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1. Welt- und Staatskunde - S. 61

1910 - Berlin : Mittler
Iii. Die Entwicklung der Kulturnationen. 61 Pikardie mußten nach einem darauf mit Ludwig Xi. entbrannten Kriege an Frankreich überlassen werden. Zwar hatte Friedrich Iii., trotz des Verlustes von Böhmen und Ungarn, damit den Grund zu einem Habsburgischen Weltreich gelegt, an Deutschlands trostlosen Zuständen und innerer Zerrissenheit hatte er aber wenig geändert. Das erhoffte man von seinem Nachfolger Maximilian I. Ehe wir den Gang der Ereignisse in Deutschland weiter verfolgen, wollen wir kurz zurückblicken auf die Vorgänge in den übrigen Staaten Europas in dieser Zeit, die zum Teil in dem bereits Gesagten schon gestreift wurden. Bei der Teilung des Frankenreichs hatte Ludwigs des Frommen Sohn, Karl der Kahle, den westlicher!, romanischen Teil Frankreich erhalten. Sein Enkel, Karl der Einfältige (898—923), verlieh, um sich die immer wieder einfallenden Normannen vom Hals zu halten, einfach einem Normannenfürsten, Rolf oder Rollo, einen westlich der Seine bis an die Bretagne reichenden Küstenstrich, aus dem sich ein Herzogtum, die Normandie, bildete. Nach dem Tode des letzten westfränkischen Karolingers, Ludwigs V. (987), bemächtigte sich Hugo Eapet, Herzog von Francien (seine Familie war deutscher Abstammung), des französischen Thrones und ward damit Stifter eines Herrscherhauses, das sich — mit Unterbrechung durch die franz. Revolution von 1792—1814 — in gerader Linie bis 1328, in seinen Nebenlinien bis 1848 auf dem Thron Frankreichs erhalten hat. Frankreichs Geschichte ist mit derjenigen Englands im Mittelalter eng verknüpft. In England hatten nach dem Abzug der römischen Legionen die Bewohner zum Schutz gegen die jetzt von Norden her einfallenden Pikten und Skoten die germanischen Jüten, Angeln und Saren ins Land gerufen, die sich allmählich in dessen Besitz setzten und hier seit 449 sieben Königreiche gründeten. König Egbert von Messer brachte sie zu Beginn des 9. Jahrh, als vereintes Königreich unter seine Alleinherrschaft. Anfang des 11. Jahrh, eroberten die Dänen unter ihrem König Knut) das Land. Noch waren die daraus entstandenen Wirren nicht gelöst, als 1066 der Normannenherzog Wilhelm (der Eroberer) von Frankreich aus dort einfiel und nach der siegreichen Schlacht bei Hastings England eroberte. Auf Wilhelms Enkel, Heinrich I. (1100—1135) folgte seine mit Gottfried Plantagenet, Grafen von Anjou vermählte Tochter Mathilde (Witwe Kaiser Heinrichs V.

2. Welt- und Staatskunde - S. 1

1910 - Berlin : Mittler
I. Die Entwicklungsgeschichte der Erde. :s gehört zu den ursprünglichen Neigungen des Menschen, Betrachtungen anzustellen über die Erscheinungen in der Natur, und für deren Ursache und Zweck nach einer Erklärung zu suchen. Die Ergebnisse, zu denen hierbei in allen Zeiten die auf tieferer Kulturstufe stehengebliebenen Völker gelangt sind, entsprechen ihrer naiven Auffassung aller Dinge und haben für die Zwecke naturwissenschaftlicher Forschung keine Bedeutung. Dagegen verdanken wir den Beobachtungen und Untersuchungen der Kulturvölker des Altertums — Babylonier, Ägypter, Griechen —, manches Ergebnis, das für den Aufbau unseres heutigen Wissens von grundlegender Bedeutung geworden ist. So matzen schon damals die Astronomen den Kreislauf der Sonne aus und bildeten aus Sterngruppen Tierbilder, die sie als Merkzeichen für die Sonnenbahn benutzten, sie regelten die Zeit nach dem Lauf der Gestirne und suchten die Ursache der Klimaverschiedenheit festzustellen. Von den Chinesen wissen wir, daß sie bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. genaue Kenntnis von der Bewegung der Sonne und von den Gesetzen der Sonnenfinsternis besaßen. Es ist merkwürdig, daß sich die Menschheit bei der wissenschaftlichen Erforschung der Natur zuerst den unerreichbaren Gebieten des Himmels, in viel späterer Zeit der Erde selbst und schließlich, und in der Hauptsache erst in jüngster Zeit, deren Lebewelt zugewendet hat. Der Schwerpunkt der naturwissenschaftlichen Erkenntnis des Altertums liegt also auf dem Gebiet der Astronomie. Fast während des gesamten Mittelalters, dessen Anschauungen sich allein auf den Wortlaut der christlichen Glaubenslehre stützten, hat das vom Altertum Überlieferte nicht nur keine Weiterbildung erfahren, es ist vielmehr, soweit es in Aufzeichnungen niedergelegt war, zum großen Teil vernichtet worden. Was davon gerettet wurde, verdanken wir den Arabern, die uns sowohl einen guten Teil der Schriften des Altertums durch ihre Übersetzungen erhalten, als auch das Überlieferte in diesem Zeitabschnitt bis zu einem gewissen Grade weitergebildet haben. Engelhardt, Welt- u. Staatskunde. 2. Aufl. 1

3. Welt- und Staatskunde - S. 38

1910 - Berlin : Mittler
- Hi- Die Entwicklung der Kulturnationen. Sieg der Griechen bei Salamis auf Cypern endeten die Verser-kriege (449). Die Rettung Griechenlands war vornehmlich das Werk der Athener gewesen. Dem glücklichen Ausgang der Kriege folgte unter Perikles eine Zeit, in der sich Athen zu höchster Blüte entfaltete. Es wurde die Hauptstadt von ganz Griechenland und der Mittelpunkt auf dem Gebiete der Kunst. Bau-, Bildhauer- und Dichtkunst entwickelten sich in dieser Zeit zu höchster Vollendung. Dem weiteren Vordringen der Griechen nach Westen hin hatten sich die Etrusker ) in Italien und die Karthager in Afrika entgegengestellt. Während im Osten die Griechen mit den Persern kämpften, griffen die Karthager die Griechen in Sicilien an, wurden ober d 480 von Gelon von Syrakus und Theron von Akragas (Ägrigentum der Römer, dem heutigen Girgenti) bei Himera zurückgeschlagen und mutzten Frieden schließen. Die Angriffe Karthagos auf Sicilien wiederholten sich im Verlauf der folgenden Jahrhunderte. Sie gaben, wie wir später hören werden, Anlaß zu einer Einmischung der Römer und zu langen Kämpfen zwischen tuefen beiden Mittelmeermächten, die Karthago schließlich den Untergang brachten. Das Bestreben der beiden Hauptmächte in Griechenland, Athen uni> Sparta, jede für sich die Oberhoheit über das gesamte östliche Hellenentum zu gewinnen, führte zu einer Reihe von Kämpfen, zunächst zum peloponnesischen Krieg, der fast ein Menschenalte/, von 431—404, dauerte und mit der Niederlage Athens und der Aufrichtung der Herrschaft Spartas über Griechenland endigte, oparta vermochte seine Stellung aber nur eine Zeitlang durch die Unterstützung der Perser und gegen Preisgabe des Gebiets der Stammesbrüder an der kleinasiatischen Küste zu erhalten und mußte sie schließlich an die Stadt Theben in Böotien abtreten. Aber auch diese erwies sich nicht stark genug, sie zu behaupten, Sparta und Athen waren erschöpft. Da trat eine neue Macht auf den Plan: Makedonien. Die Könige jenes makedonischen Reiches im Norden Griechenlands hatten schon lange ihre Blicke auf die im griechischen Besitz befindliche Meeresküste und auch auf das übrige Griechenland gerichtet. König Philipp Ii. dehnte die makedonische Herrschaft allmählich nach Süden hin aus, schlug im Jahre 338 die mit einigen Kleinstaaten verbündeten Athener und Thebaner und begründete damit die Hegemonie Makedoniens. * Sein Sohn Alexander setzte das Werk des Vaters in groß- *) Urbewohner Italiens im Norden und Westen bis zum Tiberflutz.

4. Welt- und Staatskunde - S. 49

1910 - Berlin : Mittler
Iii. Die Entwicklung der ftulturnationen. 49 aus dem eroberten Gebiet die spanische Mark. Nachdem auch Baiern, dessen Herzog Tassilo er vertrieb, dem Frankenreich einverleibt war, verjagte Karl die mongolischen Avaren von der mittleren Donau, die hier nach dem Abzug der Langobarden ein mächtiges Reich gegründet hatten, und gründete zum Schutz gegen sie die avarische Mark. Bald daraus verschwinden die Avaren aus der Geschichte; ihre Plätze nahmen später die stammverwandten Magyaren ein. Auch gegen die Wenden im Nordosten kämpfte Karl erfolgreich, und den Dänen setzte er eine feste Grenze an der Eider. So war unter Karl ein Weltreich entstanden, ähnlich dem römischen, und im Jahre 800 — Weihnachten — setzte Papst Leo Iii. seinem Beherrscher auch die römische Kaiserkrone aufs Haupt. So erfolgreich wie im Kampfe gegen seine Feinde war Karl auch in seiner Regierungstätigkeit (S. 110). Und doch hatte dies so kraftvoll gestaltete Reich keinen Bestand. Schon Karls Sohn, Ludwig der Fromme (814—840), beschäftigte sich fast während seiner ganzen Regierungszeit mit der Frage der Reichsteilung. Seine Söhne teilten das Reich im Vertrag von Verdun (643) so unter sich, daß Lothar (I.) Italien, Burgund mit der Provence, das Land zwischen Maas, Schelde und Rhein sowie Friesland, Ludwig (der Deutsche) alles Land östlich davon, Karl, der Sohn Ludwigs d. Fr. aus zweiter Ehe mit Judith, der Tochter des schwäbischen Grafen Welf, alles, was westlich davon lag, erhielt. Nach dem Tode Lothars I. teilten sich seine Sohne Ludwig (Ii.), Karl und Lothar (Ii.) in seinen Anteil. Karl und Lothar starben bald. Ihr Anteil fiel zum einen Teil an Karl, genannt der Kahle, von Frankreich, zurrt anderen an Ludwig den Deutschen. Ludwig Ii., der Italien erhalten hatte, starb auch bald, und Karl der Kahle bemächtigte sich Italiens und der Kaiserkrone. Mit Ludwig dem Deutschen (843—876) beginnt erst die eigentliche Geschichte des deutschen Reiches, die deutsch-nationale Entwicklung. Sein Sohn Karl Iii. (881—888), der, nachdem Karl der Kahle und dessen Sohn gestorben waren, mit Unterstützung seiner Brüder Italien und das westliche Lothringen wieder gewonnen hatte, vereinigte zwar noch einmal das ganze Frankenreich (mit Ausnahme des 879 entstandenen burgundischen Königreichs Arelat) in seiner Hand, nutzte aber bald, infolge seines schwachen Auftretens den dort einfallenden Normannen gegenüber, die Westhälfte an den Grafen Odo, den Verteidiger von Paris, und schließlich auch den Osten an seines Bruders Karlmann Sohn, Arnulf von Kärnthen (887—899), abtreten. Neben dem burgundischen (arelatischen) Königreich, zu dessen König sich Graf Boso von Vienne 880 vom Papst hatte krönen Engelhard!, Welt- u. Staatskunde. 2. Aufl. 4

5. Welt- und Staatskunde - S. 110

1910 - Berlin : Mittler
110 Iv. Deutsche Verfassungs- und Kulturgeschichte. gerichtlichen Urteile auszuführen und Steuern usw. einzuziehen hatten, weshalb sie auch Schultheißen = Schuldheischer genannt wurden. Die wenigen Amtsherzöge aus rnerowingischer Zeit und auch die Stammesherzöge der Bayern, Alamannen und Thüringer beseitigte Karl der Große und schuf aus militärischen Gründen an den Grenzen eine neue, ähnliche Einrichtung: die Markgraf-fchaften. Als Bindeglied zwischen sich und den Grafschaften richtete er das Amt der Sendboten (missi) ein, die, je ein geistlicher und ein weltlicher, die ihnen unterstellten Provinzen des Landes zu bereisen und die Ausführung der königlichen Anordnungen zu überwachen hatten. Die Befugnisse der Landesgemeinde waren größtenteils auf den König übergegangen. Im östlichen Teil des Reichs mögen wohl zunächst noch Volksversammlungen stattgefunden haben; unter Chlodovech trat an ihre Stelle eine allgemeine Heerschau, das Märzfeld. Pippin verlegte die Heerschau auf den Mai. Sie wurde jetzt Maifeld genannt und behielt diesen Namen auch unter Karl dem Großen bei, obgleich sie oft erst im Juni und später abgehalten wurde. Unter Ludwig dem Frommen hörte jede Regelmäßigkeit aus, und der Name kam außer Gebrauch. Öffentliche Angelegenheiten pflegte der König zunächst mit einem engeren Kreis geistlicher und weltlicher Großen im Herbst vorzuberaten und gelegentlich der Heerschau dem großen Kreis der Großen zur Begutachtung vorzulegen. Wichtigere Beschlüsse gab man auch der gesamten Heeresversammlung, die ja immer noch das versammelte Volk darstellte, bekannt, mitunter deshalb, um sich ihre Zustimmung durch Beifallsbezeigung zu verschaffen. Die Beschlüsse dieser Reichs- oder Hoftage hießen nach der Einteilung der betreffenden Aktenstücke in Kapitel „Kapitularien". Das Erscheinen der Großen zu den Reichs- und Hoftagen war eine öffentliche Pflicht und geschah auf Befehl des Königs. Mit der Zeit ward aus ihr ein Recht der Mitwirkung bei Regelung der allgemeinen Angelegenheiten, und schon Ludwig der Fromme mußte den Großen dahingehende bestimmte Zugeständnisse machen. Die Rechtsprechung geschah, wie in germanischer Zeit, durch die Freien der Hundertschaft. In regelmäßigen Zeitabschnitten — etwa alle 40 Nächte — fand anfangs unter dem Vorsitz eines vom Volk gewählten Thunginus (an Stelle des alten Eaufürften) Gericht, „echtes Ding" und nach Bedarf „gebotenes Ding" statt, wobei der Thunginus oder der zuständige Zentenar den Vorsitz führte. Die Gerichtsgemeinde versammelte sich in beiden Fällen an der Malstätte unter freiem Himmel. Das Urteil wurde von sieben Ältesten, Ratgebern (Rachinburgen), die jedesmal gewählt

6. Welt- und Staatskunde - S. 115

1910 - Berlin : Mittler
Iv. Deutsche Verfassungs- und Kulturgeschichte. 115 3. Das Millelalter. Unter Ludwigs des Frommen Nachfolgern war das Frankenreich in ein östliches (Deutschland) und ein westliches Reich (Frankreich) zerfallen (6. 49). Daneben entstand noch ein burgundisches und ein italienisches Königreich. Der Name Deutschland kommt erst im 10. Jahrhundert auf. Mit Ludwig dem Deutschen (843—876) beginnt die eigentliche deutsche (Beschichte, die deutsch-nationale Entwicklung. König Otto I., der Lichtmeß 962 vom Papst die römische Kaiserkrone empfing, gründete auf das deutsche Gebiet nach Erwerbung des Königreichs Italien das „heilige, römische Reich deutscher Nation". Karl der Große hatte die erblichen und auch die Amtsherzöge beseitigt und an den Grenzen unter Markgrafen und Grenzherzögen größere Gebiete vereint, die später die Grundlage neuer Herzogtümer wurden. In den alten Stammesgebieten kamen unter den letzten Karolingern neue herzogliche Gewalten auf. Ilm 900 gab es wieder fünf erbliche Herzogtümer: Bayern, Schwaben, Sachsen, Lothringen, Franken. Die thüringischen und friesischen Grafschaften, die keine einheitliche Spitze hatten, und die drei wendischen Marken standen unmittelbar unter dem Reich. Diese Stammesherzogtümer fielen der Politik Ottos I. und feiner Nachfolger zum Opfer. Wo die herzogliche Stellung ganz einging, erlangten die Grafen reichsunmittelbare Stellung. Aus dem Zertrümmerungsprozeß gingen neue Gebiete hervor, die als „Territorialherzogtümer" bezeichnet werden. Die Eigenwirtschaft der großen Grundherren, die schon im 12. Jahrhundert abzunehmen begann, hörte im 13. Jahrhundert ganz auf. Das Land ward mehr und mehr an Ministeriale (S. 116) vergeben, die, da sie ihre Beschäftigung im Waffenhandwerk fanden, hier mehr die Rentner der zu ihrem Gut gehörigen Zinsbauern wurden. Burgwerk und andere nichtlandwirtschaftliche Arbeiten besorgten Fronbauern und Knechte. In der Zeit vom 9. bis 12. Jahrh, fand der Ausbau der östlich der Elbe gelegenen Gebiete statt. Im 12. Jahrh, wanderten viele germanische Bauern dorthin aus, wo man Hörigkeit und Leibeigenschaft nicht kannte. Vom 13. Jahrhundert ab wurde die Kolonisation systematisch durch Unternehmer betrieben, die für Anwerbung von Kolonisten einige Freihufen und das erbliche Schulzenamt erhielten. Die Angeworbenen erhielten ihre Hufen zu Erb-zinsrecht. Der ritterliche Besitz war hier gering, durchschnittlich

7. Welt- und Staatskunde - S. 157

1910 - Berlin : Mittler
Iv. Deutsche Versassungs- und Kulturgeschichte. 16? trat eine Erweiterung der Wirksamkeit der deutschen Hochschulen ein, indem sie künftig nicht nur Vorbereitungsanstalten für den höheren Staatsdienst, sondern auch Stätten freier wissenschaftlicher Arbeit, freier Forschung, wurden. Für die Heranbildung von Technikern, Ingenieuren rc. wurden technische Hochschulen (die erste in Berlin 1820), von höheren Berg- und Forstbeamten Berg- und Forstakademien errichtet. Das Vorrecht des Gymnasiums, wonach sein Abgangszeugnis allein die Berechtigung zu irgend einem Universitätsstudium gab, ward, allerdings erst am Anfang des 20. Jahrh, und unter gewissen Einschränkungen auch den Realgymnasien und Oberrealschulen erteilt. Die Entwicklung des Volksschulwesens vollzog sich auf den Bahnen, die ihr der große Züricher Pädagoge Pestalozzi (S. 148) gewiesen hatte mit dem Ziel: Emporbildung jedes Menschenkindes zu einer freien, geistig und sittlich selbständigen Persönlichkeit. Vor allem galt es, einen tüchtigen, dieser Aufgabe gewachsenen Lehrerstand zu schaffen. Eine ganze Reihe von Seminaren wurde gegründet und von hervorragenden Männern nach Pestalozzischen Grundsätzen organisiert und geleitet. Im Jahre 1840 hatte Preußen 38, jetzt hat es 183 Lehrerseminare. Neben den Volksschulen sorgen immer zahlreicher werdende, ihre Ziele immer weiter steckende Fach- und Fortbildungsschulen für die allgemeine und fachliche Weiterbildung der reiferen Jugend. Die w iss ens ch aftli ch e Fo r s chun g ist mit zunehmender Erkenntnis überall zu einer Teilung der Arbeit gedrängt worden, ganz besonders auf dem Gebiet der Naturwissenschaft; ihr Begriff hat sich gleichzeitig so erweitert und gestaltet, daß fast alle übrigen Wissenschaften unter ihn fallen, bzw. gestellt werden können. Die Geschichtsforschung ist durch Ausgrabungen an den Stätten der ältesten Kulturen — Mesopotamien, Kleinasien, Griechenland, Italien — ungemein belebt und gefördert worden. Auch der vorgeschichtlichen Zeit des Menschen hat man sich mit immer größerem Interesse zugewandt, ist ihren Spuren auf der ganzen Erde nachgegangen und zu erfreulichen Resultaten gelangt. So sind, nachdem Windelmann (1717—1768) die Erforschung des klassischen Altertums begonnen hatte, als neue Zweige die Ägyptologie und die Assyriologie, die Anthropologie (Menschenkunde) und die Prä-historie (Vorgeschichte der Menschheit) neu erstanden. Die Ethnologie befaßt sich mit Erforschung der Sitten und Gebräuche der Völker. Reiche Förderung haben im 19. Jahrh, der Industrie und der Landwirtschaft die in großartiger Weise ausgebildete Technik und die Chemie gebracht. Das Bestreben, die mensch-

8. Welt- und Staatskunde - S. 2

1910 - Berlin : Mittler
2 I. Die Entwicklungsgeschichte der Erde. Die wichtigeren Errungenschaften auf dem Gebiet naturwissenschaftlicher Forschung fallen in die auf die Entdeckung Amerikas und auf die Reformationsbewegung folgenden Jahrhunderte. Ihnen gegenüber müssen die Ergebnisse aus den vorhergegangenen Jahrtausenden als verschwindend klein bezeichnet werden. Namentlich ist aber dann das 19. Jahrhundert die Zeit gewesen, in der alle jene Errungenschaften zu hoher Vollendung gebracht sind. — Die Lehre von der Kugelgestalt der Erde rührt von den Griechen her, war also dem Mittelalter bereits bekannt; doch hielt man die Erde noch immer für den feststehenden Mittelpunkt des Weltganzen, um den sich die Sonne und die übrigen Himmelskörper drehten. Es war einem Deutschen, dem i. I. 1473 zu Thorn geborenen Astronomen Niklas Kopernikus, vorbehalten, den kühnen Gedanken auszusprechen, daß nicht die Erde, sondern die Sonne der Mittelpunkt sei, um den sich die Erde und auch die übrigen Planeten unseres Sonnensystems drehen. Wenn auch Kopernikus' Annahme über die Stellung der Erdachse noch irrig war, so ist seine Lehre doch der Ausgangspunkt für weitere wichtige Entdeckungen geworden. Nur wenige Namen mögen die Fortschritte kurz kennzeichnen, die in der Folgezeit auf dem Wege naturwissenschaftlicher Erkenntnis gemacht worden sind. Im 17. Jahrh, entdeckte der italienische Gelehrte Galilei mit Hilfe eines von ihm selbst konstruierten Fernrohres, daß die Milchstraße aus einer Unzahl einzelner Sterne zusammengesetzt ist. Er erkannte u. a. ferner, daß die Planeten kein eigenes Licht haben, sondern dieses von der Sonne erhalten, und verkündete bald darauf auch die Lehre von der Umdrehung der Sonne um ihre eigene Achse. Ein gleichzeitiger deutscher Gelehrter, Johannes Kepler, (geb. 1571) stellte außer anderem die elliptische, d. h. die länglichrunde, nicht kreisrunde Bahn der Planeten fest, in deren einem Brennpunkt die Sonne steht. Als Begründer der neueren Astronomie gilt der englische Gelehrte Isaak Newton (1643—1727), dem wir die Kenntnis des wichtigen Gesetzes von der Gravitation oder Schwerkraft verdanken. Die Tier- und Pflanzenkunde, die erst um die Mitte des 17. Jahrh, sich zu einer selbständigen Wissenschaft zu entwickeln begann, fand einen eifrigen Förderer in dem Schweden Karl Sinne (1707—1778), der unter Benutzung vorhergegangener Arbeiten die sogenannte binäre (zweifache) Namengebung für die gesamte Vierund Pflanzenwelt vollständig durchführte. Durch diese Art der

9. Welt- und Staatskunde - S. 3

1910 - Berlin : Mittler
I. Die Entwicklungsgeschichte der Erde. o Benennung erhielt jede Pflanzen- und Tierart zwei Namen, von denen der eine die besondere Art, der andere die Gattung, zu der sie gehört, bezeichnet. Über die Entstehung des Weltgebäudes hat der Königsberger Vhilosoph Immanuel Kant (1724—1804) eine Lehre aufgestellt, die noch heute in ihren Grundgedanken anerkannt wird. 41 Jahre später trat der französische Gelehrte Laplace (geb. 1749) mit einer der Kantschen Theorie ähnlichen hervor, die mit jener unter dem Namen Kant-Laplacesche Theorie zusammengefaßt worden ist. Wir werden später darüber Näheres hören. Bezeichnend für die außerordentliche Förderung, die die wissenschaftliche Astronomie durch die Fortschritte auf dem Gebiet der Mathematik im 19. Jahrh, erfahren hat, ist, daß der französische Gelehrte Leverrier im Jahre 1845 das Vorhandensein des Planeten Neptun zunächst rechnerisch nachwies, wodurch dann im nächsten Jahre dem deutschen Gelehrten Galle die Auffindung dieses Planeten am Sternenhimmel tatsächlich gelang. Einer der bedeutendsten Männer auf dem Gebiet der gesamten naturwissenschaftlichen Forschung war der deutsche Gelehrte Alexander v. Humboldt (1769—1859). Sowohl die Astronomie, Geologie und Mineralogie, als auch die Zoologie und Botanik haben durch ihn, wie kaum durch einen anderen Forscher vor ihm, Bereicherungen erfahren. Dem Franzosen Lamarck (1744—1829) und dem Engländer Charles Darwin (1809—1882) verdanken wir erste grundlegende Arbeiten über die Entstehung der Arten in der Tier- und Pflanzenwelt. Der Jenaer Zoologe Ernst Haeckel endlich hat die Darwinsche Lehre weiter ausgebaut; er hat zuerst Stammbäume für die vierund Pflanzenwelt aufgestellt und die Ahnenreihe des Menschen bis in das Zeitalter der die ältesten Versteinerungen führenden Bildung der Erdrinde und selbst darüber hinaus festzulegen versucht. Unsere Sonne bildet zusammen mit ihren Planeten, deren Trabanten und mehreren Kometen und Sternschnuppenschwärmen ein Sonnensystem. Der Sonne zunächst stehen die 4 mittleren Planeten. Ihre Entfernung von der Sonne und ihre Umlaufszeit um sie beträgt: Mittlere Entfernung (rund) Umlaufszeit Merkur, ohne Mond, 8 Mill. Meilen 88 Tage Venus 15 - - 225 Erde, mit 1 Mond, 20 - - 36574 Mars, mit 2 Monden, 31 - - 1 Jahr 322

10. Welt- und Staatskunde - S. 48

1910 - Berlin : Mittler
48 Iii. Die Entwicklung der Kulturnationen. unabhängig. Unter den letzten schwachen Herrschern des Merowingergeschlechts (so nannte sich Chlodovechs Geschlecht) verlor das Frankenreich mehr und mehr seinen festen Halt. In Austrasien, Neustrien und Burgund bildeten sich Teilreiche, und in Baiern, Alamannien, Thüringen und Aquitanien tarnen selbständige Herzogsgewalten auf; neben dem Röntg gelangten die Hausmeier, die obersten Hofbeamten, zu übermächtiger Stellung, und sie waren es nun, die den völligen Zerfall des Frankenreichs verhinderten. Pippin der Mittlere ward nach Besiegung des Majordomus von Neustrien und Burgund als „Herzog und Fürst der Franken" anerkannt, Karl Mar teil (714—741 n. Chr.) trat den rebellischen Friesen, Baiern, Alamannen und Aquitanern erfolgreich entgegen und brachte es fertig, das Reich in seiner alten Einheit wiederherzustellen. Unter ihm erfolgte die Bekehrung des ostrheinischen Germaniens zum Christentum durch Bonifatius und die Gründung der ersten germanischen Bistümer. Den Arabern, die unter ihren Chalifen (Nachfolgern Mohammeds, des Stifters des Islam, 622) die neue Religion über Syrien, Mesopotamien, Iran, Turan, Ägypten und das übrige Nordafrika ausgebreitet, auch den Westgoten fast den gesamten spanischen Besitz abgenommen hatten (Schlacht bei Jerez de la Frontera 711), trat 5tarl entgegen und machte ihrem weiteren Vordringen in sein Reich durch die siegreiche Schlacht bei Poitiers (732) ein Ende. So wurde er der Retter der christlichen Kultur vor dem Islam. Karls Nachfolger, Pippin (751—768), gelang es, mit Hilfe des Papstes auch die Königswürde zu erlangen. Diesem erwies er sich dafür dankbar, indem er ihm ein Stück Landes um Rom herum vom Langobardenkönig Aistulf eroberte und zum Geschenk machte, wodurch der Grund zur weltlichen Macht des Papsttums gelegt wurde (Kirchenstaat). Pippins Nachfolger, Karl der Große (768—814 n. Chr.), eine der hervorragendsten Persönlichkeiten der Weltgeschichte, ward dann der Vollender des großen Frankenreichs und Gründer der germanisch-romanischen Weltmonarchie. Er unterwarf nach langen, immer wieder von neuem erbittert geführten Kämpfen endlich die noch unbesiegten und unbefehrten heidnischen Sachsen unter ihrem Herzog Widukind. Die Eroberung des Langobardenreichs in Italien, über das König Desiderius herrschte, brachte ihm Land und Würde des Königs der Langobarden ein. Aus dem Herzogtum Friaul machte er nach Beseitigung des Herzogshauses eine Mark-grafschaft, bestimmt zum Schutz Italiens nach Osten hin. In Spanien drängte er die Mauren bis zum Ebro zurück und schuf
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