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1. Deutsche Prosa - S. 225

1900 - Gera : Hofmann
Erinnerungen. 225 treten, verhältnismäßig geringes Gewicht legten, im Vergleich zu anderen, die ihnen schwer wurden, die aber den Lesern und Beschauern viel weniger gelungen erscheinen. Ich erinnere nur an Goethe, der nach Eck er m ann s Bericht einmal geäußert hat, seine dichterischen Werke schätze er nicht so hoch, wie das, was er in der Farbenlehre geleistet. Soll ich nun Ihren Versicherungen und den Urhebern der an mich gelangten Adressen Glauben schenken, so mag es mir — wenn auch in bescheidenerem Maße — ähnlich gegangen sein. Erlauben Sie mir also, Ihnen kurz zu berichten, wie ich in meine Arbeitsrichtung hineingekommen bin. In meinen ersten sieben Lebensjahren war ich ein kränklicher Knabe, lange an das Zimmer, oft genug an das Bett gefesselt, aber mit lebhaftem Triebe nach Unterhaltung und nach Thätigkeit. Die Eltern haben sich viel mit mir beschäftigt; Bilderbücher und Spiel, haupt- sächlich mit Bauhölzchen halfen mir sonst die Zeit ausfüllen. Dazu kam ziemlich früh auch das Lesen, was natürlich den Kreis meiner Unterhaltungsmittel sehr erweiterte. Aber wohl ebenso früh zeigte sich auch ein Mangel meiner geistigen Anlage darin, daß ich ein schwaches Gedächtnis für unzusammenhängende Dinge hatte. Als erstes Zeichen davon betrachtete ich die Schwierigkeit, deren ich mich noch deutlich entsinne, rechts und links zu unterscheiden; später, als ich in der Schule an die Sprachen kam, wurde es mir schwerer als anderen, die Vokabeln, die unregelmäßigen Formen der Grammatik, die eigentümlichen Rede- wendungen mir einzuprägen. Der Geschichte vollends, wie sie uns damals gelehrt wurde, wußte ich kaum Herr zu werden. Stücke in Prosa auswendig zu lernen, war mir eine Marter. Dieser Mangel ist natürlich nur gewachsen und eine Plage meines Alters geworden. Wenn ich aber kleine mnemotechnische Hilfsmittel hatte, auch nur solche, wie sie das Metrum und der Reim in Gedichten geben, ging das Auswendiglernen und das Behalten des Gelernten schon viel besser. Gedichte von großen Meistern behielt ich sehr leicht, etwas gekünstelte Verse von Meistern zweiten Ranges lange nicht so gut. Ich denke, das wird wohl von dem natürlichen Fluß der Gedanken in den guten Gedichten abhängig gewesen sein, und bin geneigt, in diesem Verhält- nis eine wesentliche Wurzel ästhetischer Schönheit zu suchen. In den oberen Gymnasialklassen konnte ich einige Gesänge der Odyssee, ziemlich viele Oden des Horaz und große Schätze deutscher Poesie recitieren. In dieser Richtung befand ich mich also ganz in der Lage unserer ältesten Vorfahren, welche noch nicht schreiben konnten und deshalb ihre Gesetze und ihre Geschichte in Versen fixierten, um sie auswendig zu lernen. Was dem Menschen leicht wird, pflegt er gern zu thun; so war ich denn zunächst auch ein großer Bewunderer der Poesie. Die Neigung M. Henschke, Deutsche Prosa. 15

2. Vierzig Lektionen über die vereinigte Gesetzeskunde und Volkswirtschaftslehre - S. XII

1894 - Gotha : Behrend
Xii Vorwort. Entwickelung der Bodenkultur, die Ausbildung des gewerblichen Lebens der Völker, die Erfindung der Dampfmaschinen, der Eisen- bahn, die damit zusammenhängende Entwickelung der Eisen- und Baumwollenindustrie, deren Krisen und Folgen rc. Vorgänge von weittragendster kulturpolitischer Bedeutung, die zum Teil ebenso tief als selbst die Ereignisie der Jahre 1492, 1517, 1789, 1813 in die Entwickelung der Völker wie der gesamten Mensch- heit eingegriffen haben und mit der gleichen Berechtigung als Ausgangspunkte neuer historischer Epochen zu betrachten sind. Trotzdem sind wir — wie schon oben bemerkt — nicht für die historische Methode aus den dort angegebenen Gründen. Wenn auch namhafte Nationalökonomen zu ihren Darstellungen sich dieser Methode bedienen, so ist damit noch lange nicht gesagt, daß die Schulen auch diesen Gang einschlagen müffen. Die deduktive Methode ist schwierig. Besonders sind die wirtschaftlichen Gesetze nicht so bündig und klar, daß man sie „schwarz auf weiß getrost nach Hause tragen kann". „Es gehört zu den schwierigsten Aufgaben." sagt Kleinwächter* **)), „die Gesetze zu erforschen, denen das geistige Leben des Menschen unterliegt (und die wirtschaftliche Thätigkeit bildet einen Teil dieses geistigen Lebens), und wir dürfen uns daher nicht wundern, wenn die betreffenden Wiffenschaften, und darunter auch unsere Disziplinen, von einer eingehenden Kenntnis dieser Gesetze noch so weit entfernt sind." Auch In gram m meint*), „die fälschliche Zurückführung der Mannigfaltigkeiten des wirtschaftlichen Lebens auf angeblich einfache Gesetze muß beseitigt werden"; und Scheel, der Übersetzer der obigen Schrift, bemerkt einleitend in scharfen Worten: „Es ist ein falscher Anschein, den man der jungen Disziplin gegeben hat, als ob sie wirklich schon eine Wissenschaft sei und noch dazu eine, die auf so klaren und einfachen Grund- sätzen beruht, daß jeder in der Apothekerprüfung durchgefallene Pharmazeut binnen vierundzwanzig Stunden ein perfekter Volks- *) Die Nationalökonomie als Wissenschaft, Berlin 1882. **) Jngramm: Notwendige Reform der Volkswirtschaftslehre.

3. Vierzig Lektionen über die vereinigte Gesetzeskunde und Volkswirtschaftslehre - S. 103

1894 - Gotha : Behrend
Der Kaufmann. 103 Neuzeit (England, Nordamerika — ausländische Kolonien). Deutschland nimmt hinsichtlich des Handels den vierten Rang ein. Reihenfolge nach Umfang und Bedeutung: 1. England, 2. Frankreich, 3. Vereinigte Staaten, 4. Deutschland, 5. Belgien, 6. Rußland. 7. Österreich. — Worin unterscheidet sich der Handel von der Industrie? (Ersterer nimmt keine Formver- änderungen an den Gütern vor.) Was ist Speditionshandel? — Welches sind die wichtigsten Hilfsmittel für die zu bewirkenden Ortsveränderungen? (Eisenbahn, Post, Schiffahrt rc.) Was ist Spekulntionshandel? — Welcher Hilfsmittel ist derselbe zur Verteilung der Güter benötigt? (Warenlager, Speicher, Magazine.) Nenne Güter, die jederzeit gewonnen werden können und mit welchen sich daher die Spekulation weniger beschäftigt? (Metalle, Fossilien rc.) Nenne solche, die (weil Resultate von Jahres- ernten) verschiedener Preisstellung (Konjunktur) unterworfen sind! — Was ist auswärtiger, was innerer Handel? Was ist Zwischenhandel? — Welche Bezeichnung bekommt der Handel, wenn die Waren über das Meer geschafft werden? — Nenne Städte, in denen wir vor allem Seehandel finden! — Welches ist der Gegensatz vom Seehandel? — In welchen deutschen Städten finden wir besonders Binnenhandel? — Was ist Im- port? — Welche Waren und aus welchen Ländern führt Deutsch- land ein? — Welche Waren führt Deutschland aus und in welche Länder? — Wie wird die Ausfuhr auch genannt? (Export.) — Handelsbeschränkungen: Finanzzoll und Schutzzoll. Einfuhrverbote. — Handelserleichterungen durch Verträge. Förderung des Handels durch Handelskammern. 3. Der Kaufmann. Wer gewerbsmäßig Handelsgeschäfte treibt ist ein Kaufmann. Auch eine Frau — ob verheiratet oder unverheiratet — welche Handelsgeschäfte gewerbsmäßig be- treibt, hat in dem Handelsbetriebe alle Rechten und Pflichten eines Kaufmanns. Jeder Kaufmann wird nach geschehener An- meldung bei dem zuständigen Handelsgerichte in ein Register (Handelsregister) eingetragen. Der Name, unter welchem ein Kaufmann sein Geschäft betreibt, und die Überschrift ab- giebt, heißt die Firma. Jede neue Firma muß sich von allen am Orte befindlichen Firmen unterscheiden; doch wer ein be-

4. Vierzig Lektionen über die vereinigte Gesetzeskunde und Volkswirtschaftslehre - S. 15

1894 - Gotha : Behrend
Staatsformen — Staatsgewalt. 15 für den Schutz des Rechtes Sorge zu tragen. Zu dieser Staats- form gehören jetzt die meisten europäischen Staaten; (hervorge- rufen wurde sie durch die Folgen der französischen Revolution). Der Staat der Gegenwart hat jedoch nicht allein zu sorgen für den Schutz des Rechtes, oder der Sicherheit, sondern er hat als „humaner Staat" besonders auch der Kultur- und Wohlstandspflege sein Augenmerk zu widmen. (S. Lekt. 11 u. 12.) 3. Staatsformen. Es giebt aber noch einige andere wichtige Unterschiede. Entweder steht ein einzelner an der Spitze (Monarchie) oder die Herrschermacht steht mehreren zu (Re- publik) — Despotie, Konstitution. Aristokratie, Demokratie Ochlokratie u. s. w. (S. Lekt. 13.) 4. Staatsgebiet. Zu einem Staate gehört ein Land, auf dem der Staat sich ausbreitet, auf dem er gebietet (Staatsgebiet). Jedes Land hatte aber gewisse Eigenschaften, die von Wichtigkeit für denjenigen Staat sind, dem das Land gehört. Diese Eigen- schaften sind folgende: Historisches, Größe, Grenzen, Bevölkerungs- dichte, Bodenbeschaffenheit, Produktion, die Bevölkerung nach Ab- stammung, Thätigkeit, Religion rc.*) 5. Staatsgewalt. Kein Staat ist denkbar ohne eine ord- nende, befehlende Macht, die Staatsgewalt. Dieselbe bedarf eines (oder mehrerer) Inhabers, durch welche sie ausgeübt wird. Die Staatsgewalt ist ewig, d. h. sie hört nicht auf, so lange der Staat besteht, und wenn einer ihrer Träger wegfällt, so tritt an feine Stelle ein anderer (der König ist tot; es lebe der König!). *) Z. B. für Sachsen: Entstanden aus der Mark Meißen, wurde 1423 Kurfürstentum, 1806 Königreich. Es hat jetzt 15000 qkm (272 □ Mln.); bis zum Jahre 1815 betrug seine Größe 629 Hs Mln., Einwohnerzahl über 3'/a Mill. — Sachsen ist der dichtbevölkertste Staat Europas; es kommen auf die ln Mle. nahezu 13000 Einw., in Preußen sind es 4500, in Bayern 4000, in Württemberg 5800, im Elsaß 5900, in Hessen 6800, Thüringen 5300. Die Bevölkerung besteht hauptsächlich aus Deutschen, in der Ober- Lausitz etwa 50000 Wenden. Der Konfession nach gehört der weitaus größte Teil zur evang. Kirche; auf 450 Lutheraner kommen 120 Katholiken, 15 Reformierte und 10 Juden. Sachsen nimmtunter den hochkultivierten Staaten eine der ersten Stellen ein. Neben Ackerbau und Viehzucht steht vor allen auch die Gewerbsthätigkeit in hoher Blüte; in welchen Zweigen? Biele Ver- kehrswege. Handel rc.

5. Vierzig Lektionen über die vereinigte Gesetzeskunde und Volkswirtschaftslehre - S. 80

1894 - Gotha : Behrend
80 Das Gewerbe. ist. Früher gab es nur Handwerker, keine Fabriken; gegen- wärtig giebt es zwei Hauptformen des Betriebes, das eigent- liche Handwerk (das Gewerbe — der Gewerke und nur von diesem soll in dieser Stunde die Rede sein) und die Fa- brikation (die Industrie, davon in Lektion 22). Das Handwerk war in Zünfte gegliedert; sie waren Vereinigungen der Handwerksgenosien zum Schutze und Beistand der Zunftgenosien und zur Blüte des Gewerbes. Jedes Hand- werk bildete eine Zunft, die in Meister, Gesellen und Lehrlinge streng geteilt war. Jede Zunft hatte eigene Bestimmungen über das Recht zum Gewerbebetriebe, über die Aufnahme neuer Mit- glieder (Aufdingen und Lossprechen), über die Zahl der Gesellen und Lehrlinge, über Lehrzeit und Arbeitszeit. Ohne Zustimmung der Zunft konnte niemand Gewerbetreibender werden. Die Zünfte stellten jedoch, besonders später, als sie mächtiger wurden, auch häufig das Verlangen nach besonderen politischen Rechten sowie nach der Teilnahme an der Stadtverwaltung rc.. daraus er- wuchsen mancherlei Reibungen zwischen ihnen und besonders dem städtischen Adel. Heutzutage sind die Zünfte veraltet; ein ganz anderes Wesen herrscht im Gewerbebetriebe. Als die Dampfmaschine in die Industrie eingeführt wurde, folgten Schlag auf Schlag große gewerbliche Neuerungen. Mechanik und Chemie drangen ein, die Produktion wurde eine schnellere und umfangreichere. Man griff nach Rohstoffen, die in fernen Ländern erzeugt und in ganzen Schiffsladungen rasch (infolge der Dampfkraft) herbeigeschafft wurden; man arbeitete nicht mehr für die Kunden oder für die Stadt und deren Umgebung, sondern für den Weltmarkt. Große Kapitalien wurden nötig (Aktienunternehmungen — Genoffen- schaftswesen) , und so kam es, daß man auch den Kredit viel stärker in Anspruch nahm als früher (vergl. auch Lekt. 29). Bei diesen Zuständen konnte das alte Zunftwesen nicht mehr bestehen, es mußte dem allgemeinen Verlangen nach Gewerbe- freiheit weichen. Vergleiche altes und neues Gewerbe! Wer beschäftigte sich im Altertum mit demselben? — Nach welcher Zeit kann erst von einem Aufblühen des Gewerbes die Rede sein? — Wie

6. Teil 16 - S. 111

1806 - Gotha : Ettinger
Iii stark, aber mehr als hinreichend, ein alles Kriegsvolkes beraubtes Land in Besitz zu nehr men. Dem östreichischen General Brown blieben, die Besatzungen der drey Festungen Glogau, Bricg und Reist abgerechnet, nicht mehr als zwey Batallione, zwey Grenadier, compagnien, und 6oo Dragoner übrig. Der wehrlose Zustand Schlesiens munterte den König zu einer Unternehmung, mit welcher selbst der alte Fürst von Dessau nicht zufrie, den war, vorzüglich auf. Der östreichische Gesandte, der Marquis vonbotta, der alle seine Beredtsamkeit aufboth, ihm den Am griff der Königin Marie Thercsie zu widert rathen, sagte unter andern, die preussischen Truppen hatten zwar ein schöneres Ansehn, als die östreichischen, aber diese hatten Pul- ver gerochen. „Ich werde mir Mühe geben, sie zu überzeugen", sagte Friedrich, „daß meine Truppen nicht nur schön, sondern auch brav sind." — Friedrichs Gesandter, der Graf Götter, trug, in seinem Rahmen, der Königin Marte einen Vergleich an, nach welchem er ihr, für die Abtretung von ganz Schlesien, den

7. Elementarbuch für den ersten Schulunterricht in der Geschichtkunde - S. 23

1824 - Gotha : Ettinger
des Menschengeschlechts. 23 stimmten. Einer derselben, Pipin der 752 Kleine, setzte sich die fränkische Krone selbst auf. Pipins Sohn, Karl der Große, zerstörte das lvngobardische Reich in Italien; er bezwang die Sachsen in Deutschland, und eroberte einen Theil von Spanien und Ungern. Auch nahm er zu Rom 800 den Äaisenitel an. Karl war jedoch nicht allein ein glücklicher Eroberer, sondern auch ein vortrefflicher Landes- regent. Dieß beweisen seine Gesetze; dieß beweiset seine Aufmerksamkeit, die er der Landwirthschaft, die er der Verbesserung der Schulen, und der deutschen Sprache, widmete. 2. Karls des Großen ansehnliche Monarchie zerfiel wieder in mehrere Staaten. Karls Sohn, Ludwig der Fromme, ver- wickelte sich in verdrießliche Händel mit seinen Söhnen, weil er seine Länder zu frühzeitig getheilt hatte. Ludwig hinterließ drey Söhne, die aus der väterlichen Monarchie eben so vie- 843 le besondere Staaten bildeten. Diese waren Italien, Deutschland und Frank- reich. 3. Der deutsche Staat behauptete lange Zeit das größte Ansehn. Als die Karolinger in Deutschland aus- gestorben waren, wühlten sich die Deut- 911 scheu einheimische Könige. Diese brach« ten

8. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 463

1894 - Gera : Hofmann
Ii. Friedrich I., Barbarossa. 2. Friedrich Barbarossa und Heinrich der Löwe. 463 in neuen Formen zum Ausdrucke verhalf, kann es nicht überraschen, daß alle Ausgleichsversuche resultatlos blieben, und will es uns namentlich als in der Natur der Dinge nicht hinreichend begründet und daher wenig wahrscheinlich vorkommen, wenn eine den Ereignissen der Zeit nach freilich schon ziemlich fern stehende Angabe dahin geht, daß in den Unterhandlungen, welche in Folge der Hülfsverweigerung Heinrichs des Löwen zwischen diesem und Kaiser Friedrich angeknüpft und durch Briefe und Gesandtschaften geführt wurden, der Herzog die Leistung des von dem Kaiser begehrten Zuzuges gegen die Lombarden abhängig gemacht habe von der Einräumung Goslars. Wohl war gerade Goslar von besonderer Wichtigkeit: die stark befestigte Hauptstadt der Oberharzlandschaft war geradezu der Schlüssel zu Obersachsen überhaupt und hatte in den sächsischen Kämpfen jeder Zeit eine bedeutende Rolle gespielt. Ohne Zweifel würde Heinrich der Löwe durch die Abtretung Goslars eine bedeutende Vergrößerung feiner Macht erlangt und feine Stellung gegen feine einheimischen Gegner wesentlich befestigt haben: das aber, was ihn und den Kaiser trennte, worin der so plötzlich zu Tage getretene Konflikt eigentlich feinen Grund hatte, wäre bamit doch noch keineswegs erledigt gewesen. Der Preis, den Heinrich der Löwe geforbert haben soll, erscheint uns zu gering und auch nicht im entferntesten geeignet, das Opfer, das der Herzog durch einen Zug nach Italien gebracht, die Gefahr, der er sich ausgesetzt haben würde, auch nur einigermaßen zu kompensieren, vor allem beswegen, weil die Entschädigung auf einem Gebiete gesucht worben wäre, das demjenigen, auf welchem der Herzog durch des Kaisers Verlangen bebroht würde, auch nicht im geringsten entsprochen hätte. Außerdem aber spricht gegen biefe Angabe doch auch noch das eine, daß der Kaiser die Forderung des Herzogs nicht bewilligt hat. Denn nach alle dem, was Friedrich Heinrich dem Löwen seit seinem Regierungsantritt an Besitz und an Rechten eingeräumt hatte, war das jetzt von dem Welsen gestellte Verlängert boch verhältnismäßig ein geringes, im Hinblick namentlich auf bert hohen Wert, welchen die thatkräftige Hilfe des mächtigsten und kriegserfahrensten aller Reichsfürsten gerabe in jenem kritischen Augenblicke für den Kaiser hatte. Wäre biefe Hilfe durch Überlassung Goslars zu gewinnen gewesen, — wir möchten es für sicher ausgemacht halten, daß Friedrich den geforderten Preis gezahlt haben würde. Solche Mittel mußten eben damals schon wirkungslos bleiben: Vorstellungen und Mahnungen konnten nichts mehr ausrichten. Der Kaiser aber sah sich nicht bloß den eibbrüchigen Lombarben gegenüber ohne die nötige Streit» macht, sonbern er mußte namentlich auch fürchten, daß Heinrichs des Löwen Beispiel Nachahmung finden und daß vor allem die Alexanbriner jetzt offen gegen ihn auftreten würden. So würde benn, nachbem alles anbete erfolglos geblieben war, noch ein letztes Mittel versucht, um den Herzog umzustimmen. Friedrich lub Heinrich den Löwen, der eben bamals — in den ersten Monaten des Jahres 1176 —in Bayern verweilte, zu einer persönlichen Begegnung ein. Es scheint in der Natur der Dinge begründet zu liegen, daß der Herzog, welcher ein rechtlich durchaus begründetes Verlangen des Kaisers zu erfüllen sich so hartnäckig weigerte, demselben nicht bis jenseit der Alpen entgegengegangen sein wird, um seine früher ausgesprochene Weigerung einfach zu

9. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 215

1894 - Gera : Hofmann
4. Karls des Großen staatliche Einrichtungen. 215 Noch großartiger war sein berühmter Plan, Rhein und Donau durch einen Kanal zu verbinden, welchem Main, Rednitz und Altmühl das erforderliche Wasser zuführen sollten, ohne Zweifel vorzugsweise zur Förderung des Handels. Wie sehr dies denkwürdige Unternehmen ihm am Herzen lag, erhellt am sprechendsten aus der Thatsache, das er während eines Sommers mit dem gesamten Hofe in Regensburg residierte, um die Arbeiten persönlich zu leiten; sie scheiterten indessen mehr an der Ungeschicklichkeit der dazu verwendeten Bauleute, als an den ungünstigen Terrainverhältnissen. Auch eine Art von Post ist von Karl eingeführt worden, wenngleich wir Näheres hierüber nicht zuverlässig wissen; denn die Angabe, daß er drei ordentliche Postkurse eingerichtet habe, entbehrt quellenmäßiger Begründung. Da der Handel zu seiner gedeihlichen Entwickelung nichts nötiger hat als Sicherheit, gehörte Herstellung dieser zu Karls angelegentlichsten Sorgen; daher vornehmlich die von ihm angeordnete scharfe Überwachung aller Ausländer (fremde Kaufleute standen 1 2 a Drei Denare von Karl dem Großen. jedoch unter seinem besonderen Schutze), Herumtreiber und sonstigen verdächtigen Subjekte, sowie die Strenge, mit welcher er die Störung jeder Ordnung ahndete. Und in der That glückte es ihm, in seinem weiten Reiche trotz der fast unaufhörlichen Kriege eine öffentliche Sicherheit herzustellen, wie sie vor ihm dort noch nicht gesehen worden. Zur Belebung des Verkehrs sorgte Karl für die Abhaltung von Jahr- und Wochenmärkten in allen größeren Orten, wie er denn auch Maß-, Gewicht- und Münzwesen eifrig überwachte und wohl zum allergrößten Teile neu ordnete, wenngleich wir mit Bestimmtheit nur von seiner Einführung eines neuen Maßes für Korn und andere sowohl feste als flüssige Gegenstände und von einer bedeutsamen Änderung des Münz-systems wissen?) Die Friesen beschäftigten sich damals und noch lange Zeit unter allen deutschen Stämmen mit Handel und Gewerbe am eifrigsten, so daß ein großer Teil besonders des ausländischen Handels in ihren Händen lag. Sie waren es, die zuerst das innere Deutschland und zunächst die mittelrheinischen Gegenden mit der Nordsee und deren Küsten, insbesondere auch mit den britischen Inseln, wo die ihnen stammverwandten Angelsachsen herrschten, in Verbindung setzten, wie sie denn auch die eigentlichen Begründer einer selbständigen deutschen Schiffahrt gewesen sind. Wie anregend die Niederlassungen und Handelsreisen der Friesen, die sich im Jnlande vornehmlich *) Unter den römischen Imperatoren hatte im Abendlande die Goldwährung geherrscht; die Münzen waren aber im Laufe der Zeit so verschlechtert, daß sie in Mißkredit kamen. Daher ging man zur Silberwährung über, zumal dieses Metall immer häufiger wurde. Unter Pippin hörte die Goldprägung fast ganz auf. Unter Karl wurde die Silberwährung gesetzlich.

10. Elementarbuch für den ersten Schulunterricht in der Geschichtkunde - S. 19

1798 - Gotha : Ettinger
des Menschengeschlechtes überhaupt. 19 2. Karls des Großen ansehnliche Monarchie zerfiel wieder m mehrere Staaten. Karls Sohn, Ludwig der Fromme, verwickelte sich in verdrießliche Händel snit seinen Söh- nen, weil er seine Länder zu frühzeitig ge- theilt Halle. Ludwig hinterließ drey Söhne, die aus der vä- terlichen Monarchie eben so viele besondere Staaten bildeten. Diese waren Italien, «43 Deutschland und Frankreich. 3. Der deutsche Staat behauptete lange Zeit das größte Ansehn. '' ^ Als die Karolinger in Deutschland ausgestor- 911 den wai en, ivädllcn sich die Deutschen ein- heimische Könige. Diese brachten die römi- sche Kaiserwürde mit Dem deutschen Throne in Verbuchung. Otto l, oder Große, zog nach Italien und 951 heyralhete die Witrwe eines ltalienisch.n Königs. Darauf ließ er sich vom Pabst zum Kaiser krönen. Seine Nachfolger mußten aber, um die Kaiserwürde zu behaupten, manchen Zug über die Aipen rhun. 4. Das An sehn und die Macht des deutschen Staates wurde durch Ungern, Normanner und Slawen eingeschränkt. Die Ungern zogen sich allmählig aus der Mon- ■ yclcp nach Europa herüber, blö sie endlich 894 in dem Lande anlangken, welches von ihnen den Nahmen bekommen hat. Anfangs fi.ien sieden benachdarien deutschen Ländern durch ihre Streifzüge sehr beschwerlich; das Chri- stenlhum und der Ackerbau gewöhnten sie aber allruähtig an ein ruhigeres Leben. V 2 Norr
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