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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 77

1894 - Dresden : Ehlermann
§ 25- Geistesleben in Deutschland. 77 Schwulst der 2. schlesischen Dichterschule setzen Männer wie Christian Weise Einfachheit und Natürlichkeit entgegen (freilich auch in Wässerigkeit verfallend — die ,,Wasserpoeten“), e) Ein Dichter wie Günther stimmt zum ersten Male wieder wärmere Herzenstöne an, ein Grimmelshausen schreibt einen volkstümlichen Roman „Der abenteuerliche Simplicius“ (gew. Simpli-cissimus genannt), der die schreckliche Zeit des grauenvollen Krieges mit Naturwahrheit seinen Zeitgenossen vor Augen führt. Die geistliche Dichtung bewahrt sich noch etwas von der Herzensinnigkeit der früheren Zeit, wie bei dem Jesuiten Spee (Trutznachtigall) und dem Mystiker Angelus Silesius (Johann Scheffler, später zur katholischen Kirche übergetreten) und erreicht in Paul Gerhard sogar noch einen Höhepunkt. Ii. Zweite Stufe. Freiere Geistesregungen mit dem Aufgang Preussens zusammenfallend, a) Die englisch-französischen Aufklärungsgedanken finden hier empfänglichen Boden. Am Hofe Sophie Charlottens streiten Freidenker mit orthodoxen Geistlichen und verkehrt vor allem der grosse Leibn iz (s. § 21, I. 3). b) In Berlin wird eine Akademie der Künste und eine „Sozietät der Wissenschaften“ gegründet (§ 14, Vi. 3 b). c) In der vom Kurfürsten Friedrich Iii. gestifteten Universität Halle lehrt ein Thomasius in deutscher Sprache und kämpft gegen Hexenprozesse (§ 14, Vi. 3 a). d) Gegenüber der engherzigen Glaubensrichterei zünftiger Theologen öffnen die Pietisten (Spener und Francke) die Gemüter wieder der Herzensfrömmigkeit, die sich auch in Werken thätiger Nächstenliebe wirksam erweist (Stiftung des Halleschen Waisenhauses durch Francke, Wirken der vom Grafen Zinzendorf gestifteten Herren-huter Gemeinde). e) Unter dem Einfluss dieser Geistes-stromung findet die Musik den ergreifendsten Ausdruck für tiefe Seelenbewegungen und erhebt die Gemüter zu Gott in den Tonwerken eines Sebastian Bach und eines Fried-rich Händel, f) Auch die bildende Kunst bringt einen Meister wie Schlüter (Baumeister Friedrichs Iii zugleich Bildhauer; s. § 14, Vi, 3 c.) hervor, g) Man sucht die r esse ln der Unnatur abzustreifen. Der Drang, sich aus unnatürlichen Zuständen in ein reines Naturleben zu flüchten, verschafft den Robinsonaden, Nachahmungen eines von em englischen Freidenker De Foe herausgegebenen Komans, die weiteste Verbreitung. Das Ideal einer reinen

2. Grundzüge der neueren Geschichte - S. 48

1886 - Dresden : Höckner
48 - b) Die Inquisition. 1542 Auf spanische Anregung hin erneuerte Papst Paul Iii. 1542 die Inquisition zunchst fr Italien, die Durchfhrung bernahm von Rom aus Kardinal Caraffa. Durch rcksichtslose Strenge erreichte sie vollstndig ihren Zweck, die Unterdrckung aller ab-weichenden Lehrmeinungen in Wort und Schrift (Index librorum prohibitorum, der magebende in Rom feit 1559). c) Das Concil von Trident. Berufen von Paul Iii., geleitet von ppstlichen Legaten und abstimmend nach Kpfen, nicht nach Nationen, schuf es die gesetzlich e und dog matische Grundlage. Es ordnete in seiner ersten Session 1545/7 die Glaubenslehre ohne und gegen die Protestanten (Quellen der Offenbarung die revidierte Vulgata und die Tradition, die guten Werke notwendig, Siebenzahl der Sakramente). Die zweite Session 1551/2, auch von den Protestanten beschickt, endete in heftigem Streit Die dritte Session 1562/3, welche Pius Iv. berief, lste, schon unter jesuitischem Einflsse, ohne die Protestanten, aber unter ausng-lichem Widerstreben der Spanier, Franzosen und Deutschen, die Verfafsungsfrage im Sinne des Papsttums (die Hierarchie von Gott eingesetzt, der Papst allgemeiner Bischof" und alleiniger Ausleger der Coucilienbefchlsse). Den Abschlu bildete die Professio fidei Tridentina. der alle Andersglubigen sprach die Kirche den Bannfluch aus. Unbedingte Annahme fanden die Tridentiner Beschlsse nur in Teilen Italiens, in sterreich, Portugal, Polen, bedingte in Spanien (unbeschadet der kniglichen Gewalt) und Frankreich (hinsichtlich der Glaubenslehre). Die Erneuerung der Kirche entkleidete schlielich auch das Papsttum seines berwiegend weltlichen Charakters und drngte es in eine streng kirchliche Richtung, besonders energisch unter Paul Iv. Caraffa 1555-1559, Pius Iv. Medici 15591564, dessen Neffe Karl Borromeo, Erzbischos von Mailand (f 1584) Muster eines Priesters war, und Pius V. Ghislieri 15651572, der uach Luthers Muster den Catechismus romanus, ein neues Brevier und Missale aufstellte. Ihrem Wesen und Prinzip nach unverndert, unterdrckte die restaurierte Kirche zunchst in Italien in der Wissenschaft alle freieren Richtungen (der Philosoph Giordano Bruno in Rom verbrannt 1600, der Astronom Galileo Galilei zum Widerruf gezwungen 1633), daher auch den Humanismus, der den Jesuiten erlag, und nahm sie nur soweit in ihre Dienste,

3. Grundzüge der neueren Geschichte - S. 21

1886 - Dresden : Höckner
21 wegungen (der Pfeifer von Nicklashausen 1476), spter ausgedehnte und niemals ganz unterdrckte Geheimbnde, berbunb-schuh" am Oberrhein und der arme Konr ab " in Wrttemberg (1514), denen hnliche Erscheinungen im innern sterreich und der greuelvolle Kuruzeukrieg in Ungarn parallel gehen. So wrben Adel und Bauern, an sich die konservativsten Stnbe, auf die Bahn der Revolution gebrngt. e) Die Kirche. 1. Das Koukorbat V.j. 1448 hatte baszerfahrene Deutfchlaub mehr als jebes anbre Land der ppstlichen Ausbeutung durch Annaten und Palliengelber, Reservationen und Exspectanzen, Zehnten und Ablsse unterworfen. Die beutfche Kirche selbst bte als Herrin bebeutenber Frstentmer und des besten Drittels von Deutschlaub groen politischen Einflu aus; anderseits war die beraus zahlreiche, wohlorganisierte Geistlichkeit von aller staat-lichen Gerichtsbarkeit befreit, obwohl sie durch ihr geistliches Gericht in viele weltliche Verhltnisse eingriff; sie beherrschte die gesamte geistige Bildung vollstnbig, ba alle hheren Unterrichts-anstalten, die Universitten, wie die Dom- und Kloster- und selbst die Stabtschulen unter ihrer Leitung stanben, und war in ihrer Mittlerstellung zwischen Gott und Menschen der Ergebenheit der Laien sicher, die sich in Stiftungen, Wallfahrten, Bruder-schaften u. a. m. kunb gab. 2. Doch sie war in allen ihren Schichten sittlich verberbt, prebigte eine rein uerliche Werkheiligkeit, die ganz und gar auf dem Glauben an die seligmachenbe Kraft der guten Werke" beruhte und hemmte, indem sie unfruchtbare Gelehrsamkeit pflegte, jeben Fortschritt der Wissenschaft durch ihren Anspruch auf unfehlbare Entfcheibung, whrenb sie das Volksschulwesen vernachlssigte. Auf biesem Gebiet erlitt ihre Herrschaft den ersten Sto. d) 1. Der Humanismus, fr besten Aufnahme in Deutschland nicht seine nationale Bedeutung wie in Italien, sondern seine formalen und wissenschaftlichen Leistungen sprachen, kam seit den Concilien von Konstanz und Basel durch einzelne italienische Humanisten (Aeneas Sylvius Geheimschreiber K. Friedrichs Iii. in Wien), spter durch in Italien gebildete Deutsche, unter denen bahn-brechend Rudolf Agricola (14451485) wirkte, der die Alpen. Allmhlich gewannen die Humanisten an einzelnen Uni-verfitten, namentlich Heidelberg, Straburg, Wien, Erfurt, als Lehrer der Beredsamkeit, im Patriziat einzelner grerer Reichs-

4. Grundzüge der neueren Geschichte - S. 23

1886 - Dresden : Höckner
23 3. Der Kirche an sich standen somit die Humanisten nicht feindlich gegenber, doch zur Opposition gegen die damalige Kirche trieb sie bald der Grundsatz der freien Forschung und ihr deutsches Nationalgefhl. Zum Bewutfein kam dieser Gegen-satz zuerst den Humanisten in Ersurt, die sich um Mutianus Rusus scharten (Crotus Rubianus, Helius Eobanus Hessus). Mit ihnen in Verbindung stand Ulrich von Hutten.*) 4. Den unvershnlichen Widerspruch zwischen der Scholastik und dem Humanismus, der kirchlich gebundenen und der freien Wissenschaft enthllte die Reuchlinistensehde (seit 1510).**) wegung wegen nach Freiburg i/B. der, starb aber in Basel 1536. Mehr ein Mann des scharfen Verstands als warmer Empfindung und energischen Willens, ohne Heimat und fast ohne Nationalgefhl, ein Weltbrger des habsburgischen Weltreichs, krnklich und schchtern, wirkte E. fr die Sache des Humanismus weniger als Lehrer wie als Schriftsteller durch eine un-geheure wissenschaftliche Korrespondenz mit Gelehrten aller Lnder, die Heraus-gbe fast aller antiken Autoren und die Abfassung von Lehrbchern, und fr eine wissenschaftliche Reform der Kirche, indem er die Christenheit zu den echten Quellen ihrer Lehre zurckfhrte, daher die Herausgabe der lteren Kirchenvter und des griechischen N. T. 1516, wie geistlicher Handbcher (Enchiridion militis christiani). Gegen die Verkommenheit der Scholastik und des Klosterwesens wandte sich seine feine Satyre Encomion moriae 1509. *) Genosse eines weitverzweigten, reichsritterlichen Geschlechts in Fran-ken, geb. 1488 auf der Steckelburg bei Fulda, und weil krnklich 1499 diesem Kloster zugefhrt, flchtete er von dort 1505 und whlte, deshalb vom Vater verstoen, das unruhige Wanderleben des Humanisten. Immer arm und oft schwerkrank besuchte er die meisten norddeutschen Universitten und kam 1512 der Wien nach Italien. 1513 zurckgekehrt vershnte er sich mit seinem Geschlechts, dessen Interesse seine Feder in Sachen des Hans v. Hutten gegen dessen Mrder Herzog Ulrich von Wrttemberg verfocht und trat durch Vermittlung Ethelwolfs v. Stein in Verbindung mit dem Erzbischof Albrecht von Mainz, spter in dessen Dienste. Eine zweite Reise nach Italien , 15151517 fhrte ihn bis Rom, aber er studierte nicht, wie seine Gnner wollten, die Rechte, sondern blieb Humanist und wurde auf der Rckreise von Kaiser Maximilian in Augsburg 1517 zum Dichter gekrnt. Seine wei-tere Laufbahn ist eng mit der Geschichte der Reformation verflochten (t 1523). Hutten, mehr schneidiger Publizist als Gelehrter, ist der leidenschaftliche und pathetische Vertreter des deutschen Nationalgefhls sowohl gegen Italiener und Franzosen wie gegen das entartete Papsttum, dessen Stellung in Deutschland er als schmachvolle Fremdherrschaft energisch bekmpft, be-sonders seit 1519. **) Den Namen gab ihr Johann Reuchlin (Capnio), geb. 1455 in Pforzheim, armer Leute Kind und nur durch Untersttzung des markgrflich badischen Hofes in den Stand gesetzt, sich wissenschaftlichen Studien in fast allen Fchern in Basel und Frankreich zu widmen, dann im Dienste Eberhards von Wrttemberg und mit ihm 1482 in Italien, das er 1496 nochmals be-

5. Grundzüge der neueren Geschichte - S. 61

1886 - Dresden : Höckner
61 sie nicht fr die Kirche, sondern sr das Haus arbeitete, in Landschaft, Seestck, Portrt, Genrebild und Stillleben zu ganz selbstndiger Entwicklung (Frans Hals f 1666, Paul Rem-brandt j 1669, Jakob von Ruysdael f 1682). Mehr nach italienischem Vorbilde, doch eigenartig, entwickelte sich die stand-rische Malerei (Peter Paul Rubens j 1640, Anton van Dyk t 1641), 5. Die Reformation in England und Schottland. a) England bis auf Elisabeth. 1. Die Reformation war uerlich vorbereitet durch die weit-gehende Selbstndigkeit der englischen Kirche gegenber Rom (1521 Kardinal Wolsey ppstlicher Legat und Generalvikar) und ihre strenge Abhngigkeit vom König, innerlich auch hier durch das Eindringen des Humanismus (Roger Asham, Thomas Mo-rns). Ihre Durchfhrung beruhte aber nicht auf einer Volks-erhebnng, sondern aus den Beschlssen des nahezu absoluten Knigtums und des Parlaments, dessen Ansehen die Rosenkriege sehr geschwcht hatten, und richtete sich zunchst nur auf Los-reiung von Rom. 2. Die Veranlassung gab der Wunsch Heinrichs Viii. (15091547), seine unkanonische Ehe mit Katharina von ra-gonien, der Witwe seines Brndes Arthur, Tante Karls V., zu trennen und sich mit Anna Boleyn zu vermhlen. Da Papst Clemens Vii. den ntigen Dispens aus Rcksicht auf sein Verhltnis zu Karl V. verweigerte, so wurde Wolsey 1529 ent- 1529 lassen und Heinrich Viii. vollzog 1531 auf Rat des Parlaments 1531 und mit Zustimmung der Geistlichkeit die Trennung der eng-tischen Kirche von Rom, dann die Vermhlung mit Anna Voleyn und die Scheidung von Katharina (1533). Als Oberhaupt der englischen Kirche zunchst unter Gott" 1534 vom Parlament anerkannt (Suprematseid), zog der König die Klster zu Gunsten des Adels und der Krone ein, hielt aber sonst, obwohl nicht ohne Schwan-ken, an der Verfassung und Lehre der katholischen Kirche fest und schrfte die letztere durch die sechs (Blut-) Artikel" 1539 mit 1539 grausamer Hrte ein (Thomas Morus schon 1535 hingerichtet). Selbst Anna Boleyn bte ihre Hinneigung zum Protestantismus und angebliche Untreue mit Verstoung und dem Tode 1536. Auch nachher bezeichnete ein neues Ehebndnis jede politisch-kirchliche Wandlung. Dieser launenhafte Despotismus erscheint

6. Grundzüge der neueren Geschichte - S. 29

1886 - Dresden : Höckner
29 2. Den ruhigen Fortgang seiner Thtigkeit verbrgte dann die Haltung des Reichsregiments (seit Herbst 1521 in Nrnberg), das die Forderung des einer Reform an sich geneigten Papstes Hadrians Vi. (Adrian von Utrecht 152223), als Bedingung jedes Zugestndnisses an Deutschland das Wormser Edikt streng durchzufhren, zurckwies und ein Concil in Deutsch-laud binnen Jahresfrist verlangte (Februar 1523). 3. Dann aber unterbrach den Frieden der Aufstand der 1522 Reichsritter unter Sickingen (15221523). Zur Verwirk- bis lichung ihrer unklaren Ziele (Sicherung ihrer Selbstndigkeit gegenber den Fürsten, Einziehung der geistlichen Frstentmer und gewaltsame Durchfhrung der Kirchenreform) schlo die rheinische, srnkische und schwbische Reichsritterschaft in Landau ein brderliches Verstndnis" (August 1522). Aber die Verstndigung mit den Stdten milang auch Hutten, und Sickingens Angriff aus das Erzstist Trier scheiterte nicht nur an der tapfern Verteidigung der Hauptstadt, sondern trieb auch Hessen und Pfalz zum Bndnis mit Trier. Whrend die Reichsritter meist un-thtig blieben und dann vereinzelt vom schwbischen Bunde berwltigt wurden, erlag Sickingen selbst inzwischen gechtet dem Angriff der drei Fürsten aus dem Landstuhl (April und Mai 1523). In seinen Fall verwickelte er auch Hutten, der als armer Flcht-ling unter Zwiuglis Obhut in Usnau bei Zrich starb. 4. Der Aufstand erschtterte die Stellung des Reichsregi-ments gegenber den Fürsten, die ihn allein besiegt hatten. Gleich-zeitig erregte es die Besorgnis der Reichsstdte durch das Projekt einer Reichszollgrenze. Beide erzwangen deshalb aus dem Reichstage von Nrnberg Anfang 1524 die Entlassung der bisherigen Mitglieder und die Verlegung seines Sitzes nach Elingen, damit die Auslsung jeder geordneten Reichsregierung. Der Kaiser aber verbot den zur Regelung der kirchlichen Frage in Speier beabsichtigten Reichstag, und der Sonderbund von Regensburg (zwischen sterreich, Bayern, Salzburg und elf Bischsen) zur selbstndigen Durchfhrung des Wormser Juli Ediktes Juli 1524 entschied die konfessionelle Spaltung 1524 Deutschlands. 5. Andrerseits begann die kirchliche Neugestaltung, da Fürsten und Bischfe sie ablehnten, durch selbstndiges Vorgehen der Gemeinden nach Luthers Anweisung, zuerst in Kursachsen (Wittenberg, Zwickau, Altenburg), Erfurt, Magdeburg, in der Oberlausitz und in Schlesien (Breslau), in den sddeutschen

7. Grundzüge der neueren Geschichte - S. 254

1886 - Dresden : Höckner
254 schsse im Januar 1848 erffneten gnstige Aussichten, zumal der König die regelmige Berufung des Landtags verhie. 3. In seiner romantischen Stimmung bewies der König der katholischen Kirche weitherziges Entgegenkommen, indem erden Verkehr der Bischfe mit Rom vllig freigab, die verhafteten Erzbischse entlie und den Weiterbau des Klner Domes in Angriff nahm (Dombaufest im September 1842). Mit alledem frderte er freilich nur den Ultramontanismus. Zwar rief nun innerhalb des Katholicismus selbst die Ausstellung des sge-nannten heiligen Rockes (Christi) in Trier 1844 namentlich in Schlesien die deutsch-katholische Bewegung (Johannes Ronge, Czerski) hervor, deren Anhnger Ostern 1845 ein Eon-eil in Leipzig veranstalteten, doch bewies sie geringe innere Kraft und wurde in Bayern, Kurhessen und Sachsen zunchst nicht zugelassen. Da sich hier mit der Verstimmung der die ab-lehnende Haltung der Regierung gegenber den Forderungen der liberalen Opposition (Landtag 1842/3) die grundlose Besorgnis vor katholischen Umtrieben verband, so kam es in Leipzig im August 1845 schon zu blutigen Austritten. 4. In der protestantischen Kirche bevorzugte Friedrich Wilhelm Iv. im Einvernehmen mit dem Kultusminister von Eichhorn die strengglubige Richtung, doch erfllte die Ge-neralfynode 1846 seine Erwartungen nicht. Andrerseits gelangten die Gemeinschaften, die sich von der Union trennten, die Freigemeinden, die auch nach Sachsen sich verbreiteten, und die separiert-altlutherischeu Gemeinden nur zu geringer Bedeutung. Trotz solcher Spaltungen bewies die Entstehung 1843 des Gustav-Adolf-Bereins 1843 zur Untersttzung evangelischer Glaubensgenossen in der Diaspora, da ein starkes Gefhl der Gemeinschaft in der deutsch-evaugelischeu Kirche lebe. 5. Alle diese Bewegungen steigerten das Interesse an ffent-lichen Angelegenheiten, doch richtete sich dasselbe ganz vorwiegend auf freiheitliche Gestaltung der Einzelstaaten. Das National-gefhl und damit das Bedrfnis nach krftigerer Einigung Deutschlands wurde zuerst durch die Bestrebungen Frank- 1840 reichs nach der Rh eingrenze 1840 (Beckers Rheinlied, Schneckenburgers Wacht am Rhein"), nachhaltiger noch durch die schleswig-holsteinische Frage erweckt. 6. In S ch l e s w i g - H o l st e i n, das, obwohl nur Holstein zum Deutschen Reiche und zum Bunde gehrte, ein einheitlicher Staat und mit Dnemark nur durch Personalunion verbunden war,

8. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 215

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 215 — (besonders in Bezug auf die Kirchenlehre) in der Behandlung der Reformationsgeschichte zu geben. 1. Ordnungen der Kirche. Der Papst in Rom Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche (nicht der griechisch-katholischen; Gebiet beider Kirchen), zugleich weltlicher Fürst des Kirchenstaates. Unter ihm die Kardinäle (die Wähler des Papstes und Gehilfen in der Kirchenregierung), „die Erzbischöfe und Bischöfe (zugleich Landesherren), die Äbte und Äbtissinnen der Klöster. Unter den Bischösen die Geistlichen (Eölibat) in Städten und Dörfern. 2. Kirche und Reich. Kämpfe zwischen Papsttum und Kaisertum (Gregor Vii., Alexander Iii., Innocenz Iii. — Heinrich Iv., Heinrich V., Friedrich I., Friedrich Ii.). Anspruch des Papsttums: Der Papst ist als Stellvertreter Christi nicht bloß Herr über die Kirche, sondern auch über alle weltlichen Reiche, insbesondere über Italien; Anspruch des Kaisertums: Der Kaiser ist mindestens Herr über das Reich und darum auch über Italien. Waffen des Papsttums in diesem Kampfe: Interdikt, Bann, Eölibat, Investitur, Glaube des Volkes an die Himmelsschlüssel Petri. Ausgang des Kampfes: Zertrümmerung des römischen Kaisertums aber auch des Anspruches der Päpste auf Weltherrschaft, also Selbständigkeit beider Gewalten. Das Papsttum behält nur die Herrschaft über den Glauben und das Leben der katholischen Völker. 3. Kirchliches Leben. Kirchen zucht: Bann, Interdikt; Buße; Ablaß. Gottesdienst: Messe, Gesang, Predigt (Kirchensprache: lateinisch); daneben Heiligen- und Reliquienverehrung; gute Werke: Wallfahrten, Kreuzzüge, Almosen; äußerliche Verehrung Christi (Kreuzzüge). Kirchenlehre: Die oben genannten Punkte. (Die wesentlichen Punkte der Lehre werden erst durch den Gegensatz zur evangelischen Lehre klar gelegt). Aberglauben: Erscheinungen der Heiligen, Wunderkraft der Reliquien (heilige Lanze) u. s. w. 4. Ergänzungen. Mönchsorden und Klosterleben (vergl. das betr. kulturgeschichtliche Bild von Lehmann). Ketzergerichte u. s. w. 5. Urteil: In unserer evangelischen Kirche ist fast alles ganz anders als in der päpstlichen Kirche (z. B.?). Wir wissen schon, durch wen diese Änderungen eingetreten sind (Luther), und werden bei der Besprechung Luthers genauer erkennen, worin sich die evangelische Kirche von der katholischen unterscheidet.

9. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 5

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
Vorher war es also anders gewesen. Wie? Die meisten niederen Geistlichen — natürlich mit Ausnahme der Klostergeistlichen, der Mönche und Nonnen — waren verheiratet; nur die höheren Geistlichen mußten ehelos sein und trennten sich daher, wenn sie vor ihrer Erhöhung geheiratet hatten, von ihren Frauen. Wie sollte es nun werden? Kein Priester durfte heiraten, und die schon verheiratet waren (?), mußten ihre Frauen und Kinder entlassen. Was werden die Priester über diese Verordnung denken und sagen? Sie werden tr aurig und zornig sein über diese Zumutung (Ausmalung und Begründung dieser Gefühle), sie werden sagen: Seither ist es doch auch ganz gut gegangen, und es kann doch keine Sünde sein, Frau und Kinder zu haben (Gott hat ja auch Adam und Eva zusammengeführt und hat verboten, die Ehe zu brechen, aber nicht, die Ehe zu schließen); darum werden sich die meisten weigern, dem Befehl des Papstes zu gehorchen. Und so war es auch. Als z. B. der Erzbischof von Mainz seinen Priestern auf einer großen Versammlung in Mainz das Gebot des Papstes bekannt machte, da erhob sich ein solches Schreien und Lärmen unter den erzürnten Priestern, daß die Versammlung rasch ein Ende nahm; ja die wütendsten drangen auf den Erzbischof ein, drohten ihm mit geballten Fäusten und hätten ihn gemißhandelt und erschlagen, wenn ihn nicht seine Getreuen aus ihren Händen gerettet hätten. Und Ähnliches geschah an vielen Orten. Und was wird der Papst Gregor da thun? Er wird mit Strafen drohen und die Ungehorsamen bestrafen, z. B.? Bestätigung: Gregor machte überall in den Kirchen bekannt, daß kein gläubiger Christ bei einem verheirateten Priester die Messe hören (den Gottesdienst besuchen) dürfe, daß die verheirateten Priester ihr Amt und ihr Einkommen verlieren sollten und daß kein Bischof bei Strafe der Entsetzung und des Bannes verheiratete Priester in seinem Bistum dulden dürfe. Ja der Papst sandte sogar Scharen von Mönchen aus, die die einzelnen Gemeinden gegen ihren verheirateten Pfarrer aufhetzen sollten (sie sagten wohl: Die Sündenvergebung und das Abendmahlsbrot, das euer Pfarrer euch spendet, gilt nichts vor Gott; da kann euch auch euer Pfarrer nicht in den Himmel bringen); und dies gelang ihnen auch meist so gut, daß die grimmigen Bauern ihren Pfarrer bedrohten, ja ihn sogar in der Kirche mißhandelten, bis er schwur, sich von feinem Weib zu trennen. Ob solche Maßregeln wohl helfen werden? Gewiß. Gregor hat im Lauf der Jahre seinen Willen in der ganzen katholischen Kirche durchgesetzt, und von dieser Zeit an bis auf den heutigen Tag ist kein katholischer Priester verheiratet. Warum hat aber der Papst dies Gebot gegeben, und warum hat er es so hart und rücksichtslos durchgeführt? Warum hat er taufende von Familien so grausam getrennt und Hunderttausenden von Priestern das Recht genommen, sich eine Familie zu gründen? Er hat doch gewiß so gut wie wir gewußt, daß auch ein verheirateter Priester das Wort Gottes predigen kann? Gregor hat sicherlich die Ehe nicht ver-

10. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 3

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 3 — in den Bann, darum starb er in solchem Unglück, so verlassen und un-geehrt. Nun können wir genauer sagen, wovon wir reden wollen. Hauptziel: Der gebannte Kaiser Heinrich Iv. Erste Einheit. Me Ursache des Mmres. Ziel: Überschrift. I. Der Bann eines Kaisers ist ebenso merkwürdig und auffallend, wie das dadurch entstandene Unglück. Warum? Denn es handelt sich doch hier um keinen geringen Mönch, wie Luther war, sondern um den obersten Herrn der ganzen Christenheit, um den mächtigen Schutzherrn der Kirche, um einen Mann wie Karl d. G. und Otto d. G. Sollte denn der Kaiser wirklich jo gottlos und verbrecherisch gewesen sein, daß der Papst ihn aus der Gemeinschaft der frommen Christen ausstoßen mußte? Das muß doch ein gewaltiger Papst gewesen sein, der es wagte, den Kaiser aus der Kirche und aus der Gesellschaft der Christen auszustoßen, und dieser Papst muß doch gewichtige Gründe gehabt haben, um ein solches Urteil zu sprechen. Hören wir daher zuerst etwas von dem Papst, der den Kaiser bannte, dann wird uns auch die Ursache des Bannes klar werden. Erstes Stück: Papst Gregor Vii. und seine Einrichtungen. Disposition: 1. Wahl Gregors zum Papst. 2. Die Einrichtungen Gregors. Erster Abschnitt: Die Wahl Gregors zum Pap st. Ii a. Darbietung des Stoffes: Gregor Vii. war der Sohn eines armen italienischen Bauern und hieß ursprünglich Hildebrand (wie der Dienstmann des Dietrich von Verona, ein deutscher Name). Er war von seinem Oheim, dem Abte eines Klosters, schon als Knabe in dies Kloster ausgenommen und hier mit aller Sorgfalt unterrichtet und erzogen worden. Der Knabe machte erstaunliche Fortschritte und wurde bald zum Mönch geweiht. Weil er so tüchtig und klug war, wurde er an den päpstlichen Hos gerufen und wirkte als Gehilfe und Ratgeber mehrerer Päpste mit feurigem Eifer und großem Erfolg. So kam es, daß bei der Bestattung des eben verstorbenen Papstes aus der Menge der Ruf erscholl: Hildebrand sei unser Bischof! Hildebrand erschrak und wollte abwehren. l*
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