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1. Unsere Heimat - S. 89

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 89 — Kloster zu sorgen, wenn sie nicht mehr da sei, da sie bei ihrem hohen Alter nicht mehr hoffen könne noch lange zu leben. Tiefgerührt ver- sprach Otto, alle ihre Bitten zu erfüllen. Unter Tränen schlössen sie sich noch einmal in die Arme; dann schwang sich Otto auf sein Roß. Die Mutter aber kehrte in die Kirche zurück nach der Stelle hin, wo Otto während des Gottesdienstes gestanden hatte und kniete dort nieder. Einige der noch zurückgebliebenen Begleiter des Königs, die dies be- merkten, teilten es ihrem Herrn mit. Dieser sprang sofort ans dem Sattel und kehrte zu seiner Mutter zurück, die in Tränen zerfließend hier noch betete. Er hob sie auf und sprach: „Durch welchen Dienst kann ich dir diese Tränen vergelten?" Noch einmal tauschten sie tief bewegt einige Worte aus, noch einmal bat Mathilde um die Gunst, daß ihr Sohn sorgsam dieses Klosters gedenken möge; dann nahmen sie Abschied voneinander. Otto hat seine Mutter nicht wieder gesehen. (Bild im neuen Stadthause.) 3. Die Nonnen dieses Klosters wohnten nicht zusammen in einem gemeinschaftlichen Hause, wie es sonst bei Klöstern üblich war, sondern jede hatte ihr Haus für sich. Die Häuser lagen um den Dom herum, etwa zu beiden Seiten der heutigen Domstraße. Auch eine Mädchen- schule war mit dem Kloster verbunden. Zuerst gingen nur Nonnen in diese Schule; ältere Nonnen unterrichteten die jüngeren. Später kamen auch Töchter vornehmer Familien als Schülerinnen hinzu. 5. Aus dem Leben der Königin Mathilde. 1. Die Königin Mathilde stammte aus dem Geschlechte des be- rühmten Sachsenherzogs Wittekind und wurde im Kloster zu Herford erzogen. Als Herzog Heinrich von ihrer Schönheit und Tugend hörte, begab er sich mit stattlichem Gesolge nach Herford und hielt bei ihrer Großmutter, die Äbtissin des Klosters war, um sie an. Schon am folgenden Tage führte er Mathilde als seine Braut der Heimat zu und feierte bald daraus mit ihr zu Wallhausen die Hochzeit mit königlicher Pracht. An der Seite Heinrichs verlebte sie nun glückliche Jahre. Mit liebender Sorgfalt stand sie dem Hauswesen vor, und an den Unter- nehmungen des Königs nahm sie den innigsten Anteil und begleitete sie mit ihren Gebeten. Mit fünf trefflichen und meist hochbegabten Kindern war ihre Ehe gesegnet; der älteste Sohn Otto ward später Nachfolger seines Vaters auf dem deutschen Königsthrone. 2. Als König Heinrich im Jahre 936 zu Memleben sein Ende nahe fühlte, rief er Mathilde an sein Lager und sprach zu ihr: „Mein treues, geliebtes Weib, ich danke dem Herrn Christus, daß ich vor dir aus dieser Welt scheide. Keiner gewann je ein so frommes, in jeder ! Tugend erprobtes Weib, wie ich. Du hast mich oft im Zorn besänftigt,

2. Unsere Heimat - S. 90

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 90 — mir zu allen Zeiten nützlichen Rat gegeben, mich, wenn ich irrte, auf den Pfad der Gerechtigkeit zurückgeführt; du hast mich fleißig ermahnt, mich derer anzunehmen, die Gewalt erlitten, habe Dank für dies Alles! Ich empfehle Gott und der Fürbitte seiner Auserwählten dich und unsere Kinder, wie auch meine Seele, die nun diesen Leib verlassen muß." Auch Mathilde dankte in tiefer Rührung ihrem Gemahl für alle be- wiesene Liebe und Treue; dann starb der König. Zu ihren Söhnen, die weinend am Lager standen, sprach nun Mathilde: „Meine teuren Söhne, schreibt euch in das Herz, was ihr hier sehet; ehret Gott und fürchtet ihn, der Macht hat solches zu tun". 3. Nach dem Tode ihres Gemahls lebte die Königin abwechselnd auf ihren Besitzungen, gewöhnlich in Nordhausen und Quedlinburg. Ihr Leben weihte sie ganz dem Dienste Gottes und der Pflege der Armen. Täglich ließ sie die Armen durch Speisen erquicken; an jedem Sonnabend, dem Todestag ihres Gemahls, ließ sie für Arme und Kranke Bäder bereiten und gab ihnen Kleider. Ehe sie sich zur Mahlzeit niedersetzte, sah sie erst nach, ob die Ihrigen und die Klosterschwestern versorgt waren. Selbst für die Tiere sorgte sie; den kleinen Singvögeln, die im Garten umherflogen, ließ sie Brotkrumen unter die Bänme streuen. Auf der Reise führte sie Wachskerzen mit sich, um sie nach damaliger Sitte den Kirchen und Klöstern, an denen sie vorüberreiste, zu schenken. Un- ermüdlich war sie tätig und allem müßigen Feiern von Herzen seind. Ihre Diener und Mägde unterwies sie in nützlichen Dingen, nament- lich in der damals noch so seltenen Kunst des Lesens. Wo sie helfen konnte, war ihr keine Arbeit zu schlecht und zu gering. 4. Im Jahre 967 war Mathilde zum letzten Mal in ihrem ge- liebten Nordhausen; sie verweilte hier vom Herbst bis gegen Weihnachten. Sie hatte in der letzten Zeit viel gekränkelt; drei Tage vor Weihnachten reiste sie nach Quedlinburg ab, um hier in der Nähe des Grabes ihres Gemahls den Tod zu erwarten. Im Frühling des folgenden Jahres starb sie. In der Kirche zu Quedlinburg zur Seite ihres Gemahls, wie sie es immer gewünscht hatte, ruhen ihre Gebeine. Sie hatte beinahe das achtzigste Lebensjahr erreicht; nach einem überaus reichen Leben war ihr ein seliges Ende beschieden. 6. Otto l. gründet das Erzbistum Magdeburg. Otto I. wohnte mit seiner Gemahlin Editha am liebsten zu Magdeburg. Hier hatte er einen großen Wirtschaftshof. Um der Stadt eine Gunst zu erzeigen, errichtete er schon bald nach seinem Regierungs- antritt auf dem Grund und Boden des Hofes ein Kloster und schenkte den Mönchen seinen Hos mit allen dazu gehörenden Dörfern westlich der Elbe, im ganzen 31. Für die Stadt war die Gründung des

3. Unsere Heimat - S. 97

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 97 — hinzu und sagte: „Nun, liebe Frau, ich will ihr sagen, wie ich heiße, ich bin der Doktor Martin Luther." Da stieß die Frau einen Freuden- schrei aus, lief hinüber zur Apotheke und rief: „Gebt mir Wein, der Doktor Luther ist bei uns!" Als die Ratsherren das hörten, sagten sie: „Was schwatzt dies Weib, wie käme Luther zu dem Schuster?" Die Frau blieb aber bei ihrer Rede, und die Ratsherren gingen mit ihr. Schon an der Tür kam ihnen Luther entgegen und begrüßte sie. Nun war die Freude groß in der ganzen Stadt, alles lief herbei und wollte Luther sehen; sie läuteten mit den Glocken und sangen das Lied: Ein' feste Burg ist unser Gott. 13. Justus Jonas. 1. Aus unserer Stadt stammt einer der eifrigsten Förderer der evangelischen Sache und einer der besten Freunde und Gehilfen Luthers; er Hecht Justus Jonas. Im Jahre 1493 wurde er als der Sohn des Ratsmeisters Jonas Koch geboren und hieß anfangs Jobst Koch. Nach damaliger Sitte der Gelehrten änderte er später seinen Namen, aus Jobst machte er Justus und setzte dazu den Vornamen seines Vaters, Jonas. Den ersten Unterricht erhielt er in der lateinischen Stadtschule. Er machte so gute Fortschritte, daß er schon mit dem dreizehnten Jahre die Universität zu Erfurt beziehen konnte. Später ging er nach Wittenberg, ward hier mit Luther befreundet und stand ihm im Kampfe treu zur Seite. Zunächst kam Jonas wieder nach Erfurt, wo er Lehrer an der Universität wurde. Er trat hier mutig für Luther ein und riß in seiner Begeisterung für ihn auch die Studenten mit fort. Im Jahre 1521 begleitete Jonas seinen Freund Luther nach Worms zum Reichs- tage und war hier Zeuge seines entschiedenen Bekenntnisses. Während Luther noch auf der Wartburg faß, ward Jonas als Lehrer an die Universität zu Wittenberg und daneben als Prediger an die Schloß- kirche berufen. Luther, Melanchthon und Jonas schlössen sich nun als Freunde innig aneinander und teilten getreulich Freud und Leid bis an ihr Ende. 2. Ein besonderes Geschick zeigte Jonas bei der Bildung evan- gelischer Gemeinden. Daher sandte Luther ihn nach vielen Städten, um dort den Gottesdienst nach evangelischer Ordnung einzurichten. So führte er 1536 in Naumburg trotz des dortigen Bischofs die Refor- mation durch. In den folgenden Jahren ordnete er das Kirchenwesen in Zerbst und Anhalt; 1539 war er in Leipzig, hielt hier die erste evan- gelische Predigt und gab dem Herzogtum Sachsen eine Kirchenordnung. Ein neues Arbeitsfeld erwartete ihn in Halle. Hier verlangte die Bürgerschaft evangelische Prediger. Der Rat wählte unseren Jonas; auch hier richtete er den Gottesdienst evangelisch ein; bald danach Heine, Unsere Heimat. n

4. Geschichte von Nordhausen und dem Kreise 'Grafschaft Hohenstein' - S. 4

1900 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
doch sind sämtliche Stücke so gehalten, daß sie auch für sich allein verständlich sind oder im Anschluß an ein anderes Geschichtswerk gebraucht werden können. Das Inhaltsverzeichnis giebt Gelegenheit, einzutragen, mit welchem Stücke der „Geschichte der Provinz Sachsen" oder der „Deutschen Geschichte" das betreffende Stück der „Heimatgeschichte" unterrichtlich verwertet werden soll. Möge sich das Büchlein viele Freunde in Haus und Schule erwerben und dazu beitragen, daß mit der Kenntnis der Heimatgeschichte auch die Liebe zur Heimat, zum Vaterlande und zum Herrscherhause immer mehr wachse, blühe und zunehme! Nordhausen, im Dezember 1899. Per 'gterfaflser.

5. Geschichte von Nordhausen und dem Kreise 'Grafschaft Hohenstein' - S. 13

1900 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 13 — sterblichen Leibe nicht mehr sehen. Der Seele deiner Mutter erzeige nur die eine Gunst, daß du sleißig dieses Klosters gedenkst." 3. Die Mathildesche Stiftung in Nordhausen war eine Frauenabtei, die mit großen Gütern und vielen Vorrechten ausgestattet war und sich der besonderen Gunst der sächsichen Kaiser erfreute. Die Nonnen nannten sich Kanonissen oder Schwestern: sie wohnten nicht in einem gemeinschaftlichen Hause, wie es sonst bei Klöstern üblich war, sondern jede hatte ihr Haus oder, wie es damals hieß, ihre Kurie für sich. An ihrer Spitze stand die Äbtissin, unter derselben stand ein Propst, der alle äußeren Angelegenheiten ordnete. Als redende Zengen aus der ältesten Zeit des Klosters sind noch verschiedene Silbermünzen, sogenannte Brakteateu oder Hohlmünzen, vorhanden, die die Nordhäuser Äbtissinnen schlagen ließen; auf ihnen allen besindet sich das Zeichen des Kreuzes. 9. Aus dem Aetren der Königin Mathilde. 1. Die Königin Mathilde stammte aus dem Geschlechte des berühmten Sachsenherzogs Wittekind und wurde im Kloster zu Herford erzogen. Als Herzog Heinrich von ihrer Schönheit und Tugend hörte, begab er sich mit stattlichem Gefolge nach Herford und hielt bei ihrer Großmutter, die Äbtissin des Klosters war, um sie an. Schon am folgenden Tage führte er Mathilde als seine Braut der Heimat zu und feierte bald darauf mit ihr zu Wallhausen die Hochzeit mit königlicher Pracht. Die Pfalz Wallhausen mit allem Zubehör erhielt Mathilde als reiche Morgengabe von ihrem Gemahl geschenkt. An der Seite Heinrichs verlebte sie nun glückliche Jahre. Mit liebender Sorgfalt stand sie dem Hauswesen vor, und an den Unternehmungen des Königs nahm sie den^ innigsten Anteil und begleitete sie mit ihren Gebeten. Mit fünf trefflichen und meist hochbegabten Kindern war ihre Ehe gesegnet; der älteste Sohn Otto ward später Nachfolger seines Vaters aus dem deutschen Königsthrone, und den jüngsten Sohn Brun bestimmten sie sür den geistlichen Stand; er ward später Erzbischof von Köln. 2-_ Als König Heinrich im Jahre 936 zu Memleben sein Ende nahe fühlte, rief er Mathilde an sein Lager und sprach zu ihr: „Mein treues, geliebtes Weib, ich danke dem Herrn Christus, daß ich vor dir aus diefer Welt scheide. Keiner gewann je ein so frommes, in jeder Tugend erprobtes Weib, wie ich. Du hast mich oft im Zorn besänftigt, mir zu allen Zeiten nützlichen Rat gegeben, mich, wenn ich irrte, auf den Pfad der Gerechtigkeit zurückgeführt; du hast mich sleißig ermahnt, mich derer anzunehmen, die Gewalt erlitten, habe Dank sür dies Alles! Ich empfehle Gott und der Fürbitte feiner Auserwählten dich und unsere Kinder, wie auch meine Seele, die nun diesen Leib verlassen muß." Auch Mathilde dankte in tiefer Rührung ihrem Gemahl für alle bewiesene Liebe und Treue; dann starb der König. Zu ihren Söhnen, die weinend am Lager standen, sprach nun Mathilde: „Meine teuren Löhne, schreibt euch in das Herz, was ihr hier sehet; ehret Gott und

6. Geschichte von Nordhausen und dem Kreise 'Grafschaft Hohenstein' - S. 16

1900 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 16 — 11. Nordhansen wirb eine Reichsstadt 1220 1. Bei der Umwandlung des Nonnenklosters in ein Domherrnstift wurden Münze und Zoll zu Nordhausen, ja selbst die Stadt, die sämtlich vorher dem Domstifte gehört hatten, diesem genommen und dem Reiche zurückgegeben, so daß die Stadt nun unmittelbar unter der Macht des Kaisers stand. Dadurch wurde Nordhausen eine Reichsstadt. Zwei Beamte verwalteten jetzt im Namen des Kaisers die Stadt: der Schultheiß und der Vogt. Weil der Kaiser selber nicht immer nahe sein konnte, so stellte er die Stadt unter einen besonderen Schutz-fürsten, der die Pflicht hatte, sie gegen jeden feindlichen Angriff zu beschützen. Dasür belehnte der Kaiser den Schutzherrn mit dem Schultheißenamte, dem Münzrechte, dem Zoll und dem Geleite. Schutzherren von Nordhausen sind mehrere Fürsten gewesen. Vom vierzehnten bis zum Ausgange des siebzehnten Jahrhunderts versahen die sächsischen Kurfürsten dieses Amt. Doch waren sie nicht persönlich in der Stadt anwesend, sondern ließen ihre Rechte von Beamten ausüben, die am Orte wohnten. Das Vogtamt hatte der Kaiser dem Grafen von Honstein verliehen. 2. Die Thätigkeit des Schultheißen oder Schulzen erstreckte sich hauptsächlich auf die bürgerliche Gerichtsbarkeit innerhalb der Stadt; er berief das Gericht ein, führte dabei den Vorsitz und achtete darauf, daß niemandem Unrecht geschah. Das Gericht wurde „an des heiligen Reiches Stuhle zu Northausen" gehalten; dieser Gerichtsplatz, der „Reichsstuhl" oder „Kaiserstuhl", war, wie die kaiserliche Burg, an der Wassertreppe. Alle Reichssteuern und Abgaben mußten an den Schultheißen gezahlt werden: der Zoll, das Geleitgeld, die Gebühren der Handwerker und die Geld- und Getreidezinsen aus verschiedenen Dörfern. Als Schultheißen fetzten die Schutzherren in der ersten Zeit stets einen Ritter ein. Unter dem zweiten Reichsbeamten, dem Vogt, stand das „peinliche" oder das Strafgericht, in dem die Verbrecher verurteilt wurden. In den ältesten Zeiten hielten die Grafen von Honstein das Vogtding persönlich ab. 3. Die Bürger von Nordhausen sahen die kaiserlichen Beamten ungern in ihrer Stadt und waren bemüht, die Macht derselben zu schwächen. Mit dem äußeren Wachstnme der Stadt hatte sich unter den Bewohnern auch ein starkes Selbstgefühl und ein unabhängiger Bürgersinn gebildet, und sie trachteten danach, ihre städtischen Angelegenheiten selbständig zu verwalten. Diesem Wunsche standen aber die Reichsbeamten, besonders der Schultheiß, entgegen. Es kam deshalb um 1277 zu einem Aufstande; die Bürger erstürmten die kaiserliche Burg an der Wassertreppe, wo der Schultheiß wohnte, und verjagten denselben. Das Schultheißen amt wurden sie dadurch freilich nicht los, aber es verlor an Bedeutung, denn es wurde hinfort keinem Ritter, sondern stets einem Bürger übertragen.

7. Geschichte von Nordhausen und dem Kreise 'Grafschaft Hohenstein' - S. 37

1900 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
37 — damaliger Sitte der Gelehrten änderte er später seinen Namen, aus Jobst machte er Justus und setzte dazu den Vornamen seines Vaters, Jonas. Den ersten Unterricht erhielt er in der lateinischen Stadtschule. Er machte so gute Fortschritte, daß er schon mit dem dreizehnten Jahre die Universität zu Erfurt beziehen konnte. Später ging er nach Wittenberg, ward hier mit Luther befreundet und stand ihm im Kampfe treu zur Seite. Zunächst kam Jonas wieder nach Erfurt, wo er Lehrer an der Universität wurde. Er trat hier mutig für Luther ein und riß in seiner Begeisterung für ihu auch die Studenten mit fort. Im Jahre 1521 begleitete Jonas feinen Freund Luther nach Worms zum Reichstage und war hier Zeuge seines entschiedenen Bekenntnisses. Während Luther noch auf der Wartburg saß, ward Jonas als Lehrer au die Universität zu Wittenberg und daneben als Prediger an die Schloßkirche berufen. Luther, Melanchthon und Jonas schlossen sich nun als Freunde innig aneinander und teilten getreulich Freud und Leid bis an ihr Ende. 2. Ein besonderes Geschick zeigte Jonas bei der Bildung evangelischer Gemeinden. Daher sandte Luther ihn nach vielen Städten, um dort den Gottesdienst nach evangelischer Ordnung einzurichten. So führte er 1536 in Naumburg trotz des dortigen Bischofs die Reformation durch. In den folgenden Jahren ordnete er das Kirchenwesen in Zerbst und Anhalt; 1539 war er in Leipzig, hielt hier die erste evangelische Predigt und gab dem Herzogtum Sachsen eine Kirchenordnung. Ein neues Arbeitsfeld erwartete ihn in Halle. Hier verlangte die Bürgerschaft evangelische Prediger. Der Rat wählte _ unseren Jonas; auch hier richtete er den Gottesdienst evangelisch ein; bald danach ernannte ihn der Rat zum Superintendenten. Als Luther 1546 zum letztenmal nach Eisleben reiste, begleitete ihn Jonas und ward Zeuge seines gläubigen Abscheidens. Als er sah, daß es mit Luther zu Ende ging, rief er ihm noch zu: „Ehrwürdiger Vater, wollet ihr auf Christum und die Lehre, wie ihr sie gepredigt, beständig sterben?“ Deutlich und vernehmlich antwortete Luther darauf noch: „Ja!" dann starb er. 3. Nach dem Tode Luthers brach für Jouas eine schwere Leidenszeit an. Der Herzog Moritz von Sachsen gewann im schmalkaldischen Kriege auch Halle und forderte von dem Rate, daß der Prediger Jonas, der gegen ihn und den Kaifer geredet habe, entlassen würde. Jonas mußte die Stadt verlassen. Er floh mit Weib und Kind nach seiner Vaterstadt Nordhausen. Ein neues Amt fand er bald darauf in Hildesheim, wo er das Kirchenwesen im evangelischen Sinne ordnete. Aber er fühlte sich dort nicht wohl, und als ihm Melanchthon bei dem Herzoge Moritz Verzeihung erwirkt hatte, kehrte er wieder nach Halle zurück. Doch stellte ihn der Rat nicht wieder als Prediger an, so daß es ihm mehrere Jahre recht schlecht erging. Schließlich verließ er Halle, war kurze Zeit in Kobnrg und Regensburg Prediger und kam dann nach Eisfeld, wo er als Superintendent nach zweijähriger Wirksamkeit 1555 starb. — Nordhausen hat seinen vierhundertjährigen Geburtstag festlich begangen

8. Geschichte von Nordhausen und dem Kreise 'Grafschaft Hohenstein' - S. 39

1900 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 39 — die Kirchen und Klöster der Stadt und hatten alle Güter miteinanber gemein. Von Mühlhausen verbreiteten sich die Unruhen weiter, und Münzer unternahm Raubzüge in _ die Umgegenb. Mit einem sianfen aufrührifcher Bauern zog er aufs Eichsfelb und plünberle die Klöster Annerobe, Zelle, Worbis, Reiffenstein, Beuren u. a. und die Schlösser Harburg und Scharsenstein: auf acht Wagen führten sie die geraubten Gegenstand, Kirchenglocken, Hausgeräte, Kleiber, Schmuckfachen, Speckseiten, Würste u. s. w. mit sich fort. Wo der Hause erschien, nahmen die Einwohner an den Plünberungen teil; beim ^Weiterziehen liefen jeboch viele roieber bavon, um ihren Raub in Sicherheit zu bringen, ober auch, weil ihnen die Sache nicht mehr gefiel. . ' 2. Bei einem Raubzuge in das Mansselbsche kam er am 5. Mai 1525 nach Frankenhausen. Da traten ihm die Herzoge von Sachsen, Hessen und Braunschweig mit einem Heere von 6000 Mann entgegen. Bor Beginn des Kampfes ließen die Fürsten die Bauern aufforbern, ihre Führer herauszugeben, alle ihre Übelthaten sollten ihnen dann vergeben sein. Aber die Bauern vertrauten zu sehr auf Münzer, der zu ihnen sagte: „Laßt euch nicht erschrecken und greift die feynb tunlich an, borfft das Geschütz nicht sorchten, beim ihr sollt sehen, daß ich alle buchfenftehne in ermel fassen will, die sie gegen uns schießen. Ja ihr sehent, das Gott uff unser fehlten ist, benn er giebt uns jetzunb ein zeichen, sehet ihr nicht den Regenbogen am Himmel, der bebeubt, das Gott uns, die wir den Regenbogen im Panier fuhren, helffen will, und trewt (brohet) den mörberifchert Fürsten gericht und straffe, barumb seyb unerschrocken und tröstet euch göttlicher hilft, und fielt euch zur were, es will Gott nicht, das ihr frieb mit den gottlosen Fürsten machet!" Als die Fürsten sahen, daß die Bauern sich nicht ergeben wollten, griffen sie an. Nur ein kleiner Teil der Bauern fetzte sich zur Wehre, der größte Teil entfloh. Fast alle würden niebergemacht. Münzer selbst mürbe in einem Hause in Frankenhausen gefangen genommen und zu Mühlhausen hingerichtet. 3. Bald brach auch rings um Rorbhaufen der Auf staub los. Die Bauern von Scharzfelb, Plettenberg, Hohnftein und der ganzen gol-benen Aue „waren auf". Befonbers hatten sie es auf die Klöster abgesehen, die beshalb von den Mönchen verlassen würden, nachbem sie die Kostbarkeiten des Klosters in Sicherheit gebracht hatten. Der Abt von Himmelgarten ließ die wertvolle Bibliothek seines Klosters nach Norbhaufen bringen, wo sie sich jetzt noch in der Sakristei der Blafiikirche befinbet. Das Kloster würde barauf von den Bauern zerstört. Die Bauern der Grafschaft Lohra plünberten Dietenborn und Münchenlohra. Die Rofenfirche in Elenbe blieb verschont, weil sich die Bienenvölker des Pfarrers auf die Plünberer stürzten. Die flettenbergifchen und fcharzfelbifchen Bauern hatten das Kloster Walkenrieb zu ihrem Standquartiere gewählt. Damit sie das Kloster nicht zerstören sollten, hatte der Abt bei feinem Wegzuge die Schlüssel stecken lassen. Trotzbem blieb das Kloster nicht verschont; zunächst zerschlugen die Bauern alle Fenster, Ösen, Thüren und Bilber; dann
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