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1. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 233

1855 - Mainz : Kirchheim
233 34. Clemens August, Erzbischof von Köln. Der Schmerz der Gefangenschaft, die Besorgniß, der Streit über die gemischten Ehen möchten der Kirche noch größere Nach- theile und Leiden bereiten, hat die sonst rüstige Gesundheit des greisen Erzbischofs gebrochen. Darum gestattete ihm der König, von Minden nach Darfeld zu seiner Familie sich zu begeben. Er gebrauchte die Bäder zu Lippspringe und Unna und reiste darauf, ziemlich hergestellt, in heiliger Sehnsucht, den Vater der Christen- heit kennen zu lernen, nach Rom. Seine Reise dahin war der Triumphzug eines großen Feldherrn im Dienste Jesu Christi. Ueberall wurde er mit Jubel begrüßt und Schaaren Volkes ver- langten den Segen des großen Glaubensbekenners. Zu Rom wurde er mit der höchsten Auszeichnung empfangen. Am Palaste Quirinal stand der Tragsefsel des Papstes und die Träger, um den Erzbischof die Stiege hinauf zu tragen. Der schlichte Mann wies tief gerührt diese Ehren ab und stieg, gestützt auf seinen Führer, langsam die hohen Treppen hinauf. Im Äudienzsaale umarmte Gregor Xvi. unter vielen Thränen den weinenden Clemens August. Lange hielten sie sich umarmt, der Kirche Haupt und sein treuer Sohn — beide ehrwürdige Greise in feierlichem Schweigen. In Demuth will der siebenzigjährige Erzbischof niedersinken vor dem Statthalter Jesu Christi; allein Gregor hält ihn aufrecht und führt ihn zum Sitze neben sich. Gregor ehrte den würdigen Erzbischof mit hohen Ehren. Nur den höchsten fürstlichen Personen pflegt der Papst einen Gegenbesuch abzustatten. Am 28. September besuchte er in feierlichem Aufzuge den Erzbischof von Köln. Ein Regiment Garde - Cavallerie be- gleitete den päpstlichen Wagen. An der Wohnung des Erzbischofs stand die päpstliche Leibgarde mit gezogenem Schwert. Der Erz- bischof bewohnte die obersten Zimmer. An der Treppe empfing er den heiligen Vater, der ihn in den Arm nahm und die Treppe mit ihm hinaufstieg. Lange unterhielten sie sich, dann umarmte der Papst den Erzbischof in inniger Herzlichkeit und im Bewußtsein, daß sie sich auf Erden nicht mehr sehen. Clemens wollte längere Zeit zu Rom bleiben, allein das beiße Clima schwächte seine Ge- sundheit und darum trat er die Rückreise an. Er schlug seinen Wohnsitz zu Münster auf, lebte sehr zurückgezogen, nur den Uebungen der Frömmigkeit sich widmend, und bereitete sich vor aufbin großen Schritt in die Ewigkeit. Er ordnete dann seine zeitlichen Angelegen- heiten, und als das Wechselsieber, das ihn schon eine Zeitlang er- griffen hatte, einen bedenklichen Charakter annahm, ließ er sich durch seinen Beichtvater, Domcapitular Kellermann, die heiligen Sterb- facramente reichen. In den schmerzlichsten Augenblicken seiner Krankheit bewahrte er die christliche Geduld und schöpfte Trost aus dem Leiden des Erlösers. Oft betete er: „Christi Leiden, Kreuz und Tod, sei mein Trost in jeder Noth." Als die Stunde seines

2. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 246

1855 - Mainz : Kirchheim
246 den Sinn dieser bildlichen Rede mag der junge Leser eine kleine Be- trachtung anstellen. Dritte Klaffe. Brennbare Mineralien. 1. Die Steinkohle. So lange die Wälder ihre Sendungen hinlänglich abliefern, ist die reinliche Holzfeuerung in der Haushaltung vorzuziehen; aber nicht überall erfreut man sich des Reichthums an Holz und bei zunehmender Bevölkerung wird der Verbrauch desselben stärker und es entsteht in manchen Gegenden Mangel. Wo aber ein dringendes Bedürfniß herrscht, da sinnt der Mensch auf Mittel zur Beftiedigung, und es wurde ihm in diesem Falle um so leichter, da die Natur den Finger- zeig gab. An manchen Stellen der Erde reichen unterirdische Kohlen- lager bis zur Oberfläche; man grub nach und fand überreichlich in der Tiefe, was das Land von der Außenseite verweigerte. Bei so glücklichem Erfolg suchte man weiter und entdeckte Fundgruben in den verschiedenen Ländern Europa's, später auch in den übrigen Erdtheilen; es zeigte der Boden einen Reichthum, den man früher nicht geahnt hatte. Gegenden, die an Waldungen eben nicht reich sind, versorgen gegenwärtig andere mit dem wirksamsten Brennstoffe. Die unterirdischen Kohlen liegen in Schichten, deren Dicke oft nur einige Zoll, in seltenen Fällen jedoch 40 Fuß beträgt. Da mit- unter ganze Baumstämme in Kohlengruben gefunden werden, ist es wahrscheinlich, daß in einer Zeit, von deren Begebenheiten kein Mensch Zeuge war, große Wälder untersanken und in der Gluth der Erde verkohlten. Der Schöpfer legte zur selben Zeit in den Erden- schoß wichtige Güter zum Gebrauch der Menschen, noch ehe diese ihren nunmehrigen Wohnplatz betraten. Friedlich pflügt und pflegt eben der Landmann seinen Acker, der Bürger fördert seine Arbeit in der Werkstätte und Kinder spielen auf derselben Stelle, welche einst die schauerliche Stätte des Unterganges und der Zerstörung war. Das deutsche Land ist der Steinkohlen in manchen Gegenden theil- haft geworden, wie in den Rheingegenden, an der Ruhr; bei Aachen, am Hundsrück; im Odergebiete in Schlesien; an der Elbe in Böhmen, Sach- sen , am Harz und in Mähren. Am meisten kommen sie aber in England und Belgien vor, und die großen Fabriken beider Länder ver- danken ihr Bestehen hauptsächlich den Steinkohlen. Zn England hat man Gruben, die von der Küste aus bis unter das Meer geführt worden sind, so daß oben der Fischer, unter diesem der Bergmann seiner Beschäftigung obliegt. Keiner sieht und hört dabei den Andern. Der unten merkt Nichts davon, wenn sein Landsmann oben mit Sturm und Wellen kämpft oder sich über einen glücklichen Fang freut; der oben spürt Nichts von dem Einsturz der Grube, die vielleicht jenen begräbt. So Etwas kann dem Bcrgmanne an seinem nächtlichen Aufenthaltsorte begegnen und noch mehr. Zn den Gängen der Bergwerke entwickelt sich oft das Grubengas, eine brennbare Luft, welche sich am Lampenlichte der Arbeiter schnell entzündet und mit der Heftigkeit des brennenden Pulvers wüthet, ihnen zum Verder-

3. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 85

1867 - Rostock : Hirsch
85 Der ließ den Schwaben vor sich kommen. Er sprach: Sag an, mein Ritter werth! Wer hat dich solche Streiche gelehrt? Der Held bedacht sich nicht zu lang: Die Streiche sind bei uns im Schwang, Sie sind bekannt im ganzen Reiche. Man nennt sie halt nur Schwabenstreiche. 14. Wie die Macht de« Papstes anfängt zu sinken. In einem Kriege zwischen den Engländern und Franzosen wollte der damalige Papst Bonifacius Frieden stiften. Das hätte ihm allerdings wohl angestanden. Aber er kam nicht als der Bote Gottes , der den Frieden verkündigt, sondern als der Herr, der seinen Untergebenen be- fiehlt: „Jetzt lasst das Streiten sein!“ Darob wurde der König Philipp von Frankreich so aufgebracht, dass er barsch antwortete, er sei nicht gewohnt, Befehle anzunehmen, und zugleich allen Franzosen verbot, fer- ner Zins oder Geschenke an den Papst zu geben. Bonifacius that jetzt den König in den Bann. Philipp aber liess die Bannbulle unter Trom- melschlag in Paris verbrennen und sammelte in Italien eine Schar ver- wegener Leute, welche den Papst überfallen und gefangen nehmen muss- ten. Zwar wurde Bonifacius durch das Volk wieder befreit; jedoch starb er noch in demselben Jahr aus Gram über die erlittenen Beleidi- gungen. Dies war das erste Zeichen, dass die Päpste in den Herzen der Gläubigen ihre Macht verloren hatten. Von nun an ging es mit Windeseile bergab. Der neue Papst, bis- her ein französischer Bischof, zog es vor, in Frankreich zu bleiben. Seinen Sitz nahm er in der Stadt Avignon. Vergebens erklärten die Römer, dass der Papst dort wohnen müsse, wo der heilige Petrus gelebt habe: jener war nicht mehr im Stande, sich aus der Abhängigkeit von dem geizigen und gewaltthätigen König Philipp zu befreien. Siebcnzig Jahre lang haben die Päpste unter Vormundschaft der französischen Könige in Avignon gelebt und ihre geistliche Gewalt zum Vortheil der Franzosen gebraucht. Endlich wurden die Römer der Sache überdrüssig und wählten selbst einen Papst, der seinen Wohnsitz wieder in Rom nahm. Aber nun hatte die Kirche zwei Päpste, die noch dazu in bitterer Feindschaft mit einander lebten. Um diesem Übel abzuhelfen , wurde im Jahre 1-409 eine grosse Kirchenversammlung in Pisa gehalten , auf welcher beide Päpste abgesetzt und ein neuer gewählt wurde. War es nicht schon arg gewesen , so wurde es jetzt arg. Denn da keiner von beiden weichen wollte , erlebte die Christenheit das Ärgerniss , dass zu gleicher Zeit drei Statthalter Christi auf Erden waren, die sich gegen- seitig mit Bann und Fluch belegten. Diesem unglaublichen Unfug wurde zwar auf der Kirchenversammlung zu Konstanz 1417 ein Ende gemacht; allein der Papst war in den Augen der Christen inzwischen zu tief ge- sunken , als dass er je hätte das frühere Ansehen wieder gewinnen kön- nen. Was aber die letzte Spur von Achtung gegen den Papst vernich- tete, war dies, dass eine Reihe der nichtswürdigsten Kreaturen nach ein- ander Petri Stuhl bestieg; Papst Johann war früher Seeräuber gewesen;

4. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 255

1867 - Rostock : Hirsch
255 Lande gang und gebe waren. Kaiser Konrad aber trug einstweilen den Sieg über seinen Gegner davon. Nach Konrads Tode wurde dessen Neffe Friedrich, den man wegen der röthlichen Farbe seines Bartes „Rothbart" oder „Barbarossa" nannte, zum Könige von Deutschland erwählt, einer der gewaltigsten Herrscher, die nach dem großen Karl die Kaiserkrone getragen haben. Friedrich war stattlich von Gestalt und hatte leuchtende, durchdringende Augen. Haar und Gesicht waren hell von Ansehen. In kurzer Zeit stieg sein Ansehen im deutschen Reiche. Denn Friedrich war groß an Geist, klug und fest im Rath, stark in der That, strenge gegen die Übelwollenden, leutselig gegen seine Freunde, ein gerechter Richter für alle, zur Rache über die Übelthäter und zu Lobe den Frommen. Die ihm persönlich nahe kamen, waren in der Regel gleich für ihn eingenommen; denn Barbarossa gehörte zu den Menschen, denen Gott die Gnade gege- den hat, daß sie schnell beliebt werden bei jedermann. Auch über die Grenzen von Deutschland verbreitete sich sein Ruhm. Aus ganz Europa kamen Gesandte an seinen Hof, ihn zu ehren; Fürsten und Herren suchten seine Gunst; der König von England schrieb an ihn: „Zwischen unsern Völkern sei Einigkeit und sicherer Verkehr; doch so, daß Euch als dem Größern der Befehl verbleibt, uns der Gehorsam." Das war Friedrich Rothbart, der große deutsche Kaiser. Als einen gerechten Herrn zeigte er sich bald dadurch, daß er Heinrich dem Löwen, dem nachgelassenen Sohne des Stolzen, die väterlichen Herzogthümer Sachsen und Baiern zurückgab. Sol- cher Beweis der Gerechtigkeit erregte große Freude in deutschen Landen. Seine Gerechtigkeit sah nicht die Person an. Als der Bischof von Mainz und der Pfalzgraf vom Rhein nicht von ihren verwüstenden Fehden lassen wollten, wurden sie zu der alten, aber fast außer Gebrauch gekommenen Strafe verurtheilt, daß sie eine Meile weit einen Hund auf ihren Rücken über Feld tragen mußten. Dann zerstörte er eine Menge Raubburgen am Rhein, deren Besitzer ihr unehrenhaftes Gewerbe nicht aufgeben wollten. Also übte Friedrich Gerechtigkeit und schaffte Ordnung im Reiche. Als er in Deutschland einigermaßen Frieden hatte, richtete er seinen Blick nach Italien, daß er die Kronen erwerbe, die seine Vor- gänger im Amte getragen hatten, die lombardische und die römische. In Welschland aber ging es um jene Zeit bunt her. Während in Deutschland die Hohenstaufen und Welsen wider einander standen, waren die lombardischen Städte reich und mächtig geworden und hatten ein Recht des Kaisers nach dem andern an sich gerissen, so daß sie Lust bekommen hatten, sich gar nichts mehr von ihrem Ober- herrn sagen zu lassen. An ihrer Spitze stand das mächtige Mailand,

5. Freiburger Lesebuch - S. 98

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 98 — anlagen von der Stadtgemeinde angekauft; sie werden nicht gedüngt, und es wird dadurch der Verunreinigung des Wassers vorgebeugt. Da das Wasser durch ganz kalkarmen Boden fließt, so ist es auch ein sehr weiches Wasser, das außerordentlich wenig Kalk enthält. Da Kalk jedoch für die Entwicklung des Körpers, seines Knochengerüstes und der Zähne in gewissem Maße ein Bedürfnis ist, wurde gelegentlich schon angeregt, man solle dem hiesigen Wasser künstlich Kalk zuführen. Im Vergleich zu anderen Städten ist die Versorgung Freiburgs mit Wasser sehr reichlich. Es gibt viele und große Städte, bei denen der Wasserverbrauch im Durchschnitt etwa 100 Liter täglich auf den Kopf der Bevölkerung ausmacht, während in Freiburg die Tagesabgabe zwischen 200 und 300 Litern zu liegen pflegt. Auch im Jahre 1911, dem ganz außerordentlich trockenen Jahr, in welchem die Ergiebigkeit der Wasserleitungen erheblich zurückging, betrug die Mindestabgabe noch 186 Liter-täglich auf den Kopf der Bevölkerung. M. Buhle. 4$. Die Entwässerung. Ebenso wichtig wie die Wasserversorgung ist oitch die Abwasser-beseitiguug. Das dem Hause rein zngesührte Wasser wird verunreinigt und muß entfernt werden. In ländlichen Gegenden kann man es, ebenso wie die in Gruben gesammelten menschlichen und tierischen Abgänge ans Aborten^ und Stallungen, zur Bewässerung und Düngung landwirtschaftlich bestellten Geländes verwenden. In Städten wird das unmöglich, weil die meisten Einwohner keine Landwirtschaft betreiben. In den Untergrund darf man die Stosse nicht versickern lassen, weil der Grundwasserstrom, der anderen zur Versorgung mit reinem Wasser dient, verunreinigt und vergiftet werden könnte. In kleineren Städten findet man immerhin noch das Grubensystem. Gewöhnlich besorgt daun die Gemeinde die Absuhr und sucht bei den Landwirten der Umgebung Abnehmer. Je größer aber die Stadt, desto schwieriger ist das durchführbar, weil die großen Mengen ein ausgedehntes Absatzgebiet fordern. Dadurch aber werden die Fuhrkosten zu hoch. In größeren Städten pflegt man deshalb sowohl die Abwasser, als auch die Abgänge der Aborte mit einem Rohrnetz zur Stadt hinauszuleiten, So ist es auch in Freiburg. Das Straßennetz enthält ein Netz von Kanälen. Stammkanäle, welche große Gebiete zu entwässern haben, nehmen die Hauptkanäle kleinerer Gebiete ans, die sich dann wieder in kleinste, nur einzelnen Straßen dienende Kanäle verzweigen.

6. Freiburger Lesebuch - S. 61

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 61 — Und drei lange, bange Tage Tobt die Schlacht und schwankt die Wage, Dröhnt das Feld- und Kampfgeschrei, Lärmt Kartaun’ und Mitrailleuse: Unerschüttert im Getöse Stehn sie, einer gegen drei! Sinkt die Nacht zur Erde nieder, Strecken ihre müden Glieder Hungernd sie auf Schnee und Eis, Bis der Trommel lautes Werben Wieder ruft zu Kampf und Sterben, Blut’ger Arbeit wild und heiß. Also ward die Schlacht geschlagen, Deren du in fernsten Tagen Noch gedenkst, Germania. Dreimal sank die Sonn’ zum Meere, Endlich scholl der Ruf im Heere: „Gott mit uns! Viktoria!“ „Gott mit uns!“ Die Feinde fliehen, Und die welschen Scharen ziehen Südwärts ihrer Heimat zu. Doch die Wege sind verschlossen; Erst im Land der Eidgenossen Finden sie erwünschte Ruh! „Gott mit uns!“ Er hat gerichtet, Frankreichs Heere sind vernichtet, Die wir schlugen Streich auf Streich. Aus zerstückten deutschen Landen Ist ein einzig Volk erstanden Und ein einzig deutsches Reich ! Adolf Kussmaul. 2$. Erinnerungen eines Treiburger Schülers an die Teldzugsjabre 1870/71. Es war am 15. Juli 1870, als sich in unserer Klasse — Unterprima des hiesigen Berthold-Gymnasiums — das Gerücht verbreitete, das ö. Badische Infanterie-Regiment habe Marschbefehl erhalten, weil der Ausbruch des Krieges mit Frankreich unmittelbar bevorstehe. Wir waren

7. Bd. 2 - S. 309

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
309 Philosophie. Solche, wenn auch geniale, Jdeecn mußten wohl unvermeidlich auf grause Schwärmereien fuhren, da die erwärmte Imagina- tion nur zu leicht den Typus für die Wirklichkeit oder das We- sen nahm, und durch Kombinationen von Zahlen und Tonen immerdar neue Lehrsäze schuf. Viele große Männer sind ans der pythagoräischcn Schute her- vorgcgangen. Aber Allen ist dieser Charakter der Schwärmerei ge- mein. So der begeisterte Empedokles (der sich in den Schlund des brennenden Aetna stürzte), der Erfinder der vier Elemente, Ocel- lnö der Lukanier, Timäus von Lokri, Archytas von Ta- rent n. A. §.17. Eleatische. Sophisten. Sokrates. Die eleatische Schule war eine Tochter der pythagoräischen. Xenophancs (von Kolophon) stiftete sie. Die Welt war ihm ein einziges, ewiges, unveränderliches, genau zusammenhängendes Ganzes und dieses die Gottheit. Ein erhabener Gedanke, ja nach Lieh ten b erg's Urthcil "der größte, der jemals in eines Men- schen Gemüth gekommen», aber schwer zu erfassen und der Mißdeu- tung empfänglich. Auch wurde er durch die Erklärungen und Zusäze eines Parmen ides und des eleatischen Zeno (welcher allebewegnng läugnete) mehr verdunkelt und verunstaltet, als in's Reine gebracht. Daher suchten Leucipp und Demokrit einen anderen Weg. Das System der Atomen und der durch ihre Bewegung nach mecha- nischen Gesezen gebildeten Welt — sammt allen traurigen Folgerun- gen dieser materialistischen Theorie — war die Frucht ihrer verirrten Spekulation. Sonst hat Demokrit als Naturknndiger die höchste Achtung verdient und seine Vaterstadt Abdera verherrlicht. Sein Schüler P rota gor as sezte öffentlich das Daseyn der Göt- ter in Zweifel, wurde darum ans Athen verbannt, und seine Schrif- ten den Flammen übergeben. Der finstere Heraklit von Ephesus hielt das Feuer für den Grundstoff der Dinge, oder nahm wenigstens eine feurige Weltseele an. Er zeichnete sich mehr durch Stolz und Misanthropie, als durch wahre Weisheit ans. Allmälig erhielt die Philosophie eine minder edle Gestalt. Ver- stand und Imagination hatten nun so viele Theorieen gebaut, als ans den wenigen vorliegenden Materialien zrr errichten möglich war. Auf diesem Wege blieb selbst dem Genie nichts Anderes, als Verirrung übrig. Man schwebte irr den lustigen Räumen der Phantasie umher, und schuf sich abenteuerliche, unzusammenhängende Gestalten. Man spielte mit Worten und Bildern, suchte, was der Lehre gebrach, durch

8. Theil 2 - S. 184

1864 - Mainz : Kirchheim
184 Wenn die mächtige Schwester sich zu mir gesellt, Erwachs' ich zum furchtbar'n Gebieter der Welt. Schiller. 60. Der Wärmemesser oder das Thermometer. Daß im Januar ein anderes Lüftchen geht, als im Mai, und im Mai wieder ein anderes, als im Juli, das hat gewiß ein Jeder schon gefühlt, und Mancher wird wohl meinen, es sei schon genug, daß man es merkt, und man brauche davon weiter Nichts zu wißen. Fraget aber einmal einen Gärtner, der ausländische Pflanzen zieht, ob der auch meint, das lasse sich Alles so leicht abmessen, oder fraget einmal einen Zuckersieder, ob es dem auf etwas mehr oder weniger Wärme nicht ankommt! Er wird euch sagen, daß sich ihm ein großer Theil seines Zuckers frischweg in Syrup verwandelt, wenn er zu sehr einfeuert, und daß er dadurch einen sehr großen Verlust erleidet. Und wenn der Gärtner seinen ausländischen Pflanzen zu warm gibt, so treiben sie zu siark, und läßt er es zu kalt werden, so können sie ihm gar erfrieren. Wenn ihr aber meinet, man könne so ohne Weiteres an seiner Haut ab- merken, wie warm es sei, so machet nur einmal folgenden Versuch: „Geht im Winter Morgens um 11 Uhr in ein Gewächshaus oder auch in eine Kranken- stube, so werdet ihr es vielleicht nicht allzu warm finden; geht ihr aber um 1 Uhr abermals hinein, so werdet ihr es wahrscheinlich ziemlich heiß finden, weil das Mittagesien euch mittlerweile erwärmt hat. Habt ihr vorher gesessen oder seid ihr langsam gegangen, so werdet ihr es noch eher ertragen können; seid ihr aber schnell gegangen oder gelaufen, so wird euch die Wärme unan- genehmer sein." Ihr sehet aus diesen Beispielen, daß man sich nicht ganz auf das Gefühl seines Körpers verlassen kann, wenn man den Grad der Wärme genauer bestimmen soll, und daß man also in vielen Fällen einen Wärme- messer gar wohl nöthig hat. Wie wird nun aber ein Wärmemesser beschaffen sein? Er besteht aus einer Glasröhre, welche sich unten in ein Kügelchen erweitert; die Röhre ist völlig gerade und unten nicht umgebogen, wie beim Wetterglas. Das Kügel- chen ist auch nicht offen, wie dort, sondern völlig geschlossen; das Quecksilber, welches hineinkommt, würde ja sonst auskaufen. Oben wollen wir die Röhre vor der Hand noch offen lassen, damit wir sie nebst dem Kügelchen, etwa bis zum vierten Theil der Länge, mit Quecksilber füllen können. Wir wollen dazu den Winter abwarten, weil wir zu dem Geschäfte Eis brauchen, und dieses im Winter wohlfeiler ist. Ist Eis zu haben, dann nehmen wir einen Kübel voll kalten Wassers und legen einige tüchtige Stücke Eis hinein. Das Eiswasser hat die vortreffliche Eigenschaft, daß es, so lang sich noch ein Stückchen Eis darin befindet, fortwährend genau denselben Kältegrad behält. Man kann sich fest daraus verlassen. Man senkt deßhalb auch jetzt die Glasröhre mit dem Quecksilber in das Eiswasser, läßt sie eine Zeit lang darin stehen und bemerkt

9. Lehrbuch der Naturwissenschaften und der Geschichte für fähigere Kinder in Bürgerschulen so wie auch für wißbegierige Nichtgelehrte - S. 232

1825 - Rostock : Adler
Frankreich, einen Theil von Spanien, Ungarn und Tentschland bis an die Elbe und Eider, und sein großer Regentengeist umfaßte dieß so weit ausgedehnte und so verschiedenartig gestaltete Landergebiet mit »»getheilter Wachsamkeit und Fürsorge, und wenn auch seine Eroberungskriege, besonders die mit den heidnischen Sachsen, sich mit den Rechten des Besitz- standes nicht wohl vertragen; so waren sie doch zum Theil auch zur Sicherheit seines Reiches gegen die Einfalle dieser kriegerischen Nachbaren nöthig, und immer das kürzeste Mittel, rohe mit alten abgöttischen Religionsmeynungen behaftete höchstungelehrige Völ- ker zur künftigen Belehrung vorzubereiten. Auch waren die Belehrungen und Bekehrungen durch das Schwerdt vorzüglich im Mittelalter an der Tages- ordnung, und der römische Bischof, als Oberhaupt der christlichen Kirche, bestärkte Karl den Großen darin aufs kräftigste. Beide waren politische Freunde, und arbeiteten einander Hand in Hand. Karl der Großo bestätigte die von seinem Vater Pipin, dem römischen Bischof im Jahre 754 gemachte Schen- kung des Kirchenstaates, wodurch derselbe zum welt- lichen Fürsten ward, und dieser setzte ihm dagegen am Weihnachtsfeste, als er am Altare der Peters- kirche seine Andacht verrichtete, die römische Kaiser- krone auf. So ward die im Jahre 476 erloschene römische Kaiserwürde im Jahre 800 wiederhergestellt, und blieb, als in der Folge 84z Tentschland von Frankreich getrennt ward, bei Teutschland, bis auf unsre Zeiten, da der Kaiser Franz die von Napo- leon so sehr entweihete teutsche Kaiserkrone nieder- legte, und dagegen sie auf die österreichischen Staaten übertrug. Karl der Große war nicht bloß ein glücklicher Eroberer, sondern auch ein weiser Regent und Vater feiner Völker; er liebte und beförderte Künste und Wissenschaften, Ackerbau und Viehzucht, ehrte die Ge-

10. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für hessische Schulen - S. 23

1885 - Mainz : Frey
23 dreimal feierlich durch die Versammlung getragen und dann auf den Königsstuhl gesetzt. Der Erzbischof Bonifacius salbte ihn daraus. Zwei Jahre (754) später wiederholte Papst Stephan Iii. die Salbung. Zum Danke dafür leistete Pipin dem Papste Hilfe gegen den Longo-bardenkönig (Aistnlf). Zugleich schenkte er demselben den Landstrich südlich von Ravenna bis nach Ankona hin und legte dadurch den Grund zu dem Kirchenstaate. Nach 7 jährigem Kriege vertrieb Pipin die Araber, die in Südfrankreich eingedrungen und sich dort festgesetzt hatten, auf immer, unterwarf Aquitanien und ganz Bayern zur Anerkennung der fränkischen Herrschaft. 15. Bonifacius, (geboren im Jahre 680). a) Dieser große Mann, der sich um Deutschland so verdient gemacht hat, hieß Winfried und wurde, nachdem er zum Bischöfe geweiht, Bonifacius genannt. Er war zu Kirton in England von reichen, vornehmen Eltern geboren. Schon in seiner Jugend war er ein Muster von Fleiß und Gehorsam. Da er den Wunsch hegte, ins Kloster zu gehen, so thaten ihn seine Eltern frühe dorthin, damit er sich in den Wissenschaften ausbilde. Sein Fleiß und sein Eifer waren so groß, daß er nach wenigen Jahren Lehrer wurde, und der Ruf feiner Geschicklichkeit eine große Anzahl lernbegieriger Schüler herbeizog. Längst schon war es sein Wunsch gewesen, den Heiden die Lehre Christi zu verkündigen. Es war damals Sitte, daß jene, welche den Heiden das Evangelium verkünden wollten, sich erst nach Rom wendeten, damit ihr Lebenswandel geprüft und ihnen die Erlaubnis gegeben werde. Bonifacius begab sich nach Rom, erhielt die Erlaubnis und ging dann nach Bayern und Thüringen, um die Lehre Christi zu verkünden. Mehrmals begab er sich zu den Chatten; denn diese hingen mit großer Liebe an ihren Göttern und brachten ihnen an geheiligten Eichen Opfer. Sie betrachteten auch den Flug der Vögel, hörten auf das Wiehern weißer Pferde und wollten daraus ersehen, ob Gutes oder Schlimmes geschehen werde. Bei dem Dorfe Geismar in Hessen stand eine mächtige, uralte Eiche, welche die Chatten für den Aufenthalt ihres höchsten Gottes, des Donnergottes, hielten. Hier opferten sie nachts und besprengten die Eiche mit Blut von geschlachteten Menschen und Tieren. Entbrannt von heiligem Eifer über diese Abgötterei und Greuel, fällte er mit wenigen Gläubigen die Eiche. Die Chatten liefen wütend herbei und glaubten, daß der Donnergott Blitze auf die
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