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1. Deutsche Prosa - S. 32

1900 - Gera : Hofmann
32 Theodor Mommsen. der Barbaren, Tag und Ort des Kampfes vorher mit dem Feinde ausgemacht, auch wohl vor dem Beginn der Schlacht ein einzelner Gegner zum Zweikampf herausgefordert. Die Einleitung zum Kampf machten Verhöhnungen des Feindes durch unschickliche Geberden und ein entsetzliches Gelärm, indem die Männer ihr Schlachtgelärm erhoben und die Frauen und Kinder durch Aufpauken auf die ledernen Wagen- deckel nachhalfen. Der Kimbrer focht tapfer — galt ihm doch der Tod auf dem Bett der Ehre als der einzige, der des freien Mannes würdig war —, allein nach dem Siege hielt er sich schadlos durch die wildeste Bestialität und verhieß auch wohl im voraus den Schlachtgöttern dar- zubringen, was der Sieg in die Gewalt der Sieger geben würde. Dann ward das Gerät zerschlagen, die Pferde getötet, die Gefangenen aufgeknüpft oder nur aufbehalten, um den Göttern geopfert zu werden. Es waren die Priesterinnen, greife Frauen in weißen linnenen Ge- wändern und unbefchuht, die wie Jphigenia im Skythenland diese Opfer vollzogen und aus dem rinnenden Blut des geopferten Kriegs- gefangenen oder Verbrechers die Zukunft wiesen. Wie viel von diesen Sitten allgemeiner Brauch der nordischen Barbaren, wie viel von den Kelten entlehnt, wie viel deutsches Eigen fei, wird sich nicht ausmachen lassen; nur die Weise, nicht durch Priester, sondern durch Priesterinnen das Heer geleiten und leiten zu lassen, darf als unzweifelhaft deutsche Art angesprochen werden. So zogen die Kimbrer hinein in das unbe- kannte Land, ein ungeheurer Knäuel mannigfaltigen Volkes, das um einen Kern deutscher Auswanderer sich zusammengeballt hatte, nicht unvergleichbar den Emigrantenmasfen, die in unseren Zeiten ähnlich belastet und ähnlich gemischt und nicht viel minder ins Blaue hinein übers Meer fahren; ihre schwerfällige Wagenburg mit der Gewandtheit, die ein langes Wanderleben giebt, hinüberführend über Ströme und Gebirge, gefährlich den zivilisierteren Nationen wie die Meereswoge und die Windsbraut, aber wie diese launisch und unberechenbar, bald rasch vordringend, bald plötzlich stockend oder seitwärts und rückwärts sich wendend. Wie ein Blitz kamen und trafen sie; wie ein Blitz waren sie verschwunden, und es fand sich leider in der unlebendigen Zeit, in der sie erschienen, kein Beobachter, der es wert gehalten hätte, das wunderbare Meteor genau abzuschildern. Als man später anfing die Kette zu ahnen, von welcher diese Heerfahrt, die erste deutsche, die den Kreis der antiken Zivilisation berührt hat, ein Glied ist, war die un- mittelbare und lebendige Kunde von derselben lange verschollen.

2. Deutsche Prosa - S. 54

1900 - Gera : Hofmann
54 Heinrich von Treitschke. Frau die beste nennt, von der die Welt am wenigsten redet. Keine aus der langen Reihe begabter Fürstinnen, welche den Thron der Hohenzollern schmückten, hat unsern Staat regiert. Auch Königin Luise bestätigt nur die Regel. Ihr Bild, dem Herzen ihres Volkes einge- graben, ward eine Macht in der Geschichte Preußens, doch nie mit einem Schritte übertrat sie die Schranken, welche der alte deutsche Brauch ihrem Geschlechte setzt. Es ist der Prüfstein ihrer Frauenhoheit, daß sich so wenig sagen läßt von ihren Thaten. Wir wissen wohl, wie sie mit dem menschenkundigen Blicke des Weibes immer eintrat für den tapfersten Mann und den kühnsten Entschluß; auch einige, nur allzu wenige, schöne Briefe erzählen uns von dem Ernst ihrer Gedanken, von der Tiefe ihres Gefühles. Das alles giebt doch nur ein mattes Bild ihres Wesens. Das Geheimnis ihrer Macht lag, wie bei jeder rechten Frau, in der Persönlichkeit, in dem Adel natürlicher Hoheit, in jenem Zauber einfacher Herzensgüte, der in Ton und Blick unwill- kürlich und unwiderstehlich sich bekundete. Nur ans dem Widerscheine, den dies Bild in die Herzen der Zeitgenossen warf, kann die Nachwelt ihren Wert erraten. Nach dem Tage von Jena mußte auch Preußen den alten Fluch besiegter Völker ertragen: eine Flut von Anklagen und Vorwürfen wälzte sich heran wider jeden Mächtigen im Staate. Noch schroffer und schärfer hat in den leidenschaftlichen Parteikämpfen der folgenden Jahre die schonungslose Härte des norddeutschen Urteils sich gezeigt; kein namhafter Mann in Preußen, der nicht schwere Ver- kennung, grausamen Tadel von den Besten der Zeit erfuhr. Allein vor der Gestalt der Königin blieben Verleumdung und Parteihaß ehr- fürchtig stehen; nur Eine Stimme von Hoch und Niedrig bezeugt, wie sie in den Tagen des Glückes das Vorrecht der Frauen übte, mit ihrem strahlenden, glückseligen Lächeln das Kleine und Kleinste zu verklären, in den Zeiten der Not durch die Kraft ihres Glaubens die Starken stählte und die Schwachen hob. — Das gute Land Mecklenburg hat unserem Volke die beiden Feld- herren geschenkt, welche die Schlachten des neuen Deutschlands schlugen; wir wollen ihm auch die Ehre gönnen, diese Tochter seines alten Fürstenhauses sein Landeskind zu nennen, obgleich sie fern dem Lande ihrer Väter geboren und erzogen wurde. An dem stillen Darmstädter Hofe genoß die kleine Prinzessin mit ihren munteren Schwestern das Glück einer schlicht natürlichen, keineswegs sehr sorgfältigen Erziehung. Da sie heranwuchs, erzählte alle Welt von den wunderschönen mecklen- burgischen Schwestern. Jean Paul widmete ihnen seine überschwängliche Huldigung. Goethe lugte im Kriegslager vor Mainz verstohlen zwischen den Falten seines Zeltes hervor und musterte die lieblichen Gestalten mit gelassenem Kennerblicke; seiner Mutter, der alten Frau Rat, lachte

3. Deutsche Prosa - S. 142

1900 - Gera : Hofmann
142 Bernhard ten Brink. Bretterwelt hinausdrang. Und auch hier bietet seine Biographie uns charakteristische Zuge, die uns in sein Inneres einen Blick werfen lassen. Vom Jahre 1592 bis zum Jahre 1599 sehen wir den Dichter die Höhe seiner Kunst ersteigen und zugleich in der Kunstwelt und in der Gesellschaft sich eine gesicherte, allgemein anerkannte Stellung erobern. Im ersten Jahrzehnt des siebzehnten Jahrhunderts schafft er dann seine tiefsten, großartigsten Werke. Aber noch bevor er den Höhepunkt erreicht, sehen wir ihn die ersten Schritte thun, um sich für seine späteren Jahre in seiner Geburtsstadt ein ruhiges Heim zu bereiten. Shakspere hatte in London die Heimat und die Seinigen nie aus den Augen verloren; sobald er es vermochte, hatte er die Seinigen an seinem beginnenden Wohlstand teilnehmen lassen, zweifellos auch häufiger sie auf längere oder kürzere Zeit besucht. Bereits i. I. 1597 aber begann er sich in Stratford anzukaufen, den Plan vorzubereiten, den er dann nicht wieder fahren ließ. Und gegen das Jahr 1609 — etwas früher oder später — gelangte der lange gehegte Lieblingsgedanke endlich zur Verwirk- lichung. Der Dichter verließ die Bühne und die Großstadt und zog sich nach seiner stillen Heimat, zu Wald und Wiese, zu Frau und Kindern und Enkelin zurück, um die ihm noch beschiedenen Tage in edler Muße und ruhig beschaulichem Genuß zu verleben. So schloß sich das Ende seines Lebens wieder dem Anfang an zur schönen Voll- endung des Kreislaufes. Shaksperes Leben, mit dem seiner dramatischen Zeitgenossen ver- glichen, ist ebenso singulär, wie seine Werke sich unter den ihrigen ausnehmen. Der einzige unter ihnen, der keine akademische Erziehung genossen, der in einfachen Verhältnissen, in vertrautem Verkehr mit der Natur groß geworden, seine Bildung mehr dem Leben als der Schule ver- dankte. Früher als einer von den andern hatte Shakspere seine Zu- kunft gestaltet in einer Weise, die nichts Großes für ihn erhoffen ließ. Aber das, woran ein anderer zu Grunde gegangen wäre, wurde ihm nur ein Sporn, ein neues Lebensblatt mit frischem Mut zu beginnen. Enger als irgend einer seiner dramatischen Nebenbuhler schloß Shakspere sich in London dem Bühnenleben an. Aber weit entfernt, in dem lockeren Getriebe, wie so viele andere, an Seele und Leib zu Grunde zu gehen, erwuchs er zum Mann, zum Künstler und Dichter, zur geistigen und auch zur materiellen Selbständigkeit und Unabhängig- keit. — Wohlhabend, angesehen, berühmt, verließ er dann in der Kraft seiner Jahre das Theater und die Großstadt, um als Landedelmann in der Heimat seine Tage zu beschließen.

4. Deutsche Prosa - S. 370

1900 - Gera : Hofmann
370 Berthold Auerbach. Aus dem Kindergarten. Berthold Auerbach, Aus dem Schatzkästlein des Gevattersmanns. (Stuttgart u. Augsburg. I. G. Cotta'scher Verlag. 1856.) Zerstören ist oft die liebste Thätigkeit eines Kindes. Dn kommst vom Markte nach Haus, hast gut verkauft oder auch nichts gelöst, du willst doch daheim eine Freude bereiten und bringst deinem Kinde ein buntes Spielzeug mit. Kaum aber ist die erste Freude der Überraschung und des Staunens vorüber, so beginnt das Kind an dem Mitgebrachten und Geschenkten zu ändern, zu bosseln, und wenn's hoch kommt, nach wenigen Tagen ist das Spielzeug in Stücken und zerstört. Du bist Sommers auf einem Spaziergange mit deinem Knaben und brichst ihm auf sein Bitten oder Verlangen eine schlanke Gerte ab, gieb acht, er duldet kein Blatt daran, sondern streift eines nach dem andern herunter, bis er nach Wohlgefallen mit der biegsamen Gerte hantieren kann; über eine Weile hat er begonnen, die Gerte zu lösen und schält sie nach und nach ganz los, vom heftigen Fuchteln bricht bald oben bald unten ein Stück ab, ein anderes wird geflissentlich ab- gebrochen und von der schönen Gerte kommt selten etwas nach Haus, um im vergessenen Winkel zu dorren. Leicht möglich, daß dieser Zerstörungstrieb des Kindes dich ärgerlich macht oder du willst ihm nichts mehr schenken oder nimmst ihm das Gegebene wieder weg und schließest es in den Schrank. . . . Der Grundtrieb eines jeglichen Lebendigen und des Menschen vor allemist: etwas zu schaffen, hervorzubringen, zu gestalten. Wir nehmen die Welt ringsumher nicht bloß müßig hin, sondern wollen etwas daraus machen. Dieser Drang beginnt im Kleinen oder zeigt sich im Großen, in Ackerbau und Gewerbe, in der Schöpfung von Kunstwerken und in der Bildung unserer Lebens- und Staatsverhältnisse. Haben wir etwas vollbracht und es steht nun vor uns, was früher nur als Plan und Wille in unserem Kopfe war, so haben wir, oft ohne es zu wissen, das Wohlgefühl, aus den Dingen um uns her etwas gemacht zu haben: in ihnen steckt nun, was wir früher bloß im Sinne hatten, unser eigener vollsührter Wille schaut uns daraus an. So geht es, wenn wir aus Brettern einen Stuhl, aus einem Steinblock eine Figur, aus unserem klaren Willen eine Gemeinde- oder Staatseinrichtung ge- schaffen haben. Dieser Trieb der Bethätigung, die Lust, seine Kraft wo auszulassen, seinen Willen wo einzuprägen, zeigt sich auch schon mächtig im Kinde. Gieb ihm ein Spielzeug: dein Töchterchen mag sich damit begnügen, die Puppe aus- und anzuziehen, in die Wiege zu legen und zu wiegen

5. Deutsche Prosa - S. 153

1900 - Gera : Hofmann
Emanuel Geibel. 153 Es gab auch für diesen Schmerz ein Verklingen, — kein Ver- gessen. Auch er ward Erinnerung, treu gepflegt, wie jedes Erlebnis des treuen Mannes, und tiefer nachempfunden, als irgend ein andres. Doch eine holde Gegenwart konnte zu Zeiten die Vergangenheit aus- löschen; das Leben konnte den Tod verdunkeln. Wir lesen in einem poetischen Briefe der späteren Jahre, der aus dem Krankenzimmer ge- schrieben sich des Abends in Erinnerung verliert und bei dem See von Lindau stille steht: Wo sind sie hin, Die goldnen Tage? Wo die Treuen, die mit mir Den Segen ihres Strahls geteilt? Ach, fröstelnd rinnt Durch meine Brust der Schauer der Vergänglichkeit, Und tiefe Wehmut fällt mich an — Doch plötzlich rauscht Der Pforte Vorhang; leise mit der Kerze tritt Mein Kind herein, ein lieblich Bild der Gegenwart, Und wie es sorgsam mit beschwingter Hand mir nun Die Kissen ordnet und sich zärtlich an mich schmiegt: Da weicht der Schatten, der mein bangend Herz beschlich, Und dankbar fühl' ich, ausgesöhnt mit meinem Los, Wie reich ich noch gesegnet bin, und lebe gern. Wie hier die Dissonanz sich löst, das ist des Dichters Wesen ganz. Die Harmonie ward ihm nie dauernd getrübt. Harmonisch schlossen sich Anfang und Ende zusammen. Wo seine Wiege stand, da liegt sein Grab. In sein Leben und Sterben klangen die Glocken von Lübeck bedeutend herein. Als ich ihn dort zum letzten Male sah — es war an einem Herbstabend vor drei Jahren, er hatte seine engste Familie um sich versammelt, nur wenige Fremde waren hinzugetreten — da belebte Musik den kleinen Kreis, und viele Lieder wurden gesungen. Eins, von Franz Schubert, rührte ihn zu Thränen. Es war der kurze Text von Claudius, in welchem ein Mädchen angstvoll den Tod abwehrt: „Ich bin noch jung, geh, Lieber, und rühre mich nicht an!" Der Tod aber erwidert: „Bin Freund und komme nicht zu strafen. Sei gutes Muts! Ich bin nicht wild, sollst sanft in meinen Armen schlafen." Auch ihm, den wir feiern, ist der Tod als ein sanfter Freund erschienen. Und er hat ihn nicht im Jugendglanz dahingerafft: sein Tagewerk war vollbracht. Die verehrende Liebe seines Volkes umgab ihn; sie schmückt nun sein Grab; und er wird nicht aufhören, unter uns zu wirken. Wir rufen ihm nach, was er von Uhland sang: — Segnend walte sein Gedächtnis, Unsterblich fruchtend um uns her; Das ist an uns sein groß Vermächtnis, So treu und deutsch zu sein, wie Er.

6. Deutsche Prosa - S. 374

1900 - Gera : Hofmann
374 Berthold Auerbach. kommen Sie auf einen großen Platz, Sie gehen quer über denselben, lassen zwei Straßen rechts liegen, biegen dann links ein und dann u. s. w. Besser ist's, er sagt dir: da und da fragen Sie wieder nach, oder du thust's von selber. -i- * * Planmäßig nach einer gewissen Ordnung selbst die Spiele der Kinder so zu leiten, daß sie vom Kleinen und Einfachen zum Großen und Zusammengesetzten fortschreiten, das halten viele für grausame Tyrannei, für unbefugtes Eingreifen in das stille Wachstum des Lebens. Gewiß, das stille Brüten der Seelenkeime darf nicht gestört werden, sonst macht man's ja wie die Kinder selber, die oft eine Bohne, welche sie gestern in die Erde gesenkt, heute wieder ausgraben, um nachzu- sehen, was sie macht, oder durch allzu eifriges Begießen den Keim ersäufen. Das Leiten der Spiele und Thätigkeiten der Kinder soll aber nur ein solches sein, daß sie unvermerkt zu Höherem aufsteigen, daß ihrem Thätigkeitstriebe etwas zur Hand gegeben wird, was sie ergötzt und fördert. -i- * * Gesegnet sei diehand, die einem Kinde Freude be- reitet; wer weiß, wann und wo die Freude einst wieder ausblüht. Gedenkt nicht fast jeder eines wohlwollenden Menschen, der ihm in stillen Tagen der Kindheit Freundliches erwiesen? Der Schreiber dieses sieht sich in diesem Augenblicke als barfüßigen Knaben an den Lattenzaun eines kleinen ärmlichen Gärtchens in seinem Heimatdorfe versetzt, er schaut sehnsüchtig nach den Blumen, die so still in den hellen Sonntagmorgen hineinblühen. Aus dem Hause tritt der Besitzer des Gärtchens, er ist ein Holzhacker, der die ganze Woche über im Walde arbeitet, er will sich wohl eine Blume holen, um sie mit zur Kirche zu nehmen; da sieht er den Knaben, er bricht die schönste Nelke ab, sie ist rot und weiß gesprenkelt, und reicht sie dem Draußenstehenden. Geber und Empfänger redeten kein Wort, denn der Knabe rannte in behenden Sprüngen nach Hause. — Und jetzt, hier in weiter Fremde, nach so vielen Erlebnissen vieler Jahre, stellt sich das Dankgefühl, das damals des Knaben Brust bewegte, aufs Papier; die Nelke ist längst verwelkt, aber sie blüht jetzt wieder neu auf. Sieh zu, lieber Leser, ob nicht ein Blumenduft aus kindlicher Ferne auch dich umgiebt; vergilt ihn an den Kindern um dich her.

7. Lehrbuch der Europäischen Staatengeschichte für Schulen - S. 84

1794 - Gotha : Ettinger
84 Iv. Großbritannien. nrrigen und'staatsklugheit, aber auch Eher geitz und Ruhmbegierde. Wilhelm hatte auch sowohl mit einheimischen, als auswärtigen Feinden, zu kämpfen. Ja- cob halte noch überall, und besonders in Ir- land , viele Anhänger. Ludwig X'.V unter- fnüue ihn nachdrücklich, und es kostete Wil- helmen viele Mühe, ihn aus Irland zu ent- fernen. Mehrere tausend Irländer folgten 1691 dem Jacob nach Frankreich. 1697 Im Frieden zu Ryßwick erkannte zwar Frank- reich Wilhelmen als König von Grc.ßbrttan- 170! wen; aber nach dem Tode Jacobs n erklär- te es doch seinen Sohn dafür. Wilhelm schloß daher mit Oestreich und den vereinig- ten Niederlanden ein Bündniß wider Frank- 1702 reich; aber er starb bald darauf. 8. Ihre Besitzungen, ihr Handel und ihre Seemacht werden beträchtlich vermehrt. Anne, Jacobs 11 jüngere Tochter, nimmt an dem spanischen Erbfolgekriege den lebhafte- sten Antheil. Sie unterstünt ihre Bundes- genossen durch große Geldsummen, Hülfs- truppen, besondere Heere, und zahlreiche Flot- ten. Höchst wichtige Dienste leistet der Her- zog von Marlbvröugh, der das, englische Kriegswesen sehr verbessert. Dafür regiert aber auch seine Gemahlin Sara cjnitze Zeit hindurch — 1711. Durch den utrechtischen Frieden besamen die *7*3 Engländer von Spanien Gibraltar und Mi, nvrka. Frankreich überließ ihnen Neuschott- land, St. Christoph, Terreneuve, die Hud- sonsbay. Der Hafen von Dünkirchen sollte unbrauchbar gemacht werden. Anne hätte vielleicht noch mehr bekommen können; aber sie verließ ihre Bundesgenossen. Hieran »paren die Tows Schuld. Ihre neuen Mi-

8. Geschichte der neuesten Revolution - S. 24

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
24 lebe die Reform! Nieder mit Guizot!" Da erschien Nach- mittags um 3 Uhr in der ebenfalls stürmisch aufgeregten Kammer Guizot mit der Botschaft, daß der König den Gra- fen Mols habe rufen lassen, um ihn mit der Bildung ei- nes neuen Kabinets zu beauftragen. Die Wahlreform sollte gewährt sein. Adjutanten des Königs flogen nach allen Seiten hin, um diese Nachricht weiter zu verbreiten, welche dem lebhafter und blutiger werdenden Aufstande Ein- halt thun sollte. Sie wurde überall mit Jubel aufgenom- nen, aus den Fenstern und von den Balkons wehten Tü- cher, das Feuern zwischen den Linientruppen und den Auf- ständischen ruhte, die meisten Barrikaden witrden verlassen. Nachmittags um 5 Uhr gewährten die Boulevards den nämlichen Anblick, wie an großen Volksfesttagen, so ruhig wogten Massen neugieriger Spaziergänger auf und ab, und als der Abend zu grauen anfing, bot die fast überall festlich erleuchtete Stadt einen zauberischen Anblick dar. Da trat ein Ereigniß ein, welches plötzlich die Scene veränderte. Es mochte gegen 10 Uhr sein, als unter don- nerndem Gesang der Marseillaise, unter Trommelwirbel, wehenden Fahnen und Fackelschein ein Volkshaufen von etwa 2000 Mann, der hauptsächlich aus Arbeitern der Vor- städte bestand, in guter Ordnung auf dem Boulevard der Jtaliäncr erschien, durch neuen Zuwachs immer mehr an- schwoll und zuletzt mit einer Kolonne sich vereinigte, welche dem Justizminister Hebert ein Pereat (Nieder mit ihm!) gebracht hatte. Diese Kolonne war die Bande des Repu- blikaners Lag ränge aus Lyon, die auf den Barrikaden des Quartiers St. Martin einen Theil des Tages über gekämpft batte. Sie bestand aus lauter Blousenmännern mit aufgekrämptcn Hemdärmeln und entblößten Brüsten, Gesicht und Hände von Pulver geschwärzt, durchweg mit Flinten, Säbeln oder Piken bewaffnet. Fackeln und eine rothe Fahne wurden voraus getragen. Vor dem Hotel der aus- wärtigen Angelegenheiten, Guizot's Wohnung, stieß die vorderste Kolonne des Zugs auf ein Bataillon des 14. Regiments, welches, im Viereck ausgestellt, den Durchzug verwehrte. Der Mann mic der rothen Fahne und einige Fackelträger gingen trotzig auf das Bataillon los, schwenk- ten die Fahne und die Fackeln hin und her, und das Pferd des kommandirenden Offiziers fing an sich zu bäumen. Die vorderste Reihe der Truppen gerieth in Unordnung, das Viereck that sich auf und der Offizier nahm mitten da-

9. Geschichte der neuesten Revolution - S. 25

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
25 rin seinen Platz. Plötzlich hoben und senkten sich die Ge- wehre, ein Schuß fiel, man sagt aus dein Garteil des Ho- tels, und ein langer Knall krachte hinterher. Einige fünf- zig Todte und Verwundete stürzten nieder. Unter wildem Geschrei stob die Menge auseinander und ergoß sich durch alle Stadtthcile mit dem Ruf: „Zu den Waffen! Wir sind verrathen! Man mordet uns!" Die kleine Kolonne republikanischer Blousenmänner, die vor dem Pelotonfeuer zurückgewichen war, kam unter einem fruchtbaren Rachcge- schrei nach der Blutstatte zurück, lud ein Dutzend Leichname auf einen Karren und zog unter Mordgeschrei und Wuth- geheul durch die Straßen. Inzwischen erloschen an den Häusern die Lampen, aus allen Ecken und Winkeln huschten Bewaffnete hervor, wie auf ein geheimes Machtgebot thürinten sich die Pflastersteine zu Barrikaden empor und auf allen Kirchthürmen läuteten die Sturmglocken, während die Empörer hier und da mit den Truppenpatrouillen Flintenschüsse wechselten. Als der Morgen des verhängnißvollen 24. Februar anbrach, war Paris bewaffnet bis an die Zähne, anderthalbtausend wohk- vertheidigte Barrikaden starrten den königlichen Truppen entgegen, die Revolte von gestern hatte sich in eine Revolution verwandelt. Dies war das Werk der Ver- schwornen der'geheimen, militärisch eingerichteten Gesell- schaften, welche, nachdem sie den Vorgang vor dem Hotel Guizots wahrscheinlich selbst hervorgerufen, ihn schnell zum Losbrechen benutzten, ihre Abtheilungen gu den Waffen rie- fen, die Häuser nach Waffen durchsuchten und die Waffen- läden plünderten, die Gläser- und Flaschenmagazine aus- lcerten und ihre Vorräthe über die Straßen streuten, um sie der Reiterei unzugänglich zu machen, und die Menge der übrigen Gesinnungslosen theils mit sich fortrissen theils zwangen, mit ihnen gemeinschaftliche Sache zu machen. Im Schloß der Tuilericn wußte man wenig oder nichts von dem, was in der Stadt vorging, und die Truppen be- hielten ihre Stellung bei. Nachdem Graf Molo es abge- lehnt hatte, ein neues Ministerium zu bilden, ließ der Kö- nig um Mitternacht den Herrn Thiers, eins der Häup- ter der Widerstandspartci in der Kammer, rufen, der sich auch bereit erklärte, mit Odilon-Barrot, Rem usai und Duvergier de Heu renne ein Kabinet zu bilden; Marschall Bugeaud sollte an die Spitze der bewaffneten Macht treten, doch wollte das neue Ministerium dies nicht

10. Geschichte der neuesten Revolution - S. 28

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
28 tauschte, brach die vor Zorn bleiche Königin gegen Thiers in die Worte aus: „Sie haben den Thron zerschmettert; Sie haben die Volksleidenschaften zu einem Brand ange- facht, dessen Lohe über die Monarchie zusammenschlägt. Sie sind ein Undankbarer und verdienten keinen so guten König." Zur Herzogin von Orleans, welche die Hände vor das Gesicht hielt und schluchzte, sagte der König: „Helene, Sie bleiben!" — Der kleine Graf von Paris (geb. 1838) horchte verwundert auf Alles, was gesprochen wurde; sein Bruder, der Herzog von Chartres, weinte jämmerlich. Als die fliehende Königsfamilie, aus 15 Personen bestehend, durch das große Thor des Tuilerienpalastes nach dem Kon- kordienplatz heraustrat, konnten die königlichen Wagen vor den Schüssen der Aufständischen schon das Schloß nicht mehr erreichen, und man mußte zu den kleinen Wagen seine Zuflucht nehmen, welche im Hofe zum Dienste der Adju- tanten bereit standen. Am Fuße des Obelisken, auf dem- selben Platze, wo ehemals die Guillotine stand, auf welcher das Haupt seines Vaters gefallen war, stiegen Ludwig Philipp und Marie Amalie in einen dieser kleinen Wagen. Eine Abtheilung Kürassiere begleitete den König nach St. Cloud. Aber auch die Nachricht von der Abdankung des Königs und der Flucht des greisen Königspaars brachte die Fluthen des Aufruhrs nicht zum Stillstehen, und dem General La- uro rici ère, der mit der schriftlichen Abdankung des Königs in der Hand an die Barrikade der Straße St. Honorè. heransprengte, rief man zu: „Kehren Sie um, General; die Abdankung genügt uns nicht mehr, wir wollen den Sturz der Dynastie." Um dieselbe Stunde wurde das Palais-Royal erstürmt und man hörte den allgemeinen Ruf: „Nach den Tuilerien!" Hier gab der Herzog von Nemours, überzeugt von der Erfolglosigkeit des Wider- standes, den Truppen den Befehl zum Rückzug, und eine Viertelstunde später stürzte das bewaffnete Volk gleichzeitig vom Hof und vom Garten her in den Palast, wie ein wilder Strom durch die Gemächer sich wälzend und Alles, was ihm in den Weg trat, verheerend und zermalmend. Getäfel, Spiegel, Kronleuchter, Vorhänge, Tapeten, Tep- piche, Gardinen, Alles wurde zerschlagen, zerrissen, zum Fenster hinausgeworfen. Im Thronsaale sprang ein Mann, eine rothe Fahne in der Hand, auf den Thron, wischte seine schmutzigen, nägclbeschlagenen Schuhe draus ab und
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