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1. Theil 3 - S. 166

1880 - Stuttgart : Heitz
166 Neue Geschichte. 1. Periode. Schweden. erstes, daß er sich aufs Rathhaus begab, seinen Namen nannte und um Schutz bat. Lübeck war damals eine sehr reiche, mächtige Stadt, das Haupt der Hansa und heimlich eine Feindin des Königs von Dänemark. Während die Rathsherren noch überlegten, was zu thun sei, kam Bauer an, um den Flüchtling zurückzuholen, und verlangte seine Auslieferung. Er schalt den Gustav einen treulosen, undankbaren Menschen; dieser entschuldigte sich: er habe fliehen müssen und würde ihm die verbürgte Summe wiedererstatten. Die Rathsherren entschieden endlich für — Berner, und dieser wollte schon mit Erichson abziehen, als der Bürgermeister Broms vortrat und vorstellte, die Klugheit und Rechtlichkeit zugleich erforderten, daß sie sich Erichsons annähmen. Seine Stimme drang durch, und nach sieben langen Monaten erhielt Erichson endlich heimlich ein Schiff, welches ihn nach Schweden übersetzte. Wie froh war er nun, als er den theuern vaterländischen Boden wieder unter den Füßen hatte! Aber sein erstes Auftreten versprach wenigen Erfolg. In der Stadt Calmar fand er eine schlechte Aufnahme, und der schwedische Commandant drohte ihm, er würde ihn an Christian ausliefern, wenn er nicht gleich wegginge. Geschwind zog Erichson seine Bauernkleider wieder an und wanderte weiter, immer von lauernden Feinden verfolgt. Sein Nachtlager mußte er bald im Walde, bald im Korne nehmen und mehr als einmal war er in Gefahr, erkannt zu werden. Sonntags, wenn die Bauern müßig dastanden, gesellte er sich zu ihnen und ermunterte sie, doch die Waffen gegen die Dänen zu ergreifen; aber keiner wollte ihn anhören. So kam er endlich zu seinem Schwager, dem Reichsrathe Brahe. Aber auch hier predigte er tauben Ohren. Brahe wollte eben nach Stockholm reisen, dem Könige zu huldigen, und er sowohl als seine Frau baten Erichson flehentlich, doch nicht sie und sich ins Unglück zu stürzen. Wie seufzte er über die feigen Seelen! Er reiste wieder ab und ging auf ein Gut seines sich in Stockholm befindenden Vaters, Räfnäs. Hier lebte er eine Zeit lang einsam und in tiefer Verborgenheit. Indessen bereitete Christian dem hohen schwedischen Adel ein schreckliches Schicksal. Er glaubte, daß er, so lange die schwedischen Edelleute lebten, nicht ruhig regieren könnte, und entschloß sich, sie umbringen zu lassen. Nur eins beunruhigte ihn dabei: er hatte ihnen versprochen, sich nicht wegen ihrer frühern Widersetzung an ihnen zu rächen. Da schlug sein Beichtvater, Slaghöck, ein Westphälinger, der es von einem Barbiergesellen bis zu einem

2. Theil 3 - S. 273

1880 - Stuttgart : Heitz
Peter der Große. 273 und wurde in ein Kloster bei Moskau verwiesen, wo sie unter dem Namen Susanns den Schleier nahm. Iwan behielt den Czarentitel, an der Regierung hatte er keinen Antheil mehr; er starb 1696. Peter war nun alleiniger Czar und Selbstherrscher. Am 9. September 1689 hielt er seinen feierlichen Einzug in den Kreml. Rasch ging er nun an die Durchführung der von den ersten Romanows eingeleiteten Umwandlung Rußlands zu einem europäischen Staate. Einst ging er, 19 Jahre alt, in einem Dorfe bei Moskau durch einen Speicher, in welchem altes Hausgeräth aufbewahrt wurde. Da fiel ihm ein Boot in die Augen. „Warum ist das anders gebaut," fragte er gleich, „als die Schiffe, die ich auf der Moskwa sehe?" — „Es ist ein englisches Boot," antwortete man ihm, „und sowohl zum Rudern als zum Segeln zu gebrauchen." — „Das möchte ich sehen," rief Peter; „ist denn niemand da, der es regieren könnte?" — Man sagte ihm, vielleicht verstände es ein alter holländischer Tischler, Karsten Brand, der ehemals Schiffszimmermann gewesen sei. Er wurde gerufen, setzte das Boot wieder in Stand und fuhr dann vor den Augen des erstaunten Ezaren den Strom hinab und hinauf. Nun trat Peter selbst ans Steuer und das Wasser war von jetzt an sein Element. Bald war ihm der Fluß, bald ein großer Teich zu enge; das Schiff mußte in einen See gebracht werden. Diesem Schiffe folgten bald mehrere, die der alte Brand ihm bauen mußte. „ Könnte ich doch nur einmal ein Seeschiff sehen!" rief Peter sehnsüchtig aus. Rußland hatte aber damals noch kein Land an der Ostsee und am schwarzen Meere: das weiße Meer war das einzige, wo Peter seine Sehnsucht stillen konnte; dorthin reiste er. Er kam nach Archangel. Wie schlug ihm das Herz, als das weite Meer mit vielen holländischen Schiffen vor seinen trunkenen Blicken dalag! In der Tracht eines holländischen Schiffers befuhr er selbst die See und munterte die Holländer auf, recht bald wieder zu kommen. Als er zum zweiten Male in Archangel war, überfiel ihn mitten auf dem Meere ein Sturm. Die Gefahr war so groß, daß alle Schiffer beteten und ihr Ende erwarteten. Nur Peter war unerschrocken, sah auf den Steuermann und wollte diesem Vorschriften geben, wis er lenken müsse. Dieser aber wurde ungeduldig. „Geh mir vom Leibe!" fuhr er den Czar an; „ich muß wissen, wie man steuern soll; ich weiß das besser als du!" Und wirklich brachte er auch das Schiff glücklich an das Ufer. Hier aber fiel er vor dem Czar aus die Kniee und bat ihn wegen seiner Grobheit um Verzeihung. Weltgeschichte für Töchter. Hi. 16. Aufl. 18

3. Theil 3 - S. 293

1880 - Stuttgart : Heitz
Karl Xii. in der Türkei. 293 die ihn umringten, bis zur Hausthüre durch. Hier raffte er einige Soldaten, Offiziere und Knechte, 50 an der Zahl, zusammen, trieb die Janitscharen, die sein Haus schon plünderten, heraus und verrammelte es. Er wehrke sich sieben Stunden lang. Eine Menge todter und verwundeter Türken lagen schon umher. Da gelang es den Janitscharen endlich, das Dach in Brand zu setzen. Nun erst, als schon die brennenden Sparren aus den König herabfielen, entschloß er sich, das Haus zu verlassen. In der einen Hand ein Pistol, in der andern den Degen, brach er heraus, um sich nach einem benachbarten Hause zu flüchten, verwickelte sich aber mit den Sporen und fiel zu Boden. Schnell drangen die Türken herzu und ergriffen ihn. Man brachte ihn nun nach einer andern türkischen Stadt (Demotika), wo er kürzer gehalten wurde. Dennoch blieb er noch über anderthalb Jahr. — Endlich — endlich, nachdem er über fünf Jahre in der Türkei gewesen, erklärte er, er wolle abreisen. Der Sultan benahm sich, trotz Karls Rücksichtslosigkeit sehr edel. Er machte ihm noch zum Abschiede große Geschenke und ließ ihn mit allen seinen Leuten bis an die Grenze von einem zahlreichen Ehrengefolge begleiten. Karl that, als wenn das alles so sein müßte. Der Zug ging durch Siebenbürgen und Ungarn. Dem Könige wurde jedoch bei der langsamen Reise bald die Zeit lang; er beschloß die Reise schneller und auf einem Umwege durch Deutschland zu machen, setzte sich mit dem Generaladjutant von Rosen und dem Oberstlieutenant Düring zu Pferde, ließ sich einen Paß geben, in welchem er sich für einen schwedischen Hauptmann Karl Frisch ausgab, machte sich durch eine große schwarze Perrücke, einen Hut mit goldenen Tressen und einen braunen Reiserock unkenntlich, und nun ging die Reise mit seiner gewöhnlichen Ungeduld vorwärts. Er reiste über Wien, Regensburg, Nürnberg, Würzburg, Hanau, Kassel, Braunschweig, Güstrow und Stralsund. In 14 "Tagen legte er 286 Meilen zurück und Düring blieb einmal von den starken Ritten unterwegs für todt liegen; Rosen aber hatte schon in den ersten Tagen zurückbleiben müssen. Endlich langte Karl in der Nacht um 1 Uhr vor Stralsund an. Die Schildwache, ja selbst der wachthabende Offizier wollten ihn nicht einlassen, weil es Nacht sei; aber er versicherte, sie wären Boten, die sehr dringende Briefe brächten, worauf der Commandant sie einzulassen befahl. Seine Füße waren von den starken Ritten so angeschwollen, daß er die Stiefeln mußte herunterschneiden lassen. Welche Freude war es für die Ein-

4. Theil 4 - S. 272

1880 - Stuttgart : Heitz
272 - Neueste Geschichte. 3. Periode. Der minder bedeutende Conflict mit Neapel, welcher sich während des Krieges den Westmächten abgeneigt gezeigt hatte, ist nur darum bemerkenswerth, weil der Pariser Congreß, als die italienische Frage dort auftauchte, dem Könige von Neapel Maßregeln der Milde und Gerechtigkeit im Interesse der Ruhe Italiens anempfahl. König Ferdinand Ii. wies diese Vorstellungen, als einen Eingriff in seine Sonveränetätsrechte, entrüstet zurück; die italienische Nationalpartei aber wurde in ihren Hoffnungen auf den Beistand des Auslandes gestärkt. 146. Der Snndzoll und die Neuenburger Angelegenheit. Seit Jahrhunderten beanspruchte Dänemark von den durch den Sund und die Belte fahrenden Schiffen eine Abgabe, und zwar vom Schiff wie von der Ladung, welche sowohl in ihrem Rechts-titel als in ihrer Bemessung zu verschiedenen Zeiten bestritten, allmählich zu einem vertragsmäßigen Recht geworden war, obwohl die Ostseeschifffahrt dadurch unendlichen Nachtheil erlitt. Eben deshalb hatte Preußen wiederholentlich Schritte gethan, um eine Ablösung des Zolls herbeizuführen, ohne bei Dänemark große Geneigtheit zu finden. Da brachte Nordamerika die Sache zur Entscheidung. Der Vertrag der Regierung von Nordamerika mit Dänemark ging im April 1856 zu Ende und dieselbe erklärte, daß sie ihn weder erneuern noch fernerhin einen Zoll zahlen, einer etwaigen Behinderung ihrer Schifffahrt aber mit Gewalt begegnen werde. Diese Drohung verfehlte ihre Wirkung nicht und veranlaßte Dänmarke, alle beim Sundzoll interessirten Staaten zu einer Conferenz nach Eopenhagen einzuladen, um die Frage gütlich zu lösen. Daber erklärte sich Dänemark zum voraus bereit, auf eine Capitalisiruug der Abgabe einzugehen, welche Summen dann auf die betreffenden Staaten repartirt werden sollten. Die Conferenz kam auch wirklich zu Stande und das Resultat derselben war ein unterm 14. März 1857 abgeschlossener Vertrag, wodurch die Sund- und Beltzölle gegen eine Totalsumme von 30,376,325 Reichsthaler (wovon 4,440,027 Reichsthaler auf Preußen kamen) abgelöst wurden. Die Neuenburger Angelegenheit war seit dem Jahr 1848 als ein untergeordneter Gegenstand in der Schwebe geblieben. ) *) Die Geschichte der preußischen Souverainetät über Neuenburg ist folgende: Das Schloß Neuenburg, im 9. Jahrhundert erbaut, kam mit dem burgundischen

5. Theil 2 - S. 99

1880 - Stuttgart : Heitz
Wilhelm der Eroberer. 99 Wilhelm persönlich und hatte eine große Vorliebe für ihn und alle Normannen. Als Eduard 1066 starb, bemächtigte sich Harald, Herzog von Mercia und Kent, der reichste und mächtigste der englischen Großen, des Thrones und wurde allgemein anerkannt. Wihelm fuhr zornig auf und verlangte Abtretung des Thrones, und da Harald die Forderung abschlug, so rüstete er sich. Pie.normänner waren die tapfersten Krieger jener Zeit; außerdem boten die kriegslustigen Ritter anderer Länder dem Herzoge ihre Dienste an. Aus einer zahlreichen Flotte setzte dieser nach der Südküste Englands über und landete glücklich. Als er ans Ufer sprang, fiel er. „Ein übles Vorzeichen!" murrten die Umstehenden. Aber er faßte sich schnell und ries, als wenn er absichtlich sich hingeworfen hätte: „So nehme ich von diesem Lande Besitz!" Harald eilte herbei. Es kam zu einer blutigen Schlacht bei Hastings (Hehstings) an der Südküste (1066). Die Normänner gewannen einen großen Sieg; Harald fiel mit zweien seiner Brüder und einem großen Theil der sächsischen Ritterschaft. Wilhelm der Eroberer — so wurde er nun genannt — wurde nun ohne Widerspruch König von England; ein kräftiger Mann mit einer starken Seele, aber rauh, stolz und hart. Anfangs regierte er strenggerecht; er duldete keine Unordnung, suchte Normänner und Engländer durch Heirathen einander näher zu bringen und hörte jeden Unterthan an. Aber das änderte sich bald, als er nach der Normandie zurückreiste. Die nach England übergesiedelten Normänner ließen die unterworfenen Engländer ihren Uebermuth fühlen; der Haß gegen die Fremden, wuchs, und schon war der Tag bestimmt, an welchem man die Fremden, wie einst die Dänen, niedermachen wollte. Da kehrte Wilhelm schleunig nach England zurück und hielt ein strenges Gericht über die Uebelthäter. Jeder neue Aufftand führte neue Härten herbei. Er nahm den Engländern ihre Güter, machte diese zu Kronbesitznngen und übertrug sie seinem normannischen Adel. Mit eiserner Hand drückte er die Engländer in Sklaverei nieder und wandte Ehre, Reichthümer und Vertrauen nur den Normännern zu. Nur die Furcht hielt die unglücklichen Engländer von neuen Empörungen zurück. Als er nach 21 jähriger Regierung starb (1087), war die Freude der Engländer groß, und die bittere Reue, die er im Sterben über seine Härte empfand, konnte die Gemüther nicht mit seinem Andenken versöhnen.

6. Theil 2 - S. 110

1880 - Stuttgart : Heitz
110 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge. nichtsnutzigen Gesindels; denn dieses Volk halte keine großen Vorbereitungen zu machen gehabt und nur auf die ersten Strahlen der Frühlmgssonne gewartet, um fortzuziehen. Der edle Gottfried erschrak, als er den ungeschlachten Haufen sah. Mit solchen Leuten mochte er nicht ziehen. „Geht nur voran!" rief er ihnen zu, „ich bin noch nicht bereit. Bald komme ich nach. Vor den Thoren von Constantinopel treffen wir wieder zusammen!" — Peter ließ es sich gefallen; jubelnd zog die Schaar ab. Aber sie war so groß, daß Peter sie theilte. Zwanzigtausend der Ungeduldigsten zogen voran unter Anführung eines Ritters aus Burgund, den man seiner Armuth wegen Walther Habenichts nannte. Um nach Constantinopel zu gelangen, mußten die Kreuzfahrer durch Deutschland, Ungarn und Bulgarien ziehen. Die Ungern, ein zwar nun schon christliches, aber doch noch sehr rohes Volk, ließen den Walther mit seiner Horde zwar ein, und ihr König Kolomann versprach auch, die nöthigen Lebensmittel gegen Bezahlung zu liefern. Aber um Ordnung zu halten, war das Gesindel nicht ausgezogen. Sie zerstreuten sich im Lande, plünderten — und wurden zum Theil todtgeschlagen. Noch schlimmer ging es ihnen im Lande der Bulgaren, so daß nur ein kleines Häufchen bei Constantinopel ankam, welches froh war, daß der griechische Kaiser Alexius Comueuus ihm die Erlaubniß gab, bis zur Ankunft Peters ein Lager vor den Thoren aufschlagen zu können. Nun kam Peter mit 40,000 nach, die nicht viel besser als des Walthers Leute waren. Doch ging anfangs alles gut. Die Ungern hielten Friede, weil Peter Ordnung hielt. Schon war dieser säst an die letzte Grenze gekommen, da hörte er, daß in einer vor ihm liegenden Stadt (Semlin) 16 Kreuzfahrer von Walthers Haufen, weil sie geplündert hatten, von den entrüsteten Einwohnern erschlagen worden wären. Dies hören und die Stadt stürmen lassen, war eins. Die armen Einwohner, die meist an jener That ganz unschuldig waren, wurden fast alle ermordet, die Stadt fünf Tage lang geplündert und ein entsetzliches Blutbad angerichtet. Das that der heilige Peter. Freilich mußte er nun eilen, daß er über die ungarische Grenze kam; denn schon war der König im Anzuge, die Greuelthat zu rächen. Auch in Bulgarien benahm sich Peter so unklug, daß er sich mit den Einwohnern ganz überwarf. Er erlitt eine ungeheuere Niederlage; der vierte Eheil seiner Leute lag blutend auf dem Wahlplatze, und sein ganzes Gepäck und eine Menge mitgezogener Weiber, Kinder, selbst Nonnen, fielen in die

7. Theil 2 - S. 167

1880 - Stuttgart : Heitz
Friedrich Ii. Gregor Ix. 167 zurück nach ihren Steppen. Auf der Stelle, wo Heinrich gefallen war, wurde Kloster Wahlstatt erbaut, noch heute ein weit zu sehendes Wahrzeichen für die Bewohner jener weiten Fläche. Zu dieser Zeit nun regierte in Deutschland, wie schon erwähnt, Kaiser Friedrich Ii. von 1212—50. Friedrich Ii. war ein schöner Jüugling, von mehr zartem als kräftigem Körperbau. Sein schönes, blondes Haar, das ihm in Locken die Schultern umwallte, erinnerte an seinen Großvater Friedrich den Rothbart, und das Feuer, das ihm aus den blauen Augen strahlte, an seine italienische Mutter. Er besaß außer der deutschen Kaiserkrone auch noch Neapel und Sicilien, ein paar herrliche Länder, die er vorzugsweise liebte, und in der That sind auch beide seit dieses Friedrichs Tode nie wieder so blühend gewesen und so gut regiert worden. Aber er hatte das Unglück, sich mit dem Papste zu veruneinigen, der ihn in den Bann that, und wir wissen schon aus der Geschichte Heinrichs Iv., wie übel es war, wenn man den Papst zum Fem^ß hatte. Zwar war Friedrich kein Heinrich, aber trotz aller Anstrengungen während der 38 Jahre, die er regierte, hat er endlich unterliegen müssen. Zuerst veruneinigte er sich mit dem Papste wegen eines Kreuzzuges. Friedrich hatte versprochen nach Palästina zu ziehen, schob aber die Sache von einem Jahre zum andern auf, weil er Wichtigeres zu thun habe.- Das nahm aber der Papst sehr übel; denn das heilige Grab war immer noch in den Händen der Ungläubigen, weil die bisher dahin geführten Haufen nicht geeignet waren, es mit den tapfern Muhamedanern aufzunehmen. Es waren ja sogar knrz vorher, angeregt durch die Reden eines französischen Hirtenknaben, welcher vorgab, himmlische Erscheinungen zu haben, 7000 Knaben nach dem Morgenlande aufgebrochen und bald darauf gar 30,000 Knaben und Mädchen eben deßhalb zu Schiffe gegangen; aber jene hatten sich schon in Italien zerstreut und diese waren durch einen Sturm nach der afrikanischen Küste geworfen worden, wo die Sarazenen sie theils niederhieben, theils zu Sklaven machten. Wenige kehrten in ihre Heimath zurück. Da nun der Papst Gregor Ix., ein mehr als achtzigjähriger, aber schöner, kräftiger Greis von unbezwingbarer Hartnäckigkeit, immer aufs neue auf den Kreuzzug drang, so ging der Kaiser endlich zu Schiffe; doch schon nach drei Tagen stieg er bei Otranto wieder ans Land, weil eine" Seuche auf der Flotte eingerissen war. Der Papst war darüber sehr entrüstet, schrie, das sei ein bloßer Vorwand, und that den Kaiser in den Bann. Dieser, um dem Gregor seinen guten

8. Theil 2 - S. 306

1880 - Stuttgart : Heitz
306 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Entdeckungen. zu stoßen. Seine Worte machten solchen Eindruck, daß sie sich willig erklärte, die Unternehmung zu wagen. „Nur fehlt es mir," sagte sie, „jetzt an Gelde; aber hier sind meine Kronjuwelen, die will ich verpfänden." Santangelo benutzte diese Stimmung, schoß geschwind das nöthige Geld vor und schickte dem Colombo einen Eilboten nach. Glücklich wurde er noch eingeholt, ehe er die Küste erreicht hatte, kehrte gleich um und war nun taumelnd vor Freude, daß er endlich sein Ziel vor Augen,scch. So schwer wurde es ihm gemacht, die Erlaubniß zur Entdeckung eines Welttheils zu erhalten! Darauf wurde ein förmlicher Vertrag mit ihm abgeschlossen : er erhielt für sich und seine Nachkommen die Würde eines Admirals und Viceköuigs in den zu entdeckenden Ländern; er sollte den zehnten Theil von allem Gewinn haben, der aus den Waaren und Früchten dieser Länder gezogen würde, und den achten Theil von dem Handelsgewinne mit denselben; dasür aber mußte er auch den achten Theil zu den Kosten beitragen. Nun wurden geschwind drei kleine und gebrechliche Schiffe ausgerüstet, 120 Mann dazu angeworben, und einige tüchtige Seefahrer, die Gebrüder Pinzon, versprachen, die Unternehmung zu unterstützen und mitzufahren. Die Nacht vor der Abfahrt brachten Colombo und die Schiffsmannschaft mit religiösen Andachtsübungen zu; noch einmal umarmte er seine beiden Söhne, schüttelte föm braven Abte dankbar die Hand und schiffte sich ein. Nun — Glück auf den Weg! Am 3. August 1492 — es war ein Freitag — spannte mit. Tagesanbrüche die kleine Flotte die Segel auf und fuhr aus dem Hafen von Pa los (nicht weit von Cadiz) ins offene Meer hinein. Schon am vierten Tage brach das eine Steuerruder; „eine schlimme Vorbedeutung!" seufzten viele, Colombo aber ermuthigte sie mit den Worten: „Ein zerbrochenes Steuerruder bedeutet nichts weiter, als daß man es wieder herstellen muß." Auf der einen canarischen Insel mußte er einen Monat verweilen, um die Schiffe ausbessern zu lassen, und doch wagte sich der kühne Mann mit solchen zerbrechlichen Schiffen in ein weites Meer, dessen Grenzen niemand kannte. Als die Seeleute das letzte Land aus den Augen verloren, wurde ihnen ganz bange; ja, manche weinten vor Angst und hätten viel gegeben, wenn sie nur wieder hätten umkehren dürfen; denn nichts sahen sie um sich als Wasser und über sich den Himmel, und sie verzweifelten, jemals wieder Land zu sehen. Pfeilschnell flog das Schiff dahin. Ein unablässiger Ostwind blies

9. Theil 2 - S. 348

1880 - Stuttgart : Heitz
348 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Entdeckungen, Barte vom Gesicht gezogen, aus welcher sich die Mexicaner Larven machten. Kopf und Beine wurden gebraten und von ihnen gegessen und das Uebrige den Thieren hingeworfen. Wie schauderhaft ! Den Spaniern, die dies aus der Ferne mit ansahen, starrte das Herz vor Entsetzen, und als Cortez ihren Bericht hörte, vergoß er Thränen der Wehmuth, und man hörte ihn den Namen: Gnzman! schmerzlich ausrufen. Ungeachtet dieses neuen Unfalls gab Cortez nicht die Hoffnung auf, noch endlich Herr von Mexico zu werden. Und, das Glück war ihm auch wieder recht günstig. Die mexicanischen Priester nämlich hatten bekannt gemacht, ihr Kriegsgott würde binnen acht Tagen alle Spanier vertilgen. Cortez erfuhr das und hielt sich die Zeit über ganz still, und als die Frist vorüber war und die Spanier noch lebten, verloren nicht nur die Mexicaner ihr Vertrauen zu ihrem Gotte, sondern auch neue Bundesgenossen strömten in Cortez' Lager und boten ihm ihre Dienste an, so daß er sich bald an der Spitze von 150,000 Indianern sah. Sobald die Verwundeten geheilt waren, wurde ein neuer Sturm unternommen, auf dieselbe Art, wie der letzte. Diesmal glückte es auch wirklich, den großen Markplatz mitten in der Stadt zu erreichen, und nur der kaiserliche Palast mit den herumliegenden Häusern war noch in den Händen der Mexicaner. Als Gua-timozin keine Rettung sah, beschloß er zu fliehen, um die entfernteren Gegenden zur Vertheidigung aufzurufen. Während des allgemeinen Gefechtes ruderten einige Kähne mit ihm schnell über den See. Aber die Spanier aus den Schiffen bemerkten es. Sie vermutheten, daß es der Kaiser sei. Ein Schnellsegler eilte ihnen augenblicklich nach und holte sie ein. Eben wollte der spanische Gstpitön eine Kanone aus das vorderste Boot richten, in welchem er einen Mann von hohem Wüchse, den er alsbald sür den Kaiser erkannte, stehen sah, — als plötzlich die Mexicaner in den Kähnen feie Ruder anhielten, die Waffen wegwarfen und mit vielen Thränen baten, doch ja nicht zu feuern, weil ihr Kaiser sich darin befinde. Guatimozin ergab sich in das harte Geschick mit Würde. Er bat nur, seine Frau und seine Kinder, die bei ihm waren, mit Anstand und Schonung zu behandeln. Als er vor Cortez gebracht wurde, empfing ihn dieser mit Freundlichkeit. Anfangs sah ihn Guatimozin schweigend an, dann aber trat er vor ihn hin und sprach. „Ich habe mein Volk vertheidigt, so lange es möglich war; jetzt bleibt mir nichts übrig als der Tod. Nimm deinen Dolch

10. Theil 2 - S. 109

1880 - Stuttgart : Heitz
Erster Kreuzzug. 109 können; viele aber aus Eigennutz, denn es waren große Vortheile den Kreuzfahrern (so nannte man diese Leute) verheißen worden. Keiner sollte nöthig haben, seine Schulden und selbst die, Zinsen davon bis zu seiner Heimkehr zu bezahlen; alle. zurückgelassene Güter, auch Weiber und Kinder, wollte die Geistlichkeit indessen schützen, und alle begangene Verbrechen sollten durch einen Kreuz-zug gut gemacht sein. Das mußte freilich viele anlocken. Noch viele andere gingen mit, um zu Hause nicht arbeiten zu müssen, um sich der Dienstbarkeit ihrer Herren zu entziehen oder um Reichthümer zu gewinnen; noch andere aus Durst nach Abenteuern. And nun sah man in allen Ländern des Abendlandes, am meisten in Frankreich und Italien, eine merkwürdige Thätigkeit. Der hatte seine Güter zu verkaufen, jener seine Rüstung zu besorgen, ein Dritter von entfernten Verwandten und Freunden Abschied zu nehmen, ein Vierter seine liegende Habe dem nächsten Kloster zu verschreiben u. s. w. Niemand gewann dabei mehr als die Kirchen und Klöster, und die Juden. Jene nahmen die Güter und Häuser der Kreuzfahrer in Verwahrung und behielten sie, wenn die Besitzer nicht wiederkamen, oder sie bekamen auch wohl Güter geschenkt, um für die glückliche Reise der Schenker zu beten. Diese aber schafften gegen ungeheuere Zinsen baares Geld herbei, was bei dem allgemeinen Bedürfnisse bald zu fehlen anfing, und mancher Kreuzfahrer verschleuderte seine Besitzungen ums halbe Geld, nur um etwas mitnehmen zu können. Manche Fürsten selbst verkauften ihr Fürstenthum, weil sie nie wiederkehren, sondern sich dort von den Ungläubigen ein neues erkämpfen wollten. So brach das Jahr 1096 an, in welchem der Zug sich in Bewegung setzen sollte. Wer beschreibt das wilde Gewühl, das man auf allen Straßen sah! Es war, als wenn eine neue Völkerwanderung begonnen hätte. An allen Orten sah man Zelte und Fahnen und Waffen von der mannigfaltigsten Art, und alle Landstraßen und Flüsse waren mit Kreuzfahrern bedeckt, die jubelnd den Sammelplätzen zuzogen. „Gott will es haben!" hörte man überall als Losungswort rufen. Unter allen den hohen Häuptern, welche sich zum Zuge entschlossen hatten, war keiner, zu dem man mehr Vertrauen hatte, als Gottfried vom Bouillon, Herzog von Niederlothringen (Belgien), der von der Schlacht bei Merseburg her uns bereits bekannt ist. Vor dessen Burg erschien schon in den ersten Tagen des Frühlings unvermuthet Kukupeter mit einer großen Schaar
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