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1. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 137

1916 - Trier : Lintz
137 Denn du gebarst und erzogst mir den wackern Sohn Zacharias, Der an Wuchs und Gemüt, wie er sagt, nachartet dem Vater. 215 Mütterchen, habe mich lieb; ich will auch artiges Kind sein. Fröhliches Herz und rotes Gesicht, das hab' ich beständig, Auch wenn der Ost nicht weht. Mein Väterchen sagte mir oftmals, Klopfend die Wang', ich würde noch krank vor lauter Gesundheit." Jetzo sagte der Sohn, sein Weib darstellend der Mutter: 220 „Mütterchen, nehmt sie auf Glauben! So zart und schlank, wie sie dasteht, Ist sie mit Leib und Seele vom edelsten Kerne der Vorwelt. Daß sie der Mutter nur nicht das Herz abschwatze des Vaters! Komm denn und bring' als Gabe den zärtlichsten Kuß zum Geburtstag." Schalkhaft lächelte drob und sprach die treffliche Gattin: 225 „Nicht zur Geburtstagsgabe! Was Besseres bring' ich im Koffer Unserem Vater zur Lust und dem Mütterchen, ohne dein Wissen." Sprach's und faßte dem Manne die Hand; die führende Mutter Öffnete leise die Tür' und ließ die Kinder hineingehn. Aber die junge Frau, voll Lieb' im lächelnden Antlitz, 230 Hüpfte voraus und küßte den Greis. Mit verwunderten Augen Sah er empor und hing in der trautesten Kinder Umarmung. 2. Preis Italiens. Aus der Übersetzung von Vergils Georgica, Ii, 140—174. Herausgegeben von Otto Güthling, Leipzig (Reclam), 1886, S. 62. Hier ward nicht von Stieren, die Glut ausschnoben, das Erdreich Umgepflügt und mit Zähnen besäet der entsetzlichen Hyder H, Daß von Helmen und Lanzen gedrängt aufstarrte die Mannsaat. Doch schwerhangende Frücht' und massischer^) Trank des Lhäus^) Füllten es; ringsum blühn Ölbäum' und fröhliche Rinder. 5 Hier wird Krieger das Roß und trabt hochhalsig ins Schlachtfeld; Herden von hier, schneeweiß, und der Stier, o Clitumnusz, der Opfer Größestes, oft in deinem geheiligten Strome gebadet, Führeten Roms Triumphe hinauf zu der Himmlischen Tempeln. Hier ist ewiger Lenz, und im fremdesten Mondes noch Sommer; 10 Zweimal trächtig das Vieh, zweimal auch ergiebig der Obstbaum. Aber zerreißende Tiger sind fern, und grausamer Leuen Schreckliche Brut; kein Giftkraut betrog unglückliche Sammler; Nicht unermeßliche Kreise bewegt durch den Staub noch versammelt Sich so^) mächtigen Zuges die schuppige Schlang' in Geringel. 15 Dazu prangender Städte so viel und Werke der Arbeit, Festungen kühn mit der Hand auf Felsabhängen gebauet, Und hinwallende Ströme durch altertümliche Mauern. Ob ich des Meers dort oben 7) gedenk', und das unten8) heranspült? Ob so gewaltiger Seen? Dein, großer Larius^), dein auch, 20 * 2 U Der Dichter denkt an das bekannte Abenteuer des Jason in Kolchis. — 2) der Wein vom Mons Massicus an der Grenze Kampaniens und Latiums. — 8) Lyäus: Kultname des Weingottes. — 4) Fluß in Umbrien. — 5) in einem Monate, der anderswo keine Sommertage mehr bringt. — 6) wie in anderen Ländern. — 7) des Adriatischen Meeres. — 8) das Tyrrhenische Meer. — 9) Comersee.

2. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 253

1916 - Trier : Lintz
253 Hoch von des Berges Haupt stürzt sich die donnernde Last. Ans dem Felsbruch wiegt sich der Stein, vom Hebel beflügelt; 105 In der Gebirge Schlucht taucht sich der Bergmann hinab. Mulcibersh Amboß tönt von dem Takt geschwungener Hämmer, Unter der nervichten Faust spritzen die Funken des Stahls. Glänzend umwindet der goldne Lein die tanzende Spindel, Durch die Saiten des Garns sauset das webende Schiff. 110 Fern auf der Reede ruft der Pilot, es warten die Flotten, Die in der Fremdlinge Land tragen den heimischen Fleiß; Andre ziehn frohlockend dort ein mit den Gaben der Ferne, Hoch von dem ragenden Mast wehet der festliche Kranz. Siehe, da wimmeln die Märkte, der Kran von fröhlichem Leben, 115 Seltsamer Sprachen Gewirr braust in das wundernde Ohr. Auf den Stapel schüttet die Ernten der Erde der Kaufmann, Was dem glühenden Strahl Afrikas Boden gebiert, Was Arabien kocht, was die äußerste Thule bereitet; Hoch mit erfreuendem Gut füllt Amalthea2) das Horn. 120 Da gebieret das Glück dem Talente die göttlichen Kinder, Von der Freiheit gesäugt, wachsen die Künste der Lust. Mit nachahmendem Leben erfreuet der Bildner die Augen, Und vom Meißel beseelt, redet der fühlende Stein. Künstliche Himmel ruhn auf schlanken, ionischen Säulen, 125 Und den ganzen Olymp schließet ein Pantheon ein. Leicht wie der Iris Sprung durch die Luft, wie der Pfeil von der Senne, Hüpfet der Brücke Joch über den brausenden Strom. Aber im stillen Gemach entwirft bedeutende Zirkel Sinnend der Weise, beschleicht forschend den schaffenden Geist, 130 Prüft der Stoffe Gewalt, der Magnete Hassen und Lieben, Folgt durch die Lüfte dem Klang, folgt durch den Äther dem Strahl, Sucht das vertraute Gesetz in des Zufalls grausenden Wundern, Sucht den ruhenden Pol in der Erscheinungen Flucht. Körper und Stimme leiht die Schrift dem stummen Gedanken, 135 Dnrch der Jahrhunderte Strom trägt ihn das redende Blatt. Da zerrinnt vor dem wundernden Blick der Nebel des Wahnes, Und die Gebilde der Nacht weichen dem tagenden Licht. Seine Fesseln zerbricht der Mensch. Der Beglückte! Zerriss' er Mit den Fesseln der Furcht nur nicht den Zügel der Scham! 140 „Freiheit!" ruft die Vernunft, „Freiheit!" die wilde Begierde; Von der heil'gen Natur ringen sie lüstern sich los. Ach, da reißen im Sturm die Anker, die an dem Ufer Warnend ihn hielten, ihn faßt mächtig der flutende Strom; Ins Unendliche reißt er ihn hin, die Küste verschwindet, 145 Hoch auf der Fluten Gebirg' wiegt sich entmastet der Kahn; Hinter Wolken erlöschen des Wagens beharrliche Sterne. Bleibend ist nichts mehr, es irrt selbst in dem Busen der Gott. ff Mulciber: Beiname Vulkans. — 2) die Ziege oder die Nymphe, von der das Zeuskind auf Kreta genährt wurde; das Horn der Amalthea ist das Horn des Über- slusses, das Füllhorn.

3. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 296

1916 - Trier : Lintz
296 Als spräche zürnend der belebte Mund: „Was spukst du hier, du wankendes Gespenst, Ereb'scher x) Schatten, kraftlos, sinnbetäubt? Du hast den heiligen Efeu mir entweiht, 25 Du nennest frevelnd meinen Priester dich. Hinweg von mir! Ich kenne deiner nicht. Ich bin die Fülle schaffender Natur, Die sich besonders in dem edeln Blut Der Rebe reich und göttlich offenbart, 30 Will euer wüstes Treiben einen Gott, So sucht ihn nicht auf sonnigem Weingebirg', Nein, sucht ihn drunten in des Hades Nacht!" Der Gott verstummt, der Fackel Licht erlischt; Der Jüngling schleicht beschämt in sein Gemach, 35 Er nimmt vom Haupt den welken Efeukranz, Und still in des Gemütes Innerstem Beschwöret er ein heiliges Gelübd'. 13. Tells Tod. (1829.) A. a. O-, I, S. 270. 1. Grün wird die Alpe werden, Stürzt die Lawin' einmal; Zu Berge ziehn die Herden, Fubr erst der Schnee zu Tal. Euch stellt, ihr Alpensöhne, Mit jedem neuen Jahr Des Eises Bruch vom Föhnes Den Kampf der Freiheit dar. 2. Da braust der wilde Schächen Hervor aus seiner Schlucht, Und Fels und Tanne brechen Von seiner jähen Flucht. Er hat den Steg begraben, Der ob der Stäube 3) hing, Hat weggespült den Knaben, Der auf dem Stege ging. 3. Und eben schritt ein andrer Zur Brücke, da sie brach; Nicht stutzt der greise Wandrer, Wirft sich dem Knaben nach, Faßt ihn mit Adlerschnelle, Trägt ihn zum sichern Ort; Das Kind entspringt der Welle, Den Alten reißt sie fort. * 4. Doch als nun ausgestoßen Die Flut den toten Leib, Da stehn um ihn, ergossen In Jammer, Mann und Weib; Als kracht' in seinem Grunde Des Rotstocks 4) Felsgestell, Erschallt's aus einem Munde: „Der Tell ist tot, der Tell!" 5. Wär' ich ein Sohn der Berge, Ein Hirt am ew'gen Schnee, Wär' ich ein kecker Ferge Auf Uris grünem See Und trät' in meinem Harme Zum Tell, wo er verschied, Des Toten Haupt im Arme, Spräch' ich mein Klagelied: 6. „Da liegst du, eine Leiche, Der aller Leben war. Dir trieft noch um das bleiche Gesicht dein greises Haar. Hier steht, den du gerettet, Ein Kind wie Milch und Blut; Das Land, das du entkettet, Steht rings in Alpenglut. ') von Erebos, der Bezeichnung der dunkeln Unterwelt, gebildet. — 2) durch den Föhn (Favonius), den warmen Südwestwind. — 8) Staubbach, Wasserfall. — *) Rotstock: der Uri-Rotstock, Berg am Vierwaldstätter See.

4. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 326

1893 - Trier : Lintz
326 „Hab Dank, du tapfrer Degen! Und reit mit mir nach Haus, Daß wir uns gütlich pflegen nach diesem harten Strauß!" 15. „Hei!" spricht der Wolf mit Lachen, „gefiel Euch dieser Schwank? Ich stritt aus Haß der Städte, und nicht um Euren Dank. Gute Nacht und Glück zur Reise! es steht im alten Recht." Er spricht's und jagt von dannen mit Ritter und mit Knecht. 16. Zn Döffingen, im Dorfe, da hat der Graf die Nacht Bei seines Ulrichs Leiche, des einz'gen Sohns, verbracht. Er kniet zur Bahre nieder, verhüllet sein Gesicht; Ob er vielleicht im stillen geweint, man weiß es nicht. 17. Des Morgens iriit dem frühsten steigt Eberhard zu Roß, Gen Stuttgart fährt er wieder mit seinem ries'gen Troß; Da kommt des Wegs gelaufen der Zuffenhauser Hirt. „Dem Mann ist's trüb zu Mute! Was der uns bringen wird!" 18. „Ich bring' Euch böse Kunde: nächt ist in unsern Trieb Der gleißend Wolf gefallen; er nahm, soviel ihm lieb." Da lacht der alte Greiner in seinen grauen Bart. „Das Wölflein holt sich Kochfleisch; das ist des Wölfleins Art." 19. Sie reiten rüstig fürder, sie sehn aus grünem Thal Das Schloß von Stuttgart ragen, es glänzt im Morgenstrahl; Da kommt des Wegs geritten ein schmucker Edelknecht. „Der Knab will mich bedünken, als ob er Gutes brächt." 20. „Ich bring' Euch frohe Märe. Glück zum Urenkelein! Antonia hat geboren ein Knäblein hold und fein." Da hebt er hoch die Hände, der ritterliche Greis: „Der Fink hat wieder Samen! Dem Herrn sei Dank und Preis!" 19. Tells Tod. 1. Grün wird die Alpe werden, Stürzt die Lawin' einmal; Zu Berge ziehn die Herden, Fuhr erst der Schnee zu Thal. Euch stellt, ihr Alpensöhne, Mit jedem neuen Jahr Des Eises Bruch vom Föhne Den Kampf der Freiheit dar. 2. Da braust der wilde Schächen Hervor aus seiner Schlucht, Und Fels und Tanne brechen Vor seiner jähen Flucht. Er hat den Steg begraben, Der ob der Stäube hing, Hat weggespült den Knaben, Der auf dem Stege ging. 3. Und eben schritt ein andrer Zur Brücke, da sie brach; Nicht stutzt der greise Wandrer, Wirst sich dem Knaben nach, Faßt ihn mit Adlerschnelle, Trägt ihn zum sichern Ort; Das Kind entspringt der Welle, Den Alten reißt sie fort. 4. Doch als nun ansgestoßen Die Flut den toten Leib, Da stehn um ihn, ergossen In Jammer Mann und Weib; Als kracht' in seinem Grunde Des Rotstocks Felsgestell, Erschallt's aus einem Munde: Der Tell ist tot, der Tell! 5. Wär' ich ein Sohn der Berge, Ein Hirt am ew'gen Schnee, Wär' ich ein kecker Ferge Auf Uris grüuem See, Und trät' in meinem Harme Zum Tell, wo er verschied; Des Toten Haupt im Arme, Spräch' ich mein Klagelied:

5. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 386

1893 - Trier : Lintz
386 8. Er murrt: „O Schmerz, als Held gesandt sein einem Volke, Dem nie der Muse Bild erschien auf goldner Wolke! August sein auf dem Thron, wenn kein Horaz ihm singt! Was hilft's, vom fremden Schwan die weißen Federn borgen? Und doch, was bleibt uns sonst? — Erschein, erschein, o Morgen, Der uns den Götterliebling bringt!" 9. Er spricht's und ahnet nicht, daß jene Morgenröte Den Horizont schon küßt, daß schon der junge Göthe Mit seiner Rechten fast den vollen Kranz berührt, Er, der das scheue Kind, noch rot von süßem Schrecken, Die deutsche Poesie, aus welschen Taxushecken Zum freien Dichterwalde führt. 11. Der Tod des Tiberius. Bei Kap Misenum winkt ein fürstlich Haus Aus Lorbeerwipfeln zu des Meeres Küsten, Mit Säulengängen, Mosaiken, Büsten Und jedem Prunkgerät zu Fest und Schmaus. Oft sah es nächtlicher Gelage Glanz, Wo lock'ge Knaben, Epheu um die Stirnen, Mit Bechern flogen, silberfüßige Dirnen Den Thyrsus schwangen in berauschtem Tanz, Und Jauchzen scholl, Gelächter, Saitenspiel, 10. Bis auf die Gärten rings der Frühtau fiel. Doch heut, wie stumm das Haus! Nur hier und dort Ein Fenster hell. — Und wo die Säulen düstern, Wogt am Portal der Sklaven Schwarm mit Flüstern; Es kommen Sänften, Boten sprengen fort; Und jedesmal dann zuckt umher im Kreise Ein Fragen, das mir scheu um Antwort wirbt: „Was sagt der Arzt? Wie steht es?" — Leise, leise! 3u Ende aebt's: der areise Tiaer stirbt. lfcn-_ Sein fahl Gesicht, von Schwären wild zerrissen, Erschien noch grauser heut, als sonst es pfiag. Hohl glomm das Auge. Durch die Schläfe wallte Des Fiebers Glut, daß jede Ader schlug; Niemand war bei ihm als der Arzt, der Alte, Und Macro, der des Hauses Schlüssel trug. Und jetzt mit halbersticktem Schreckensruf Aus seinen Decken fuhr empor der Sieche, Hochauf sich bäumend: „Schaff mir Kühlung, Grieche! 30. Eis! Eis! Im Busen trag' ich den Vesuv. O wie das brennt! Doch grimmer brennt das Denken Im Haupt mir; ich verfluch' es tausendmal, Und kann's doch lassen nicht zu meiner Qual; O gieb mir Lethe, Lethe, mich zu tränken! —

6. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 175

1893 - Trier : Lintz
175 Feige Niederträchtigkeit; Auf die edelsten Gemüter Spritzet sie zuerst ihr Gift. 3. „Warum zögert denn der Alte?" Murmelt iu der Ratsversammlung Der und jener. „Nicht aus Kleiuunit - Zögert er wohl aus geheimem Mitbewußtsein des Verrats?" 4. Niederträchtiger, du lügest! Murmelnd bleibe die Verleumdung, Daß er wohl aus Mitbewußtsein Zögre, dir in deinen Bart! 5. In den Saal der Ratsversammlung Tritt mit allen seinen Söhnen Majestätisch ein der Graf, Ganz in schwarze Trauerkreppe Eingekleidet, als beweinten Die begrabne Ehre sie. 6. Vor der königlichen Tochter Ließ der Greis aufs Knie sich nieder, Und also sprach er zu ihr: „Königstochter und ihr edlen Helden dieser Ratsversammlung, Don Diego Ordonna Lara, (Seinen Namen nur zu nennen Ist zum Ritterruhm ihm g'nug) Statt des Eids ist er erschienen, Uns des Mordes an dem Kön'ge Von Kastilien laut zu zeihn. Diese Schmach von uns zu wälzen, Stell' ich mich und meine Söhne. 1. Nah der Mauer von Zamora War zum grausen Todeskampfe Zubereitet schon der Platz; Schon durchritt ihn Don Diego Mit der Stärke des Alciden, Seine jungen Feind' erwartend. Schweigt, unglückliche Drommeten! Eines Vaters Eingeweide Wenden sich bei eurem Hall! 2. Der den väterlichen Segen, Erst empfing, es war Don Pedro, Er, der Brüder ältester. Als er vor Diegos Antlitz Kam, begrüßt' er ihn bescheiden Als den ältren Kriegesmann: 3. „Möge Gott, Euch vor Verräteru Schützend, Eure Waffen segnen, Don Diego! Ich erschein' hier, Von dem Schimpfe des Verrates Mein Zamora zu befrein." 4. „Schweig!" erwidert Don Diego, „Denn Verräter seid ihr alle!" Und so trennen beide sich, Raum zu nehmen; beide rennen Mächtig los; es sprühen Funken. Ach! das Haupt des jungen Kriegers Trifft Diego; er zerspaltet Seinen Helm, durchbohrt sein Hirn; Nicht mehr ist es Zeit zu sprechen, Zeit ist es, das Schwert zu zücken; Schon zu lange säumten wir." 7. In dem Augenblick zerriß er, Er und seine vier Begleiter, — Ihren Trauerschmnck; in blanken Waffen standen sie gerüstet, Alle fünf gerüstet da. Nieder senkten sich die Häupter Der erst murmelnden Versammlung, Ans dem Auge der Infantin Flossen Thränen. Arias sprach: „Und nun, edelste Infantin, Würdigt, mich und meine Söhne Anzunehmen, sie als Kämpfer Für die Ehre von Zamora, Mich den Greis als ihren Rat. Ihren Mangel an Erfahrung Heb' und stütze Eure Gnade; Des zum Zeichen reichet ihueu Eure königliche Hand. Eine leichte Gunst wie diese Ist der Sporn für edle Krieger; Für gemeine ist's der Sold." 8. Huldreich reichte die Infantin Den vier jungen, edlen Kriegern Ihre königliche Hand. Feuer drang in ihre Adern, Stärke drang in ihre Glieder — Auf brach die Versammeluug. Pedro Arias stürzt vom Rosse In den Staub hin. Don Diego Hebt den Degen und die Stimme Fürchterlich hin gen Zamora. „Sendet einen andern!" rief er. „Dieser liegt!" Es kam der andre, Kam der dritte, der auch fiel. Schweigt unglückliche Drommeten! Eines Vaters Eingeweide Wenden sich bei eurem Hall! 5. Thränen flössen, stille Thränen Auf des guten Greises Wangen, Als er seinen jüngsten Sohn, Seines Lebens letzte Hoffnung, Waffnete zum Todeskampf. „Auf," sprach er, „mein Sohn Fernando Mehr als du an meiner Seite Noch im letzten Kampf geleistet, Mehr verlang' ich nicht von dir. Eh du in die Schranken eintrittst, So umarm' erst deine Brüder, Und dann blick' auf mich zurück!" 6. „Weint Ihr, Vater?" „Sohn, ich weine So weint' über mich mein Vater Einst, beleidiget vom König Zu Toledo; seine Thränen Gaben mir des Löwen Stärke, Und ich bracht' ihm, welche Freude!

7. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 321

1893 - Trier : Lintz
321 6. Ein angeschoßner Eber, der sich die Wunde wusch, Verriet voreinst den Jägern den Quell in Kluft und Busch. Nun ist's dem alten Recken ein lieber Zeitvertreib, Zn waschen und zu strecken den narbenvollen Leib. 7. Da kommt einsmals gesprungen sein jüngster Edelknab: „Herr Graf, es zieht ein Haufe das obere Thal herab. Sie tragen schwere Kolben, der Hauptmann führt im Schild Ein Röslein rot von Golde und einen Eber wild." 8. „Mein Sohn, das sind die Schlegler, die schlagen kräftig drein — Gieb mir den Leibrock. Junge! — das ist der Eberstein. Ich kenne wohl den Eber, er hat so grimmen Zorn; Ich kenne wohl die Rose, sie führt so scharfen Dorn." 9. Da kommt ein armer Hirte in atemlosem Laus: „Herr Graf, es zieht 'ne Rotte das untre Thal herauf. Der Hauptmann führt drei Beile, sein Rüstzeug glänzt und gleißt, Daß mir's wie Wetterleuchten noch in den Augen beißt." 10. „Das ist der Wunnensteiner, der gleißend Wolf genannt! — Gieb mir den Mantel, Knabe! — Der Glanz ist mir bekannt; Er bringt mir wenig Wonne. Die Beile hauen gut. — Bind mir das Schwert zur Seite! — Der Wolf, der lechzt nach Blut." 11. Da spricht der arme Hirte: „Des mag noch werden Rat. Ich weiß geheime Wege, die noch kein Mensch betrat; Kein Roß mag sie besteigen, nur Geißen klettern dort. Wollt Ihr sogleich mir folgen, ich bring' Euch sicher fort." 12. Sie klimmen durch das Dickicht den steilsten Berg hinan, Mit seinem guten Schwerte haut oft der Graf sich Bahn. Wie herb das Fliehen schmeckte, noch hat er's nie vermerkt; Viel lieber möcht' er fechten; das Bad hat ihn gestärkt. 13. In heißer Mittagsstunde bergunter und bergauf! Schon muß der Graf sich lehnen auf seines Schwertes Knauf. Darob erbarmt's den Hirten des alten, hohen Herrn; Er nimmt ihn auf den Rücken. „Ick thu's von Herzen gern." 14. Da denkt der alte Greiner: „Es ist doch wahrlich gut, So sänftlich sein getragen von einem treuen Blut. In Fährden und in Nöten zeigt erst das Volk sich echt; Drum soll man nie zertreten sein gutes, altes Recht." 15. Als draus der Graf gerettet zu Stuttgart sitzt im Saal, Heißt er 'ne Münze prägen als ein Gedächtnismal; Er giebt dem treuen Hirten manch blankes Stück davon, Auch manchem Herrn von Schlegel verehrt er eins zum Hohn. 16. Dann schickt er tücht'ge Männer ins Wildbald allsofort; Die sollen Mauern führen rings um den offnen Ort, Damit in künft'gen Sommern sich jeder greise Mann, Von Feinden ungefährdet, im Bade jüngen kann. 2. Aie drei Könige zu Keimsen. 1. Drei Könige zu Heimsen! wer hätt' es je gedacht? Mit Rittern und mit Rossen, in Herrlichkeit und Pracht! Buschmann, Iii. 2. 21

8. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 323

1893 - Trier : Lintz
323 „Drei Könige zu Heimsen!" so schmollt es, „das ist viel! Erwischt man noch den vierten, so ist's ein Kartenspiel " 3. Die Schlecht bei Weutlingen. 1. Zn Achalm ans dem Felsen, da haust manch kühner Aar, Graf Ulrich, Sohn des Greiners, mit seiner Ritterschar. Wild rauschen ihre Flügel um Reutlingen, die Stadt; Bald scheint sie zu erliegen, vom heißen Drange matt. 2. Doch plötzlich einst erheben die Städter sich zur Nacht, Ins Urachthal hinüber sind sie mit großer Macht; Bald steigt von Dorf und Mühle die Flamme blntigrot, Die Herden weggetrieben, die Hirten liegen tot. 3. Herr Ulrich hat's vernommen, er ruft im grimmen Zorn: „In eure Stadt foll kommen kein Huf und auch kein Horn!" Da sputen sich die Ritter, sie wappnen sich in Stahl, Sie heischen ihre Rosse, sie reiten stracks zuthat. 4. Ein Kirchlein stehet drunten, St. Leonhard geweiht, Dabei ein grüner Anger, der scheint bequem zum Streit, Sie springen von den Pferden, sie ziehen stolze Reihn, Die langen Spieße starren; wohlauf, wer wagt sich drein? 5. Schon ziehn vom Urachthale die Städter fern herbei, Man hört der Männer Jauchzen, der Horden wild Geschrei; Man sieht sie fürder schreiten, ein wohlgerüstet Heer. Wie flattern stolz die Banner! wie blitzen Schwert und Speer! 6. Nun schließ dich fest zusammen, du ritterliche Schar! Wohl hast du nicht geahndet so dräuende Gefahr. Die übermächt'gen Rotten, sie stürmen an mit Schwall, Die Ritter stehn und starren wie Fels und Mauerwall. 7. Zu Reutlingen am Zwinger, da ist ein altes Thor, Längst wob mit dichten Ranken der Ephen sich davor; Man hatt' es schier vergessen, nun kracht's mit einmal ans, Und aus dem Zwinger stürzet gedrängt ein Bürgerhaus. 8. Den Rittern in den Rücken fällt er mit grauser Wut, Heut will der Städter baden im heißen Ritterblut. Wie haben da die Gerber so meisterlich gegerbt! Wie haben da die Färber so purpurrot gefärbt! 9. Heut nimmt man nicht gefangen, heut geht es aus den Tod, Heut spritzt das Blut wie Regen, der Anger blümt sich rot. Stets drängender umschlossen und wütender bestürmt, Ist rings von Bruderleichen die Ritterschar umtürmt. 10. Das Fähnlein ist verloren; Herr Ulrich blutet stark, Die noch am Leben blieben, sind müde bis ins Mark. Da haschen sie nach Rossen und schwingen sich darauf, Sie hauen durch, sie kommen zur festen Burg hinauf. 11. „Ach Allm" — stöhnt' einst ein Ritter, ihn traf des Mörders Stoß Allmächt'ger! wollt' er rufen — man hieß davon das Schloß. Herr Ulrich sinkt vom Sattel, halbtot, voll Blut und Qualm, Hätt nicht das Schloß den Namen, man hieß' es jetzt Achalm. 21*
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