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1. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 108

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
108 - 3. Die Flur (Gemarkung) gehrte als Gemeinbesitz (All-inenb) der ans mehreren Hfen sitzenden Blntsgemeinde (Sippe), welche Bodennutzung und Weide alljhrlich verteilte. Holz und Streu bot die gemeinsame Mark", der Wald, welcher die Flur meilenweit umgrenzte. Auch Jagd und Fischfang gehrte allen. Als Wohnung bargen notdrftig zurechtgezimmerte Huser, im Winter auch wohl unterirdische Hhlen den Freien und seine Gste, die er jederzeit freundlich aufnahm und mit Kampfspielen und Waffentnzen ehrte. Die gekauften oder im Krieg erbeuteten Knechte wurden weit menschlicher behandelt als die Sklaven in Griechenland und Rom. Herren- und Sklavenkinder wuchsen ohne Unterschied in der freien Natur auf. Fr Reinlichkeit und Abhrtung sorgten tgliche Flubder. Erst die Erwachsenen trennten sich nach Stnden. 4. Der freie Jngling erhielt in feierlicher Versammlung aus der Hand seines Vaters, eines Fürsten oder Verwandten die Waffen, die er nie wieder von sich legte. Fortan nahm er teil an den Volksversammlungen und Opferschmusen, an Fehden und Kriegszgen und jagte hoch zu Ro, mit Rden und Falken den Wolf und den Schelch, die zahlreich in den Wldern hausten. Stolz brachte er die Brenfelle heim und die Hrner des Auer-ochsen, die mit goldenem Beschlge bei den groen Trinkgelagen in der Halle kreisten. 5. Aber des freien Germanen hchste Lust war der Krieg. Im Lederkoller, bald auch im geflochtenen Kettenhemd, unter dem Helm von Leder oder Blech zog der Heerbann des Gaues oder Stammes aus, die Grenze zu verteidigen oder besseres Wohnland zu erobern. Hundertschaft neben Hundertschaft in der Keilform des Eberkopfes geordnet, schritten die Geschlechter (Sippschaften) unter dem Vortritte des Huptlings zum Sturm, ihre Götter und Helden preisend in weihevollem Schildgesang", der von der Wlbung des vor^ den Mund gehaltenen Schildes siegverheiend wiederdrhnte. hnliche Lieder sangen sie daheim beim schumenden Met. Die Fhrung des Heerbannes stand dem Herzoge zu, welchen die Freien in der Volksversammlung auf offener Malstatt" ge-wohnlich aus den angesehensten Heldengeschlechtern whlten und zur Schau auf dem Schild emporhoben. Um ihn, aber auch um andere Fürsten scharten sich ehrbegierige Jnglinge zu einer Gefolgschaft, Gesinde genannt, einem Bunde der Huld und Treue auf Leben und Tod. Wer ohite den Huptling oder ohne den Schild heimkehrte, verfiel der Ehrlosigkeit; aber auch der Fürst lie seine Degen" niemals im Stich.

2. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 128

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
- 128 - fllt oft kein Regen; ein Brunnen ist ein kostbarer, mit Blut verteidigter Besitz. Im Sdwesten, da wo die Strae Bab el-Mandeb (Thor der Gefahr) aus dem Roten ins Arabische Meer fhrt, liegt die einzige fruchtbare Landschaft mit Weih-ranchstaudeu, mit Palmen und Kaffeegrten: Jemen, vormals das Glckliche Arabien geheien. Nordwrts folgt der Ksten-strich Hedschas, der nur wenige Pflanzenreiche Thler besitzt. Von dort stlich und nrdlich zog. sich das Steinige Arabien hin. Im Nordwesten, Arabien mit gypten verbindend, liegt die Sinai-Halbinsel, auf deren jetzt wsten Triften das Volk Israel auf seiner Wanderung ins verheiene Land vierzig Jahre lang gezeltet hat. Auf den Oasen des Binnenlandes weiden noch heute die nomadischen Kinder der Wste", die Beduinen, ihre Herden. Das nnstte Hirtenleben sthlt ihren hageren Leib; der fast immerwhrende Kampf mit Raubtieren und feindlichen Stmmen macht den Geist selbstndig und khn. Aber Habgier und Grausam-feit verunzieren diese Vorzge. Wegen der groen Hitze des Tages wandern sie mit ihren Herden gerne bei Nacht; und der Anblick des Himmelsgewlbes, das der der Ebene sich aus-spannt mit seinen nie alternden" Sternen, lenkt ihre Ein-bilduugskraft ins Unermeliche; er macht sie zu Dichtern und trefflichen Mrchenerzhlern. 2. Auch ihre religisen Vorstellungen waren durch die Naturverhltnisse des Landes bedingt; aber infolge der Ein-frmigkeit des Lebens erstarrte die Verehrung der Stammes-und Hausgtter zu sinnlosen Formeln. Da frischte ein groer Sohn des gut veranlagten Volkes sein Geistesleben auf und vereinigte seine zersplitterten Stmme zu einem Ganzen. 3. Mohammed war zu Mekka in Hedschas geboren. Dort waltete sein Stamm, die Koreischiten, als Hter des Tempels Kaaba, in welchem der vom Himmel gefallene wrfel-frmige Schwarze Stein eingemauert war: das Ziel alljhrlicher Pilgerfahrten und mit dem um die heilige Quelle Zamzam waltenden Gottesfrieden der Schauplatz eines zwanzigtgigen Marktes. Bei Mohammeds Geburt war sein Vater schon tot; Mutter und Grovater starben ihm in wenig Jahren nach. Ein Oheim erzog den Knaben zu einem tchtigen Kaufmann. Auf Handels-reisen, namentlich in Syrien, erwarb er sich durch Umsicht und Rechtschaffenheit den Namen Amin, der Getreue, und die reiche Kaufherrnwitwe Kadidscha vermhlte sich mit ihm. Vierzig Jahre war er alt, da soll ihm der Erzengel Gabriel erschienen sein mit gttlicher Offenbarung. Nun predigte er,

3. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 192

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
192 vor Gott und Kaiserlicher Majestt" verantworten knnten. Alsbald traten unter Luthers und Melanchthons Mitwirkung in Kursachsen und in der Landgrafschaft Hessen, in Lneburg und Anhalt, ja bis nach Preußen und Livland hinein lutherische Landeskirchen ins Leben, deren Bischfe die Landesherren waren. Auch eine Anzahl oberdeutscher Reichsstdte fhrten die Reformation ein. Das Vermgen der aufgehobenen Klster wurde zur Errichtung von Volksschulen verwendet. 3. Auch in Dnemark und in Schweden, welches der junge König Gustav Wasa soeben von der Dnenherrschaft be-freite, kam die neue Lehre zur Herrschaft. 4. In hellen Haufen strmten jetzt die Deutschen, vorab die Lutherischen, dem Kaiser zu. Sein Feldhauptmann Georg Frnndsberg fhrte sie der die Alpen. Auf schmalem Saum-pfad schritt der dicke Herr zwischen zwei Landsknechten, die eine Lanze zur Sttze vorhielten, damit er nicht abstrze. Die Auf-regung infolge einer Meuterei brachte ihm den Tod; aber die Kaiserlichen strmten Rom; die ewige Stadt" erlebte Mord und Verwstung. 5. In seiner Siegesfreude lie der Kaiser durch seinen 1529 Bruder Ferdinand auf dem zweiten Speierer Reichs-tag die neue Lehre wieder verbieten. Aber die lutherischen Fürsten berreichten eine Rechtsverwahrung, einen Protest"; davon erhielten sie die Bezeichnung Protestanten. Als jedoch Soliman mit Rennen und Brennen" vor Wien erschien, leisteten sie Hlfe gem ihrer Pflicht, die ihnen Martin Luther eindringlich vorstellte. Kaum war der Friede erwirkt, da eilte Karl von Bologna, wo der Papst ihm an seinem 30. Geburtstag die Rmerkrone aufs Haupt setzte, nach Augsburg. Dort auf dem Reichstag lie 1530 er sich das Augsburgische Glaubeusbekenntnis vorlesen. Aber dem Geiste milder Vershnlichkeit, in welchem Melanchthon diese Urkunde abgefat hatte, war er unzugnglich. Er forderte von den Protestanten bis zum Frhjahr die Unterwerfung unterem Konzil. Mit nassen Augen ritt der greise Kurfürst Jo-Hann der Bestndige, Friedrichs des Weisen Brnder, von seinem Kaiser weg. Der offene Kampf war unvermeidlich; nur die Besorgnis vor einem neuen Kriege mit Trken und Franzosen hinderte Karl, Gewalt anzuwenden. 6. Die protestantischen Fürsten aber schlssen zu Schmal-kalden im Thringer Walde zur Verteidigung ihres Glaubens ein Bndnis, das nach dem Beitritte der groen Städte, wie Magdeburg und Lbeck, vom Bodensee bis zur Ostsee reichte. So yrute der Kaiser endlich den Nrnb erger R e ligions-

4. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 209

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
- 209 - grab bei Tplitz schleifen. Vergebens beriefen sich die an Zahl ber-legenen Protestanten auf den Majesttsbrief, durch welchen Kaiser Rudolf ihnen Religionsfreiheit bewilligt hatte. Da sammelte Graf Thnrn eine Schar protestantischer Herren und strzte nach 23.Mai Landesgebrauch die verhatesten Statthalter aus dem Fenster -1618 des Schlosses. Darauf zogen die Emprer, im Einvernehmen mit den protestantisch gesinnten Stnden Niedersterreichs, vor Wien. Nur wie durch ein Wunder entging Ferdinand dem Tode. Aber zwei Tage bevor er in Frankfurt die Kaiserkrone empfing, whlten die Bhmen das Haupt der Union, den jungen Kur-frsten Friedrich V. von der Pfalz, zu ihrem König. 5. Auf die Bitte des hlflosen Kaisers bernahm sein Vetter, Herzog Maximilian, die Unterdrckung des bhmischen Aufstandes. Neben dem Kaiser der einzige Katholik unter den weltlichen Fürsten des Reiches, hatte er sein Herzogtum vor zwanzig Jahren in sehr zerrttetem Zustand bernommen und seither so umsichtig und sparsam verwaltet, da er fast immer der Geld verfgte. Er warb Sldner an, und ehe sich die Union zu entschlossenem Handeln aufraffte, drang er, donau-abwrts rckend, in Bhmen ein. Durch die Predigt eines Karmelitermnches angefeuert, schlug sein Heer unter dem Grafen Tilly die zusammengelaufenen Streitkrfte Friedrichs in der Schlacht am Weien Berge. Das nahe Prag schien ver- .1620 loren; fassungslos entfloh der Winterknig" mit seiner Gemahlin Elisabeth, der stolzen Enkelin Maria Stuarts. Ferdinand Ii. belegte ihn mit der Reichsacht. Viele seiner Anhnger wurden hingerichtet, ja manchem vorher die Hand ab-gehackt, die Zunge ausgerissen. Die protestantischen Prediger muten auswandern, die protestantischen Bergleute verpflanzten die Kunst des Bergbaues auf die Nordseite des Erzgebirges nach Sachsen. Den Majesttsbrief zerschnitt Kaiser Ferdinand Ii. mit eigener Hand. Die Union lste sich auf unter allgemeinem Hohne. 6. Entsetzlich bte die blhende Pfalz den Fehltritt ihres eiteln Fürsten. Das linksrheinische Land eroberten die mit dem Kaiser verbndeten Spanier, das rechtsrheinische nahm Tilly unter grimmigen Verheerungen. Der fromme Markgraf Georg Friedrich von Baden-Dnrlach war der einzige Fürst, welcher dem unglcklichen Lande helfen wollte. Bei Wimpfen im Thale vernichteten die Ligisten sein Heer nach tapferem Widerstand. Die kostbare Heidelberger Bibliothek schenkte Maximilian dem Papste: 50 Frachtwagen schleppten das Denkmal der besiegten Ketzerei" der die Alpen. 14

5. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 210

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
210 1623 Auf dem Regensburger Frstentag bertrug Ferdinand Ii. dem klugen Bayernherzoge die Kurwrde nebst der rechtsrheinischen Unter- und der Oberpfalz. Der Gegenreformation winkte auch in Deutschland ein voller Sieg. 2. Wallenstein. 1. Die beunruhigten Protestanten Norddeutschlands fanden in dem neu erwhlten Kriegsobersten des niederschsischen Kreises", König Christian Iv. von Dnemark, einen ehrgeizigen Fhrer. Der junge König Karl I. von England, der Winterknigin" Bruder, untersttzte ihn mit Geld und Mannschaft, und der Bandenfhrer Graf Mansfeld, ein runzeliges Mnnlein mit einer Hasenscharte, fhrte ihm seine wilden Scharen zu. Gegenber solchen Streitkrften fhlte sich der Kaiser zu schwach trotz seines Bndnisses mit der Liga und mit Spanien. Daher war ihm das Erbieten eines bhmischen Edelmannes will-kommen, fr ihn eine Armada von 15 000 Mann zu Fu und 5000 Reitern auf eigene Kosten zu werben und zu führen. 2. Albrecht von Wallenstein war nach dem frhen Tode seiner protestantischen Eltern auf die Anordnung eines Oheims von den Jesuiten zu Olmtz erzogen. Auf der urn-bergischen Universitt Altdorf wegen leichtfertiger Streiche beinahe ausgewiesen (relegiert"), studierte er in Padua und focht dann unter Kaiser Mathias und Erzherzog Ferdinand gegen Trken und Venetianer. Zu dem groen mhrischen Grundbesitze, den seine erste Gemahlin ihm zugebracht, kaufte er um einen Spott-preis der 60 Landgter, die nach dem bhmischen Aufstand eingezogen (konfisziert) worden waren; der Kaiser erhob ihn zum Herzog von Friedland. Die ungeheuer Einknfte feiner trefflich verwalteten Besitzungen verwendete er nun zur Anwerbung des Heeres, dessen Verpflegung nach Mansselds Vorbilde den Lndern aufgebrdet wurde, durch welche die Kriegsfurie" hinzog. 3. An Tillys Seite erschien er im Felde. König Christians linker Flgel unter Mansfeld wurde an der Elbbrcke bei 1626 Dessau zertrennt und zerhackt" und dann durch Schlesien nach Ungarn verfolgt. Dennoch gelang es Mansfeld, sich mit dem calvinistischen Fürsten Bethlen Gabor von Siebenbrgen und den Trken zu vereinigen; aber Wallenstein bewog die beiden Bundesgenossen zum Abzge. Vllig verlassen, aber ungebeugt wollte Mansfeld in Venedig Hlfe suchen. Unterwegs ber-raschte ihn der Tod, den er stehend, auf zwei Offiziere gesttzt, erwartete. Wallenstein hatte die sterreichische Monarchie gerettet.

6. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 211

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
211 4. Inzwischen schlug Tilly den König Christian nordwestlich des Harzes bei Lntter am Barenberge. Die sterrreichi-schen Banner spiegelten sich in der Nord- und Ostsee, und der Friedlnder fhrte schon den Titel eines Admirals des ozeanischen und baltischen Meeres. Der Kaiser erhob ihn zum Reichsfrsten und verlieh ihm das Herzogtum Mecklenburg. Aber sein hoch-fliegender Plan, auf den nordischen Meeren eine kaiserliche See-macht zu schaffen, scheiterte an der kleinen pommerischen Hafen-stadt Stralsund. Nach furchtbarer Beschieung mute er abziehen unter dem Jubel der heldenmtigen Brger. 5. Seine klugeu Warnungen miachtenb, gebot der Kaiser durch das Restitutions-Edikt, da alle Stifter, die seitdem 1629 Augsburger Religionsfrieden den Protestanten zugefallen waren, der katholischen Kirche zurckgegeben werden sollten. Die Macht des Kaisers, auf Wallensteins heroischem Valor" und Feldherrngeist beruhend, erschien den deutschen Fürsten, namentlich dem Kurfrsten Maximilian, als eine Gefahr fr ihre Libertt". Im Bunde mit Frankreich, dessen Staatsmann, Kardinal Richelieu, auf die Entkrftung Deutschlands hinarbeitete, zwangen sie Ferdinand auf einem Frstentage zu Regensburg, den Feldhauptmann seines Kommandos zu entheben. Anscheinend gleichmtig fgte sich Wallenstein in sein Schicksal. 1630 3. Gustav Adolf. 1. Der Protestautismus in Deutschland jchtert vernichtet. Da landete, genau hundert Jahre nach der berreichung der Augsburger Konfession, König Gustav Abolf von Schweden mit 15000 Mann auf der pommerischen Insel Usedom. Willig nahm sein dnn bevlkertes, durch Kriege mit Rußland und Polen erschpftes Land die Lasten des unabsehbaren Krieges auf sich. Denn durch die Grndung einer habsburgischeu See-macht auf der Ostsee, wie sie Wallenstein anstrebte, sah Schweden seinen Handel, durch die Gegenreformation, die in Deutschland schonungslos durchgefhrt ward, seine Landeskirche und sein Herrscherhaus bedroht. 2. Bedchtig setzte sich Gustav Adolf in Pommern fest. Die Kaiserlichen spotteten der den Schneeknig", und die protestantischen Fürsten brachten ihm Mitrauen entgegen. Trotz aller Erfolge seiner Waffen vermochte er nicht zu hindern, da das reiche Magdeburg, das sich fr ihn erklrt hatte, von Tilly und seinem Reiterfhrer Pappenheim erstrmt wurde; die verzweifelnden Verteidiger selbst zndeten die Stadt an. Einen 14*

7. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 134

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
Mittelmeer wehrten des Knigs Flotten die normannischen und maurischen Seeruber ab. 5. Karl der Groe als Friedens fr st. 1. Auch im Innern seines Reiches brachte der König seinen Willen kraftvoll zur Geltung. Den Heerbann jedes Gaues sammelte und fhrte der Graf, der zugleich au Knigs Statt das Gaugericht leitete und die kniglichen Gter beaufsichtigte. Er leistete in des Knigs Hand den Treueid und erhielt von ihm als Lohn ein Gut zu Lehen, ^eine Amtsfhrung berwachten Knigsboten oder Sendgrafen, welche Karl aus seinen Bischfen und Grafen whlte. Auf dem freien Bauer ruhte vorwiegend die Last des Kriegsdienstes. Er hatte sich fr den Feldzug, der ihu den Sommer hindurch seinem Berns entzog, selbst auszursten und zu verpflegen. Zum Dank wahrte ihm der König das Recht, nur von Richtern (Schffen) seinesgleichen gerichtet zu werden und in den Heeresversammlungen, die jetzt im Mai stattfanden, der Krieg und Frieden mitzuentscheiden. Dennoch trieb die Not immer mehr Bauern, ihre Hufe an einen Groen (etwa den Grafen) oder eine Kirche abzutreten. Whrend diese Grundholden" sich ganz dem Landbau widmeten, konnte der Lehensherr mit seinen freien oder unfreien Reisigen fr sie der Kriegspflicht gengen. Diese Vasallen bildeten sein Gefolge, wie er selbst als Vasall zum Knigsgesinde gehrte. 2. Der König war der grte Grundbesitzer, aber auch der beste Landwirt seines Reiches. Auf seinen Gtern erhoben sich ganze Drfer, deren freie oder hrige Bauern an einen Bevoll-mchtigten aus ihrer Mitte, den auf dem Fronhof sitzenden Meier, Schlachtvieh, Korn und Wein zinsten oder als Hand-werker und Landwirte fronten. Die Bebauung der Pfalzgter leitete der König selbst mit genauer Sachkenntnis. Unter seinen Augen entwickelten sich die Knigshfe mit ihren Hhnern und Schwnen, ihren Bienenstcken und schellenbehangenen Rindern, ihrem Obst- und Gemsebau zu Musteranstalten fr den Land-bau, der immer tiefer eindrang in den gerodeten Wald. 3. Karl hatte keine Hauptstadt. Abwechselnd hielt er Hof in den steinernen Herrenhusern seiner Hofgter, den Pfalzen (palatium), mit Lauben, Obergeschossen und Nebengebuden von Holz: Attigny an der Aisne, Herstal an der Maas, am Rheine Nimwegen und Ingelheim, Speier und Worms. Eine auergewhnlich hohe Gestalt von kraftvollem, ebenmigem Gliederbau, mit starker Nase und hellen, freundlichen Augen,

8. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 136

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
Seine -letzten Jahre verbrachte der Kaiser meist in der schnen Pfalz zu Aachen, die er selbst erbaut und mit dem aus Ravenna geholten Standbilde Theoderichs geschmckt hatte. Die warmen Bder thateu dem greisen Helden wohl, und er hat mitunter seinen ganzen Hofstaat gutherzig daran teilnehmen lasten. jn Aachen ist er nach kurzer Krankheit gestorben und m der von ihm erbauten Kirche der heiligen Gottesmutter" beigesetzt worden. Der Franke Einhard, der ihm nach langobardischem und rmischem Vorbilde Kirchen und Pfalzen hatte bauen helfen, schrieb aus dankbarer Seele das Leben seines kaiserlichen Gnners! 6. Die Teilung des frnkischen Reiches. 1. Zwei Shne mute der alte Kaiser sterben sehen. Dem letzten, Ludwig dem Frommen, gebrach es an Kraft des Willens. Um die Einheit des Reiches zu sichern, bestimmte er frhzeitig seinen ltesten Sohn Lothar zum Nachfolger in der Kaiserwrde; unter seiner Oberhoheit sollten seine Brder-Pippin Aquitanien und Ludwig Bayern als Sonderreiche erhalten. Das Bestreben des Kaisers, fr seinen einer zweiten Ehe entstammenden Sohn Karl auf Kosten der Brder ein drittes Unterreich in Alemannien zu errichten, rief einen langwierigen Familienzwist hervor. Als schlielich die drei lteren Shne dem Vater in Waffen gegenber standen, entliefen ihm die Krieger; den Rest entlie er selbst: Ich will nicht, da jemand meinetwegen an Leib oder Leben Schaden nehme". Der Schauplatz dieser Untreue, das Rotfeld unweit Kolmar, heit seither das Lgenseld. Lothar zwang den gefangenen Vater zu ffentlicher Kirchen-be; weitere Mihandlung verhinderten Pippin und Ludwig. Dennoch wollte der Kaiser nach Pippins Tode bei einer neuen Teilung Ludwigs Erbe schmlern. Der Gekrnkte setzte sich zur Wehr; auf dem Feldzuge gegen seinen besten Sohn ereilte den Greis ans einer Rheininsel bei Ingelheim der Tod. 2. Nun wtete ein verheerender Bruderkrieg, bis der her-rische Lothar trotz aller Tapferkeit den verbndeten Heeren Ludwigs und Karls erlag. Jetzt endlich willigte er in die Teilung des Reiches, die zu Verduu an der Maas ver-einbart wurde. Lothar erhielt mit der Kaiserkrone das ehe-malige Langobardenreich und einen Landstreifen, den westlich die untere Scheide, die mittlere Maas, die Saone und die Se-veunen umschrieben, während die Ostgrenze von der Wesermn-dung, die Friesenkste einschlieend, zum Rhein (unterhalb der

9. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 137

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
Mosel), dann an Rhein und Aar entlang zu den Alpen lief. Was davon westlich lag, erhielt Karl der Kahle"; das vor-wiegend buerliche Ostland nebst der weinreichen Gegend um Speier, Worms und Mainz verblieb Ludwig dein Deutschen. Erst von da an kann von einem franzsischen und einem deutschen Volke gesprochen werden. 3. Als Lothars jngerer Sohn, Lothar Ii., ohne Erben starb, teilten sich Ludwig und Karl im Vertrage zu Meers-sen (bei Mastricht) in sein Land Lothringen. Ludwig er-hielt die Landschaften deutscher Zunge, Karl die franzsischen. Die Grenze bildete die Schelde, dann die Maas bis nach Lt-tich, die Ardennengegend, weiterhin die Mosel und die obere Saone; Metz siel an Deutschland, Bisanz an Frankreich: in der Hauptsache dieselbe Vlkerscheide, die ein Jahrtausend spter wieder hergestellt worden ist. 4. In dem dlande, das die Ostgermanen hinter Saale und Elbe aufgegeben hatten, breiteten sich die Slaven (Wen-den, Sorben) aus. In Italien und Burgund entstanden uu-abhngige Reiche; die Araber (Sarazenen) heerten an den Ksten Italiens und der Provence, und das heidnische Seerubervolk der Normuner schleppte aus den Kstenstrichen von der Elbe bis zur Garonne unschtzbare Beute in die dnische und skan-dinavische Heimat. Auf flinken Drachenschiffen fuhren sie die Strme hinauf; Reuen und Hamburg, Lttich und Trier sanken in Asche- die tapfersten Groen Deutschlands, wie der Sachse Bruno, der Begrnder Braunschweigs, fielen im Kampfe gegen die Wikinger", und Kaiser Karl Iii., der Dicke, der noch einmal das Reich Karls des Groen vereinigte, erkaufte vou ihnen einen schmhlichen Frieden. Bis nach Nowgorod und Rumaburg (Byzanz) gingen ihre Raubfahrten; nach Island und an den Ostrand Nordamerikas haben sie, dem Christentum ans-weichend, den Weg gefunden, ohne Kompa und Seekarte. Ein König von Frankreich nahm einige ihrer Scharen, da-mit sie sein Land schtzen sollten, in die schnen Fluren an der Seine auf, die man noch heute die Normandie heit. Andere schlug der deutsche König Arnulf bei Lwen so entscheidend, da sie ihre Zge fortan meistens nach dem eben erst geeinten Eng-land richteten. Dort hat sie König Alfred, der groe Gesetzgeber und Lehrer seines Volkes, nach wechselvollen Kmpfen zum Christentum bekehrt und zu friedlichen Brgern gemacht. 5. Das unglckliche Deutschland aber begann das asiatische Nomadenvolk der Magyaren oder Ungarn zu peinigen. Klein, hlich, mit drei Zpfen auf sonst kahlem Scheitel, strmten ihre Reiterschwrme unter dem teuflischen Rufe: Hui, Hut!"

10. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 138

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
138 heran; der bayerische Markgraf Luitpold wurde mit seinem ganzen Heere niedergemht; Sachsen, Bayern, Schwaben litten entsetz-Itch; selbst Bremen wurde verbrannt. Da gab der letzte König frnkischen Stammes, Konrad I., auf dem Sterbebette den edelmtigen Rat, seinen Feind, den Sachsen Heinrich, zu seinem Nachfolger zu kren. Iv. Die Sachsen- und Franken-Kaiser. 1. Heinrich I. 1. Die letzten Karolinger hatten die Einheit des Reiches nicht zu wahren vermocht. In den einzelnen Stmmen, die an Wuchs und Tracht, an Mundart und Sitte, an Recht und Ge-setz verschieden waren, hatten sich die reichsten und mchtigsten Grafengeschlechter der ihresgleichen emporgeschwungen und sich unter dem alten Namen der Herzge die Befugnisse des Knigs angeeignet, namentlich die Heershruug. So waren Herzog Heinrichs Vorfahren an der Spitze der Sachsen den Nor-mannen und Wenden ruhmvoll entgegengetreten. Er selbst hatte den Franken unweit der Eresburg eine Niederlage beigebracht, da die Fahrenden" in ihren Liedern frugen, ob ein Hllen-schlund weit genug sei, eine solche Menge Erschlagener zu fassen. Dennoch berbrachte ihm ihr Herzog Eberhard, König Kon-rads Bruder, die Zeichen der Knigswrde: Mantel und Krone, Lanze und Schwert; und Franken und Sachsen whlten ihn zu Fritzlar unweit ihrer gemeinsamen Grenze zu ihrem Könige. Aus der blutig unterworfenen niederdeutschen Ebene erstand der eigentliche Begrnder des deutschen Reiches. 2. An der Spitze seines Heeres zog Heinrich nach Sd-dentschland und brachte durch besonnene Verhandlungen die Herzge von Schwaben oder Alemannien, welches den Sden des Elsasses, Badens, Wrttembergs, Bayern bis zum Lech, die Ostschweiz und Tirol umfate, und von Bayern mit seinen Marken" an der Donau und in den Alpen zur Atter-kennung seiner Obergewalt; Lothringen, das vom Kamme der Vogesen bis zur Wasserscheide zwischen Rhein und Seine, nordwrts bis zur Schelde reichte, gewann er vom Westfrankenreiche zurck. 3. Inzwischen berschwemmten die Ungarn von neuem das Sachsenland. Sie verbrannten Huser, Kirchen, Klster,
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