— 110 —
des Kaisers). Warum weigerte sich Friedrich anfangs, dem Papst den Steigbügel zu halten? (Er wußte nichts von der Sitte, hielt auch den Dienst für eine Demütigung des Königs). Warum gab er zuletzt nach? . . . Woraus sieht man, daß der Papst hohen Wert auf diese Ehrenbezeigung legte? (Er hätte beinahe um ihretwillen den ganzen Vorteil des Vertrages fahren lassen). Warum wurde Friedrich so
zornig über das Verlangen der Römer? (Erniedrigung des Kaiseramtes). Welches sind die Hauptgedanken der Rede Friedrichs? Die Tugenden und die Herrschaft der alten Römer sind auf die Deutschen übergegangen. Der König kommt nicht zu den Römern, um zu dienen und zu bitten, sondern um zu befehlen und zu geben. Er braucht nicht die Krone zu kaufen, die ihm schon von Rechts wegen gehört. Der Herr braucht den Unterthanen keinen Eid zu leisten, sondern er fordert von ihnen die Eide. Warum sind die römischen Gesandten
über diese Rede erschrocken? (Kraft und Stolz, Weigerung und
Drohung des Königs). Und warum ergrimmt? (Verspottung und Beleidigung der jetzigen Römer, Zurückweisung aller Forderungen). —
Überschrift: Der Zug nach Rom.
Was wird jetzt geschehen? (Krönung in der Peterskirche). Aber
werden das die ergrimmten Römer dulden? . .. Erinnerung an die Lage der Stadt Rom (Leostadt und die eigentliche alte Stadt Rom, zwischen beiden der Tiber; vergl. die Belagerung Roms durch Heinrich Iv).
Zur Erläuterung des 3. Abschnittes.
Warum ließ Friedrich vor der Krönung die Leostadt besetzen? (Verhütung eines störenden Angriffs der Römer). Der Hergang bei der Krönung? (Gelübde, das Gebet, Salbung, Krönung, Segen). Warum war der Jubel der deutschen Krieger ein so gewaltiger? (Freude und Stolz, daß ihr König nun zum obersten unter allen christlichen Fürsten erhoben war). Wie erklärt ihr euch die Wut und Rachgier der Römer — es war ihnen doch gar nichts zu leide geschehen? (Durch die Krönung ohne ihr Wissen und Einverständnis fühlten sie sich in ihrem Recht und in ihrer Ehre verletzt und wollten nun ihre Beleidiger dafür strafen). Wie fiel ihr Strafgericht aus? Sie selbst wurden für ihren Übermut blutig gestraft. Ausmalung des eigenartigen Kampfes an dem Dom und an der Tiberbrücke (Überlegenheit der deutschen Kraft und Waffenübung trotz den römischen Übermacht). Inwiefern hat der Kaiser der Wunsch der Römer erfüllt und nicht erfüllt? . . . Zusammenfassung. Überschrift: Die Kaiserkrönung. —
Was erwartet ihr nun zu hören? Vielleicht unterwerfen sich nun die Römer, oder der Kaiser zwingt sie mit Waffengewalt, sich dem Papst zu unterwerfen. Auch Mailand muß noch unterwarfen werden.
Zur Erläuterung des 4. Abschnittes.
Warum verzichtete Friedrich auf die Unterwerfung Roms? . . . Wird der Papst damit zufrieden fein? . . . Wie wird ihn der Kaiser beruhigt haben? („Aufgeschoben ist nicht aufgehoben"). Warum unterließ Friedrich auch die Belagerung Mailands? (Aus denselben Gründen wie bei Rom, besonders aber, weil er mit einer so kleinen Schaar
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs Heinrich_Iv Heinrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Friedrichs Rom Peterskirche Rom Rom Roms Mailand Roms Mailands Rom
— 78 —
Viertes Stück. Gregors Flucht und Ende.
Erster Abschnitt: Gregors Befreiung und Flucht.
. 2 l e l: Wie Gregor durch ein mächtiges Kriegsheer befreit wird und aus Rom flieht.
klingt sonderbar. Woher sott dem Bedrängten ein mächtiges Krregsheer zu Hilfe kommen? Aus Deutschland schwerlich. Wa-luii! r^Und n0(^ sonderbarer ist, daß der befreite Papst aus Rom flieht, Natt stch mtt Hilfe des Heeres wieder zum Herrn der abgefallenen Stadt zu machen. Und warum sieht Heinrich mit seinem Heere ruhig an, daß ihm fern Feind entrinnt? Hört die Lösung dieses Rätsels.
Iia Darbietung des Stoffes (nebst Erläuterung).
Boten aus Boten hatte der bedrängte Papst an den Normannen-herzog Robert Guiskard geschickt und ihn um Hilfe angefleht. Robert hatte vor kurzem mit seinen kriegerischen Rittern Unteritalien und Sizilien erobert und nannte sich den Lehnsmann des Papstes. Endlich kam die Kunde, daß em Normannenheer von 6000 Rittern und 30 000 Fußsoldaten heranziehe. (Was wird Heinrich thun? Entweder . . . oder . . . Was ist das bessere?) Heinrich wollte nicht seinen Gewinn aufs Spiel setzen und beschloß daher, dem übermächtigen Feind auszuweichen. Er übergab den Römern den Schutz der Stadt und die weitere Belagerung der (^'ngelsburg und zog mit seinem Heere ab. Eine Woche nach seinem -lbzug stand Robert vor den Mauern Roms. (Was werden die Römer thun? Entweder . . . oder ... Was ist das bessere?). Schon am tiächstcn L-ag öffneten ihm einige Römer heimlich ein Thor, und die Normannen strömten in die Stadt. Widerstand war unmöglich. Mit dem Rufe: Guiskard! stürmten die Feinde über die Tiberbrücke zur Engelsburg. Die Thore öffneten sich den „Getreuen des heiligen Petrus", Gregor war befreit und nahm mit seinem Retter Wohnung in der Stadt. Mit Gewalt und Übermut schalteten die Normannen in Rom. Dabei geschah es, daß ein Normannenfürst erschlagen wurde. Da gab der ergrimmte Robert die Stadt der Plünderung preis. Racheschnaubend drangen die Normannen in die Häuser, raubten alle Kostbarkeiten, mordeten die 9nönner, mißhandelten die Frauen und Kinder und schleppten Tausende gefangen fort, um )ie als Sklaven zu verkaufen. Ganze Straßen und herrliche Paläste und Kirchen, ehrwürdige Bauwerke des Altertums wurden durch Feuer vernichtet. Rom war ein rauchender Trümmerhaufen. (Erläuterung und Zusammenfassung).
Könnt ihr nun das Rätsel lösen, daß der befreite Gregor doch aus Rom flüchtete ? Die überlebenden Römer gaben ihm und seinem Starrsinn die Schuld an der gräßlichen Zerstörung, entbrannten in furchtbarer Wut gegen ihn und zeigten ihm ihren Groll so deutlich, daß
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Extrahierte Personennamen: Gregors Gregors Gregors Gregors Gregor Gregor Heinrich Heinrich Robert_Guiskard Robert Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Robert Guiskard Gregor Gregor Robert Gregor Gregor
Extrahierte Ortsnamen: Rom Deutschland Rom Unteritalien Sizilien Engelsburg Rom Rom Rom
39
1278 Ottokars von Böhmen Niederlage und Tod auf
dem Marchfelde.
1282 Belehnung der Söhne Rudolfs Albrecht und
Rudolf mit Ottokars Ländern Oesterreich, Steiermark, Krain: Gründung der Macht des Hauses Habsburg.
1291 Ursprung der schweizerischen Eidgenossenschaft
von Uri, Schwyz und Unterwalden.
1292—1298 Adolf, Graf von Nassau.
Er versucht die Erwerbung Meissens und Thüringens von Albrecht dem Unartigen.
1298 Adolfs Absetzung, Niederlage und Tod bei Göll-
heim.
1298—1308 Albrecht I. von Oesterreich.
1304—1377 Babylonisches Exil der Kirche. (Verlegung des päpstlichen Stuhles nach Avignon 1309). Ende der Weltherrschaft der Hierarchie.
1308 Albrecht wird von seinem Neffen Johann Parri-
cida ermordet.
1308—1313 Heinrich Vh., Graf von Lützelburg.
1310 Erschafft durch die Erwerbung Böhmens
den Lützelburgern eine Hausmacht.
1310—1313 Heinrichs Römerzug (Dante Alighieri) und Kaiserkrönung.
1314—1347 Ludwig der Baier und
1314—1330 Friedrich der Schöne van O ester reich.
1315—1325 Deutscher Bürgerkrieg.
1315 Die Schweizer siegen über den Herzog Leopold
von Oesterreich, Friedrichs Bruder, am Morgarten ;
1316 sie erneuern den ewigen Bund zu Brunnen.
1319 Waldemar der Grosse stirbt.
1320 Die Ascanier i n B r an d e nb urg sterben
aus.
1322 Ludwigs Sieg über Friedrich von Oesterreich
bei Mühldorf.
1323 Beginn des Streites Ludwigs mit dem Papste.
1324—1373 Die Wittelsbacher in Brandenburg. 1325 Trausnitzer Vertrag.
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Extrahierte Personennamen: Ottokars Rudolfs Albrecht Rudolf Rudolf Ottokars Adolf Adolf Albrecht Albrecht Adolfs Adolfs Albrecht_I._von_Oesterreich Albrecht_I. Albrecht Johann_Parri- Johann Heinrich_Vh Heinrich Graf_von_Lützelburg Heinrichs_Römerzug Heinrichs Dante_Alighieri Ludwig_der_Baier Ludwig Friedrich_der_Schöne Friedrich Leopold
von_Oesterreich Leopold Friedrichs Friedrichs Ludwigs Friedrich_von_Oesterreich Friedrich Ludwigs
140
Zügen, in die Freiheit zurückzukehren. Viele gingen in die zahllosen Klöster
und wurden Mönche, vornehmlich Bettelmönche, aber mehr noch zogen sie
in die freien Städte als Pfahlbürger; denn in den Städten verjährte die
Knechtschaft schon nach einem Jahre, auf den Klostergütern erst nach
3 Jahren. Die Zahl der Städte überhaupt und der freien Städte insonderheit
hatte sich zusehends vermehrt. Manche Kaiser hatten wie den niedernadel
gegen den höheren, so die Städte gegen ihre Bischöfe und Herzoge be-
günstigt, ihnen ein Privilegium nach dem andern gegeben und dafür in
ihnen eine mächtige Stütze gefunden. So Heinrich Iv., so Barbarossa, bei
dessen Wahl zuerst städtischeabgeordnete erschienen waren, und der
eine Menge Städte zu unmittelbaren Reichsstädten erhob, z. B. Regens-
burg, Speier, Nürnberg; eben so verfuhr Philipp. Der dritte Stand, das
Bürgertum in Deutschland, blühte kräftig empor, und es verschlug nichts,
dass Friedrich Ii. den geistlichen und weltlichen Machthabern zulieb
verordnete, die Städte sollten nicht ohne Einwilligung ihrer Bischöfe
ihren Rat aus eigener Macht wählen noch einen Angehörigen eines Fürsten
als Plahlbürger aufnehmen. Der Bürgersinn und der Freiheitsmut der
Städte war schon zu sehr erstarkt, als dass ihm selbst kaiserliche Macht-
gebote hätten Stillstand zumuten können. Der Städter fand Schutz hinter
seinen starken Mauern, die Bischöfe aber, die ihre Freiheiten unterdrücken
wollten, wurden hinausgetrieben, ja es wurde ihnen wohl verboten, in
der Stadt auch nur zu übernachten, daher die von Köln seit 1268 ihre
Residenz nach Bonn verlegten. Um auch draussen sicher zu sein, ver-
bündeten sich die Städte untereinander, Gewalt mit Gewalt zu vertreiben,
dem raub- und fehdelustigen Adel die Spitze zu bieten, seine Raubschlösser
zu brechen.
So entstand der Rheinische, der Schwäbische, der Fränkische
Städtebund. So entstand die mächtige Hansa.
Xxix. Berglied.
103. Der St. Gotthard.
Von Goethe.
Briefe aus der Schweiz. Hempelsche Ausg. 16. Teil, S. 290.
Der Gotthard ist zwar nicht das höchste Gebirg der Schweiz, und
in Savoyen übertrifft ihn der Montblanc an Höhe um sehr vieles; doch
behauptet er den Rang eines königlichen Gebirges über alle andere, weil
die grössten Gebirgketten bei ihm zusammenlaufen und sich an ihn
lehnen. Ja, wenn ich mich nicht irre, so hat mir Herr Wyttenbach zu
Bern, der von dem höchsten Gipfel die Spitzen der übrigen Gebirge ge-
sehen, erzählt, dass sich diese alle gleichsam gegen ihn zu neigen schienen.
Die Gebirge von Schwyz und Unterwalden, gekettet an die von Uri,
steigen von Mitternacht, von Morgen die Gebirge des Graubündtner
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iv. Heinrich_Iv. Barbarossa Barbarossa Speier Philipp Philipp Friedrich_Ii Friedrich Gotthard Goethe Gotthard Wyttenbach
Extrahierte Ortsnamen: Nürnberg Deutschland Bonn Schweiz Savoyen Schwyz Unterwalden Mitternacht
159
c) Seine Kmpfe in Italien.
Im folgenden Jahre brach der Papst Johann Xii. seinen Eid, da er sich niemals gegen Otto verbinden wolle, fiel vom Kaiser ab und rief Berengar in den Kirchenstaat. Da eilte Otto nach Rom. Der Papst entfloh und wurde bald darauf von einer Synode ffentlich der schndlichsten Dinge beschuldigt, so unter anderem des Totschlags, des Meineides, des Kirchenraubes, der Blutschande, im betrunkenen Zustande soll er einen Dia-kon im Stalle geweiht haben u. a. Frevel. Als Johann Xii. auf mehrmalige Aufforderung nicht erschien, um sich von diesen schweren Anklagen zu reinigen, so setzte ihn die Synode ab und whlte Leo Xiii. zum Nachfolger.
Der Kaiser lie sich von den Rmern Geiseln stellen und den Klerus und das Volk schwren, da sie niemals ohne Zustimmung und Besttigung des Kaisers einen Papst whlen wollten.
So errichtete er in Rom eine kaiserliche Schirmvogtei. Als er aber den grten Teil seines Heeres entlassen hatte, wiegelte Johann Xii. die Rmer zu einem Aufstande auf, die in groer Anzahl gegen Otto zogen. Aber die wenigen tapfern und kampfgewohnten deutschen Krieger strzten sich unter die feigen Rmer und wie die Falk den Schwrm der kleinen Vgel, so jagten sie die Gegner in die Flucht."
Auf die Frbitten des neuen Papstes gewhrte der Kaiser den Rmern Verzeihung, nachdem sie hundert Geiseln gestellt und aufs neue Treue und Gehorsam gelobt hatten.
Aber kaum hatte sich Otto gen Norden gewandt, hier die letzten Festen Berengars eingenommen und ihn samt seinem ruchlosen Weibe in die Verbannung nach Bamberg geschickt, als sich die Rmer abermals gegen Otto und den Papst Leo emprten. Letzterem gelang es noch glcklich, zu entkommen; er eilte zum Kaiser und bat um dessen Beistand.
Unterdessen war Johann Xii. nach Rom zurckgekehrt und hatte grausame Rache an seinen Gegnern genommen; aber schon nach wem-gen Wochen wurde er mitten in seinem Sndenleben durch einen Schlaganfall dahingerafft. Die Rmer whlten alsbald einen neuen Papst, Benedikt V.
Auf diese Nachrichten eilte Otto schnell nach Rom zurck und nahm die Stadt nach kurzer Belagerung ein. Die Rmer muten den neuen Papst ausliefern und den Eid der Treue erneuern. Papst Bene-dikt wurde in die Verbannung nach Hamburg gesandt.
<1) Seine Rckkehr nach Deutschland.
Jetzt erst (965) konnte der Kaiser an seine Rckkehr nach Deutsch-laud denken. Die Deutschen, zumal die Sachsen, begrten ihn mit lautem Jubel als Sieger und Kaiser. Die allgemeine Freude wurde durch die Nachrichten von dem Ableben des tapfern Gero getrbt. Nachdem dieser im Sden seines Bezirkes noch die Lausitzer zinsbar gemacht hatte, war er demtig nach Rom gepilgert und hatte sich und fem ganzes Eigentum dem Dienste Gottes geweiht. Er vermachte alle seine Habe, da seine Shne schon vor ihm gestorben waren, dem Kloster Gernrode."
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Extrahierte Personennamen: Johann_Xii Johann Otto Otto Johann Leo_Xiii Leo Johann_Xii Johann Otto Otto Otto Leo Leo Johann_Xii Johann Otto Gero
Extrahierte Ortsnamen: Italien Rom Rom Bamberg Rom Rom Hamburg Deutschland Deutsch-laud Sachsen Rom Gottes
126
Viertes Kap. Römische Geschichte.
wahrend aufzuopfern verbunden waren. Jedoch hatten sie ihre eigene
Verfassung beibehalten, und hingen von Roms Willkür nicht weiter,
als nach den Artikeln des geschlossenen Bundes, ab. Am günstigsten
waren dieselben für die lateinischen Völkerschaften—als für die
ältesten Bundes- und zugleich Stammesgcnossen — (socii latini
nominis), drückender für die übrigen (80eii italici nominis); wiewohl
auch von diesen einige ein gelinderes, andere ein härteres Gescz, je nach'
den Umständen der Unterwerfung oder nach einzelnen Rücksichten erhal-
ten hatten. In allen Gegenden wurden endlich auch römische Kolo-
n i e n angelegt, zur Wiederbevölkernng verödeter Städte oder zur Be-
hauptnrig der römischen Herrschaft, daher meist an der feindlichen Grenze,
oder unter Nationen von zweifelhafter Treue. Solche Kolonien — eigent-
lich Besazungen — genossen das römische Bürgerrecht, aber ohne
Antheil an den Eomitien und an den Magistratswürden der Hauptstadt.
Der Zustand Italiens nach seiner Unterwerfung bildet einen trau-
rigen Kontrast mit demjenigen, dessen cs früher, so lange es frei war,
sich erfreute. Welch' ein Gedräng von kräftigen, regsamen, glücklichen
Völkern erfüllte da das schöne Land! Zwar rohe Völker mitunter —
zumal in den Gebirgsgegenden — aber größeren Theiles gebildet, voll
Thätigkeit und Industrie, dem Handel und den friedlichen Künsten ob-
liegend und in fast ungestörtem Gedeihen. Wir haben Hetrnriens,
wir haben der großgriechischen Kolonien und ihres blühenden Zu-
standes schon früher gedacht (B. 1. S. 169 und 170 und 178.). Fast
jede Stadt war ein mächtiges, glückliches Gemeinwesen. Aber auch
das übrige Italien stand in einem schönen, wenn gleich etwas gerin-
geren Flore, wie ans den Berichten der Römer selbst, insbesondere
aus der ungemein dichten Bevölkerung des Landes zu erkennen ist; und
nach dem, was bereits geschehen, ließ sich mit Grund eine noch glän-
zendere Zukunft hoffen. Wie ganz anders wurde dies Alles unter dem
römischen Joche? — Viele Nationen hatte schon der Krieg vernichtet,
oder so sehr verdünnt, daß nur noch elende Reste derselben in verödeten
Ländern hausten, und nie mehr die alte Volksmenge sich ersezte. Von
vielen Städten des alten Italiens ist kaum die Lage mehr bekannt, von
anderen sicht man noch traurige Trümmer. Welche aber verschont blie-
den von gewaltsamer Verwüstung, die wurden dafür zu dauernden
Leiden und langsamem Ruine verdammt. Viele büßten einen Theil ihrer
Ländereien ein; man gab dieselben an römische Bürger. Diese zogen
meistens den Reichthum nach Rom, wohin sich auch, durch die natür-
liche Anziehungskraft der Gebieterin, die Blüthe der Bevölkerung ans
allen Ecken Italiens drängte. In den unaufhörlichen Kriegen Roms
wurden die Schäze und das Blut der Bundesgenossen vergeudet; aus
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Extrahierte Personennamen: Roms_Willkür
Extrahierte Ortsnamen: Italiens Italien Italiens Rom Italiens Roms
26
wird; doch ist der 4 Stunden lange und V2 Stunde breite
Ueberlingersee ausschließlich badisches Desitzthum^. Der See,
dessen absolute Höhe über dem adriatischen Meer und der
Nordsee nun ermittelt ist, liegt 1232' ü. d. M., mißt von
Bregenz bis Constanz 10 bad. Stunden und bis zur Mün-
dung der Stockacher Aach 14 Stunden. Seine größte
Breite zwischen Arbon und Bregenz beträgt 5 Stunden;
zwischen Friedrichshafen und Romanshorn 3 Stunden,
zwischen Constanz und Meersburg 1v2 Stunden. An
Flächenraum nimmt er 9*/2 lum. ein.
Er ist also dreimal größer als das Fürstenthum Lichtenstein
(3 sim.). Uebrigens sind außer diesem noch 7 Deutsche Staaten
an Umfang kleiner als der Bodensee: die Landgrafschaft Hessen (5
s)M-), das Fürstenthum Lippe-Schaumburg 8 ssim., das Fürsten-
thum Reuß-Greiz 7 s)M. und die 4 freien Reichsstädte: Frank-
furt 2, Hamburg 6, Lübeck 6, Bremen 3y2 f)M.
Unter der Benennung Dbersee begreift man die süd-
lichere Seehälfte: von Immenstaad-Romanshorn bis Bregenz.
Im Ueberlingersee liegt die hochanstcigende aber kleine
Insel Mainau mit schönem Schloß, setzt Eigenthum des
Großherzogs.
Ehedem eine Besitzung des deutschen Ordens, wurde diese Insel
im 30iährigen Krieg 1647 von den Schweden mit einer Flotille
von 17 Schiffen erstürmt und geplündert.
Die vorzüglichsten Seehafen sind: Constanz, Ludwigs-
hasen, Meersburg (badisch), Friedrichshafen (württember-
gisch), Lindau (bayerisch, auf einer Insel im südöstlichen
Theil des Bodensees), Bregenz (österreichisch), Rorschach
und Romanshorn (schweizerisch).
Bei starkem Wind, namentlich beim Südwind, „Föhn" genannt,
ist der See sehr bewegt und auch für größere Schiffe gefährlich;
der Obersee ist selbst zeitweise sehr stürmisch, während die Seefläche
bei Constanz sich ruhig verhält; doch zeigt er manchmal bei stil-
lem Wetter ein starkes sogenanntes „Grundgcwell", wobei der ganze
See in Bewegung ist. Die tiefste Stelle desselben ist in der Mitte
zwischen Friedrichshafen und Romanshorn 856'. Bei Constanz
zwischen Horn und Kreuzlingen beträgt dieselbe 140'. In den See
ergießen sich gegen 50 Bäche und Flüsse. Unter den vielen (26)
Fischarten, die derselbe enthält, sind die Felchen und Gangfische
dem See allein eigentümlich. Von crsteren werden die Blaufel-
chen nur zwischen der Mainau, Meersburg und Bottighofen und
in der Bucht von Constanz im Juni und Juli gefangen; die Sand-
felchen im Winter am Untersce; die Gangfische aber in den Mo-
naten November und December. Der Fang der letzteren beginnt
im Untersee bei Ermatingen und Gottlieben und endet bei Constanz
oberhalb der Rheinbrücke, wo sie zu Tausenden innerhalb der nach
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27
der Fischerordnung hiesür festgesetzten 13 Nächte gefangen werden.
Letztere kommen geräuchert in den Handel. Aber es gibt im See
auch Hechte bis zu 40 Pfund; Seeforellen bei Constanz und Lachs-'
forellen bei Lindau bis zu 30 Pfund. Außerdem werde>a 73 Vögel-
arten, worunter 36 Arten Schwimm- und 30 Arten Sumpfvögel
an demselben aufgezählt.
5 Eisenbahnen münden am Bodensee: 1) die baye-
rische Staatsbahn in Lindau, 2) die Schweizerbahn von
Winterthur nach St. Gallen, 3) die Schweizerbahn von
Winterthur nach Romanshorn, 4) die württembergische
Staatsbahn bei Friedrichshasen, 5) die badische bei Constanz.
Vom Bodensee 3/4 Stunden entfernt, doch mit demselben
durch den bei Constanz abfließenden Rhein verbunden, ist
der Zetter- oder Untersee — ein selbständiges Seebecken
von mehr als 1 Om. Umfang, von Gottlieben bis zur
Zeller Aach 3% Stunden, bis Stein Vj2 Stunden lang;
die Breite beträgt 1—iy2 Stunden. Die größte Tiefe
zwischen Hornstaad und Berlingen beträgt 148'. Er um-
schließt die Insel Reichenau, die °/4 Stunden lang und
gegen % Stunden breit ist.
Die vom irländischen Bischof Pirmin 724 gegründete, 1538 mit
dem Hochstift Constanz vereinigte Benediktinerabtei Reichenau war
eine der wichtigsten Bildungsstätten Süddeutschlands. Die Kirche
von Oberzell (unfern der Ruinen der 1370 zerstörten Burg Scho-
pfeln), wurde 888 von dem später zum Erzbischof von Mainz er-
nannten Abt Hatto von Köln erbaut. Auf dieser Insel liegt der
als Heerführer sagenberühmte Schwager Carls des Großen, Gerold,
damals Herr des ganzen Linz- und Argengaues, der im Kampfe
wider die Avaren fiel, begraben. In Mittelzell ist die Grabstätte
Kaiser Carls des Dicken, f 888.
Der Seearm zwischen der Reichenau und Allensbach heißt auch
der Gnadensee.
Von Constanz bis in die Nähe von Gottlieben ist der Rhein
ganz badisch; von da an bildet der Thalweg, der am Schweizer
User hinzieht, die Landesgrenze, so daß fast der ganze Unterscc zu
Baden gehört. Dieser See gefriert beinahe alljährlich zu, so daß
er von der Reichenau in die Schweiz oft mit Magen befahren
werden kann. Der Bodensee dagegen gefriert seiner bewegten
Wellen wegen höchst selten zu. Doch fand dieß statt in den Jah-
ren 1277, 1560, 1573, 1587, 1695 und 1830.
Besonders hoch (10'/2‘ über den Nullpunkt des Lindauer Pegels,
der den niedersten Stand des Wassers bezeichnet, während der Con-
stanzer Pegel den höchsten angibt) war der Wafferstand in den
Jahren 1343, 1511. Nahezu gleich hoch in den Jahren 1640, 1770, <
1785. Auch in den Jahren 1817, 1821, 1822, 1857, 1858 er-
reichte der See eine bedeutende Höhe. Sehr niedrig war der Wasser-
stand 1672, 1725, 1779, 1784, 1797 und 1859. Am höchsten steht
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