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1. Ausgewählte Abschnitte der Weltgeschichte, Einführung in die geschichtliche Lektüre - S. 164

1916 - Düsseldorf : Schwann
— 164 — Anfangs 1807 behaupteten sich die Verbündeten in der mörderischen Schlacht bei Preußisch - Eylau. Im Sommer aber erlagen sie der Kriegskunst Napoleons bei F r i e d l a n d und mußten über den Memelfluß zurückgehen. Bon Napoleon gewonnen, ließ der Zar Alexander I. den König jetzt im Stiche; bei einer Zusammenkunft der Drei auf einem Floße mitten im Strom kam zwischen den Kaisern Friede und Bündnis zustande, während Friedrich Wilhelm mit ausgesuchter Kälte von Napoleon beiseite gesetzt wurde. Preußens Schicksal war besiegelt. Königin Luise aber blieb gefaßt: „Es ist wieder aufs neue", so schrieb sie an ihren Vater, „ein ungeheures Ungemach über uns gekommen; wir stehen auf dem Punkte, das Königreich zu verlassen. Bedenken Sie, wie mir dabei ist; doch bei Gott beschwöre ich Sie, verkennen Sie Ihre Tochter nicht! Glauben Sie gar nicht, daß Kleinmut mein Haupt beugt. Zwei Hauptgründe habe ich, die mich über alles erheben; der erste ist der Gedanke, wir sind kein Spiel des blinden Zufalles, sondern wir stehen in Gottes Hand, und die Vorsehung leitet uns, der zweite, wir gehen in Ehren unter. Der König hat bewiesen, der Welt hat er es bewiesen, daß er nicht Schande, sondern Ehre will. Preußen wollte nicht freiwillig Sklavenketten tragen. Auch nicht einen Schritt hätte der König anders handeln können, ohne seinem Charakter ungetreu und an seinem Volke Verräter zu werden. Wie dieses stärkt, kann nur der fühlen, den wahres Ehrgefühl durchströmt." Nun aber tat Luise auf des Königs Wunsch noch das Äußerste: Sie trat zu Tilsit vor den Kaiser hin und bat den Gewaltigen um Milde. Aber Napoleon hatte für sie nur höfliche oder gar unpassende Worte: „Woher haben Sie den Stoff zu Ihrem schönen Kleide?" fragte er. 1 Qft7 11* Der Friede von Tilsit. Am 9. Juli verkündete lou# Napoleon: „La Pologne Prussienne a ete donnee au Roi de Saxe, qui joindra ä ses autres titres celui de Duc de Varsovie. Une Constitution etablira les libertes et les privildges du peuple Polonais. Les pays de Hesse-Cassel, de Brunswick et tous les etats, qu’avait le Roi de Prusse sur la rive gauche de l’Elbe, y compris Magdebourg, forment le Royaume de Westphalie. Le Prince Jerome Napoleon, fröre de 1’ Empereur, est reconnu Roi de Westphalie. Dantzig avec un territoire de deux lieues autour de cette ville a ete declaree ville libre hanseatique sous la protection du Duc de Varsovie. La Sil6sie, la vieiüe Prusse et tous les etats de la Prusse jusqu’ä l’Elbe1 out ete restitu6s au Roi de Prusse. Le Roi de Prusse renonce ä toutes les pretentions, successions eventuelles etc., qu’il aurait sur tous les etats d’Allemagne. 1 Insgesamt 2870 qkm mit 4 900 000 Einwohnern, die kleinere Hälfte des Staates.

2. Ausgewählte Abschnitte der Weltgeschichte, Einführung in die geschichtliche Lektüre - S. 172

1916 - Düsseldorf : Schwann
— 172 — Die Befreiungskriege: Übersicht. 15. 1812 (Vorspiel), 1813. Kein gewaltigeres Heer hatte die Welt je gesehen als die „Große Armee", die im Sommer 1812 über den Njemen nach Rußland zog und die blutigen Schlachten bei Smolensk und Borodhto schlug. Aber an den Flammen von Moskau entzündete sich ihr Verhängnis. Auf den Schneefeldern des Zarenreiches verstrickten Winterkälte und rasender Hunger die zurückkehrenden Massen in einen furchtbaren Untergang: die größte Tragödie der Geschichte'. „Mit Mann und Roß und Wagen, So hat sie Gott geschlagen!" Noch konnte man das Ungeheure nicht fassen, da reichte am 30. Dezember in der Mühle bei Tauroggen General 9) o r I, der das preußische Hilfskorps der „Großen Armee" aus Livland zurückführte, in kühnem Wagnis dem russischen Heerführer Diebitsch, einem geborenen Schlesier, die Hand zum Vertrage: Neutralität! Der General schied mit seinem Korps aus dem Kriege aus und berichtete in einem denkwürdigen Briefe die Tat an den König: " Fest überzeugt, Oaß bei einein weiteren Marsch die Auflösung des ganzen Korps und der Verlust seiner ganzen Artillerie und Bagage ebenso unausbleiblich gewesen sein würde, wie bei der großen Armee, glaubte ich als Untertan Ew. Majestät nur noch auf Allerhöchst Dero Interesse und nicht mehr auf das Ihres Verbündeten sehen zu müssen, für den das Korps nur geopfert wäre, ohne ihm in seiner Lage noch wahre Hilfe leisten zu können. Die Konvention läßt Ew. Majestät in Höchst Ihren Entschließungen freien Willen; sie erhält aber Ew. Majestät ein Truppenkorps, was der alten oder etwaigen neuen Allianz Wert gibt und Allerhöchstdieselben nicht unter die Willkür Ihres Alliierten setzt, von dem Sie die Erhaltung oder Retablie-rung Ihrer Staaten als Geschenk annehmen müßten. Ew. Majestät lege ich willig meinen Kopf zu Füßen, wenn ich gefehlt haben sollte; ich würde mit der freudigen Beruhigung sterben, wenigstens nicht als treuer Untertan und wahrer Preuße gefehlt zu haben. Jetzt oder nie ist der Zeitpunkt, wo Ew. Majestät sich von den übermütigen Forderungen eines Alliierten losreißen können, dessen Pläne mit Preußen in ein mit Recht Besorgnis erregendes Dunkel gehüllt waren, wenn das Glück ihm treu geblieben wäre. ■ Diese Ansicht hat mich geleitet. Gebe Gott, daß sie zum Heile des Vaterlandes führt! Glorreich erhob sich alsbald die Provinz, die dem preußischen Staate den Namen gegeben hat, und dann stieg das flammende Signal zum heiligen Kriege empor: am 17. März 1813, 18 Tage nacb 1 Dehrnel, Anno Domini 1812.

3. Quellenlesebuch - S. 128

1916 - Leipzig : Hirt
128 21. Belle-Alliance. 21. Belle-Amance. Von Heinrich von Treitschke (Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert", I. Teil. 3. Aufl. Leipzig 1882, S. Hirzel). So verworren und unfertig die Doppelschlacht am 16. Juni verlaufen war, ebenso einfach groartig gestaltete sich der Gang der Ereignisse am 18. Wellington hatte mit Kennerblick eine feste defensive Stellung gewhlt, wie er sie von Spanien her liebte. Sein Heer hielt auf einem langgestreckten niedern Hhenzuge, der von Westen nach Osten streichend, etwa in der Mitte, bei dem Dorfe Mont St. Jean von der wohlgepflasterten Brsseler Landstrae senkrecht durchschnitten wird. Auf diesem engen Rume von kaum 5000 Schritt Lnge standen die Truppen dicht zusammen-gedrngt, mehr als 30 000 Deutsche, 24 00 Englnder, der 13 000 Niederlnder, zusammen 68 000 Mann, auf der Rechten Lord Hill, im Zentrum der Prinz von Ora-nien, auf dem linken Flgel General Picton. Ein tief eingeschnittener, von Hecken eingefater Querweg lief die Front entlang. Im Rcken des Heeres fiel der Boden sanft ab, so da die Mehrzahl der Regimenter dem anrckenden Feinde verborgen blieb; weiter nrdlich lag an der Landstrae der lichte, von zahlreichen Wegen durch-zogeue Wald von Soignes, der fr den Fall des Rckzugs eine gute Deckung bot. Der Herzog blieb während vieler Stunden im Zentrum, bei Mont St. Jean; hier, unter einer Ulme, auf einer Bodenwelle neben der Landstrae konnte er fast die ganze Auf-stellung berblicken und nach feiner Gewohnheit alles unmittelbar leiten. Einige hundert Schritt vor der Front lagen wie die Vorwerke einer Festung drei starkbesetzte Positionen: vor der Rechten das Schlo Goumont inmitten der alten Bume seines Parkes, von hohen Mauern umschlossen; vor dem Zentrum an der Landstrae das Gehfte La Haye Saiute; vor dem uersten linken Flgel die weien Husergruppen von Papelotte und La Haye. Die Strae fllt sdlich von Mont St. Jean sanft ab, fhrt dann vllig eben durch offene Felder und steigt eine starke halbe Stunde weiter sdlich, nahe bei dem Pachthofe La Belle Miance, wieder zu einem andern niedern Hhenzuge empor, so da das Schlachtfeld eine weite, mig eingetiefte Mulde bildet, die allen Waffen den freieften Spielraum gewhrt. Auf diesen Hhen bei Belle-Alliance stellte Napoleon sein Heer auf, Reille zur Linken, Erlon zur Rechten der Strae, dahinter bei Rossomme die Reserve; sein Plan war einfach, durch einen oder mehrere Frontalangriffe die Linien der Englnder zu durchbrechen, wo mglich an der schwchsten Stelle, aus ihrem linken Flgel. Da die unsichern Feuerwaffen jener Zeit dem Angreifer erlaubten, mit ungebrochener Kraft nahe an den Verteidiger heranzugelangen, so hoffte der Imperator durch ungeheure Massenschlge den zhen Gegner niederzuringen. Seine Kriegsweise war während der letzten Jahre immer gewaltsamer geworden; heute vollends, in der fieberischen Leidenschaft des verzweifelten Spielers, zeigte er die ganze Wildheit des Jakobiners, ballte viele Tausende seiner Reiter, ganze Divisionen des Fuvolks zu einer einzigen Masse zusammen, damit sie wie die Phalangen1 Alexanders mit ihrem Elefantentritt alles zermalmten. So begann die Schlacht ein bestndiges Vordringen und Zu-rcksluten der Angreifer gleich der Brandung am steilen Strande bis dann das 1 Mehrzahl von Phalanx = Schlachtreihe.

4. Quellenlesebuch - S. 129

1916 - Leipzig : Hirt
21. Belle-Alliance. 129 Erscheinen der Preußen in Napoleons Rcken und rechter Flanke den Schlachtplan des Jmperawrs vllig umstie. Der Kampf verlief wie eine planvoll gebaute Tragdie; zu Anfang eine einfache Verwicklung, dann gewaltige Spannung und Steige-mng, zuletzt das Hereinbrechen des alles zermalmenden Schicksals; unter allen Schlach-ten der modernen Geschichte zeigt wohl nur die von Kniggrtz in gleichem Mae den Charakter eines vollendeten Kunstwerks. Der letzte Ausgang hinterlie in der Welt darum den Eindruck einer berzeugenden, unabwendbaren Notwendigkeit, weil ein -wunderbares Geschick jeder der drei Nationen und jedem der Feldherren genau die Rolle zugewiesen hatte, welche der eigensten Kraft ihres Charakters entsprach: die Briten bewhrten in der Verteidigung ihre kaltbltige, eiserne Ausdauer, die Franzosen als Angreifer ihren ritterlichen, unbndigen Mut, die Preußen endlich die gleiche strmische Verwegenheit im Angriff und dazu, was am schwersten wiegt, die Selbstverleugnung des begeisterten Willens. Napoleon rechnete mit Sicherheit auf einen raschen Sieg, da er die Preußen fern im Sdosten bei Namur whnte. Seine Armee zhlte der 72 000 Mann, war dem Heere Wellingtons namentlich durch ihre starke Kavallerie und die berzahl der Ge-schtze 240 gegen 150 Kanonen berlegen. Unter solchen Umstnden schien es unbedenklich, den Angriff auf die Mittagszeit zu verschieben, bis die Sonne den durch-weichten Boden etwas abgetrocknet htte. Um den Gegner zu schrecken und die Zu-versteht des eignen Heeres zu steigern, veranstaltete der Jmperawr im Angesichte der Englnder eine groe Heerschau; krank wie er war, von tausend Zweifeln und Sorgen gepeinigt, empfand er wohl auch selber das Bedrfnis, sich das Herz zu erheben an dem Anblick seiner Getreuen. So oft er spterhin auf seiner einsamen Insel dieser Stunde gedachte, berkam es ihn wie eine Verzckung, und er rief: die Erde war stolz, so viel Tapfere zu tragen!" Und so standen sie denn zum letztenmal in Parade vor ihrem Kriegsherrn, die Veteranen von den Pyramiden, von Ansterlitz und Boro-diuo, die so lange der Schrecken der Welt gewesen und jetzt aus dem Schiffbruch der alten Herrlichkeit nichts gerettet hatten als ihren Soldatenstolz, ihre Rachgier und die unzhmbare Liebe zu ihrem Helden. Die Trommler schlugen an, die Feldmusik spielte das Partant pour la Syrie! In langen Linien die Brenmtzen der Grenadiere, die Roschweifhelme der Krassiere, der betroddelten Tschakos der Voltigeure, die flattern-den Fhnchen der Lanciers, eines der prchtigsten und tapfersten Heere, die die Ge-schichte sah. Die ganze prahlerische Glorie des Kaiserreichs erhob sich noch einmal, ein berwltigendes Schauspiel sr die alten Soldatenherzen; noch einmal erschien der groe Kriegsfrst in seiner finstern Majestt, so wie der Dichter sein Bild kommenden Geschlechtem berliefert hat, mitten im Wetterleuchten der Waffen zu Fu, in den Wogen reitender Männer. Die brausenden Hochrufe wollten nicht enden; hatte doch der Abgott der Soldaten vorgestern erst aufs neue seine Unbesiegbarkeit erwiesen. Und doch kam dieser krampfhafte Jubel, der so seltsam abstach von der gehaltenen Stille drben im englischen Lager, aus gepreten Herzen: das Bewutsein der Schuld, die Ahnung eines sinstem Schicksals lag der den tapfern Gemtern. Zehn Stunden noch, und die verwegene Hoffnung des deutschen Schlachtendenkers war erfllt, und dies herrliche Heer mit seinem Trotze, seinem Stolze, seiner wilden Mnnerkraft war vernichtet bis auf die letzte Schwadron. Um 1/212 Uhr begann Napoleon die Schlacht, lie feinen linken Flgel gegen das Schlo Goumout vorgehen, während er zugleich auf feiner Rechten die Anstalten fr den entscheidenden Sto traf. Vier Divisionen Fuvolk scharten sich dort zu einer riesigen Heersule zusammen; eine bei Belle-Alliance aufgestellte groe Batterie Quellenbuch. 9

5. Quellenlesebuch - S. 130

1916 - Leipzig : Hirt
130 21. Belle-Alliance. bereitete durch anhaltendes Geschtzfeuer den Angriff vor. Gegen 1/22 Uhr fhrte General Erlon die gewaltige Jnfanteriemasse wider den linken Flgel der Briten heran. Aber noch bevor diese Bewegung begann, wurde der Imperator bereits durch eine unheimliche Nachricht in der kalten Sicherheit seiner Berechnungen gestrt. Er erfuhr um 1 Uhr durch einen aufgefangenen Brief, da General Blow auf dem Marsche sei gegen die rechte Flanke der Franzosen; und während er auf der Hhe bei Rofsomme, im Rcken des Zentrums, an seinem Kartentische stand, glaubte er auch schon fem im Osten bei dem hochgelegenen Dorfe Chapelle St. Lambert dunkle Trup-Penmassen zu bemerken, die alsbald zwischen den Wellen des Bodens wieder ver-schwanden. Ein sofort ausgesendeter Adjutant besttigte die Vermutung. Gewaltsam suchte sich der Kaiser zu bemhigen und schickte vorlufig zwei Kavalleriedivisionen ostwrts der den rechten Flgel der Schlachtstellung hinaus. Es war ja doch sicher nur das eine Korps Blows, vielleicht nur ein Teil davon, und ehe die Preußen in die Schlacht eingreifen konnten, mute Wellington geschlagen sein. Seinen Offizieren aber sagte Napoleon mit zuversichtlicher Miene, Marschall Grouchy ziehe zur Unter-sttzung der rechten Flanke herbei; die Armee durfte von der Gefahr nichts ahnen. Whrenddem war Erlon mit seinen vier Schlachthaufen vorgerckt; schon während des Anmarsches erlitt er schwere Verluste, ganze Reihen in den tiefen Kolonnen wur-den von den englischen Kanonenkugeln niedergerissen. Es gelang zuerst, eine nieder-lndische Brigade in die Flucht zu schlagen; nur ein Teil der Truppen des jungen Knigreichs bewhrte sich; der alte Blcher hatte ganz recht gesehen, als er meinte, diese Belger schienen keine reienden Tiere" zu sein. Dann aber brach das englische und hannoversche Fuvolk hinter den schtzenden Hecken hervor, umfate mit seinen langen Linien die unbehilflichen Klumpen der Franzosen. Nach einem mrderischen Gefechte, bei dem der tapfere Picton den Tod fand, muten die Angreifer zurckgehen. Ponfonbys schottische Reiter setzten nach, sprengten die Weichenden auseinander, drangen in unaufhaltsamem Laufe bis in die groe Batterie der Franzosen; hier erst wurden sie durch franzsische Kavallerie zur Umkehr gentigt. Der groe Schlag war milungen. Und jetzt lie sich schon nicht mehr verkennen, da jedenfalls ein betrchtlicher Teil der preuischen Armee im Anmarsch war, und zwar in der Richtung auf das Dorf Plancenoit, das im Rcken des rechten Flgels der Franzosen lag. Noch stand es dem Imperator frei, die Schlacht abzubrechen, aber wie htte der Stolze einen so kleinmtigen Entschlu fassen knnen? Er sendete das Korps Lobaus der Plancenoit hinaus, so da seine Schlachtstellung statt einer einfachen Linie nunmehr einen auf der Rechten rckwrts gebogenen Haken bitbete. Die Preußen verdarben ihm die ganze Anlage der Schlacht noch, bevor von ihrer Seite ein Schu gefallen war. Den gegen die Englnder fechtenden Heerteilen wurde die auf der Rechten drohende Bedrngnis sorgsam verborgen gehalten. Darum lie Napoleon die Truppen Lobaus nicht weiter nach Osten vorgehen, wo sie das Korps Blows am Rande des breiten Lasnetals leicht aufhalten konnten, sondern hielt sie nahe bei Plancenoit zurck; der Zusammensto mit den Preußen sollte so lange als mglich hinausgeschoben werden, damit die Armee nicht durch den Kanonendonner auf der Rechten in ihrer Siegeszuversicht beirrt wrde. Aus Furcht vor dem Angriff der Preußen wagte der Jmperawr auch nicht mehr, die 24 Bataillone seiner Garde, die noch unberhrt in Reserve standen, gegen die Englnder vorzuschicken, sondern beschlo mit seiner gesamten Kavallerie das Zentrum Wellingtons zu durchbrechen; ein aussichtsloses Beginnen, da die Hauptmasse des Fuvolks der Verbndeten noch 'unerschttert war.

6. Quellenlesebuch - S. 131

1916 - Leipzig : Hirt
21. Belle-Alliance. 131 Blcher war am Morgen von Wavre aufgebrochen. Die alten Glieder wollten sich noch gar nicht erholen von dem bsen Sturze vorgestern, doch wer durfte dem Helden heute von Ruhe und Schonung sprechen? Lieber, rief er aus, will ich mich auf dem Pferde festbinden lassen, als diese Schlacht versumen! Wohlgemut ritt er inmitten der Regimenter, die sich mit unsglicher Anstrengung durch den tiefen Schlamm hindurcharbeiteten; ein Brand in Wavre hatte den Marsch erheblich ver-zgert. Die Soldaten frohlockten, wo der Feldherr sich zeigte, traten mit lautem Zuruf an ihn heran, streichelten ihm die Knie; er hatte fr jeden ein ermunterndes Wort: Kinder, ich habe meinem Bruder Wellington versprochen, da wir kommen. Ihr wollt mich doch nicht wortbrchig werden lassen?" Thielmann blieb mit dem dritten Armeekorps bei Wavre zurck, um den Rcken des Heeres gegen einen Angriff Grouchys zu decken, der in der Tat am Nachmittage auf Wavre heranzog. Die brigen drei Korps nahmen den Marsch auf Chapene St. Lambert; um 10 Uhr waren die Spitzen, um 1 Uhr die Hauptmasse der Armee dort auf den Hhen angelangt. Nun teilte sich das Heer. Zieten mit dem ersten Korps marschierte geradeaus, in der Richtimg auf Ohain und weiter gegen den rechten Flgel der Franzosen. Blow mit dem vierten Korps und dahinter das zweite Korps unter Pirch wendeten sich nach links, sdwest-wrts, gegen den Rcken der franzsischen Aufstellung. Das schwierige Desilee des Lasnetals war zum Glcke vom Feinde nicht besetzt, der Bach ward berschritten, und gegen 4 Uhr lie Blow seine Truppen wohlverdeckt in und hinter dem Walde von Frichemont antreten; erst wenn eine gengende Macht zur Stelle war, sollte der ber-raschende Vorsto erfolgen. In tiefem Schweigen rckten die Regimenter in ihre Stellungen ein; die Generale hielten am Rande des Waldes und verfolgten mit gespannten Blicken den Gang der Schlacht. Als einer der Offiziere meinte, der Feind werde nun wohl von den Englndern ablassen und, um sich den Rckzug zu sichern, seine Hauptmacht gegen die Preußen werfen, da erwiderte Gneisenau: Sie kennen Napoleon schlecht. Er wird gerade jetzt um jeden Preis die englische Schlachtlinie zu zersprengen suchen und gegen uns nur das Notwendige verwenden." Und so geschah es. Noch ehe die Preußen bei dem Walde von Frichemont anlang-ten, zwischen 3 und 4 Uhr, hatte der zweite groe Angriff der Franzosen begonnen. Ney sprengte mit vierzehn Regimentern schwerer Reiterei auf der Westseite der Landstrae gegen die Vierecke der englischen Garde und der Division Alten im Zentrum heran. Lange wogte der Kampf unentschieden hin und her, aber das Fuvolk hielt unerschtterlich aus. Endlich zurckgeworfen, zog Ney auch die Kavallerie Kellermanns an sich, so da er jetzt 26 Reiterregimenter zu erneutem Angriff heranfhrte, die grte Reitermasse, welche dies kriegerische Zeitalter jemals an einer Stelle ttig gesehen hatte. Der Boden drhnte von dem Hufschlag von zehntausend Pferden, ein Wald von Sbeln und Lanzen bedeckte die Talmulde, stundenlang schwankte das Gefecht, zehn-, zwlfmal ward die Attacke gegen einzelne Bataillone erneuert. Nochmals behielt die Sndhaftigkeit des englischen und deutschen Fuvolks die Oberhand. Auch dieser Angriff scheiterte, die Schwadronen begannen zu weichen, ein khnes Vorgehen der englischen und hannoverschen Reservereiterei brachte sie vollends in Verwirrung; aber auch die Sieger fhlten sich tief erschpft. Auf den andern Teilen des Schlachtfeldes gestaltete sich unterdessen der Gang der Ereignisse weit gnstiger fr Napoleon. Die Division Quiot, die schon an dem groen Angriffe Erlons teilgenommen, ging von neuem auf der Landstrae vor und bestrmte die Meieret von La Haye Sainte. Dort stand Major Baring mit einem Bataillon von der leichten Infanterie der deutschen Legion und einigen Nassauern. 9*

7. Quellenlesebuch - S. 132

1916 - Leipzig : Hirt
132 21. Belle-Alliance. Die grnen Jger hatten schon um Mittag die Schlachthaufen Erlons abgeschlagen; die treuen Männer hingen mit ganzem Herzen an ihren Offizieren, alle bis zum letzten Gemeinen zeigten sich entschlossen, von diesem Ehrenposten nimmermehr zu weichen. Und welche Aufgabe jetzt! Schon brannten die Dcher des Gehftes, die einen muten lschen, die andern fhrten aus den Fenstem, hinter den Hecken und Mauern des Gartens das Feuergefecht gegen die furchtbare bermacht drauen. Pulver und Blei gingen aus; vergeblich sandte Baring wiederholt seine Boten rckwrts nach Mont St. Jean mit der dringenden Bitte um Munition. Erst als fast die letzte Patrone verschossen war, rumte die tapfere kleine Schar den Platz. Wie Rasende drangen die Franzosen hinter den Abziehenden in das Gehft ein, durchsuchten brllend alle Stuben und Scheunen: kein Pardon diesen grnen Brigands!" denn wie viele ihrer Kameraden waren heute mittag und jetzt wieder den sichern Kugeln der deutschen Jger erlegen! Das Vorwerk des englischen Zentrums war genommen, und bald ergo sich der Strom der Angreifer weiter bis nach Mont St. Jean. Die Mitte der Schlachtlinie Wellingtons ward durchbrochen. Da fhrte der Herzog selber die han-noversche Brigade Kielmannsegge herbei, und ihr gelang, die Lcke im Zentrum vor-lufig zur Not wieder auszufllen. Aber auch nur vorlufig; denn die Reserven waren schon herangezogen bis auf den letzten Mann, und La Haye Samte, die be-herrschende Position dicht vor dem Zentrum, blieb in den Hnden des Feindes. Mitt-lerwee konnte auch der tapfere Bernhard von Weimar auf dem linken Flgel die Vorwerke La Haye und Papelotte gegen die Division Dumtte nicht mehr behaupten. Er begann zu weichen. Wellingtons Besorgnis stieg. Schon seit mehreren Stunden hatte er wiederholt Adjutanten an Blcher gesendet mit der dringenden Bitte um Hilfe. Kalt und streng stand er unter seinen Offizieren, die Uhr in der Hand, und sagte: Blcher oder die Nacht!" Wenn Napoleon jetzt imstande war, seine Garde gegen Mont St. Jean oder gegen den erschtterten linken Flgel der Englnder zu verwenden, so konnte ihm der Sieg nicht fehlen. In diesem verhngnisvollen Zeitpunkte begann der Angriff der Preußen. Bereits klang fern vom Osten her, beiden Teilen vernehmlich, Kanonendonner nach dem Schlachtfelde hinber die erste Kunde von dem Gefechte, das sich bei Wavre, im Rcken der Blcherschen Armee, zwischen Thielmann und Grouchy entspann. Um die nmliche Zeit fiel vor dem Walde von Frichemont der erste Schu. Es war V25 Uhr nachmittags; gerade fnf Stunden lang hatte die Armee Wellingtons den Kampf allein aushalten mssen. Blows Batterien fuhren staffelfrmig auf den Hhen vor dem Walde auf. Ein einzig schnes Schauspiel, wie dann die Brigaden des vierten Korps mit Trommelklang und fliegenden Fahnen nacheinander aus dem Gehlze heraustraten und zwischen den Batterien hindurch sich in die Ebene gegen Planceno hinabsenkten. Gneisenau fhlte sich in seinem ewig jungen Herzen wie bezaubert von der wilden Poesie des Krieges, und unterlie selbst in seinem amtlichen Schlacht-berichte nicht, zu schildern, wie herrlich dieser Anblick gewesen sei. Der Held von Bennewitz tat sein Bestes, um die Fehler vom 15. und 16. Juni zu shnen, leitete den Angriff mit besonnener Khnheit wie in den groen Zeiten der Nordarmee. Gleich im Beginne des Gefechts fiel der allbeliebte Oberst Schwerin, derselbe, der vor einem Jahre der Hauptstadt die Siegesbotschaft gebracht hatte. Das Korps Lobaus ward zurckgedrngt, unaufhaltsam drangen die Preußen vor-wrts auf Plancenoit. Etwas spter, um 6 Uhr, hatte General Zielen mit der Spitze des ersten Korps Ohain erreicht und ging dann, sobald er von der Bedrngnis des

8. Quellenlesebuch - S. 133

1916 - Leipzig : Hirt
21. Belle-Alliance. 133 englischen linken Flgels unterrichtet war, rasch auf die Vorwerke La Haye und Pape-lotte vor, wo die Division Durutte sich soeben eingenistet hatte. Prinz Bernhard von Weimar rettete die Trmmer seiner Tmppen, als die preuische Hilfe herankam, rckwrts in den schtzenden Wald von Soignes; seine tapfem Nassauer waren durch das lange, ungleiche Gefecht vllig kampfunfhig geworden. Die Brigade Steinmetz warf nun die Franzosen aus den beiden Vorwerken wieder hinaus, die braudenbur-gischen Dragoner hieben auf die Zurckweichenden ein, die Batterien des ersten Korps bestrichen weithin den rechten Flgel des Feindes, und bis in das franzsische Zentrum hinein verbreitete sich schon die Schreckenskunde, dort auf der Rechten sei alles ver-spielt. Gegen 7 Uhr war die Schlacht fr Napoleon unzweifelhaft verloren. Sein linker Flgel hatte wieder und wieder vergeblich das Schlo Goumont berannt, im Zentrum war der groe Reiterangriff gescheitert, auf der Rechten und im Rcken drngten die Preußen von zwei Seiten her nher und nher; den einzigen Gewinn der letzten Kmpfe, die Meierei von La Haye Samte auf die Dauer zu behaupten, war nicht mehr mglich. Durch einen rechtzeitigen Rckzug konnte noch mindestens die Hlfte des Heeres gerettet werden. Es ergab sich aber notwendig aus dem Cha-rakter des Imperators und aus seiner verzweifelten politischen Lage, da er diesen Ausweg verschmhte und noch einen dritten allgemeinen Angriff versuchte diesmal nach zwei Seiten zugleich. Er lie um sieben Uhr die 24 Bataillone seiner Garde heran-rufen, behielt nur zwei als letzte Reserve zur Hand, sendete zwlf nach Plancenoit gegen Blow. Die brigen zehn sollte Ney zu einem neuen Angriff gegen das eng-tische Zentrum führen, abermals westlich der Landstrae, mglichst entfernt von den Scharen Zietens. Mit strmischem Hochruf eilten die Bataillone bei Belle-Alliance an dem Jmperawr vorber: es war ja ihr Handwerk, den Sieg zu entscheiden. Sie tauchen dann in die unheimliche Bodenmulde hinab, wo dichte Haufen von Leichen und Pferden den Todesweg der franzsischen Reiter bezeichnen, strmen unter Trom-melschlag, unbekmmert um die Geschosse der englischen Batterien, der die Felder, ersteigen den Abhang dicht vor der Front der britischen Garde. Droben liegen in-dessen Maitlands Grenadiere im Grase verborgen. Als die ersten Brenmtzen auf der Hhe erscheinen, schallt weithin Wellingtons durchdringender Ruf: Auf, Garden! Fertig!" und mit einemmal steigt dicht bor den Augen der entsetzten Franzosen eine rote Mauer auf, die lange Linie der englischen Garde, eine furchtbare Salve kracht auf wenige Schritte Entfernung in die Reihen der Angreifer hinein. Ein kurzes, wtendes Handgemenge, dann werden die Blauen von den Roten mit dem Bajonett den Abhang hinuntergefchteudert. Neys Pferd bricht von einer Kugel getroffen unter dem Reiter zusammen, und wie sie den Fhrer fallen sehen, wenden sich die Garden zur Flucht. Der aber macht sich von seinem Tiere los, springt auf, versucht mit zornigen Rufen die Weichenden zu halten. Umsonst; denn mittlerweile sind die brigen Bataillone weiter links zwischen zwei Feuer geraten und gehen ebenfalls zurck. Die Kaifergarde stiebt auseinander; ihr unglcklicher Fhrer irrt barhaupt, mit zerbrochenem Degen auf dem Schlachtfelde umher und sucht vergeblich die Kugel, die ihn von seiner Gewissensangst und seinen finstern Ahnungen erlsen soll. Indem hatte Blcher schon den Schlag gefhrt, der die Vernichtung des napoleonischen Heeres entschied. Die Tmppen Blows gingen in drei Kolonnen im Sturmschritt auf Plancenoit vor. In und neben dem Dorfe hielten jene zwlf frischen Batail-lone der Kaisergarde; und sie fochten mit dem hchsten Mute; denn alle fhlten, da

9. Quellenlesebuch - S. 134

1916 - Leipzig : Hirt
134 21. Belle-Alliance. hier die Entscheidung des ganzen Krieges lag. Die anstrmenden Preußen sahen sich im freien Felde den Kugeln der Verteidiger, die in den Husern und hinter den hohen Mauern des Kirchhofs verdeckt standen, schutzlos preisgegeben. Dieser letzte Kampf ward fast der blutigste dieses wilden Zeitalters; das Korps Blows verlor in viertehalb Stunden 6353 Mann, mehr als ein Fnftel seines Bestandes, nach Verhltnis ebenso-viel wie die englische Armee während des ganzen Schlachttages. Der erste und der zweite Sturm ward abgeschlagen; da fhrte Gneisenau selbst die schleichen und pommerschen Regimenter zum drittenmal vorwrts, und jetzt gegen 8 Uhr drangen sie ein. Noch ein letzter wtender Widerstand in der Dorfgasse, dann entwich die Garde in wilder Flucht; ihr nach Major Keller mit den Fsilieren des 15. Regiments, dann die andern Bataillone. Auf der ganzen Linie erklang in langgezogenen Tnen das schne Signal der preuischen Flgelhrner: Avancieren! Zu gleicher Zeit ward weiter nrdlich das Korps Lobaus von Blows Truppen in der Front, von Zietens Reitern in der Flanke gepackt und vllig zersprengt. Die beiden Heerteile der Preußen vereinigten sich hier; der furchtbare Ring, der den rechten Flgel der Franzosen auf drei Seiten umklammem sollte, war geschlossen. Von Norden drngten die Englnder, von Osten und Sden die Preußen heran. Den Tmppen Zietens wies Grolman die Richtung nach der Hhe hinter dem Zentrum der Franzosen, nach dem Pachthof La Belle Alliattce, der mit seinen weien Mauern weithin erkennbar wie ein Leucht-trm der dem tiefen Gelnde emporragte. Dorthin nahmen auch die Sieger von Plancenoit ihren Weg. der 40 000 Preußen hatten noch am Gefechte teilgenommen, und jetzt da die Arbeit fast getan war, kam auch das Armeekorps Pirchs von den Hhen hinter Plance-noit herab. Napoleon war während dieser letzten Stunde nach La Haye Sainte vor-geeilt, um die Division Qniot noch einmal zum Angriff auf Mont St. Jean vorzutreiben. Sobald er zu seiner Linken die Niederlage Neys und gleichzeitig den Zusammenbruch des gesamten rechten Flgels bemerkte, sagte er wie vernichtet: Es ist zu Ende, retten wir uns!" Er eilte an der Landstrae zurck, nicht ohne schwere Gefahr, denn schon ward die Strae zugleich von den Englndern und von Zietens Batterien mit einem heftigen Kreuzfeuer bestrichen. Schweigsam, unbeweglich, mit wunderbarer Selbstbeherrschung sah Wellington aus die ungeheure Verwirrung. Sein Heer war nicht nur vllig ermattet, sondern auch in seiner taktischen Gliedmng ganz gebrochen; der lange Kampf hatte alle Truppenteile wirr durcheinandergeschttelt, aus den Trmmern der beiden prch-tigen Reiterbrigaden Ponsonby und Somerset stellte man soeben zwei Schwadronen zusammen. Keine Mglichkeit, mit solchen Truppen noch ein entscheidendes Gefecht zu bestehen. Der Herzog wute wohl, da allein das Erscheinen der Preußen ihn vor einer unzweifelhaften Niederlage bewahrt hatte; seine wiederholten dringenden Bitten an Blcher lassen darber keinen Zweifel. Doch er war dem militrischen Ehrgefhle seiner Tapfern eine letzte Genugtuung schuldig; auch sah er mit staatsmnnischer Feinheit voraus, wieviel gewichtiger Englands Wort bei den Friedensverhandlungen in die Wagschale fallen mute, wenn man sich so anstellte, als htten die britischen Waffen die Schlacht im wesentlichen allein entschieden. Darum lie er, sobald er den rechten Flgel der Franzosen dem preuischen Angriffe erliegen sah, alle irgend verwendbaren Trmmer seines Heeres noch eine Strecke weit vorrcken. Auf diesem letzten Vormarsch trieb der hannoversche Oberst Halkett die beiden einzigen Vierecke der Kaisergarde, die noch zusammenhielten, vor sich her und nahm ihren General

10. Quellenlesebuch - S. 135

1916 - Leipzig : Hirt
21. Belle-Alliance. 135 Cambronne mit eignen Hnden gefangen. Aber die Kraft der Ermdeten versagte bald, sie gelangten nur wenig der Belle-Miance hinaus. Wellington berlie, nach-dem er den Schein gerettet, die weitere Verfolgung ausschlielich den Preußen, die ohnehin dem Feinde am nchsten waren. Die Geschlagenen ergriff ein wahnsinniger Schrecken. Kein Befehl fand mehr Gehr, jeder dachte nur noch an sein armes Leben. Fuvolk und Reiter wirr durch-einander, flohen die aufgelsten Massen auf und neben der Landstrae sdwrts; die Troknechte zerhieben die Strnge und sprengten hinweg, so da die 240 Kanonen allesamt bis auf etwa 27 in die Hnde der Sieger fielen. Selbst der Ruf L'em-pereur! der sonst augenblicklich jeden Weg dem kaiserlichen Wagen geffnet hatte, verlor heute seinen Zauber; der kranke Napoleon mute zu Pferde davonjagen, obgleich er sich kaum im Sattel halten konnte. Die Sonne war schon hinter dicken Wolken versunken, als die beiden Feldherren eine Strecke sdlich von dem Hofe von Belle-Miance miteinander zusammentrafen; sie umarmten sich herzlich, der bedachtsame Vierziger und der feurige Greis. Nahebei hielt Gneisenan. Endlich doch ein ganzer und voller Sieg, wie er ihn so oft vergeblich von Schwarzenberg gefordert; endlich doch eine reine Vergeltung fr allen Ha und alle Schmach jener entsetzlichen sieben Jahre! Es sang und klang in seiner Seele; er dachte an das herrlichste der fridericianischen Schlachtfelder, das er einst von seiner schleichen Garnison aus so oft durchritten hatte. Ist es nicht gerade wie bei Leuthen?" sagte er zu Bardeleben und sah ihn mit strahlenden Augen an. Und wirklich, wie einst bei Leuthen bliesen jetzt die Trompeter das Nun danket alle Gott! und die Soldaten stimmten mit ein. Aber Gneisenau dachte auch an die Schreckensnacht nach der Schlacht von Jena, an jene Stunden beim Webichtholze, da er die Todesangst eines geschlagenen Heeres, die dmonische Wirkung einer nchtlichen Verfolgung mit angesehen. Noch grndlicher als einst an der Katzbach sollte heute der Sieg ausgebeutet werden. Wir haben, rief er aus, gezeigt, wie man siegt, jetzt wollen wir zeigen, wie man verfolgt." Er befahl Bardeleben, mit einer Batterie den Fliehenden auf den Hacken zu bleiben, immer aufs Geratewohl in das Dunkel der Nacht hineinzuschieen, damit der Feind nirgends Ruhe fnde. Er selber nahm, was von Truppen zur Hand war, mit sich, brandenburgische Ulanen und Dragoner, Infanterie vom 15. und 25. und vom 1. pommerfchen Regimente; Prinz Wilhelm der ltere, der die Refervereiteret des Blowschen Korps gefhrt, schlo sich ihm an. So brauste die wilde Jagd auf der Landstrae dahin; nirgends hielten die Flchtigen stand. Erst bei Genappe, wo die Strae auf einer engen Brcke das Tal der Dyle berschreitet, versuchten die Trmmer der kaiserlichen Garde den Ulanen zu widerstehen; doch kaum erklang, gegen 11 Uhr, der Sturmmarsch des preuischen Fuvolks, so brachen sie auseinander. General Lobau und mehr als 2000 Mann gerieten hier in Gefangenschaft; auch der Wagen Napoleons mit fernem Hut und Degen ward erbeutet. Welche berraschung, als man die Sitzkissen aufhob; der groe Abenteurer hatte sich die Mittel sichern wollen fr den Fall der Flucht, den Wagen der und der mit Gold und Edelsteinen angefllt. Die armen pommerfchen Bauernburschen standen vor dem Glnze fast ebenso ratlos, wie einst die Schweizer bei Gran-sott vor dem Juwelenschatze des Burgunderherzogs; mancher verkaufte einen kostbaren Stein fr wenige Groschen. Das prchtige Silbergeschirr des Imperators behielten die Offiziere der Fnfundzwanziger und schenkten es der Lieblingstochte^ ihres Knigs als Tafelschmuck,
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