2- Da kam Peter von Amiens, ein frommer Einfiedler, von emer Wallfahrt zurück und bat den Papst Urban Ii. um Hülfe für die bedrängten Pilger. Der Papst gab ihm den Auftrag, von Stadt zu Stadt, von Ort zu Ort zu ziehen und den Jammer der Christen in Palästina zu verkündigen. Barfuß, in bloßem Kopfe, nur mit einem groben Pilgerhemde bekleidet, das von einem Stricke zusammengehalten wurde, durchzog Peter binnen Jahresfrist, auf einem Esel reitend, Italien und Frankreich. Ueberall schilderte er mit glühenden Farben die Noth der Christen im Morgenlande und forderte alle zur Bekämpfung der Türken auf. _ Wohin er kam, erweckte er die größte Begeisterung. Er wurde wie ein Heiliger verehrt, und glücklich wurden die gepriesen, denen es vergönnt war, seine Kleidung zu berühren. Die Haare, welche man seinem grauen Esel ausriß, wurden als Heiligtümer aufbewahrt. Nun berief der Papst eine Kirchenversammlung nach Clermont, im südlichen Frankreich, der viele Bischöfe und Herren und eine zahllose Menge Volks beiwohnten. Hier forderte er mit Peter alle Anwesenden auf, die Waffen zu ergreifen, nach Asien zu ziehen und das heilige Grab den Ungläubigen zu entreißen. Bergebung aller fünden, ewigen Lohn im Himmel und unermeßliche Beute verhieß er allen Mitziehenden. Als er seine feurige Rede schloß, da wiederholte ein tausendstimmiger Ruf die Worte des Papstes: „Gott will es, Gott will es!" und alle knieten nieder, um den Segen des heiligen Vaters zu empfangen. Sogleich nahm dieser seinen Purpurmantel und schnitt daraus kleine Kreuze, die er den Vornehmsten der Versammlung anheftete, zum Zeichen, daß sie Streiter feien für das Kreuz Christi. Die übrigen, die an dem Zuge theilnehmen wollten, verschafften sich ähnliche Kreuze. Daher kam der Name Kreuzfahrer.
3. In größter Aufregung eilte ein jeder nach Haus, um sich zum heiligen Kampfe zu rüsten. Kein Stand, kein Alter, kein Geschlecht wollte zurückbleiben. Der Landmann eilte vom Pfluge weg, der Hirt von seiner Herde, Eltern verließen ihre Kinder, ja selbst Mönche und Nonnen entliefen ihren Zellen, um sich dem Zuge anzuschließen. Schon im Frühlinge 1096 zogen ungeordnete Scharen, denen die Rüstung der Fürsten zu lange dauerte, unter Leitung Peters von Amiens und des Ritters Walther ohne Habe, voraus. Auf ihrem Zuge hausten sie wie Feinde und Räuber. Die Reichthümer der Juden reizten ihre Habsucht, und sie riefen in roher Wuth: „Verflucht ist dies Volk, das den Heiland gekreuzigt hat! Darum Rache an den Juden für Christi Blut!" Und sie erschlugen die Juden in Deutschland, wo sie dieselben fanden. Die Mehrzahl dieses Gesindels wurde von den Ungarn erschlagen. Der Rest wurde in Kleinasien von den Türken fast ganz vernichtet.
4. Das eigentliche Kriegsheer sammelte sich erst im Herbste unter Gottfried von Bouillon, dem frommen und tapferen Herzoge vsn Lothringen. Dieser führte, begleitet von seinem Bruder Balduin, das wohlgerüstete Heer durch Deutschland und Ungarn nach Konstantinopel. Hier stießen auch die übrigen Grafen und Herzöge zu ihm, die
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Extrahierte Ortsnamen: Palästina Italien Frankreich Clermont Frankreich Asien Christi Christi Deutschland Ungarn Kleinasien Lothringen Deutschland Ungarn Konstantinopel
§. 27, 2. Friedrich Rotbart.
169
sidenz war Braunschweig, wo ein großer, eherner Löwe den Eingang der Burg zierte. Eifersüchtige Fürsten, namentlich Albrecht der Bär und Ludwig der Eiserne von Thüringen*), hatten sich zwar gegen ihn erhoben, doch ohne Erfolg. Friedrich vermittelte den Frieden zwischen den Streitenden und stiftete aufs neue Ruhe und Ordnung in Deutschland.
Fünfter Zug nach Italien (1174—1178). Im Herbste 1174 brach Friedrich gegen den lombardischen Städtebund in Italien auf und verstärkte sein Heer, da die Teilnahme der deutschen Fürsten an dem Zuge eine geringe war, durch seine Anhänger in Italien. Susa büßte zuerst für den Mordanschlag und ging in Flammen auf; aber Alessandria widerstand und erhielt Unterstützung durch ein lombardisches Entsatzheer, durch welches Friedrich zur Aufgabe der Belagerung genötigt wurde. Er ließ deshalb an die deutschen Fürsten die Aufforderung zu neuen Rüstungen ergehen. Doch Heinrich der Löwe, der in einer wetteren Stärkung der Kaisermacht für seine Pläne fürchtete und schon einmal nach Jerusalem gepilgert war, um dem Römerzuge sich zu entziehen, versagte seinen Beistand und schützte sein Alter (er war 46 Jahre alt) und den sichern Bannfluch vor. Der Kaiser lud ihn zu einer Zusammenkunft nach Chiavenna ein und bat ihn, als er dort erschien, eindringlichst um seine Hilfe. Er fiel dem stolzen Löwen sogar zu Füßen; aber das Welfenherz blieb ungerührt. Da nahte sich Beatrix dem Kaiser und sprach: „Lieber Herr, stehe auf! Gott wird Dir helfen, daß Du dieses Tages und dieses Hochmutes gedenkest!" Wels und Hohenstaufe waren wieder Feinde. Friedrich griff trotz feiner geringen Heeresmacht die Lombarden bei Legnano 1176 an, und hatte das feindliche Heer schon zurückgedrängt, als sich die lombardische Jugend todesmutig um das Earoccio scharte und den Kampf erneuerte. Der Kaiser stürzte, von einem Lanzenstoß getroffen, von feinem Rosse und entschwand den Blicken ferner Umgebung , das kaiserliche Heer wurde in die Flucht geschlagen und erlitt eine vollständige Niederlage. Schon verbreitete sich das Gerücht, der Kaiser sei gefallen, und Beatrix legte bereits Trauerkleider an.
*) Ludwig verirrte sich einst auf der Jagd und fand unerkannt bei einem Schmiede in Apolda Nachtlager. Früh am Morgen wurde der Landgraf geweckt; der Schmied arbeitete am Amboß und rief bei jedem Schlage: „Landgraf, werde hart!" Er meinte damit, der Landgraf solle gegen den Adel hart werden wie das Eisen. Ludwig verstand den Wink, schirmte das Landvolk jetzt gegen die ungerechten Bedrückungen des Adels und besiegte die aufrührerischen Edelleute, welche er an einen Pflug spannen und den „Adelsacker" pflügen ließ.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Rotbart Friedrich Albrecht Ludwig_der_Eiserne_von_Thüringen* Ludwig Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Beatrix Gott Friedrich Friedrich Beatrix Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig
§. 27, 6. Der Untergang des Hohenstaufenhauses. 179
lande und Privilegien verpfändet oder verschenkt und die hohenstauftschen Erbgüter in Schwaben treulosen Vasallen preisgegeben. Noch schlimmere Erfahrungen machte Friedrich im Kriege mit den Lombarden. Hier brachten ihm die belagerten Bologneser empfindliche Verluste bei, nahmen seinen heldenmütigen Sohn Enzio in der Schlacht bei Fossalta 1249 gefangen und verurteilten ihn zu lebenslänglicher Haft. Sein eigner Kanzler und vertrauter Freund, Peter de Vineis, stand im Verdachte, in Verbindung mit dem Leibarzte versucht zu haben, den Kaiser zu vergiften, und stieß sich bei Abführung zum Tode aus Verzweiflung an einem Kirchenpfeiler die Stirn ein. Diese Vorgänge und die traurige Lage des Reiches schmerzten den Kaiser tief; er beklagte es laut, daß alle seine redlichen Absichten vereitelt waren. Die übermäßigen Anstrengungen verzehrten frühzeitig seine Kraft. Er erkrankte in Apulien und starb 1250 in den Armen seines jüngsten Sohnes, des ritterlichen Manfred, nachdem ihn der Erzbischof von Palermo vom Banne losgesprochen hatte. Seine Leiche wurde in Palermo bestattet. So groß die Freude des Papstes über Friedrichs Tod war, so tief empfand die hohenstaufische Partei in jenen schweren Zeiten den Verlust eines Führers, der an Geist so hoch über seinen Zeitgenossen stand.
Friedrich hinterließ zwei Kinder aus seiner ersten Ehe mit Konstanze von Aragonien, Konradlv. und Margareta, und zwei Söhne aus seiner Ehe mit der Gräfin Lanzia, Enzio und Manfred.
6. Der Untergang des Hohenstaufenhauses.
Konrad Iy. 1250 —1254. Während Ezzelino, Friedrichs Schwiegersohn, in Oberitalien und Konrads natürlicher Bruder M ansred in Unteritalien den Kampf gegen die Partei des Papstes fortsetzten, untersagte Innocenz Iv. den deutschen Fürsten, welche Konrad Iv. als Friedrichs Nachfolger im Reiche anerkannten, den Gehorsam gegen denselben, erklärte ihn seiner Erbgüter in Schwaben verlustig und bezeichnete Unteritalien als ein erledigtes Sehen des päpstlichen Stuhles. Als Konrad und Manfred im Kampfe um das väterliche Erbe fortfuhren, sprach er den Bann über beide aus. Konrad schwebte in großer Gefahr. Der Bischof von Regensburg wollte ihn nämlich ermorden lassen, und die Unthat wäre ausgeführt worden, hätte sich nicht Friedrich von Evesheim in Konrads Bett gelegt und für seinen Herrn den Tod erlitten. Konrad entkam, konnte aber gegen Wilhelm von Holland nicht die Oberhand gewinnen. Er begab sich deshalb 1251 nach Italien und erbot sich, der Kirche ihre
12*
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Enzio Peter_de_Vineis Manfred Friedrichs Friedrich Friedrich Margareta Manfred Konrad_Iy Konrad Friedrichs_Schwiegersohn Friedrichs Konrads Innocenz_Iv Innocenz Konrad_Iv Konrad Friedrichs Friedrichs Konrad Konrad Manfred Konrad Konrad Friedrich_von_Evesheim Friedrich Konrads Konrad Konrad Wilhelm
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Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
120
Mittlerere schichte.
Kaiser Friedrich I.
mit allen Städtezertrümmerungen kam er kein Haar breit weiter in der Anerkennung seiner Macht. Nicht minder kräftig stand er wider den Papst auf. Nach Hadrians Iv. Tod, der ihn gekrönt hatte, wurde Alexander Iii. gewählt, dem jedoch Friedrich einen andern Papst entgegensetzte. Aber Alexander flüchtete sich nach Frankreich, that ihn in den Bann und hieng sich unerschütterlich an seine
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
136 Mittlere Geschichte.
überlassen. Waren die beiden Orden auch sehr eifersüchtig auf einander, so waren sie wenigstens in dein Bestreben Eins, das Ansehen des Papstes und der kirchlichen Lehren nud Irrthümer aufrecht zu erhalten. Indessen konnten ihre schwärmerischen Predigten dem Erwachen eines besseren Geistes nicht mehr wehren. Aber bereits war der Papst auf ein anderes Mittel gekommen, freie Stimmen verstummen zu machen. Um dieselbe Zeit, da in Deutschland die Fehmgerichte aufkamen, fetzte der Papst die heimlichen Ketzer- oder Jnquisitionsgerichte zur Bestrafung vermeintlicher Jrrlehrer oder Jrrdenker ein. Sie wurden 1229 zu Toulouse beschlossen, und die Dominikaner ließen sich zu Inquisitoren ernennen. Die heimlichen Richter untersuchten fortan alle Häuser und Winkel, um Ketzer auszutreiben. Wer dergleichen beherbergte, dessen Haus wurde niedergerissen. Die Angeklagten wurden oft, ohne daß sie ihr Verbrechen oder ihren Ankläger kannten, in scheußliche Gefängnisse geworfen und lebenslang aufbewahrt, oder öffentlich verbrauut, auch zu Tode gemartert. Diese schändlichen Gerichte faßten weniger in Deutschland als in Frankreich, Italien, und besonders in Spanien und Portugal festen Fuß.
Durch solche und andere Mittel erhielten sich die Päpste auf ihrer Höhe. Indessen gab ihnen der französische König Philipp Iv. einen empfindlichen Stoß. Er bewog den Papst Clemens V., den Wohnsitz von Rom nach Avignon in Frankreich zu versetzen. Diese sogenannte babylonische Gefangenschaft dauerte 73 Jahre (1305— 1378), und war den Päpsten sehr nachtheilig. Endlich wählten die Römer einen eigenen Papst, woraus die große Kirchentrennung (Schisma) entstand (1378 —1417). Man hatte jetzt zwei Päpste, die einander verbannten und verfluchten; und die Christen kamen in Verlegenheit und Nachdenken über dieser seltsamen Erscheinung. Zuletzt, da man schlichten wollte, erwuchsen drei Päpste neben einander. Das Aergerniß wurde zu schreiend; und der Kaiser Sigismund berief
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Extrahierte Personennamen: Philipp_Iv Philipp Clemens_V. Sigismund
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Frankreich Italien Spanien Portugal Rom Avignon Frankreich
Erster K r e u z z u g.
Kirchenversammlung Urban's H zu Piacenza und Clermont 1095 (Adamar
von Puy). Allgemeine Rüstungen zu einem Kreuzzuge. Indessen
verunglückter Zug Peters von Amiens uiit Walther von Perejo
und Walther ohne Habe, anfgerieben bei Helenopolis durch den Sultan
von Nicäa 1096. Eben so der Zug des Priesters Gottschalk, der in
Ungarn scheitert, und des Nheingrafen Emico mit seinem Gesindel
( gegen die Juden ). Endlich
Erster geordneter Kreuzzug im August 1096, an welchem
ausgezeichnete Grafen und Ritter aus Frankreich, Lothringen und Ita-
lien Theil nehmen, vorzüglich Gottfried von Bouillon, Herzog von
Niederlothringen, Bömund, Fürst von Tarent, und dessen Neffe
Taukred von Brindisi'um rc. Ihre Unterhandlungen mit dem grie-
chischen Kaiser Alexius; Belagerung von Nicäa; Sieg gegen die
Türken bei Dorylteum; unsägliche Mühsale; Balduin, Gottfrieds
Bruder, gründet sich eine Grafschaft in Edessa. Lang dauernde Be-
lagerung und Eroberung von Antiochien (Bömund Fürst daselbst);
endlich erschöpft und einer völligen Auflösung nahe, erstürmen sie 1099
am 15. Juli das wohlvertheidigte Jerusalem. Gottfried von
Bouillon Oberhaupt des neuen Reiches, als Herzog, siegt gegen ein
ägyptisches Heer bei Askalon, und stirbt allgemein geachtet 1100. Sein
Bruder Balduin I., der ihm als König folgt, macht, während einzelne
Kreuzheere, die indessen heran ziehen, jammervoll uutergehen, große
Eroberungen: Akkon, Tripolis, Sidon rc. Ihm folgt 1118 sein Ver-
wandter Balduin Ii. von Boules, dem er Edessa übergeben (seine
Gefangenschaft). Unter seinem Nachfolger Fulko 1131 geht Antiochia
an die Griechen verloren, stirbt 1143, und unter dessen Sohne Balduin
Iii. wird Edessa 1144 von Zenghi, dem Statthalter von Mosul, erobert.
Durch die Kreuzzüge entstehen geistliche Ritterorden: der Jo-
hanniter oder Hospitaliter-Orden, hervorgehend aus einem
Kloster von Amalfi für arme und kranke Pilger, durch Paschalis 1113
bestätigt; der Templer-Orden 1118 durch neun französische Ritter
gegründet, und von Pabst Honorius n. 1127 bestätigt.
4. Schwäbische Kaiser — Hohenstaufen, von
1137 bis 1250.
* Wie einestheils das Reich durch die fortdauerudeit
italienischen Streitigkeiten seine innere selbstständige
Kraft verliert, und die Großen immer mehr ihre Unab-
hängigkeit befestigen, so zeigt sich anderntheils der ächte
Geist des Ritterthums in den Kreuzzügen wie in dem
Minnegesang von seiner glänzendsten Seiten
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122
Zweite Periode des Mittelalters.
Heinrichs It. Gang nach Canossa. Da beschloß Heinrich nach Italien zu reisen, um sich mit Gregor auszusöhnen und dann den gegen ihn geschlossenen Fürstenbund zu sprengen. In strenger Winterkälte brach er kurz vor Weihnachten 1076 auf, nur von seiner treuen Gemahlin Bertha, seinem Söhnchen und einigen treuen Dienern begleitet. Seine Feinde hatten ihm die deutschen Alpenpässe verlegt, damit er bis zum festgesetzten Tage (2. Februar 1077) sich nicht vom Banne lösen könne. Darum mußte Heinrich durch Burgund und Savoyen über den Mont Cenis nach Italien zu gelangen suchen. Der ungewöhnlich strenge Winter (der Rhein war vom 11. November bis zum 15. März zugefroren) hatte auf den Alpen eine bedeutende Masse Schnee angehäuft, die Pfade verweht und Abgründe zugedeckt. Jeder Schritt war mit Lebensgefahr verknüpft. Auf Händen und Füßen kroch die königliche Familie die gefährlichsten Stellen hinauf, an steilen, glatten Abhängen mußte die Königin mit ihren Frauen in Ochfenhäute genäht und an Seilen hinunter gelassen werden. Doch geschah kein Unfall.
Als die Ankunft des Königs in Italien bekannt wurde, eilten ihm die lombardischen Großen mit Heeresmacht entgegen, um ihn zu unterstützen, und hofften, Heinrich werde den Papst absetzen. Der König aber suchte Befreiung vom Banne, und als er hörte, daß Gregor bereits auf dem Wege nach Augsburg begriffen fei und bei der Gräfin Mathilde von Toskana (§. 23, 8), einer Base Heinrichs Iv., auf dem Schlosse Canossa bei Parma weile, eilte er dahin und erlangte endlich, daß der Papst ihn vor sich lassen wollte. Nachdem Heinrich sich gedemütigt und alle Zeichen seiner Würde abgelegt hatte, wurde er barfuß, im Büßergewande, in die zweite Ringmauer des Schlosses eingelassen. Hier mußte der deutsche König vom 26. bis 28. Januar 1077 in der grimmigsten Kälte vom Morgen bis Abend stehen. Am 29. Januar endlich ließ ihn Gregor vor sich kommen und sprach ihn des Bannes ledig, wenn er in Augsburg erscheinen, bis dahin aller königlichen Handlungen sich enthalten und dem Papste gehorsam sein wolle. Dann las Gregor in Heinrichs Gegenwart eine heilige Messe. Als er die Hostie geweiht hatte, brach er dieselbe, nahm die eine Hälfte und sprach: „Deine Freunde, meine Feinde, beschuldigen mich vieler Ungerechtigkeiten und Laster. Siehe hier ist der Leib des Herrn. Bin ich schuldig, so möge er mich auf der Stelle töten." Nach diesen Worten aß Gregor die eine Hälfte der Hostie, und als er gesund und unverletzt blieb, reichte er die andere dem König und sprach:
I
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Achter Zeitraum.
268
i«7 ihm-, Johanna blieb einzige Erbin und ihr Sohn Karl (V.) sollte
dereinst jene zwei Reiche unter einem Scepter regieren. Frankreichs
Eroberungsplan auf Italien vererbte sich auf Karls Viii. Nach-
2soo folger Ludwig Xii. Er besetzte Mailand, eroberte, in Gemein-
schaft mit Ferdinand dem Eatholifchen, Neapel, woraus ihn aber
1204 dieser, an List der geübtere, vertrieb, um cs allein zu besitzen.
Maximilian konnte diesen Gewaltschritten nicht steuern und
mußte sogar Mailand an Frankreich übergehen sehen; um den
Schein einigermaßen zu retten, ließ sich Ludwig Xii. mit selbigem
vom Kaiser belehnen.
Venedigs Uebermuth beleidigte die benachbarten Staaten, dar;
um schlossen Ferdinand der Eatholische, der Papst Julius Ii.,
»508 Ludwig Xii. und Maximilian die Ligue zu Eambray, mit
der ausdrücklichen Verwahrung gegen jeden Separatfrieden,
zur Demüthigung der stolzen Republik. Ludwig erschien zuerst
aus dem Kampsplatze und trug so große Vortheile über dievenetia-
ner davon, daß diese dem Kaiser Maximilian die Herausgabe aller
früher von Oestreich und vom deutschen Reiche gemachten Ero-
berungen anboten, wenn er Frieden bewillige. Maximilian schlug
dieses, dem Vertrage gemäß, aus; Ferdinand aber trat ab, sobald
er seine Absicht auf einige Städte in Untertratten erreicht; der
Papst gleichfalls, ja beide vereinigten sich sogar mit Venedig wi-
der Frankreich in einem neuen Bündniß, die heilige Ligue ge-
nannt. Maximilian sah sich demnach treulos verlassen, und erntete
i,it Schaden von seiner Redlichkeit. Ludwig schloß gleichfalls ein Bünd-
niß mit Maximilian, von welchem sich letzterer aber durch die
schlauo-Vermittelung des Papstes und die Summe von 50,000
1512 Ducaten, die Venedig zahlte, wieder abwendig machen ließ. Trotz
eines erfochtenen Sieges bei Ravenna mußten die Franzosen Mailand
dennoch raumen, welches der Papst dem Sohne des verstorbenen
Herzogs, Maximilian Sforza, übergab, obschon der Kaiser es nicht
gewünscht hatte, blnbelehrt durch die gemachten Erfahrungen trat
der Kaiser nochmals einem Bunde Ferdinands, des Papstes und
1513 Heinrichs V I Ii. gegen Frankreich bei, wodurch Mailand, welches Lud-
wig durchuebercumpelung besetzt hatte, gänzlich verloren ging. Herraths-
vertrage zwischen Ferdinand und Ludwig, und zwischen diesem und dem
1514 Könige von England brachten einstweilen den Frieden zu Stande,
doch Franz §., Ludwigs Xi!. Nachfolger, begann seine Regierung
Isis mir einem Angrisse auf Mailand, siegte in der zweitägigen Schlacht
bei Marignano, vereitelte des Kaisers Versuche zur Wiedererobe-
1216 rung dieses Landes, und gegen eine Geldsumme entsagte Maximi-
lian unrühmlich seinen Ansprüchen. Ohne allen Gewinn ging er
i2i8 aus diesem Kampfe der Ligue von Eambray, wo Verratherei und
Wortbrüchigkeit schimpflich auf allen Seiten gewaltet. Ehrenwer-
thcr erscheint Maximilian dagegen bei der Verwaltung der innecn
Angelegenheiten des deutschen Reichs. Zur bessern Vollziehung
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Extrahierte Personennamen: Johanna Karl_( Karl Karls Ludwig_Xii Ludwig Ferdinand Maximilian Maximilian Ludwig_Xii Ludwig Venedigs_Uebermuth Ferdinand Julius_Ii Ludwig_Xii Ludwig Maximilian Maximilian Ludwig Maximilian Maximilian Oestreich Maximilian Maximilian Ferdinand Maximilian Maximilian Ludwig Maximilian Maximilian Maximilian_Sforza Maximilian Ferdinands Heinrichs Heinrichs Ferdinand Ludwig Ludwig Franz_§. Franz Ludwigs Maximilian Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Italien Karls Mailand Neapel Mailand Frankreich Frankreich Venedig Ravenna Ferdinands Frankreich Mailand England Ludwigs Mailand Marignano Eambray
Achter Zeitraum.
I 477
1283
1.85
1285
1314
1292
1296
1302
1303
1304
1312
1314
270
Minister und i-mgen Vertrauten Philipps empor geschmeichelt.
Ein gegen Alfons 7^.., den König von Castilien, unternommener
Krieg endete eben so erfolglos, als ein Zug wider Peter Ih. von
Aragonien, welchem Philipp Sicilien nicht lassen wollte, das ihm
nach der sici liani sehen Vesper übertragen worden war.
Unter dieser Regierung begann der Briefadel in Frankreich,
welchen zuerst ein Goldschmidt Rud olf erhielt. Philipp Iii.
starb, ohne etwas Vorzügliches geleistet zu haben. Sein Sohn
Philipp Iv. der Schöne, übernahm die Regierung in sei-
nem ! 7. Jahre, und strebte fortwährend, sich auf jedwede Weise
zu vergrößern und zu bereichern. Wegen seiner Vermahlung mit
Johanna von Navarra nahm er dm Titel eines Königs von
Navarra an. Das anfängliche freundschaftliche Vernehmen
zwischen ihm und dem Könige von England, Eduard !., ward
durch die Streitigkeiten der Matrosen eines englischen und eines
französischen Schiffes gestört; es kam zu einem Kriege, der erst
nach elf Jahren gänzlich beigclegt ward. Da sich der Graf von
Flandern auf englische Seite geschlagen, brachte Philipp den disseits der
Lys gelegenen Thcil davon an sich'. Diese Kriege verschlangen die
Einkünfte des Königs, darum erhöhete er zuerst die Abgaben sei-
ner weltlichen Untertbanen, und suchte sie auch aus die Geistlichen
auszudchncn. Ein erbitterter Streit mit dem Papste Vonifaz Vi!?.
war die Folge. Ec erließ die Bulle: „Clericis laicos,“ worin
er der Geistlichkeit die Entrichtung von Abgaben untersagte. Phi-
lipp verbot dagegen alle Absendungen an C-elde oder Kostbarkeiten
nach dem Auslande. Da der Papst in einer zweiten Bulle: „unam
Sanctam“ unumwunden die päpstliche Macht für die einzige,
die weltliche hingegen nur für einen Ausfluß derselben und ihr un-
tergeben erklärte; so schickte Philipp zwei Vertraute, Wilhelm No-
garet und Sciarra C o l o n n a, nach Italien, welche den Papst
gefangen nahmen; letzterer beleidigte ihn sogar persönlich.
Der Zorn darüber tödtete Bonisaz Viii. Sein Nachfolger, Be-
nedikt Xu., starb vor Ablauf eines Jahres, dann aber lenkte
Philipp Iv. die Wahl auf den Erzbischof von Bordeaux, Ber-
trand de Got; er bestieg den päpstlichen Stuhl unter dem Na-
men Clemens V. und nahm seinen Sitz zu Avignon, wo
die Päpste 72 Jahre residirten, zum großen Mißfallen der catho-
lifchen Christenheit. Die Aufhebung des Tempelherrn-
ordens bewirkte Philipp durch Clemens V., wobei seine Hab-
sucht die Haupttriebfeder war. Der letzte Großmeister der Tempel-
herrn, Jacob von Mo lach, und der Großprior von Frankreich,
Hugo von Pp caldo, betheuerten ihre und ihres Ordens Un-
schuld noch auf dem Scheiterhaufen. Acht Monate darauf stieg
Philipp selbst ins 'Grab. Ec hatte die königliche Macht kräftig
gegen den Papst vertheidigt, einen Theil Flanderns, die Grast
schäften de la Marche, Angoulome und Bigorre erworben, aber er
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Extrahierte Personennamen: Philipps Alfons_7^.. Peter_Ih Philipp_Sicilien Philipp Philipp_Iii Philipp Philipp_Iv Philipp Johanna_von_Navarra Eduard_!. Eduard Philipp Philipp Philipp Philipp Wilhelm Philipp_Iv Philipp Clemens_V. Philipp_durch_Clemens_V. Philipp Jacob_von_Mo Hugo_von_Pp Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Aragonien Frankreich Goldschmidt_Rud Navarra England Italien Avignon Frankreich
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Kaiser siegte in der Schlacht bei dem Städtchen Weinsberg int hentigen Königreich Württemberg. Nun konnte sich die kleine Feste nicht länger halten. Konrad, über ihren hartnäckigen Widerstand ergrimmt, hatte gelobt, die schwerste Strafe über die Einwohner zu verhängen. Da kamen Frauen aus der Stadt zu ihm ins Lager und baten demütig um Gnade. „Mit Weibern führe ich keinen Krieg," sprach der Kaiser; „sie mögen frei abziehen und von dem, was ihnen am liebsten ist, so viel mitnehmen, als ihre Schultern tragen können." Daraus öffneten sich am andern Morgen die Thore, und es erschien ein seltsamer Auszug. In langen Reihen kamen die Weiber aus der Stadt, jede ihren Mann aus dem Rücken. Konrad lachte über die Klugheit der Frauen, und als feine Räte meinten, dies fei Betrug und der Vertrag dürfe ihnen nicht gehalten werden, erwiderte er: „Ein Kaiferwort soll man nicht drehen noch deuteln", und schenkte um der treuen Weiber willen auch den Männern Leben und Freiheit.
2. Friedrich Barbarossa. — Konrads Nachfolger in der Kaiferwürde war fein Neffe Friedrich I., wegen feines rötlichen Bartes Barbarossa d. i. Rotbart genannt. Der hatte sich Karl den Großen zum Vorbilde genommen und suchte, ihm nachstrebend, das deutsche Reich vor allen Reichen der Erde groß und herrlich zu machen. Freilich traten seinem Streben große Schwierigkeiten in den Weg. Italien wollte ihm nicht Gehorsam leisten; der Papst, welcher sich als den Oberherrn aller weltlichen Herrscher betrachtete, verlangte vom Kaiser, daß er vor seiner Gewalt sich beuge. Sechsmal zog Friedrich mit Heeresmacht nach Italien, um das kaiserliche Ansehen in dem aufständischen Lande zu wahren. Allein so ruhmvoll Friedrich kämpfte, Italien wurde nicht bezwungen. Die geistliche Macht des Papsttums, welche damals zu ihrem Gipfel gelangte, erschien gewaltiger, als die weltliche Macht des Kaisers.
3. Heinrich der Löwe. — Einen kräftigen Gegner hatte Friedrich auch in Deutschland zu bekämpfen. Das war Heinrich der Löwe, Herzog von Sachsen und Bayern, aus dem stolzen Geschlechte der Welfen. Durch den Besitz zweier Herzogtümer
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
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TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift]]
Extrahierte Personennamen: Konrad Konrad Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Konrads Konrads Friedrich_I. Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa Karl Karl Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Städtchen_Weinsberg Württemberg Italien Italien Italien Deutschland Sachsen Bayern