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1. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 122

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
122 Kleine Bilder aus großer Zeit. Grütze oder Reis und 160 Kilo Pfeffer. Diese ungeheuren Mengen sollten von unserer Stadt biö Freitag früh um acht Uhr geliefert werden. Unter Drohungen, das Verlangte mit Gewalt einzutreiben, forderten die Russen, daß alles pünktlich abgeliefert werde. Da viele Geschäftsleute ihre Läden abgeschlossen hatten und geflüchtet waren, so mußte die Stadt die Läden, in denen sich Lebensrnittel befanden, gewaltsam öffnen lassen, um die verlangten Vorräte entnehmen 3u können. In der Nacht zum Freitag ist in Alleinstein in allen Bäckereien im Schnellbetrieb gebacken worden. Mehrere Bäcker waren am Sonntag oder Montag geflohen und hatten ihre Bäckereien geschlossen. Diese mußten deshalb auch gewaltsam geöffnet werden. Alle hiesigen Bäcker, viele Bürger, vor allem Frauen und Mädchen, stellten ihre Dienste zur Verfügung, und so wurden Unmengen Brot gebacken. Gleichzeitig liefen Frauen die ganze Nacht hindurch von Haus zu Haus, von Wohnung zu Wohnung und baten überall um Brot. Jeder gab, was er hatte. Der Oberbürgermeister Zülch hatte hier, wie überall, die Leitung persönlich übernommen. Ihm und dem Bürgermeister Schwarz gebührt das Verdienst, durch ihr kluges Verhalten, durch ihren unermüdlichen Eifer wesentlich dazu beigetragen zu haben, daß die vierundzwanzigstündige Russenherrschaft nicht noch unerfreulichere Folgen in Allenstein gehabt hat. Tatsächlich sind den Russen geliefert worden: 25 096 Kilo Brot, 3676 Kilo Zucker, 3110 Kilo Salz, 110 Kilo Tee, 4210 Kilo Reis und Grütze, 450 Kilo Erbsen, kein Pfeffer. Diese große Lieferung sollte von den Russen bar bezahlt werden. Bei dem schnellen Abzug derselben ist die Bezahlung unterblieben. Es wurde jedoch von den siegreichen deutschen Truppen eine russische Kriegskasse eingebracht, deren Inhalt sich auf 180 000 Rubel beziffern soll. Die Bezahlung für die Lieferung wird die Stadt also schon bekommen. Die Russen benahmen sich auch in der Nacht zum Freitag manierlich. Am Freitag früh hatten sie offenbar großen Hunger. In einigen Gastwirtschaften machten sich russische Soldaten über die Weinkeller und Speise- vorräte her. Es geschah das zweifellos gegen den Willen der Offiziere. Trotzdem wuchs die Beunruhigung der Bürgerschaft. Die russische Herrschaft in Allenstein sollte jedoch vor Anbruch der Nacht ihr Ende finden. Wie ein furchtbarer Traum liegen diese letzten Tage hinter uns. „Allenst. Ztg." 5. Aus der Russenzeit in Wehlau. Wie in manchen Städten, so hatten die Russen während der kurzen Zeit ihrer Herrschaft auch in Wehlau einen besonderen Bürgermeister ernannt. Es war das der Buchdruckereibesitzer Scheffler. Der russische Bürgermeister mußte nachstehende Bekanntmachung erlassen: „Wer sn der Stadt Wehlau stiehlt oder plündert, wird sofort mit dem Tode des Erhängens bestraft. Waffen aller Art sind sofort auf dem Bürger-

2. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 84

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
84 Unsere Jugend im Weltkrieg. 2. Wie wäre das, wenn ich ihn bäte, daß er mir einen Russen schickt? Das tut er nicht. Und wenn er's täte, so wär' der Fall erst recht verzwickt. Vielleicht geht's so: ich werd' ihm melden, daß ich ihn für unsterblich halt'? Ich glaube bloß, das läßt den Helden Gewissermaßen etwas kalt. 3. Bei uns gibt's morgen Apfeltorte — wie wär's, wenn man ihm hiervon spricht? Doch nein, ihn kränken diese Worte; denn so was Feines kriegt er nicht. Ob ich vom Wetter schreib', dem trüben, und daß der Winter Schnee gestreut? Das hat man ihm wohl schon geschrieben; ich glaub' auch kaum, daß ihn das freut. 4. So forsche weiter ich begierig, womit ich ihn erfreuen kann. Ach Gott, was ist das Schreiben schwierig an einen solchen großen Mann! Ich blick' hinaus ins Flockentreiben. — Hurra! Getroffen ist die Wahl: Ich werd' ihm einfach gar nichts schreiben, da freut er sich ganz kolossal." Gustav Hochstetter, „Hoch die Herzen."*) 6. Es war einmal... (Märchen aus dem 3. Jahr des Weltkrieges.) Es war einmal ein Land, darinnen Milch und Honig floß. Ihr kennt doch alle dieses Märchen. Nun gab es aber auch in Wirklichkeit so ein Land. Da mußten sich die Leute jeden Morgen durch hohe Semmelberge durchessen, und damit die Semmeln in den Magen rutschten, mußten sie fingerdick mit Butter und Honig gestrichen werden. Dazu mußten die Leute große Gläser voll Milch oder Tassen voll süßen Kaffees trinken, weil's eben halt da war. Wenn die Kinder zur Schule gingen, mußten sie dann noch dickbelegte Brote mitnehmen. Da sie aber meist noch vom Morgen satt waren, warfen viele die Brote auf den Schulhof oder auf die Straße. Die aber, die ihr Schinkenbrot verzehrt hatten, konnten zu Mittag die dicken Linsen oder das fette Schweinefleisch durchaus nicht essen. So kam es, daß die Mutter recht oft beim Essen schalt oder die Teller noch halbgefüllt abgeräumt wurden. Ja, ja! Die Butterbrötchen oder gar *) Verlag Concordia. Berlin. Geb. 2 M.

3. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 86

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
86 Liebesarbeit des Noten Kreuzes auf dem Produktenbahnhof in Königsberg. 20. August 1914 eröffnet wurde, dient den Hilfs-, Lazarett- und Krankenzügen, die hier einlaufen, Schwerkranke ausladen und dann weiterfahren. In der geräumigen Küche stehen vier große Kessel bereit, deren jeder 640 Liter faßt. Die Hälfte eines daneben stehenden Schuppens ist zu einem Proviantraum hergerichtet. Sämtliche Kochgeschirre, Schälchen, Löffel, Eimer, Kannen usw. tragen das anheimelnde Zeichen des Roten Kreuzes. Telephon ist vorhanden, elektrisches Licht überall eingeführt. Ein vollständig eingerichteter Verbandraum fehlt ebensowenig wie eine reich gefüllte Speisekammer und ein Speiseraum für Offiziere und Mannschaften. Auch warme Getränke werden dort verabfolgt. Zwanzig offene kleine Aelte sind den Bahnsteig entlang — etwa 500 Meter — aufgestellt, die besonders im Sommer und Herbst als Speiseraum viel benutzt werden. Durch Beihilfe des Vaterländischen Frauenvereins und des Provinzialvereins vom Roten Kreuz ist es ermöglicht worden, den Verwundeten stets eine kräftige Gemüse-, Erbsen- oder Reissuppe mit Fleisch, sowie Kaffee mit belegtem Brot zu verabreichen. Siebzig Damen teilen sich opferwillig in die fünf Arbeitsschichten, die unter Oberleitung von Frau Professor Samter eingerichtet sind. Vorbereitung und Verlauf einer solchen Bespeisung schildert uns die Leiterin wie folgt: Nehmen wir an, um zwölf Uhr mittags trifft die Meldung ein, daß um fünf Uhr nachmittags ein Zug mit 400 Verwundeten anlangen wird. Nun erhält der Kutscher des städtischen Fuhramts telephonisch die Nachricht, sofort 130 Pfund Rindfleisch und für 30 Mark Brot herauszubringen; alles übrige ist vorhanden. Zwei Aushilfsfrauen, sowie vier bis sechs Mitglieder von „Jungdeutschland" werden zur genannten Stunde bestellt. In einem Kessel wird Wasser gekocht, um das bald ankommende Rindfleisch aufzunehmen, in einen: zweiten Kessel Reis aufgesetzt. Das gar gekochte Fleisch wird in kleine Würfel zerschnitten. Andere Damen haben das Brot zur Suppe vorbereitet und in etwa 14 Körbe verteilt, wieder andere haben Körbchen mit Liebesgaben zurechtgemacht. Schälchen und Löffel sind inzwischen in Massen in den Mannschaftsraum und die Baracke hineingetragen, desgleichen Becher zum vielbegehrten Kaffee. Wenn nun der Aug einläuft, eilen die Damen, Sanitäter und „Jungdeutschland" mit den Brotkörben und Suppeneimern in die Baracke und Mannschaftshalle, und die Verteilung beginnt. Einige Damen eilen in den Zug und nehmen sich der dort liegenden Schwerverwundeten an, die, etwa weil sie Beinschüsse erhielten, den Waggon nicht verlassen können. Auch im Verbandraum herrscht rege Tätigkeit; unter Aufsicht des leitenden Arztes, Stabarzt Dr. Pollnow, werden von den Helferinnen Verbände angelegt oder erneuert, Arzeneimittel verabreicht, warme Unterwäsche, Taschentücher, Handtücher und kleine Kissen verteilt, dank der Freigebigkeit zahlreicher Vereine und Einzelpersonen. Liebesgaben werden verschenkt, Pakete zur Beförderung angenommen, Feldpostkarten eingesammelt usw. Stimmungsvolle Weihnachtsfeiern, bei denen große Pakete, Dauerwürste und dergleichen zur Verteilung gelangten, fanden mehrfach statt, zur Freude

4. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 121

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Kleine Bilder aus großer Zeit. 121 ba an den gewaltigen Vorräten des täglichen Brotes vergangen. Sie übergössen es mit Massen von Petroleum! Aber sie haben nicht mit dem gerechten Zorn unseres Hindenburg gerechnet, der den Frevel an ihrem eigenen Leibe strafte. Auf die Meldung von der Roheit der Russen erfolgte der Befehl: „Uber den Geschmack streiten wir nicht mit den Russen. Dieses Brot ist zur Ernährung der russischen Gefangenen zu verwenden, solange der Vorrat reicht." Und sie sind froh gewesen, als sie es bekamen; es hat ihnen auch nicht geschadet. Aber ob sie es nicht doch lieber ohne diese russische Würze verzehrt hätten? Gustav Schlipköter, „Fürs teure Vaterland." Verlag Friedr. Burchard. Clberfeld-Sonnborn. 3. Kunstvolle Artilleriestellungen, Unterstände und Blockhäuser der Russen in Ostpreußen. Die Russen stehen seit alter Zeit in dem Rufe, sich auf die Verteidigung gut einrichten zu können. Das hat sich auch im Weltkriege wieder gezeigt. So hatte Rennenkampf anfangs September 1914 in neun Tagen kunstvolle Artilleriestellungen bei Gerdauen bauen lassen. Außerdem waren starke Bäume über die Straßen gelegt, welche die deutschen Truppen bei ihrem Anmarsch benutzen mußten. Man hatte sogar jeden Ast und jedes Ästchen sauber angespitzt, nicht nur die Schützengräben überdacht, sondern auch die Laufgräben, die zu ihnen hinführten. Leider waren zum Bau solcher Stellungen die prächtigen alten Eschenalleen von Gerdauen nach Nordenburg auf eine Strecke von mehreren Kilometern umgehauen worden. Auch beim Winterfeldzuge fanden unsere Truppen in den Wäldern Ostpreußens großartig eingerichtete russische Unterstände, von denen ein Kriegsfreiwilliger folgendes erzählte: „Die Russen hatten sich im Walde tadellos verschanzt. Unterstände sind dort gebaut worden, die müßte man gesehen haben. Die richtigen Tanzsäle waren es unter der Erde, Höhlendörfer, ausgestattet mit feinen Möbeln, die aus den Gutshäusern stammten, mit Ofen versehen und mit Leinwand die Wände bespannt. Wären wir im Besitze solcher Stellungen gewesen, hätten wir sie nicht so schnell freigegeben." Meisterhaft hatten es die Russen sodann verstanden, starke Blockhäuser zu bauen, in denen sie ihre Maschinengewehre aufstellten. Sie waren aus mächtigen Baumstämmen hergestellt und hatten doppelte Wände, deren Zwischenräume mit Erde ausgefüllt waren. Das Dach bestand aus zwei bis drei Lagen von Baumstämmen, zwischen welchen sich ebenfalls Erdschichten befanden. Gegen manche solcher Blockhäuser, die besonders in Polen und Rußland von bedeutender Stärke sind, vermag unsere leichte Artillerie kaum etwas auszurichten. S. 4. Unfreiwillige Kriegslieferungen in Allenstein. Als die Russen am Donnerstag den 27. August 1914 in Allenstein eingerückt waren, verlangten sie ungeheure Lieferungen, nämlich 120 000 Kilo Brot, 6000 Kilo Zucker, 5000 Kilo Salz, 3000 Kilo Tee, 15000 Kilo Smillus, Unser Ostpreußen. I. 9

5. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 77

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Die tapferen Frauen von Rastenbnrg. 77 stürzte auch ein russischer Offizier in die Gaststube hinein, warf seinen Säbel und Revolver von sich und gab sich gefangen. Auch er vermutete, daß er gleich erstochen werden würde. Solche falsche Tatsachen hatte die russische Heeresverwaltung über unsere Soldaten verbreitet. Nach „Kbg. Allg. Ztg." 50. Die tapferen Frauen von Rastenburg. Rudolf von Koschützki. Auf dem langen Wege zum Schlachtfelde war in Rastenburg eine Frühstückspause. Die Wagen fuhren an eine windstille Ecke des' Marktplatzes; denn vorn am Gasthause rasselten die Munitionskolonnen und sausten die Autos in einer ewig wirbelnden Staubwolke vorüber. Im Gasthause gab es so gut wie nichts; Fleisch, Wurst, Eier, Butter — alles ausgegangen. „Eine Tasse Tee, Kaffee oder ein Glas Bier!" — „Nicht zu haben." Der Wirt ist in Berlin, ein Lehrling und der Hausknecht führen die Wirtschaft. Der Fleischer hat weder Speck noch Wurst, die Molkerei ist geschlossen, ein Drogist hat alte Butter in einem Faß — nur zum Kochen. Eier, Obst — nichts ist aufzutreiben. Da lese ich auf einem Schilde gegenüber „Hausfrauenverein," und sogleich fällt mir allerlei Gutes ein, das ich von den ostpreußischen Hausfrauen-vereinen gehört habe. Frau Böhm aus Lamgarben hat sie ins Leben gerufen: Lamgarben liegt in Schutt und Asche. Laß sehen, ob der Geist tapferer Selbsthilfe, der von dort ausging, noch am Leben ist! Ich trete in den hellen Laden, sehe zahlreiche Käufer, die von helläugigen Frauen rasch bedient werden, so daß ich nicht lange zu warten brauche. „Gibt's Eier?" „Ja!" - „Frische Tafelbutter?" „Ja!"—„Obst?" „Von allen Sorten, Honigbirnen und Hasenköpfe bester Sorte." Aber mehr. Es ist sauber und ordentlich im Laden, der einzige Raum, in dem Sauberkeit und Ordnung vom Kriege nicht gestört wurden. Tausende von Soldaten sind durchgekommen und mit Lebensmitteln versehen worden. Die Russen haben hier im Quartier gelegen, die Läden wurden 'geschlossen, ihre Besitzer flohen — der Hausfrauenverein hat seine Tür offen gelassen, hat Lebensmittel herangeschafft, daß der Feind satt wurde und nicht zur Verwüstung schritt. Die Bäckergesellen standen im Felde; so haben die Dienstmädchen, deren Herrschaften die Stadt verlassen hatten, sich den Bäckermeistern zur Verfügung gestellt und Brot gebacken. Wenn Rastenburg heute keine Trümmerstätte ist, so haben seine tapferen Frauen, die ausgehalten und in aller Gefahr ihre Pflicht getan haben, nicht das kleinste Verdienst daran. Viel, viel liegt in Trümmern im herrlichen Ostpreußen. Ich habe den halben Horizont brennen sehen. Was mich dabei getröstet hat neben dem prachtvollen Vorgehen unserer Truppen, das waren bei Gott die tapferen Frauen von Rastenburg.

6. Der Weltkrieg bis April 1916 - S. 31

1916 - Düsseldorf : Schwann
— 31 — und das Haushalten mit allen Vorräten planmäßig geregelt. Ein täglicher Anteil von 200 Gramm Mehl —250 Gramm Brot wurde für den Kopf der Bevölkerung als ausreichend erkannt, und die Städte überwachen den Verbrauch hiernach durch Ausgabe von Brotkarten oder -marken. Auch Butterkarten find vielerorts eingeführt. „Fleischlose Tage" beschränken den Fleifchverzehr. Auf Verfütterung von Brotgetreide an das Vieh steht hohe Strafe. Zahlreiche Ausschüsse und Verordnungen, z. B. über die wichtige Kartoffelverforgung, sichern die Volksernährung im einzelnen. 32. Die Rohstoffsperre. Wie einst Napoleon durch die Fest-landsfperre Handel und Industrie Englands zu vernichten suchte, so sollte jetzt nach Englands Willen durch Absperrung der See das Handels- und Jndustrieleben Deutschlands erdrosselt werden. Aber auch diesen Plan wußte eine musterhafte Organifationskraft, der Ruhm des deutschen Geistes, zu vereiteln. Die für die Industrie, besonders den Kriegsbedarf, notwendigen Rohstoffe, z. B. Kupfer, wurden beschlagnahmt, und die Verwendung der vorhandenen Vorräte durch die Regierung genau geregelt. Nickelmünzen wurden ersetzt durch Eifengeld. Der erfinderische Sinn verfiel weiterhin auf manchen wertvollen Ersatzstoff: statt der Baumwolle nahm man zur Pulvererzeugung den Zellstoff des Holzes, aus der Luft gewann man Stickstoff zur Bereitung von Salpeter, auf chemischem Wege Eifenmangan für die Stahlbereitung, und Jute spann man aus Papier. Auch für Kampfer, Terpentinöl und andere Erzeugnisse bot die chemische Wissenschaft Ersatz. In Krieg und Frieden werden uns diese Erfindungen des deutschen Geistes fortan von größtem Nutzen bleiben. Um das Geld für die Kriegführung auszubringen, drängten sich alle Kreise der Bevölkerung zur Zeichnung von Kriegsanleihen heran, und die bisherigen vier Anleihen erbrachten den ungeheuren Gesamtertrag von über 36 Milliarben. Zur Stärkung des Goldbe-stanbes der Reichsbank, die % des Papiergelbes durch Golb zu decken hat, trugen die weitesten Kreise Gold, bisher l1/5 Milliarden, zum Eintausch in die öffentlichen Kaffen. Ein nicht geringes Verdienst erwarben sich hierbei durch ihre Sammel- und Werbetätigkeit die Schulen. Staunen über diese wirtschaftliche Kraft ergriff das Ausland. Die Wut der Engländer aber ging so weit, daß sie auch den Handel der neutralen Staaten mit Deutschland lähmten; sie entrissen neutralen Schiffen selbst die deutschen Postsäcke und versenkten diese ins Meer.

7. Prosalesebuch für Prima - S. 36

1909 - Leipzig [u.a.] : Ehlermann
36 I. Zur allgemeinen Kultur. Vielmehr im Jahre 1677 über den Ural nach dem Ob hinab, nicht etwa weil es damals schon zu eng geworden wäre in ihrer Heimat, sondern weil sie die Aussicht aus raschen Gewinn in die östlichen Fernen trieb. Wie die Spanier den Caziken der Neuen Welt ihre goldenen Ringe und Spangen von den Knöcheln abstreiften, so fanden die Kosaken, wie die Konquistadoren Sibiriens genannt werden, bei dm: Häuptlingen der nordasiatischen Jägerstämme Vorräte an edlen Rauchwaren. Die Beutelust trieb sie mit unglaublicher Geschwin- digkeit gegen Osten, und wir sehen sie um 1639 schon das ochotskische Gestade erreichen. Im Beringsmeer fanden sie das geschätzteste aller Pelzwerke, die Seeotter, zu Stellers Zeiten noch äußerst zahlreich, jetzt im Aussterben begriffen oder ausgestorben. Natürlich mußten immer neue jungfräuliche Reviere aufgesucht werden, und so ge- langten russische Pelzhändler auch nach der Neuen Welt, wo sie Neu- Archangel auf Sitcha gründeten. Bis zu dem kürzlichen Vordringen der Russen über die Kirgisensteppe kann man sagen, daß ihre Macht- erweiterung über Nordasien genau durch die Verbreitung der Pelz- tiere bestimmt war. Überzeugten wir uns bisher, daß das Verhängnis großer Erd- räume und großer Völker durch die Verteilung kostbarer Güter ans dem Stein- und Tierreich bestimmt werde, so haben auch manche Pflanzenerzeugnisse einen ähnlichen Zauber ausgeübt, zumal in früheren Zeiten, wo noch nicht die Geschicklichkeit im Übersiedeln von Gewächsen wie gegenwärtig erworben worden war. So hat die Begierde nach den Schätzen des indischen Morgenlandes die Portu- giesen am atlantischen Gestade Afrikas zuerst nach Süden geführt. Indien, worunter die Sprache der damaligen Erdkunde ganz Süd- asien samt China und Japan verstand, galt irrtümlicherweise für ein metallreiches Land, während es an Silber und Gold doch noch viel ärmer ist als selbst Afrika. Nur die Edelsteine Ceylons, sowie des späteren Goleonda, die Perlenbänke in: Manaargolfe, im Per- sischen Meerbusen und im Roten Meere waren keine Erdichtungen der Abendländer. Zu ihnen gesellten sich etliche köstliche Gewürze und geschätzte Drogen. Äußerst folgenreich wirkte nun die Tatsache der Pstanzengeschichte, daß gerade Gewürze, Arzneimittel und Wohl- gerüche ein sehr beschränktes Verbreitungsgebiet besaßen. Der Pfeffer, im kaufmännischen Sicmse damals das vornehmste Gewürz, war nur von der Malabarküste in Indien oder von der Insel Sumatra zu holen. Die Muskatnüsse und ihre Blüten blieben noch auf die Inseln der Banda-See beschränkt, und die Gewürznelken fanden sich sogar nur auf fünf kleinen Jnselvulkanen vor der Insel Gilolo, den eigentlichen Molukken. Ferner wurde und wird noch

8. Prosalesebuch für Prima - S. 13

1909 - Leipzig [u.a.] : Ehlermann
V. Hahn: Neu-Europa. 13 Dennoch hatte die mitteleuropäische und transalpinische Technik des Lebens, so unentwickelt sie war, por der griechisch-römischen manche Vorteile voraus, die durch Klima, Vegetation, Boden, überhaupt durch den ganz anders gearteten natürlichen Ausgangspunkt von selbst sich ergaben. Eine ganze Reihe von Erfindungen ließe sich aus- zählen, die vor: Gallien den Römern zukamen, aber von diesen, die bereits abgeschlossen hatten, mehr notiert, als in lebendigen Gebrauch verwandelt wurden; wie führen beispielsweise nur an: den Rüder- pflug, den i'llscka genannten Wagen, die Seife, das linnene Hemd, die Mergeldüngung. In religiösen, sittlichen und Rechtsbegriffen fanden die Römer bei Briten und Germanen ihre eigene, längst ver- gessene Jugendzeit wieder. Sie, die Römer, hatten diesen Urständ in langer Stufenfolge zu einem ins einzelne ausgeführten, überall von feinem Verstände und reicher Erfahrung des Menschenlebens durchdrungenen, festgestalteten und mannigfach vermittelten Systeme entwickelt; aber dieser unschätzbare Kulturgewinn war konventionell erstarrt und ward als Fessel empfunden: bei den Germanen waltete noch das unmittelbare, rohe, aber frische Naturgefühl, und ties- denkende Römer, wie Tacitus, sehnten sich nach diesen Anfängen des Lebens, die sie mit unverkennbarer Vorliebe schildern und von denen sie in wohltuender Täuschung wie von Freiheit angeweht wurden. Um sich dies Verhältnis des alten Kulturvolks zu den nordischen Waldbewohnern klar zu machen, halte man etwa die lyrischen und epischen Volkslieder der Germanen zu den Tragödien des Seneca: die ersteren sind elementarer, aber von dunkler Poesie durchweht, die anderen gehören einer höheren Kunstgattung an (zu der das ganze Mittelalter sich nicht erheben konnte), tragen das Ge- präge formaler Bildung, aber der Geist ist entwichen: dort ein Überschuß der Phantasie und des Gefühls über die Darstellung, hier frostige Verwendung fertiger, einst beseelter, jetzt hohler Formen. In einem ähnlichen, nur noch härteren, oft mit staunender Sympathie wahrgenommenen Gegensatze hatten sich Jahrhunderte früher die Griechen zu den Pontusgegenden befunden, die so arm und elend und doch wieder so reich waren: bte griechische Schiffahrt brachte Wein und Öl dahin, das Doppelsymbol der antiken Kultur, und was sonst zivilisiertes Leben zu bieten hat, und holte von dort Getreide, Tierhäute, Vieh, Honig und Wachs, gesalzene Fische und — kräftige Menschenleiber zum Behufe des Dienstes und der Arbeit. Schon frühe hatten die Griechen in jenem Norden ein Geschlecht der gerech- testen Männer geschaut, und selbst ein weiser Philosoph, Anacharsis, der weitgewauderte Urheber wohltätiger Erfindungen, hatte dort seine Heimat. Griechen hatten sich im Herzen des Skythenlandes nieder-

9. Teil 7 = Für Obersekunda - S. 348

1918 - Leipzig [u.a.] : Teubner
348 sind; meist handelt es sich um Dinge, die die Deutschen erst durch die höhere römische Kultur kennen lernten. Beispiele: Steinbau und Hausgerät: Mauer <( murus, Kalk < calx, gen. -eis. Ziegel < tegula, Fenster <( fenestra, Pforte <( porta, Zelle < cella. Keller ( cellarium Spiegel <( speculum, Tisch < discus = Schüssel, Kelch calic(ein). Wein-, Obst- und Gartenbau: Wein vinum, Most ( mustum, Essig <( acetum, Saft <( sapa, Kelter < cal- catura, presici! { pressare, Winzer ( vinitor, Feige fieus, Kirsche ceri sia. Psirsich <( persicam. Pstaume prunum, Kohl ( caulis, Pfeffer <( piper, Ret- tich <' radic(em), Wicke <s vicia. Handel und Verkehr: Straße <s strata, Meile <( rnilia, Pfund pondus, Markt <( mercatus. Christentum: Abt <( abbatem, Bischof episcopus, Mönch <( monachus, Nonne <( nonna, Orden <( ordinem, Engel ( angelus, Kapelle capella, Klause < clausa, Münster <( monasterium, Altar ( altare, Kreuz ( crucem, Kanzel <( cancellus, Feier <( feria. Messe <( missa, Mette <( matutina, kasteien ( castigare, predigen praedicare, nüchtern <( nocturnus. § 28. Französischer Einfluß. Zur Zeit des Mittelhochdeutschen dringt die französische Kultur des Ritter- tums viele Fremdwörter nach Deutschland; die meisten und wieder verschwunden, manche haben sich erhalten. Beispiele: Höfisches Benehmen: nhd. fein < mhd. sin < frz. sin, Manier < manière, Form < frz. form, ade < adieu, Tanz < danse. Kampf, Turnier, Waffen: . Abenteuer, mhd. aventiure <( frz. aventure, lumiere», mhd. turnieren ( frz. tournoyer = das Roß wenden, davon im 17. Jahrhundert Turner, im 19.Jahr- x hundert, von Jahn gebildet, turnen, mhd. platz < frz. place, mhd. barre < frz. barre, mhd. hurt ) frz. beurt, Stoß buhurt <( nhd. hurtig, Preis mhd. pris frz. prix, Harnisch, mhd. barnas < frz. barnas, Lanze, :nhd. lanze < frz. lance, Buckel, mhd. buchel frz. boucle, Banner, mhd. bauiere aus frz. bannière, Standarte, mhd. standhart <( frz. estandard vom lat. extendere, ausbreiten. § 39. Sonstige Einflüsse. Aus dem Italienischen werden namentlich viele Handelsbezeichnungen ent- lehnt, z. B. Dukaten, Konto, Lombard, Spezereien, Proviant. Aus dem Slavischen werden seit der Kolonisation des deutschen Ostens manche Wörter ausgenommen, z. B. Grenze, Kretscham = Schenke, Kürschner, Peitsche, Quark Säbel, Schöps. Biel stärker wirkt umgekehrt das Deutsche ans die slawischen Sprachen ein.

10. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 194

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
194 und zum Wiederaussetzen klargelegt, so beginnt die Bearbeitung des Fanges Sämtliche Heringe werden zuerst „gekaakt", d. h. durch einen unterhalb der Kehle erfolgenden Einschnitt der Eingeweide beraubt (diese selbst den Vögeln überlassen), dann sauber gespült und den Salzern über- geben, von denen vier Mann ununterbrochen beschäftigt sind, die Heringe in Tonnen zu packen und mit Salz zu bedecken. Diese erste „Seepackung" wird später am Lande zur „handelsüblichen" Packung der Tonnen er- neuert. Solange das Wetter gut bleibt, wird der Fang Tag für Tag fortgesetzt, bis der Laderaum gefüllt ist; ein Sturm aber zwingt die Fischer, ihre Tätigkeit zu unterbrechen oder ganz einzustellen, weil sonst die Netze unfehlbar verloren gehen würden. Für Netzverluste aber hat der Schiffer aufzukommen. 3. Die Dauer der Fangreisen ist recht verschieden; sie richtet sich nach den Fangergebnissen und schwankt zwischen 18 und 36 Tagen. Im Laufe der Fangzeit pflegen die einzelnen Logger 4 bis 6 Reisen, die Dampfer deren 7 bis 8 auszuführen. Die Gesamtausbeute in der Nordsee bezifferte sich deutscherseits im Jahre 1903 auf rund 200 000 Tonnen handelsüblich gepackter Salzheringe, deren Wert auf 4 Millionen Mark anzusetzen ist Die Zahl der alljährlich gefangenen Heringe überhaupt ist zwar nicht genau zu ermitteln, wird jedoch auf rund 10 000 Millionen Stück geschätzt. Wer aber glaubt, daß bei solchen Massenfängen eine vorzeitige Entvölkerung der Meere eintreten müsse, der irrt, denn nach den Schätzungen Sachverständiger bedeutet diese Zahl kaum 1 Prozent der Gesamtmasse. Im Jahre 1900 wurden amtlichen Feststellungen zufolge in den verschie- denen nordeuropäischen Staaten Salzheringe im Werte von 67 Millionen Mark gefangen. Deutschlands Anteil an dieser Ausbeute aber bezifferte sich auf nur 3 Millionen, während für nicht weniger als 30 Millionen Mark Heringe in Deutschland eingeführt wurden. Zwar hat sich die deutsche Heringsfischerei seitdem gehoben, allein das Verhältnis zwischen dem eigenen Fang und der fremden Einfuhr ist im wesentlichen das gleiche geblieben. Demnach zahlt also Deutschland an das Ausland eine Summe, die zehnmal größer ist als der Ertrag seiner eigenen Fischerei, für Heringe, die zum Teil in der Nord- und Ostsee gefangen werden. Diese Ziffern reden gewiß eine deutliche Sprache. Die deutsche Heringsfischerei hat noch nicht annähernd den Umfang erreicht, den sie erreichen kann und muß, wenn die gewaltigen Summen, die bisher für den wichtigsten aller Fische ins Ausland stoffen, im Vaterlande bleiben sollen C. Lund (Über Land und Meer).
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