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1. Deutsche Geschichte von 1519 bis 1871, Übersicht über die württembergische Geschichte - S. 22

1909 - Bamberg : Buchner
22 Neue Geschichte. 8- Die Bauernrevolution hatte lediglich wirtschaftliche Ursachen (vergl. Kap. 76 3), aber ihr Ausbruch steht doch in einem engen Zu-sammenhang mit der Reformation. Die Bauern bezeichneten nmlich ihre Sache selbst mit einem Schlagwort als die evangelische, und aus dem Evangelium, das sie in ihrem Sinne lasen, hatten sie den Eindruck bekommen, und waren durch Carlstadt und Mnzer hierin bestrkt worden, da durch Christi Erlsungswerk alle Menschen Brder" seien und da es in den ersten Christengemeinden keinen Unterschied der Stnde gegeben habe. Mit diesen Zustnden aber wollten sie die Gegenwart wieder in Einklang bringen. Freilich gab es auch Gemigtere unter den Bauern, die nichts von einem radikalen Umsturz wissen wollten. Beweis sind die zwlf Artikel, worin sie ihre wirtschaftlichen Forderungen niederlegten. Darnach forderten sie neben der Aufhebung der Leibeigenschaft die Fischerei-, Jagd-und Holzfreiheit und die Erleichterung des Frondienstes. Doch erklrten sie sich bereit, den groen Kornzehnten auch fernerhin bezahlen zu wollen, wenn man mit demselben teils die Pfarrer, die sie frei whlen wollten, besolde, teils die Ortsarmen untersttze, teils einen Reichskriegs-schtz ansammle. Der Schluartikel verlangt eine Prfung oder Wider-legung ihrer Forderungen an der Hand und auf Grund der heiligen Schrift. Eine groe Anzahl von Fürsten, Herren und Stdten einigte sich mit den Bauern, nachdem sich der Aufstand von seinem Herd dem Hegu aus der den sdlichen Schwarzwald verbreitet und von hier aus ganz Schwaben ergriffen und auch das Elsa in Mitleidenschaft gezogen hatte. Allein nicht berall fanden die Forderungen der Bauern williges Gehr. Und so griff die Revolution immer weiter um sich: sie berschritt den Odenwald und suchte Franken und Thringen heim. Im Frh-jhr 1525 waren die Bauern in ganz Oberdeutschland siegreich (Bluttat von Weinsberg) und wollten sich jetzt auch mit der Regelung der politischen Zustnde des Reiches befassen. Auf einem Tag zu Heilbronn wurde der die aus Gegenden stammten, wo hnsitische Einwirkungen nie ganz erloschen waren. Sie vertraten die Ansicht, nicht die Bibel sei der Urquell wahren Christentums, sondern der Geist Gottes, den sie durch Offenbarungen erhielten. Und kraft dieser unmittel-baren gttlichen Erleuchtung seien sie in den Stand gesetzt, den Willen Gottes sofort zu erkennen. So behaupteten sie u. a., es sei Gottes Wille, da man die Kindertaufe abschaffe, und die bereits Getauften wieder taufe, wenn sie wirklich der wahren Kirche Christi angehren wollten. Das Haupt dieser Sekte (der Anabaptisten) war Thomas Mnz er. Aus Zwickau vertrieben, hatten sich die Wiedertufer nach Wittenberg begeben, wo Carlstadt sich dermaen von ihnen beeinflussen lie, da er zugab, die ge-lehrten theologischen Studien seien nichts wert, sondern der nchste Beste, der den der Geist Gottes komme, knne die Schrift am ehesten auslegen. 288

2. Deutsche Geschichte von 1519 bis 1871, Übersicht über die württembergische Geschichte - S. 113

1909 - Bamberg : Buchner
Napoleon I. 113 (27. November 1812). Dann verlt Napoleon das Heer und eilt im Schlitten der Warschau und Dresden nach Mainz, von da nach Paris, wo er am 18. Dezember 1812 eintrifft. Am 19. Dezember erreichte der fhrerlose Rest der Garde (von 50000 Mann nur noch 1000) Knigsberg. Von der groen Armee kehrten berhaupt nur noch 50000 Mann zurck, davon 12000 ohne Waffen, und die meisten vom Siechtum ergriffen1. Hunderttausende aber deckten die Eisfelder Rulands. 9. Fr Napoleon war schon Moskau der Anfang vom Ende"2. Nur ging es nicht so rasch, wie man im deutschen Volke glaubte, wo man schon den Lobgesang Mosis anstimmte: Mit Mann und Ro und Wagen hat sie der Herr geschlagen," oder, entschlossen, den Feind bis aufs uerste zu bekmpfen und das Fremdjoch abzuschtteln, mit Ernst Moritz Arndt sich zurief: Der Gott, der Eisen wachsen lie, der wollte keine Knechte." Ein Wink der Regierungen, und das Volk htte die franzsischen Flcht-linge totgeschlagen. Aber Preußen, das noch von einem Netz franzsischer Steuerbeamten und Spher berspannt war, frchtete sich immer noch vor Napoleon. Friedrich Wilhelm Iii. mute sogar Jork, der in Tau-roggen Ende 1812 mit seinem Korps zu dem russischen General Diebitsch bergegangen war, absetzen und sich noch bei Napoleon entschuldigen, wenn er auch vielleicht innerlich mit seinem eisernen" General einverstanden war. Sein ganzes Volk drngte ja zu den Fahnen. 10. Die Provinz Ostpreuen erhob sich zuerst, und der König mute zum bsen Spiel gute Miene machen. Diese Provinz rstete eine eigene Landwehr aus, und ihrem Beispiele folgten bald die brigen, so da man schlielich 149 Landwehrbataillone und 124 Landwehrschwadronen hatte. Dazu kamen nicht weniger als 5000 Mann Freischaren, vor allem die freiwilligen berittenen Jger", von denen die schwarzen Ltzowischen die berhmtesten geworden sind. Es war die Schar der Rache. Man sah in ihr die heilige Schar", und sie rekrutierte sich vorzugsweise aus den Jnglingen der gebildeten Stnde, aus jungen Professoren, Studenten und Gymnasiasten. Bei ihr dienten z. B. der sptere Turnvater Jahn und der Dichter Theodor Krner. Dieser fiel als Adjutant Ltzows. berhaupt standen 6/o der preuischen Bevlkerung unter den 1 Von 15347wrttembergern gelangten kaum 1000in dieschwbischeheimat. Im Laufe des Januar 1813 reisten mit kurzem Aufenthalt durch Berlin die Marschlle Ondinot, Victor, Ney, Macdonald, Mortier, zugleich mit ihnen viele Generle, alle in sehr bescheidenem Aufzug. ' Dieser Ausspruch Talleyrands bezieht sich erst auf den Einmarsch der Verbndeten in Frankreich (1814). 379 Hesselmeyer, Geschichte. 2. Aufl. 4. Teil. 8'

3. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 315

1854 - Stuttgart : Hallberger
315 Der erste Kaiser von Deutschland aus dem Haus der Hohenstaufen war Konrad Iii. Er führte vom Jahr 1138 bis 1152 die Zügel der Negierung mit starker Hand, wie es seine kriegerische Zeit bedurfte. Im Jahr 1147 unternahm er einen Kreuzzug in das heilige Land, doch ohne glücklichen Erfolg, wiewohl er es nicht an Muth und Tapferkeit fehlen ließ; hieb er doch bei der Belagerung von Damaskus in Syrien einem Türken mit einem Streich den Kopf und die linke Schulter vom Rumpfe weg, so daß die übrigen erschrocken davon liefen. Auf diesem Zug wurde Konrad auch von seines Bruders Sohn, Friedrich von Hohenstaufen, begleitet, der sich durch Tapferkeit und Besonnenheit vor Vielen hervorthat. Bald nach seiner Zurückkuuft von seinem Kreuzzug starb Kon- rad, und da wurde denn der ebeugenanute Friedrich (1152), damals ein Mann von ein und dreißig Jahren, zu Frankfurt am Main einstimmig von allen Ncichsfürsten zum deutschen König gewählt. Friedrich war mittlerer Größe und wohlgebaut; sein Haar, wie bei allen Hohen- staufen, blond, nach der Sitte jener Zeit bis unter die Ohren herabhängend und auf der Stirne kurz abgeschnitten und gekräuselt; seine Haut weiß, seine Wangen roth und sein Bart röthlich; weßhalb ihn die Italiener Barbarossa, zu deutsch „Rothbart", nannten. Er hatte seine Lippen, blaue Augen, einen heitern, aber durchdringenden und der innern Kraft sich bewußten Blick. Friedrichs Gang war fest, die Stimme rein, der Anstand männlich und würdevoll, die Kleidung weder ge- sucht noch nachlässig. Keinem stand er auf der Jagd und in Leibesübungen nach, Keinem an Heiterkeit bei Festen; übermäßige Pracht aber und ausschweifende Lust- barkeit haßte er. Seine gelehrten Kenntnisse waren, wie sich von jener Zeit er- wartenläßt, nicht sehr ausgebreitet; doch verstand er Lateinisch und las gern und fleißig die römischen Schriftsteller. In der vaterländischen Sprache war er beredt. Obwohl ein geschickter Feldherr, war er doch nicht kriegslustig; furchtbar und streng gegen Widerstrebende, versöhnlich gegen Reuige, herablassend gegen Jedermann, verlor er nie, weder in Freude noch Schmerz, die Würde und Haltung eines großen charakterfesten Mannes. Ein glückliches Gedächtniß, Scharfsinn und seltene Urtheils- krast verbanden sich bei ihm mit großer Willenskraft und Beharrlichkeit und einem festen Sinn für Recht und Gesetz. Obgleich sein Leben fast ein beständiger Kampf gegen die übertriebenen Forderungen freiheitslnstiger Städte und herrschsüchtiger Pabste war, zeigte er sich doch persönlich fromm nach damaligen Begriffen, ehrerbietig gegen heilige Stätten und gegen Geistliche als Prediger des Worts Gotteö. So schildern ihn die Geschichtschreiber seiner Zeit, mit unverkennbarem Wohlgefallen an dem großen Mann. Er selbst aber war bescheiden genug, in seiner Begeisterung für die großen Vorbilder früherer Zeiten, namentlich Karl den Großen, von seinen eige- nen, wahrlich nicht unbedeutenden Thaten gering zu denken; und als er einst seinem Vetter, dem würdigen Geschichtschreiber Otto, Bischof von Freising, einige Nach- richten über sein Leben mittheilte, fügte er fast wehmüthig hinzu: „im Vergleich mit dem, was jene herrlichen Männer der Vorzeit leisteten, sind dies vielmehr Schatten als Thaten." Wie weit ihm das Licht der Wahrheit in der Erkenntniß des Hei- landes Jesu Christi aufgegangen sei, können wir freilich nicht mehr unterscheiden, nur so viel sehen wir ans seinem ganzen Leben, daß sein gesunder, heller Verstand ihm wohl das Unchristliche päbstlicher Anmaßungen und abergläubischer Frömmig- keit aufdeckte, aber doch ihn nicht zum Unglauben abführte, und daß es ihm bei seiner geringen Erkenntniß aufrichtig darum zu thun war, „Gott zu fürchten und recht zu thun".

4. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 323

1854 - Stuttgart : Hallberger
323 Auf ihn den krummen Säbel schwang. Da wallt dem Deutschen auch sein Blut, Er trifft des Türken Pferd so gut, Er haut ihm ab mit einem Streich Die beiden Vorderfüß zugleich. Als er das Thier zu Fall gebracht, Da faßt er erst sein Schwert mit Macht, Er schwingt es auf des Reiters Kopf, Haut durch bis auf den Sattelkuopf, Haut auch den Sattel noch zu Stücken Und tief noch in des Pferdes Rücken; Zur Rechten sieht man, wie zur Linken, Einen halben Türken herunterstnken. Da packt die andern kalter Graus, Sie fliehen in alle Welt hinaus, Und Jedem ists, als würd ihm mitten Durch Kopf und Leib hiudurchgeschuitten. Drauf kam des Wegs 'ne Christenschaar, Die auch zurück geblieben war, Die sehen nun mit gutem Bedacht, Was Arbeit unser Held gemacht. Von denen hats der Kaiser vernommen, Der ließ den Schwaben vor sich kommen; Er sprach: „Sag an, mein Ritter werth! Wer hat dich solche Streich gelehrt?" Der Held bedacht sich nicht zu lang: „Die Streiche sind bei uns im Schwang, Sie sind bekannt im ganzen Reiche, Man nennt sie halt nur Schwabenstreiche." 147. Die Waldenser. Die wahre Kirche Christi kann nicht untergehen. Auch in den Jahrhunderten, wo man ganz vergessen zu haben schien, was wahres Christenthum ist, findet man da und dort deutliche Spuren von rich- tiger Erkenntniß der evangelischen Wahrheit, von demüthigem Glau- den und heiligem Leben. Ganz besonders zeigt sich dies an den Waldensern. Li

5. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 1

1854 - Stuttgart : Hallberger
1 An meinen Sohn Johannes 1799. Gold und Silber habe ich nicht; was ich aber habe, gebe ich dir. Lieber Johannes! Aie Zeit kommt allgemach heran, daß ich den Weg gehen muß, den man nicht wieder kommt. Ich kann dich nicht mitnehmen, und lasse dich in einer Welt zurück, wo guter Rath nicht überflüssig ist. Niemand ist weise von Mutterleib an; Zeit und Erfahrung lehren hier und fegen die Tenne. Ich habe die Welt länger gesehen, als du. Es ist nicht Alles Gold, lieber Sohn, was glänzt, und ich habe manchen Stern vom Himmel fallen und manchen Stab, auf den man sich verließ, brechen sehen. Darum will ich dir einigen Rath geben und dir sagen, was ich funden habe und was die Zeit mich gelehret hat. Es ist Nichts groß, was nicht gut ist, und ist Nichts wahr, was nicht bestehet. Der Mensch ist hier nicht zu Hause, und er geht hier nicht von ungefähr in dem schlechten Rock umher. Alle Dinge mit und neben ihm gehen dahin, einer fremden Will- kür und Macht unterworfen; er ist sich selbst anvertraut und trägt sein Leben in seiner Hand. Und es ist nicht für ihn gleichgültig, ob er rechts oder links gehe. Laß dir nicht weiß machen, daß er sich rathen könne und selbst seinen Weg wisse. Diese Welt ist für ihn zu wenig, und die unsichtbare siehet er nicht und kennet sie nicht. Spare dir denn vergebliche Mühe, und thue dir kein Leid, und besinne dich dein. Halte dich zu gut, Böses zu thun. Hänge dein Herz an kein vergängliches Ding. Die Wahrheit richtet sich nicht nach uns, lieber Sohn, sondern wir müssen uns nach ihr richten. Lesebuch. 1

6. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 2

1854 - Stuttgart : Hallberger
2 Was du sehen kannst, das siehe und brauche deine Augen; und über das Unsichtbare und Ewige halte dich an Gottes Wort. Bleibe dem Glauben der Väter getreu, und hasse, die darüber nur leer Geschwätz treiben. Scheue Niemand so viel, als dich selbst. Inwendig in uns wohnet der Richter, der nicht trügt, und an dessen Stimme uns mehr gelegen ist, als an dem Beifall der ganzen Welt und an ihrer Weis- heit. Nimm es dir vor, Sohn, nicht wider seine Stimme zu thun; und was du sinnest und vorhast, schlag zuvor an deine Stirne und frage ihn um Rath. Er spricht anfangs nur leise und stammelt wie ein unschuldig Kind; doch, wenn du seine Unschuld ehrest, löset er gemach seine Zunge und wird vernehmlicher sprechen. Lerne gern von Andern, und wo von Weisheit, Menschenglück, Licht, Freiheit, Tugend rc. geredet wird, da höre fleißig zu. Doch traue nicht flugs und allerdings; denn die Wolken haben nicht alle Wasser, und es gibt mancherlei Weise. Sie meinen auch, daß sie die Sache hätten, wenn sie davon reden können und davon reden. Das ist aber nicht, Sohn. Man hat darum die Sache nicht, daß man davon reden kann und davon redet. Worte sind nur Worte; und wo sie gar leicht und behende dahin fahren, da sei auf deiner Hut ; denn die Pferde, die den Wagen mit Gütern hinter sich haben, gehen langsameren Schrittes. Erwarte Nichts vom Treiben und von den Treibern, und wo Geräusch auf der Gasse ist, da gehe fürbaß. Wenn dich Jemand will Weisheit lehren, so siehe in sein An- gesicht. Dünket er sich noch, und sei er noch so berühmt, laß ihn und gehe seiner Kundschaft müßig. Was einer nicht hat, das kann er auch nicht geben. Und der ist nicht frei, der da will thun können, was er will, sondern der ist frei, der da wollen kann, was er thun soll. Und der ist nicht weise, der sich dünket, daß er wisse, sondern der ist weise, der seiner Unwissenheit inne geworden und durch die Sache des Dünkels genesen ist. Wenn es dir um Weisheit zu thun ist, so suche sie, und nicht das Deine, und brich deinen Willen und erwarte geduldig die Folgen. Denke oft an heilige Dinge, und sei gewiß, daß es nicht ohne Vortheil für dich abgehe, und der Sauerteig den ganzen Teig durch- säure. Es ist leicht zu verachten, Sohn; und verstehen ist viel besser. Lehr?» nicht Andere, bis du selbst gelehrt bist.

7. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 338

1854 - Stuttgart : Hallberger
338 denn morgen sind wir todt (1 Kor. 15, 32.). So betäubten sie sich gegen alle ernsten Betrachtungen, und man hörte mitten unter dem gellenden Angstgeschrei der Sterbenden die wilden Töne zügelloser Lust. Auch die Geistlichen, die ohnehin an dieser tiefen Versunkenheit des Volkes große Schuld hatten und freilich fast ebenso unwissend waren, machten es nicht besser, und in den Klöstern hörte alle Zucht und Ordnung auf. Anstatt die Sündenschuld bei sich selbst aufzu- suchen, warf man sie auf die Juden, die wegen ihres Reichthums ver- haßt waren und auf denen schon längst der Fluch haftete, daß sie von jedem Unglücksbecher die Hefe austrinken mußten. Man warf ihnen vor, sie hätten die Brunnen und Quellen vergiftet, und fiel mit unmenschlicher Wuth über sie her. In Augsburg, Ulm, Konstanz, schwäbisch Hall u. a. O. wurden Tausende von Inden lebendig ver- brannt, und ihre Häuser und Begräbnißplätze verwüstet. In Basel wurden alle Juden in ein eigen dazu erbautes, hölzernes Behält- niß gesperrt und mit diesem lebendig verbrannt. So ging es mit 2000 Juden in Straßburg. In Mainz kamen 12,000 um. In Eßlingen verschlossen sich sämtliche Juden in die Synagoge und zün- deten sie selber an. In andern Städten wurden sie wenigstens nackt und bloß von Haus und Hof vertrieben. Der Kaiser mußte endlich die strengsten Befehle erlassen, um dieser Wuth zu steuern, und mehrere Fürsten, worunter auch die Grasen von Württemberg, er- griffen gemeinschaftliche Maßregeln, um der Verfolgung ein Ende zu machen. Aber auch diejenigen, welche das Strafgericht Gottes zu tiefe- rem Ernst und zur Erkenntniß ihrer Sündhaftigkeit und Verschuldung führte, wußten den rechten Weg nicht zu finden, um von Schuld und Strafe los zu werden, weil es eben damals allenthalben an der evangelischen Einsicht in das Geheimniß der freien Gnade Gottes in Christo mangelte, und die trostreiche Lehre von der Versöhnung der Menschen durch Christum mit einer Menge thörichter Menschensatzun- gen zugedeckt war. Die armen Leute glaubten den Zorn Gottes durch selbst ersonnene Büßungen versöhnen zu müssen. Schon hundert Jahre vorher, als eine Reihe unfruchtbarer Jahrgänge große Theu- rung und Roth über die Völker brachte, waren in Italien die Ge- sellschaften der Geißelbrüder entstanden, die sich dann schnell über Deutschland bis nach Polen und England verbreiteten. Diese Geiß- ler erhoben sich nun in Folge der furchtbaren Pest aufs neue, und ihre Zahl nahm bald erstaunlich zu. Sie zogen paarweise in schwär-

8. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 19

1854 - Stuttgart : Hallberger
19 in England werde sie nicht reif. Und der Wirth rraure den Gästen, denn er glaubte, es seien Herren aus dem Parlamente, die viel Ver- stand haben und Alles recht genau kennen müßten, und was sie sagten, sei richtig und wahr. Und da ließ denn der Gutsbesitzer einige Zeit nachher die Kartoffelsträucher herausreißen und wollte sie wegwerfen lassen. Aber eines Morgens im Herbste ging er einmal durch seinen Garten und sah in der Asche eines Feuers, das der Gärtner sich angemacht hatte, schwarze, runde Knollen liegen. Er zertrat ein solches Ding, und siehe, es war inwendig ein schönes, weißes Mehl; und da er das Ding in die Hand nahm, duftete es ihm so lieblich entgegen, wie eine gebratene Kartoffel. Der Herr fragte den Gärt- ner, was für Knollen das wären. Und der Gärtner antwortete und sagte ihm, daß sie unten an der Wurzel des fremden, amerikanischen Gewächses gehangen hätten. Nun ging dem Herrn erst das rechte Licht auf, wie es oft zu gehen pflegt, daß man z. B. klüger ist, wenn man vom Rathhause kommt, als wenn man hinaufgeht, und daß nach der That der kluge Rath kommt. Kurz, der Herr merkte, was sein Freund Franz Drake gemeint hatte, und lernte, daß bei der Kartoffel Wurzel, Same und Frucht beisammen sind. Er ließ die Knollen sammeln, zubereiten, und lud dann die Parlamentsherren wieder zu Gaste. Gewiß wurde wieder mancher Toast ausgebracht. Wahrscheinlich wurde wie- der eine Rede gehalten, und der Inhalt derselben wird wohl gewesen sein, daß der Mensch, wenn er bloß nach dem urtheilt, was so eben an und auf der Oberfläche ist, und nicht auch tiefer gräbt, bisweilen gar sehr irren könne. Und so ist es denn auch! 9. Sans und Flachs. Diese beiden Gewächse, welche in Deutschland fast allenthalben angebaut werden, verdanken ihre Verbreitung weder ihrer Blüthe, noch ihren Früchten, sondern ihrem Stengel. Dieser enthält nemlich zähe Fasern (Bast), welche, nachdem sie von den spröden, holzigen Schalen befreit sind, biegsame Fäden geben, die sich spinnen lassen. Welchen unendlichen Nutzen diese gewähren, kann sich Jeder selbst auf- zählen, wenn er an die Waaren des Seilers, an die Fäden von dem Pechdrathe des Schusters bis zu dem Zwirn der Natherin, an die Leinwand von dem groben Packtuche bis zu dem feinsten Battist denkt. Zwar hat man in neuerer Zeit die ausländische Baumwolle vielfach an die Stelle des Flachses gesetzt, aber das feinste und dauer- 2*

9. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 349

1854 - Stuttgart : Hallberger
349 Hunderts konnte ein Ncntlinger Bürger für zehn Schillinge, d. h. für etwa vier und zwanzig Kreuzer, im Schönbuch so viel Zimmerholz nehmen, als er zu einem ganzen Hanse brauchte; für eine Eiche zahlte er sechs Heller, für eine Buche vier. Das ist gut, wenn Alles so wohlseil ist, aber mehr für den, ders kauft, als für den, ders verkauft; und wenn der Preis von Allem nieder ist, so ist es auch der Preis der Arbeit, d. h. der Lohn. Mil dem Ende dieses Zeitraumes wurde es aber auch hierin anders. Ame- rika wurde entdeckt und von dort brachte man Jahr für Jahr, und das Jahrhunderte hindurch, Gold und Silber nach Europa, und je mehr man brachte, um so wohlfeiler wurde das Geld und um so theurer die Waare. 157. Herzog Eberhard der ältere oder Eberhard Dart. (geb. 1445. | 14%.) Im Jahr 1495 hatte der deutsche Kaiser erneu sogenannten ewigen Landfrieden zu Stande gebracht. Graf Eberhard von Württemberg hatte dazu wesentlich mit beigetragen. Aus Dankbarkeit dafür wurde noch in dem- selben Jahr Eberhard zum Herzog erhoben, eine Würde, welche über drei Jahrhunderte bei dem Haus Württemberg verblieb. Eberhard im Bart war, wie ein Zeitgenosse von ihm sagt, „klein von Person, aber großmächtig von Herzen". In der Jugend war er vernachlässigt worden; er suchte aber später- hin diesen Mangel möglichst zu ersetzen, wobei ihm seine trefflichen Geistes- gaben und sein gutes Gedächtniß sehr zu Statten kamen. Immer suchte er seine Kenntnisse zu vermehren, und ging deßwegen am liebsten mit weisen und gelehrten Männern um. Was ihm einer von diesen, Georg von Ehingen, von fremden Welttheilen erzählte, erweckte in dem Grafen die Lust, eine Pilgerfahrt ins gelobte Land zu machen, die zugleich nach damaligen Vor- stellungen eine Art von Buße für die Vergehen seiner Jugend sein sollte. Mit den Worten „ich wagsl" , die auch später sein Wahlspruch blieben, trat er im Jahr 1468 die Reise an. Nach sechs Monaten kam er glücklich wieder zurück, bereichert mit allerlei Kenntniffen und Erfahrungen. Ein Weißdorn, den er als ein kleines Reis aus Palästina mitgebracht und im Einsiedel bei Tübingen in die Erde gesteckt hatte, wuchs dort zu einem mächtigen Baum heran, und hat bis auf die neueren Zeiten das Andenken an diese Pilgerfahrt als lebendiges Denkmal bewahrt. (S. Nr. 159.) In der Gottesgelahrtheit übertraf er viele Geistliche und kannte das alte und neue Testament so genau, als ein Professor. Das Evangelium Johannis war sein liebstes Buch. Einen der angesehensten Gelehrten jener Zeit, Johann Reuchlin, hatte er um sich. Seine Liebe zu den Wissenschaften und insonder- heit zur Gottesgelehrsamkeit bewies er vor allem durch die Stiftung der hohen Schule zu Tübingen, im Jahr 1477. Diese Anstalt, welcher unser Vaterland so viel verdankt, gründete er, wie er selbst sagt: „zur Ehre Gottes, der ganzen Christenheit zu Trost, Hüls und Macht, auch der Herrschaft Württemberg Lob, Ehr und Nutzen zu erwerben, und in der guten Meinung, graben zu helfen den Brunnen des Lebens, daraus von allen Enden der Welt unerstchtlich ge- schöpft werden möge tröstliche und-.heilsame Weisheit zu Erlöschung des ver- derblichen Feuers menschlicher Unvernunft und Blindheit." Für die kirchlichen Bedürfnisse seines Landes sorgte Eberhard aufs eifrigste. Er hielt bei seinen

10. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 28

1854 - Stuttgart : Hallberger
28 13. Wider das Kranntwein- und alles zu viel Trinken. Wenn sich einer henkt, oder erschießt, oder ins Wasser stürzt, so ist das etwas gar Schauderhaftes, und die Leute fürchten sich vor solch einer Mordeiche und dem Ort, wo der Mord geschehen ist. Denn es ist doch eine schwere Sache, das fühlt Jeder, mit einer Todsünde, unzeitig und gegen Gottes Erlaubniß den Leib ins Grab und die Seele vor das Gericht Hinüberstürzen. Nun aber sagt mir einmal, was ist ärger, wenn sich einer selber tödtet mit einem Schuß, mit einem raschen Schnitt, oder wenn einer durch jahrelanges Sündigen, durch viele hundert, trotz aller Warnungen und besserer Eindrücke wiederholte Sünden, nicht aus Angst oder Noth, sondern aus Muth- willen sich selber umbringt? Das thut aber jeder Trunkenbold, jeder Schnapssäufer. Darum glaube und behaupte ich, ein jeder solcher ist ein Selbstmörder, und seine Schuld und Verdammniß ist wohl so schwer, als wenn sich einer einen schnellen Tod angethan hat. Sagt vielleicht einer: „was ich trinke, will nicht viel heißen", so antworte ich drauf: wenn eine leichtsinnige Mücke um das Licht herumfliegt, so denkt sie, das Licht gibt hell und warm, und es ist ergötzlich für mich, drum herum zu geigen, und ich weiß ja schon, was ich zu thun habe; item, sie schwärmt fünfmal oder siebenmal her- um, auf einmal summt und winselt es ganz fein auf dem Tisch un- ten am Leuchter, und man thut der halb verbrannten Mücke noch einen Liebesdienst, wenn man sie schnell todt macht. Gerade so ist der Trunkenbold, der Schnapssäufer, die Mücke; Wein, oder Bier, oder Schnaps ist sein Licht. Er süpfelt Tag für Tag. weniger als gestern kann er heute nicht trinken, lieber aber ein wenig mehr, und so lockt ihn Schnaps oder Wein rc. Morgens und Abends, und reizt und lockt den einen in Müßiggang und Verschwendung, den andern in bittern Hauszank und stachlichtes Hauskreuz, Viele in Verbrechen und Gefängniß, Viele in Krankheit und Blödsinn, Viele nach Zwiefalten ins Irrenhaus, Viele in Armut und Grab, Alle in Sünden und schweren Tod. Und wenn du auch mäßig Schnaps trinkst, so bohrst du langsam am Leben und trinkst sachte und sänftiglich den Tod in dich hinein; zugleich aber schreibst du dir eine lange Schuldrechnung auf das Gewissen wegen des schlechten Beispiels, das du Säufern gibst. Denn wenn jeder ehrenhafte Mann sagen würde: Schnaps- trinken ist eine Sünde, und würde es eben darum bleibeu lassen, so würde Mancher, der noch nicht so gefesselt ist, zuerst im Gewissen
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