Die Gewässer. 95
meist sehr fruchtbaren Gründen und Schluchten (Ammer-, Pösener-,
Neinstädter-Grund mit Obstbau) durchschnitten und fällt meist steil zur
Saale ab. In der Gegend von Jena gedeiht an den sonnigsten Abhängen
der Weinstock. Dnrch das lange, tiefe Mühltal bei Jena führen eine
Chaussee und Eisenbahn über die Höhe nach Weimar. Das Mühltal
benutzte 1806 Napoleon, um seine Truppen schnell herbeizuschaffen. So
siegte er über unser Heer unweit Jena am 14. Oktober 1806.
B. Die Gewässer.
Die beiden wichtigsten Flüsse Thüringens sind die Saale und die
Unstrut.
1. Die Saale.
Die Saale bildet die Ostgrenze Thüringens. Ihre Quelle liegt auf
dem Fichtelgebirge. Bon hier eilt sie in schnellen Sprüngen nach N. an
den Städten Hof, Ziegenrück und Saalfeld vorüber. Rechts und links
drängen sich Höhenzüge heran, engen ihr Tal ein und zwingen sie zu
Krümmungen und großen Bogen. (Links die Ausläufer des Franken-
waldes, rechls die Berge des Vogtlandes.) Nachdem der Saale die liebliche
Schwarza zugeflossen ist, beginnt ihr M i t t e l l a n f. Hier drängt die
Jlm-Hochebene die Saale weit nach O. Auf den waldgeschmückten Ufern
stehen zahlreiche Burgruinen, z. B. Leuchtenburg, Kunitzburg, Dornburg,
Camburg, Saaleck, Rudels bürg.
Nach der Sage soll das Schloß Saaleck so genannt worden sein,
weil hier die Saale eine Ecke macht. Von dem Schloß stehen heute
nur noch zwei Türme. Der verwitterte westliche Turm ist dem Einsturz
nahe. In dem östlichen Turme sinden wir noch ein Zimmer mit drei
Fenstern, aus denen wir in das freundliche Tal der Saale blicken. In
dem Zimmer werden Geräte und Waffen, die aus dem Altertum stammen,
aufbewahrt. — Deutlich erhebt sich aus unserem Bilde der Berg, aus dem
die Rudelsburg liegt. Von dem Dorse Saaleck oder von Kösen besteigen
wir ihn- Wir sehen die Trümmer von Mauern und Türmen, auch eiu
Stück des Wallgrabens ist noch vorhanden. An der Stelle der Zugbrücke
erblicken wir eine gemauerte Brücke. Am Eingange der Burg erhebt sich
der alte Wartturm. In dem Rittersaale bietet sich dem Wanderer
Gelegenheit auszuruhen und sich zu erfrischen. Die Burg ist der Ziel-
punkt^ vieler Wanderer, die hier den herrlichen Ausblick in das Saaltal
genießen und von den alten Zeiten erzählen.
„Dort Saaleck, hier die Rudelsburg,
Und unten tief im Tale,
Da rauschet zwischen Felsen durch
Die alte, liebe Saale;
Und Berge hier und Berge dort,
Zur Rechten und zur Linken.
Die Rudelsburg, das ist der Ort
Zum Schwärmen und zum Trinken!"
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
26
2. Das Land zwischen Elbe und Ohre,
im Jahre 1675 in die Mark einfielen, da rotteten sich die Bauern der
Drömlingsdörfer zusammen und versuchten, den Feind zu vertreiben. Noch
heute finden wir in den Kirchen von zwei Dörfern zwei Fahnen aus dieser
Zeit. Jede trägt einen roten Adler in grünem Kranze und die Inschrift:
„F. W. 1675. Wir Bauern von geringem Gut dienen unserem gnädigen
Kurfürsten und Herrn mit unserm Blut."
Frömmigkeit, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit und Tapferkeit
sind schätzenswerte Eigenschaften unserer Drömlingsbewohner.
b) Die Wische.
1. Die Wische zur Zeit der Überschwemmung im Februar und
März 1909.
a) Wie gelangen wir zur Wische?
Trotz der großen Kälte im März besteigen wir den Zug und fahren
Tion Magdeburg über Wolmirftedt nach Stendal, einein Kreuzuugs-
punkte mehrerer Eisenbahnen. Unser Zug fährt sodann mehrmals über
die Uchte, einem Nebenflüßchen der Biese. In Osterburg hält er;
wir steigen aus. Der Zug fährt fodann am Aland entlang über See-
Hausen, braust über eine große Elbbrücke dahin und niacht in Witten-
berge halt. In Osterburg befinden wir uns am Südende einer feuchten
Niederung, die den Namen Wische, d. h. Wiese, führt.
b) Welche Gestalt hat die Wische?
Sie hat die Form eines Dreiecks, das sich in der Richtung von
S.o. nach N.w. erstreckt. Die beiden Längsseiten liegen im O. und W.
Die Ostfeite wird von dem Elbbogen, die Westseite von dem Aland
und dem Unterlause der Biefe gebildet. Die Südseite erhalteu wir, wenn
wir uns auf der Karte eine Linie von Osterburg nach Sandau oder
Werben gezogen denken. Die Spitze des Dreiecks liegt da, wo der
Aland in die Elbe mündet. Von der Grundlinie des Dreiecks bis zur
Spitze würden wir 8 Std. (40 km) zu wandern haben.
c) Wie sah die Wische zur Zeit der Überschwemmung aus?
In den Monaten Februar und März des Jahres 1909 ist die
Wische überschwemmt. Der Elbdamm ist an zwei Stellen durch die
Wasser- und Eismassen durchbrochen, und die Fluteu des Elbstromes
-rauschen bis nach Osterburg und Seebausen. Die Felder und Wiesen,
die Höfe, die Häuser, die Ställe der Dörfer fteheu unter Wasser. Die
Menschen müssen flüchten; das Bieh wird in den Orten, die höher liegen,
untergebracht. Kein Weg, kein Steg ist mehr zu sehen; überall schaut
unser Auge nur Wasserflächen und Eisinaffen. Selbst der Kronprinz und
unsere Kaiserin lasfen es sich nicht nehmen, das Überschwemmungs-
gebiet zu besichtigeu. Sie spenden Geld den Armen, Trost den Hilf-
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
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Sagen, 35
einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf
eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland foll stehen bleiben, wir
wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war
das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver-
meintlichen Künstler arg
genasführt waren. Kein
Wunder also, daß sich ihr
Unmut gegen ihn wandte.
Als sie den Schalk griffen,
steckten sie ihn zur Strafe
in den Wendenturm, Im
Nu aber entwich er mit
einem Hohngelächter: und
jeder wußte nun, daß der
vermeintliche Künstler der
leibhaftige Teufel gewesen
war.
Der Rolaud war
in der früheren Zeit für
die Stadt Stendal das
Zeichen der eigenen
Gerichtsbarkeit. Die
im Jahre 1525 am Rat-
hause errichtete Stein-
figur gehört zu den
größten, die wir besitzen.
Der gewaltige Körper
ruht auf starken Beinen,
dessen Waden stärker sind
als der Brustumfang
eines kräftigen Mannes,
Durch den schweren Pan-
zer wird der Körper ge-
schützt. Die erhobene
rechte Hand hält das 4 m
lange Schwert, das
Werkzeug des strafenden
Rechts; die linke Hand
umfaßt den Schild mit
dem brandenburgischen
Adler, das Sinnbild
des Schutzes. So er-
innert der Roland an die
frühere Größe und Selbst-
ständigkeit der Stadt
Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal.
2. Der wunderbare Ring im Schlosse zu Calbe a. M.
In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte
und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken, Als die Edelfrau ein-
willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend
ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen
würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund.
Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine
Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er-
3*
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil]]
102 7. Das Eichsfeld und das Thüringer Stufenland.
„Na Nabbr, wi is dann; wu m an en bischen zun Voilschieß'n gih?
Me nahmen unsre Fräuwen inät. Nä, Jergewilme, blieb d'rheime^
D'rheiiue es d'rheime, Wenns Stickchen Brud nach klänner es."
A. Haselhuhn.
F. Geschichtliches.
Emst war Thüringen ein mächtiges Königreich, das weit über den Harz hinaus-
reichte. Allein es unterlag tat Kampfe mit den Franken und Sachsen. Unter
Karl dem Großen wurde Thüringen eine Grenzmark gegen die wendischen Sorben,
die von O. eindrangen. Zu seiner Zeit brachten fromme Leute (Missionare) den
Thüringern das Christentum, z. B. Kilian und Bonifatius. Kirchen und Klöster
entstanden nun überall. Jni Dorfe Helfta soll die älteste Kirche Thüringens liegen.
In kirchlicher Beziehung gehörte Thüringen seitdem zu dem Erzbistume Mainz und
dem Bistume Merseburg. Die deutschen Kaiser, z. B. Heinrich Jl. und Otto I. hatten
in Thüringen ihre Pfalzen (Meinlebeu, Tilleda). Nach und nach zerfiel das Land
in eine große Zahl kleinerer Länder, die teils unter Fürsten, teils unter Herzögen
und Großherzögen standen. Seit dem Ansänge dieses Jahrhunderts gehört ein großes
Stück voil Thüringen zum Königreich Preußen, während der übrige Teil noch seine
besonderen Regenten l).it. Die günstige Lage Thüringens zwischen dein N. und S.
unseres Vaterlandes gab ihm seit alters her eine große Bedeutung. Durch das
Saaletal, über den Thüringerivald und durch das Hörseltal sührten Heerstraßen,
an denen wichtige Handelsplätze entstanden, z. B. Erfurt, Mühlhausen, Nordhofen,
Merseburg, Halle.
G. Sage.
Der verzauberte Kaiser.
Ein ehrsamer Bergmann ging einmal am dritten Ostertage auf deu Kysfhäuser.
Hier sah er einen steinalten Mönch mit schneeiveißem Barte neben dem Wartturme
sitzen. Als der Mönch den Bergmann bemerkte, trat er auf ihn zu und sprach:
..Komm mit zu Kaiser Friedrich. Der Zwerg hat mir eben eine Springwurzel
gebracht-" Dem Bergmann bangte zwar ein wenig, aber der Mönch redete ihm
freundlich zu. So gingen sie miteinander auf eiuen freien Platz. Hier zeichnete
der Mönch einen großen Kreis und hieß den Bergmann eintreten. Dann las er
laut einige Gebete vor, schlug mit dem Stabe dreimal auf die Erde und rief: „Tue
dich auf!" Da zitterte der Berg, und ein dumpfes Getöse wurde hörbar. Jetzt faßte
der Mönch den Bergmann bei der Hand, und beide sankeil auf der Kreisfläche in
die Tiefe. Nun waren sie in einem großeil Gewölbe. Der Mönch schritt voran,
und der Bergmann folgte. In einem Krenzgange machte der Mönch Halt und
zündete zivei Fackeln an Dann betete er wieder und öffnete mit der Springwurzel
eine verschlossene Tür. Nun staudeu sie in einer prächtigen Kapelle. _ Der Bodeu
war glatt ivie Eis, die Decke und die Wände flimmerten beim Fackelscheine wie Gold
und Edelstein. In der einen Ecke stand ein Altar und in der andern ein goldenes
Tanfbecken mit silbernem Fuße. Der Bergmann war von allem Glänze geblendet
und wagte nicht weiterzugehen. Doch der Mönch winkle ihm, hieß ihn in der Mitte
stehen bleiben lind beide Fackeln halten. Er selbst trat an eine Tür, die wie blankes
Silber schimmerte. Nachdem er dreimal angeklopft halle, tat sich^die Tür auf.
Jil dem hellen Zimmer saß auf einem goldeneil Throne der Kaiser Friedrich Bar-
barossa mit einer goldenen Krone auf dem Kopfe. Sein langer, roter Bart war
dnrch den steinernen Tisch, der vor ihm stand, hindurchgewachsen. Der Kaiser nickte
mit dem Kopfe, bewegte die Augenlider uild winkte den Mönch zu sich. Dem
Bergmann klopfte das Herz, als er den lieben Kaiser sah, von dem die Leute soviel
Gutes erzählten. Es war der glücklichste Tag seiiies Lebens. Endlich kam der Mönch
zurück, und sie gingen dem Eingange zu. Hier wurden sie wieder sanft empor-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral]]
Extrahierte Personennamen: Karl_dem_Großen Karl Kilian Kilian Heinrich_Jl Heinrich Otto_I. Bergmann Bergmann Friedrich Friedrich Bergmann Bergmann Bergmann Bergmann Bergmann Friedrich_Bar- Friedrich Bergmann
Die Höhen. 39
sie in zwei einzelnen Höhen, den Gegensteinen. Die Bode und die Selke
durchbrechen die Teufelsmauer. Von den Gegensteinen erzählt die Soge:
Ein Bauer fuhr einst sein Getreide zum Verkauf nach Quedlinburg. Während
er in der Schoßkelle schlief, kamen die Pferde vom rechten Wege ab; und als er
erwachte, hielt der Wagen vor einer großen Höhle im dichten Walde. Nachdem
das Bäuerlein sich vom ersten Schreck erholt hatte, ging es in die Höhle, um sich
darin umzuschauen. Hier sah es zu seinem Erstaunen einen Kessel von blinkendem
Golde und daneben eine Peitsche. Diese nahm der Bauer zuerst, dann wollte er
die Taschen voll Gold füllen. Allein ein großer Hund mit glühenden Augen
bewachte den Kessel. Als aber der Bauer sah, daß das Tier ruhig blieb, griff er
dreist zu. Doch jetzt erwachte in ihm der Geiz. Zum ersten Male, zum zweiten Male
füllte er die Taschen und leerte sie draußen auf seinem Gefährt; als er aber zum
dritten Male kam, erhob der Hund ein fürchterliches Geheul und fletschte die Zähne.
Der Geizhals ließ vor Schreck die Hand voll Gold fallen und stürzte aus der Höhle.
Hier sank er ohnmächtig zu Boden. Unterdessen tat sich die Erde aus, Feuer sprühte
hervor, und aus der Tiefe wuchsen zwei mächtige Felsen, „die Gegensteine". Als
das Bäuerlein erwachte, sah es, wie der große Hund in Teufelsgestalt in den einen
Felsen kroch. Hier foll er noch heute sitzeu und die Vorübergeheuden äffen und ver-
spotten, indem er ihnen ihre Worte als Echo nachruft. Als das Bäuerlein nach
feinem Golde auf dem Wagen sah, fand es nur Kieselsteine; und betrübt fuhr es
weiter.
2. Der Regenstein,
a) Name.
Wer Sinn für Naturschönheiten und Verständnis für geschichtliche
Merkwürdigkeiten besitzt, versäumt nicht, aus einer Harzreise den Regenstein
zu besuchen. Wir schauen von dem Berge, auf dem das Schloß Blanken-
bürg liegt, über die am Abhänge liegende Stadt hinweg. Dort im N.
erhebt sich stolz 295 rn über dem Meeresspiegel der Regenstein. Er liegt
nördlich vom Harz allein, noch ein Stück von der Teuselsmauer entfernt,
wodurch er jedem Harzbesucher gleichsam in die Augen fällt. Sein Name
Regenstein kommt her von dem altdeutschen Wort ragin = hochragend;
und frei erhebt er sich 100 m (so hoch wie der Magdeburger Dom) über
die Ebene. Ein Regenstein ist er mit Recht, denn hoch übereinander-
geschichtete Sandsteinblöcke bilden einen 2 km langen Felskamm, der
besonders auf der Nordfeite so schroff in die Höhe steigt, „daß nicht eine
Katze hinaufklettern kann". Der erste Bewohner soll auch Graf von Regen-
stein geheißen haben.
b) Was erinnert uns noch an die alte Ritterburg und die Festung?
In einer guten halben Stunde wandern wir von Blankenburg
hinauf nach dem Regenstein, der nur von dieser Seite allmählich ansteigt.
Nachdem wir uns auf dem herrlichen Platze vor dein Gasthaufe aus-
geruht und gestärkt haben, folgen wir dem Führer. Wir sehen auf dem
Bilde sofort, daß die Burg aus einem tiefer und einem höher gelegenen
Teile besteht. Auf dem höheren Teile lagen in früherer Zeit noch die
Gebäude des Burgbewohners. Im Vordergrunde sehen wir den Bergfried.
Er ist nur uoch 6 m hoch; früher war er höher. Wir lassen unsern
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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40
2. Das Land zwischen Elbe und Ohre,
im Jahre 1675 in die Mark einfielen, da rotteten sich die Bauern der
Drömlingsdörfer zusammen und versuchten, den Feind zu vertreibeu. Noch
hente finden wir in den Kirchen von zwei Dörfern zwei Fahnen aus dieser
Zeit. Jede trägt einen roten Adler in grünem Kranze und die Inschrift:
„F. W. 1675. Wir Bauern von geringem Gut dienen unserem gnädigen
Kurfürsten und Herrn mit unserm Blut."
Frömmigkeit, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit und Tapferkeit
sind schätzenswerte Eigenschaften unserer Dröinliugsbewohner.
b) Die Wische.
1. Die Wische zur Zeit der Überschwemmung im Februor nud
März 1909.
a) Wie gelangen wir zur Wische?
Trotz der großen Kälte im März besteigen wir den Zug und fahren
von Magdeburg über Wolmirftedt nach Stendal, einein Kreuzungs-
punkte mehrerer Eisenbahnen. Unser Zug fährt sodann mehriilals über
die Uchte, einem Nebenflüßchen der Biese. In Osterbnrg hält er;
wir steigen aus. Der Zug fährt sodann am Aland entlang über See-
Hausen, braust über eine große Elbbrücke dahin und macht in Witten-
berge halt. In Osterburg befinden wir uns am Südende einer feuchten
Niederung, die deu Namen Wische, d. h. Wiese, führt.
b) Welche Gestalt hat die Wische?
Sie hat die Form eines Dreiecks, das sich in der Richtung von
S.o. nach N.w. erstreckt. Die beiden Längsseiten liegen im O. und W.
Die Ostseite wird von dem Elbbogen, die Westseite von dem Aland
und dem Unterlause der Biese gebildet. Die Südseite erhalten wir, wenn
wir uns auf der Karte eine Linie von Osterburg nach Sandau oder
Werben gezogen denken. Die Spitze des Dreiecks liegt da, wo der
Aland in die Elbe mündet. Bon der Grundlinie des Dreiecks bis zur
Spitze würden wir 8 Std. (40 km) zu wandern haben.
c) Wie sah die Wische zur Zeit der Überschwemmung aus?
In den Monaten Februar und März des Jahres 1909 ist die
Wische überschwemmt. Der Elbdamm ist an zwei Stellen durch die
Wasser- und Eismasfen durchbrochen, und die Fluten des Elbstromes
rauschen bis nach Osterburg und Seehausen. Die Felder und Wiesen,
die Höfe, die Hänser, die Ställe der Dörfer stehen unter Waffer. Die
Menschen müssen flüchten; das Biel) wird in den Orten, die höher liegen,
untergebracht. Kein Weg, kein Steg ist mehr zu sehen; überall schaut
unser Auge nur Wasserflächen und Eismassen. Selbst der Kronprinz und
unsere Kaiseriu lassen es sich nicht nehmen, das Überschwemmnngs-
gebiet zu besichtigen. Sie spenden Geld den Armen, Trost den Hilf-
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Sagen. 49
einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf
eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland soll stehen bleiben, wir
wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war
das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver-
meintlichen Künstler arg
genasführt waren. Kein
Wunder also, daß sich ihr
Unmut gegen ihn wandte.
Als sie den Schalk griffen,
steckten sie ihn zur Strafe
in den Wendenturm. Im
Nu aber entwich er mit
einem Hohngelächter; und
jeder wußte nun, daß der
vermeintliche Künstler der
leibhaftige Teufel gewesen
war.
Der Roland war
in der früheren Zeit für
die Stadt Stendal das
Zeichen der eigenen
Gerichtsbarkeit. Die
im Jahre 1525 am Rat-
hause errichtete Stein-
sigur gehört zu den
größten, die wir besitzen.
Der gewaltige Körper
ruht auf starken Beinen,
dessen Waden stärker sind
als der Brustumfang
eines kräftigen Mannes.
Durch den schweren Pan-
zer wird der Körper ge-
schützt. Die erhobene,
rechte Hand hält das 4 m
lange Schwert, das
Werkzeug des strafenden
Rechts; die linke Hand
umfaßt den Schild mit
dem brandenburgischen
Adler, das Sinnbild des
Schutzes. So erinnert der
Roland an die frühere
Größe und Selbstständig-
keit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal.
2. Der wunderbare Mug im Schlosse zu Calbe a. M.
In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte
und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken. Als die Edelfrau ein-
willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend
ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen
würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund.
Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine
Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er-
Henze-Kohlhase, Die Provinz Sachsen. Ausgabe A. 4
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Die Höhen. 53
sie in gtret einzelnen Höhen, den Gegensteinen. Die Bode und die Selke
durchbrechen die Teufelsmauer. Von den Gegensteinen erzählt die Sage:
Ein Bauer fubr einst sein Getreide znm Verkauf nach Quedlinburg. Während
er in der Sckoßkeue schlief, kamen die Pferde vom rechten Wege ab; und als er
erwachte, hielt der Wagen vor einer großen Höhle im dichten Walde. Nachdem
das Bäuerlein sich vom ersten Schreck erholt hatte, ging es in die Höhle, um sich
darin umzuschauen. Hier sah es zu seinem Erstaunen einen Kessel von blinkendem
Golde und daneben eine Peitsche. Diese nahm der Bauer zuerst, dann wollte er
die Taschen voll Gold sülleu. Allein ein großer Hund mit glühenden Augen
bewachte den Kessel. Als aber der Bauer sah, daß das Tier ruhig blieb, griff er
dreist zu. Doch jetzt erwachte in ihm der Geiz. Zum ersten Male, zum zweiten Male
füllte er die Taschen uut> leerte sie draußeu aus seinem Gefährt; als er aber zum
dritteu Male kam, erhob der Hund ein fürchterliches Geheul und fletschte die Zähne.
Der Geizhals ließ vor Schreck die Hand voll Gold fallen und stürzte aus der Höhle.
Hier sank er ohnmächtig zu Boden. Unterdessen tat sich die Erde auf, Feuer sprühte
hervor, und aus der Tiefe wuchsen zwei mächtige Felsen, „die Gegensteiue '■ Als
das Bäuerlein erwachte, sah es, wie der grosse Hund in Teuselsgestalt in den (inert
Felsen kroch. Hier soll er noch beute sitzeu nud die Vorübergehenden äffen imb ver-
spotten, indem er ihnen ihre Worte als Echo nachruft. Als da? Bäuerleiu lmch
seinem Golde aus dem Wagen sah, fand es nur Kieselsteine; und betrübt suhr es
weiter.
2. Der Negenstein.
a) Name.
Wer Sinn für Naturschönheiten und Verständnis für geschichtliche
Merkwürdigkeiten besitzt, versäumt nicht, auf einer Harzreise den Regen stein
zu besuchen. Wir schauen von dem Berge, auf dem das Schloß Blanken-
bürg liegt, über die am Abhänge liegende Stadt hinweg. Tort im N.
erhebt sich stolz 295 m über dem Meeresspiegel der Negenstein. Er liegt
nördlich vom Harz allein, noch ein Stück von der Teufelsmauer entfernt,
wodurch er jedem Harzbesucher gleichsam in die Augen fällt. Sein Name
Regellstein kommt her von dem altdeutschen Wort ragin — hochragend;
und frei erhebt er sich 100 in (so hoch wie der Magdeburger Dom) über
die Ebene. Ein Regenstein ist er mit Recht, denn hoch übereinander-
geschichtete Sandsteinblöcke bilden einen 2 km langen Felskamm, der
besonders auf der Nordseite so schroff in die Höhe steigt, „daß nicht eine
Katze hinaufklettern kann". Der erste Bewohner soll auch Gras von Regen-
stein geheißen haben.
b) Was erinnert uns noch an die alte Ritterburg und die Festung?
In einer guten halben Stunde wandern wir von Blankenburg
hinauf nach dem Negenstein, der nur von dieser Seite allmählich ansteigt.
Nachdem wir uns auf dem herrlichen Platze vor dein Gasthause aus-
geruht und gestärkt haben, folgen wir dem Führer. Wir sehen auf dem
Bilde sofort, daß die Burg aus einem tiefer und einem höher gelegenen
Teile besteht. Auf dem höheren Teile lagen in früherer Zeit noch die
Gebäude des Burgbewohners. Im Vordergrunde sehen wir den Bergsried.
Er ist nur noch 6 rn hoch; früher war er höher. Wir lassen unsern
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Die Gewässer. 109
meist sehr fruchtbaren Gründen und Schluchten (Ammer-, Pösener-,
Neinstädter - Grund mit Obstbau) durchschnitten und fällt meist steil zur
Saale ab. In der Gegend von Jena gedeiht an den sonnigsten Abhängen
der Weinstock. Durch das lauge, tiefe Mühltal bei Jena führen eine
Chaussee und Eiseubahn über die Höhe nach Weimar. Das Mühltal
benutzte 1806 Napoleon, um seine Truppen schnell herbeizuschaffen. So
siegte er über unser Heer unweit Jena am 14. Oktober 1806.
B. Die Gewässer.
Die beiden wichtigsten Flüsse Thüringens sind die Saale und die
Unstrut.
1. Die Saale.
Die Saale bildet die Ostgrenze Thüringens. Ihre Quelle liegt auf
dem Fichtelgebirge. Von hier eilt sie in schnellen Sprüngen nach N. an
den Städten Hos, Ziegenrück und Saalfeld vorüber. Rechts und links
drängen sich Höhenzüge heran, engen ihr Tal ein und zwingen sie zu
Krümmungen und großen Bogen. (Links die Ausläufer des Franken-
waldes, rechts die Berge des Vogtlandes.) Nachdem der Saale die liebliche
Schwarza zugeflossen ist, beginnt ihr M i t t e l l a u s. Hier drängt die
Ilm-Hochebene die Saale weit nach O. Auf den waldgeschmückten Ufern
stehen zahlreiche Burgruinen, z. B. Leuchtenburg, Kunitzburg, Dornburg,
Camburg, Saaleck, Nudelsburg.
Nach der Sage soll das Schloß Saaleck so genannt worden sein,
weil hier die Saale eine Ecke macht. Von dem Schloß stehen heute
nur noch zwei Türme. Der verwitterte westliche Turm ist dem Einsturz
nahe. Ju dem östlichen Turme finden wir noch ein Zimmer mit drei
Fenstern, aus denen wir in das freundliche Tal der Saale blicken. In
dem Zimmer werden Geräte und Waffen, die aus dem Altertum stammen,
aufbewahrt. — Deutlich erhebt sich auf unserem Bilde der Berg, auf dem
die Rudelsburg liegt. Von dem Dorfe Saaleck oder von Köfen besteigen
wir ihn. Wir sehen die Trümmer von Mauern und Türinen, auch ein
Stück des Wallgrabens ist noch vorhanden. An der Stelle der Zugbrücke
erblicken wir eine gemauerte Brücke. Am Eingange der Burg erhebt sich
der alte Wartturm. In dem Rittersaale bietet sich dem Wanderer
Gelegenheit auszuruhen und sich zu erfrischen. Die Burg ist der Ziel-
Punkts vieler Wanderer, die hier den herrlichen Ausblick in das Saaltal
genießen und von den alten Zeiten erzählen.
„Dort Saaleck, hier die Rudelsburg,
Und unten tief in: Tale,
Da rauschet zwischen Felsen durch
Die alte, liebe Saale;
Und Berge hier und Berge dort,
Zur Rechten und zur Linken.
Die Rndelsbnrg, das ist der Ort
Zum Schwärmen und zum Trinken!"
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
116 7. Das Eichsfeld und das Thüringer Stufenland.
„Na Nabbr, wi is dann; wu m an en bischen zun Voilschieß'n gih?
Me nahmen unsre Fräumen inät. Nä. Jergewilme, blieb d'rheime.
D'rheime es d'rheime, wenns Slickchen Brud nach klänner es."
A. Haselhuhn.
I . Geschichtliches.
Einst war Thüringen ein mächtiges Königreich, das weit über den Harz hinaus-
reiclste. Allein es unterlag im Kampfe mit den Frauken und Sachjen. Unter
Karl dem Großen wurde Thüringen eine Grenzmark gegen die wendischen Sorben,
die von O. eindrangen. Zu seiner Zeit brachten fromme Lente (Missionare) den
Thüringern das Christentum, z. B. Kilian und Bonifatius. Kirchen und Klöster
entstanden nun überall. Im Dorfe Helfta soll die älteste Kirche Thüringens liegen.
In kirchlicher Beziehung gehörte Thüringen seitdem zu dem Erzbistums Mainz und
dem Bistume Merseburg. Die deutschen Kaiser, z. B. Heinrich 1- und Otto I. hatten
in Thüringen ihre Pfalzen (Memleben, Tilleda). Nach und nach zerfiel das Land
in eine große Zahl kleinerer^Länder, die teils unter Fürsten, teils unter Herzögen
und Großherzögen standen. ^>eit dem Anfange dieses Jahrhunderts gehört ein großes
Stück von Thüringen zum Königreich Preußen, während der übrige Teil noch seine
besonderen Regenten Hut. Die günstige Lage Thüringens zwischen dein N. und S.
Meeres Vaterlandes gab ihm seit alters her eine große Bedeutung. Durch das
Saaletal, über den Thüriugerivald und dnrch das Hörseltal führten Heerstraßen,
an denen wichtige Handelsplätze entstanden, z. B. Erfurt, Mühlhausen, Nordhausen,
Merseburg, Halle.
G. Sage.
Der vmanlierte Kaiser.
Eiu ehrsamer Bergmann ging einmal am dritten Ostertage auf den Kyffhäufer.
Hier sah er einen steinalten Mönch nnt schneeiveißem Barle neben dein Wartturwe
sitzen. Als der Mönch den Bergmann bemerkte, trat er auf ihn zu und sprach:
..Komm mit zu Kaiser Friedrich. Der Zwerg hat mir eben eine Springwnrzel
gebracht." Dem Bergmann bangte zwar ein wenig, aber der Mönch redcie ihm
freundlich zu. So gingen sie miteinander mir einen freien Platz Hier zeichneie
der Mönch einen großen Kreis und hieß den Bergmann eintreten. Dann las er
laut einige Gebete vor, schlug mit dem Stabe dreimal mir die Erde und rief: „Tue
dich auf!" Da zitterte der Berg, und eiu dumpfes Getöse wurde hörbar. Jettt faßte
der Möuch den Bergmann bei der Hand, und beide sanken aus der Kreisfläche in
die Tiefe. Nun waren sie in einem großen Gewölbe. Der Mönch schritt voran,
und der Bergmann folgte. In einem Kreuzgange machte der Mönch Halt und
zündete zivei Fackeln an. Dann betete er wieder und öffnete mit der Springivurzel
eine verschlossene Tür. Nun standen sie in einer prächtigen Kapelle. Der Boden
war glatt wie Eis, die Decke und die Wände flimmerten beiin Fackelscheine wie Gold
und Edelstein. In der einen Ecke stand ein Altar und in der andern ein goldenes
Taufbecken mit silbernem Fuße. Der Bergmann war von allem Glänze geblendet
und wagte nicht weiterzugehen. Doch der Mönch winkte ihm, hieß ihn in der Mitte
stehen bleiben und beide Fackeln halten. Er selbst trat an eine Tür, die wie blankes
Silber schimmerte. Nachdem er dreimal angeklopft halte, tat sich die Tür aus.
In dein hellen Zimmer saß auf einem goldenen Throne der Kaiser Friedrich Bar-
barossa mit einer goldenen Krone auf dem Kopfe. Sein langer, roter Bart war
durch den steinernen Tisch, der vor ihm stand, hindurchgeivachfen Der Kaiser nickte
mit dem Kopfe, bewegte die Augenlider und winkte den Mönch zu sich. Dem
Bergmann klopfte das Herz, als er den lieben Kaiser sah, vou dem die Leute soviel
Gutes erzählten. Es war der glücklichste Tag seines Lebens. Endlich kam der Mönch
zurück, und sie gingen dem Eingänge zu. Hier wurden sie wieder sanft einpor-
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann]]
TM Hauptwörter (200): [T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Karl_dem_Großen Karl Kilian Kilian Heinrich_1- Heinrich Otto_I. Bergmann Bergmann Friedrich Friedrich Bergmann Bergmann Bergmann Bergmann Bergmann Friedrich_Bar- Friedrich Bergmann