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1. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 26

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
26 Eine Försterfamilie aus dem Kreise Oletzko vier Wochen in einem Waldversteck. und fuhr auf meinem Dienstlande auf. Offiziere mit Karten in den Händen beratschlagten. Wieder jagte die Artillerie auf Wachlacken zu, sie hatten sick-verfahren. In wilder Flucht zogen sich die Russen zurück und waren am 10. September, mittags, verschwunden. Mit welcher Freude ich unsere Truppen begrüßte, kann ich nicht beschreiben. Meine Gefangenschaft war somit beendet. „Nach der „Königsb. Allg. Zeitung". 17. Eine Försterfamilie aus dem Kreise Oletzko vier Wochen in einem Waldversteck. Viele Ostpreußen suchten beim Russeneinfall im August 1914 in den Wäldern Schutz. Sie fuhren mit Kind und Rind ins Dickicht und wohnten dort. So hatte sich auch ein naher Verwandter von mir, ein Königlich Preußischer Hegemeister *), im Walde ein Versteck eingerichtet. Mit seinem Sohn, der einige Tage später zu den Jägern einrücken mußte, hatte er schon rechtzeitig eine geeignete Stelle in seinem Revier (spr. rewier) ausgesucht. Inmitten eines mit dichten, jungen Kiefern bestandenen Bruches lag eine Anhöhe, nicht weit vom Ufer eines kleinen Sees. Dort gruben die Männer einen Teil der Bergwand senkrecht ab und bauten aus Stämmen und Moos eine geräumige Hütte, die mit Rohr bedeckt wurde. Der Platz war nicht nur schwer zu finden, sondern auch sehr schwer zu erreichen, am leichtesten im Kahn. Letzterer konnte in einem Graben des Bruches versteckt werden. Während die Männer noch an der Hütte bauten, schafften Frau und Tochter Vorräte, Küchengeräte und Betten an den Zufluchtsort. Eines Tages erschienen die Russen. Eine Abteilung Kosaken sprengte an der Försterei vorbei auf den nahegelegenen Hof der Domäne**) Polommen im Kreise Oletzko. Nun war es Zeit, sich in Sicherheit zu bringen. Alle Türen und . Schränke wurden geöffnet, damit die Russen keinen Anlaß finden sollten, sie aufzubrechen. Das Vieh im Stalle wurde losgebunden und reichlich mit Futter versehen, der Tränketrog mit Wasser gefüllt. Nur von seinen Hunden konnte der Förster sich nicht trennen. Sie wurden mitgenommen und verhielten sich musterhaft ruhig, als wenn sie wüßten, daß sie durch Bellen ihren Herrn verraten könnten. Auch ein Netz hatte der Hegemeister mitgenommen, das sich als sehr nützlich erwies; denn es wurde jeden Abend in den See eingestellt und lieferte täglich ein schönes Gericht Fische. Kaum waren die Bewohner des Forsthauses in ihrer Hütte, als sie schießen hörten. Der Förster schlich sich hinaus und durch die dichten Schonungen***) bis an den Waldrand, von wo er beobachten konnte, daß sich *) Hegemeister — Titel für ältere Förster. **) Domänen — Güter der Krone, deren Ertrag teils für öffentliche Zwecke, teils für das regierende Haus verwendet wird. ***) Schonung — junger Baumbestand im Walde, etwa bis zum 20. Jahre; darf nicht abgeweidet werden.

2. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 149

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Die Kuren. ersten Storches sehr erfreut, wollte aber in ihrer großen Gutmütigkeit ihr Kammermädchen mit teilnehmen lassen an dieser frohen Überraschung. Sicher voraussetzend, daß dieses Naturkind in hellen Jubel ausbrechen werde, sagte sie auf lettisch zu ihr: „Eva," (es ist dies ein bei der kurländischen weiblichen Bevölkerung sehr häufiger Name) „Eva, sieh doch 'mal aus dem Fenster!" Welch Erstaunen indes ergreift die Gräfin, als ihre Eva, kaum daß sie aus dem Fenster gesehen, den Kopf abwendet und in Tränen ausbricht. „Aber, was hast du denn, Eva?" fragt die Gräfin. Nachdem das Kammermädchen lange vor Schluchzen kein Wort hervorzubringen vermochte, antwortet sie endlich: „Ach, gnädige Mutter, das hättet Ihr mir nicht zeigen sollen!" — „Und warum Denn nicht?" entgegnet, immer mehr in Staunen geratend, die Gräfin. „Ei, wißt Ihr denn nicht," antwortet das Kammermädchen unter einem reichen Tränenstrome, „daß, wenn man den ersten Storch fliegend erblickt, man noch ein ganzes Jahr keine Heimat findet." (Dieser Ausdruck bedeutet, wie mir erklärt wurde, nach lettischer Auffassungsweise: noch nicht verheiratet werden.) „Wenn man aber den ersten Storch auf dem Dache eines Hauses sieht, dann wird man auch bald als Frau in die Heimat einziehen." Natürlich sprach ich gegen die Gräfin den Wunsch aus, bald die heiratslustige Eva sehen zu dürfen, und nicht lange darauf nannten wir sie alle auf meinen muntern Vorschlag: das Storchmädchen. Die Kuren pflegten früher am Tage Allerseelen (2. November) in einem verschlossenen Zimmer einen Tisch hinzustellen, den sie mit Brot, Fleisch, Eiern, Honig, kurz, mit einer Menge Eßwarcn überluden, um die Geister der Voreltern m speisen. Sie taten solches in der Meinung, daß die selig Verstorbenen im Himmel alle ihre Lieblingsgerichte zu essen bekommen. Die Religion der kurischen Landbevölkerung ist die evangelische. Es kommen nur einzelne römisch-katholische Gemeinden vor. Die griechisch-katholische Relig'on zählt unter den kurischen Bauern fast kein einziges Mitglied. Dr? russischen Popen (Weltgeistlichen) haben durch ihr; falschen Verheißungen, daß die zur griechischen Religion Übertretenden vom Staate Ländereien bekommen und von der Rekrutenaushebung befreit sein sollten, in Kurland sehr wenig ausgerichtet, weil die Gutsherren ihre Bauern warnten und ihnen stets zuriefen: „Trauet nicht diesen Vorspiegelungen!" Ein Baron erzählte mir, daß ein kurischer Bauer von sehr Hellem Verstände nd schlagendem Witze durch ein einleuchtendes Beispiel seine Standes-genossen davon überzeugt habe, wie ihre lutherische Religion die bessere sei. Der Bar r sagte ungefähr folgendes: „Wenn einer von Euch ein Pferd aus den Markt in dir Stadt gebracht hätte, und ein Fremder machte sich an ihn heran, suchte ihn zu überreden,, daß sie ihre Ros'e gegenseitig austauschten und verspräche ihm eine bedeutende Summe dazu, was würdet Ihr da denken? Müßtet Ihr nicht unbedingt glauben, Euer Pferd sei viel besser als das seinige? So ist es auch mit der Religion der Popen. Sie versprechen Ländereien, Befreiung vom Militärdienst und alles mögliche (wie in Livland), wenn wir nur ihre Religion annehmen wollen. Ich denke, wir bleiben bei unserm

3. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 85

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Das Note Kreuz. Liebesarbeit des Noten Kreuzes. 85 den Kirsch- oder Heidelbeerkuchen zum Vesperkaffee mochten wieder alle. Wer will sich da wundern, wenn zur Grießsuppe abends keine Eßlust da war? Grieieießsuppe! So allerlei Aufschnitt, der schmeckte noch eher. Freilich gab's manchmal unruhige Träume und vielmals Bauchweh. Und dann kam auf einmal ein harter Mann, Krieg geheißen, der jagte die großen und kleinen Kinder von den vielen süßen und guten Dingen hinweg. Schmalhans wurde Küchenmeister und alle lernten, daß Hunger der beste Koch ist. Hei, wie schmeckten ihnen jetzt die derbe Kost und die Schwarzbrotschnitte! Ja, Kinder, das haben wir früher alle nicht gewußt, daß wir im Schlaraffenland lebten! Nicht wahr? Wally Eggert in: „Für unsere Kleinen." Beilage der „Königsb. Hausfrau." 55. Das Rote Kreuz. Das Rote Kreuz ist ein großer Verein, der vor allem die Leiden des Krieges zu lindern sucht. Sein Abzeichen ist ein rotes Kreuz auf weißem Felde. Dieses Zeichen tragen nicht nur die Personen, sondern auch die Gebäude, Plätze und Gegenstände, die im Dienste jenes Vereins stehen. Sie dürfen im Kriege nicht beschossen werden, wenn sie das rote Kreuz tragen. Doch unsere Feinde kehren sich nicht immer darnach. Die Mitglieder des Roten Kreuzes helfen die Verwundeten aufsuchen, verbinden und verpflegen. Namentlich in den Lazaretten sind sie tätig. Auch sammeln sie Liebesgaben aller Art und schicken sie ins Feld. Durchziehenden Truppen reichen sie Erfrischungen. Im Frieden unterstützt der Verein arme und hilfsbedürftige ^annlien. Schiffels, „Kriegserzählungen für die Kleinen." Verlag Georg Fischer. Wittlich. 56. Liebesarbeit des Roten Kreuzes auf dem Produktenbahnhof in Königsberg. (Verband- und Crfrischungsstelle vom Roten Kreuz.) Nach Oskar Schwonder. An einem Sonntagnachmittag im März 1915 bestiegen wir am Kaiser Wilhelmplatz zu Königsberg einen elektrischen Wagen und fuhren bis zum Nassen Garten, dem gegenüber sich der Produktenbahnhof befindet. Wir kamen auf dem Bahnhof in dem Augenblicke an, als gerade ein endlos langer Soldatenzug abgefertigt wurde. Die -Waggons waren von außen mit Hunderten von Kreidebildern verziert. Mit Gesang und Tücherschwenken, das wir lebhaft erwiderten, fuhren unsere Braven, von treuer Liebe bis zuletzt umhegt, einer ungewissen Zukunft entgegen. Wir aber vertieften uns nunmehr, von einer liebenswürdigen Vorstandsdame des Roten Kreuzes geführt, in die Einzelarbeiten der außerordentlich umfangreichen Liebesarbeit, die an dieser Stätte unsern Tapfern und damit dem deutschen Vaterlande geleistet wird. Die Verband- und Erfrischungsstelle vom Roten Kreuz, die hier am

4. Der deutsche Geist im Weltkrieg - S. 13

1916 - Leipzig [u.a.] : Teubner
E. Troeltsch, Deutscher Glaube und deutsche Sitte 13 Siegen mir, so siegen wir nicht nur für uns, sondern auch für die Menschheit, wir blicken auf zu den ewigen Sternen, die ihr leuchten, und vertrauen unser Schicksal gläubig ihrer Leitung an. „Jedes Volk , ruft Schiller uns zu, „hat einen Tag in der (Beschichte, doch der Tag des Deutschen ist die (Ernte der ganzen Seit." . . . b) aus Ernst Troeltsch, Deutscher Glaube und deutsche Sitte in unserem großen Kriege, $. 17 ff. So hält sich der deutsche Glaube daran, daß unser Krieg ein Verteidigungskrieg, ein Krieg der Selbstbehauptung ist im berechtigten Besitz. Das wird wohl die Durchschnittsempfindung fein, und aus ihr erklärt sich die ungeheure (Einmütigkeit, der grimme Zorn unserer Bauern, die in der (Ernte gestört worden sind und möglichst rasch den Störenfried kaltmachen wollen, unserer Arbeiter, die die Grundlagen ihrer ganzen außerordentlichen bisherigen sozialen Fortschritte inhrage gestellt sehen und zeigen wollen, daß sie so gute Patrioten sind wie andere auch. Das ist unzweifelhaft auch bei allen übrigen ganz überwiegend der Fall und die Kraft ihres guten Gewissens, der Stachel ihres Zorns und das Ziel ihrer grenzenlosen Kampfesfreude. So lehren ja auch die großen kirchlichen Gemeinschaften, daß gegenüber den aus Bosheit und Sünde immer neu entspringenden Leidenschaften der Verteidigungskrieg für heim und Vaterland erlaubt und geboten sei. Aber das ist im Grunde doch nur die halbe Wahrheit— Darauf kommt es an, ob wir das, was wir verteidigen, als innerlich verteidigungswürdig, als unser unverlierbares Leben und unsere Zukunft, als ein wesentliches Stück der Zukunft und Würde der Menschheit ansehen. Und da jedes solches „Ansehen" ein Glaube, eine innere Gewißheit ist, die niemand exakt beweisen kann, und einen geistigen Lebensgehalt betrifft, dessen Wert man niemand zwingend anbeweisen kann, der ihn nicht empfindet, deshalb liegt an diesem Punkte der eigentliche deutsche Glaube. Nicht das ist unser Glaube, daß wir unseren Staat und unsere Heimat verteidigen dürfen und müssen, sondern daß in unserem Volkstum ein unerschöpflicher innerer töert und (Behalt enthalten ist, der unveräußerlich wichtig ist für die Menschheit und den der Herr und Gott der Geschichte uns zur Hut und Auswirkung anvertraut hat. Der deutsche Glaube ist der Glaube an den inneren sittlichen und geistigen (Behalt des Deutschtums, der Glaube der Deutschen an sich selbst, an ihre Zukunft und ihre Weltaufgabe. Und ein solcher Glaube ist zugleich ein wahrhaft religiöser Glaube, nicht bloß ein Glaube an etwas, was man nicht sieht und nicht messen und wägen kann, sondern ganz einfach und unmittelbar ein Glaube an die göttliche Weltregierung und Weltvernunft, die uns zu einem der großen Weltvölker hat werden lassen, die uns nicht verlassen und verleugnen kann, weil unser Geist

5. Der deutsche Geist im Weltkrieg - S. 17

1916 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Die deutschen Frauen 17 irdischen Gesinnung. Sie ist durch Tradition von Geschlecht zu Geschlecht mehr und mehr geworden. In dieser Luft haben wir alle geatmet, von dieser Macht sind wir alle bestrickt, die Großen auf den höhendes Lebens und die Kleinen in der Tiefe, die Menschen der Welt und die Bekenner Jesu. Gewinnen, die Güter der Welt erraffen, rücksichtslos nur für sich selbst - genießen, daß das Leben nur immer reicher, nur immer bequemer ausgestaltet werde. In dieser irdischen Gesinnung nun der Kampf der Nationen, der christlichen Nationen! Ist die (Erde nicht groß genug für alle, für England und Deutschland? Bietet der gütige Vater im Himmel nicht Güter die Fülle für alle seine Kinder? Müssen sie sich zerreißen wie die wilden Tiere um die Beute? Der irdischen Gesinnung sind wir verfallen, weil wir von Gott gelöst sind, „wir haben wider dich gesündigt." Gott hat uns so reich gemacht, wir haben ihm nicht recht gedankt. Gott hat unser preußisches und deutsches Vaterland aus den tiefsten Tiefen bis auf die herrlichste höhe geführt: wir sind unsere eigenen Wege gegangen. Gott hat uns den Frieden so lange fast wunderbar erhalten: wir haben ihn nicht recht genutzt. Gott hat uns Germanen in die Nachfolge des Heilandes gerufen, er hat uns das (Evangelium geschenkt: wir sind ihm untreu geworden, wir haben so oft gejubelt: Deutsche Freiheit, deutscher (Bott, Deutscher Glaube ohne Spott, Deutsches herz und deutscher Stahl Sind vier Helden allzumal. Aber wie wenig ist Deutsches Reich und Gottes Reich noch eins geworden ! Darum trifft uns Gottes Gericht Gott hat sich aufgemacht und geht mit ehernem Schritt durch unser Volk hindurch, wir sind reich geworden, er macht uns arm. wir wollten nur genießen, wir sollen leiden, wir wollten das Leben auf (Erden, der Tod hält feine (Ernte. Der Krieg ist das Gericht des heiligen Gottes, wir beugen uns demütig unter dies Gericht. . . . 6. Die deutschen grauen. Aus Gertrud Säumer, Der Krieg und die Hrau, z. 5fl. Jetzt sind wir schon in der verwandelten Zeit heimisch geworden. Aber wir wissen alle noch, daß uns die ersten Wochen des August seelisch in eine andere Welt versetzt haben: daß wir eine (Erschütterung, eine (Erhebung, ein Weitwerden der Seelen erlebten, ungeahnt, unvorstellbar in Wesen und Kraft, wir wissen jetzt: es gibt Geschehnisse, die sehen anders aus als bloße Vorstellung und Zukunftsmöglichkeit, die müssen erlebt werden. (Erst wer sie erfährt, weiß von ihnen. wenn wir Frauen in Friedenszeiten an den Krieg dachten, so schien es uns wohl, als würden wir dann nur die Beraubten, Ausgeschalteten

6. Der deutsche Geist im Weltkrieg - S. 16

1916 - Leipzig [u.a.] : Teubner
16 Fr. Lahusen, Aus der Tiefe macht es wertvoller, daß man Ittenf ch ist" schreibt mir heute der erste Geistliche einer brüderlich-neutralen Nation im Blick aus unseren Krieg, wir nehmen dieses Urteil an, demütig und dankerfüllt gegen (Bott, der uns jetzt wie Edelmetall läutert. Die Wirkungen dieser großen Kriegsenveching auf die religiöse Lage der kommenden Friedenszeit können unermeßlich große sein. Möchten die religiösen Führer Deutschlands beizeiten allen alten Sauerteig ausfegen für das deutsche Passah, das unser wartet, wenn überall in Stadt und Land an den Palästen der Großen und den Hütten der Geringen die Türpfosten gezeichnet sind mit dem Gpferblut unseres heiligen Krieges ! . . . b) Kur Kiedrich Lahusen, „Bus der Tiefe", predigt am allgemeinen Vettag, 5. auguft 1914. §. 5 ff. Nicht wir haben diesen Krieg heraufgeführt, haben Menschen ihn uns aufgezwungen, wir halten fest: Gott hat ihn uns geschickt, wir nehmen ihn aus seiner Hand. Aber Gott ist doch der Vater unseres Herrn Jesu Christi und die ewige Liebe! Und nun all das Blut, all das Seufzen und die Qual der verwundeten, all das zerstörte Glück, all das Begraben der Liebe und das Aufflammen des Hasses, all das Notleiden der Werke Gottes. Alles von Gott? Aus der Tiefe rufen wir ihm zu: ach Herr, warum? Herr, wir erkennen unser gottlos Wesen und unserer Väter Missetat, denn wir haben wider dich gesündigt. Aber wir ? sagen wir nicht mit unserm Kaiser: unsere Sache ist gerecht, und der Schild unseres Volkes ist rein? Ja, wir danken Gott, daß unser Kaiser und seine Räte so gerade und wahrhaftige Wege gegangen sind in unsäglicher Geduld bis zum Äußersten, wir sehen in der Tat die Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit auf der Seite unsrer Feinde. Sie stellen sich zu denen, die durch List und Gewalt und zuletzt durch schändliche Mordtat für ihre Sache gekämpft haben, wir hassen und verachten mit Recht all den Lug und Trug bei Fürsten und Diplomaten in den letzten Tagen. Aber wir wollen nicht andere richten. Der Herr spricht: mein ist das (Bericht, und er wird richten, wir blicken ins eigene Leben. Gilt das wort „unser gottloses Wesen und unsrer Väter Missetat" nicht unserem deutschen Volk? Gott, unser Vater, will, daß wir ihm leben und dienen, und daß Güte und Treue sich im Lande begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen. Aber wie oft haben die unheimlichen Zeichen des Niedergangs und Verfalls in unserm deutschen Volksleben uns erschreckt! tvas für eine Auflösung von Zucht und Sitte, was für eine Schädigung des Familienlebens, was für Geister so oft in der Jugend! wie hat die Freude an der Arbeit, an der eisernen Pflichterfüllung in unserer Mitte gelitten! und woher all das (Einzelne? Aus der von Gott gelösten, rein

7. Teil 2 - S. uncounted

1916 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
von Sigismund Rauf) Da er— wie bei seiner Methode ganz selbstverständlich ist — auf jede dogmatische Ausführung seines Bekenntnisses zur Gottheit Christi, auf jede metaphysische Spekulation verzichtet, so spricht er damit doch nur die schlichte christliche Empfindung Christus gegenüber aus. Er weiß es selbst ganz gut, wie auch da, wo man Formeln Braucht, die er für unglücklich hält, die Gottesgewißheit auf der Anschauung Gottes in der Erscheinung Christi begründet ist, und wie darum in jedem Bekenntnis zu dem Vater das zu dem Sohne mitklingt. Den Schritt von da zu einem Bekenntnis der Gottmenschheit im kirchlich dogmatischen Sinne, zu einer göttlichen „Binität" — die Anerkennung des Geistes als dritter Person lehnt der Verf. ab; sie erscheint ihm als „ein unglücklicher Ausdruck", als unerlaubte „logische Konstruktion" — machen trotzdem Tausende nicht mit, nicht aus irgendwelchen Verstaudesbeben fett, aus aufklärerischer Stimmung heraus, sondern weil sie die zwingende innere religiöse Notwendigkeit nicht empfinden. Auch für den Verf. geht sie aus feinen Ausführungen selbst nicht ohne weiteres hervor. Da wirken sicherlich individuelle Gründe — Jugendeindrücke, besondere Erlebnisse anziehender und abstoßender Art — stark mit. Vielleicht bringt ihm das Leben noch weitere Erfahrungen, wie er sie (Ehristusgl., S. 185) andeutet, die ihn über feine einseitige Beurteilung und feine daraus entspringende polemische Stimmung hinausführen. Das wünsche ich um so mehr, als m. E. gerabe biefe Bücher trotzbem eine Grunblage für die in biefem großen Erleben unseres Volkes so beson-bers sehnlich erhoffte Verstänbigung unter den unberstreitertbeit Stanbpunkten in unserer Kirche werben könnten. Sie konnten zur Sammlung berer helfen, die sich nach Vertiefung unseres religiösen Lebens und unseres religiösen Betriebes sehnen. Vor allem aber erblicke ich darin ein Wort zur rechten Zeit für unsere fuchenbe, und boch so unklare und führerlose Laienwelt. Ihr zur Klarheit zu helfen, scheint mir gerabe des Verfassers Art besonbers geeignet. Unsere Laien, soweit sie nicht ganz im Banne der kirchlichen Überlieferung stehen, verhalten sich instinktiv ablehnenb gegen jebe Zumutung, auf beut Gebiete des natürlichen Lebens die gültigen Methoben des Denkens außer Kraft zu setzen. Der Vers. bestätigt ausdrücklich ihr Recht dazu. Dagegen sind sie durchaus bereit, auf dem Gebiete des inneren Lebens, was sich als wirklich wertvoll und wirkungskräftig erweist, als sichere Lebensgrundlage anzuerkennen, auch wenn es in das Verständnis der natürlichen Vorgänge nicht einzureihen ist. Das geht natürlich im einzelnen nicht ohne Kampf und schwere Spannung ab. Es wird den Suchenden eine wahre Befreiung fein, wenn ihnen das als in der Natur der Dinge begründet, und die Antinomie als zum Wesen religiösen Denkens gehörig gezeigt wird. Von der so gewonnenen sicheren Grundlage aus stellt das für das Glaubensleben und die Führung unseres Christenlebens wirklich Bestimmende eine Auswahl dar, die das, was sich vor unserer nach Erlösung aus Schuld und Unkraft suchenden Seele als wirklich wertvoll erweist, mit ganzer Seele erfaßt, das andere aber instinktiv beiseite liegen läßt. Eine solche Auswahl übt auch der Verfasser mit erfreulicher Freiheit und Freimütigkeit. Gerade darum werden ihm unsere Laien auch gerne folgen, wenn er sie auf die Höhen und in die Tiefen führt. Verlag von vanöenhoeck & Ruprecht in Sottingen.

8. Teil 2 - S. 56

1916 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
56 Siebzehnter Abschnitt. ständigen Staat gegeben, der nun auch heute noch besteht. Aber seine Bewohner find grade so Serben wie die im Königreich Serbien. Von der Türkenherrschaft her wohnen nun auf der ganzen Balkanhalbinsel zerstreut eine ganze Menge Türken, etwa so, wie die Deutschen in Ungarn. Die kommen nun also in dem Grenzlande, wo die verschiedenen Völker zusammenstoßen, als fünftes auch noch dazu. Dieses Grenzland heißt Mazedonien (Karte und Skizze!) Da wohnen also alle 5 Balkanvölker durcheinander. Sch.: Griechen, Bulgaren, Serben, Albanier und Türken. Da könnt ihr euch also vorstellen, was dort immerfort für ein Streit gewesen ist. Kurze Zeit vor dem Weltkriege aber ist der letzte große Krieg gewesen, in dem die Balkanvölker noch die letzten Teile ihrer Länder den Türken abgenommen haben. Lind da war nun der Äauptstreit natürlich um Mazedonien. Von allen am meisten wohnen dort immerhin die Bulgaren, und darum hatten sich die Bulgaren vor dem Kriege von den anderen versprechen lassen, daß sie Mazedonien kriegen würden. Die Griechen und Serben aber wollten doch auch etwas haben, und so haben sich die verabredet, sie wollten Albanien untereinander teilen. Das war ganz klug gedacht, denn — Sch.: Die Albanier haben immer den Türken geholfen. Nun kam es aber anders. Die Österreicher nämlich und die Italiener wollten nicht haben, daß die Serben Albanien bekamen. Albanien liegt ja an der Küste des Adriatischen Meeres, die sonst zu Österreich und Italien gehört. Beide aber wollten sie nicht gerne einen neuen Staat mit am Adriatischcn Meere haben, der dort zu mächtig werden konnte. Da ja nun in Albanien gar keine Serben wohnen, so sagten sie beide: „die Serben haben hier nichts zu suchen; wenn die Türken aus Albanien vertrieben sind, so muß ein besonderer albanischer Staat gegründet werden". Ein solcher ganz kleiner Albanierstaat nämlich schien ihnen weniger gefährlich. Auf diese Weise hätten nun die Serben und auch die Griechen viel weniger Land bekommen, als sie eigentlich vorher ausgemacht hatten. Freilich hatten sie im Kriege gegen die Türken auch lange nicht so viel geleistet, wie die Bulgaren. Die Bulgaren haften eigent'ich die Hauptarbeit gemacht, hatten die großen Siege gegen die Türken er-

9. Teil 2 - S. 63

1916 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
Türkei und Balkanstaaten. 63 ähnlich wie der Karst an der österreichisch-italienischen Grenze, und ihr habt ja gehört, daß es den Italienern trotz ihren großen Übermacht nicht gelingt, durch dieses wilde Gebirge hindurchzukommen. Die Serben haben nun aber außerdem als Schutz die breite Donau vor sich. Da muß man eine viertel bis eine halbe Stunde rudern, ehe man herüberkommt. Wie soll man das aber wohl machen, wenn drüben auf den Bergen große Kanonen stehen und immerzu schießen? And unsere Truppen haben es doch gemacht. Dazu hat ihre Tapferkeit geholfen, und die kluge Vorsorge unseres Generalstabs, und die Nachlässigkeit der Feinde. Die Feinde hätten sich gleich sagen müssen: Äier durch das serbische Hochgebirge dürfen wir die Deutschen und Österreicher auf keinen Fall erst durchlassen. Denn wenn sie erst einmal durch sind, und nun selber die Berge besetzt halten, kriegen wir sie nie wieder zurück. Aber ehe sie drin sind, ist es gar nicht so schwer, sie zurückzuhalten. Man muß nur vor allem gute Kanonen auf die Berge stellen und so viel Soldaten hinschicken, daß sie die Berglinie verteidigen können. Ja, das hätten sich die Feinde sagen müssen! Aber wie gewöhnlich waren sie untereinander uneinig. Jeder meinte, der andere sollte den Serben helfen, und so kam es, daß schließlich die Serben gar keine Äilfe bekamen, weder Soldaten noch Kanonen. Auf unserer Seite aber war alles genau verabredet, und jeder half dem anderen. Zunächst schickten die Bulgaren ihre Soldaten alle an die serbische Ostgrenze, Krieg zwischen ihnen und den Serben war noch gar nicht. Aber die Serben hatten ja von früher her ein böses Gewissen gegen sie und trauten den bulgarischen Äeeren an ihrer Grenze nichts Gutes zu. And so schickten sie möglichst viel Soldaten dort an ihre Oftgrenze. Und da brach der Sturm an der Nordgrenze herein. Drei Äeere hatten die Verbündeten gegen Serbien aufgestellt. Ein österreich-ungarisches im Westen, ein deutsches im Norden, ein bulgarisches im Osten. Alle drei unter dem gemeinsamen Oberbefehl des Feldmarschalls von Mackensen. Damit die Serben nicht merken.sollten, wo es über die Donau herüberging, fingen die Deutschen zu gleicher Zeit an den verschiedensten Stellen an zu schießen. Aber vor allem haben sie mit der Artillerievorbereitung nicht so viel Zeit verloren. Eigentlich sollte wenigstens drei Stunden mit allen Kräften auf die serbischen Bergstellungen ge- 'ung thek

10. Vom deutsch-österreichischen Frühjahrsangriff 1916 bis zum verschärften U-Bootskriege - S. 26

1917 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
26 Zwanzigster Abschnitt. in aber ganz gewiß nicht der Punkt, wo sie sich ihren Angriff gegen die Österreicher vorgenommen hatten, denn da ist ja der Berqwald, der Österreich gegen sie schützt, am allerbreitesten und allerhöchsten. Amijonzo aber, vor dem Karst, wo sie inzwischen angefangen hatten, Truppen und Waffen anzusammeln und für den kommenden Laupt-angriff bereit zu stellen, mußten sie Stück für Stück den ganzen schönen Vorrat wegholen, wenn sie es nicht darauf ankommen lassen wollten, daß die Österreicher bis ans Meer durchstießen und sie mit samt ihren ganzen schönen Vorräten gefangen nahmen. Die Engländer wiederum, die ja mit der Aufstellung eines großen eigenen Leeres erst vor kurzem begonnen hatten, waren zu dieser Zeit wohl überhaupt noch nicht so weit, einen größeren Angriff machen zu können. In Frankreich waren viele Leute recht ungehalten darüber, daß die Engländer während der deutschen Verdun-Stürme sich so still verhielten. Aber das hatte wohl eben seinen guten Grund. Schließlich haben sie denn wenigstens ein Stück der Äeeresfront in Nordfrankreich, das so lange von französischen Truppen verteidigt wurde, mit ihren englischen Soldaten besetzt, so daß die Franzosen für die Verteidigung Verduns frei wurden. Aber weiter haben sie nichts unternommen. Sie waren eben noch nicht so weit. Die Deutschen waren ihnen zu früh aufgestanden. So war also der eigentliche Plan unserer Feinde von Anfang an über den Äaufen geworfen. Sie kamen gar nicht dazu, alle aus einmal uns anzugreifen, sondern mußten sich, jeder für sich allein, so gut es gehen wollte — und sehr gut war das gar nicht mal — feiner Äaut wehren. Das Äußerste, was sie an gemeinsamem Vorgehen erreichten, war, daß sie sich in vereinzelten Fallen einmal durch eine sogenannte Entlastungsoffensive gegenseitig unterstützten. Offensive, wißt ihr ja, heißt Angriff. Aber Entlastungsoffensive ist ein Angriff, der die Verbündeten bei der Verteidigung entlasten, also ihnen dabei helfen soll; das ist also ein Angriff, der schließlich doch auf eine Verteidigung herauskommt. Es wäre den Franzosen sogar viel lieber gewesen, die Russen und Italiener hätten ihnen Truppe» nach Verdun geschickt, daß sie ihnen dort halfen, die Deutschen abzuwehren. Aber das konnten die nicht machen. Die Russen konnten ja nicht herüber, weil Deutschland dazwischen lag, und die Italiener trauten sich nicht, ihre Soldaten von ihrer eigenen Grenze wegzu-
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