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1. Badische Sagen - S. 44

1912 - Bühl (Baden) : Konkordia
Die Einzig rauscht, es tönt ein Pfiff, am Bogen ruht des Jägers Griff, der Biber zeigt die dunkle Schnauz’ — da fliegt der Bolzen schwirren Lauts. Dom Wasser tönt ein dumpfer Schrei, gefpenft’ger Schatten huscht vorbei, nun fällt dem Grafen übers Haupt ein Strich, der chm den Fitem raubt. Dann fällt er in den feuchten Grund, ein Knebel schließt chm rasch den Mund, das Buge deckt ein dichtes Band, und Striche fesseln seine Hand. Er möchte rasen, möchte schrein, der Knebel macht chm schwere Pein. Hun zerrt ein mächt’ger Arm chn fort; er ahnt den Tod an günst’gem Ort. Bergab, bergauf, talab, talan auf rauher ungewisser Bahn geht’ö immer weiter, immer zu, und Rast gibt’s nicht und nirgends Ruh! Durch Bäche ohne furt und Steg, durch Wald und Dickicht ohne weg, hier hart Geröll, dort nasser Grund, und bange reiht sich Stund’ an Stund’. kein wenschenruf dringt an sein Ohr, hein Hundebellen hommt ihm vor, nur schwere, tiefe Einfamheit — ein Todesgang ist’s, endlos weit.

2. Aus Deutschlands Urgeschichte - S. 39

1908 - Leipzig : Quelle & Meyer
— 39 — Muschelhausen große Mengen von Fischgräten und Vogelknochen. Meistens sind es Reste von Schtvimm= und Strandvögeln. Huch jagte man den Hirsch, das Reh und das wilde Schwein und erlegte in den Föhrenwäldern jener Zeit den Huerhahn. Die Muschelhaufen entstanden nämlich am Ende der oben erwähnten Föhrenzeit; denn neben der Föhre erschien bereits die (Eiche, und die Ostsee, die am Hnfange der Fichtenzeit ein Süßwassersee war, war damals bereits zur Meeresbucht geworden. Hn Geräten findet man zunächst wieder Feuersteinspäne als Messer, ferner Schaber und Bohrer (vergl. Fig. 41), dann aber zum ersten Male Pfeile und Beite. Der Pfeil hatte damals keine Spitze, sondern eine scharfe Schneide (siehe Fig. 31). Man müßte diese Waffe eigentlich pfeilschneide nennen, bezeichnet sie aber meistens als „Pfeilspitze mit (Querschneide". Lange Seit war man über die Benutzung dieser kleinen Feuersteinblätter im Zweifel, bis man in einem Moore einen erhaltenen Pfeil mit querschneidiger Spitze fand. Bas Beil (Fig. 15) ist aus einer dicken, abgespaltenen Feuersteinscheibe zugeschlagen. (Ein Teil des Scheibenrandes bildet die Schneide. Geschliffen wurde das Beil noch nicht. (Es wurde gewiß auf ähnliche Weise an einem Holzschafte befestigt wie die späteren geschliffenen Steinbeile (vgl. Fig. 42). Heben diesen Beilen findet man auch anders geformte Stücke, die aus länglichen Feuersteinknollen geformt sind (Fig. 16) und durchlochte Hxte aus Hirschhorn (Fig. 17). Fig. 15. Feuersteinbeil aus der Zeit der Muschelhaufen. (Nach I. Mestorf, Vorgeschichtliche Altertümer aus Schleswig-Holstein.) Fig. 16- Feuersteinbeil. (9lach ftupfa, Zeitschr. f. Ethnologie 1906.)

3. Aus Deutschlands Urgeschichte - S. 26

1908 - Leipzig : Quelle & Meyer
— 26 — Steingeräte wie sie Fig. 27 zeigt, dienten gewiß zum (Blatten von holz und Knochen und zum Hbfchaben der Häute. Ruf die Anfertigung dieser Steingeräte kommen wir in dem Abschnitte über Me jüngere Steinzeit zurück. In Deutschland trifft man die schön geformten Lanzenspitzen der Solutrezeit nur selten (Fig. 11). Die Herstellung derartiger Stücke erforderte bereits eine große Geschicklichkeit in der Behandlung des Steins. (Es ist anzunehmen, daß schon in der Steppenzeit eine gewisse Teilung der Arbeit eintrat, indem an Grten, wo guter Feuerstein zu finden war, gewandte Arbeiter sich niederließen und Handel mit ihren Erzeugnissen trieben. Man hat nämlich in Frankreich mehrfach versteckte „Schätze" mit besonders schönen Speerspitzen entdeckt. So fand man bei Dolgu einmal 14 große und sehr schöne Stücke, aus fremdem Feuerstein gearbeitet. Doch wird der Handel nur immer kleine Gebiete versorgt haben. 3. Die Renntierzeit. (Bei den Renntierjägern in Dberschwaben. Kultur der Renntierzeit nach deutschen und ausländischen Funden. Künstlerische Betätigung der Liszeit-menschen. Die Menschenrassen der Steppen- und Renntierzeit.) Ittit dem herannahen der letzten Vereisung verschwanden die Grassteppen, und das immer kälter werdende Klima duldete bald nur noch Moose, Flechten und kümmerliches Gesträuch. Die Landschaft glich der sibirischen Tundra, einer (Einöde mit spärlichem Bewuchse. Ähnliche Zustände herrschten während und nach der Vereisung, deren Verbreitungsgebiet bedeutend kleiner war als dasjenige der Gletscher zur Haupteiszeit. — Eisige Kälte umfängt uns. Die Felder ringsumher erscheinen wie zu Sand erstarrte Idasserwellen. Die Gipfel und Abhänge dieser langgezogenen Sandhügel sind hier und da mit grünen und bräunlichen Moospolstern bekleidet. Jener rundliche Hügel dort, Mg. ii. Lanzenspitzen von Feuerstein aus der Steppenzeit, gefunden in Bayern. <M. Hoernes, Der diluviale Mensch, nach I. Ranke.)

4. Aus Deutschlands Urgeschichte - S. 37

1908 - Leipzig : Quelle & Meyer
Ii. Die jüngere Steinzeit oöer öle neolithische Periode. Die mittlere Steinzeit, eine Übergangrstufe von der älteren zur jüngeren Steinzeit. (vordringen des Menschen in Norddeutschland. Die Muschclhaufen.) (Erft eine geraume Weile nach der Eiszeit konnte ganz Deutschland von Menschen bewohnt werden. Die ehemals mit (Eis bedeckten Strecken Nord- und Süddeutschlands überzogen sich zunächst mit Moos und Flechten,- dann drang langsam der Wald ein. Gleichsam als Vorposten schickte er die genügsamen und zählebigen Nadelhölzer, vornehmlich die Föhre, ins unwirtliche Land. Man findet nämlich in den nordischen „Waldmooren" zu unterst Föhrenstämme. Später erscheint die (Eiche, dann die Buche, welche noch heute in Norddeutschland und auf den Gstseeinseln herrliche Wälder bildet. vielleicht ist der Mensch schon vor der Föhrenzeit nach Norddeutschland gekommen, indem er dem Renntiere, das sich beständig weiter nach dem Norden zurückzog, folgte. Sichere Spuren hat er aber erst im Föhrenalter hinterlassen. Nach wie vor durchstreiften damals Jägerhorden das Land. Mit Vorliebe scheint man (Elche und Hirsche gejagt zu haben. Daher wurden jetzt die Harpunen, die man in der Renntierzeit so zierlich aus Renntiergeweih zu verfertigen wußte, aus Hirschhorn geschnitzt. Die Form ist nur wenig verändert (Fig. 14). Reichere Funde stammen aus etwas jüngerer Zeit. Wegen neuer, wichtiger (Errungenschaften, die damals zuerst auftraten, rechnen viele Forscher diesen Rbschnitt zur jüngeren Steinzeit. Die sonderbarste (Erscheinung derselben sind die Muschelhaufen.

5. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 162

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 162 — der vierte Teil der Knospen aufgebrochen. Nach dem Koran entstanden die Rosen erst während der nächtlichen Himmelfahrt des Propheten, und zwar die weißen aus seinen Schweißtropfen, die gelben aus denen seines Tieres, die roten aus denen des Gabriel; und man kommt in Kasanlik aus die Vermutung, daß wenigstens für den Erzengel jene Fahrt sehr angreifend gewesen sein muß. (4. Tracht der Türken.) Hier sieht man überall noch das schöne alte Kostüm; der Turban ist ebenso kleidsam wie zweckmäßig. Je nachdem man sich gegen die Sonne oder den Regen von der einen oder der anderen Seite schützen will, wird der Schal anders gewickelt; mit dem Hute hin- gegen liefe man beständig Gefahr, einen Sonnenstich zu bekommen. — Das Beinkleid ist ein oft neun Ellen weiter Sack, der um den Leib zusammen- geschnürt wird, und an dessen unteren Ecken zwei Löcher sind, ans denen die Füße mit buntgestrickten Socken hervorkommen; zwei, drei, sechs oder acht Jacken von leichtem Zeuge, oft reich gestickt, schützen den Körper nach Maßgabe des Bedürfnisses; ein breiter Gurt oder ein Schal um den Leib nimmt Geldkatze, Tabaksbeutel, Handscharx), Messer, Pistolen und Schreib- zeug auf; eine Pelzjacke und darüber ein langer Pelz vervollständigen den Anzug, und ein Mantel von Ziegenhaar oder Filz schützt gegen Unwetter und dient als Lager. Jede Bewegung des Mannes in diesem faltenreichen Anzug gibt ihm ein stattliches Aussehen, und alle Augenblick sieht man eine Figur, die man zeichnen möchte. Es ist erklärbar, daß man die Türken für die schönsten Leute der Welt gehalten hat, bis man ihnen fränkische Kleider anzog; hätten unsere wohl ausexerzierten Leute türkische Tracht, sie müßten prächtig aussehen. .(5. Donaumündung.) Ich hatte Muße genug, diesen Gedanken^) nachzuhängen, als wir zwischen den niedrigen Schilfufern der Donau hinauf- brausten; der Anblick ist höchst eigentümlich; denn zehn Meilen weit fährt man in einem unabsehbaren grünen Meer von wogendem Schilfe umher, aus welchem die Masten und Segel von großen Schiffen hervorragen, welche den Windungen des Stromes bis Galatz und Braila hinauf folgen. Nur ganz in der Ferne am südlichen Horizont waren die Gebirge von Baba- Dagh und Besch-Tepe sichtbar, und die Sonne sank rotglühend hinter schönen Weidenbäumen; ich glaubte eine Everdingsche Landschaft vor mir zu sehen. Übrigens fuhren wir an diesem Abend an mehr als hundert Schiffen vorüber, die sämtlich nach Galatz und Braila hinaufgingen. Die vielen Quadratmeilen Land, die hier mit Schilf bedeckt sind, ver- stecken große Herden von Büffeln oder Ochsen, unermeßliche Schwärme von Seevögeln, aber auch Wölfe, und noch vor einigen Jahren hausten hier Scharen von Gesindel, welche die Schiffe des Nachts überfielen, wenn sie anlegten. Es ist wahrscheinlich, daß man mit geringer Arbeit durch niedrige Deiche die Inseln gegen die jährliche Überschwemmung der Donau schützen und eine ungeheuere Fläche des fruchtbarsten Bodens gewinnen könnte. 1) Kurzer, gekrümmter Türkensäbel oder breites Dolchmesser. 2) Gedanken darüber, welche Macht am meisten Interesse an der Stromregulierung haben könnte.

6. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 398

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 398 — kurzem vollständig versandete, und indem die so entstandenen Dünen demnächst mit Strandgräsern bepflanzt wurden, welche einerseits durch ihr Einwurzeln und ihre Verbreitung jene widerstandsfähig machten, andererseits den neu antreibenden Sand einfingen und sie dadurch erhöhten. Es zeigte sich, daß solche künstliche Vordünen bereits bei einer Höhe von 8—10 Fuß ein Über- treiben des frischen Flugsandes verhinderten. Da sie indessen, weil nahe am Strande liegend, vielfach von den Wellen zerstört wurden, so ergab sich die Notwendigkeit, sie wenigstens an den Stellen, an welchen — infolge der Uferströmung — sich das Nagen der See besonders bemerklich macht, land- einwärts zu verlegen. Stellenweise — so zwischen Cranz und Sarkau - ist man noch einen Schritt weiter gegangen, indem man durch Pfahlreihen, welche vom Strande aus in die See geführt wurden, die Kraft der Wogen zu brechen versucht hat (10. Versammlung d. prenß. Forstvereins S. 101 ff.).— Im großen und ganzen ist der Bau der Vordüuen — oder vielmehr, da sie sich in ununterbrochener Kette von Cranz bis Süderspitze erstrecken, der Vordüne — heute abgeschlossen, doch bedürfen sie steten Schutzes und steter Nachbesserung. Sie sind im allgemeinen älter als die Binnendünenkulturen und waren von Cranz bis etwa 1 Meile hinter Sarkau schon im Jahre 1829 fertiggestellt (Bereudt, Geol. S. 93, vgl. Wutzke S. 448ff.). Die Bildung der Vordüne und die Festlegung der wichtigsten Binnen- dünen sind nun aber keineswegs alles, was von der Dünenverwaltung zur Sicherung und wirtschaftlichen Hebung der Kurischen Nehrung geschehen ist. Sie hat vielmehr auch hinter der Vordüne bei Sarkau, Rossitten, Nidden und Preil Holzanpflanzungen, die sogenannten Plantagen, angelegt, welche sich in nicht allzu langer Zeit zu einem fortlaufenden Waldstrich vereinigt haben dürften, da die Entfernung zwischen der Sarkauer und der Rossittener Plantage*) einerseits und zwischen dieser und der Niddeuer andererseits zur- zeit nur noch je 1 Meile beträgt, und da die letzterwähnte (welche sich an den alten Wald von Nidden anschließt) von der Preiler nicht weit absteht. Diese Anlagen geben dem Boden zwischen Vordüne und Binnendünen festen Halt und gewähren dadurch und weil sie im allgemeinen — bei ihrem feuchten Boden und geschützten Stande — gut gedeihen, den letzteren guten Schutz. Über ihre Geschichte vgl. Jachmann S. 202, 312ff., Wutzke S. 449. Sie bestehen zum größeren Teil aus Kiefern, zum kleineren ans Laubholz (Birken, Erlen, Espen, Weiden) und sind in mäßigem Grade bereits durch- forstbar. (4. Die Kuren.) Was die Tracht der „Kuren" betrifft, so stimmt sie im allgemeinen mit der der Litauer in der Kintener Gegend überein. Die Männer — sast durchweg bartlos und mit kurzgeschnittenem Haar — tragen in der Regel von blaner und weißer Wolle gestrickte, enganschließende Jacken, oder Jacketts von dunkler Farbe, zu diesen passende Beinkleider oder Drillichhosen und eine Mütze oder einen Südwester. Bei kälterem Wetter ziehen sie für den Aufenthalt auf dem Wasser Kleider von grauem Fries und hohe Stiefeln an. In der Regel geht die ganze Bevölkerung in so- genannten Klotzschlorren (Holzsohlen mit übergenageltem Leder) oder barfuß. Die Frauen und Mädchen unterscheiden sich äußerlich nur dadurch vonein- ander, daß die ersteren stets, die letzteren dagegen nur auf Ausgängen ein *) Die Anlage der letzteren ist im Jahre 1843 begonnen.

7. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 47

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 47 — Steuer hinten allein nicht genügt, die Richtung gibt, diese Seitenbewegung, so zerschellt das Boot im nächsten Moment und an Rettung ist kaum zu denken. Bewunderungswürdig war, wie fest der Puntero beim Niederfall des Bootes auf seinen Beinen stehen blieb, als ob er angenagelt wäre. Nun gingen die erfahrensten Leute zurück durch den Wald und brachten die andern Boote ebenfalls über den Fall. Einen Löwenmut kann man den Leuten nicht absprechen; denn wie häufig nehmen diese Fahrten ein schlim- mes Ende. Iii. Alexander von Humboldts Keife im Gebiet des Orinoco. (Alexander von Humboldts „Reise in die Äquinoktialgegenden des neuen Kontinents^)." In deutscher Bearbeitung von Hermann Hanfs. Nach der An- ordnnng und unter Mitwirkung des Verfassers. Einzige von A. v. Humboldt anerkannte Ausgabe in deutscher Sprache. 4 Bände (in 2 Bänden). Stuttgart. I. G. Cottascher Verlag 1859. 403, 416, 403 und 444 Seiten, 6 Mark, in einem Band 5 Mark. Band Iii, S. 22—24. 26—27, 51—52, 75, Band Iv, S. 27—28, 315—317, Band Ii. S. 208—209.) (1. Fahrt auf dem Rio Apnre^), a. Uferszenerie.) Am 31. März. Der widrige Wind nötigte uns. bis Mittag am Ufer zu bleiben. Wir sahen die Zuckerfelder zum Teil durch einen Brand zerstört, der sich aus einem nahen Wald bis hierher fortgepflanzt hatte. Die wandernden Jndi- aner zünden überall, wo sie Nachtlager gehalten, den Wald an, und in der dürren Jahreszeit würden ganze Provinzen von diesen Bränden ver- heert, wenn nicht das ausnehmend harte Holz die Bäume vor der gänz- lichen Zerstörung schützte. Wir fanden Stämme des Mahagonibaumes (Oakoda) und von Desmanthns, die kaum zwei Zoll tief verkohlt waren. Vom Diamante an betritt man ein Gebiet, das nur von Tigern, Krokodilen und Chigniren, einer großen Art von Linnes Gattung Cavia, bewohnt ist. Hier sahen wir dichtgedrängte Vogelschwärme sich vom Himmel abheben, wie eine schwärzliche Wolke, deren Umrisse sich jeden Augenblick verändern. Der Fluß wird allmählich breiter. Das eine Ufer ist meist dürr und sandig, infolge der Überschwemmungen; das andere ist höher und mit hochstämmigen Bäumen bewachsen. Hin und wieder ist der Fluß zu beiden Seiten bewaldet und bildet einen geraden, 150 Toisen^) breiten Kanal. Die Stellung der Bäume ist sehr merkwürdig. Vorne sieht man Büsche von Saufo (Hermesia castaneifolia), die gleichsam eine vier Schuh hohe Hecke bilden, und es ist, als wäre diese künstlich beschnitten. Hinter dieser Hecke kommt ein Gehölz von Cedrela, Brasilholz und Gayac. Die Palmen sind ziemlich selten; man sieht nur hie und da einen Stamm der Corozo- und der stachlichten Pirituspalme. Die großen Vierfüßer dieses Landstrichs, die Tiger, Tapire und Pecarischweine, haben Durchgänge in die eben beschriebene Sausohccke gebrochen, durch die sie zum Trinken an den Strom gehen. Da sie sich nicht viel daraus machen, wenn ein Canoe herbeikommt, hat man den Genuß, sie langsam am Ufer hinstreichen zu J) 1799-1804. 2) Linker Nebenfluß des Qrinoco. 3) 1 Seemeile — 950 Toisen.

8. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 116

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 116 — fast schlammiger Zugang gehauen. Am Ufer erweitert sich dieser zu einem kleinen Platz von demselben Charakter. Darauf stehen etliche offene Buden; zerlumpte Verkäufer von beklexten Kieselsteinen, Blechflaschen mit abgekochtem Jordanwasser, Dorngeflechten umkreisen den Ankommenden. Der Boden ist zerstampft, wie der Rasen nach einer gründlich verregneten Vogelwiese, das Buschwerk in den Schlamm getreten. Eier- und Orangenschalen und Papier- setzen erhöhen den Eindruck. Der Platz wird von den russischen Pilger- zügen, die in dieser Zeit täglich in Höhe von 50—100 Köpfen von Priestern hierher geführt werden, zum Auskleiden benutzt. Dann waten sie alle, teil- weise mit einem weißen Hemd bekleidet, das dadurch zum Sterbehemd geweiht wird, ius Wasser, um unter dem Segensspruch des Priesters unterzutauchen. Es soll ein höchst eigenartiges Bild sein, das wohl eine zutreffende Vor- stelluug gibt von den Vorgängen bei der Taufe des Johannes. Ii. Sven von Kevins *) Marsch nach Lhasa. (»Im Herzen von Asien. Zehntausend Kilometer auf unbekannten Pfaden." Von Sven von Hedin. Mit 407 Abbildungen, darunter 154 Separat- und Vollbilder und 8 bunte Tafeln, und 5 Karten. Autorisierte Ausgabe. Zweiter Band. Leipzig, F. A. Brockhaus, 1903. 570 Seiten, 20 Mark. S. 253, 257, 271—273, 283-284, 310, 328—329.) (1. Sven von Hedins Verkleidung.) Eiligst kleidete ich mich in den mongolischen Anzug und wurde vom Scheitel bis zur Sohle eiu Mongole. Die während des Rittes zu gebrauchenden Instrumente, sowie Tabak und Fernglas wurden in ihren Verstecken untergebracht. Schon vom ersten Augenblicke an fühlte ich mich in meinem mongolischen Rocke sehr gemütlich; er saß weich und gut, und das einzige, was ich entbehrte, waren die vielen Taschen, die ich in meinem Ulster hatte. Der Kompaß und das Marschroutenbuch wurden einfach vorn in den Rock gesteckt und von der gelben Leibbinde festgehalten. Auf dem Kopfe trug ich eine gelbe Mütze mit aufgekrempeltem Vorderrande. Die dicken, plumpen Mongolenstiefeln, mit denen ich schon lange gegangen war, damit sie genügend getragen und abgenutzt aussähen, paßten mir vortrefflich und waren infolge ihrer dicken Sohlen und aufwärtsgekehrten Spitzen auf feuchtem Terrain außerordeut- lich praktisch. Der Rock selbst hatte eine tiefdunkelrote Farbe. Der gelbe Pelz war heute morgen nicht nötig, da die Sonne sehr freundlich schien und Fliegen und Schmetterlinge die Luft erfüllten. (2. Tibet.) Das Terrain in dieser Gegend ist vorzüglich, und wir legten auf dem festen Boden mit größter Leichtigkeit beinahe 40 Kilometer zurück. Die Hügel und Täler, die wir hierbei passieren, sind arm an Gras, aber desto reicher an Kulanen und Aaken, die bei verschiedenen Gelegen- heiten zu Hunderten auftraten. Sie nehmen aber auch mit Moosen und Kräutern vorlieb, die unsere zahmen Tiere nicht fressen würden. Spuren von Menschen fehlen noch. Von Zeit zu Zeit reitet einer von uns auf den nächsten beherrschenden Hügel hinauf, um Umschau zu halten. Jetzt würden *) Der Schwede Sven von Hedin bereiste Jnnerasien (Tarimslnß, Lop-nvr, Altin-tag, 8 ^V-Ecke der Gobi und Tibet) in der Zeit von 1900-1902; fein Versuch, nach Lhasa vorzudringen, scheiterte: der Marsch ging vom Altin-tag (bzw. Lop-nor) nach Süden. 2) — wilde Esel.

9. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 89

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
Berge, aufgesetzt. Dann folgt die zweite Terrasse, Joko-Tibati, ungefähr 1000 m hoch, die wieder ein Gebirge abschließt. Dieses führt auf die letzte Terraffe, auf der Ngaumdere liegt. Von hier geht es dann tief herab ins Benue- Tal. Ist im Küstengebiet ausschließlich Urwald, der auch die erste Terrasse noch zum Teil bedeckt, so ist von Joko^) ab die Bewachsung eine gänzlich andere: niedere Grassteppe und Wald sind nur an den Wasserläufen zu finden. Hier oben in Tallatin -) wurde der Blick nicht müde, wieder und wieder das sonnige Panorama zu betrachten. Wie die Wolken am Himmel .dahinzogen, so eilten gespenstisch die Schatten über die Ebene; wie weit, wie unendlich weit ist hier die Natur, wie klein der Mensch in ihr! (6. Die Grassavanne bei Ngaumdere.) Am 18. morgens sahen wir jenseits des Flusses ans grünen Wiesen weidende Herden und runde, bienenkorbartige Strohhütten. Geschäftig liefen Männer und Frauen umher. Wir sahen, wie die Leute die kleineu struppigen Pferde einfingen und mit Pfeil und Bogen einigen am Wege gelegenen Kuppen zusprengten, wo sie Aufstellung nahmen. Als wir näherkamen, winkten wir sie heran und bedeuteten ihnen durch Zeichen, daß wir nichts Böses im Schilde führten. Als sie unsere Führer erkannten, verloren sie jegliche Scheu und kamen, nachdem sie Speer und Bogen an die Erde gelegt hatten, auf uns zu. Es waren Borroros mit fast europäischen Gesichtszügen. Sie trugen große geflochtene Strohhüte auf dem Kopf, die durch einen Kinnriemen festgehalten wurden; die einst weißen Hanssa-Toben waren schmutzig und zerrissen; an den Füßen hatten sie Sandalen. Die Hirten riefen ihre Frauen, die aus den Hütten große Holzschalen- mit frischer Milch brachten, auch Eier und in kleinen Kalebassen Butter zum Verkauf anboten. Meine Wey- und Jannde-Soldaten konnten sich nicht genug wundern, als ich mit den Haussa- Soldaten gemeinsam von der schönen Milch trank. Sie hatten nie Milchkühe gesehen und fanden es unverständlich, daß man etwas Ungekochtes genießen könne. Der weiße Mann trank rohe Eier und Tiermilch! Unglaublich! — Wir kauften zwei Kälber zum Schlachten für etwas Zeug und Salz. Die Borroros sind Besitzer großer Viehherden. Sie führen ein Nomadeu- leben und ziehen den besten Weideplätzen nach. In die großen Städte kommen sie selten; dort haben sie einen Vertreter, der ihre Interessen bei dem Herrscher des Landes wahrnimmt. Sie gelten als frech und räuberisch und werden von den handelnden Hanssas sehr gefürchtet. Ihr Viehreichtum muß ein ganz gewaltiger fein; denn wir begegneten in der Heidelandschaft, die wir nun durchzogen, fortwährend neuen Herden. Oft lagen die großen Stiere mitten auf der Straße, die jetzt breit und ausgetreten war, wieder- känend und starrten uns gleichgültig an, bis sie durch einen Steinwurf oder durch einen Peitschenschlag aufgescheucht wurden. Dann trotteten sie lang- sam beiseite. Die Janndes machten einen großen Bogen um jeden „Njatt" (Büffel). Sie glaubten noch immer nicht recht daran, daß diese bei ihnen gefürchteten Tiere hier so harmlos seien. 1) Südlich von Tibciti. 2) An der Südgrenze des Tibati-Reiches gelegen. 3) Der Mao Beli ist der Grenzfluß zwischen Tibati und Ngaumdere,

10. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 214

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 214 — zerrinnen sehen, da sind sie da, wie aus der Erde gezaubert, die die starre Pußta so lebeusvoll beseelen: hier ein Bauer mit seinem leichten, scheinbar zerbrechlichen Wagen, der lebhaft an die Wanderwagen der Zigeuner erinnert und mit einem Leinwandplane versehen ist; davor vier, fünf Pferde in dem kurzen, behenden, ungemein schnellen Trabe der ungarischen Pferde, oder im sausenden Galopp dahinsprengend; der Mann in den weißen weiten, wallen- den Gattyen, dem fustanellaartigen Beinkleid der Csikos, dem weißen Hemd mit den ungeheuer bauschigen Ärmeln, der farbigen langen Weste mit zwei Reihen von blinkenden Metallknöpfen, den kurzen ungarischen Stiefeln und dem ungarischen Kalpak oder dem moderneren niedrigen, weichen Filzhut mit einer Feder; vielleicht auch trotz glühender Sonnenhitze mit dem kurzen, ärmellosen, langwolligen braunen Pelzumhang, vorn durch eine Agraffe zu- sammengehalten. Dort ein Pußtabrunnen mit langen Trögen, aus denen eine donnernd heranstürmende Pferdeherde getränkt wird, umkreist von wenigen Csikos, die wirklich mit ihren Pferden zusammengewachsen scheinen. Weiterhin, in fast unabsehbarer Ausdehnung, eine langsam sich fortschiebende Herde von mächtigen, hellgrauen Rindern mit den unglaublich langen, geschweiften Hörnern, dabei ein oder zwei faul herumstehende oder -schlendernde Hirten, sowie einige wolfsartige, schleichende, weißgraue Hunde, von denen man oft im Zweifel ist, ob sie überhaupt wie andere Hunde bellen. Hier und da am Horizont heben sich dunkle Punkte ab, die einsamen Pußtahütten, daneben wie lebendige Fragezeichen die hochragenden Ziehbrunnen, früher die Haupt- Wegweiser in der offenen Pußta. Die Pußta selbst bald in üppiges Grün gekleidet, bald weithin grellrot, blau oder gelb schimmernd von den zahllosen Blumen, die in fast abgezirkelten Gebieten sich gegeneinander abgrenzen, so daß oft unmittelbar an ein gewal- tiges rotes Feld sich fast ohne jeden Übergang ein blaues, violettes . . . anschließt. Dann wieder unendlich weite Strecken völligen Ödlandes, Über- schwemmungsgebiet ohne jedes sichtbare tierische und pflanzliche Leben, graues, vielfach geborstenes Erdreich, in seinem herzbeklemmenden, starren, monotonen Schweigen ein so düsteres Bild des Todes, daß wir in unseren Gegenden vergeblich Ähnliches suchen würden. Fast noch bedrückender wirkt die Ab-- Wesenheit alles pulsierenden Lebens, der Eindruck der Vernichtung, dort, wo der Gluthauch des mitleidlosen Tagesgestirns alle Keime vernichtet hat und uns nur der nackte, tief ausgedorrte, harte Boden oder eine braungebrannte, ertötete Pflanzendecke entgegenstarrt, hier und da unterbrochen von den flachen, eintönigen, leblosen und unbewegten Pußtawässern, den Überresten der Über- schwemmung, die kommen und verschwinden. Anders da, wo ein ständiges, tieferes Wasser, ein toter Arm der Theiß, des Bodrog, Körösch, Marosch . . . , wie es deren Tausende gibt, sich ein kleines Vegetationsgebiet geschaffen hat. Hier ist die Wasserfläche unab- sehbar weit bedeckt mit einem undurchdringlichen Schilfwalde, in dem eine reiche Vogelwelt ungestört das Bild eines bewegten Lebens entfaltet; daneben am Ufer üppiges Grün und ebenso undurchdringliche wahre Urwälder von Buschwerk aller Art, strauch- und baumartigem; sogar hochstämmige Bäume kann man da mitunter sehen, deren völliger Mangel sonst der eigentlichen Pußta einen uns so befremdlichen Charakter verleiht. Wie Oasen in der Wüste erscheinen uns daher, auch im üppigen, aber schattenlosen, weiten Fruchtboden, die wenigen hier und da neuerdings an den Rändern
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