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1. Die weite Welt - S. 29

1865 - Leipzig : Amelang
29 25. Fliegende Fische. Im Meere giebt es Fische, welche auch aus dem Wasser gehen und in der Luft fliegen können. Man sollte meinen, es sei erdichtet, weil bei uns so etwas nicht geschieht. Aber wenn ein Mensch auf einer Insel wohnte, wo er keine andere Vogel, als Meisen, Distelfinken, Nachtigallen und andere dergleichen lustige Musikanten des Waldes könnte kennen lernen, so würde er es eben so unglaublich finden, wenn er hörte, daß es irgendwo ein Land gäbe, wo Vögel auf dem Wasser schwimme-n und darin untertauchen; und doch können wir dieses auf unsern Gewässern alle Tage sehen, und wir müssen daher auch nicht glauben, daß alle Wunder der Natur nur in andern Ländern und Welttheilen seien. Sie sind überall. Aber diejenigen, die uns umgeben, achten wir nicht, weil wir sie von Kindheit an und täglich sehen. Was nun die Fische und Vögel betrifft, so schwimmt eine Ente freilich nicht eben so, wie ein Fisch, und ein Fisch fliegt nicht, wie ein Storch; sondern damit hat es folgende Bewandtniß. Die Floßfedern an der Brust dieser Thiere sind sehr lang und mit einer weichen Haut überzogen. Durch deren Hülfe kann sich der Fisch eine Zeitlang in der Luft erhalten. Aber erstlich, das thut nicht länger gut, als diese Haut naß ist. Sobald sie trocknet, fällt der Fisch ins Wasser zurück. Zweitens, er geht nicht ans dem Wasser ohne Noth, fliegt nicht spazieren für Kurzweil, oder um feine Kunst zu zeigen, sondern wenn ihn ein Raubfisch verfolgt, dem er nicht mehr anders entrinnen kann; und darin ist er klüger, als mancher Mensch, der schon Hals und Beine gebrochen hat. Denn der Fisch sagt: Man muß seiner Natur und seinem Stande getreu bleiben, so lange man kann; kein Wagstück treiben, wenn's nicht sein muß; nicht oben zum Fenster hinaus springen, wenn die Thür offen steht. Solche fliegende Fische geben den Schisffahrendcn, die viele Wochen lang nichts als Himmel und Wasser um sich haben, ans ihrer langweiligen Reise manche Kurzweil; besonders wenn der Raubfisch, welcher sic verfolgt, ebenfalls fliegen kann und ihnen nacheilt. Da sieht man eine seltsame Fischjagd in der Luft. Oft erhascht der Raubfisch seine Beute, und zieht sie wieder in das Wasser hinab. Oft entgeht sie durch Geschwindigkeit oder Glück. Manchmal ist noch ein ganz anderer Spaß zu scheu. Denn gewisse Vögel fliegen über dem Wasser hin und her und stellen den Fischen nach, können ihnen aber nichts anhaben, so lange diese daheim im Wasser bleiben, wohin sie gehören. Wenn aber ein folcher Luftkrieg zwischen ihnen angeht, so wird bald der Fliehende, bald der Feind, bald beide von dem Vogel, der das Ftiegen besser versteht, er- hascht und kommen ihr Lebelang nicht mehr ins Wasser. Und dazu lachen die Schiffer. Merke: Solcher Spaß, bei dem man aber oft lieber weinen, als lachen möchte, ist manchmal auch mitten auf dem trocknen Lande zu sehen, wenn zwei Brüder, oder Verwandte, oder Bundesgenossen Prozeß und Streit mit einander führen, und kommt ein Dritter dazu und beraubt beide des Vortheils, den jeder von ihnen allein haben wollte und keiner dem andern gönnte.—Merke: Wepn . die Fische im Meer Händel haben, ist's lauter Freude für die losen Vögel in der Luft. 25. Noch einige merkwürdige Seefische. 1. Nicht viel geringer, als der Nutzen des Härings, ist der des Kabeljau's. Auch dieser Fisch dient Millionen von Menschen zur Nahrung. (Lr wird 2 — 3 Fuß lang

2. Die weite Welt - S. 31

1865 - Leipzig : Amelang
31 stricken, die dort ausgespannt sind, und dann erschlagen werden. Am großartigsten wird der Thunfischfang an der Nordkiiste Siciliens, in der Gegend von Palermo be- trieben. Die Netze, welche inan hier benutzt, sind oft eine Meile lang. Durch Kork- stiicke, welche auf dem Wasser schwimmen, sowie durch Bleikugeln, welche an den untern Enden der Stricke befestigt sind, wird die Borderwand eine« solchen Netze« in eine senkrechte Richtung gebracht. Durch thiirartige Oeffnungen in dieser Wand werden die Fische zuerst in weite Behälter getrieben; an« diesen dringen sie in engere Kam- mern vor, bi« sie endlich in der Todtcnkammer angelangt sind, in der sie erschlagen werden. Ein emsiger Zug liefert oft 2—3000 Ccntner Fische. Frisch gekocht schmeckt das Fleisch wie Rindfleisch; tritt die geringste Fäulnis; ein, so ist sein Genuß der Ge- sundheit sehr nachtheilig. Eingesalzen und gut erhalten ist e« eine gesunde Speise. 4. Die Arten de« Aales sind langgestreckte, schlangcnartige,' bissige Raubfische mit schlüpfriger Haut, in der die Schuppen fast gänzlich versteckt liegen. Die Rücken- und -die Bauchflosse ziehen sich in langen, schmalen Streifen über den Körper hin und vereinigen sich am Schwänze; außerdem sind noch zwei kleine Kehlflossen vor- handen. Ihre Kiemenspalte ist ein ani Halse befindliche«, röhrenartigcs Loch, welches ihnen gestattet, einige Zeit außer dem Wasser zuzubringen. Manche leben im Meere, andere jedoch auch in Landsee'n und Flüssen. Am bekanntesten ist der gemeine Aal, den man besonder« an den Ostseeküsteu in großer Menge fängt. Im Winter verkriecht er sich im Schlamm, um einen Winterschlaf zu halten; in warmen Frühlingsnächten, besonders nach einem Regen, begiebt er sichgern auf« Land, um auf feuchten Wiesen seiner Lieblingsnahrung, den Schnecken und Rcgcnwürmern, nachzugehen; doch wird er alsdann auch den Erbsenfeldern schädlich. Bei seinem sehr zähen Leben soll er oft 6 Tage lang ans dem festen Lande zubringen. Bestreut man aber den Weg, welchen er in der Nacht einschlägt, um auf«.Land zu kommen, mit Asche oder Sand, so fin- det sein Körper in seinen Schlangenwindnngen keinen Widerstand; er muß liegen bleiben und kann leicht gefangen werden. Sein fette« Fleisch wird frisch eingesalzen und geräuchert gegessen; au« seiner Haut wird ein zähe« Leder bereitet, da« zu Peitschenriemen und Wagcngeschirren benutzt wird; außerdem wird sie von den Tar« taren wegen ihrer Durchsichtigkeit statt der Fensterscheiben angewandt. 27 bis niedern Thiere des Moeres. Auch unter den niedern Thieren, die das Meer beherbergt, sind viele sehr merkwürdig. Millionen und abermals Millionen mögen an prangen in wunderbarer Schönheit, die nie eines Menschen Auge erschaut. Da giebt es Schnecken mit bunten, harten, herrlich glänzenden Schulen, welche die Seeleute als Seltenheiten, zum Zierrath für ihre Stuben und zum Spielzeug für ihre Kinder mit nach Hause bringen. Am bekanntesten sind die Por- zellan sclinecken, zu denen auch die Otternköpfchen gehören, welche von den Sattlern zur Verzierung der Pferdezäume benutzt werden und die bei manchen Völkern statt der Münzen dienen. Aus andern Schneckenhäu- sern werden Dosen und sonstige nützliche Gerüthe verfertigt. — Der Din- tenfisch ist kein Fisch, sondern auch ein Weichthier, wie die Schnecken. Doch ist er nicht in ein kalkiges Gehäuse eingeschlossen, sondern trägt nur unter seiner Kückenhaut eine Kalkplatte, die unter dem Namen Sepien- knochen bekannt ist und bei den Malern in grossem Ansehen steht. Beim Schwimmen hält das Thier den Kops nach unten; die acht Arme oder Beine aber, welche den Kops umgeben, streckt es aufwärts. Auf diesen Armen sitzen Saugwarzen, mit denen es seine Beute, die in Fischen, Krebsen, Schne- cken u. s. w. bestellt, festhalten und zum Munde fuhren kann. Seinen Namen hat es daher, dass es einen schwärzlichen Saft ausspritzen kann, welcher das Wasser trübe macht, so dass es leichter entiliehen kann, wenn es sich verfolgt sieht. Mehrere Arten von Dintenlischen sind essbar. Sie sind übrigens dem Fange der eigentlichen Fische schädlich; denn sie fressen Alles, was an ihren Saugwarzen hängen bleibt; ja, man will schon die Beobachtung gemacht haben, dass grosse Dintensische sogar badende Menschen unter Wasser ge- zogen haben, so dass sie ertrinken mussten. Die Muscheln haben zwei mehr oder weniger gewölbte Schalen um «ich; innerhalb derselben sitzt das Thier, welches die Schalen nach Belieben öffnen oder Schliessen kann.. Es hat keinen Kopf, aber einen grossen Mund,

3. Die weite Welt - S. 283

1865 - Leipzig : Amelang
283 amerikanische Handelsgesellschaft ihren Hauptsitz hat; Och otsk im fernen Osten wird den schwersten Verbrechern zum Verbannungsortc angewiesen. An der Südostküste von Kamtschatka ist der befestigte Peter-Paulshafen angelegt worden. Die eingeborne Bevölkerung gleicht in Körperbau und Lebensweise schon sehr den Bewohnern der Polarländcr Amerika's. Bilden ja doch die felsigen, nur von Pelzjägern besuchten Ale-uten und Fuchs- in seln gleichsam eine Brücke zwischen Kamtschatka und der von Amerika aus weit nach Westen vorspringenden Halbinsel Ala schka. 143. Dsr Zobelfang. Her Zobel ist kleiner als unser Marder, zu dessen Geschlecht er gehört. Er ist braun, hat statt der weissen oder gelben Kehle graue Flecken am Kopfe und ganz behaarte Zehen. Sein Schwanz ist kürzer als die Hintersasse. Er findet sich nur in Sibirien, wo er in gebirgigen Wäldern lebt; je höher die Gebirge, und. je kältery desto häufiger und schöner ist er. Ehe, dieses Land den Hussen angehörte, waren Zobel in ausserordentlicher Menge vorhanden. Seit hundert Jahren aber hat die Habsucht der Europäer solche Nieder- lagen unter ihnen, angerichtet, dass man sie jetzt nur noch in den entlegensten Wäldern, besonders im östlichen Winkel des Festlandes und auf Kamtschatka in grösserer Zahl antrifft. Es giebt keine so wohl ausgedockte und eingerichtete Jagd, wie die Zobeljagf a'tn Lenafiusse. Hie Jäger versammeln sich auf ihre oder fremde, Rechnung, legen ihre Nahrungsmittel und Waffen auf einen Schlitten, nehmen Hunde mit und gehen auf Schneeschuhen längs der Flüsse in die entferntesten Wälder, wo sie aus Zweigen Fallen machen oder Netze vor die Baumlöcher stellen, aus denen sie die Thiere heraustreiben. Hie entlaufenen werden von Hunden gefangen oder mit Flinten und Pfeilen erschossen. Am besten sind die Pelze mitten im Winter. Jeder Sibirier muss jährlich, zwei einliefern; jetzt• aber werden meistens nur die schlechteren abgegeben, oder man bezahlt Geld und verkauft die Pelze an die Chinesen. Sie sind eigentlich der Reichthum von Sibirien. .Ihr Preis ist sehr verschieden; das Paar kann an Ort und. Stelle 80, in Russland 170 Rubel kosten, besonders wenn die Haare lang, dicht und schwarz sind und wenn sie eine braune Unterwolle haben. Hie schlechteren kommen nach Europa und China, wo man sie zu färben versteht. Sie werden vorzüglich dadurch verfälscht, dass man sie in Rauch hängt. Sie färben aber dann ab, wenn fnan su mit Leinwand reibt. Uebrigens verbleichen sie endlich alle, wenn man sie nicht in blaue Baumwolle oder in Juchtenleder legt, welches letztere die Insekten abhält. Auch nach den Gegenden sind sie' sehr verschieden, und es gehört ein geübter Kaufmann dazu, um sie sogleich zu erkennen. Hie besten kommen aus den Nadelwäldern. 144. Die Nordküste Afrika's. 1. Wir beginnen unsere Wanderung durch das nördliche Afrika im Lande Äeglpten, das uns wegen seiner Erinnerungen an die ältesten Zeiten schon

4. Die weite Welt - S. 296

1865 - Leipzig : Amelang
296 bekommt es die Stallluft zu koste». Kein Gebiß kommt iu sei» Maul, kein Sporn in seine Seite. Dabei ist es das gehorsamste und willigste Geschöpf. Ein leiser Schlag mit der Hand reicht hin, um es zu lenken. Rur der Araber hat verstanden, alle die edlen Eigenschaften, die in einem Pferde liegen, zu entwickeln, und wenn in der Behandlung des Pferdes sich dev Charakter und der Bildungszustand eines Menschen ausspricht, so steht der Beduine bei Weitem höher, als der nordamerikanische Jäger, der aus seinem Pferde ein furchtsam gehorchendes und tückisch lauerndes Geschöpf gemacht hat. 3. Wie das Atlasgebirge, so sind auch alle Felsen der Wüste von Ga- Men bewohnt. Dieselben gehören, wie die Gemse der Schweizeralpen, zu dem Geschlechte der Antilopen. Die gemeine Gazelle, die sich in der Berberei und in der Sahara in unzählbaren Heerden hernmtnmmelt, hat die Größe und zierliche Gestalt unseres Rehes. Den Menschen, die sich ihnen nähern, halten sie, dicht zusammengedrängt, die Hörner entgegen; den Bären und Panthern aber fallen sie bei aller ihrer Schnellfüßigkeit zur Bellte. Wegen ihres ziemlich schmackhaften Fleisches wird mit Hunden oder auch mit abge- richteten kleinen Leoparden und Falken Jagd auf sie gemacht. Im Morgen- lande findet sich die Gazelle als Hausthier. Wegen ihrer Zutraulichkeit und Reinlichkeit ist sie sehr beliebt. Dabei wird ihre Schönheit von allen Dich- tern gepriesen. In ihrem glatten, glänzendeil, graubraunen Kleide ist sie das Sinnbild des Zarten und Zierlichen; ihr herrliches Auge gilt als ein Spiegel der Sanftmuth und Unschuld. 4. Auch der Strauß gehört vorzugsweise der Wüste an. Man hat ihn nicht mit Unrecht das befiederte Kame el genannt. Sciil langer, kahler Hals, [eine hohen Füße, sein schneller Lauf und seine häßliche Gestalt haben zll dieser Bezcichilung Anlaß gegeben. Er übertrifft alle Thiere in der Schnelligkeit des Laufens, so daß er mit den Füßen gewissermaßen fliegt. Sein Gesicht entwickelt eine ungemeine Schärfe, wie dies bei allen Thieren der Fall ist, die eine unabsehbare Ebene zur Heimath haben. Ein Ei dieses Vogels wiegt nahe an drei Pfund und wird im Durchschnitt 24 Hühnereiern gleich geschätzt. Mehrere Personen können sich daran satt essen. Da der Strauß eine große Menge Eier legt, so ist er für die kärgliche Wüste von weit größerer Bedeutung, als das Huhn für unsere reich gesegneten Länder. Sonst kann die gefiederte Welt in der Wüste nicht stark vertreten sein; namentlich muß es an Kletter- und Singvögeln fehlen, da deren Leben an das Vorhandensein der Wälder gebunden ist. Die Geier lassen sich am häu- figsten auf den Sandebenen sehen. Sobald sie Leichengeruch wittern, sind sie in Schaaren da. — Unter den Säugethieren zählt man noch den Löwen zu den Wüstenthieren, jedoch läßt sich dieser nutz selten außerhalb der Oasen sehen. 149. Das Krokodil. Die Krokodile oder Panzereidechsen sind nächst den Riesenschlangen die grössten und gefährlichsten aller Amphibien. Die vielknotigen Schilder, mit denen der Körper bedeckt ist, verdichten sich schnell zu einem theil- weise undurchdringlichen Harnisch. Der woitgespaltcne Rachen, der gleich- wohl nur im Oberkiefer beweglich ist, starrt von spitzen Zähnen, und der lange, von den Seiten zusammengedrückte Schwanz ist nicht bloss Ruder, sondern auch Walle des Thieres. Ein Schlag mit demselben reicht hin, um selbst einem Hirsche alle vier Füsse zugleich zu zerschmettern. Sind

5. Die weite Welt - S. 264

1865 - Leipzig : Amelang
264 ist, so daß in der Mitte ein Korb hängen kann, während die beiden andern Enden dieses Seiles in den Händen der zwei Jäger auf den Felsen ruhen. Ist dies geschehen, so lassen die Jäger den Korb wieder zur See, und nun steigt ein dritter Mann in denselben und wird emporgezogen, bis er durch ein Zeichen zu erkennen giebt, daß er ein Nest gefunden habe. Behutsam nimmt er die Eiderente aus und läßt sie auffliegen. Dann sieht er zu, ob die in dem Neste befindlichen Eier schon bebrütet sind, in welchem Falle er nur die Federn nimmt. Sind jedoch die Eier noch genießbar, so fügt er sie seiner Beute hinzu und läßt sich zu einem andern Neste emporziehen. Die auf diese Weise beraubten Eider- vögel paaren sich wieder und füllen das Nest abermals mit Federn; aber der böse Mensch holt ihnen auch diesen Schatz und läßt sie erst gegen die Mitte des Sommers, wenn sie zum dritten Male gelegt und nur noch eben Zeit zum Brü- ten haben, in Ruhe, um die Brut nicht zu zerstören. — Dieses gefährliche Spiel wirb nun fortgesetzt, bis der Jäger seinen Korb gefüllt hat oder keine Beute mehr findet. Im erstem Falle wird, nachdem das Seil herabgelassen ist, ein anderer leerer Korb angehängt, und der Jäger beginnt das Wagstück von Neuem und fährt in demselben fort, bis er alle Schlupfwinkel durchsucht und jedes Nest be- raubt hat. An cinzelstchenden Felsen ist das Geschäft noch viel gefahrvoller. Aber wie oft auch die Stricke reißen, Menschen ins Meer stürzen oder von den Felsen zerschmettert werden, — die Jagv wird doch immer noch fortgesetzt, und es hat den Bewohnern der Färöer noch nicht an Eiern, den reichen Leuten des Festlandes noch nicht an Eiderdunen gefehlt. 137. Das Königreich Ungarn 1. In der römischen Provinz Pannonien, den weiten, fruchtbaren Ebenen an der untern Donau, hatten sich einige Jahrhunderte nach Chr. G. die Gothen niedergelassen. Die Völkerwanderung zwang sie, sich anderwärts Wohnsitze zu suchen; verschiedene, bis dahin unbekannte Volksstämme slavischen Ursprungs nahmen ihre Gebiete ein. Nach dem Fall ihres Königs Attila mögen sich auch die Uebcrreste der Hunnen hinzugosellt haben; wenigstens sind Manche der Ansicht, dass der Name des Landes von dem Namen dieses Volkes hergeleitet werden müsse. Im 8. Jahrhundert traten die wilden Avaren als Gegner Karls des Grossen auf; gegen Ende des 9. Jahrhunderts fielen unter Arpad und andern Herzogen die Magyaren (Madjaren), ein asiatischer Nomadenstamm, in Ungarn ein und erlangten die Herrschaft über das ganze Völkergemisch. Auch in Deutschland unternah- men sie auf ihren schnellen Rossen alljährlich Raub- und Beutezüge, bis Heinich I. und Otto der Grosse sie in blutigen Schlachten für immer zurückwarfen. Mildere Sitten kehrten erst mit der um das Jahr 1000 be- wirkten Ausbreitung des Christenthums unter dem Volke ein. Stephan, nachmals der Heilige genannt, war dessen erster christlicher König. 2ho Jahre später liessen sich, angelockt von der Fruchtbarkeit des Lodens, sogar Deutsche in verschiedenen Gegenden des Landes nieder und begründeten Colonien, die zum Theil noch heute bestehen. Als um das Jahr 1300 Ar- pads Geschlecht ausstarb, wurde Ungarn ein Wahlreich. Ludwig der Grosse, der zweite Wahlkönig, wurde zugleich der Beherrscher Polens; doch hörte die Verbindung schon mit seinem Tode auf. Maria, seine äl- teste Tochter, wurde Königin von Ungarn und vermählte sich mit dem nach- maligen deutschen Kaiser Sigismund; Hedwig, die jüngere, erwarb Polen, das sie ihrem Gemahl, dem Grossfürsten Jagello von Litthauen, zubrachte. Eine Zeitlang blieb Ungarn jetzt mit Böhmen verbunden. Dann wurden beide 'Reiche wieder getrennt; seit dem Ende des 15. Jahrhunderts aber

6. Die weite Welt - S. 333

1865 - Leipzig : Amelang
— 333 — auch das stärkste Thier zu Boden stürzen muß. Darauf saugt er das Blut aus und schleppt den Leib ins Gebüsch, um sich daran satt zu fressen. Nicht aber bloß den Thieren stellt er nach, sondern er schleicht sich auch in dem hohen Grase ganz nahe an die Dörfer und lauert auf die Menschen, welche vorbeigehen. '—Das Tigerweibchen wirft vier Junge; die Tiger würden darum gar sehr überhand nehmen, wenn sie nicht auch untereinander in Feindschaft lebten und sich gegenseitig aufrieben. Der alte Tiger frißt oft sogar seine eigenen Jungen. Dennoch ist die Zahl dieser reißenden Thiere in manchen Gegenden so groß, daß es Jäger gegeben hat, die sich rühmen konnten, mehr als hundert derselben erlegt zu haben. Zuweilen kann man den Tiger zurückschrecken, wenn man ihn fest und steif ins Auge faßt. Ein'englischer Ofsicier entfernte sich von dem Lager und traf in einem Busche ganz unerwartet einen Tiger an. Er hatte keine Flinte und wagte es nicht, den Tiger mit dem bloßen Degen anzugreifen. Darum blieb er ruhig stehen und sah ihn unverwandt an. Das Thier wurde unruhig, schlich auf die Seite und suchte den Officicr von hinten an- zugreifen. Dieser aber machte rechtsum und sah den Tiger abermals unver- wandt an. Der Tiger sprang ins Gebüsch und schlich wieder von einer andern Seite herbei. Sogleich kehrte sich der Ofsicier gegen ihn. Nach Ver- lauf einer Stunde schlich sich das Naubthier davon, und der Officicr entkam. Weil die Tiger den Menschen so sehr gefährlich sind, so stellen die indi- schen Fürsten bisweilen große Treibjagden auf sie an. Tausende von Män- nern zu Fuß und zu Pferde werden gegen die grimmigen Thiere aufgeboten. Vornehme Leute reiten dabei auf Elephanten, vor denen sich dieselben eini- germaßen fürchten. Ehe die Jagd beginnt, stellt man hohe Garne auf und errichtet auf Bäumen oder Pfählen Schießhäuschen, in welche sich die besten Schützen setzen, um auf die Seiger zu feuern. Sobald Alles iu Bereitschaft ist, zündet man das dürre Gras und Gebüsch an und treibt die wilden Thiere unter Lärmen, Schreien, Trommeln und Schießen gegen die aufgestellten Garne. Da werden sie entweder lebendig gefangen, oder erschossen. 168. Kampf der Riesenschlange mit dem Tiger. An einem Morgen sahn wir nach den Palmen wieder; Da war'8, als hing’ ein Ast vorn höchsten Gipfel nieder, Ein Ast, der wunderbar sich auf- und nieder zog, In Schlangenwindungen sich hin und wieder bog. Als den Verschlingungen wir zugesehen lange, Erkannten wir, es sei die Königs riese ns c hl an ge. An Dicke wie ein Mahn und sechzig Fuss an Länge, So schätzten wir, dass sie von oben niederhänge. In Lüften war der Schweif, verhüllt von Palmenlaub, Der Rachen erdennah, weit auf gethan zum Raub; Weit auf gethan zum Raub ohnmächtiger kleiner Thiere, Die ihr Verhöngniss trieb zu diesem Jagdreviere. Sie schien, am Zorngebrüll des Tigers war’s zu hören, Zu schmälern seine Jagd und sein Geheg zu stören. Da trat er, wie zum Kampf gerüstet, selbst hervor, Und jene ringelte sich in sich selbst empor.

7. Die weite Welt - S. 406

1865 - Leipzig : Amelang
406 Masse von durchdringendem Geruch und bitterm Geschmack. Er ist krampfstillend, aber auch erhitzend, und wurde früher mehr angewendet,, als jetzt. Das Männchen besitzt mehr Geil, als das Weibchen, und drei geben ungefähr ein Pfund. Das beste ist das russische, dann erst folgt das canadische, Welches dafür aber auch billiger ist. 105. Die Wandertaube. Diese merkwürdigste aller Tauben bewohnt sehr ausgedehnte Theile von Nordamerika. Besonders findet sie sich im Norden der vereinigten Staaten, in Canada und an den Küsten der Hudsonsbai, wo sie gewöhnlich bis zum Ende des December bleibt, indem sie sich auf dem mit Schnee bedeckten Boden von den Knospen der Wachholderbeeren nährt. In ge- ringerer Menge kommt sie auch in südlicher gelegenen Landschaften, selbst an den Ufern des mexicanischen Meerbusens vor. Vor allen gefiederten Bewohnern der Erde zeichnen sich die Wand er- tauben durch die Züge aus, die sie in ungeheurer, alle Vorstellung über- steigender Zalil unternehmen, und zwar mehr um sich Futter zu suchen, als um die Kälte zu vermeiden. Darum ist ihr Erscheinen in den meisten Gegenden sehr unbestimmt, so dass sie manchmal in mehreren Jahren nicht zahlreich kommen, dann aber wieder in unzählbarer Menge. Schon ihre Streifzüge in Virginien und Pennsylvanien setzen den Fremden in Erstaunen, die doch gar nicht zu vergleichen sind mit den aus fielen Millionen be- stehenden Schaaren im Westen und Norden, wo die Buche unermessliche Wälder bildet und die Buchecker am trefflichsten gedeiht. Haben sie sämmtliche Früchte dieser Art in einem weiten Umkreise aufgezehrt, so trifft sich’s wohl, dass sie regelmässig jeden Morgen zu einer zehn oder fünfzehn deutsche Meilen entfernten Steile hinfliegen, wo sie neue Nahrung entdeckt haben. Sie fressen sich satt und finden sich gegen Abend wieder auf dem Sammelplätze ein. Haben sie einen solchen Platz, der sich stets in einem grossen Walde befindet, eine Zeitlang bewohnt, so bietet er einen überraschenden Anblick dar. Der Boden ist mehrere Zoll hoch mit ihrem Unrathe bedeckt; alles Gras und Unterholz ist gänzlich zerstört. Grosse Haufen von Aesten und Zweigen bedecken die Erde, die durch das Gewicht der in dichten Knäueln übereinander sitzenden Vögel abgebrochen sind, und die Bäume selbst sind so vollständig kahl, als wären sie mit der Axt behauen. Die Spuren einer solchen Verwüstung bleiben noch lange sicht- bar, und oft vergehen Jahre, bis neue Gewächse den Erdboden überzogen haben. Wird ein Sammelplatz der Wandertauben entdeckt, so eilen die Be- wohner der Umgegend mit Flinten, langen Stangen, Knütteln, Schwefel- töpfen und andern Zerstörungsmitteln herbei, ln wenigen Stunden hat Jeder ein paar Säcke mit Tauben gefüllt, die er auf den mitgebrachten Pferden fortschafft. Namentlich sind die Indianer darauf bedacht, das reiche , Geschenk der Natur möglichst zu benutzen. Noch ausgedehnter als die blossen Ruhestätten sind die Brüteplätze, die sieh manchmal in der Breite einer Meile zehn Meilen weit durch den Wald hinziehen. Auf allen taug- lichen Aesten sind Nester angelegt. Sind die!Jungen ausgewachsen, jedoch noch im Neste, so finden sich die Leute aus der Umgegend schaarenweise ein, zum Theil mit Wagen, Beilen, Betten und Küchengeräthschaften ver- sehen und zu einem mehrtägigen Aufenthalte eingerichtet. Augenzeugen erzählen, das Getöse in dem Walde sei so gross gewesen, dass die Pferde scheu geworden wären und dass sich keiner dem andern hätte verständlich machen können, ohne ihm ins Ohr zu schreien. Der Erdboden war mit zerbrochenen Eiern und jungen, aus dem Neste gestürzten Tauben bedeckt, von denen sich ganze Heerden von Schweinen mästeten. Raubvögel aller Art flogen schaarenweise in der Luft umher und holten, so oft es sie ge- lüstete, die jungen Tauben aus den Nestern, während das durch den Wald schweifende Auge zwanzig Fuss von dem Boden bis zu den Wipfeln der

8. Die weite Welt - S. 370

1865 - Leipzig : Amelang
370 1815 ein böser Geist in die Indianer fuhr, also daß sie die Missionare vertrieben oder tödteten, die Dörfer der Neubekehrten verwüsteten und jede Spur des Christenthums auslöschten. Die Stätten der Mission wurden zu traurigen Einöden. — Ein noch elenderes Jndianergeschlccht ist das der Ottonyaken, die in einer andern Gegend des Landes wohnen. Sic nähren sich nicht nur von Fischen, Eidechsen und allerlei Gewürm, sondern mischen diesen ihren Speisen sogar Erde bei. Aus einem fetten Thon von graugelber Farbe formen sie sich Kugeln, die sie am Feuer ein wenig rösten und dann verzehren. 5. Setzen wir unsere Küstenreise weiter fort, so kommen wir zu dem nach der Ent- deckung Amerika's als das Goldland (El Dorado) gepriesenen Guyana. Dasselbe hat eine Größe, die ungefähr der des preußischen Staates gleichkommt; doch wohnen auf dieser Fläche nur etwa 300,000 Einwohner, unter welchen kaum der ackte Theil zu den europäischen Einwanderern gehört. Engländer, Niederländer und Franzosen haben sich in den Besitz des Landes getheilt. Die Küsten sind auch hier sumpfig und zur Regenzeit, die sogar zweimal im Jahre eintritt, fast unzugänglich; besonders ist / dieses au den breiten Mündungen der Flüsse der Fall, unter welchen der Esseguibo und Surinam die.wichtigsten sind. Der Mangle- oder Wurzelbaum (S. 289) bedeckt die weite Sumpflandschaft. Auf den Gewässern breitet sich die königliche Victoria (Victoria regia), die seit wenigen Jahren auch in die europäischen Ziergärten verpflanzte Niesen-Seerose der neuen Welt auö. Ihre mit einem hervorstehenden Rande umgebenen, fast kreisrunden Blätter halten 0 Fuß, ihre prachtvollen, weiß und röthlich gefärbten Blüthen 1 Fuß im Durchmesser. — Die höherliegenden Flächen sind fruchtbar und wohl bebaut, besonders im mittlern Theile des Landes. Auf den Pflanzungen wird hauptsächlich Zucker gewonnen; Kaffee und Baumwollplautagen sind fast gar nicht mehr vorhanden. Die Sklaverei ist seit längerer Zeit aufgehoben; freigelassene Sklaven, Maron neger genannt, haben besondere Niederlassungen begründet, denen sich freilich auch solche Sieger anschließen, die aller guten Behandlung ungeachtet ihren Herren entlaufen. Die Mehrzahl der Bevölkerung wird durch die in den südlichen gebirgigen Theilen des Landes, in den Thälern dcö 8—10,000 Fuß hohen Gebirges von Par km e zerstreut wohnenden Indianer gebildet, unter denen die Engländer einige Missionssta- tionen begründet haben, — die einzigen der evangelischen Kirche, die iu Südamerika noch bestehen. Die meisten Indianer leben jedoch noch in ihrer heidnischen Wildheit dahin, reiben sich iu fortwährenden Kämpfen auf und suchen ihre Feinde mit ihren vergifteten Pfeilen zu tödten. Hauptort von Englisch Guyana ist Georgetown *); unbedeu- tender au Bolkszahl, jedoch noch bekannter ist das» zu ■,% von Schwarzen bewohnte Paramaribo, die Hauptstadt von Niederländisch Guyana oder Surinam, eine Stadls die gleichsam in einem einzigen großen Garten erbaut ist. Gar nicht so freundlich sieht eö in Cayenne aus, der Hauptstadt von Französisch-Gu yana. Diese liegt auf einer bewaldeten Sumpsinsel gleiches Namens und ist von Mauern und Festungswerken umgeben, die sie noch ungesunder machen. Die französtiche Re- gierung hat den traurigen Ort zur Vcrbannungscolonie für Verbrecher ausgewählt, die hier meistens ihr Grab siuden. — Unter den zahlreichen, in Guyana einheimischen glänzenden Jnsecteu ist der Surinam'sche Laternenträger am bekanntesten. Das Thier gleicht, obschou es zum Geschlechte der Cicadeü und zur Ordnung der Halb- flügler gehört, sehr auffallend einem Schmetterlinge, hat eine weit vorgestreckte, auf- geblasene, oben sattelförmig vertiefte Stirn und Flügel mit großen Augenflecken. Früher wurde mit Bestimmtheit behauptet, die Blase vor den Augen leuchte bei Nacht; in dessen wollen neuere Beobachter dieses nicht bestätigt gefunden haben. Verfolgen wir weiter die Küste, so berühren wir auf einer Strecke von fast 1000 Meilen das Kaisertb um Brasilien **), den einzigen monarchischen Staat Süda- merika'ü. Von dem Portugiesen Cabral i. I. 1500 entdeckt, blieb Brasilien Jahr- hunderte laug eine portugiesische Colonie; i. I. 1822 erklärte sich das Land für unab- hängig, rief jedoch einen Prinzen des portugiesischen Königshauses auf den Thron (S. 220). Es gehört zu den größten Reichen der Eide, da es ungefähr 150,000 Ouadratmeilen umfaßt und also nicht viel kleiner ist, als ganz Europa. Doch wohnen auf dieser ungeheuren Fläche nur etwa 8 Millionen Menschen. Angebaut sind nicht ») Dsch-irdschtaun. — **) Seinen Namen hat dieses Land nach dem in ihm vorgefundenen rothen Farbeholze bekommen. Bra?a bedeutet im Portugiesischen: die glühende Kohle.

9. Die weite Welt - S. 372

1865 - Leipzig : Amelang
372 wird und bis zu seinem Tode nicht von denselben herabkommt. Die Haut ist mit groben, spröden, heuartigen Haaren bedeckt. Das Leben ist äußerst zähe; Verdauung und Blutumlauf gehen nur sehr langsam von Statten. Eine Fabel ist es jedoch, daß cs so lange auf einem Baume bleibe, bis es ihn völlig entlaubt hat; auch scheint seine Langsamkeit sehr übertrieben zu werden. Hat man doch einmal beobachtet, daß e« in 20 Minuten einen Mast von 120 Fuß Höhe erklettert hat. — Erst die völlige Dun- kelheit macht dem Getöse ein Ende. Manchmal jedoch werden die Bewohner' des Ur- waldes mitten in der Nacht wieder aufgeschreckt. Nichts soll dem Entsetzen gleichen, das sie erfaßt, wenn der Orkan braus't, wenn der Donner den Urwald durchhallt, oder wenn gar der Blitz einen sich rasch ausbreitenden Brand verursacht hat. In To- desangst stürzt alles Gethier aus dem Walde hervor, während gierige Raubvögel die Flamme begleiten und den Rauch nicht scheuen, um reichliche Beute zu finden. In stillen Nächten soll der Urwald dagegen einen unbeschreiblichen Reiz gewähren. Der Sternenhimmel funfeit über ihm in lieblicher Klarheit, und in unvergleichlicher Pracht glänzen seine Blüthenkronen. wenn die Silberscheibe des Mondes ans ihm hervortritt. Auch ans dem Dunkel des Waldes funkelt es hier und dort; die Stämme, denen die Schmarotzer alle Lebenskraft geraubt haben, sind nicht bloß der Wohnplatz der Bienen, Wespen und Ameisenschwärmc, sondern auch der Aufenthalt zahlloser Glühwürm er, in deren Licht alle Formen der Bäume sichtbar werden. Voller Entzücken sah einst ein Reisender, wie ein so herrlich illuminirter Baum den Strom hinunterschwamm. — Drn Morgen verkünden die Töne der Laubfrösche und Kröten, das Schwirren der Cicaden und Heuschrecken. Die Wespen verlassen ihre fußlangen Hänge- nester, die Termiten ihre Gänge in der Erde. Die buntfarbigsten, an Glanz mit dem Regenbogen wetteifernden Schmetterlinge schweben von Blume zw Blume. Millionen der glänzendsten Käfer durchschweben die Luft und blinken gleich Edel- steinen aus dem frischen Grün der Blätter hervor. Bald schleichen auch Eidechsen von auffallender Form, Größe und Farbenpracht aus dem Laube, den Höhlen der Bäume und de« Bodens und sonnen sich, ans Insekten oder Vögel lauernd. Eich- hörnchen und Heerden von geselligen Affen schwingen sich pfeifend und schnalzend von Ast zu Ast.- Die hühnerartigen Jacus und die Tauben verlassen die Zweige und irren auf dem feuchten Waldboden umher. Auch die Papageien und Pfeffer- fresser werden wieder lebendig; zarte Kolibri'« umschwirren die prachtvollsten Blumen, an Glanz mit Diamanten, Smaragden und Sapphireu wetteifernd. Ge« schäftige Pirole und Fliegenschnäpper suchen ibre Beute; Drosseln geben ihre Freude in schönen Melodien kund; Spechte lassen ihr weltschallendes Klopfen ertönen. So geht es weiter von einer Morgenstunde zur andern, bis sich wieder die Schwüle des Mittags über den Urwald lagert. «. Jenseit des Küstenfluffes Paranahyba, der iibrigens dem Rhein an Wasser- sülle gleichkommt, beginnen die brasilianischen Küstcngebirge, die fick im Cap Sau Roque, der äußersten Spitze von ganz Südamerika, am weitesten nach Osten drängen. Zu der ansehnlichen Höhe von 7000 Fuß steigen dieselben südlich von der Mündung de« San Francisco hinan. Mehrere parallele Ketten begleiten die Küsten in ihrem weitern Verlauf. Fruchtbare Landschaften breiten sich an ihrem Fuße ans. Alle Er- zeugnisse Westindien« gedeihen auch hier, in gleicher Entfernung vom Aeqnator nach Süden; Fernambuco (mit der Hafenstadt Oliuda) und das au« einer Ober- und Unterstadt bestehende, von 120,000 Menschen bewohnte San Salvador de Bahia, die an der Allerheiligenbai gelegene frühere Haupistadt des Lande«, führen treff- liches Holz, Tabak. Zucker. Baumwolle, Kaffee, aber auch Wach«, Honig, Häute, Schildpatt, sowie bei dem von hier an« stark betriebenen Wallfischsang Thran und Fischbein aus. Noch wichtiger sind die Mineralschätze in den südlichen Gebirg«- strichen. Die jährliche Ausbeute von Gold allein beträgt gegen 10 Millionen Thaler. Außerdem ist die Umgegend von San Paolo eine Hauptfundstätte für Diamanten (S. 04) und andere Edelsteine, Rubine, Topase, Sapphire, Smaragde. Der Handel mit diesen köstlichen Erzeugnissen ist eine Hauptbeschäftigung der Bewohner von Rio Janeiro, der Hauptstadt des Landes. Fast unter dem Wendekreise de« Steinbccks liegend, hat Rio dennoch ein gemäßigtes, gesundes Klima. Der Hafen gehört zu den herrlichsten der Welt; an Größe soll ihm keiner gleichkommen, und seine Umge- bungen sollen die des Golfes von Neapel an Schönheit noch übertreffen. Auf den

10. Die weite Welt - S. 375

1865 - Leipzig : Amelang
— 375 — viele sind, sehr gering; denn einer sucht den andern immer zu bestehlen, wobei es nicht ohne Geschrei, Rauferei, Zähnefletschen, Ohrfeigen und Fratzen abgebt. Alle Gegenstände, die der Affe nicht genau kennt, muss er erst mit den Händen befühlen und mit den Augen begucken, wozu auch noch eine Untersuchung vermittelst des Geruches kommt. Dem letztem folgt er übri- gens weit weniger, als andere Säugethiere, was man z. B. daraus ersieht, dass er sehr eifrig nach schön gemalten Insekten und Früchten greift, um sie zu verzehren, während z. B. ein Hund, welcher fast nur dem^Sinne des Geruches folgt, sich nicht um das Gemälde kümmert, welches seinen Herrn, oder Hirsche, Hasen u. dergl. vorstellt. In der Gefangenschaft füttert man die Affen mit allerlei Obst, Nüssen, Möhren, Rüben, gekochten Kartoffeln, Brod; den kleinsten Arten giebt man auch wohl Milch und Semmel und neben- her etwas Mais, Hanf, gekochten Reis u. dergl. Die Speise, und zuweilen selbst den'trank, bringen sie mit der Hand zum Munde. An Bier, Kaffee, Thee, Wein, Rum und überhaupt an alle Speisen und Getränke, die der Mensch geniesst, lassen sie sich auch gewöhnen. Das Weibchen bekommt in der Regel nur ein Junges, das sich mit seinen Händen zu Anfang an die Brust und später an den Rücken der Mut- ter klammert. Nichts sieht possirlicher aus, als eine Anzahl von Affenmüttern mit ihren Jungen, sei es im Freien oder bei Leuten, die mit solcher Waare handeln. An Ruhe ist da nicht zu denken. In allen Ecken schreit’s. Bald wird das Junge auf den Arm genommen, ans Herz gedrückt, mit liebevol- lem Blicke betrachtet, mit Leckerbissen gefüttert, gestreichelt und von Läusen gereinigt, welojie letztere die Mutter selbst als grosse Delikatesse verzehrt; bald bekommt es, ehe es sich versieht, wenn es etwa selbst nach Speisen zu- gelangt, oder sich zu weit entfernt, oder mit einem Nachbar Possen getrieben hat, tüchtige Ohrfeigen, schreit, wird mit neuen Ohrfeigen zur Ruhe vor- wiesen und schreit nur desto ärger. Kaum möchte wohl der Alle an natürlicher Klugheit irgend einem Thiere nachstehen; und doch wird man seine Mühe oft schlecht belohnt Anden, wenn man es versucht, einen aufzuziehen und frei herumlaufen zu lassen. Die meisten sind sehr unreinliche Gäste, weil sic sich nicht gewöhnen lassen, die Stube oder das Haus rein zu halten, und diebisch sind sie auch im höchsten Grade, weil sie ihre Begierden nicht zu zügeln wissen, wenn sie auch schon zehnmal Hiebe bekommen haben. Die grösseren Arten worden gewöhnlich im Alter tückisch und boshaft; solche Thiere sind, alt gefangen, gar nicht zu bändigen. Auch manche kleine Arten toben oder trauern sich zu Tode, wenn man sie alt fängt. Die gewöhnliche Art, Affen in der Ge- fangenschaft zu fesseln, besteht darin, dass man ihnen einen Lederring über den Hüften anlegt, oder man steckt sie in einen Käflg. Melodische Töne hört man nur von wenigen Affen; ein hässliches Ge- schrei, das bei gewissen Arten zum Gebrüll wird, ist die gewöhnliche Stimme. An einem Orte, wo nur zehn bis zwanzig Affen sind, kann mau es kaum aushalten. Vorzüglich stark sind sie in der Kunst, Fratzen zu schnei- den, indem sie bei jedem Wechsel der Leidenschaft das Gesicht verzerren. Durch diese Kunst belustigen sie hauptsächlich die Zuschauer. Es hält nicht schwer, manche Arten, wenn man sie jung bekommt, zu allerlei Kün- sten abzurichten. Das sieht sich dann oft recht nett an. Vorzüglich unter-
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