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1. Deutsche Prosa - S. 204

1900 - Gera : Hofmann
204 Hermann Hettner. Häuschen auf der Oberseergasse; er teilte seine Stube mit seiner Wirtin, einer alten Waschfrau; seine Schlafkammer war unter dem niedrigen Dach ein kleiner Holzverschlag, im Sommer erstickend heiß und bei schlechter Witterung nicht einmal hinlänglich gegen Regen und Schnee geschützt. Des Mittags hatte er nichts zu essen, als Obst und Butter- brot; nur am Sonntag fand er bei einer armen Tante in der Friedrich- stadt ein dürftiges Fleischgericht. Aber die Fortschritte in der Akademie, die er mit leidenschaftlichem Eifer besuchte, waren schnell und erlangten die allgemeinste Anerkennung. Aus der untersten Klasse, in welcher die meisten Schüler zwei Jahre, viele noch länger zu sitzen pflegten, wurde er bereits nach neun Monaten in den Gipssaal versetzt. Auf der Ausstellung erhielt er die damals übliche Geldprämie von 25 Thalern. Das zweite Jahr war mit demselben Erfolg gekrönt; nach elf Monaten rückte er in den Aktsaal vor und erhielt wieder die Prämie. Sein wackerer Strebensgenosse und inniger Freund war Julius Thäter, jetzt Professor der Kupferstecherkunst in München, der ebenfalls ein Meister ersten Ranges in seiner Kunst geworden ist. Endlich hatte sich die äußere Lage etwas besser gestaltet. Der junge Künstler hatte die Aufmerksamkeit der Kunstfreunde erregt, seine liebenswiirdige Persönlichkeit gewann ihm die Liebe aller. Es wurden ihm fast für alle Tage der Woche Freitische angeboten; durch Unter- richtgeben und kleine Nebenarbeiten gelang es auch, für eine etwas be- haglichere Wohnung sorgen zu können. In diese Zeit füllt das erste fröhliche Ausschauen nach einer tieferen und allgemeineren wissenschaft- lichen Bildung, durch welche Rietschel in späteren Jahren sich vor vielen, selbst berühmten Künstlern sehr vorteilhaft auszeichnete, und welche leider jetzt die meisten Akademieschüler sträflich vernachlässigen, in der aberwitzigen Meinung, daß die Bildung ihre Naivetät beeinträchtige. Zum erstenmal lernte er Goethe, Schiller, Shakespeare und die alten Dichter mit verständnisvollster Bewunderung kennen. Ein vorgerückterer junger Künstler, Milde aus Hamburg, führte Rietschel in diese neue Welt ein. Thäter und einige Monate hindurch auch der Landschafter Preller aus Weimar, der aber bald Dresden verließ, nahmen an diesen Studien den innigsten Anteil. Trotz alledem lagerten über der Aussicht in die Zukunft nach wie vor die düstersten Sorgen. Es konnte dem talentvollen Jüngling nicht lange verborgen bleiben, daß sich die Akademie im kläglichsten Zustand befand. . . . Noch hatte sich Rietschel nicht für einen bestimmten Kunstzweig entschieden. Er dachte daran, Maler zu werden, aber er war ohne Hilfe und Rat. . . Ein günstiger Zufall wurde entscheidend. Der Minister Graf von Einsiedel suchte zur Vergrößerung seines Hütten- werkes in Lauchhammer einen geschickten Modelleur und entschloß sich,

2. Deutsche Prosa - S. 370

1900 - Gera : Hofmann
370 Berthold Auerbach. Aus dem Kindergarten. Berthold Auerbach, Aus dem Schatzkästlein des Gevattersmanns. (Stuttgart u. Augsburg. I. G. Cotta'scher Verlag. 1856.) Zerstören ist oft die liebste Thätigkeit eines Kindes. Dn kommst vom Markte nach Haus, hast gut verkauft oder auch nichts gelöst, du willst doch daheim eine Freude bereiten und bringst deinem Kinde ein buntes Spielzeug mit. Kaum aber ist die erste Freude der Überraschung und des Staunens vorüber, so beginnt das Kind an dem Mitgebrachten und Geschenkten zu ändern, zu bosseln, und wenn's hoch kommt, nach wenigen Tagen ist das Spielzeug in Stücken und zerstört. Du bist Sommers auf einem Spaziergange mit deinem Knaben und brichst ihm auf sein Bitten oder Verlangen eine schlanke Gerte ab, gieb acht, er duldet kein Blatt daran, sondern streift eines nach dem andern herunter, bis er nach Wohlgefallen mit der biegsamen Gerte hantieren kann; über eine Weile hat er begonnen, die Gerte zu lösen und schält sie nach und nach ganz los, vom heftigen Fuchteln bricht bald oben bald unten ein Stück ab, ein anderes wird geflissentlich ab- gebrochen und von der schönen Gerte kommt selten etwas nach Haus, um im vergessenen Winkel zu dorren. Leicht möglich, daß dieser Zerstörungstrieb des Kindes dich ärgerlich macht oder du willst ihm nichts mehr schenken oder nimmst ihm das Gegebene wieder weg und schließest es in den Schrank. . . . Der Grundtrieb eines jeglichen Lebendigen und des Menschen vor allemist: etwas zu schaffen, hervorzubringen, zu gestalten. Wir nehmen die Welt ringsumher nicht bloß müßig hin, sondern wollen etwas daraus machen. Dieser Drang beginnt im Kleinen oder zeigt sich im Großen, in Ackerbau und Gewerbe, in der Schöpfung von Kunstwerken und in der Bildung unserer Lebens- und Staatsverhältnisse. Haben wir etwas vollbracht und es steht nun vor uns, was früher nur als Plan und Wille in unserem Kopfe war, so haben wir, oft ohne es zu wissen, das Wohlgefühl, aus den Dingen um uns her etwas gemacht zu haben: in ihnen steckt nun, was wir früher bloß im Sinne hatten, unser eigener vollsührter Wille schaut uns daraus an. So geht es, wenn wir aus Brettern einen Stuhl, aus einem Steinblock eine Figur, aus unserem klaren Willen eine Gemeinde- oder Staatseinrichtung ge- schaffen haben. Dieser Trieb der Bethätigung, die Lust, seine Kraft wo auszulassen, seinen Willen wo einzuprägen, zeigt sich auch schon mächtig im Kinde. Gieb ihm ein Spielzeug: dein Töchterchen mag sich damit begnügen, die Puppe aus- und anzuziehen, in die Wiege zu legen und zu wiegen

3. Deutsche Prosa - S. 55

1900 - Gera : Hofmann
Königin Luise. 55 die Kinderlust aus den braunen Augen, wenn die jungen Damen nach Frankfurt kamen und im Dichterhause am Hirschgraben Specksalat aßen oder an dem Brunnen im Hofe sich selber einen frischen Trunk holten. So menschlich einfach wie die Kindheit der Prinzessin verlief, ist auch der Schicksalstag der Frau in ihr Leben eingetreten; dort in Frankfurt, am Tische des Königs von Preußen, fand sie den Gatten, der ihr fortan „der beste aller Männer" blieb. An lauten Huldigungen hat es wohl noch niemals einer deutschen Fürstenbrant gefehlt; das war doch mehr als der frohe Zuruf angestammter Treue, was die beiden mecklenburgischen Schwestern bei ihrem Einzug in Berlin begrüßte. In einem Augenblicke gewann die Kronprinzessin alle Herzen, da sie das kleine Mädchen, das ihr die üblichen Hochzeitsverse hersagte, in der Einfalt ihrer Freude, zum Entsetzen der gestrengen Oberhofmeisterin umarmte und küßte. Die unerfahrene siebzehnjährige Frau, aufge- wachsen im einfachsten Leben, sollte sich nun zurecht finden auf dem schlüpfrigen Boden dieses mächtigen Hofes, wo um den früh gealterten König ein Gewölk zweideutiger Menschen sich scharte, wo der geistvolle Prinz Ludwig Ferdinand sein unbändig leidenschaftliches Wesen trieb und der Kronprinz mit seiner frommen Sittenstrenge ganz vereinsamt stand; da fand sie eine treue und kundige Freundin an der alten Gräfin Voß. Wer kennt sie nicht, die strenge Wüchterin aller Formen der Etikette, die in siebzig Jahren höfischen Lebens das gute Herz, das gerade Wort und den tapferen Mut sich zu bewahren wußte? Sie gab ihrer Herrin den besten Rat, der einer jungen Frau erteilt werden kann: keinen anderen Freund und Vertrauten sich zu wählen als ihren Ge- mahl; und dabei blieb es bis zum Tode der Fürstin. Für den edlen, doch früh verschüchterten und zum Trübsinn ge- neigten Geist Friedrich Wilhelms ward es ein unschätzbares Glück, daß er einmal doch herzhaft mit vollen Zügen aus dem Becher der Freude trinken, die schönste und liebevollste Frau in seinen Armen halten, an ihrer wolkenlosen Heiterkeit sich sonnen durfte. Aber auch die Prin- zessin fand bei dem Gatten, was die rechte Ehe dem Weibe bieten soll: sie rankt sich empor an dem Ernst, dem festen sittlichen Urteile des reifen Mannes, lernt manche wirre Träumerei des Mädchenkopfes auf- zugeben. Unablässig strebt sie „sich zur inneren Harmonie zu bilden"; ihre wahrhaftige Natur duldet keine Phrase, keinen halbverstandenen Begriff. Etwas Liebenswürdigeres hat sie kaum geschrieben als die naiven Briefe an ihren alten freimütigen Freund, den Kriegsrat Scheffner. Da fragt sie kindlich treuherzig, damals schon eine reife Frau und vielbewunderte Königin: was man eigentlich unter Hierarchie verstehe, und wann die Gracchischen Unruhen, die Punischen Kriege ge-

4. Deutsche Prosa - S. 337

1900 - Gera : Hofmann
Vom Reichtum. 337 Dies geht noch weiter. Nicht allein das Geld selber, sondern alles, was an Geld zu sehr erinnert, wird eben dadurch unfähig, als Geschenk, als ein Zeichen der Liebe, des Dankes, der Verehrung zu dienen. Also das Notwendige, das Nützliche, welches einzutauschen ja die wichtigste Bestimmung des Geldes ist. Man wird nicht leicht jemandem, der uns geholfen oder erbaut oder erfreut hat, ein Paar Stiefel oder ein Faß Mehl oder ein Fuder Brennholz zuschicken. Auch nicht ein Dutzend Strümpfe, es sei denn, daß man sie selbst gestrickt hätte. Je weniger nützlich ein Gegenstand ist, desto besser eignet er sich zu einer Ehrenspende, und die geradezu unbrauchbaren, die höchstens zur Zierde dienen können, gelten für die ehrenvollsten: kunstvoll ge- arbeitete Waffen, Büsten, prunkvolle Schreibzeuge, unbequeme Pokale und dergleichen Dinge mehr, welche für sein Geld zu kaufen dem Be- schenkten schwerlich jemals einfallen würde. Selbst die Freundschaftsgeschenke verraten gewöhnlich diese Ab- neigung gegen das Nützlichkeitsprinzip, und je ferner die Beziehungen werden, desto unerlaubter werden Geschenke, welche jemand „gut ge- brauchen kann". Nur den Nächststehenden sieht man es nach, wenn sie Spenden für den täglichen Hausbedarf bringen oder Gaben von unverschleierter Kostbarkeit widmen; der Fernstehende darf nur mit flüchtigen Spielereien seine Teilnahme bezeugen. Es giebt eine fein nuancierte Skala des Geziemenden, von dem Blumensträuße und der Bonbonniere, welche ein junger Herr selbst der unverheirateten Tochter des Gastfreundes überreichen darf, bis zu dem Brillantschmuck, den der verlobte Bräutigam seiner Erwählten auf den Weihnachtstisch legen mag. Bares Geld aber dürfte auch der Bräutigam nicht schenken; dieses Vorrecht steht nur dem Ehemanne und den Eltern und allen- falls den älteren Onkeln und Tanten zu. Auf den Zwischenstufen zwischen diesen Extremen giebt es zahlreiche Regeln zu beachten, um dem Geschenke das beschämende Element, die Erinnerung an den Laden- preis, zu benehmen. Das wirksamste Mittel ist immer die persönliche Arbeit, deren Verwendung auf den Gegenstand nicht in Geld berechnet werden kann. Damit geben wir eigene, nicht fremde Kraft. Eine Geld- börse, welche eine liebenswürdige Dame für uns gehäkelt hat, ist etwas ganz anderes als ein ganzer Laden voll von diesem Artikel. Die Herren sind, da sie sich auf Häkeleien nicht verstehen, schlimmer daran als die Frauen. Gewöhnlich müssen sie sich darauf beschränken, die persönliche Arbeit durch die persönliche Auswahl zu ersetzen, was denn freilich auch nicht ohne Seufzen abzugehen pflegt. Glücklich, wer zuweilen Rebhühner und Hasen selbst schießt und damit ein befreundetes Haus sich verbinden kann. Es soll vorkommen, daß solche Jagdgeschenke beim Wildhändler gekauft werden; aber es ist nie gehört worden, daß der M. Henschke, Deutsche Prosa. 22

5. Deutsche Prosa - S. 374

1900 - Gera : Hofmann
374 Berthold Auerbach. kommen Sie auf einen großen Platz, Sie gehen quer über denselben, lassen zwei Straßen rechts liegen, biegen dann links ein und dann u. s. w. Besser ist's, er sagt dir: da und da fragen Sie wieder nach, oder du thust's von selber. -i- * * Planmäßig nach einer gewissen Ordnung selbst die Spiele der Kinder so zu leiten, daß sie vom Kleinen und Einfachen zum Großen und Zusammengesetzten fortschreiten, das halten viele für grausame Tyrannei, für unbefugtes Eingreifen in das stille Wachstum des Lebens. Gewiß, das stille Brüten der Seelenkeime darf nicht gestört werden, sonst macht man's ja wie die Kinder selber, die oft eine Bohne, welche sie gestern in die Erde gesenkt, heute wieder ausgraben, um nachzu- sehen, was sie macht, oder durch allzu eifriges Begießen den Keim ersäufen. Das Leiten der Spiele und Thätigkeiten der Kinder soll aber nur ein solches sein, daß sie unvermerkt zu Höherem aufsteigen, daß ihrem Thätigkeitstriebe etwas zur Hand gegeben wird, was sie ergötzt und fördert. -i- * * Gesegnet sei diehand, die einem Kinde Freude be- reitet; wer weiß, wann und wo die Freude einst wieder ausblüht. Gedenkt nicht fast jeder eines wohlwollenden Menschen, der ihm in stillen Tagen der Kindheit Freundliches erwiesen? Der Schreiber dieses sieht sich in diesem Augenblicke als barfüßigen Knaben an den Lattenzaun eines kleinen ärmlichen Gärtchens in seinem Heimatdorfe versetzt, er schaut sehnsüchtig nach den Blumen, die so still in den hellen Sonntagmorgen hineinblühen. Aus dem Hause tritt der Besitzer des Gärtchens, er ist ein Holzhacker, der die ganze Woche über im Walde arbeitet, er will sich wohl eine Blume holen, um sie mit zur Kirche zu nehmen; da sieht er den Knaben, er bricht die schönste Nelke ab, sie ist rot und weiß gesprenkelt, und reicht sie dem Draußenstehenden. Geber und Empfänger redeten kein Wort, denn der Knabe rannte in behenden Sprüngen nach Hause. — Und jetzt, hier in weiter Fremde, nach so vielen Erlebnissen vieler Jahre, stellt sich das Dankgefühl, das damals des Knaben Brust bewegte, aufs Papier; die Nelke ist längst verwelkt, aber sie blüht jetzt wieder neu auf. Sieh zu, lieber Leser, ob nicht ein Blumenduft aus kindlicher Ferne auch dich umgiebt; vergilt ihn an den Kindern um dich her.

6. Kleines Realienbuch - S. 29

1895 - Gera : Hofmann
29 Ludwig und nahm Friedrich gefangen. Der Bruder des Besiegten setzte aber den Krieg fort. Da versuchte Ludwig eine Aussöhnung mit dem gefangenen Friedrich und besuchte ihn selbst. Der Kummer hatte den Gefangenen gebeugt und sein Haar gebleicht. Friedrich gelobte eidlich, den Frieden zu erwirken oder in seine Haft zurückzukehren. Da er den Starrsinn seines Bruders nicht zu beugen vermochte, so stellte er sich wieder in München zur Haft. Gerührt um- armte ihn Ludwig und teilte hinfort Tisch, Bett und Regierung mit ihm. 2. Zustand in der Mark Brandenburg. Nach Waldemars Tode belehnte der Kaiser seinen Sohn Ludwig mit dem herrenlosen Lande. Doch schwere Kämpfe hatte dieser mit den raublustigen Nachbarn und den Raubrittern zu bestehen. Dazu stel der Polenkönig in die Mark ein und verheerte sie in grauenhafter Weise. Ludwig wurde seines Lebens in der Mark so wenig froh wie sein Vater im Reiche. Letzterer starb plötzlich auf der Bärenjagd, und Karl Iv. wurde Kaiser. 3. Der falsche Waldemar. Ein bejahrter Pilger erschien bei dem Erz- bischof von Magdeburg, der eben beim Mahle saß, und erbat sich einen Becher Wein. Er erhielt ihn, trank und ließ dann einen Siegelring in den Becher fallen. Als diesen der Erzbischof erblickte, rief er: „Das ist Markgraf Waldemars Ring!" Sogleich ließ er den Pilger herausführen und erkannte aus seinen Zügen und seinen Worten den totgeglaubten Waldemar. Dieser erzählte, daß er im heiligen Lande gelebt, von der Not seines Volkes gehört habe und nun zurückgekommen sei, um sie zu enden. Fast alles Volk der Mark fiel ihm zu. Kaiser Karl erkannte ihn zuerst als Waldemar an; da er sich aber später mit Ludwig aussöhnte, erklärte er jenen für einen Betrüger. Ludwig eroberte die abgefallenen Städte zurück, hatte aber alle Freude an der Mark verloren. Er überließ sie seinen Brüdern Ludwig dem Römer und Otto dem Faulen und zog sich nach Tirol zurück. Der falsche Waldemar starb in Dessau und wurde fürstlich bestattet. Er soll ein Knappe Waldemars, der Müller Jakob Rehbock, gewesen sein. — Otto dem Faulen entriß Kaiser Karl Iv. die Mark und belehnte seinen Sohn Wenzel damit. 15. Die Mark unter den Luxemburgern (1373-1415). 1. Karl Iv. im deutschen Reiche. Er war ein Stiefvater des Reiches und suchte überall nur seinen Vorteil. In seiner Regierungszeit wurden die Ge- müter durch Hungersnot, Erdbeben, Heuschreckenschwärme und den „schwarzen Tod" erschüttert. Letzterer war eine schreckliche Pest, die in Europa ein Drittel aller Menschen wegraffte. Weil man meinte, die Juden hätten sie durch Ver- giftung der Brunnen erzeugt, so wurden sie grausam verfolgt. Die Geißler wollten den Zorn Gottes durch Bußübungen versöhnen. Sie zogen in Schwärmen unter einer roten Fahne umher, sangen Büßlieder und geißelten sich mit Stachel- riemen blutig. Karl Iv. setzte durch die goldene Bulle (eine Verordnung mir dem Siegel in einer goldenen Kapsel) 1356 fest, daß 7 Kur- oder Wähl- fürsten den Kaiser wählen sollten, und zwar die 3 geistlichen von Mainz, Köln und Trier, und die 4 weltlichen von der Pfalz, Böhmen, Sachsen und Brandenburg. 2. Karl in Böhmen und Brandenburg. Für diese Länder war er ein wahrer Vater. In Böhmen brach er die Näubernester, sorgte für gerechtes Ge- richt, ließ Wege und Brücken bauen, Flüsse schiffbar machen, zog deutsche Ge- lehrte, Künstler und Landbauer ins Land und gründete 1348 die Universität Prag. In Brandenburg weilte er gern zu Tangermünde an der Elbe. Er ließ ein Verzeichnis aller Äcker anfertigen, verteilte die Abgaben in gerechter Weise und regte jede nützliche Thätigkeit an.

7. Teil 16 - S. 216

1806 - Gotha : Ettinger
216 Schlachter zu Paris, wirthschaftete mit der Casse des Jnvaltdenhauses, bey welchem er angestellt war, so schlecht, daß er, um den Galgen zu entgehen, sich durch die Flucht retten mußte. In seiner Abwesenheit ge, bahr seine Frau, die eine ganz vorzügliche Schönheit war, eine Tochter, Johanne Au, toinette. Es fanden sich gute Freunde, welche dieselbe im Tanzen, in der Musik, und in andern Künsten, unterrichten ließen. Das reihende Mädchen bezauberte den kleir uen übelgebildeten, nicht sehr feinen Nor, mant l/Etiollcs so sehr, daß er sie (1741) heyrathete. Dieser that alles, um seiner zärtlichst geliebten Gattin Vergnügen zu ma- chen. Es versammelten sich in seinem Hause die feinsten und angenehmsten Gesellschaften, und bald umflatterte die schöne geistvolle Frau ein Heer von Anbetern. „Ich werde/'' pflegte sie wohl zu sagen, „meinem Manne nie anders, als nur dem Könige zu gefallen, untreu werden/'' Auch war dieß ihr Ernst. Sie arbeitete wirklich an dem Plane, den Beherrscher Frankreichs zu erobern; schon ihre Mutter bildete sie zur Geliebten dessel- den; Madam la Tencin, ihr Bruder, der Car,

8. Teil 16 - S. 131

1806 - Gotha : Ettinger
Die Bayern verlohren 4000 Mann, und Mmuzzt selbst gerielh tn die Gefangen, schaft. Die Oestreicher drangen hierauf von allen Seiten in Bayern ein. Der französische General Droglio blieb ganz unthätig, um geachtet das unter seinem Befehle stehende Krtegsvolk, bey Donauwerth, durch 10,020 Mann frische Truppen vermehrt worden war. Selbst eine Unterredung, die Karl Vii in eigner Person mit ihm hielt, entfernte ihn nicht von dem Vorhaben, nach Frankreich zurückzugehen. Er sehte seinen Marsch um unterbrochen bis nach Straßbucg fort, wo er, am Tage nach seiner Ankunft, die Officiere seiner Armee, für die ausgestandenen Müh, seligketten des Marsches, durch einen Ball entschädigte. Der von jedermann verlassene Karl mußte nun (174z am 8. Iun.) au- seiner Residenzstadt München zum zweyten Mahl entfliehen. Er gieng abermahis nach Frankfurth. Seinem Feldmarschall Secken- dorf ließ er die Vollmacht, mir dem Prim zen Karl tn Unterhandlungen zu treten. Diese hatten die Folge, daß Seckendorf (27. Iun.) Ä 2 sich

9. Teil 16 - S. 185

1806 - Gotha : Ettinger
is) zeichnete sich jetzt besonders der Marschall von Sachsen aus. Seine Mutter, die 6c; rühmte Gräfin Aurora von Königsmark brachte ihn (1696 Oct.) auf einem Dorfe nicht wett von Magdeburg zur Welt *). Sie kehrte nach überstandenen sechs Wochen nach Dresden zurück, ihr kleiner Sohn wurde aber mit seiner Amme bey einem Kammerdiener in Berlin in die Kost gegeben. Schon im drit- ten Jahre kam der junge Moritz, als ein Graf von der Raute, nach Warschau, wo sein Vater als König von Polen sich aufhielt. Dieser erlaubte, daß er in der protestanti- schen Religion erzogen werden durfte. Man schickte ihn, als er erst acht Jahre alt war, nach Leipzig. Aber er wollte hier fast weit tcr nichts, als Fechten und Reiten, lernen, und blos ein schönes Pferd, oder ein glan- zender Degen war eine Belohnung, die ihn reihen konnte, in andern Kenntnissen nicht ganz zurückzubleiben. Kaum dreyzehn Jahre alt, diente er bereits unter Eugen und Mark- borough in den Niederlanden, wo er sich bey allen Gelegenheiten auszeichnete. Eben so that er sich, bey der Armee seines Vaters, bey *) Theil xv, S. 291.

10. Teil 16 - S. 256

1806 - Gotha : Ettinger
endlich (1738) gar entfernt, und Brühl stellte seitdem den ersten-Minister vor. Nicht leicht hat ein erster Minister das Unglück des ihm anvertrauten Staates um behutsamer befördert, als Brühl. Nur auf sein und seiner Familie und Hausgenossen Glück bedacht, wußte er sich die schönsten Herrschaften in Sachsen und Polen zuzueig, nen, verschaffte er sich und seinem Sohne die einträglichsten polnischen Kronämter, gab er jedem, der seine Livree einige Jahre ge, tragen hatte, eine einträgliche Stelle, ließ er die ansehnlichsten Bedienungen nur seinen Günstlingen zu Theil werden. Seine Reich, thümer ließen sich nichtschatzen, seine Pracht war aber auch mehr als fürstlich. In sei, nem Pallaste zu Dresden war das Auserle- senste von Kunstwerken, was man, des hohen Preises wegen, selbst in London und Paris nicht immer kaufte, zusammengehauft. Die Zimmer waren mit den köstlichsten Uhren aller Art, mit Statüen, Büsten, Medaillons, und Gemählden angefüllt. Die Schlösser der Thüren waren mit Gold eingelegt. Brühls Garderobe überstieg selbst die Grän- zen
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