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1. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 108

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
108 - 3. Die Flur (Gemarkung) gehrte als Gemeinbesitz (All-inenb) der ans mehreren Hfen sitzenden Blntsgemeinde (Sippe), welche Bodennutzung und Weide alljhrlich verteilte. Holz und Streu bot die gemeinsame Mark", der Wald, welcher die Flur meilenweit umgrenzte. Auch Jagd und Fischfang gehrte allen. Als Wohnung bargen notdrftig zurechtgezimmerte Huser, im Winter auch wohl unterirdische Hhlen den Freien und seine Gste, die er jederzeit freundlich aufnahm und mit Kampfspielen und Waffentnzen ehrte. Die gekauften oder im Krieg erbeuteten Knechte wurden weit menschlicher behandelt als die Sklaven in Griechenland und Rom. Herren- und Sklavenkinder wuchsen ohne Unterschied in der freien Natur auf. Fr Reinlichkeit und Abhrtung sorgten tgliche Flubder. Erst die Erwachsenen trennten sich nach Stnden. 4. Der freie Jngling erhielt in feierlicher Versammlung aus der Hand seines Vaters, eines Fürsten oder Verwandten die Waffen, die er nie wieder von sich legte. Fortan nahm er teil an den Volksversammlungen und Opferschmusen, an Fehden und Kriegszgen und jagte hoch zu Ro, mit Rden und Falken den Wolf und den Schelch, die zahlreich in den Wldern hausten. Stolz brachte er die Brenfelle heim und die Hrner des Auer-ochsen, die mit goldenem Beschlge bei den groen Trinkgelagen in der Halle kreisten. 5. Aber des freien Germanen hchste Lust war der Krieg. Im Lederkoller, bald auch im geflochtenen Kettenhemd, unter dem Helm von Leder oder Blech zog der Heerbann des Gaues oder Stammes aus, die Grenze zu verteidigen oder besseres Wohnland zu erobern. Hundertschaft neben Hundertschaft in der Keilform des Eberkopfes geordnet, schritten die Geschlechter (Sippschaften) unter dem Vortritte des Huptlings zum Sturm, ihre Götter und Helden preisend in weihevollem Schildgesang", der von der Wlbung des vor^ den Mund gehaltenen Schildes siegverheiend wiederdrhnte. hnliche Lieder sangen sie daheim beim schumenden Met. Die Fhrung des Heerbannes stand dem Herzoge zu, welchen die Freien in der Volksversammlung auf offener Malstatt" ge-wohnlich aus den angesehensten Heldengeschlechtern whlten und zur Schau auf dem Schild emporhoben. Um ihn, aber auch um andere Fürsten scharten sich ehrbegierige Jnglinge zu einer Gefolgschaft, Gesinde genannt, einem Bunde der Huld und Treue auf Leben und Tod. Wer ohite den Huptling oder ohne den Schild heimkehrte, verfiel der Ehrlosigkeit; aber auch der Fürst lie seine Degen" niemals im Stich.

2. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 136

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
Seine -letzten Jahre verbrachte der Kaiser meist in der schnen Pfalz zu Aachen, die er selbst erbaut und mit dem aus Ravenna geholten Standbilde Theoderichs geschmckt hatte. Die warmen Bder thateu dem greisen Helden wohl, und er hat mitunter seinen ganzen Hofstaat gutherzig daran teilnehmen lasten. jn Aachen ist er nach kurzer Krankheit gestorben und m der von ihm erbauten Kirche der heiligen Gottesmutter" beigesetzt worden. Der Franke Einhard, der ihm nach langobardischem und rmischem Vorbilde Kirchen und Pfalzen hatte bauen helfen, schrieb aus dankbarer Seele das Leben seines kaiserlichen Gnners! 6. Die Teilung des frnkischen Reiches. 1. Zwei Shne mute der alte Kaiser sterben sehen. Dem letzten, Ludwig dem Frommen, gebrach es an Kraft des Willens. Um die Einheit des Reiches zu sichern, bestimmte er frhzeitig seinen ltesten Sohn Lothar zum Nachfolger in der Kaiserwrde; unter seiner Oberhoheit sollten seine Brder-Pippin Aquitanien und Ludwig Bayern als Sonderreiche erhalten. Das Bestreben des Kaisers, fr seinen einer zweiten Ehe entstammenden Sohn Karl auf Kosten der Brder ein drittes Unterreich in Alemannien zu errichten, rief einen langwierigen Familienzwist hervor. Als schlielich die drei lteren Shne dem Vater in Waffen gegenber standen, entliefen ihm die Krieger; den Rest entlie er selbst: Ich will nicht, da jemand meinetwegen an Leib oder Leben Schaden nehme". Der Schauplatz dieser Untreue, das Rotfeld unweit Kolmar, heit seither das Lgenseld. Lothar zwang den gefangenen Vater zu ffentlicher Kirchen-be; weitere Mihandlung verhinderten Pippin und Ludwig. Dennoch wollte der Kaiser nach Pippins Tode bei einer neuen Teilung Ludwigs Erbe schmlern. Der Gekrnkte setzte sich zur Wehr; auf dem Feldzuge gegen seinen besten Sohn ereilte den Greis ans einer Rheininsel bei Ingelheim der Tod. 2. Nun wtete ein verheerender Bruderkrieg, bis der her-rische Lothar trotz aller Tapferkeit den verbndeten Heeren Ludwigs und Karls erlag. Jetzt endlich willigte er in die Teilung des Reiches, die zu Verduu an der Maas ver-einbart wurde. Lothar erhielt mit der Kaiserkrone das ehe-malige Langobardenreich und einen Landstreifen, den westlich die untere Scheide, die mittlere Maas, die Saone und die Se-veunen umschrieben, während die Ostgrenze von der Wesermn-dung, die Friesenkste einschlieend, zum Rhein (unterhalb der

3. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 156

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
156 Um die Osterzeit 1189 brach der Kaiser mit dem glnzendsten und tchtigsten Heere des Mittelalters von Regensburg auf; niemand durfte mit, der sich nicht selbst verpflegen konnte. Trotz aller Griechenlcke erreichte er Asien, er selbst als der letzte Mann seines Heeres: Seid getrost meine Brder! Gott ist mit uns!" rief er beim Landen. Auch in den unsglichen Bedrng-nissen der Einden Kleinasiens hielt er den Mut der Seinen aufrecht. Bei Jkonium warf sich der Heldengreis selbst mitten in ein feindliches Heer und erfocht seinen letzten glanzvollen .... Sieg. Wenige Tage darauf ertrank er im Flusse Saleph beim liy ^aden oder beim Ubergang. Zwei Ritter brachten ihn als Leiche ans Land. In grenzenlosem Leide kehrten viele um; die andern zogen unter des Kaisers Sohne, Herzog Friedrich von Schwaben, weiter und bestatteten ihren Kaiser in Antiochia. 2. Vor Akkon brach eine furchtbare Pest aus; ihr erlag auch der junge Friedrich. Herzog Leopold von sterreich, der nunmehr das Kreuzheer fhrte, ward von dem herrischen König von England, Richard Lwenherz, der zur See gekommen war, beleidigt und zog heim. Als sich nun Richard nach mancherlei Abenteuern im Pil-gerkleide durch Deutschland schleichen wollte, um eine Emprung seines Schwagers, Heinrichs des Lwen, zu untersttzen, lie ihn Leopold fassen. Heinrich Vi. setzte ihn auf die Feste Trifels und erprete den Englndern ein ungeheures Lsegeld. Bald nachher starb der alte Lwe in Braunschweig, von der ^age verherrlicht, wie sein heldenmtiger Schwager und wie sein groer kaiserlicher Gegner, welchen die Liebe des Volkes unter seiner Bergpfalz Kyffhausen im Zauberschlafe fortleben lie. 3. Friedrich von Schwaben erwirkte knrz vor seinem Tode noch einem deutschen Orden die ppstliche Besttigung. Zur Aufnahme der reisemdeu Pilger gab es seit Jahr-Hunderten fromme Herbergen (Hospize). So die Brderschaften vom heiligen Johannes und vom Tempel Salomons. Aus ihnen erwuchsen zwischen den zwei ersten Kreuzzgen die geistlichen Ritterorden der Johanniter und Templer, die zu den drei Mnchsgelbden des hl. Benedikt noch die Pflege der Siechen und die Verteidigung des heiligen Grabes fgten. Ebenso hatte der Opfersinn bremischer und Mischer Kaufleute bei Akkon (Ackers) die deutsche Bruderschaft des Hospitals Unsrer lieben Frauen Maria" geschaffen. Sie wurde jetzt zum Deutsch-Herren-Orden. Alle drei Krperschaften bestanden aus Rittern, Geistlichen und dienenden Brdern (Krankenpflegern u. dgl.),

4. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 188

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
4. Im Waldfrieden der Wartburg begann Luther seine Bibelbersetzung. Jeder seiner lieben Deutscheu" sollte das Wort Gottes lesen, mit eigenen Augen die Grundlagen seines Glaubens prfen knnen. Luther verdeutschte das Neue, dann auch das Alte Testament nach der Sprache der Urschrift; er hatte von den Humanisten das Griechische, das Hebrische von seiuem jungen Amtsgenossen Philipp Melanchthon (aus Bretten bei Karlsruhe) gelernt, dessen Oheim Johannes Renchlin es aus Frankreich zuerst nach Deutschland gebracht hatte. Das Schwerste aber war, eine Sprache zu finden, die in allen Teilen unseres Vaterlandes verstanden wurde; denn jeder Gau hatte seine eigene Mundart, so da der Plattdeutsche von der Nordsee-Ebene mit dem Manne vom Oberrhein sich nur schwer verstndigen konnte. Da hat denn Luther mit unsglichem Fleie der Mutter im Hanse und den Kindern auf der Gasse" auf den Mund geschaut, hat mhsam die gelufigen Ausdrcke aufgesucht und so die neuhochdeutsche Schriftsprache zu allgemeiner Geltung gebracht. 5. Er hat auch unserer Volksschule den Weg geebnet. Vor allem ermahnte er die Ratsherren deutscher Städte, tchtige christliche Schulmeister zu halten, welche die liebe Jugeud" im Glauben unterweisen sollten und in den Sprachen; denn diese seien die Scheide, in welcher das Wort Gottes stecke. Auch der Musik, die er von Kind auf geliebt, wollte er in der Schule eine Pflegesttte bereiten. Er felbst begrndete das Kirchenlied; Ein feste Burg ist unser Gott" ist fast zum Volksliede geworden; mit seiner Hausfrau Kthe (Katharina von Bora) und seinen Kindern, unseres Herrgotts Nrrchen", hat er sich gern an Gesang und Saitenspiel erfreut. Im Kreise seiner Hausgenossen war der im Kampfe manchmal unholde Mann liebevoll und milde; er las mit seinen Kindern die Bibel und lehrte sie, wie alle Kreaturen Gottes Heer seien. Gott versteht alle Handwerke," sagte er einmal: in seiner Schneiderei macht er dem Hirsch einen Rock, der hundert Jahre hlt; als ein Schuster gibt er ihm Schuhe an die Beine, und bei der lieben Sonne ist er ein Koch." Die schne Tugend christlicher Pfarr-Huser, die Mildthtigkeit, bte er in einem Mae, das seiner haushlterischen Herrin" manche Sorge schuf; er hat das Paten-silber seiner Kinder verpfndet, um Armen zu helfen. 6. Sein Gottvertrauen hielt ihn aufrecht in allem Kummer, der seinen Lebensabend trbte, namentlich der die wachsende Uneinigkeit in seinem Vaterlande, an dem er mit ganzer Seele hing. Er hat den Ausbruch des inneren Krieges nicht mehr er-lebt. Ein sanfter Tod rief den Greis ab auf einer Reise in

5. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 123

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
- 123 - langte doch unter ihrer straffen Verwaltung das verdete Land zu Ordnung und neuer Blte. Die Langobarden waren bei aller Wildheit ein tchtiges und edles Volk. Das beweisen seine Sagen vom jungen Alboin, welchem der Gepidenknig Turisind die Waffen seines von Alboin erschlagenen Sohnes Turismod schenkte; von König Authari, der unerkannt seine bayerische Braut Theudelinde be-suchte, oder vou dem Knaben Leupichis, der, aus avarischer Knechtschaft entrinnend, den Spuren eines Wolfes folgte, um sein verfallenes Vaterhaus in Friaul aufzufinden. 5. Die niederdeutschen Völker. 1. Weit weniger als die Ostgermanen wurden die west-und norddeutschen Stmme von der groen Vlkerbewegung berhrt. Nur aus den Sachsen und Angeln zogen unter den sagenhaften Knigen Hengist und Horsa einige Hundert-schaften, angeblich nur auf drei Schiffeu, bers Meer; die un-kriegerischen Briten riefen sie gegen die Pikten und Skoten zu Hilfe, weil Stilicho die Legionen zur Deckung Italiens ab-berufen hatte. Sie schlugen die Ruber in ihre schottischen Berge zurck. Aber nun blieben sie selbst. Vor dem Druck ihrer Herrschaft verschwand das Christentum, das zur Rmer-zeit Eingang gefunden hatte; die Eingeborenen entwichen an die Kste Galliens, die Bretagne", oder fhrten in den Bergen von Wales gegen die nachdrngenden Angelsachsen jene Heldenkmpfe, die in den romantischen Sagen vom König Artus das Mittelalter erfreuten. Dafr erschienen immer mehr Angeln und Sachsen in dem entvlkerten Angellande", England, und grndeten sieben Knigreiche, deren Namen noch heute an sie erinnern: Essex, Sussex, Wesfex; Ostangeln. Auch die englische Sprache ist der Hauptsache nach ans der altschsischen hervorgegangen. 2. Nicht minder wehrlos als Britannien war Gallien. Dort grndeten unter schweren Kmpfen mit anderen Vlkerteilen die Franken den ersten vllig selbstndigen Germanen-staat, den einzigen, welcher Bestand hatte. Sie trieben planmige Landwirtschaft mit Rindvieh- und Schweinezucht, richteten Falken und Hirsche zur Jagd ab; einzelne Gewerbe kamen in Aufnahme, wie Mhleu und Bearbeitung von Gold und Eisen. Der König allein, dessen Wrde erblich war, trug die Locken unberhrt von der Schere. Seine Grasen leiteten die Krieger jedes Gaues und das Gericht der Volksgenossen. Ein wohlerwogenes Gesetz schtzte Eigentum und Leben.

6. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 212

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
- 212 - 1631 Umschlag brachte erst Gustavs glanzvoller Sieg bei Breiten-seld. Hlflos sah der greise Tilly, der nie besiegte, der jetzt auch die kaiserliche Armee befehligte, die phalanxartigen Vierecke seiner Lanbsknechte mit ihren wuchtigen Gabel-Musketen zer-sprengt von den schwebischen Bauernshnen, die ihr König mit leichten Handrohren und kurzen Eisenkanonen ausgestattet und in leicht bewegliche Regimenter und Brigaden eingeteilt hatte. 3. Whrenb die Sachsen unter Arnim Bhmen eroberten zog der König wie ein Blitz durch die Pfaffengasse", die frnkischen Bistmer Bamberg und Wrzburg, an den Rhein; als die Verhanblnngen wegen eines Friedens fehlschlugen, erschien er im Frhjahr, Donau und Lech trotz Tillys Abwehr ber-schreiteub, im Bayernlande, das bisher vom Kriege verschont ge-blieben war; er zog in Mnchen ein und bedrohte Wien. Knr-frst Maximilian war ein heimatloser Mann; der Kaiser zitterte. 4. Denn immer zahlreichere deutsche Fürsten und Städte suchten das Bndnis des Lwen ans Mitternacht". Das Volk jubelte dem Nordlandsknige zu, dessen mchtige Gestalt mit dem blonden Haar und der hellen Gesichtsfarbe alle berragte, dessen Leutseligkeit alle Herzen gewann. Gustav Adolf machte die Krieg-fhrung wieder menschlich. Ein herzlich frommer Mann, hielt er tglich morgens und abends, sowie vor jeder Schlacht Betstunbe mit seinem Heer; er hate die Roheit und bestrafte jede Ausschreitung seiner Soldaten mit unnachsichtiger Strenge. Er schtzte Kunst und Wissenschaft und erfreute sich gern am Lauten-spiel. Auer dem Schwedischen und Deutschen, seiner Mutter-sprche, beherrschte er ein halbes Dutzend Sprachen; im Thuky-dides und Xenophon suchte er [eine Vorbilder. Unbeschadet seiner protestantischen Gesinnung gewhrte er mich dein katholischen Gottesdienste Schutz und Duldung. Unbestritten der grte Feldherr seines Jahrhunderts, fhrte er wohl auch, deu Degen in der Faust, persnlich seine Scharen ins Feuer; vor Ingolstadt wurde jhm sein Schimmel unter dem Leib erschossen, fast in derselben stunde, in der Tilly zu Regensburg seinen Wnnden erlag. 5. Dem Kaiser blieb keine andere Rettung mehr als Wal-lenstein. In stolzer Ruhe hatte der unergrndliche Mann aus seinen bhmischen Schlssern biesen Augenblick erharrt. Jetzt warb er, im Besitze weitgehenber Vollmacht, ein neues Heer und fhrte es, die wachsen aus Bhmen drngend, nach Bayern-Gustav Adolf mute innehalten auf seiner Siegesbahn. Monate-lang lag er in wohlverschanztem Lager bei Nrnberg den Fried-lndischen^ gegenber, bis e an Brot fehlte und an Totengrbern fr die Soldaten und Brger, welche von Hunger und Pest

7. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 213

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
213 hingerafft wurden. Endlich, nach einem furchtbaren Ansturm auf die alte Beste", deu Schlssel zu Waldensteins unbezwingbarer Stellung auf den Hhen der der Regnitz, zog der Schwede von bannen, um den Fuchs aus dem Loche zu kriegen". Aber der Generalissimus brach unter Mord und Brand in Sachsen ein, und Gustav Adolf mute dem Kurfrsten bei-springen. Bei Ltzen unweit Breitenfeld maen sich die beiden 1632 groen Heerfhrer. Da traf den König mitten im Getmmel eine tdliche Kugel. Ein solches Ende mag er geahnt haben, als er die Heimat verlie, als er in Nrnberg von seinem Kanzler Oxenstierna, in Erfurt von feiner Gattin Abschied nahm, die ihm aus Sehnsucht nachgereist war. Mit Schweden weinte Deutschland um den toten Helden; selbst dem Kaiser wurden die Augen feucht, als man ihm das blutige Koller des edelsten seiner Feinde berbrachte. 4. Bernhard von Weimar. 1. Mit Gustav Adolf hatte der Protestantismus sein Haupt, der Krieg seine Seele verloren. Nur wenige Fürsten vermochte Axel Oxen stier na, der fr des Knigs Tchterlein Christine die Regierung fhrte, beim Bndnis festzuhalten. Dennoch drang der junge Herzog Bernhard von Weimar, Johann Friedrichs des Gromtigen Urenkel, mit dem schwedisch-deutschen Bundesheere khn an der Donau hinunter. Regensburg, die reichste Stadt im Innern Deutschlands, siel in seine Hand, ohne da der getuschte kaiserliche Feldherr es hinderte. Er stand an der Grenze der habsburgischen Erblande. 2. Wallenstein lag in dem armen Bhmen, taub gegen alle Vorstellungen und Bitten des Kaisers. Lngst war ihm eine groe Partei am Hofe feindselig, weil er in Glaubenssachen lau war; er hatte mitunter mehr protestantische als katholische Offiziere. Jetzt hrte man von Verhandlungen, die er mit Sachsen und Brandenburg, ja mit Schweden und Frankreich fhre. Er wollte Sachsen und Brandenburg auf des Kaisers Seite herberziehen, dem Reiche den Frieden, sich selbst ein deutsches Frstentum verschaffen. Inmitten dieser groartigen Entwrfe sprach Ferdinand Ii. der seinen General-Oberstfeldhauptmann heimlich die Reichsacht aus, weil er sich des Reiches Krn und Scepter eidbrchiger Weise zuzueignen Vorhabens gewesen". Wallenstein, welcher sich durch den Pilsener Revers der Treue seiner Obersten und Generale versichert zu haben glaubte, wollte nunmehr sein Heer zu den Schweden führen, um seinen Herrn zum Frieden zu zwingen. Aber die Truppen fielen

8. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 214

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
- 214 ab von dem Verrter; durch eigene Offiziere ward ev im Hause 1634 des Brgermeisters Pachhlbel zu Eger niedergestoen. 3. Die Fhrung seines Heeres bernahm des Kaisers Sohn, der König von Ungarn. Ihm erlag der ungestme Bernhard in der Schlacht bei Nor dngen. Wehrlos stand Sdwestdeutschland den kaiserlichen Vlkern offen; mit Sachsen schlo 1635 Ferdinand, das Restitntions-Edikt aufgebend, den Sonder-sri-eden zu Prag, dem bald auch Brandenburg und andere Reichsstnde, sowie die bedeutendsten Reichsstdte beitraten. Sie alle vereinigten ihre Truppen mit den kaiserlichen, um gemein-sam, wie es Wallensens Absicht gewesen war, die Schweden zu schmeien" und den Franzosen, die jetzt offen am Kriege teil-nahmen, den Weg wieder nach ihrem Knigreiche zu weisen". 4. Gegenber der wachsenden bermacht des Kaisers trat der unbeugsame Bernhard in ein Bndnis mit Frank-reich, welches die Zwietracht der Deutschen auszubeuten ge-dachte. Immerhin wahrte er die Wrde des deutschen Fürsten. Als König Ludwig Xiii. ihn in Paris bedeckten Hauptes em-pfing, setzte auch er sofort den Hut auf und nahm ihn erst ab, als es der König that; zur Zerstckelung seines Vaterlandes htte er nie die Hand geboten. Unter den Feldherren jener schlimmen Jahre war er allein fromm, uneigenntzig, nchtern; das war der Segen seiner Mutter. Auch seine Krieger waren zusammengelaufenes Gesindel wie alle anderen; wenn der Teufel Sold ausschreibt," sagt ein Zeitgeno, so flengt und schneit es zu wie die Fliegen in dem Sommer". Aber der Zauber seines Weseus hob sie empor. Sie verhungerten lieber, als da sie den Feldherrn verlieen, den sie auf seinem Rapphengst, in dunklem Harnisch, kenntlich nur durch die rote Schrpe und den schmucklosen Helmbusch der deu wehenden Locken, allemal an die gefhrlichste Stelle sprengen sahen. Auf dem glnzend be-haupteten Schlachtfeld bei Nheinfelden (unweit Basel) sangen sie das Lutherlied: Ein feste Burg ist unser Gott." Das Hchste leisteten sie gleich nachher bei der Belagerung der noch nie bezwuugenen Rheinfeste Breisach. Es war der schrecklichste Vorgang im ganzen Kriege. Zwei Monate lang trotzte die Stadt der Hungersnot, auf Ersatz hoffend, den Bern-hard stets siegreich abschlug. Eiu Ei kostete 5, eine Ratte 1 Gulden; mit goldenen Diamantringen zahlte man ein klein Schsselein voll Sauerkraut"; man kochte teuer bezahlte Pferde-Hufe und buk Brot von Heublumen und Nuschalen. Wer Breisach possediert, hat deu Schlssel zum Friedenmachen," schrieb nach dem Falle der Festuug ein Anhnger an Bernhard.

9. Lehrbuch für den Geschichtsunterricht an höheren Schulen - S. 142

1901 - Freiburg i.B. : Wagner
142 2. Vor Akkon (Ackers) brach die Pest aus; ihr erlag auch der junge Friedrich. Herzog Leopold von sterreich, der nunmehr das Kreuzheer fhrte, ward von König Richard Lwenherz von England, der zur See kam, beleidigt und zog heim. Als sich nun Richard im Pilgerkleide durch Deutschland schleichen wollte, nm eine Emprung seines Schwagers, Hein-richs des Lwen, zu untersttzen, lie ihn Leopold fassen. Heinrich Iv. setzte ihn ans die Feste Trifels und erprete den Englndern ein schweres Lsegeld. Bald nachher starb der alte Lwe in Braunschweig, von der ^age verherrlicht wie sein Schwager und wie sein kaiser-licher Gegner, welchen das Volk unter seiner Bergpfalz Kyff-hausen im Zauberschlafe fortleben lie. 3. Friedrich von Schwaben erwirkte kurz vor seinem Tode noch einem deutschen Orden die ppstliche Besttigung. Zur Aufnahme der Pilger gab es seit Jahrhunderten fromme Herbergen (Hospize. So die Brderschaften vom heiligen Johannes und vom Tempel Salomons. Ans ihnen erwuchsen zwischen den zwei ersten Kreuzzgen die Ritterorden der Johanniter und Templer, die zu den drei Mnchsgelbden Benedikts noch die Pflege der Siechen und die Verteidigung des . heiligen Grabes fgten. Ebenso hatten bremische und lbische Wallfahrer bei Ackers die Bruderschaft des Hospitals Unserer lieben Franen Maria" geschaffen. Sie wurde jetzt zum Deutschherreu-Ordeu. Alle drei Krperschaften be-standen aus Rittern, Geistlichen und dienenden Brdern (Krankenpflegern u. dgl.) sowie Knechten und Mgden und erhielten Stiftungen im ganzen Abendlande. Nach dem Verluste Palstinas siedelten sich die Johanniter auf Rhodus, dann auf Malta cm ; die Templer auf Eyperu. Ihre Besitzungen lockten König Philipp Iv. von Frankreich. Unter nichtswrdigen Vorwnden lie er sie foltern und ver-1307 brennen: das Vorbild fr Hexenprozesse. Die Brder vom^dentschen Hause" sendete ihr Deutsch-meisterhermann von balzet, der Freund Kaiser Friedrichs Ii., zu den heidnischen Preußen. Unter mchtiger Eiche am Weichselufer schaufelten acht Ritter Wall und Graben fr die tadt Thorn. Unter Strmen Blutes gewann der Orden Preußen und verbreitete das Christentum; er rief Massen von Rittern, Brgern und Bauern, welche das Weichselland mit Stdten und Drfern fllten, von Wlfen und Bren su-berten und durch Deiche vor berschwemmungen sicherten. 1309 Ein Denkmal deutscher Kunst ist die Feste Marienburg, in

10. Lehrbuch für den Geschichtsunterricht an höheren Schulen - S. 172

1901 - Freiburg i.B. : Wagner
172 5. Auch unserer Volksschule hat er den Weg geebnet. Er ermahnte die Ratsherren deutscher Städte, tchtige Schul-meister zu halten, welche die liebe Jugend" im Glauben unterweisen sollten und in den Sprachen; denn diese seien die Scheibe, in welcher das Wort Gottes stecke. Auch die Musik, die er von Kind aus geliebt, sollte in der Schule Pflege finden. Er selbst begrnbete das Kirchenlied; Ein feste Burg ist unser Gott" ist fast zum Volksliede geworden. Mit seiner Hausfrau Kthe (Katharina von Bora) und seinen Kindern, unseres Herrgotts Nrrchen", erfreute er sich gern an Gesang nnb Saitenspiel. Im Kreise seiner Hausgenossen war der im Kampfe manchmal unholde Mann liebevoll und freundlich; er las mit seinen Kindern die Bibel und lehrte sie, alle Kreaturen seien Gottes Heer. Gott versteht alle Handwerke," sagte er einmal: in seiner Schueiberei macht er dem Hirsch einen Rock, der hundert Jahre hlt; als ein Schuster 'gibt er ihm Schuhe an die Beine, und bei der lieben Sonne ist er ein Koch." Die in christlichen Pfarrhusern stets heimische Mildthtigkeit bte er in einem Mae, das seiner Herrin" manche Sorge schuf: er hat das Patensilber seiner Kinder verpfndet, um Armen zu helfen. 6. Sein Gottvertrauen hielt ihn aufrecht in allem Kummer, der seinen Lebensabend trbte, namentlich der die wachsende Uneinigkeit in seinem Vaterlande, an dem er mit ganzer Seele hing. Den Ausbruch des inneren Krieges erlebte er nicht mehr. Ein sanfter Tod rief den Greis ab auf einer Reise 1516 in seiner Geburtsstadt Eisleben. Die Leiche wurde nach Wittenberg bergefhrt. Auf dem Wege luteten die Glocken; scharenweise eilte das schlnchzenbe Volk herbei. In der Schlo-kirche zu Wittenberg ruht der Leib des Reformators. 3. Der Bauernkrieg. 1. Die Fürsten legten Rechtspflege und Verwaltung mehr und mehr in die Hnde gelehrter Beamten und forderten die dazu ntigen Gelder von den L a n d st n b e n, den Vertretern des Abels, dann auch der Geistlichkeit und der Städte. Diese schoben die Lasten am liebsten auf den wehrlosen Bauernstand, der lngst in eine Art Leibeigenschaft^gesunken war. An Rechtsprechung und Kriegspflicht, an Wald und Weide hatte er keinen Anteil mehr; zum Auswandern fehlte Ziel und Berechtigung. An den Herrn oder das Kloster, dessen Eigentum die Gter waren, siel die dritte.garbe der Ernte und beim Tode des Grundholden der Sterbfall" oder das Besthaupt", das beste Stck des Nachlasses. Schwer
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