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1. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 10

1868 - München : Lindauer
10 Bajoarien unter d. Agilolf. Garibald Ii u. Theodo I. auf Betrieb des Frankenkönigs Dagobert I (zwischen 628 und 638) durch vier Männer (Claudius, Chadoin, Magnus und Agilolf) die bis dahin ungeschriebenen Gesetze seines Volkes anszeichnen ließ und dieser Gesetzessammlung allgemeine Aner- kennung verschaffte. Nicht minder erfolgreich waren die An- strengungen, die unter seiner Regierung in und um Bajoarien her zur Befestigung mtb Ausbreitung des Christenthums ge- macht wurden. Drei Glaubensboten aus Irland, der heilige Co ln mb an (Stifter des Klosters Lnxeuil in Franche Comte), die Heiligen Gallus und Magnus i;!) brachten 612 das Christenthum nach Alemannien, und im Jahre 615 trafen cms Frankreich Eu st a sius und Agi lus (erstercr war seit Columbans Abgang Abt des Klosters Lnxeuil, letzterer wurde nachmals Abt des Klosters Rebais in der Landschaft Brie im Departement der Seine und Marne) in Bajoarien ein, theils um das Evangelium neu zu verkünden, theils um Irr- lehren, welche von Anhängern des Bonno fins und Phot in ns gegen die Gottheit Christi nub die Jungfräulichkeit Mariens verbreitet worden waren, zu unterdrücken. Die rastlose Mühe, welche diese Männer aufboten, ward damit gelohnt, daß die meisten der Jrregeführten in den Schoos der katholischen Kirche zurückkehrten. § 10. Garibalds Ii Nachfolger war Theodo I*) (640 — 652?), welcher ebenfalls der jüngern agilolsingischen Linie angehörte "). In ihm besaßen die Bajoarier einen überaus edlen, friedliebenden Fürsten, der für die weitere Verbreitung des Christenthums vornehmlich dadurch wirkte, daß er (649) den hl. Emmeram (Heimeram, Hausrabe), einen fränkischen Glau- benöboten aus Pictavium (Poitiers), auf seiner Missionsreise zu den Avaren in Reginisbürg (Rcgensburg) zu dem Ent- schlüsse bewog, vorerst den Bajoariern einige Zeit lang die himmlische Lehre zu verkünden. Nachdem er dieß drei Jahre hindurch gethan hatte, erlitt er auf eine traurige Weise den *j Cb Theodo I ein Sohn Garibalds Ii gewesen, steht dahin.

2. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 79

1868 - München : Lindauer
79 Bayern unter Heinrich Xii, dem Löwen. wenig mehr um den Kaiser und dessen Unternehmungen, sondern hing mit ganzer Seele dem Plane nach, seiner: eigenen Ländern urrd Unterthanen den hart vermißten Wohlstand wiederzugeben und seine Herrschaft nach Innen und Außer: zu bcsestiger: und zu erweitern. Für die Ausführung dieses Planes that er 1157 der: erster: Schritt, indem er vor: dem Bischöfe Otto von Frey- sing (1138 — 1158), des Kaisers Barbarossa Oheim, die Ab- tretung des Zolles verlangte, welcher: dieser an der Brücke bei Oberföhring, einem Dorfe im Freysinger-Gebiete, von dem aus Reich er: hall über Rosenheirn nach Schwaben und In- golstadt gehenden Salzzuge erhob. Der Weigerung Otto's, aus den Nachweis gestützt, daß ihm König Konrad Iii dieses Recht eingeräumt habe, setzte Heinrich der Löwe einer: Gewalt- streich entgegen: Er ließ, nachdem er (1157) bei der: eine Stunde oberhalb Föhring am linker: Jsarufer stehenden Einzel- Höfen, welche München (Munichen, Mnnihen, villamunihha)*) hießen, über die Isar eine Brücke geschlagen und von dieser aus zur Erweiterung des Verkehrs eine Straße nach dem nahen Aschheim**) gebaut hatte, in Einer Nacht die Föhringer Brücke niederlegen urrd zwarrg dadurch den Salzzug, den Landweg von München aus anzutreten. Zn der Nähe der neuen Brücke er- baute Heinrich der Löwe ungesäumt ein Mauthaus, einen Salzstadel, eine Münzstätte und legte dadurch der: Grund zu *) München (—Munichen, Munihen) ist der Dativ Pluralis von dem aus dem lateinischen monaolros oder monacos gebildeten Worte Munich, d. i. der Einsame, und heißt „Wohnsitz der Einsamen" oder „der isolirt Hausend en", gerade so wie z. B. Bayern, Schwaben als Dative der Personennamen Bayer, Schwab die Wohnsitze dieser Völker- schaften bezeichnen. Zu Anfang des zehnten Jahrhunderts gehörten die Einzel- höfe München, die am linken User der Isar standen, dem Kloster Tegern- see; nach Aushebung desselben durch den bayerischen Herzog Arnulf I fielen sie an den Grafen Rapot von Dießen. Einer von dessen Nachkömmlingen, Otto, der Stammvater der Grafen von Wolfrathshausen, besaß sie noch um 1060 (Lion. Boic. Yi. 162. n. Ix). Wie Heinrich der Löwe diese Höfe an sich brachte, ob durch Kauf oder mit dem herzoglichen Amte, ist unbekannt. **) Durch die Straße nach Aschheim sollte dem Salztransport, der bis dahin von Föhring aus nur eine westliche und nördliche Richtung hatte, auch noch eine östliche Richtung gegeben werden.

3. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 5

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
Vorher war es also anders gewesen. Wie? Die meisten niederen Geistlichen — natürlich mit Ausnahme der Klostergeistlichen, der Mönche und Nonnen — waren verheiratet; nur die höheren Geistlichen mußten ehelos sein und trennten sich daher, wenn sie vor ihrer Erhöhung geheiratet hatten, von ihren Frauen. Wie sollte es nun werden? Kein Priester durfte heiraten, und die schon verheiratet waren (?), mußten ihre Frauen und Kinder entlassen. Was werden die Priester über diese Verordnung denken und sagen? Sie werden tr aurig und zornig sein über diese Zumutung (Ausmalung und Begründung dieser Gefühle), sie werden sagen: Seither ist es doch auch ganz gut gegangen, und es kann doch keine Sünde sein, Frau und Kinder zu haben (Gott hat ja auch Adam und Eva zusammengeführt und hat verboten, die Ehe zu brechen, aber nicht, die Ehe zu schließen); darum werden sich die meisten weigern, dem Befehl des Papstes zu gehorchen. Und so war es auch. Als z. B. der Erzbischof von Mainz seinen Priestern auf einer großen Versammlung in Mainz das Gebot des Papstes bekannt machte, da erhob sich ein solches Schreien und Lärmen unter den erzürnten Priestern, daß die Versammlung rasch ein Ende nahm; ja die wütendsten drangen auf den Erzbischof ein, drohten ihm mit geballten Fäusten und hätten ihn gemißhandelt und erschlagen, wenn ihn nicht seine Getreuen aus ihren Händen gerettet hätten. Und Ähnliches geschah an vielen Orten. Und was wird der Papst Gregor da thun? Er wird mit Strafen drohen und die Ungehorsamen bestrafen, z. B.? Bestätigung: Gregor machte überall in den Kirchen bekannt, daß kein gläubiger Christ bei einem verheirateten Priester die Messe hören (den Gottesdienst besuchen) dürfe, daß die verheirateten Priester ihr Amt und ihr Einkommen verlieren sollten und daß kein Bischof bei Strafe der Entsetzung und des Bannes verheiratete Priester in seinem Bistum dulden dürfe. Ja der Papst sandte sogar Scharen von Mönchen aus, die die einzelnen Gemeinden gegen ihren verheirateten Pfarrer aufhetzen sollten (sie sagten wohl: Die Sündenvergebung und das Abendmahlsbrot, das euer Pfarrer euch spendet, gilt nichts vor Gott; da kann euch auch euer Pfarrer nicht in den Himmel bringen); und dies gelang ihnen auch meist so gut, daß die grimmigen Bauern ihren Pfarrer bedrohten, ja ihn sogar in der Kirche mißhandelten, bis er schwur, sich von feinem Weib zu trennen. Ob solche Maßregeln wohl helfen werden? Gewiß. Gregor hat im Lauf der Jahre seinen Willen in der ganzen katholischen Kirche durchgesetzt, und von dieser Zeit an bis auf den heutigen Tag ist kein katholischer Priester verheiratet. Warum hat aber der Papst dies Gebot gegeben, und warum hat er es so hart und rücksichtslos durchgeführt? Warum hat er taufende von Familien so grausam getrennt und Hunderttausenden von Priestern das Recht genommen, sich eine Familie zu gründen? Er hat doch gewiß so gut wie wir gewußt, daß auch ein verheirateter Priester das Wort Gottes predigen kann? Gregor hat sicherlich die Ehe nicht ver-

4. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 28

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 28 — Iii. 2. Die Einrichtungen und Handlungen sollen alle, wie wir schon im einzelnen gesehen haben, zu einem bestimmten Ziele helfen. Welches ist dieser Zweck? Die Kirche soll frei vom Kaiser werden (daher Einrichtung 1—4); der Papst soll alleiniger Herr der freien Kirche werden (daher 2, 3, 4); die Papstkirche soll Herrin des Kaisers werden (daher 3, 4; Drohung, Bann) — kurz der Papst soll Oberherr der Kirche und des Kaisers werden. Im Vergleich zu diesem Zweck sind die genannten Einrichtungen und Handlungen die Mittel. Iv. 2. Gregors Plan oder Zweck: Herrschaft des Papstes über Kirche und Kaiser. Mittel: 4 Einrichtungen, Drohung mit Bann, Bannspruch. Iii. 3. Wenn wir diese Ansprüche Gregors mit Heinrichs Ansicht (vergl. seinen Brief!) vergleichen, so finden wir den vollen Gegensatz. Hier: Der Papst ist Herr über die Kirche; denn er ist der Stellvertreter des h. Petrus, auf den Christus die Kirche gebaut hat. Dort: Der Kaiser ist Herr über die Kirche; denn er ist der oberste Herr in der Christenheit und der Schützer der Kirche. Hier: Der Papst ist Herr über Kaiser und Reich, denn er hat die Macht, die Eide der Unterthanen zu lösen. Dort: Der Kaiser ist selbständiger Herr des Reiches; denn er hat seine Gewalt von Gott. Wenn wir in diesem Streit die Wahrheit finden wollen, müssen wir die Meinung und den Willen unseres Herrn Christus suchen; denn er ist der Herr über alle Christen, also auch über Papst und Kaiser. Wie antwortet er auf die Fragen: Wer ist der Herr über die Kirche? und Wer ist der Herr über das irdische Reich? Christus hat die Kirche durch sein Leben und Lehren, Sterben und Auferstehen gegründet; er ist also der alleinige Herr der Kirche. Er hat sie aus den felsenfesten Christenglauben, nicht auf den Menschen Petrus gegründet; nur durch ihn kommen wir zum Vater und dessen Reich. Er ist darum Herr und Meister aller Christen und ist bei uns bis an der Welt Ende (Matth. 23, 10. 28, 20). Wir aber sollen untereinander Brüder sein, und der Größte ist der, der den andern am meisten dient (Matth. 23, 8—11. 20, 25—27). Daraus folgt: Christus ist der rechte Herr der Kirche, nicht der Papst ober der Kaiser; ihm haben die Christen in allen Dingen des Glau- bens und des Wandels zu gehorchen, und wenn sie außerbem noch irgenbwelche kirchliche Herren (Priester, Bischof, Papst) haben wollen und brauchen, so sinb diese eben auch Diener Christi und nur von Menschen, nicht von Gott eingesetzt. Und wie lautet Christi Antwort auf die zweite Frage? Christus hat weder dem Petrus noch seinen Nachfolgern die Macht gegeben, die Eide der Unterthanen zu lösen oder zu binden. Er sprach vielmehr: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist," nämlich: Treue, Gehorsam, Steuern, Kriegsdienst. Auch hat er gesagt: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt"; er ist also nur Herr des unsichtbaren Reiches Gottes,

5. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 52

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
und Räte, die vor ihm in Canossa waren? Barfuß und im härenen Büßerhemd vor den Papst hintreten und geduldig die Buße auf sich nehmen, die ec gebot, das wäre freilich der stärkste Beweis der Bußfertigkeit und Unterwerfung, und das mußte auch auf den Papst wirken; denn er hatte ja selbst zu den Gebannten gesagt, daß dem wahrhaft Reuigen die Verzeihung nicht versagt werden könne. Aber das wird doch Heinrich nicht thun, er, der stolze Kaiser, der sich noch vor kurzem als den Oberherrn des Papstes hingestellt hatte. Das mochten Geistliche und gewöhnliche Christen ohne Schimpf und Schaden gegenüber dem obersten Herrn der Kirche thun, aber nimmermehr ein Kaiser; wenn der sich so demütigte und erniedrigte, so erniedrigte er nicht bloß sich persönlich als einen einfachen Christen vor der zürnenden Kirche, sondern er erniedrigte zugleich die Krone und das Kaisertum. Also auch dieser Weg erscheint uns für Heinrich unmöglich. Nun, hören wir, was Heinrich that. Zur Erläuterung der letzten Stücke der Erzählung. Es ist ein ergreifendes Bild, das wir eben geschaut haben, unvergessen bis auf den heutigen Tag in Rom und in Deutschland, unvergeßlich gewiß auch für euch. Wie kommt das? Es ist so unglaublich und unerhört: Ein deutscher Kaiser freiwillig in solcher Erniedrigung vor dem römischen Bischof! Malen wir uns das Bild des büßenden Königs noch genauer aus! Sein Aufzug (siehe den Text!); seine Leiden (Frost und Hunger); seine Stimmung. Die ist trüb und traurig genug und bereitet ihm gewiß mehr Qualen als die Kälte. Ihn quälte freilich nicht Reue und Zerknirschung über feine Sünde gegen Gott und die heilige Kirche (denn er glaubt gewiß, recht — wenn auch unklug — gehandelt zu baben), nein mit starrem Trotz hatte er sich jählings zu der Buße entschlossen, in dem Gedanken: Ich will und muß den Papst zur Lösung zwingen, solcher Buße kann und darf der heilige Vater der Christenheit die Verzeihung nicht versagen. Auch war er wohl in der Einbildung besangen, daß er sich nur als gewöhnlicher Christ nach der hergebrachten kirchlichen Sitte vor dem Oberhaupt der Kirche demütige. Aber als er nun in so jammervollem Auszug vor der Burg stand, dem Mittleid und dem Gespött der Burgleute preisgegeben, als das Thor verschlossen und der Papst unbewegt blieb durch feine Buße, da kam ihm doch zum Bewußtsein, daß er zu weit gegangen war mit feiner Erniedrigung und ^ daß jebermann in ihm boch nicht bloß den bußfertigen Christen fonbern * noch vielmehr den gebernütigten Kaiser sehe. Und dieser Gedanke erweckte in ihm brennenbe Scham über seine Schmach und zugleich Grimm über den hartherzigen Mönch und über sich selber. Und Scham und Grimm wuchsen immer mehr, je länger die Demütigung, die körperliche Qual und die Hartherzigkeit Gregors bauerte und je verkehrter es erscheinen mußte, die angefangene Buße ohne Erfolg wieber aufzugeben. — Zusammenfassung: Trotz, Scham, Grimm. Warum blieb Gregor so lange unerschüttert durch die Buße Heinrichs und die Bitten feiner Freunbe? (Gewalt über den König durch den

6. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 71

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
Oberherr über die doch nur von Menschen eingesetzten irdischen Reiche. Er kann und darf alle irdischen Obrigkeiten einsetzen und absetzen, je nachdem sie ihm gehorsam oder ungehorsam sind. Iii. 3. Alles, was wir gegen den früheren Anspruch Gregors gesagt habcn, gilt natürlich erst recht gegen den viel höheren zweiten Anspruch. Zusammenstellung dieser Gründe aus Ii b der 1. und 3. Einheit. Wir bleiben daher bei den Sätzen und Wahrheiten, die wir damals gefunden haben: Iv. 3. Der Kaiser ist der Herr des Reiches, und jede Obrigkeit ist Herrin in ihrem Lande, nicht der Papst; denn die Obrigkeit ist von Gott verordnet. (Sprüche siehe oben!). Iv. 4. Kulturhistorisches: Der Bannspruch (Form, Inhalt, Bedeutung). V. Zusammenstellung der seitherigen Einheiten und ihrer Überschriften (Beziehung zum Bann!). Warum folgte auf den ersten Bann ein zweiter Bann? Erkennen die jetzigen Herrscher der irdischen Reiche den Anspruch des Papstes an? Welche Worte der Bibel sprechen gegen den Anspruch des Papstes? Zur Anwendung: 1. Petr. 2, 13, Sir. 10, 25. Sechste Einheit Die Wirkung des neuen Warmes. Stoffübersicht: Erstes Stück. Die Einsetzung eines Gegenpapstes. Zweites Stück: Der Tod des Gegenkönigs. Drittes Stück: Die Eroberung Roms. Viertes Stück: Gregors Flucht und Ende. Erstes Stück: Die Einsetzung eines Gegenpapstes. Ziel: Die Wirkung des neuen Bannes. I. Wenn der zweite Bann so wirkt wie der erste, dann ist Heinrich verloren (Nachweis!) Aber es muß ja nicht wieder gerade so sein. Es lag vieles günstiger für Heinrich als vor 4 Jahren. Denkt nach! Jeder

7. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 156

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 156 — b) Der Charakter Friedrichs. Er ist ein Herrscher, geschmückt mit allen zum Herrschen nötigen Tugenden: Festigkeit im Willen, der unerschütterlich immer auf die Herrlichkeit des Reiches und die Wohlfahrt des Volkes gerichtet ist; dennoch nicht hartnäckig und unvernünftig, sondern nachgiebig und versöhnlich zu rechter Zeit (Papst, Lombarden); würdevolle und achtunggebietende Persönlichkeit (Papst, Römer); Gerechtigkeit (Jedem das Seine; dem Reiche, dem Gegner, dem Unterthan, dem Ungehorsamen, dem Landfriedensbrecher z. B. . . .); Milde und Strenge, je nachdem es sich gehört (Mailand, Susa, Heinrich der Löwe); Klugheit und Weisheit (gegen Papst, Lombarden; Zerstückelung Sachsens); Dankbarkeit (Otto von Wittelsbach); Thatkraft (rascher Entschluß, rasche That). Ein fürsorglicher und gütiger Landesvater; denn er erstrebt und verwendet die Macht nur für die Wohlfahrt des Volkes, für Landfrieden, Förderung von Handel und Wandel, Kunst und Wissenschaft; Freigebigkeit; Treue gegen die gefangenen Gesandten und Freude über ihre Befreiung, Angst um das Leben seines Kriegsvolkes. Ein kluger und umsichtiger Feldherr (Römerzug, Eroberung Mailands, Besiegung Heinrichs d. L., Kreuzzug). Ein kühner, tapferer, gewandter und starker Kriegsmann (Rom, Legnano, Jkonium). Ein frommer und opferfreudiger Christ (Ehrerbietung gegen das Oberhaupt der Kirche, eifrige Teilnahme ant Gottesdienst, Erfüllung des Gebotes der Nächstenliebe, Gottvertrauen, Hingabe des Lebens für Christus). Die einzelnen Züge von Ungerechtigkeit und Härte, zeigen uns nur, daß Friedrich kein Engel war, sondern ein Mensch. Er war aber ein so edler Mensch, daß er vollauf die Liebe und Verehrung seines Volkes verdiente, und der Hauptbeweis für diese Liebe und für den gewaltigen Eindruck, den Friedrich Barbarossa auf sein Volk gemacht hat, ist der Glaube an sein Fortleben und Wiederkommen. 3. Aus der Hoffnung des Volkes auf Friedrichs Wiederkunft sowie aus dem Verse „Er hat hinabgenommen des Reiches Herrlichkeit" sehen wir, daß bald nach Friedrichs Tode schlimme Zeiten eintraten. Wir haben diese Zeiten zwar noch nicht besprochen, aber einiges wißt ihr doch schon darüber: Raubritter, dreißigjähriger Krieg, Napoleons Herrschaft, Nichtvorhandensein des deutscheu Reiches noch zur Zeit der Geburt unsres jetzigen Kaisers. Es fehlte in diesen Zeiten an allem, was zu Barbarossas Zeit da war, an Friede und Recht, an Einigkeit und Macht, und darum wurde unser Vaterland von fremden Völkern verwüstet. Wenn also das Volk in allen diesen Nöten glaubt, daß einst Barbarossa mit der alten Herrlichkeit des Reiches wiederkommen werde, so glaubt es damit an seine künftige Einigkeit und Macht, Wohlfahrt und Freiheit, kurz an fein eigenes Leben, und daher strebt es auch nach diesen Gütern (siehe oben!). Dieses Streben („Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland . . .") ist endlich erfüllt worden durch den ersten

8. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 25

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
I — 25 Eide der Unterthanen zu lösen, und dadurch über Kaiser und Rcich zu herrschen. Der Papst stützte also sein Recht auf eine falsche Schriftauslegung. Aber hatte denn Gregor nicht doch recht, wenn er meinte: Der Papst muß die Macht über die Kirche und die Fürstentümer haben und auch irbische Gewalt besitzen, bamit er der Sünde und dem Unrecht wehren, die mächtigen Herren und Völker unter den Willen Gottes beugen und so das Reich Gottes herstellen kann? Das klingt ja recht schön. Aber woher soll denn der Papst den Willen Gottes besser wissen als jeder fromme Christ? Gott soll ja herrschen auf Erben, aber der Papst ist boch nicht Gott, fonbern ein Mensch, der irrt und sünbigt wie alle anberen (wie wir ja auch an Gregor sehen). Und einem solchen Menschen kann boch unmöglich alle Gewalt über die Kirche und die weltlichen Reiche von Gott übertragen sein. Diese Gewalt hat sich Gott selbst vorbehalten; „er sitzt im Regimente und führet alles wohl," und braucht barum keinen Stellvertreter auf Erben. Der Anspruch des Papstes ist also unchristlich. Doch wie gesagt, Gregor war feft überzeugt, daß Gott ihm die höchste geistliche und weltliche Gewalt übertragen habe, und daß er nur mittelst dieser Gemalt die Christenheit zum Heile führen könne. Und darum hauptsächlich bannte Gregor den Kaiser. Der Kaiser hatte ihn abgefetzt und sich baburch zum Herrn der Kirche aufgeworfen. Wollte Gregor daher sich auf dem päpstlichen Thron erhalten und feinem Plan, den er für Gottes Plan hielt, zum Sieg verhelfen, so blieb ihm kein anderes Mittel, als den Kaiser zu bannen und durch Lösuug der Eide zu entsetzen. Darum scheute er sich nicht, den höchsten Herrn der Christenheit so hart anzufassen und durch Lösung der Eidschwüre das beutsche Reich und die beutsche Treue zu erschüttern; benn er glaubte: Nur so kann Gottes Reich bestehen und siegen, und es muß siegen, wenn auch das Kaiserreich barüber zu Grunbe geht, und mich hat Gott zum Kämpfer für fein Reich auserwählt. So bachte und glaubte Gregor, und banach hanbelte er auch ganz rücksichtslos. Er war sicherlich im Irrtum und im Unrecht, aber er glaubte fest, daß er im Recht und in der Wahrheit fei, und wollte gewiß das Beste der Christenheit und des Reiches Gottes. Darum können wir ihn auch nicht als schlecht, als ehrgeizig ober herrfchfüchtig verurteilen, fonbern wir müssen anerkennen: Er war ein großer und geistesgewaltiger Mann, der mit Mut und Kraft, mit Klugheit und Rücksichtslosigkeit einen großartigen Plan ins Werk setzte. — Zusamm ensassun g: Gregor hielt seinen Plan für Gottes Willen und hanbelte barum so fcharf und rücksichtslos. Er glaubte gerecht zu hanbeln; aber fein Plan war unchristlich und barum auch feine meisten Hanblungen. 3. Die Hanblungen Heinrichs. Welches find die Hanblungen? Das Verhalten Heinrichs gegen das Simonieverbot, gegen die Ansprüche des Papstes auf die Investitur und auf das Recht zur Absetzung des Kaisers, und enb-lich die Absetzung Gregors durch die Wormser Beschlüsse.

9. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 29

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 29 — welches in den Herzen aller guten Menschen wohnt, und darum könnten Petrus und seine Nachfolger, auch wenn sie Stellvertreter Christi wären, nicht über irdische Reiche herrschen. Und endlich spricht Christus durch seinen Apostel klar und deutlich: „Jedermann sei Unterthan der Obrigkeit ... die ist von Gott verordnet" (Röm. 13, 1 -7). Also ist Christi Meinung und Wille: Die Obrigkeit ist ihr eigener Herr, ist Gottes Ordnung — und daraus folgt für uns: Der Kaiser ist Herr des Reiches, denn feine Gewalt ist von Gott verordnet. Und so war es auch unter den seitherigen Kaisern: Karl d. G., Otto d. G. gehalten worden. Gregors neue Ordnung ist also falsch und unchristlich. Iv. 3. a. Christus ist der wahre Herr der Kirche, nicht der Papst und nicht der Kaiser. — Sprüche: Einer ist euer Meister, Christus, ihr aber seid alle Brüder (Matth. 23, 8). Der Größte unter euch soll euer Diener sein (Matth. 23, 11). Ich glaube, daß Jesus Christus... sei mein Herr. b. Der Kaiser ist Herr des Reiches, nicht der Papst; denn die Gewalt der Obrigkeit ist von Gott verordnet. Sprüche: Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist (Matth. 22, 21). Jesus sprach: Mein Reich ist nicht von dieser Welt (Joh. 18, 36). Jedermann sei Unterthan der Obrigkeit . . . Gottes Ordnung (Röm. 13, 1-2). Iv. 4. Kulturhistorisches: Papstwahl, Ehelosigkeit, Simonie, Investitur; Konzil; Abt, Bischof, Kardinal, Papst; kleiner und großer Bann. V. Durchlaufen der geschichtlichen Reihe in mannigfacher Ordnung, z. B. an der Hand der Überschriften. Welche Einrichtungen Gregors bestehen noch heutzutage? (Ehelosigkeit, Papstwahl). Ist der Papst heute noch Herr der Kirche? (Nur der katholischen; warum nicht der evangelischen?). Beansprucht auch unser jetziger Kaiser, Herr der Kirche und andererseits der jetzige Papst, Herr des deutschen Reiches zu sein? Überleitung zum nächsten Ziel. Wie wird der Streit zwischen den beiden mächtigsten Herren in der Christenheit sich weiter entwickeln? Wer von beiden wird siegen? Denken wir zur Beantwortung dieser Frage noch einmal an den Gang und Stand des Streites. Der Papst beanspruchte die Verfügung über die Bistümer und über die Krone; der Kaiser bestritt ihm dies Recht und setzte ihn ab. Der Papst kümmerte sich nichts um diese Absetzung, sondern bannte und entsetzte den Kaiser. Woraus wird es nun ankommen? Gewiß allein darauf, wie sich die Unterthanen dieser beiden Oberhäupter zu den beiden Absetzungen stellen werden. Wie die römischen Geistlichen und Laien sich zu der Absetzung des Papstes stellten, wissen wir schon. Sie achteten sie für null und nichtig. Vielleicht werden sich die deutschen Christen

10. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 82

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 82 - Die Einsetzung eines Gegenpapstes; der Tod des Gegenkönigs; die Eroberung Roms; Gregors Flucht und Ende. Kurze Erzählung der Ereignisse. Iii. 2. Rückblick auf Leben und Wirken Gregors. Lebensgang: Bauernsohn,Hildebrand, Mönch, Ratgeber,Kardinal, Papst (22 Jahre), Kamps mit Heinrich, Höhepunkt: Canossa, tiefster Punkt: Flucht aus Rom und Tod in der Verbannung. Th aten: 4 Einrichtungen, erster Bann (Sieg in Canossa), zweiter Bann (Niederlage in Rom). Eigenschaften. Vorzüge: klug, mutig, ausdauernd, fester Wille, Sorge für die Kirche, Kampf für Gerechtigkeit. Fehler: rücksichtslos, hart, grausam, falsch, anmaßend, herrschsüchtig. Diese Fehler zeigte er aber nur im Kampfe für seinen Plan; sein persönlicher Lebenswandel war rein und ohne Tadel. Lebensziel und Mittel zu diesem Ziel. Seine Thaten und Eigenschaften, seine Tugenden und Fehler standen im Dienst seines höchsten Zieles: Reinigung und Besserung der Kirche, Herrschaft des Papstes (als des Stellvertreters Gottes) über die Kirche, über die Christenheit und über alle irdischen Reiche, zur Herstellung des Reiches Gottes, zur Unterdrückung des Bösen, zur Besserung und Beglückung der Menschen. Schlußurteil: Gregor lebte und wirkte, kämpfte und sündigte, handelte und litt für ein großes Ziel, das er für gut und göttlich hielt: Herrschaft Gottes auf Erden („Gerechtigkeit"); aber sein Ziel war ein Irrtum und ein Unrecht, weil er den Papst mit Gott und die Kirche mit dem Reiche Gottes verwechselte. Seine Herrschsucht war zwar edel, aber es war doch Herrschsucht. 1y. 2. Kurze Zusammenstellung von Gregors Leben und Wirken: Lebensgang, Thaten, Eigenschaften, Ziel; Schlußurteil. Iii. 3. Gregor hat sich geirrt, als er die Kirche und sich zum Herrn des deutschen Reiches und aller Reiche machen wollte. Welches ist denn aber das rechte Verhältnis von Reich und Kirche, Kaiser und Papst? Wir haben schon früher (cf. St. Iv der 1. 2 und 4. Einheit) darüber einige wichtige Sätze gelernt. Wiederholung berselben. Aber aus unserer letzten Geschichte können wir das noch viel genauer lernen. Vergleichen wir zunächst, wie steh Heinrich beim ersten und beim zweiten Bann gegen Gregor verhielt. Das erste Mal: Bußfahrt über die Alpen, Zurückweisen des Schwertes der Lombarben, breitägige Buße, Bitten, Thränen — das zweite Mal: Heereszug über die Alpen, Herangehen aller befreundeten Schwerter, breijähriger Kampf, 4 Angriffe auf Rom, kühner Ansturm, zähe Ausbauer, Blut und Eisen. Woher biefe Veränderung? Erinnerung an den zweiten Bannspruch (Kaisertümer und Königreiche) sowie an Heinrichs Botschaft an die Römer (vergl. viertes Stück, Iib). Heinrich hat inbessen eingesehen, daß der Papst
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