Karl V.
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zuzulassen, das hatte sich der schweigsame Jngling zu seiner Lebensauf-gbe gemacht. Auf die Verhltnisse in Deutschland angewandt hie dies allerdings gegen den Strom schwimmen wollen, wie es umgekehrt von uu-berechenbarer Bedeutung fr die Zukunft des deutschen Volkes gewesen wre, wenn sich Karl V. an die Spitze der durch Luther hervorgerufenen Bewegung gestellt htte. Es wre dann gewi zu einer einheitlichen und mchtigen Gestaltung des Vaterlandes in Glauben und Verfassung ge-kommen. Allein seine ungeheure Weltmachtstellung und seine spanische, streng altkirchliche Erziehung hinderten den Kaiser, sich in den Dienst der deutschen Sache zu stellen, wenn er auch ihren Fortgang nicht hindern konnte. Seine oft jahrelange Abwesenheit vom Reich und seine auswrtigen Kriege, die Folge der von ihm betriebenen Weltpolitik, machten es ihm unmglich, seine ganze Kraft gegen die ihm verhate deutsche Bewegung einzusetzen, und zwangen ihn, ihr sogar Zugestndnisse zu machen, ^mmer-hin aber bewirkte die Haltung des Kaisers, da die Bewegung nicht ein-heitlich verlief, fondern im Unfrieden endete.
4. Noch bevor Kaifer Karl V., der dringenden Aufforderung der Fürsten nachkommend, in Deutschland zur Krnung erschienen war (Oktober 1520) und seinen ersten Reichstag nach Worms ausgeschrieben hatte, war Luther auf seiner Bahn weitergeschritten. In seiner Flugschrift an den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung" (1520) hatte er schonungslos alles das enthllt, was deutsche Gutmtigkeit an Unwrdigem in den letzten Jahrhunderten durch Rom er-duldet habe, um noch obendrein von Rom verhhnt zu werden. Dies, mit zndender Beredsamkeit vorgetragen, mute das Nationalgefhl tief auf-regen und die Reformation in eine revolutionre Strmung hineintreiben. Mit dem Schmerz eines Christen und dem Zorn eines Deutschen handelte er hier nochmals der den Abla und verlangte, da alle ppstlichen Ge-sandtschasten mit allem, was sie zu verkaufen htten, aus dem Land gejagt werden sollten. Ferner solle man die ppigkeit des ppstlichen Hofes beschrnken; die Aussaugung des Volkes durch die papstliche Habgier verhindern; den Eid der Bischfe in die Hand des Papstes abschaffen; die Zahl der Bettelmnche vermindern; die Priesterehe wieder zulassen; sich mit den Husiteu ausshnen; das Universitts-studium und den Volksunterricht besser gestalten. So war diese Schrift in der Tat eine Lossage von Rom und ein Aufgebot des Volks. Das Trompetensignal zum Angriff" nannte sie ein Zeitgenosse Luthers. Gleich darauf (noch im selben Jahr 1520) forderte Luther in feinen Schuften
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38 Bayern unter Wilhelm Iv. 1508-50.
Bald sah sich Wilhelm vor die Frage gestellt, welche Haltung er der Reformation gegenber einnehmen solle. Bei vielen rhmlichen Ausnahmen unter den Reihen des Klerus hatten sich doch auch im Kirchen-wesen Bayerns Schden entwickelt, der die Geistliche wie Laien lebhaft Klage fhrten. Als der Ingolstdter Theologe Johann Ittair von Eck in Rom den Erla einer Bannbulle gegen Luther durchgesetzt hatte (1520), stie ihre Verffentlichung gerade in Ingolstadt auf Widerspruch. Luthers Schriften wurden auch in Bayern gelesen, seine Lehre fand in allen Bevlkerungskreisen , besonders unter dem Adel und in den Stdten, viele Anhnger. Schlo sich auch die herzogliche Regierung der neuen Richtung an, so schien der Sieg der Reformation nur eine Frage der Seit.
Die Herzoge standen ihr zunchst nicht unfreundlich gegenber; erst nach dem Reichstag zu Worms (1521) verhielten sie sich ablehnend. Luthers vorgehen widersprach ihren religisen berzeugungen. Sic frchteten auch eine Schdigung der weltlichen Autoritt und der Einheitlichkeit des Staates; sie erhofften sich vorteile von dem gleichfalls streng katholischen Karl V. Da in jener Zeit die Religion des Landesherrn fr die Untertanen magebend war, so konnte der weitere Verlauf der Dinge nicht zweifelhaft sein. Im Anschlu an das Wormser Edikt, das Luther als Ketzer in die Reichsacht erklrte, wurden seine Lehren in Bayern verboten, seine Anhnger in Strafe genommen. Die Befrchtung von Bauernunruh en lie diese Manahmen verschrfen; es kam selbst zu vereinzelten Hinrichtungen, hufiger traf die Todesstrafe jedoch nur die Wiedertufer, die auch anderwrts mit Strenge niedergehalten wurden. Die Verfolgung Andersdenkender lag im Geiste der Zeit und die katholische Inquisition fand in protestantischen Lndern Seitenstcke genug.
Wilhelm Iv. beschrnkte sich jedoch nicht auf die Bekmpfung des Protestantismus, sondern er strebte auch kirchliche Reformen an. Hierin untersttzte ihn der neu gegrndete Iesuitenor den. 1549 erschienen, vom Herzog berufen, die ersten Jesuiten, unter ihnen Tanisius, in Ingolstadt. So konnte von Bayern die Gegenreformation ausgehen.
Obwohl die Lage der bayerischen Bauern nicht viel besser war als in den Nachbarlndern, blieb das Land doch während des groen Auf-standes von 1525 fast ganz ruhig, dank dem zur (Erhaltung des Bestehenden geneigten Tharakter des Volkes, dank vor allem der entschlossenen Haltung der Herzoge. Freilich verhielt sich der Leiter der herzoglichen Politik, Leonhard von Eck, in der Folge auch den berechtigten Beschwerden der Bauern gegenber in starrer Ablehnung und Jahrhunderte sollten vergehen, bis das Landvolk aus seinen Fesseln gelst wurde.
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Extrahierte Ortsnamen: Bayerns Rom Erla Ingolstadt Bayern Worms Bayern Ingolstadt
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der sozialen Fragen; dabei trat eine zweifache Auffassung von der Aufgabe des Staates hervor:
a) der Grundsatz, daß der Staat möglichst wenig eingreife in die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse (die sog. Manchesterschule);
b) die Ansicht der sog. Kathedersozialisten, daß Staatsgewalt und Gesetzgebung nachdrücklich einzugreifen habe. Die Gesetzgebung des deutschen Reiches hat seit dem Erlaß Kaiser Wilhelms I. vom Jahre 1881 sich dieser zweiten Auffassung angeschlossen (Staatssozialismus).
In Frankreich war Graf Saint-Simon (f 1825) der erste, welcher den Gegensatz zwischen dem besitzenden Bürgerstand (bourgeoisie) und dem niederen Volk (peuple, vierter Stand) betonte.
Während die „Kommunisten" Gütergemeinschaft lehrten, strebten die Sozialisten nur Verstaatlichung der Produktionsmittel (Fabriken, Grund und Boden, Bergwerke, Maschinen) an. In Deutschland gewannen besonders Kart Marx (t 1883 in London) und Ferd. Lassalle (f 1864) Einfluß auf die Anschauungen der Arbeiter und ihrer Führer. Nach Lassalles Lehre ist der Arbeiter bei der jetzigen Gesellschaftsordnung dem sog. „ehernen Lohngesetz" unterworfen, welches darin besteht, daß der durchschnittliche Arbeitslohn immer auf den notwendigen Lebensunterhalt beschränkt bleibt. — Durch das im neuen Reiche eingeführte allgemeine Stimmrecht erlangte die Arbeiterpartei alsbald Vertreter im Reichstag.
10. Die Gegensätze auf religiösem Gebiete. Auch das religiöse Leben hatte im Zeitalter der Befreiungskriege einen neuen Aufschwung erfahren. Andrerseits traten im Verlaufe des 19. Jahrhunderts die konfessionellen Gegensätze in einzelnen Staaten mehr hervor als im 18. Jahrhunderts namentlich im Jahrzehnt nach dem vatikanischen Konzil von 1870. Gleiche Aufgaben erwachsen den verschiedenen christlichen Konfessionen auf dem Gebiete der Mission, sodann gegenüber den sozialistischen Irrlehren und gegenüber der materialistischen Weltanschauung.
In der Entwicklungslehre des englischen Naturforschers Darwin (1809—82) suchte der Materialismus eine neue Grundlage zu gewinnen.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelms_I. Marx Lassalle Darwin
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschland London Lassalles
199
Entferne deinen Arm von meiner Brust!
Und wenn du einen Jüngling rettend lieben,
Das schöne Glück ihm zärtlich bieten willst,
So wende meinem Freunde dein Gemüth
Dem würd'gern Manne zu. Er irrt umher
Auf jenem Felsenpfade; such' ihn auf,
Weis' ihn zurecht und schone meiner.
Jphigenia. Fasse
Dich, Bruder, und erkenne die Gesund'ne!
Schilt einer Schwester reine Himmelsfreude
Nicht unbesonnene, strafbare Lust.
O nehmt den Wahn ihm von dem starren Auge
Daß uns der Augenblick der höchsten Freude
Nicht dreifach elend mache! Sie ist hier,
Die längst verlor'ne Schwester. Vom Altar
Riß mich die Göttin weg und rettete
Hierher mich in ihr eigen Heiligthum.
Gefangen bist du, dargestellt zum Opfer,
Und findest in der Priesterin die Schwester.
Orest. Unselige! So mag die Sonne denn
Die letzten Gräuel unsers Hauses sehm
Ist nicht Elektra hier? damit auch sie
Mit uns zu Grunde gehe, nicht ihr Leben
Zu schwererem Geschick und Leiden friste.
Gut, Priesterin! Ich folge zum Altar!
Der Brudermord ist hergebrachte Sitte
Des alten Stammes; und ich danke, Götter,
Daß ihr mich ohne Kinder auszurotten
Beschlossen habt. Und laß dir rathen, habe
Die Sonne nicht zu lieb und nicht die Sterne;
Komm', folge mir ins dunkle Reich hinab!
Wie sich vom Schwefelpsuhl erzeugte Drachen
Bekämpfend die verwandte Brut verschlingen,
Zerstört sich selbst das wüthende Geschlecht;
Komm kinderlos und schuldlos mit hinab!
Du siehst mich mit Erbarmen an? Laß ab!
Mit solchen Blicken suchte Klytämnestra
Sich einen Weg nach ihres Sohnes Herzen;
Doch sein geschwung'ner Arm traf ihre Brust.
Die Mutter fiel! — Tritt auf, unwill'ger Geist
Im Kreis geschlossen tretet an, ihr Furien,
Und wohnet dem willkomm'nen Schauspiel bei,
Dem letzten, gräßlichsten, das ihr bereitet!
Nicht Haß und Rache schärfen ihren Dolch;
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192
Jphigenia auf Tauris
(von Göthe).
(Als der Zug gegen Troja unternommen ward, hatten die Griechen
den Agamemnon zum obersten Heerführer gewählt. Widrige Winde hin-
derten die Ausfahrt der in Aulis versammelten Schiffe, und der Oberpriester
Kalchas erklärte, Diana sei Schuld daran und könne nur dadurch versöhnt
werden, daß ihr Agamemnon seine Tochter Jphigenia zum Opfer bringe.
Agamemnon schickte sich an, das Opfer zu bringen; im entscheidenden Augen-
blicke aber ward Jphigenia von der Göttin in einer Wolke nach Tauris
entrückt. Die Griechen segelten ab; Klytämnestra aber, Agamemnon's Ge-
mahlin, konnte diesem seine Opferbereitwilligkeit nicht vergeben, und aus
Zorn über ihn schenkte sie in seiner Abwesenheit den Werbungen des Aegisth
Gehör, welcher ihn mit Hilfe Klhtämnestra's bei seiner Rückkehr ermordete.
Orestes, der Sohn Agamemnon's, zum Manne herangewachsen, erschlug
die Mutter und ward zur Strafe der Blutthat von Furien verfolgt, so daß
er nirgends Ruhe finden konnte. Auf Befragung des Delphischen Apollo
ward er beschieden, daß er nur dann Ruhe finden könne, wenn er die
Schwester aus dem Taurischen Tempel entführte und nach Griechenland
brächte. Da er nicht wußte, daß seine eigene Schwester dort als Priesterin
der Diana lebte, so konnte er nur denken, daß Apollo damit das berühmte
Götterbild seiner (Apollo's) Schwester Diana meinte.
Er reist mit seinem Freunde Phlades nach Tauris, wo sie, von den
Einwohnern gefangen, der Sitte gemäß geopfert werden sollen. Jphigenia,
die Priesterin, soll das Opfer vollziehen und erkennt den Bruder.)
Dritter Akt. Erster Auftritt.
Jphigenia. Orest.
Jphigenia. Unglücklicher, ich löse deine Bande
Zum Zeichen eines schmerzlichern Geschicks.
Die Freiheit, die das Heiligthum gewährt,
Ist, wie der letzte lichte Lebensblick
Des schwer Erkrankten, Todesbote. Noch
Kann ich es mir und darf es mir nicht sagen,
Daß ihr verloren seid! Wie könnt' ich euch
Mit mörderischer Hand dem Tode weihen?
Und Niemand, wer es sei, darf euer Haupt,
So lang' ich Priesterin Dianens bin,
Berühren. Doch verweigr' ich jene Pflicht,
Wie sie der aufgebrachte König fordert,
So wählt er eine meiner Jungfrau'n mir
Zur Folgerin, und ich vermag alsdann
Mit heißem Wunsch allein euch beizustehn.
O werther Landsmann! Selbst der letzte Knecht,
Der an den Herd der Vatergötter streifte.
Ist uns in fremdem Lande hoch willkommen:
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O, wenn vergoßnes Mutterblutes Stimme
Zur Höll' hinab mit dumpfen Tönen ruft:
Soll nicht der reinen Schwester Segenswort
Hilfreiche Götter vom Olympus rufen?
Orest. Es ruft! Es ruft! So willst du mein Verderben
Verbirgt in dir sich eine Rachegöttin?
Wer bist du, deren Stimme mir entsetzlich
Das Innerste in seinen Tiefen wendet?
Jphigenia. Es zeigt sich dir im tiefsten Herzen an:
Orest, ich bin's! Sieh' Iphigenien!
Ich lebe!
Orest. Du!
Jphigenia. Mein Bruder!
Orest. Laß! Hinweg!
Ich rathe dir, berühre nicht die Locken!
Wie von Kreusa's Brautkleid zündet sich
Ein unauslöschlich Feuer von mir fort.
Laß mich! Wie Herkules will ich Unwürd'ger
Den Tod voll Schmach, in mich verschlossen, sterben
Jphigenia. Du wirst nicht untergehn! O daß ich nur
Ein ruhig Wort von dir vernehmen könnte!
O löse meine Zweifel. Laß des Glückes,
Des lang' erflehten, mich auch sicher werden.
Es wälzet sich ein Rad von Freud' und Schmerz
Durch meine Seele. Von dem fremden Manne
Entfernet mich ein Schauer; doch es reißt
Mein Innerstes gewaltig mich zum Bruder.
Orest. Ist hier Lyäens Tempel? und ergreift
Unbändig-heil'ge Wuth die Priesterin?
Jphigenia. O höre mich! O sieh' mich an, wie mir
Nach einer langen Zeit das Herz sich öffnet,
Der Seligkeit, dem Liebsten, was die Welt
Noch für mich tragen kann, das Haupt zu küssen;
Mit meinen Armen, die den leeren Winden
Nur ausgebreitet waren, dich zu fassen!
O laß mich, laß mich! Denn es quillet heller
Nicht vom Parnaß die ewige Quelle sprudelnd
Von Fels zu Fels in's gold'ne Thal hinab.
Wie Freude mir vom Herzen wallend fließt.
Und wie ein selig Meer mich rings umfängt.
Orest, Orest! Mein Bruder!
Orest. Schöne Nymphe,
Ich traue dir und deinem Schmeicheln nicht.
Diana fordert strenge Dienerinnen
Und rächet das entweihte Heiligthum.
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