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1. Neuere Geschichte - S. 87

1869 - Mainz : Kunze
87 Europäische Ereignisse Mischen dem spanischen Erbfolgeäriege und den schlesischen Kriegen. 1. Der im Bunde mit Venedig (denen von den Osmanen 1715 Morea entrissen worden war) unternommene Türken- krieg 1716—1718 führte Oesterreich unter des Prinzen Eugen Leitung von Sieg zu Sieg (bei Peterwardein 1716, Belgrad 1717) und zuletzt im Frieden von Passaro- witz 1718 zum Besitz des Banats, eines Theiles von^is Serbien mit Belgrad, von Croatien, Bosnien imb der Walachei. Für den Verlust Moreas wurde Venedig durch albanische und dalmatinische Plätze entschädigt. 2. Die Friedensstörung Spaniens (Philipp V, seine zweite Gemahlin Elisabeth Farnese von Parma, der Car- dinal Alberoni), das während des Türkenkrieges 1717 Sardinien, 1718 Sieilien angrisf, führte 1718 zur Qua- druple-Allianz d. h. einem zur Aufrechterhaltung desl?i8 Utrechter Friedens geschlosserten Bündniß des Kaisers, Eng- lands, Frankreichs, Hollands. Vertauschung Siciliens mit Sardinien; Don Carlos, Sohn des spanischen Königspaares, erhält die Anwartschaft auf die Herzogthümer Parma und Piacenza, sowie aus Toskana, auf welche seine Mutter Erbansprüche hatte. 3. Der polnische Erbfolgekrieg 1733—1735 nach 1733-1735 dem Tode Augusts Ii von Polen zwischen dem Kaiser, dem Reich und Rußland, die für die Wahl Augusts Iii von Sachsen auftraten, einer —, Frankreich, Spanien und Sar- dinien, die für die Rechte des fast einstimmig gewählten Stanislaus Lesezinskm) kämpften, andererseits. Der Schau- platz dieses fast ereignislosen, für beit an tüchtigen Truppen und Geld armen Kaiser im ganzen unglücklichen Krieges am Rhein und in Italien; die greisen Feldherrn Eugen mtb Villars noch einmal als Gegner. Der Wiener Frieden: der Kaiser verliert Neapel mit Sieilien gegen Parma und Piacenza an den Jnfanten Don Carlos; Frankreich erkennt die pragmatische Sanction (s. Nr. 4.) an und erhält die Anwartschaft auf das alte deutsche Land Lothringen, das für seine Lebenszeit zunächst Stanis- laus Lesezinski (h 1766) statt der polnischen Krone be- *) Er führte noch immer den Königstitel und war der Schwiegervater Ludwigs Xv von Frankreich.

2. Freiburger Lesebuch - S. 42

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 42 — wälder hielten das Dreisamtal und die benachbarten Berge besetzt, die Obermarkgräfler lagerten auf dem Felde bei St. Georgen, die Niedermarkgräfler am Mooswald hinab und die Ortenauer beim Dorfe Zähringen. So war Freiburg eng umschlossen. Die Bauern drohten, die Stadt dem Boden gleichzumachen. Die Stadt war ganz auf sich selbst angewiesen, von der Regierung war keine Hilfe zu erwarten. Aber Rat und Gemeinde verloren den Mut nicht. Man teilte die waffenfähigen Bürger nach den Zünften in zwölf Haufen, welche die Türme und Stadtmauern zu verteidigen hatten. Die Universität stellte drei Rotten, die Adeligen bildeten eine Reiterei von 50 Mann. Den Oberbefehl führte nach dem Herkommen der Obristmeister der Zünfte. Diese Verteidigungskräfte waren freilich gegen die Macht des Feindes sehr gering, und der wichtigste Punkt, der Schloßberg, der die Stadt beherrscht, konnte nur sehr schwach besetzt werden. Nachdem die Schwarzwälder die Burg Wiesneck eingenommen hatten, gruben sie der Stadt das Wasser zu den Brunnen und Mühlen ab, besetzten die Kartause und bestiegen von da die Höhe des Schloßbergs. Es war ein schöner Maiabend; die Herren vom Adel saßen, wie gewöhnlich, auf dem Münsterplatz vor ihrem Gesellschaftsbaus zum Ritter, dem heutigen erzbischöflichen Palais, als plötzlich vom Schloßberg her etliche hundert Schüsse aus Hakenbüchsen verkündeten, daß das feste Blockhaus, das auf der heutigen Ludwigshöhe stand, von den Bauern genommen sei. Sogleich wurde Sturm geschlagen, und die Bürgerschaft blieb die Nacht hindurch unter Waffen. Die Bauern aber zogen schweres Geschütz den Berg hinauf und beschossen damit am folgenden Tag die Stadt und sogar den Münsterturm, den sie dem Kirchzartner Turme gleichzumachen drohten. Die Reiterei versuchte einen Ausfall, aber kaum vor dem Tore angelangt, mußte sie sich wieder zurückziehen, wobei ein Herr von Falkenstein durch eine Kanonenkugel getötet wurde. Auch im Innern der Stadt drohte Gefahr. Ein Teil der Einwohnerschaft erklärte sich für die „gerechte Sache“ der Bauern, und man mußte wahrnehmen, daß sogar die Stadtwachen allerlei Treulosigkeiten begingen. Es blieb daher der Stadt nichts übrig als mit den Bauern in Unterhandlungen zu treten. Diese verlangten, daß Freiburg Mitglied des großen Bauernbundes werde, das übliche Herdstattgeld, nämlich wöchentlich zwei Kreuzer vom Hause, entrichte, vier Falkonetlein an Geschützen abtrete und ein Verehrgeld von 3000 Gulden gebe. Dafür behielt Freiburg die Obrigkeit des Hauses Österreich, und allen Einwohnern wurde Sicherheit ihres Leibs und Guts verheißen. Am 23. Mai wurde der Eid geleistet, mit dem sich Freiburg in die Brüderschaft der Bauern begab, ohne zu wissen, daß Herzog Anton von Lothringen bereits am 17. Mai bei Bergzabern 14000 Bauern geschlagen hatte und im Begriff war, auch über die andern Haufen des Landes herzufallen und nach ihrer Vernichtung über den Rhein zu gehen. Mit der Macht der Aufständischen war es damit rasch zu Ende. Im Juli erlitten die Bauern bei Steißlingen (in der Nähe von Radolfzell) eine

3. Theil 2 - S. 250

1864 - Mainz : Kirchheim
) — 250 — die zu faul für schwere Arbeiten sind, lieber betteln und sich auf den Straßen von Ungeziefer, Elend und den Krankheiten, die daraus entstehen, aufzehren lassen. Auch in feinen Gebirgen könnte der Portugiese genug zu arbeiten fin- den ; denn sie sind reich an Metallen, können aber freilich aus Mangel an Holz nicht gut ausgebeutet werden. Wie steht es denn aber mit den Fabriken? Das Land hat wirklich eine ziemliche Menge Tuch- und Wollenzeug-, Seiden- und Leinwand-Manufaktu- ren ; dann verfertigt man viele Borden und Bänder, auch eine große Menge Steingut und Töpferwaaren; aber doch nicht so viel, als solche Fabrikwaaren im Lande gebraucht werden. Man kauft sie daher meistens von den Englän- dern, die alle Jahre viel mehr Geld aus Portugal schleppen, als sie den Por- tugiesen für ihre Weine, Citronen, Pomeranzen, Lorbeeren und Seesalz zu lösen geben. Die Zahl der Einwohner in Portugal beträgt auf 1840 chsmeilen 3,950,000 Seelen. Ganz Portugal bekennt sich zur katholischen Kirche; keine andere wird geduldet. 23. Das Mädchen voll Saragossa. Saragossa! Saragossa! Ist der letzte Schuß gefallen? Soll des Feindes Siegcsdonner höhnend nun in dir erschallen? Sind vergebens deine Männer kühn in Schlacht und Tod gegangen? Soll den Frauen und den Kindern nun vor harter Knechtschaft bangen? Saragossa! wie so still ist's auf den Mauern doch geworden?! Willst du, vor dem Feinde zagend, deine edle Freiheit morden?------ Aber sieh', da naht ein Mädchen, sich zu den Kanonen wagend, Brod und Wein und kühle Früchte schwer im Korb am Arme tragend. Ihren Bräut'gam will sie laben, will mit Speis' und Trank ihn stärken — Weh', da muß sie todt bei Todten ihn zu ihren Füßen merken! Und die Lunte, die noch glimmet, schwingt behe- d sie zur Kanone, „Rache! Rache!" — ruft sie heftig — „Feinde, kommt, daß ich's euch lohne!" Und der Donner, überraschend, ruft ringsum auf allen Wällen Die Verzagten und Erschöpften, zum Geschütze sich zu stellen, Und, wie aufgeschreckt durch Zauber, alle Bürger dorthin stürmen; Männer, Greise, Weiber, Kinder känipfen schon von allen Thürmen! Was Vernichtung kann bereiten, Tod in tausend Weisen schaffen, Siedend' Oel und Felsenstücke, Alles wird zur Wehr' und Waffen. Wüthend kommt der Feind gezogen, immer wieder, immer wieder; Aber die Verzweiflung schmettert immer wieder ihn danieder.

4. Geschichte - S. 123

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
123 der Stadtmauern, Brücken und anderer Festungswerke ziehen könne. Es wurden deßhalb mörserähnliche Röhren gemacht, die daher auch den Namen Mörser behielten. In die Mündung derselben wurde jene Mischung und davor Steiue geschoben, und hinten, an dem geschlossenen Boden des Mörsers, eiu kleines Loch gebohrt, um dort das Pnlver anzuzünden. Allrnählig wurden die Mörser zu Kanonen erweitert. Diese Kanonen, Donnerbüchsen genannt, aus welchen zuerst Steine, später eiserne Kugeln geschleudert wurden, waren von außerordentlicher Größe, obwohl noch lange nicht so groß, wie die Geschosse, deren man sich in dem Kriege von 1870—71 bediente. Im Jahre 1378 wurden zu Angsbnrg drei Kanonen gegossen, von denen die größte Kugeln von 137, die mittlere von 70, die kleinste von 50 Pfund tausend Schritte weit schoß. Allrnählig aber fand man das Unbequeme dieser Maschinen, die selbst durch die größte Anstrengung kaum von der Stelle zu bringen waren. Man machte sie deßhalb immer kleiner, so daß man sich ihrer auch im freien Felde, und nicht bloß zu Belagerungen und Vertheidigungen fester Plätze bedienen konnte. Später goß man sogar Kanonen mit so dünnen Röhren, daß der einzelne Manu sie bequem tragen und nach Willkür regieren konnte. Diese tragbaren Feuergewehre, die man auch Büchsen oder Musketen nannte, wurden, wie die Mörser und Kanonen selbst, am Zündloche mit einer Lunte angezündet. Das älteste Zeugniß über den Gebrauch dieser Handbüchsen ist aus dem Jahre 1387, in welchem die Stadt Augsburg ihren Bundesgenossen dreißig Büchsenschützen stellte; denn dort und in Nürnberg verfertigte man lange Zeit die besten Büchsen und Kanonen, und von diesen beiden Städten ging die Vervollkommnung der gedachten Erfindung aus. Namentlich erfand matt im Jahre 1417 zu Nürnberg Flintenschlosser mit Steinen, die durch ein Nad gespannt wurden, und endlich verfielen die Franzosen auf das Flintenschloß. Weil der dazu gebrauchte Feuerstein auf slavisch Flius hieß, so bekam das ganze Gewehr hievon den Namen Flinte. Um diese neue Waffe, zugleich als Lanze zu gebrauchen, wurde an der Mündung derselben ein Seitengewehr angeschraubt, welches von der Stadt Bayonne in Frankreich, wo diese neue Erfindung zuerst auskam, den Namen Basonnet erhielt. In unserer Zeit hat matt an dem Schlosse solche Vorkehrungen angebracht, daß 6*

5. Das Großherzogthum Baden - S. 20

1861 - Freiburg im Breisgau : Herder
20 §. 22. Zwischen der Biber, Ach und Aitrach erheben sich die merkwürdigen Hegauer Berge (Phonolit- und Basalt- kegel), die 500 — 600' über der wenig gewellten Ebene emporsteigen. Solche sind: der Hohentwiel 2129', mit den Resten einer im Jahre 1800 von den Franzosen ge- schleiften Festung; Hohenkrähen 1984', als Raubburg auf Befehl des Kaisers Marimilian zerstört, später wieder erbaut und im 30jährigen Krieg 1634 völlig in Ruinen gelegt, und der Mägdeberg, einst Eigenthum des Klosters Reichenau, welches auf dein Berge die Kapelle der heil. Ursula mit den 11,000 Jungfrauen (Mägden, woher der Name stammt) stiftete. (Im Städtekrieg 1378 zerstört, später wieder erbaut, finden sich hier die umfangreichsten Ruinen unter den hegau'schen Schlössern.) Der Hohen- st offe ln, 2603' hoch, im 30jährigen Krieg 1633 zerstört; wozu noch die Höwener Kegelberge kommen: der Hohen- höwen, 1639 von den Bayern geschleift, weil der Besitzer Raubzüge in das Gebiet katholischer Stände machte; Höwe- neck, Neuhöwen, der Wanneberg und der Warten- berg bei Neidingen. Die Emportreibung dieser Bergkegel (Gugelberge) durch vul- kanische Gewalt fällt wahrscheinlich in die Zeit der Bildung des Kaiserstuhls. — Der Hegau war im 14. Jahrhundert lange Zeit der Schauplatz des Faustrechtes und der Freibeuterei gegen benach- barte Städte; der Ritterverein (des St. Georgenbundes) daselbst, von den Angriffen empörter Schweizer und des Bodensee'schen Städtebundes hart mitgenommen, überwältigte nur mit höchster Anstrengung 1524 die Bewegungen des schwäbischen Bauernauf- standes (des Bundschuhs u. dgl.). Während des 30jährigen Kriegs war die ganze Gegend ein Schauplatz soldatischer Zügellosigkeiten. Von der Veste Hohentwiel herab mißhandelte der berüchtigte Wie- derhold 18 Jahre lang die ganze Seegegend. Im Jahr 1584 zählte der Hegau noch 35 adelige Familien aus 46 Bergschlössern, die jetzt alle in Ruinen liegen. Die Aach, die den Hegau durchfließt, hat ihre Haupt- quelle beim Städtchen Aach, wo sie unter einem überhängen- den Felsen hervorbricht und gleich so stark ist, daß sie eine große Papiermühle und andere Werke treibt. Diese Aachquelle enthält nachweislich *) ihr Wasser aus der *) Im Jahre 1859 mußte von den Fabrikbesitzern zu Arlen selbst eine Mühle bei Möhringen angekauft werden, weil ein dort neuer- bauter Damm den unterirdischen Donauabfluß zur Aach gefährdete.

6. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für hessische Schulen - S. 67

1885 - Mainz : Frey
genötigt, 150 Reiter auf seine Kosten auszurüsten. Kanm war Arnold in Italien angelangt, so hörte er, daß in Mainz Unruhen ausgebrochen seien. Er eilte herbei, kehrte aber bald wieder zurück, weil die Unruhestifter ihn zu ermorden planten. Im Jahre 1159 hielt Arnold eine Synode (Versammlung) in Mainz, um zu beraten, was für das Wohl des Kaisers und des Reiches am besten sei. Die Versammlung wurde aber überfallen und mußte auseinander gehen. Als Arnold einst auswärts war, überfielen die Verschworenen den Dom, machten ihn zu einer Festung und raubten die kirchlichen Geräte; ebenso stürmten sie den Palast des Erzbischofs und stahlen, was sie fanden. Arnold verband sich darauf mit dem Herzoge Heinrich dem Löwen, um die Empörer zu züchtigen. Als sie dies hörten, versprachen sie Gehorsam und gaben gute Worte. Aber es war nur Schein. Nachdem Arnold nach Mainz zurückgekehrt, überfielen sie ihn im Kloster St. Jakob und töteten ihn aus schreckliche Weise. Dann beraubten sie ihn seiner Kleider und Ringe und warfen ihn nackt und durchbohrt auf einen Misthaufen, wo er drei Tage unbeerdigt liegen blieb. So endete der reiche und mächtige Erzbischof, der seinem Kaiser ein kluger Ratgeber und treuer Freund gewesen. Die Strafe aber folgte bald. Im Jahre 1163 feierte der Kaiser das Osterfest zu Worms und zog darauf er mit großem Gefolge von .Fürsten in Mainz ein. Aus Angst hatten fast alle Bürger die Stadt verlassen. Einer der Rädelsführer wurde gefangen vorgeführt und sogleich hingerichtet, alle Urheber des Mordes aber auf ewig aus der Stadt verwiesen. Die Stadt verlor für immer all ihre Freiheiten, und die Stadtmauern, alle Befestigungen und Türme wurden nieder-gerissen. Das Reichsfest bei Mainz. (1184.) a) Der Friede mit den Italienern war endlich hergestellt; auch mit dem Papste hatte sich Barbarossa zu Venedig ausgesöhnt. Zur Feier des Friedens veranstaltete später der Kaiser Friedrich I. ein großes Reichsfest. Es war aus Pfingsten des Jahres 1184. Dasselbe wurde abgehalten zwischen Rhein und Main, Hochheim und Erbenheim und verlief in glänzender Weise. Man baute den zu erwartenden Gästen zum Obdache hölzerne Häuser und Zelte von Leinwand in so endloser Menge und so großem Umkreise, daß sie wie eine große Stadt erschienen. Zu Tausende strömten sie herbei: Herzöge, Grafen, Erzbischöfe, Abte, Ritter, zahlloses Volk, fremde Gesandten, geladen und

7. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für hessische Schulen - S. 64

1885 - Mainz : Frey
64 d- H. die ganze Burg von geharnischten Rittern umgeben, die Freiherrn und Grafen zu Pferde, wie Türme in der Mauer. „Bei Gott!" hörte man den Kaiser ausrufen, „das ist ein Bollwerk seltner Art!" Ludwig der Eiserne begleitete seinen Schwager mit 500 Reitern in vielen Feldzügen und zeichnete sich namentlich in Italien sehr aus. 32. Friedrich I., Barbarossa. (1152—1190.) a) Friedrich I. stammte aus dem Geschlechte der Hohenstaufen, deren Stammschloß in Schwaben, dem heutigen Württemberg, lag. Er war breißig Jahre alt, als er in Frankfurt unter großem Jubel des Volkes zum deutschen Könige erwählt wurde. Zu Aachen empfing er die Krone mit dem Entschlüsse, die Macht Karls des Großen wieder zu erneuern. Er war von mittlerer Größe, hatte blaue, durchdringende Augen, blonde Haare und einen rötlichen Bart, weshalb ihn die Italiener Barbarossa (Rotbart) nannten. Oberitalien gehörte damals auch zum deutschen Reiche. Die Städte in Oberitalien waren durch Handel zu großem Reichtum gelangt und hatten sich nach und nach das Recht erworben, ihren Bürgermeister und ihren Rat selbst zu wählen. Sie fragten nichts mehr nach dem Kaiser. Ein Mönch, Arnold von Brescia, forderte die Römer auf, die alte Republik wieder herzustellen. Die Römer vertrieben hierauf den Papst. Um Ruhe und Ordnung wieber zu befestigen, mußte Friedrich fünfmal über die Alpen ziehen. In Rom ließ er sich auf seinem ersten Zuge zum Kaiser krönen (1155). Am Tage seiner Krönung wäre er beinahe ermorbet worben; benn als er auf der Tiberbrücke spaziern: ging, fielen ihn die Römer wütend an. Heinrich der Löwe rettete ihn mit eigner Lebensgefahr. Auf seinem dritten Zuge strafte er das übermütige und ungehorsame Mailand auf strenge Weise. Die Stadt wurde, nachdem sie zwei Jahre belagert worden, zerstört, weil sie ihr Versprechen nicht hielt und den Kaiser und seine Regierung neuerdings verhöhnte. Auf dem zweiten Zuge des Kaisers hatten nämlich die vornehmsten Bürger von Mailand ihm Gehorsam versprochen, ihn um Verzeihung gebeten und diese auch erhalten. Damals erschienen die Vornehmen mit nackten Füßen, Stricke um den Hals und Schwerter im Nacken. Sie stellten auch 300 Geiseln und bezahlten 9000 Mark Silber. b) Aber nicht immer war der Kaiser glücklich in Italien. Einmal brach die Pest in seinem Lager aus, und er mußte verkleibet Über die Alpen flüchten. In Susa übernachtete er. Hier wollten

8. Mancherlei für Jung und Alt - S. 419

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
419 setzten ihre Batterieen weit dahinter, und zwar meist auf die Kammspitze der Hügel. Soweit reichte das Feuer der Belagerten nicht, oder wenn sie ihre paar gezogenen Geschütze dorthin richteten, so gingen die Kugeln vor dem Hügelkamm nieder oder darüber weg. Die Piemontesen lernten dagegen allmählich ganz sicher zielen: blitzte in der Festung ein Mörser aus, schlug sofort eine feindliche Granate darauf oder daneben. Die Artilleristen in der Festung und ihre Stücke litten daher zum Erbarmen. Nun wäre es dennoch den Belagerern schwer geworden, aus gewöhn- lichem Wege sich Zugang zur Festung zu eröffnen. Man richtet gerad- liniges Feuer gegen die Werke, nicht gegen die Stadt, und sucht Bresche zu schießen. Krummliniges Feuer wird gebraucht, wenn die Werke der Belagerten nicht anders zu zerstören sind. Das wäre die regelmäßige und humane Art gewesen, eine Festung anzugreifen. Cialdini bedachte sich keinen Augenblick, anders zu verfahren. Von seinem sichern Stand- punkte aus bewarf er ruhig Tag für Tag die Stadt mit Bomben und Geschossen aller Art, unbekümmert, ob sie die Bürger in ihren Häusern zerschmetterten. Seine Infanterie dagegen ließ er thatlos zuschauen. Am 1. Dezember fingen seine Batterieen zu spielen an, am 13. Februar zog die Besatzung aus: dazwischen lagen 75 Tage, 50 davon wurde Gaeta unaufhörlich bombardiert. Namentlich im Februar wütete das feindliche Feuer so sehr, daß selbst den tapfersten Offizieren das fürchterliche rast- lose Krachen und Platzen der Bomben an die Nerven griff. In der ganzen Stadt war zuletzt kein Haus, das uicht mehr oder minder zer- stört, an mehreren Stellen war alles in Grund und Boden geschossen, Hunderte von Bürgern lagen tot oder verwundet. Priester waren am Altare, Frauen und Kinder in ihren Häusern von den Kugeln zerrissen. Seit die Nüssen im siebenjährigen Kriege Küstrin beschossen, hatte die Kriegsgeschichte ein ähnliches Beispiel nicht wieder aufgestellt. Bresche schossen die Belagerer nur einmal, und auch diese ließ sich leicht wieder absperren. Was aber Geschosse nicht vermochten, das thaten die Explosionen am 4., 5. und 13. Februar. Schon die erste riß in die Werke, welche die Stadt von der Landenge abschlössen, eine breite Lücke. Cialdini hätte nun stürmen lassen können; er aber ließ lustig seine Batterieen fortarbeiten, die Stadt bedeckend mit zahllosen Bomben, ohne andern Zweck, als Zerstörung und Entsetzen zu verbreiten. Seine Rechnung war richtig, und er sparte seine Leute. Schon tags darauf folgte die zweite Explosion; neunhundert Centner Pulver und fünftausend geladene Granaten gingen in die Luft. Es geschah an der innern Golf- seite nahe der Landenge; dort war statt der Häuser auf einmal ein un- geheures leeres Dreieck entstanden, als hätte es der Geometer abgemessen. Ein paarhundert Soldaten waren verschüttet, alles eilte, zu retten, aber 27*

9. Mancherlei für Jung und Alt - S. 418

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
418 welche diese an Geschichte und Altertümern reiche Stadt zur Hauptfestung machten. Seitdem ließ jeder König an den Werken bessern und erweitern: eine Schuppe nach der andern setzte sich an den Festungspanzer. Unab- lässig wurde daran gearbeitet in den letzten zwölf Jahren Ferdinands Ii. Gaeta sollte das unüberwindliche Bollwerk des Reiches werden. Denn längst hatte die Stadt und Festung Gaeta einen stolzen Namen in der Kriegsgeschichte. Noch im Jahre 1806 hatte der Prinz von Hessen-Philippsthal glorreich sie verteidigt. Die Franzosen hatten ganz Unteritalien erobert, nur Gaeta widerstand: sechs Monate bombar- dierte und stürmte Massena vor ihren Wällen; die Festung ergab sich erst, als eine Granate den deutschen Helden zu Boden gerissen. Ein halbes Jahrhundert später war wiederum Gaetas Name monatelang in aller Munde, und wieder war es vorzugsweise deutscher Heldensinn, der stolz auf dieser Felsenburg das königliche Banner von Neapel flattern ließ. Diesmal umfaßte es die zarte Hand einer jungen Königin. Wie oft war ich der anmutigen feinen Gestalt in München begegnet — ein paar Jahre später, und sie hatte den fünf großen Berühmtheiten, welche das neue Italien zählt, die sechste und schönste hinzugefügt. Mit lebhaftem Interesse hörte ich daher Verschiedene, welche an den Ereignissen in Gaeta hervorragend teilgenommen, davon erzählen, und so möge hier noch eine kurze Skizze der merkwürdigen Belagerung Platz finden. Gaeta wurde im Jahre 1860 die Zuflucht der königlichen Familie. Die Gesandten von Bayern, Spanien, Österreich, Sachsen und Toskana verließen sie nicht. Die letzten elftansend treuen Soldaten hatten sich hineingeworfen. Außer der Citadelle von Messina war das ganze Reich verloren: von Gaeta aus schien aber noch Wiedereroberung möglich. Die Ereignisse waren so plötzlich und betäubend gekommen, daß man auf ihr Umschlagen rechnen durfte. Es kam daher alles darauf an, diese Festung siegreich zu behaupten. Allein schon in den ersten November- tagen, als die Belagerung anfing, stand der Kampf ungleich. Die Festungswerke waren noch nicht vollendet; die Munition zu gering, in Eile gemacht, und besonders das Pulver schlecht; Lebensrnittel knapp und keineswegs von besonderer Güte. Der größte Nachteil jedoch bestand in der Ungleichheit der Geschütze. Gaeta war nicht auf gezogene Kanonen gebaut: es war die erste Festung, welche mit so weit und sicher treffen- den Geschossen angegriffen wurde. Die Anzahl der Geschütze war hüben und drüben ziemlich dieselbe, allein die Piemontesen besaßen 75 gezogene, die Belagerten deren nur neun; außerdem hatten jene großes, diese nur ganz kleines Kaliber. Nun war der ganze Verteidigungsplan, auf welche man einst die Werke berechnet hatte, auf einmal verdorben. Diese soll- ten ihr Feuer auf die schmale Landenge vereinigen, die Piemontesen aber

10. Beschreibende und lehrende Prosa - S. 59

1889 - Freiburg im Breisgau : Herder
6. Der deutsche Handel u. d. Reichtum d. deutschen Städte z. Zeit d. Hansa. 59 wurden in der Regel von der Stadt bewaffnete Schiffe, Orlogschiffe oder Friedenskoggen genannt, zum Schutze beigegeben. Die meisten Geschäfte nach dem Auslande betrieb Danzig in Ver- bindung mit Lübeckern oder wenigstens unter Mitwirkung von Lübeck, dessen Handelsblüte vornehmlich auf seinem lange Zeit hindurch fast aus- schließlichen Handel über Riga, Reval, Dorpat, Nowgorod und andere Niederlassungen der Russen beruhte. Unter Lübecks Vermittlung wurden die russischen Rohprodukte, vereint mit den Erzeugnissen der polnischen und litauischen Ebenen, Holz, Asche, Teer, feinere und gröbere Pelz- waren, Felle und Leder, Wachs und Honig, Fettwaren und Fleisch, Ge- treide, Flachs und anderes in den Westen vertrieben, und dagegen die Natur- und Kunsterzeugnisse Deutschlands, Flanderns und Englands zurückgebracht. Das berühmte lübische Bier wurde durch den ganzen Norden verschickt. Der Fremden- und Geschäftsverkehr in Lübeck belebte sich immer mehr, weil Lübeck unter allen baltischen Plätzen der Haupt- hafen war für die großen Züge von Kaufleuten, Handwerkern, Rittern und anderen Reisenden, welche bis ins 16. Jahrhundert hinein jährlich nach Livland gingen oder von dort zurückkehrten. Lübeck allein, rühmte Äneas Sylvius im Jahre 1458, sei „an Reichtum und Macht so gewaltig, daß die Königreiche Dänemark, Schweden und Norwegen gewohnt wären, auf seinen Wink Könige anzunehmen und abzusetzen". Sehr bedeutend war z. B. auch der Handel von Breslau. Durch seine Handelslinien auf Wien und Preßburg übernahm Breslau die Ver- mittlung zwischen der Ostsee und der Donau, knüpfte zugleich durch Böhmen und Sachsen über Prag und Dresden bis nach Leipzig das Ober- elbgebiet und mit diesem die aus Oberdeutschland herabziehenden Linien an die Oder, und gewann mit Stettin für den gesamten Handel des Odergebietes eine hervorragende Stellung. Nicht minder großartig war die Stellung der sächsischen, rheinischen, oberalemannischen und süddeutschen Handelsstädte. „Köln ist durch seinen ausgebreiteten Handel und seine unermeßlichen Reichtümer", schreibt Wim- pheling, „die Königin des Rheins. Was soll ich von Nürnberg sagen, welches fast mit allen Ländern Europas Handelsverbindungen unter- hält und seine kostbaren Arbeiten in Gold und Silber, Kupfer und Bronze, Stein und Holz massenhaft in allen Ländern absetzt? Es strömt dort ein Reichtum zusammen, von dem man sich kaum eine rechte Vorstellung machen kann. Ein Gleiches gilt von Augsburg. Das viel kleinere Ulm nimmt jährlich, sagt man, mehr als eine halbe Million Gulden an Handelsgefällen ein. Auch die elsässischen Städte treiben einen äußerst gewinnreichen Handel, und insbesondere ist Straßburg un- gemein reich."
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