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stark befestigt und von 60,000 Streitern vertheidigt. Mit ungehenern Anstrengungen schafften die Kreuzfahrer, die kaum halb so viele an Zahl waren, Belagerungsmaschinen, besonders bewegliche Trme, herbei. Zwei Tage wurde mit beispielloser Tapferkeit gestrmt, aber erfolglos. Da pltzlich glaubten die Kreuzfahrer auf dem Olberge einen Ritter in leuchtender Rstung zu sehen. Gott sendet den Erzengel Michael zu Hlfe!" rief man sich zu, und die Begeisterung ward unwiderstehlich. Zuerst erstiegen Gottfried und sein Bruder von einem Turme die Mauer. Ein Thor ward niedergerannt, die erste Ringmauer durch-brechen, der Wallgraben ausgefllt, und hinein strmten die rche-durstigen Scharen mit dem Rufe: Gott will es!" In grauenvoller Metzelei sielen 70,000 Trken; die Juden wurden in ihrer Synagoge verbrannt; bis an die Knchel wateten die Sieger im Blute. Gott-fried aber ging barfu im Bergewande zum heil. Grabe und dankte Gott knieend fr den Sieg. Da warf auch das Kriegsvolk die Waffen weg und zog barfu unter Bugesngen in die Grabeskirche. Man bot dem edlen Gottfried die Krone von Jerusalem an, er aber sprach: Wie sollte ich an der Stelle eine goldene Krone tragen, wo mein Heiland unter der Dornenkrone geblutet hat!" und nannte sich nur Beschtzer des heil. Grabes. Nachdem er noch ein siebenmal strkeres Heer des Sultans von gypten besiegt hatte, erlag er schon im nchsten Jahre den bermenschlichen Anstrengungen. Sein Bruder-Balduin folgte ihm als König von Jerusalem.
6. Ausgang und Folgen der Kreuzzge. Durch die Uneinig-keit der Christen und die Tapferkeit der Trken ging spter ein Ort nach dem andern wieder verloren. Und obgleich das Abendland in 7 Kreuzzgen gegen 6 Millionen Menschen opferte, so siel doch nach 200 Jahren die letzte christliche Besitzung in Palstina den Trken wieder in die Hnde. Die Kreuzzge sind indessen von wichtigen Folgen gewesen. Das Ansehen der Ppste und die Macht der Kirche wuchs ungemein. Viele Fürsten erweiterten ihre Hausmacht durch erledigte Lehen. Das Ritterthum entwickelte sich zur vollsten Blte. Die Macht der Städte wuchs zusehends durch den lebhaften Handelsverkehr. Viele Leibeigene kauften sich los, und der Bauernstand wurde freier. Die Völker traten sich nher; neue Lnder, Pflanzen und Thiere wurden bekannt, fremde Sprachen studirt, die Werke der gelehrten Griechen und Araber durchforscht, den Malern und Dichtern neue Ge-genstnde fr ihre Kunst zugefhrt.
10. Friedrich I. Sarbarojsa. 11521190.
1. Die Hohenstaufen. Den schnsten Glanz gewann die deutsche Krone unter den 6 hohenstaufischen Kaisern, die von der Burg Staufen in Schwaben stammten. Unter ihnen brach fr deutsche
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Extrahierte Personennamen: Michael Gottfried Gott Gottfried Friedrich_I. Sarbarojsa
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einen Vertrag, nach welchem sie 40 60 oder mehr Hufen Landes zu Lehen erhielten. (Eine Hufe hatte gewhnlich 60 Morgen oder etwa 15 ha.) Zwei bis vier Hufen gehrten dem Unternehmer, zwei waren fr die Pfarrei bestimmt, die brigen Hufen erhielten die Ansiedler. Der Unternehmer wurde der Erbschulze des Dorfes. Er war frei von Abgaben, mute aber dem Landeshern ein Lehns-pferd stellen und selbst Reiterdienste leisten. Die angesiedelten Bauern zahlten Grundzins und Zehnten.
Bei der Grndung neuer Städte verfuhr man hnlich, nur war die erworbene Bodenflche grer. Diese neuangelegten Städte zeigen fast alle denselben Banvlan. In der Mitte wurde der vier-eckige Marktplatz (Riug) angelegt, auf dem das Rathaus feinen Platz fand. Vom Markte gehen rechtwinklig die Straen aus. Die Pfarr-kirche baute man anf einen Platz in der Nhe des Marktes.
Whrend unter den letzten Hohenstaufen die Kaisermacht verfiel, befestigten deutsche Bauer, Brger, Mnche, Priester und Ritter zum Teil auf friedlichem Wege die Herrschaft ihres Volkstums der ein Gebiet, das jetzt etwa 3/ des Deutschen Reiches bildet. Mit Recht hat man darum die Besiedlung und Germauisieruug der Slawen-lnder als die Grotat des deutscheu Volkes im Mittelalter" bezeichnet.
Ircrnkreich und gngcan zur Zeit der stcrusifchen Kcriser.
Frankreich. Seit dem Beginn des 12. Jahrhunderts fanden die Kapetinger in ihrem Streben, einen Einheitsstaat zu grnden, Untersttzung an den Bauern, die sie vor dem raubgierigen Adel schtzten, an der Geistlichkeit und an den Stdten, in denen sich die Selbstverwaltung entwickelte. Ludwig Vii. (11371180) beteiligte sich mit Konrad Iii. am 2. Kreuzzuge. Als sich seine von ihm geschiedene Gemahlin Eleonore von Poitiers mit dem Thron-erben von England verheiratete, kam die ganze westliche Hlfte von Frankreich in englischen Besitz. Ludwigs Sohn Philipp Ii. mit dem Beinamen Angustns, d. h. Mehrer des Reichs (11801223), ist einer der grten Kapetinger. Er nahm mit Friedrich Barbarossa und Richard Lwenherz an dem 3. Kreuzzuge teil. Seiner klugen und rcksichtslosen Politik gelang es, die Macht des Knigs zu strken und die englischen Besitzungen in Frankreich zu gewinnen. 1214 schlug er die Englnder und den mit ihnen verbndeten Kaiser Otto Iv. in der Schlacht bei Bonvines. Gegen Ende seiner Regierung brachen die Albigenserkriege aus, die schlielich 1243 zur Ausbreitung der kapetingischen Macht der Sdfrankreich fhrten. Unter Philipp Ii. August erwachte das franzsische Nationalbewutsein. Da die Ppste in den Kmpfen mit Kaiser Friedrich Ii. sich auf Frankreich sttzten, so be-gann dessen Ansehen und Einflu auf Kosten Deutschlands zu steigen. Unter Philipps Ii. Enkel Ludwig dem Heiligen (12261270), fr den anfangs seine kluge Mutter Blanka regierte, stieg die Knigsmacht immer mehr und schlug im Herzen des franzsischen Volkes tiefe Wurzel. Ludwig stellte die
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Vii Ludwig Konrad_Iii Konrad Eleonore_von_Poitiers Ludwigs Ludwigs Philipp_Ii Philipp Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Richard_Lwenherz Otto Philipp_Ii Philipp August Friedrich_Ii Friedrich Philipps Philipps Ludwig_dem Ludwig Blanka Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Frankreich Frankreich Bonvines Frankreich Deutschlands
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ffentliche Sicherheit her, frderte die Entwicklung der Städte durch Regelung der Abgaben, der Zlle und des Mnzwesens und durch Begnstigung von Handel und Gewerbe. Die Rechtspflege ordnete er durch Errichtung eines obersten Gerichtshofes, des Parlaments, in Paris. In den unmittelbar unter der Krone stehenden Gebieten setzte der König seine Beamten ein und erhob regelmige Steuern.
Auch nach auen wuchs der franzsische Einflu. Karl von Anjou, der Bruder Ludwigs Ix., wurde 1267 König von Sizilien. In seinem Glaubenseifer unternahm Ludwig zwei Kreuzzge (1248 und 1270), die aber beide erfolglos blieben. Auf dem letzten Kreuzzuge starb er vor Tunis. Er gilt als das Ideal der mittelalterlichen Könige Frankreichs.
Whrend der Kreuzzge erwachte in der franzsischen Ritterschaft eine hohe religise Begeisterung und eine Abenteuerlust, die auf das ganze geistige Leben der Nation einwirkte. Die ritterliche Poesie blhte, und die bildenden Knste nahmen einen hohen Aufschwung. Im nrdlichen Frankreich schuf die sich rasch entwickelnde Gotik herrliche Bauwerke und verbreitete sich von hier aus der das ganze Abendland.
England. Im Jahre 1154 kam mit Heinrich Ii. (bis 1189) das Haus Plantagenet (plntedschenet) auf den englischen Thron, den es bis 1399 innehatte. Heinrich stammte aus der Ehe, welche die englische Knigstochter Mathilde, die kinderlose Witwe Kaiser Heinrichs V., mit dem Grafen von Anjou, Gottfried Plantagenet, geschlossen hatte. Durch seine Heirat mit der geschiedenen Gemahlin Ludwigs Vii. erhielt Heinrich Ii. das westliche Frankreich, womit der Anla zu langen Kmpfen gegeben war. Er erwarb auch die Lehnshoheit der Irland. Die Emprung seiner Shne (vgl. Bertran de Born von Uhland) verbitterte Heinrichs letzte Lebensjahre. Sein Sohn, Richard Lwenherz, ein tapferer, abenteuerschtiger und grausamer Fürst (11891199), war der Schwager Heinrichs des Lwen und ein Gegner der Hohenstaufen. Er nahm am 3. Kreuzzuge teil und wurde von Kaiser Heinrich Vi. lnger als ein Jahr gefangen gehalten (S. 83). Nach seiner Rckkehr fhrte er mit Philipp August, der die Normaudie angegriffen hatte, Krieg. Richards Bruder und Nachfolger, der genuschtige Johann ohne Land, verlor fast alle Besitzungen in Frankreich an Philipp August und ge-riet auch mit dem Papste in Streit. Da ihn seine Vasallen zu verlassen drohten, mute er die Magna Charta, den groen Freiheitsbrief, unterzeichnen, wodurch der Grund zu der englischen Verfassung gelegt wurde. Die wichtigsten Bestimmungen der Magna Charta waren, da niemand verhaftet und mit Ber-lnst des Eigentums oder Verbannung bestraft werden solle, wenn er nicht durch gesetzmigen Spruch seiner Standesgenossen verurteilt sei, und da ohne Zustimmung des Reichsrats (der Groen) keine auerordentlichen Ab-gaben erhoben werden drfen. Ein Ausschu von Baronen sollte der die Ausfhrung dieser Bestimmungen wachen. Die Regierungszeit Heinrichs Iii. (12161272), dessen Bruder Richard von Eornwallis zum deutschen
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Extrahierte Personennamen: Karl_von_Anjou Karl Ludwigs_Ix. Ludwigs_Ix. Ludwig Ludwig Heinrich_Ii Heinrich Heinrich Mathilde Heinrichs_V. Heinrichs_V. Anjou Gottfried_Plantagenet Ludwigs Ludwigs Heinrich_Ii Heinrich Heinrichs Heinrichs Richard_Lwenherz Heinrichs Heinrich_Vi Heinrich Philipp_August Philipp August Richards Johann Philipp_August Philipp August Heinrichs Heinrichs Richard_von_Eornwallis
Extrahierte Ortsnamen: Paris Sizilien Frankreichs Frankreich England Frankreich Irland Frankreich
Kreuzfahrer dem heißersehnten Ziele ihrer Pilgerfahrt zu und gelangten zuerst nach Betlehem, wo ihnen die Christen Palästinas, Psalmen singend, entgegen kamen. Allen voran eilte Tankred, und als die Kunde zum Heere kam, daß er die Mauer Jerusalems erreicht hatte, kam neues Leben in die zum Tod ermatteten Reihen. Als sie aber gar von den Bergeshöhen die leuchtenden Kuppeln der heiligen Stadt erblickten, kannte ihr Jubel und ihr Dank keine Grenzen.
„Jerusalem! Jerusalem!" mit heiligem Schauer rief man es, und die Kreuzfahrer umarmten sich jubelnd. Eingedenk des Schriftworts: „Ziehe deine Schuhe ans; denn der Ort, da du aufstehest, ist ein heiliges Land," legten die Pilger ihre Schuhe ab, küßten den heiligen Boden und eilten auf den steinigen, heißen Pfaden bis nach Jerusalem, wo sie am 6. Juni 1099 anlangten.
Aber die Stadt wurde von einem starken türkischen Heere verteidigt; 40,000 Mann standen gegen 20,000 ermattete Kreuzfahrer, dabei 1500 Ritter. Diefeu gab die Begeisterung Mut, daß sie einen
Sturm auf die feste Stadt wagten. Aber ihr Angriff wurde zurück-
geschlagen, und sie sahen bald ein, daß ihnen zu solcher Belagerung die Werkzeuge fehlten. Unter unsäglichen Mühen und Gefahren wurden Baumstämme aus der Umgegend herbeigeschafft, während viele der Kreuzfahrer angesichts der heiligen Stadt vor Hunger und Elend umkamen. Die Sonnenglut trocknete die Wasserbehälter aus; und fanden die Christen eine Quelle, dann kämpften sie um einen' Trunk Wassers, so daß sich oft ihr Blut mit dem ersehnten Tranke mischte. Nach
vierwöchentlicher, fast übermenschlicher Anstrengung hatten die Belagerer den Bau von zwei Türmen fertig, die Jerusalems Mauern um sieben Ellen überragten. Die Wände der Türme waren mit Tierhäuten umkleidet, die vor Wurfgeschossen schützen sollten, und eine aufgezogene
Fallbrücke kounte auf die Mauer der Stadt hinabgelassen werden. Am 14. Juli 1099 sollte der Sturm auf Jerusalem beginnen. In feierlicher Prozession zogen die Christen um die Stadt, voran die Bischöfe mit aller Geistlichkeit in weißen Kleidern, das Kreuz in den Händen; ihnen folgten die Fürsten, Ritter und übrigen Pilger, alle in Waffenrüstung. Unter heiligen Gesängen bewegte sich der Zug zum Oelberg, wo die Christen niederknieten und von den Anführern zu Mut und Ausdauer ermahnt wurdeu.
Die Türken auf hoher Mauer wußten nicht, was all das zu bedeuten hatte und sandten den Christen höhnend Pfeile zu. Ant andern
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Tage begann der Angriff auf die Stadt, der aber völlig zurückgeschlagen wurde; denn die Türken gossen siedendes Del auf die Türme und schleuderten Steine und Wurfgeschosse hinab. Nur ein Trost war den Christen geblieben: das große Kreuz auf dem Turme Gottfrieds von Bouillon war unversehrt. Am folgenden Tage wurde der Kampf erneuert ; aber schon hatten die Kreuzfahrer sieben Stunden lang vergeblich gekämpft, als sie auf ferner Höhe einen Ritter in glänzender Rüstung erblickten, von der Sonne wie mit einem Heiligenschein umleuchtet. Er streckte feine Arme über die Stadt aus, und die Christen sahen in ihm einen Gesandten des Herrn, der ihnen den Sieg verhieß. Ermutigt drangen sie wieder auf die Stadt ein; es gelang ihnen, die Säcke, welche die Türken als Schutz der Mauern an diesen befestigt hatten, anzuzünden, und als der Wind den Rauch der Stadt entgegenwehte, so daß die Belagerer ihre Angreifer nicht beobachten konnten, ließ Gottfried von Bouillon eiligst die Fallbrücke seines Turmes ans die Mauern Jerusalems herab (15. Juli 1099); andre erklommen sie auf Sturmleitern, und bald überflutete das Heer der Kreuzfahrer die Stadt.
Sie richteten dort ein Blutbad an, wie einst der Heide Titus bei der Zerstörung Jerusalems (70 n. Ch.). Die Juden wurden mit Weib und Kind in ihrer Synagoge verbrannt, wohin sie sich geflüchtet hatten, und von den Türken wurde niemand verschont, so daß die Christen buchstäblich im Blute ihrer Feinde wateten. Als sie des Sengens und Mordens müde waren, reinigten sie sich vom Blute ihrer Opfer und zogen barfuß, Psalmen singend, in die Auferstehungskirche. Deckten ihre Bußübungen und ihre Gebete die Gräuelthaten dieser Eroberung und waren solche Christen edlere, bessere Beschützer des Hl. Grabes, als die Türken? Jedenfalls gelobten die Kreuzfahrer freudetrunken Besserung ihres Lebens, und erwählten Gottfried von Bouillon einstimmig zum König von Jerusalem. Doch nannte er sich nur Beschützer des heiligen Grabes; er wollte sich nicht mit einer Königskrone schmücken, wo der Erlöser eine Dornenkrone getragen hatte. Gottfried starb schon im folgenden Jahre, und sein Bruder Balduin nahm die Würde eines Königs von Jerusalem an. Doch fiel Palästina nach diesem ersten Kreuzzuge durch die Uneinigkeit der Christen bald wieder in die Hände der Türken, und das christliche Abendland sollte noch zwei Jahrhunderte lang vergeblich um den Besitz des hl. Landes kämpfen.
Zu dieser Zeit erreichte neben dem französischen besonders das deutsche Rittertum seine höchste Blüte. Mit den edelsten Eigenschaften
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Extrahierte Personennamen: Gottfried_von_Bouillon Gottfried_von_Bouillon Gottfried Balduin Palästina
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Das Leben in den Ritterburgen, die von hohen Bergen in das Land schauten, zog meist sehr einförmig dahin, wenn nicht Gäste Anlas; zu allerlei Kurzweil gaben, zu Jagd und Kampsspiel. Rief der König aber seine Mannen zu den glänzenden Hofsesten, dann regten sich die sleißigen Hände der Frauen, den ritterlichen Herrn mit dem selbstgewebten Gewände, mit Feldbinde und Gürtel zu schmücken. Die Edelfrauen zogen auch wohl mit in die Ferne und nahmen Teil an den Festen in der königlichen Hofburg. Blieben sie aber daheim in den stillen Frauengemächern (Kemnate), dann war der Burgkaplan ihr treuer Gefährte und erzählte ihnen von den Heldenthaten vergangener Geschlechter. Kündete aber das Horn des Turmwarts die Rückkehr des Burgherrn, dessen Fähnlein aus weiter Ferne grüßten, dann eilte die Herrin mit ihren Frauen auf die Zinne der Burg, um den Heimkehrenden und seine Mannen zu erschauen; denn die kleinen, tiefen Fenster des Frauengemachs gestatteten feilte weite Ausschau.
In dieses ritterliche Stillleben trat die Begeisterung für die Kreuzzüge gleich einer Befriedigung, und darin mag zunächst die innige Verbindung mönchischen Wesens und ritterlicher Tapferkeit gefunden werden, wie sie sich während der Kreuzzüge besonders in den Ritterorden der Johanniter und Templer, später in dem Deutschen Ritterorden darstellt.
Zunächst hatten Kaufleute aus Amalfi, die nach Jerusalem pilgerten, in der Nähe des heiligen Grabes ein Kloster mit Kapelle und ein Hospital gebaut, um arme Pilger darin aufzunehmen. Sie hatten den hl. Johannes zu ihrem Schutzheiligen erwählt und nannten sich Hospitalbrüder des hl. Johannes von Jerusalem. Es war natürlich, daß die ritterlichen Kreuzfahrer, besonders Gottfried von Bouillon, sich dieser Stiftung annahmen und sie so viel als möglich beschenkten, da ihnen der Segen dieser Anstalten reichlich zu Gute kam. Zur Zeit des ersten Kreuzzugs war Gerhard aus der Provence Meister des Hospitals, das er vom Kloster trennte. Er bildete aus deu eifrigen Krankenpflegern eine besondere Brüderschaft, der er die Regeln der Augustiner Chorherren gab. Ihre Ordenstracht war ein schwarzer Mantel mit weißem achteckigem Kreuze auf der linken Seite. Die Ordensgemeinschaft entwickelte sich allmälig zu drei Ordensklassen: Ritter Christi, welche die Pilger unter ihrem Schutze zum heiligen Grabe geleiteten, aber auch an Krankenbetten dienten — Geistliche, die den Gottesdienst pflegten, und dienende Brüder, die nie Ritter werden konnten. Alle
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Extrahierte Personennamen: Johannes Johannes_von_Jerusalem Gottfried_von_Bouillon Gerhard Ritter_Christi
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den Pflichten seiner Königswürde ab, für die er an den Erzbischof von Köln 12,000 Thaler, an Mainz 13,000, dem Herzog von Bayern 9000 und an andere deutsche Fürsten 8000 Thaler bezahlt hatte.
Das alles brachte große Verwirrung über Deutschland. Jeder Fürst und jeder Ritter meinte, nehmen zu können, was ihm beliebte. Faustrecht und Raubrittertum wurden ärger, als je zuvor, utib das> Fehdewesen unter Fürsten und Adel konnte sich ungehindert ausbreiten. Die Burgen, einst Sitz und Pflegestätte ritterlichen Familienlebens, waren Raubnester geworden, in denen wegelagernde Ritter ihre Beute verbargen, die sie reisenden Kaufleuten abgenommen oder andern Rittern und geistlichen Herren.
Da erhoben sich die deutschen Städte und vereinten sich um ihrer Selbsterhaltung willen gegen solches Unwesen zu einem Verbände^ der zu einer politischen Macht wurde. Die sechzig Bundesstädte des „Rheinbundes" verpflichteten sich, nur dem als König gehorchen zu wollen, den die Fürsten einstimmig wählen würden; sonst wollten sie feinem beistehn, keinen aufnehmen, ihm Geld leihen oder Dienste leisten (1241). Schon früher war die deutsche Hansa, der norddeutsche Städtebund, entstanden, dem sich Hamburg, Lübeck, Braunschweig und viele andere Städte angeschlossen hatten. Er gelangte erst später zu seiner vollen Bedeutung.
Nicht zufrieden damit, den Hohenstaufen in Deutschland allen Boden entzogen zu haben, arbeitete die päpstliche Partei auch in Italien an dem Untergange Manfreds und des letzten unmündigen Hohenstaufen Konradin. Zunächst bot der Papst dem Bruder des Königs Ludwig von Frankreich, Karl von Anjou, die Krone von Sizilien an, doch kam die Sache nicht sobald zum Abschluß, da der fromme Ludwig auch für seinen Bruder kein unrecht Gut haben wollte.
Ein desto weiteres Gewissen hatte dieser, und Papst Urbans Nachfolger, Klemens Vi., krönte den Franzosen Karl von Anjou gegen das Versprechen völligen Gehorsams und einer jährlichen Abgabe von 8000 Unzen Goldes zum König von Sizilien (1266), das doch rechtmäßig Besitz der Hohenstaufen war. Aber Herr des Landes wurde der Franzose erst nach der Schlacht von Benevent, in welcher Manfred gefallen war. Er hatte seinen Tod geahnt. Als er mit einer Schar vorandringen wollte, fiel ihm seine silberne Helmzier, ein Adler, aus den Sattelknopf nieder. Manfred stürmte tapfer in die dichtesten Reihen
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Extrahierte Personennamen: Konradin Ludwig_von_Frankreich Ludwig Karl_von_Anjou Karl Ludwig Ludwig Urbans_Nachfolger Urbans Klemens_Vi Karl_von_Anjou Karl Manfred Manfred
Extrahierte Ortsnamen: Mainz Deutschland Hamburg Deutschland Italien Sizilien Sizilien
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welche begeistert ihrem Rufe folgten, und das Christentum hatte seine Kraft gegen den Muhamedanismus des Morgenlandes siegreich in die Wagschale geworfen. Wie viele Wandlungen des Eifers und der Erfolge die sieben Hauptkreuzzüge während zweier Jahrhunderte haben mochten, die Macht der Päpste war während dieser Zeit derart gewachsen, daß der päpstliche Bann Kaiser Friedrich Ii. treffen konnte, weil er den dem Papste gelobten Kreuzzug verzögert hatte.
Mit dem Falle von Accon war der letzte Besitz abendländischer Christen in Palästina verloren (1291), und sechs Millionen Menschen wären nur einer frommen Träumerei oder dem hierarchischen Gehorsam geopfert worden, wenn die Kreuzzüge nicht auf Sitten und Religion, auf Kunst und Wissenschaft, wie auf geistige und materielle Entwicklung des europäischen Völkerlebens, damit deutscher Kultur, einen überwältigenden Einfluß gehabt hätten. Es mag sich diese Einwirkung am besten bei den einzelnen Ständen erkennen lassen.
Kaiser und Fürstengewalt.
Die Hohenstaufen trachteten zunächst darnach, das unter den letzten Kaisern, besonders unter Lothar von Sachsen sehr geschädigte kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Damit stießen sie auf viel feindlichen Widerstand. Die Herzogswürde war meist erblich geworden, wogegen ein starkes Königtum nur durch die besondre Kraft des jedesmaligen Trägers der deutschen Krone möglich war, die er seinem Erben
nicht ohne weiteres hinterlassen konnte. Denn das Wahlrecht der Deutschen war bei den letzten Königskrönungen sehr in den Vordergrund getreten, und schon jetzt hatten einzelne geistliche und weltliche Fürsten dabei eine maßgebende Stimme gewonnen, obgleich von den eigentlichen Wahl- oder Kurfürsten hier noch nicht die Rede ist.
Das Ringen der Fürstengewalt gegen das Kaisertum, die Spal-
tungen der Welfen und Ghibellinen, veranlaßten die Kaiser oft, Hoheitsrechte und Privatgüter an ihre Anhänger zu vergeben oder sich solche durch Gaben zu gewinnen, so die Städte, oft auch die Geistlichkeit, durch Rechtsverleihungen. Darin lag notgedrungen eine Schwächung des Königstums und damit des Reiches, wodurch Papst und Kirche ein Uebergewicht erhielten. Des alten deutschen Reiches Herrlichkeit, welche Karl der Große begründete, hatte nicht zum wenigsten darin geruht, daß der deutsche Kaiser in unbeschränkter monarchischer Gewalt oberster Lehns- und Schirmherr des Staates und der Kirche war.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Accon Lothar_von_Sachsen Karl_der_Große Karl
— 516 —
Im Jahre 1682 hieß es, daß der „allerchristlichste König" von Frankreich der türkischen Pforte für ihre Hülfe die Hälfte der österreichischen Länder angeboten habe. Böhmen, Schlesien, Mähren sollte der französische Dauphin (Kronprinz), dem Ludwig Xiv. die römisch-deutsche Kaiserkrone zugedacht, als Ausstattung erhalten. Die Macht der Habsburger sollte vernichtet werden.
An der Spitze von 200,000 Mann stürmte Kara Mnstapha geraden Weges nach Wien, ohne sich mit der Eroberung kleinerer Festungen aufzuhalten. Die Bestürzung der Kaiserstadt war grenzenlos^ als in kürzester Zeit, wie über Nacht aus der Erde gewachsen, sechs-Stunden im Umkreise Zelt an Zelt der Türken stand. Aus der Mitte ragte das Prachtzelt des Veziers hervor, schimmernd von Gold und prächtigem Schmuck. Von seiner Höhe herab flatterte unter dem Glanze des Halbmonds der türkische Roßschweif, und in dem innersten Raume des Zeltes stand die heilige Fahne des Propheten. Unter diesem Zeichen mußten die Türken siegen.
Der Kaiser selbst hatte Wien verlassen; aber Bürger, Studenten^ überhaupt alle, die Waffen tragen konnten, stellten sich unter den Befehl des tapfern Stadtkommandanten Rüdiger von Stahrenrberg. Obgleich den Türken von Paris aus der Plan Wiens aufs genaueste zugegangen war, vermochte ihre Kriegskunst den tapfern Widerstand Wiens nicht sobald zu besiegen. Unermüdlich wurde uachts wieder aufgebaut, was tags zuvor die Türken zerstört hatten. Allmählich unterminierten sie die dicken Festungsmauern, und die geängsteten Wiener mochten berechnen, wie kurz oder wie lang die Gnadenfrist ihres Lebens noch dauern konnte, ehe sie der Mordlust der Türken anheimfielen. Kam nicht bald Hülfe von außen, so war die Stadt unrettbar verloren.
Als der große Kurfürst dem Kaiser seinen Beistand gegen die Türken angeboten, hatte dieser ihn verschmäht, weil er fürchtete, Brandenburg möchte sich auf dem Wege das mit Unrecht vorenthaltene Herzogtum in Schlesien nehmen. Da bahnten sich die Türken durch eine Hauptmine den Weg in die Stadt; die Mau ru unter der Burgbastei öffneten sich als Thor für die Sieger, die mit furchtbarem Allahgeschrei über die zerborstuen Erdhügel und gesprengten Mauern in die Stadt drangen. Und doch —- die Belagerten wußten in der Verzweiflung die Bresche zu decken und den Feind über die Verschanzung zurückzudrängen. Es war Kuude in die Stadt gedrungen, daß ein kaiserliches Heer Hülfe
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Kara_Mnstapha Rüdiger_von_Stahrenrberg
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Schlesien Wien Wien Paris Wiens Brandenburg
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Lebensmittel genug für solche Menschenmassen. Hunger und Ent-
behrungen aller Art brachten schwere Krankheiten hervor; dazu kamen viele Christen durch die Waffen der Türken um, so daß die Heereshaufen immer kleiner wurden, je mehr sie sich dem gelobten Lande näherten.
Endlich erreichte das Gesamtheer der Kreuzfahrer die alte Hauptstadt Bithyniens, Nicäa, hinter deren breiten Mauern ein starkes
Türkenheer lagerte, das erst zur Uebergabe bereit war, als sich die
Griechen hinterlistig in den Besitz der Stadt gesetzt hatten. Doch
mußten die Kreuzfahrer unverrichteter Sache mühsam weiter durch die Gebirgsschluchten Kleinasiens ziehen, unausgesetzt von den ihnen auflauernden Türken verfolgt, welche hurtig auf ihren kleinen Pferden davon ritten und eben so schnell wieder die Züge beunruhigten.
Das ungewohnte heiße Klima steigerte das Elend der christlichen Pilger, die überall nur durch kahle Einöden zogen; denn vor ihnen her zerstörten die Türken die eigenen Dörfer, verbrannten selbst das Getreide auf den Feldern und verschütteten die Brunnen.
Die Kreuzfahrer meinten unter ihrer glühenden Rüstung zu ersticken, als sie, durch Spürhunde geleitet, voller Jubel eine sprudelnde Quelle fanden. Aber Unzählige starben, weil sie ihren brennenden Durst zu hastig gelöscht hatten. Ein Unglück folgte dem anderen, und die Mutlosigkeit im Christenheere stieg zur Verzweiflung, als Herzog Gottfried schwer verwundet ins Lager getragen wurde. Er war dem Hülferufe eines Pilgers gefolgt, den ein Bär angegriffen hatte und der nun seine Beute fahren ließ, um sich gegen den Herzog zu wenden. Dieser erfaßte, als er schon verloren schien, mit der Linken den Bären und stieß ihm mit der Rechten das Schwert in die Weichen. Aber im Todeskampfe stürmte das Tier noch einmal ans den Tapfern ein, den die Seinen für tot aufhoben. Doch er lebte und fiel nur langem Siechtum anheim.
Jetzt sollte die Stadt Antiochia in Syrien den Kreuzfahrern einen festen Sitz in Asien gewähren. Balduin hatte sich bereits der Feste Edessa bemächtigt; aber Antiochia war mit so breiten Mauern umgeben, daß ein Wagen mit vier Pferden bespannt darüber hin fahren konnte. Vierhuudertuudfänfzig darauf erbaute Türme dienten zur Vertheidigung, und die Besatzung bestand aus ungefähr 7000 Reitern und 20,000 Fußgängern.
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Gottfried Balduin
Extrahierte Ortsnamen: Nicäa Kleinasiens Christenheere Antiochia Syrien Asien Edessa Antiochia