwarben sich hierbei durch ihre Sammel- und Werbetätigkeit die Schulen. Staunen über diese wirtschaftliche Kraft ergriff das Ausland. Die Wut der Engländer aber ging so weit, daß sie auch den Handel der neutralen Staaten mit Deutschland lähmten; sie entrissen neutralen Schiffen selbst die deutschen Postsäcke und versenkten diese ins Meer.

8. Wie es zum Weltkrieg kam - S. 4

1915 - Leipzig [u.a.] : Teubner
(Europa bis 1870 Dieser Krieg, der erste Weltkrieg der Geschichte, muß der Deutsche Krieg genannt werden. Denn er bringt uns voraussichtlich durch engeren Bund mit Österreich-Ungarn den Teil des deutschen Volkes zurück, mit dessen verzicht mir 1866 und 1870/71 die deutsche Einheit erkauften. (Er ist so der letzte der deutschen (Einheitskriege (1813, 1866, 1870/71). Außerdem verdient er den Hamen Deutscher Krieg, tveil das Ziel unserer Feinde die Surückdrängung und Unterdrückung -des Deutschtums auf der ganzen Erde ist. I. Vorgeschichte. Europa bis *870. 3m Laufe der Jahrtausende wurden die indogermanischen Völker als Herrenvölker die Träger der Weltgeschichte. Ihrem Einfluß mußten sich die übrigen Rassen mehr oder weniger unterwerfen. 3m Altertum herrschte indoeuropäische Kultur durch Perser, Griechen und Römer über die bekannte (Erbe, in mittelalter und Neuzeit durch romanische (genauer: keltisch=romanisch= germanische) und germanische Völker, weniger durch slawische. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts hatten die romanischen Völker Aussicht auf die Herrscherrolle, aber als im Siebenjährigen Krieg (1756—63, pariser Friede 1763) Nordamerika (Kanada !) angelsächsisch wurde, stieg der Einfluß der Angelsachsen bald in der ganzen Welt. „Die Welt wurde reißend englisch." Zwar riß sich der beste Teil Nordamerikas vom englischen mutterlanbe los: es entstanden 1776 die vereinigten Staaten von Nordamerika, aber ihre Kultur (Sprache!) blieb doch überwiegend angelsächsisch. Zudem entschädigte sich England durch Begründung des Kolonialreiches in Australien nach doofes Weltreisen (Sidney 1788) und noch mehr durch den entscheidenden Sieg über Frankreich im Kampfe um Vorderindien 1763 und 1799 (engl, ostindische Kompanie). Da ging von Frankreich die große Revolution aus und gab diesem Lande noch einmal gewaltige Wirkung nach außen. Aber nach Napoleons Sturz hatte (England keinen ebenbürtigen Nebenbuhler mehr in der kulturellen Bearbeitung der Erde. (England baute nun ein Weltreich aus, mit einer Kühnheit, einem (Erfolg, daß wir diese Leistung nur mit dem stolzen Bau des Römerreiches vergleichen können, wie im Altertum Rom das mittel-meer zu einem römischen Binnensee machte, so verwandelte England im Zeitalter des Dampfes die weiten Ozeane in englische Binnenseen. Der Indische Ozean wurde fast ganz ein englisches meer. Überwiegend englischer Besitz sind die ostafrikanischen Länder vom „Kap

9. Wie es zum Weltkrieg kam - S. 5

1915 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Der Ausstieg Englands 5 bis Kairo". Englische Interessen herrschen von „Kairo bis Kalkutta" (Ägypten—arabien—mesopotamien,—Indien). Und im Süd-osten bildet Australien den Abschluß dieses gewaltigen Herrschaftsgebietes. Der Atlantische Dzean, ursprünglich Englands Hauptmeer, zeigt auch nach der Loslösung der vereinigten Staaten immer noch gewaltige Reste der britischen Herrschaft. Am (Dstufer liegen von Horden nach Süden England, der englische Vasallenstaat Portugal, die westafrikanischen Kolonien (Nigeria),' am westufer vervollständigen einige Inseln Westindiens und Britisch-Nordamerika den englischen Kreis. (Ein Blick auf die Karte lehrt deutlich, daß der Knotenpunkt des britischen Weltreiches in Ägypten liegt. Der Suez kan al verbindet England mit Dftafrika und Indien. mit Ägyptens Besitz steht und fällt demnach Englands macht. England beherrschte dieses Weltreich und alle Verbindungswege mit Hilfe seiner überlegenen Flotte. Cs ist britischer Glaubenssatz, daß neben der britischen keine ebenbürtige die ttleere befahren dürfe. Das heißt mit anderen Worten: England beansprucht die Herrschaft über das freie Weltmeer und will sie mit niemand teilen. Das stets mit unfehlbarem Erfolg angewandte mittel zur Aufrechterhaltung der Oberherrschaft war Verbindung Englands mit schwächeren mächten des Festlandes, um die jeweilig stärkste niederzuwerfen. Dies nannte England Erhaltung des europäischen Gleichgewichts. — wir können diese Politik leicht verfolgen. Als zur Seit Ludwigs Xiv. Frankreich die stärkste festländische macht war, brachte Wilhelm von ©r anien dagegen die „Große Allianz" zusammen. (1701, im Spanischen (Erbfolgekriege.) Ähnlich war der englische minister William Pitt der Führet der „Koalitionen" gegen Napoleon I. Und als um die mitte des 19. Jahrhunderts Rußland am Balkan und in Asien (Englands Weltgegner wurde, war des Briten Werk der „Krieg der Westmächte" gegen Rußland. (Krimkrieg, 1854—1856.) Noch vor wenigen Jahren hätte (England gern den russischen Nebenbuhler durch uns bekriegen lassen, da wuchs dies einst so bequeme Deutschland auf einmal mit fast übernatürlicher Schnelligkeit empor zur ersten Festlandsmacht und veränderte zwar nicht den Grundsatz englischer Politik, gab ihr aber ein neues Siel. Die „Kulturarbeit" (Englands war freilich nichts als eine zwar geschickte, doch für die Dauer die eigene Herrschaft untergrabende Ausbeutungspolitik. Die (Engländer haben sich als ein zwar ungemein erfolgreiches, nicht aber als ein im edlen Sinne großes, weitausfchauendes Kolonialvolk erwiesen. Ausgabe eines solchen muß es sein, den Vorteil des mutterlandes mit dem der Kolonien zu vereinigen und so dessen (Erhaltung für die Zukunft beiden als erstrebenswertes Ziel hinzustellen,
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