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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 9

1911 - Erfurt : Keyser
— 9 — weil man zu diesem Zeitpunkt das Ende der Steinzeit ansetzt. (Nach Dr. K. Th. Zingeler u. Dr. Zschiesche.) 2. 3n der Bronzezeit. Die neuen Bewohner: Mehr als sechshundert Jahre sind verflossen seit der Zeit, wo jene von uns besuchte Familie der Steinzeit am hohen Flußufer der Gera ihr einfaches, aber wohl glückliches Dasein sührte. Noch ist unsere Gegend bewohnt, wie wir durch Funde beweisen können; aber die Bevölkerung hat an Zahl eingebüßt. Die Lebensweise der neuen Bewohner ist keine wesentlich andere als die der Steinzeitmenschen; nur in einer Hinsicht sind sie gegen die früheren im Vorteil. Die Metallzeit ist angebrochen. Die Bronze, ein Gemisch von Kupser und Zinn, hat den Stein verdrängt, und an die Stelle der früheren steinernen Waffen und Gerate find schön geformte Schwerter, Dolche, Lanzen, Armringe. Gewandnadeln (Fibeln) und sonstiger Schmuck aus Bronze getreten. Lage ihrer Wohnstätten: Die genaue Lage der Wohnstätten jener alten Ansiedler vermögen wir für unsere Gegend nicht sicher anzugeben. Vermutlich aber haben sie ebenso wie die stein- zeitlichen unweit des Wassers gelegen. Dort hat man die Grabstätten aus der Bronzezeit gefunden, und wo die Menschen damals ihre Toten verbrannten oder begruben, da haben sie sicher auch ihre Wohnungen gehabt. Eine Hauptfundstelle ist das Gräberfeld am „toten Mann" bei Waltersleben. Einige Gräber sind auch dicht bei Erfurt am Wege nach Bindersleben bei der Abzweigung von der verlängerten Heinrichstraße, in den Kiesgruben des Johannesseldes, in der Nähe des Bahnhofes von Ilversgehofen und an einigen anderen Stellen in Erfurts Umgebung aufgedeckt worden. Auf dem zuerst genannten Friedhofe (Nekropole) aus der Bronzezeit wurden mit nur einer Ausnahme Skelette gefunden, während die Graburnen auf den übrigen Fundstätten mit Leichenbrand gefüllt waren. Das Gräberfeld am „toten Mann": Suchen wir nun einmal die Nekropole am „toten Mann" aus und wohnen im Geiste der Beisetzung eines angesehenen Mannes jener Zeit bei. Das Gräberfeld liegt da, wo der von Egstedt kommende Miesenbach dicht hinter Waltersleben die nach Möbisburg führende Straße begleitet. Damals zog sich wobl das Wallersleber Holz bis zum Wasser herab, während auf der Südseite offenes Feld weithin sich ausbreitete. Hier lagen vielleicht die Gehöfte der Bewohner jener Gegend, und es ist nicht unmöglich, daß der Edelhof des Mannes, an dessen Beisetzung wir jetzt teilnehmen wollen, auf dem heute noch „Burgfeld" genannten Ackerplan, wenig westlich von Rockhausen, stand.

2. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 104

1916 - Erfurt : Keyser
— 104 — 5. Der Dreienbrunnen. Der Dreienbrunnen liegt im südlichen Weichbild Erfurts. Er war einst der Gemüsegarten der Stadt und ihrer Umgebung. Heute ist er nicht mehr die Hauptstätte des berühmten Erfurter Gemüsebaues, denn ein großer Teil seines Gebietes ist Bauland geworden. Seinen Namen verdankt er den drei besonders starken Quellen, die am Fuße des Steigers entspringen. Die Bezeichnung „Treubrunnen" ist nicht richtig, obwohl die Quellen selbst iu deu trockensten Jahren „treu" waren, d. h. nicht versiegten. Der Dreienbrunnen ist sehr reich an Quellen. An vielen Stellen treten sie zu Tage. Die meisten führen das Wasser des Steigers, nur wenige entstammen dem Grundwasser. Sie sind kenntlich an ihrem weicheren Wasser (Unterschied zwischen hartem und weichem Wasser! Beobachtungen im Kaffeekessel!). Die drei Quellen, die dem Dreienbrunnen den Namen gegeben haben, sind folgende: 1. Die Philosophenquelle. Sie liegt an dem Fahrweg nach Hoch- heim (Motzstraße) und hat eine Steinfassung. Die Grottenwand zeigt die Jahreszahlen 1232—1683—1843 und das Erfurter Rad. Die Zahlen sagen, wann die Quelle zum ersten Male gefaßt und wann die Fassung erneuert wurde. 2. Der Hangelichtsbrunnen. Er ist auch gefaßt und liegt nahe der Philosophenquelle an der einzigen Klinge neben dem Bahndamm. 3. Die Turmgartenquelle. Sie ist die stärkste und entspringt im Dreienbrnnnen selbst (im Garten von Gottfried Haage), den beiden anderen Quellen gegenüber. Es ist wahrscheinlich, daß alle drei nur eine Quelle mit drei ver- schiedenen Abflußstellen sind. Sie kommen aus größerer Tiefe, denn ihr Wasser hat Sommer und Winter fast gleiche Wärme, nämlich 11 bis —j— 12 Y2 0 C (mittlere Jahreswärme von Erfurt nur 8,5° C). Es sind also warme Quellen, die selbst im Winter in der Nähe ihres Ursprungs nicht zufrieren. Da, wo sie entspringen, ist das Gestein des Steigers, Oberer Muschelkalk und Unterer Keuper, besonders stark gefaltet. Lauter kleine, enge Falten liegen nebeneinander. Durch die Fältelung sind wohl Spalten im Gestein entstanden. (Versuch: Schiebe zwei aufeinander- liegende Tischtücher von den Seiten aus zusammen!) Die Erdkundigen nehmen darum an, daß das Dreienbrunnenwasser solchen Erdspalten ent- stammt. Es dringt aus ihnen hervor wie das aus dem Stollen eines Bergwerks geleitete Wasser. Das Wasser der Quellen ist sehr rein. In einem Halbliter, 500 Gramm, sind nur 21/2 Gramm feste Bestandteile. Sie bestehen aus Kalk und verschiedenen nützlichen Salzen. Außerdem enthält das Wasser noch etwas Kohlensäure. Es ist also ein gutes Trinkwasser. Der Untergrund des Dreienbrunnens selbst besteht ans Geraschotter (Flußgeröll), aus einem mürben Lehm und aus Moorbodenschichten.

3. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 108

1916 - Erfurt : Keyser
— 108 — Bewässerung. Die Alacher Höhe ist sehr wasserarm. Durch den Brühler Hohlweg fließt zunächst der von Schmira kommende Bach. Er ergießt sich am alten Judenfriedhof in den Bergstrom. Früher verlief im Hohlweg die berühmte „Hohe Straße" (s. S. 90) nach Gamstedt. Im Borntal, zwischen Herrnberg und Schwedenschanze. fließt der Lange Graben. Er wird hinter der neuen Gutenbergschule in einen Kanal geleitet und so der städtischen Ableitung zugeführt. Dann fließt in der Senke zwischen Schwedenschanze und Marbach der Hungerbach. Er mündet zwischen dem städtischen Krankenhaus und dem Sportplatz in die Wilde Gera. Alle drei führen nur bei Regenwetter oder zur Zeit der Schneeschmelze Wasser in größerer Menge. Im Sommer ist ihr Bett ausgetrocknet. Doch zeigen

4. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 112

1916 - Erfurt : Keyser
— 112 — 5. Sprich über die Fruchtbarkeit der Bodenarten des Geratales! 6. Nenne die wichtigsten Landstraßen des Geratales! 7. Welche Bahnen benutzen das Tal der Gera? 8. a) Erzähle vom Besuch der Kiesgrube! b) Erzähle vom Besuch der Fillerschen Lehmgrube! 9. Nenne die Gesteinsschichten, die der Schacht der Saline zeigt! 10. Gib an, wie das Salz unserer Saline entstanden ist! 11. Sprich über die Gewinnung des Salzes! 12. Sprich über seine Verwendung! 13. Beschreibe die Kleidung der Bergleute! 14. Beschreibe die Einrichtung unserer Abwasseranlage! 15. Sprich über die Wirksamkeit der Emscherbrunnen! 16. Sprich über die Wirksamkeit der Tropfkörper! 17. Sage, wozu der gewonnene Schlamm Verwendung findet! 18. Vervollständige das angefangene Weichbild! b) Unterrichtsergebnisse: 1. Ein Bergwerk ist ein Ort, an dem die Schätze der Erde ans Tages- licht gebracht werden. 2. Ein Schacht ist ein senkrechter Gang in das Erdinnere. 3. Ein Stollen ist ein wagerechter Erdgang. Er führt vom Tage aus in den Berg. 4. Die Bergleute sind die Leute, welche die Schätze aus der Erde holen. 5. Der Bergbau ist die Arbeit der Bergleute. c) Zum Lesen: 1. Das Geratal unterhalb Erfurts. Gliederung. Die Gera verläßt in zwei Armen die Stadt. Der linke heißt Wilde (Breite) Gera, der rechte Schmale (Zahme) Gera. Die Schmale Gera spaltet sich unterhalb von Ersnrt-N. an der Steinbrücken- Mühle in zwei Arme. Der linke Arm fließt bei der Teichmannschen Fabrik in die Wilde Gera. Während die Gera oberhalb der Stadt in einem engen Tale dahinfließt, erweitert es sich unterhalb und nimmt nach Norden immer mehr an Breite zu In dem Gelände unterscheiden wir innerhalb des Weichbildes drei Teile: den Talboden auf dem linken Ufer der Wilden Gera, die Geraaue zwischen den beiden Flußarmen und den Talboden auf dem rechten Ufer der Schmalen Gera. Bodengestalt. Links der Wilden Gera erstreckt sich der Tal- boden, vom Flusse sanft ansteigend, bis zum Talrand der Alacher Höhe. Der Uferrand liegt bedeutend höher als der Wasserspiegel. Eine Stelle führt darum schon seit früher Zeit den Namen „Die hohe Statt" (195 m). An ihrem Nordfuße liegt der Sportplatz. Der Auenkeller hat eine Höhe von 205 m. Der Geraspiegel aber liegt nur 180 m hoch. Das Ufer liegt also durchschnittlich in 20 m Höhe über dem Wasserspiegel. Gest eins arten. Wie wir am Uferrand erkennen können, besteht der Unterbau des Geländes aus Mittlerem Keuper, dem an einigen Stellen verschieden starke Lößmäntel (Fillersche Ziegelei), mitunter auch Gerakiese aufgelagert sind. So ergaben z. B. die Ausschachtungen auf dem Gelände

5. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 114

1916 - Erfurt : Keyser
— 114 — ihnen Mammutzähne gefunden hat, so geht ihre Ablagerung in den Zeitabschnitt znrück, den wir die Eiszeit nennen (Diluvium) und der vor der Jetztzeit liegt. An vielen Stellen ist der Geraschotter mit Auelehm überzogen. Darum ist dort der Ackerboden fruchtbar. Deckt aber nur eine geringe Menge Mutterboden den Kies, so ist das Land nn- fruchtbar und der Ernteertrag in trockenen Jahren gering. Nur in feuchten Jahren ist auf kiesigem Boden eine gute Ernte zu erwarten. Die Kies- gruben im Osten von Erfurt-N. werden abgebaut. Verwitterung. In einer Kiesgrube kann man am besten die Bildung der obersten Erdrinde beobachten. Die tieferen Lagen des Schotters sind meist hellgrau. Es sieht aus, als wären sie erst angeschwemmt worden. Unter der Oberfläche aber sind die. Schotter brann gefärbt und teilweise zerstört. Man findet Stücke, die man in der Hand zerdrücken kann. Ihr Zerstörer ist vor allem der Frost, der 20 bis 30 cm tief in die Erde dringt. Dnrch ihn verwittert der Boden. (1. Versuch: Lege an einem sehr kalten Wintertage eine mit Wasser gefüllte, aber fest geschlossene Flasche ins Freie; sie platzt. 2. Versuch: Lege ein Steinstück (Kalkbrnch- stein), das Fugen oder Risse aufweist, im Wiuter ins Freie und fülle die Fugen mit Wasser- es zerfällt). Auch die Pflanzen beteiligen sich an der Zerstörung des Gesteins. (1. Versuch: Lege auf den Boden eines Blumentopfes ein Stück geglätteten Marmor, fülle den Topf mit Erde und pflanze eine Bohne. Im angefeuchteten Erdreich erzeugen die Wnrzel- spitzen Aeine Rillen auf der glatten Steinfläche. 2. Versuch: Lege einen Bruchstein ins Freie. Nach einiger Zeit zeigt er einen grünlichen Über- zug. Es haben sich Flechten anf ihm angesiedelt. — Betrachte auch deu Steinsockel des Gitters am Schulhaus oder am eigenen Hause!) Das verwitterte Gestein heißt Verwitterungslehm, Ackererde, Erdreich oder Humus. Die Ackererde macht erst das Leben der Pflanzen und damit auch das der Tiere und Menschen möglich. Ohne die Verwitterung wäre das Geratal ein ödes Geröllfeld. (Versuch: Mische in einem Standglas Humuserde mit Wasser, schüttle die Mischung und lasse sie dann ruhig absetzen. Es zeigen sich von oben nach unten drei Schichten: verweste Pflanzenstoffe, Lehm und Sand). 2. Das Erfurter Steinsalzbergwerk. Am Fuße des Stolberges liegt nahe bei Erfurt-N. die königliche Saline. Mit ihrer Anlage wnrde 1855 begonnen. Vollendet wurde sie 1864. Zwei nahe beieinander liegende Schächte hat man bis anf 371 m Tiefe in die Erde getrieben. Da die Salinengebäude selbst 185 m über N.n. liegen, so liegt der tiefste Punkt der Schachtsohle 186 m unter N.n. Die Schächte gewähren einen guten Aufschluß über die Gesteins- arten, die hier den Boden bilden. Von oben uach unten folgen auf- einander: Ackerboden, Lehm, Kies, Mittlerer und Unterer Kenper und Muschelkalk, in dem dann drei verschieden starke Steinsalzschichten lagern. Die stärkste ist die mittlere. Sie hat eine Höhe von 19 m. Bergmännisch abgebaut wird die dritte Schicht. Sie hat eine Stärke von

6. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 16

1916 - Erfurt : Keyser
— 16 — b) Unterrichtsergebnisse: 1. Ein Weg ist ein festgetretener Erdstreifen, auf dem man fahren (gehen) kann. 2. Eine Straße ist ein gepflasterter Weg. 3. Die Straße ist eben, wenn sie keine Erhöhungen und Vertiefungen hat. 4. Die Straße ist gerade, wenn sie immer dieselbe Richtung hat. c) Zum Lesen: Wie eine Straße hergestellt wird. Wir haben in unserer Stadt oftmals Gelegenheit, zu sehen, wie eine Straße hergestellt wird. Zuerst wird der Fahrdamm vertieft. Dann werden alte, grob zerschlagene Pflastersteine oder andere feste Steine in der Vertiefung dicht nebeneinander aufgestellt und mit klar zerklopften Steinen bedeckt. Die untere, grobe Schicht heißt Pack- lager, die obere, feine Klarschlag. Nun wird das Ganze noch mit Kies überschüttet. Dann wird in großer Menge Wasser aufgespritzt. Dadurch wird der feine Kies zwischen das Packlager und den Klarschlag ein- geschwemmt. So werden alle vorhandenen Zwischenräume gefüllt. Jetzt kommt die Dampfwalze angefahren Sie drückt den Untergrund so fest zusammen, daß ein darüberfahrender, beladener Lastwagen keine Spur mehr hinterläßt. Eine solche Straße würde sich aber bald abnutzen, darum werden noch Pflastersteine aus ganz hartem Gestein (Granit, Porphyr usw.) aufgesetzt. Die Zwischenräume werden mit Asphalt oder Kies ausgefüllt. Zur Sicherheit der Bürger werden Fuß- oder Bürgersteige angelegt. Sie dienen dem Personenverkehr. Der Fußsteig liegt hoher als der Fahrdamm. Er ist durch Bordsteine von ihm getrennt. Sie verhüten das Auffahren der Wagen auf den Bürgersteig. Der Fußsteig wird

7. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 98

1916 - Erfurt : Keyser
— 98 — Einteilung. Er zerfällt in zwei Teile, in den Alten und den Neuen Steiger. Die Grenze beider ist die „alte" Arnstädter Straße. Ihre Steilheit ist es wohl auch gewesen, die dem Steiger den Namen verschafft hat. Östlich von ihr liegt der Alte, westlich der Nene Steiger. Anfänglich hieß nur der östliche Teil Steiger, der andere führte den Namen Wagweide, später Wagd. Ehe er diese Namen führte, hieß er Wawet. Das Wort bedeutet Sumpfholz, denn wac ist stehendes Wasser, und witu ist Holz. Heute erinnern noch die Namen einzelner Waldwege an den alten Zustand, z. B. Erlenfnmpfweg und Langer Sumpfweg. Auch zeigt ein großer Teil der Waldwege bei längerem Regenwetter oder bei der Schneeschmelze im Vorfrühling, daß der Steiger früher ein Sumpfholz war. Gesteinsschichten. Die Steigerhöhe wurde in ihren Gesteinen gebildet zu der Zeit, die man das Mittelalter der Erde oder auch die Sekundärzeit uennt. Das erkennt man aus den Schichten, die sie bilden, und die an ihren Abhängen offen zu Tage treten. Wandern wir am Bachstelzenweg dahin, so erblicken wir überall eine Gesteinsart, die wir sofort als Kalkstein erkennen. Haben wir Glück, so sinden wir ein Stück, das Versteinerungen aufweist, entweder kleine Muscheln oder größere Gebilde, die dem Horn eines Widders gleichen. Sie führen den Namen Ammonshorn <Leratite8 nodosus) und sind die Wohnungen eines Tieres, das in der heutigen Tierwelt noch einen nahen Verwandten auf- weist, den Tintenfisch. Die Erdknndigen sagen uns, daß das Fundstück Oberer Muschelkalk ist. Die Bezeichnung „Oberer" deutet darauf hin, daß es auch „Unteren" gibt. Es werden sogar drei Schichten unter- schieden: Unterer, Mittlerer und Oberer. Der Untere tritt im Steiger nicht zu Tage, wohl aber der Mittlere. Wir finden ihn ebenfalls am Bachstelzenweg. Dort bildet er die Talsohle der Gera und ihre Ufer- abhänge. Er zeigt sich als ein hellgefärbter, mürber, schiefriger Kalk. Der Muschelkalk führt seinen Namen nach den eingeschlossenen, versteinerten Muscheln. Muscheln sind Seetiere, daraus folgt, daß in seiner Bildungs- zeit unsere Heimat vom Meere bedeckt war. Das Meer war flach und trocknete oft bis auf den Grund aus. Man schließt das aus deu im Muschelkalk eingeschlossenen Gips- und Salzschichten (Saline bei Erfurt-N.). Es ist uns ja bekannt, daß im Wasser gelöstes Salz zurückbleibt, wenn das Wasser verdunstet. Zum Verdunsten eines Meeres gehört freilich große Hitze. Somit hat in jener Zeit unsere Heimat eine sehr heiße und trockene Witterung gehabt. Das alles hat nns das Fnndstück gelehrt. - Über dem Oberen Muschelkalk des Steigers ruht noch teilweise der Untere Keuper. Auch beim Kenper werden drei Schichten unterschieden; doch kommen für nnsere Gegend nur der Mittlere und Untere in Betracht. Die Auflagerung des Unteren Kenpers ist keine zusammenhängende. Er bedeckt nur in Inseln einen größeren Teil der Steigerhochfläche. An vielen Stellen lagert gleich unter dem Waldboden der Obere Muschelkalk, Gute Beobachtungsstellen für den Unteren Keuper sind die Hohlwege zwischen Schützenhaus und Jägerkaserne. Hier tritt anch der Mittlere Keuper in schwachen Schichten von weißer und rötlicher Farbe zu Tage. Der Name

8. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 99

1916 - Erfurt : Keyser
— 99 — „Keuper" ist eine in Franken volkstümliche Bezeichnung für alle mög- lichen Gesteinsschichten mit einer lebhaft bunten Farbe. Die Wissenschaft hat ihn jedoch nur auf die Abteilung oon Gesteinen übertragen, die nach dem Mnschelkalk die Rinde nnserer Erde bildete. Damals hatte sich das Meer znrückgezogen. Der Boden unserer Heimat breitete sich teils flach, teils sanftgewellt bis weit nach Franken hin aus. Wenn auch^das Meer zunächst verschwunden war, so waren doch noch zahlreiche Seen und Tümpel vorhanden. Der tonige Boden ließ das Wasser nicht ver- sickern. Die Witterung jener Zeit war eine tropische. Sie ähnelte der, die Australien jetzt hat. Trockenen, glutheißen Sommern folgten gewaltige Regenzeiten. Dann führten die Ströme den Seen große Wassermengen, aber auch mächtige Sand- und Schlammassen zu. Die Seen waren gefüllt mit Muscheln und mit Molchfischen, die durch Kiemen oder durch Lungen atmeten, je nachdem sie ihren Aufenthaltsort wühlen mußten. In den Sümpfen lebten gewaltige Ungeheuer in Molchgestalt von der Größe eines Elefanten (Mastodousaurus), Sie steckten nach Art der Krokodile die Schnauzenspitze mit den Nasenlöchern aus dem Wasser und lauerten auf die bis mannesgroßen Molchfische als Beute. Eines Menschen Fuß betrat in jener Zeit den Boden unserer Erde noch nicht. Die Ufer waren dicht bewaldet mit Nadelbäume!?, ähnlich den heutigen Araukarien und Sagopalmen, dazwischen standen baumartige Farne und Schachtel- Halme. Die Laubbäume und die bnnten Blumen unserer Wälder fehlten ganz. Der Pslauzenmoder jener Wälder ist in Gestalt kleiner Kohlen- lager erhalten geblieben. Die Kohle führt den Namen Lettenkohle. Sie kennzeichnet in Gemeinschaft mit graugrünem Sandstein, Mergel (kalk- reicher Ton) und dunkelgelbem Dolomit Kohlensaurer Kalk, gemengt mit kohlensaurer Magnesia) den Unteren Keuper. Die Dolomitschichten sind reich an tierischen Resten, besonders an Muscheln. Das Meer hatte zur Zeit ihrer Bildung das Land wieder überschwemmt. Nun aber folgte eine ganz regenarme Witterung. Das wird bewiesen durch die Gips- und Steinsalzlager des Mittleren Keupers. Seine bunten Mergelschichten sind darum fast versteinerungsleer. Gleich dem Unteren Keuper enthält auch der Mittlere Sandsteinschichten. Bewässerung. Infolge seines Aufbaues ist der Steiger arm an Quellen. Die tonigen Schichten, die den Muschelkalkboden überziehen, lassen die Niederschläge uicht eiudnngen und im Innern über andern wasserundurchlässigen Schichten sammeln. Sie hielten und halten das Wasser selbst fest, wodurch sich sumpfige Stellen bildeten. Der Steiger besitzt zehn solcher Sümpfe. Das Dreibatzenloch am Schindleichsweg zwischen der neuen und alten Arnftädterstraße ist aber wohl durch eiuen Eid- fall entstanden. Eine im Mittleren Muschelkalk lagernde Linse von Gips oder Steinfalz*) wurde durch eindringendes Wasser ausgelaugt. Dadurch entstand ein hohler Raum, in den die darüber lagernde Schicht des Oberen *) Versuch: Blumentopf gefüllt mit Sand und unter der Oberfläche Salz ein« gelagert. Das aufgeschüttete Wasser löst das Salz auf und fließt unten ab. Die Sanddecke bricht ein.

9. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 141

1916 - Erfurt : Keyser
— 141 — Rhät genannt, zeigt Muschelversteinerungen. Daraus erkennen wir, daß er sich im Wasser abgelagert hat. — Im Tale der Gera und ihrer Neben- flüsse finden sich große Kieslager. Sie sind durch die Flüsse angeschwemmt worden und werden von Gesteinen gebildet, die unterwegs losgerissen wurden. Es sind zumeist Gesteine des Thüringer Waldes, besonders Porphyr. Die großen Kiesgruben bei Erfurt (Gera) und Wandersleben (Apfelstädt) beweisen uns, daß in früheren Zeiten die Abtragungen und späteren Ab- lagerungen sehr bedeutend waren. — Das Tal der Gera flußabwärts vom Roten Berge führt den Namen „Großes Rieth". Er verrät, daß die Gegend früher ein großes Sumpf- und Moorgebiet war. Hier wechselte die Gera oft ihren Lauf Dabei schwemmte sie die Schotter weit über die flachen Ufer und setzte dort zugleich den mitgeführten Schlamm ab. Aber auch heute noch sind die früher angelegten Wasser-Abzugsgräbeu tätig, obgleich seit 1780 die Gera eingedeicht und ihr Lauf geregelt wurde. Das beweist, daß nicht nur die Überschwemmungen den Sumpf- boden des „Riethes" schnfen, sondern daß auch das Grundwasser daran teil hat. Bodenarten. Der Boden des Landkreises ist fast überall für den Ackerbau gut geeignet. Daher auch seine frühe Besiedlung in vorgeschicht- licher Zeit. Die ersten Ansiedler wurden angelockt vom Wasserreichtum der Gegend und von dem fruchtbaren Löß- und Lehmboden. Löß und Lehm sind meist Gebilde der Eiszeit, des Diluviums. Damals wurden aber auch große Strecken des Erfurter Kreises mit Geraschotter und Gerasand bedeckt, wodurch sie weniger fruchtbar wurden. Der unverwitterte oder verwitterte Löß (Lößmergel und Lößlehm) ist der beste Ackerboden. Er ist von großer Fruchtbarkeit, läßt sich leicht bearbeiten und trocknet wegen seines Tongehaltes nur langsam aus. (Versuch: Reibe Lehm zwischen den Fingern! Er besteht aus klebrigem Ton und feinem Sand.) Ihm gleich steht der Ackerboden, der von angeschwemmtem Lehm der Gera, von sog. Auelehm gebildet wird. Die Lößgebiete ziehen sich vom Brühler und Andreasfeld nach Marbach und Gispersleben und über Bindersleben und Schmira hinaus zur Hochfläche. Im Osten liegt der Lößmantel vom Schmidtstedter Felde nach Urbich und Büßleben zu ausgebreitet. Aue- lehm findet sich im heutigen Tale der Gera und im Gebiet ihrer alten Fluß- läufe. Er ist dort innig mit Schotter und Sand gemischt. Oft liegen beide frei an der Oberfläche, oft sind sie aber von mächtigen Lehmschichten bedeckt, wie z. B. in der fruchtbaren Sülze. Ist der Schotterboden nur von einer flachen Erdschicht bedeckt, so ist er wenig ertragreich, zumal dann, wenn das Jahr trocken ist. (Untersuche die Wasserdurchlässigkeit der verschiedenen Bodenarten!) Der Nutzungswert des Triasbodens (Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper) ist ungleich. Im Erfurter Kreis sind nur Muschelkalk und Kenper bodenbildend. Im Keuperbodeu sind Kalk, Sand, Ton und Gips verwittert und gemischt. Er bildet meist einen fruchtbaren Ackerboden. Ist sehr viel Ton darin enthalten, dann ist er feucht und kalt und schwer zu bearbeiten; enthält er aber viel Sand, dann ist er locker und

10. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 168

1916 - Erfurt : Keyser
— 168 — esel, das Ziesel usw. In der Waldzeit waren der Altelefant, die Wild- katze. der Luchs, der braune Bär u. a. weit verbreitet. Die den Eiszeiten folgende Nacheiszeit, die den Übergang zur Jetztzeit bildete, sah an Sänge- tieren den Höhlenbären, den Höhlenlöwen, die Höhlenhyäne, das Mammut, den Riesenhirsch n. a. Es waren kälteliebende Tiere. Sie lebten aber nicht etwa ausschließlich in Höhlen, sondern man hat nur Mengen ihrer Knochen dort gefunden. Viele der zur Eiszeit und in den Zwischeneis- zeiten lebenden Tiere sind ausgestordeu, andere aber sind nach Norden gewandert, z. B. das Renntier, der Schneehase und der Lemming, andere wieder haben sich in die Steppen des Ostens zurückgezogen, z. B. das Wildpferd und der Wildesel, noch andere haben sich den Alpen angepaßt, z. B. der Steinbock und das Murmeltier. — Ein Zenge des ganzen Zeit- abschnittes war der Urmensch. Er allein war unabhängig von den Ver- ändernngen in der ihn umgebenden Natur. Er lebte am Rande der Gletscher, fristete seiu Lebeu in der Steppe und bewohnte damt den Wald, um ihn wieder mit der Steppe und der Eiswüste zu vertauschen. Immer aber war er ein eifriger Jäger, der mit Geschick alle Tiere erlegte. An den Wohnstätten der Eiszeitmenschen finden wir die Knochen fast aller Eiszeit- tiere. Wir sind so glücklich, ganz in der Nähe eine solche Wohnstätte zu besitzen, es sind die Steinbrüche von Tanbach bei Weimar. Hier hat man die Herdstellen des Urmenschen von Thüringen gefunden. Die auf- gefundenen Reste bestanden ans Holzkohle, Asche, zerschlagenen und angebraunten Tierknochen und in kleinen Werkzeugen aus Feuerstein. Selbst Schädelstücke eines Urmenschen hat man gefunden und so sicher und gewiß sein Dasein für Thüringen bewiesen. Von Ackerbau und Vieh- zncht wußte der Altthüringer nichts. Er jagte an den Ufern der Ilm nach dem riesigen Altelefanten, dem Höhlenbären, dem starken Wisent und dem Auerochsen. Die Jagd war sicher sehr schwierig. Sie gelang ihm nur dadurch, daß er die Tiere in Fallgruben fing, oder daß er sie steilen Abhängen zutrieb, von denen sie in die Tiefe stürzten. Die Herstellung von Geschirr aus Ton war ihm noch unbekannt. Man nimmt an, daß die Funde aus der Zwischeneiszeit stammen, die der letzten Eiszeit voranging. Die Erdkundigen sagen nun, daß die letzte Eiszeit wohl 24000 Jahre vor der Jetztzeit lag und daß die Zwischeneiszeit 76000 Jahre gedauert habe. Demnach lebten die Ur- thüringer iu einer Zeit, die fast 100000 Jahre zurückliegt. Nach „Der diluviale Mensch und seine Zeitgenossen usw." von Dr. K. H. Jacob. Voigtländer's Quellenbücher, Band 28 und einem Vortragsbericht von A. Reichardt im Allgemeinen Anzeiger Nr. 82 vom 23. März 1909 über „Die Kultur des Diluvialmenschen usw." von Dr. Götze, Berlin.
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