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ja einmal mußte sie sich von einer Bettlerin in den Kot stoßen lassen. Alles ertrug sie geduldig und ohne Murren. Später reuete ihren Schwager seine Härte, und er rief die unglückliche Frau zurück. Sie aber sehnte sich nicht nach fürstlicher Pflege, sondern zog nach Marburg an der Lahn und lebte da still und einsam ihrem Gott und ihren Nächsten. Alle ihre Habe gab sie den Armen und behielt nur ein graues Kleid, darin man sie begraben sollte. Auf dem Totenbette tröstete sie die Umstehenden und ist dann in Gottes Frieden dahingefahren.
4. Friedrich Barbarossa im Kyffhäuser.
1. Wie die Kyffhänsersage entlkand. Der Kyffhäuserberg liegt an der „goldenen Aue", südlich vom Harzgebirge, und trug ehedem eine kaiserliche Pfalz oder Burg. Der Name Kyffhäuser bedeutet „Häuser auf der Kippe". Ein alter Turm ist der einzige Rest aus alter Zeit. Jetzt wird dem Kaiser Wilhelm I., dem Weißbart, auf dem Berge ein großes Denkmal errichtet, weil er das deutsche Reich erneuert und die lange Zwietracht geendet hat. Vor mehr als 700 Jahren herrschte in Deutschland gar gewaltig der Kaiser Friedrich Barbarossa. Die Stammburg seines edlen Geschlechts war die Burg Hohenstaufen in Schwaben, nicht weit von der Zollernburg. Wegen seines rötlichen Bartes wurde der Kaiser in Italien Barbarossa oder Rotbart genannt. Er zog siebenmal über die Alpen nach Italien, um dort die widerspenstigen Städte zu unterwerfen. Mehr als einmal geriet er in Lebensgefahr. Als Greis unternahm er (1190) einen Kreuzzug in das heilige Land, um Jerusalem und die andern heiligen Orter aus den Händen der Türken zu befreien. Siegreich drang er vor. Aber zum großen Jammer seines Heeres ertrank er in einem Flusse und ward im fernen Lande begraben. Das deutsche Volk glaubte nicht an den Tod des herrlichen Helden und hoffte in den traurigen Zeiten, die nach ihm kamen, immer auf seine Wiederkehr. Einer erzählte dem andern, er sei nicht gestorben, sondern säße verzaubert in einem unterirdischen Schlosse des Kyffhäuserberges. Er stütze sein Haupt auf einen Marmortisch. Sein Bart sei durch und um den Tisch gewachsen. Seine Ritter stünden schlafend umher, und seine Tochter lltchen hüte das verzauberte Schloß. Zuweilen zwinke der Kaiser mit den Augen und schicke einen Zwerg hinauf, damit er nachsehe, ob die Raben noch kreischend um den Berg flögen. Sei dies der Fall, dann müsse er wieder hundert Jahre weiter schlafen. (Vergleiche Rückerts Lied: „Der alte Barbarossa —" und Geibels „Tief im Schlosse des Kyffhäuser —".)
2. Wie zwei Soldaten den Turm erstiegen. Der Turnt, in dem der Kaiser unten schlafen soll, hat keinen Eingang. Nur oben sieht man zwei offene Luken, zu denen man auf vorspringenden Steinen emporklettern kann. Zwei Soldaten wollten den alten Kaiser gern einmal sehen. Aus Tille da stiegen sie auf den Berg und kletterten zu den Luken empor, aber sie fanden sie mit eisernen Läden geschlossen. Unverrichteter Sache kehrten sie um. Als aber die Leute in Tilleda von den Läden hörten, da riefen sie: „O ihr Thoren! Hättet ihr die Läden ausgehoben und mitgenommen, so wären sie zu Gold geworden!" Eilig liefen die Soldaten wieder auf den Berg, aber die Läden an den Luken waren verschwunden.
3. Wie der Kirt von Wennnngen Geräte borgte. Der Hirt in Nennungen wollte Hochzeit machen, hatte aber kein Tischgerät dazu. Da
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Wilhelm_I. Wilhelm_I. Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Barbarossa Barbarossa Barbarossa Wennnngen_Geräte
174
Vierte Periode.
Vom Regierungsantritte Rudolfs von Habsburg bis zur Reformation, 1273—1517»
Erster Abschnitt.
Kaiser ans Verschiedenen fgcmsertt, 1273—1847*
In dem Streben der Fürsten und Kaiser tritt in der nächsten Zeit folgender Unterschied hervor: a) Die Fürsten suchten, um persönliche Vorteile zu erwerben, das Kaisertum möglichst machtlos zu erhalten und wählten darum Kaiser mit geringer Hausmacht. Namentlich erlangen die Kurfürsten durch kluge Benutzung des Wahlrechtes eine bedeutende Stellung, lassen sich bei einer neuen Wahl in den Wahlkapitulationen besondere Vorteile zugestehen und geben zu den wichtigen Reichshandlungen ihre Beistimmung durch die sogenannten Willebriefe, b) Die Kaiser hingegen streben, um den Fürsten gewachsen zu sein, nach Vergrößerung ihrer Hausmacht.
I. Hludolf von Kaösöurg, 1273—1291. Er war ein mäßig bemittelter schweizerischer Graf, als ihn die Wahl traf, die vorzüglich der Erzbischof Werner von Mainz und der Burggras Friedrich Iii. von Nürnberg (ein Hohenzoller) betrieben hatten. Tapfer, praktisch, volkstümlich, wurde er der Ordner des Reiches nach der Anarchie.
1. Krieg gegen Ottokar von Böhmen. Ottokar, König von Böhmen, hatte in der unruhevollen Zeit Friedrichs Ii. Österreich, das durch das Aussterben der Babenberger (1246) erledigt war, und später auch Steiermark, Kärnthen und Kram erworben. Sein Erb land Böhmen hatte er zu hoher Blüte erhoben; auch an einem Kreuzzuge gegen die Preußen hatte er teilgenommen. Ottokar weigerte sich aber, Rudolf als König anzuerkennen, und als er der wiederholten Vorladung, wegen Usurpation von Reichsgut sich zu rechtfertigen, keine Folge leistete, ward er in die Acht erklärt. Er unterwarf sich, empörte sich aber von neuem und wurde 1278 in einer Schlacht auf dem Marchfelde besiegt, wo er auch fernen Tod fand.
Geschichte Österreichs. Die von Karl dem Großen gegen die Avaren gegründete Ostmark war von den Hunnen zerstört, nach deren Niederlage auf dem Lechfelde aber wieder hergestellt worden. Im Jahre 982 wurde sie Leopold aus dem Geschlechte der Babenberger übertragen. Friedrich Barbarossa vereinigte mit der Markgrafschaft Österreich das Land ob der Enns f und erhob sie zu einem Herzogtums, in dem auch die weibliche Erbfolge galt. Auch Steiermark fiel als Erbschaft an Österreich. Der Herzog Leopold der Glorreiche machte seinen Hof zum Sammelpunkte der Minnesänger (Walther
L
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Extrahierte Personennamen: Rudolfs_von_Habsburg Rudolfs Hludolf_von_Kaösöurg Werner_von_Mainz Friedrich_Iii Friedrich Ottokar_von_Böhmen Ottokar Ottokar Ottokar Friedrichs Ottokar Ottokar Rudolf Rudolf Karl_dem_Großen Karl Leopold Leopold Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Leopold Leopold
175
von der Vogelweide). Der letzte Babenberger fiel 1246 im Kampfe gegen die Ungarn, worauf Ottokar von Böhmen das Herzogkum in Besitz nahm.
2. Gründung der habsburgischen Hausmacht. Mit dm eroberten Ländern Österreich, Steiermark, Kram belehnte Rudolf seine beiden Söhne Albrecht und Rudolf und legte dadurch, sowie durch glückliche Verheiratung seiner sechs Töchter, den Grund zu der Macht des Hauses Habsburg. Käruthen erhielt der Graf Meinhard von Tirol. Böhmen und Mähren blieben dem Sohne Ottokars, Wenzel.
3. Thätigkeit für das Reich. Rudolfs Streben war darauf gerichtet, den Landfrieden zu sichern. In Franken, am Rhein und in Thüringen zerstörte er viele Raubburgen. Auf die Kaiserkrönung verzichtete er.
Die Wahl seines Sohnes Albrecht konnte er nicht durchsetzen. Es folgte der tapfere, aber unbegüterte Graf
Ii. Adolf von Wassau, 1292—1298. In seinem Streben nach Gründung einer Hausmacht war er weniger glücklich. Mit Hilfsgeldern aus England, die zu einem Kriege gegen Frankreich bestimmt waren, kaufte er Thüringen und Meißen von Albrecht dem Entarteten, konnte aber diese Länder gegen dessen Söhne Friedrich („mit der gebissenen Wange") und Diezmann nicht behaupten. Als er den bei der Wahl gegebenen Versprechungen gegen die geistlichen Fürsten nicht nachkam und durch Begünstigung der Städte sich von den anderen Ständen unabhängig zu machen suchte, entstand ein Gegenbund der Fürsten. Der König wurde abgesetzt und Albrecht von Österreich ihm gegenübergestellt. Adolf fiel nach ritterlichem Kampfe bei Göllheim, 1298.
Hi. Albrecht von Ästerreich, 1298—1308, der Sohn Rudolfs, war ein strenger und thatkräftiger Mann. Sein Streben war ein doppeltes:
1. Er suchte die königliche Macht dauernd über die fürstliche zu erheben und die Krone erblich zu machen. Aber er sand Widerspruch an den rheinischen Kurfürsten, die er deswegen zur Herausgabe der Rheinzölle zwang. Auch begünstigte er ihnen gegenüber die Städte. Um die Gunst des Papstes Bonisacins Viii. bemühte er sich, indem er von dem Bündnisse mit Philipp dem Schönen von Frankreich abließ und dem Papste Zugeständnisse machte. Dieselben wurden aber gegenstandslos, da des Bonifacius zweiter Nachfolger, Klemeus V.,
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Extrahierte Personennamen: Ottokar_von_Böhmen Ottokar Rudolf Rudolf Albrecht Rudolf Rudolf Meinhard_von_Tirol Ottokars Wenzel Rudolfs Rudolfs Albrecht Albrecht Adolf_von_Wassau Adolf Albrecht Albrecht Friedrich_( Friedrich Albrecht_von_Österreich Albrecht Adolf Albrecht_von_Ästerreich Albrecht Rudolfs Philipp Philipp Klemeus_V.
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Steiermark Habsburg Ottokars Rhein Thüringen England Frankreich Göllheim Rudolfs Rheinzölle Frankreich
178
Zweiter Abschnitt.
Kaiser aus dem Dause Kommen- Kuseemvueg, 1347-1438.
I. Kart Iv., 1347—1378. Er war ein wissenschaftlich gebildeter und praktischer Fürst, der mehr auf dem Wege der Diplomatie, als durch Waffen erreicht hat. Seinem Erblande Böhmen war er ein Vater, dem Reiche ein „Erzstiesvater."
1. Zug nach Italien. Auf einem Zuge nach Italien erwarb er die lombardische und die Kaiserkrone; doch erfüllte er nicht die Erwartungen der Patrioten, die Parteien zu versöhnen und Recht und Ordnung herzustellen. Daher kehrte er verspottet zurück.
2. Thätigkeit für das Reich. Diese beschränkte sich auf den Erlaß des Reichsgesetzes der „Goldenen Bulle," 1356. Dieselbe enthält: a) Bestimmungen über die Wahl und Krönung des römischen Königs und über die Rechte der Kurfürsten. Letztere erhalten in ihren Ländern die höchste Gerichtsbarkeit, von der eine Appellation an den Kaiser nicht zulässig ist; ihre Länder werden für unteilbar erklärt, und es stehen ihnen die vollen Hoheitsrechte und Regalien zu; b) Bestimmungen über den Landfrieden.
Bedeutung der Goldenen Bulle. Dieselbe stellte die kurfürstliche Oligarchie als gesetzlich fest. Die selbständige Stellung der Kurfürsten mußte schließlich eine Zerstückelung des Reiches zur Folge haben. Karl Iv. glaubte allerdings, durch die Goldene Bulle gewonnen zu haben, da er zwei Kurfürstentümer besaß und seinen Nachfolgern die Krone gesichert hatte.
3. Sorge für die Hausmacht. Zu seinen Erbländern, Böhmen und der Oberlausitz, erwarb Karl die Oberpfalz, Schlesien, die Niederlausitz und im Vertrage zu Fürstenwalde 1373 Brandenburg.
Seine landesväterliche Sorge erstreckte sich vorzüglich auf Böhmen.
a) Er gründete in Prag die erste deutsche Universität, 1348;
b) er ließ Böhmen durch deutsche Ansiedler germanisieren und kul-
tivieren;
c) die Stadt Prag, seine Residenz, wurde verschönert;
d) die Badeorte Karlsbad und Teplitz verdanken ihm ihre Entstehung ;
e) er hob den Berg- und Weinbau, Handel und Verkehr.
Vor seinem Tode gab Karl Iv. seinem bereits zum Kaiser ge-
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Extrahierte Personennamen: Karl_Iv Karl Karl Karl Karl_Iv Karl
185
immer ein sehr lockerer. Daher zerfiel Burgund in eine Anzahl kleinerer Herrschaften, die größtenteils an Frankreich kamen, b) Das neuere Burgund. Von dem arelatischen Königreiche ist das Herzogtum Burgund (Bourgogne) zu unterscheiden, das im 10. Jahrhunderte gestiftet würde und das Gebiet an der oberen Saone und Seine umfaßte. Nach dem Aussterben des Herzogshauses zog es König Johann von Frankreich ein und belehnte damit seinen Sohn Philipp den Kühnen, 1363. Mit letzterem beginnt die Glanzperiode Burgunds. Er vereinigte damit die dem deutschen Reiche gehörige Freigrafschaft Burgund (Franche-Comte) und die Grafschaften Flandern und Artois, seine Nachfolger erwarben auch die Niederlande. Dieses durch' Reichtum, Handel und .blühende .Städte ausgezeichnete Land erbte 1467 Karl der Kühne. ^ f.-s £.. v~,L. //J-
B. Werheiratung Marimikians. Karl der Kühne strebte nach dem Königstitel und versprach dafür Friedrichs Sohne Maximilian die Hand seiner Tochter und Erbin Maria. Inzwischen kämpfte er mit den von ihm bedrohten Schweizern und dem Herzoge von Lothringen. Von den ersteren wurde er bei Granfon und Murten besiegt, und gegen den letzteren verlor er in der Schlacht bei Nancy Krone und Leben, 1477. Obgleich nun der französische König den Versuch machte, Burgunb zu erwerben, vermählte sich boch Maria mit Maximilian; iubes konnte bteser nur bte Frauche-Comtö und bte Niederlaubc behaupten.
Die Erwerbung Burgunds bildet eine neue Stufe für Habsburgs Größe und erhebt Österreich zu europäischer Bedeutung. Doch lag darin der Keim des Gegensatzes putschen der französischen und habsburgischen Macht, der seitdem die europäische Politik beherrschte.
Iii. Warimikian I., 1493—1519. Er war ein tapferer, ritterlicher, hochgebildeter Fürst, rastlos thätig, doch nicht immer mit Glück.
1. Maßregeln zur Begründung des Landfriedens. Die Aufgabe einer Reform des Reiches hatte Maximilian von seinen Vorgängern geerbt. Nach vielfachen Bemühungen um eine Besserung der Zustände gelang ihm auf dem Reichstage zu Worms 1495 der Versuch, dem Reiche eine Verfassung zu geben. Es wurde ein ewiger Landfriede verkündigt, der nachstehende Maßregeln im Gefolge hatte: a) Einsetzung eines Reichskammergerichtes, welches der höchste Gerichtshof für die Rcichsstände und das Appellationsgericht für die mittelbaren Stäube war. Sein Sitz war anfangs zu Frankfurt a. M., dann zu Speier, später zu Wetzlar.
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Extrahierte Personennamen: König_Johann_von_Frankreich Johann Philipp Philipp Karl Werheiratung_Marimikians Karl_der_Kühne Karl Friedrichs Maximilian Maximilian Maria Maria Nancy_Krone Maria Maria Maximilian Maximilian Warimikian_I. Maximilian Maximilian
;08. Kirche des heil. Grabes zu Jerusalem.
(Nach Kugler, Geschichte der Kreuzzüge.)
6. Das schwache Königreich Jerusalem. Man bot dem edlen
Gottfried die Krone des neuen Reiches an, aber er wollte an der Stelle
keine goldene Krone tragen, wo sein Heiland unter einer Dornenkrone
geblutet hatte, und nannte sich nur „Beschützer des heiligen Grabes".
Nachdem er noch ein siebenmal stärkeres Heer des Sultans von Ägypten
besiegt und dem Reiche neue Gesetze gegeben hatte, starb er infolge der 1100
unsäglichen Anstrengungen. Sein Bruder Balduin folgte ihm als König
von Jerusalem und erweiterte und befestigte sein Reich durch Eroberung
der Küstenstädte und durch ein Bündnis mit den Handelsstädten Venedig,
Genua und Pisa, die unablässig Verstärkungen brachten.
Aber durch die Uneinigkeit der Christen und die Tapferkeit der
Türken ging später ein Ort nach dem andern verloren. Und obgleich
das Abendland in sieben Kreuzzügen seine beste Kraft im Orient ver-
schwendete und an 6 Millionen Menschen opferte, so fiel doch nach
200 Jahren die letzte christliche Besitzung in Palästina, die Festung 1291
Akkon, den Türken wieder in die Hände.
7. Die wichtigen Folgen der Kreuzzüge. Der Zweck der Kreuz-
züge, die dauernde Besitzergreifung des heiligen Landes, wurde nicht
erreicht; aber sie haben einen gewaltigen Einfluß auf das öffentliche
Leben und die Kulturentwicklung im Abendlande ausgeübt. Die Kirche
gewann durch die große religiöse Begeisterung an geistiger, durch die
vielen Schenkungen an weltlicher Macht. Auch manche Herzöge und
Grafen erhielten einen Zuwachs an Besitz, indem sie erledigte Lehen
einzogen. Vor allem aber brachten die Kreuzzüge den größeren Städten
Vorteil. Ihr Handel und Verkehr hob sich, und mit ihrem Reichtum
erkauften sie leicht von den geldbedürftigen Fürsten größere Vorrechte.
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Extrahierte Personennamen: Kugler Gottfried Balduin
172
habe kein Geld als diese fünf Schillinge; aber der Herr, der immer ge-
1278 halfen hat, wird auch jetzt sorgen!" Auf dem Marchfelde fielen die
eisernen Würfel. Die Scharen des Feindes wurden in die Flucht ge-
trieben und dieser selbst aus Rache von einem Österreicher erschlagen.
Rudolf gab dem Sohne des Gefallenen Böhmen und Mähren als Lehen
und verlobte ihm eine seiner sechs Töchter. Die übrigen Länder:
Österreich, Steiermark und Krain erhielten seine Söhne Al-
brecht und Rudolf. Diese Länder bildeten die Grundlage der
habsburgisch-österreichischen Hausmacht. Auch den wilden Grafen
Eberhard von Württemberg brachte er zur Ruhe, und eine große
Zahl von Raubburgen zerstörte er in kurzer Zeit, so in Thüringen 66
und am Rhein 70. Die sauberen Ritter vom Stegreif ließ er hängen
oder köpfen, so in Erfurt 29 auf einmal. „Das war dem Lande gut,
denn er schuf gutes Gericht und Friede darin, daß an manchen Orten die
Kaufleute ihre Lastkarren und Wagen stehen ließen, wo sie übernachteten,
und es durfte sie niemand beschädigen." Die Bauern bestellten wieder
fröhlich ihre Felder, und kein Rosseshuf der wilden Reiter zerstampfte sie.
3. Schlicht und gerecht war sein Wesen. Rudolf war mager
und von hohem Wüchse, hatte eine große, gebogene Nase, eine etwas dicke
Unterlippe und viele Stirnfurchen, sonst aber ein mild-ernstes Gesicht.
Sein Wesen war einfach, bieder, wahr und freundlich. Er trug beständig
ein graues, unscheinbares Wams, das er zu Zeiten selber geflickt haben
soll. Im Kriege teilte er alle Strapazen und Entbehrungen mit den
Soldaten und setzte sich wohl mit ihnen auf einen Acker nieder, um den
Hunger mit ausgerauften Rüben zu stillen. Gegen Freund und Feind
war er unbestechlich gerecht. Bei seinen Reisen durch das ganze Reich
gestattete er jedem freien Zutritt. Wie redlich er war, das spiegelte sich
in dem Worte des Volkes über manchen seiner Nachfolger ab: „Der hat
Rudolfs Ehrlichkeit nicht!" Sein Hauswesen war schlicht wie das eines
guten Bürgerhauses, seine Gemahlin Gertrud häuslicher als viele
Bürgersfrauen. Seine 6 Töchter legten fleißig Hand an bei allerlei
häuslichen Geschäften. Alle verheirateten sich an gekrönte Fürsten. (Das
habsburgische Heiratsglück wurde später sprichwörtlich.) Der sparsame
Fürst ließ aber mit großem Gepränge die Gebeine seiner ersten Gemahlin
in Basel beisetzen. Zwölfhundert Menschen, alle mit Kerzen, bildeten
den Leichenzug.
1. Gottergeben war sein Ende. Auf einem Reichstage in Frank-
furt konnte Rudolf die Wahl seines Sohnes Albrecht zu seinem Nach-
folger nicht durchsetzen. Gekränkt reiste der alte Kaiser ab. Aus der
Reise erkrankte er, und die Ärzte gaben ihm nur noch einige Tage
Lebensfrist. „Auf denn nach Speier, wo viele meiner Vorfahren be-
graben liegen!" rief er. Bei Germersheim starb er und ward im
Dome zu Speier beigesetzt. Auf seinem marmornen Grabe ist seine Gestalt
in Lebensgröße abgebildet.
Fragen: Warum fiel die Wahl auf Rudolf? — Was hat Rudolf er-
reicht? — Welches war die Stellung der Reichsfürsten? — Was ist von Rudolfs
Gattin und seinen Töchtern zu lernen? — „Habsburgs Mauern" von Simrock.
„Graf von Habsburg" von Schiller. „Kaiser Rudolfs Ritt zum Grabe" von Kerner.
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Extrahierte Personennamen: Rudolf Rudolf Rudolf Eberhard_von_Württemberg Rudolf Rudolf Rudolfs Gertrud Rudolf Rudolf Albrecht Albrecht Rudolf Rudolf Rudolf_er- Rudolf Rudolfs Simrock Schiller Rudolfs
177
Verheerungen an. Dann kam aus Asien der schwarze Tod, eine 1348
fürchterliche Pest, durchzog wie ein Würgengel Europa und raffte wohl
den dritten Teil aller Menschen hinweg. Das Bußgefühl trieb hierauf
die Geißler oder Flagellanten zu wahnsinnigen Bußübnngen, so daß
sie ein Schrecken der Dörfer und Städte wurden. Weil man den Juden
schuld gab, daß sie die Brunnen vergiftet und damit die Pest erzeugt
hätten, so erfolgte an vielen Orten eine grausame Verfolgung dieser
Unglücklichen.
3. Er setzte die Wahlordnung durch die goldene Vulle fest
(1356). Karl Iv. erließ die goldene Bulle, ein Reichsgrundgesetz, 1356
worin die Wahl- und Krönungsordnung festgesetzt war. Der Name
stammt von der goldenen Siegelkapsel, die dem Gesetze angehängt war.
Sieben Kurfürsten (von „küren" — wählen), „die sieben Leuchter des
Reiches", sollten in Zukunft den Kaiser wählen, und zwar die drei geist-
lichen von Mainz, Trier und Köln und die vier weltlichen von
Böhmen, der Pfalz, Sachsen-Wittenberg und Brandenburg.
4. Er brachte Böhmen zur Blüte. Während Karl als „Erz-
stiefvater des heiligen römischen Reiches" waltete, sorgte er wie ein
wahrer Vater für seine Erbländer Böhmen und Brandenburg.
Ersteres hat er aus der Roheit zur Blüte der Kultur gehoben. Er
brach die Räubernester, sorgte für gerechtes Gericht, ließ Wege und
Brücken bauen, Bergwerke anlegen, Flüsse schiffbar machen, zog deutsche
Gelehrte, Künstler und Landbauer ins Land und gründete 1348 als
Mittelpunkt des geistigen Lebens die Universität Prag, die erste im
deutschen Reiche.
5. Sein wüster Sohn Wenzel mißhandelte das Reich. Sein
älterer Sohn Wenzel folgte ihm auf dem deutschen Throne. Wenzel
war nicht ohne Begabung und guten Willen, wurde aber bald träge
und versank mehr und mehr in Roheit, Trunksucht und Grausamkeit.
Der Scharfrichter, sein lieber Gevatter, soll immer in seiner Nähe und
ein Rudel bösartiger Hunde sein Geleit gewesen sein. Die Bestien sollen
in der Nacht sogar die Kaiserin Johanna zerrissen haben. Den General-
vikar P o m u k ließ er ertränken. Daraus hat sich die Legende vom
heiligen Nepomuk gebildet. Dieser soll Beichtvater der Königin ge-
wesen und in die Moldau gestürzt worden
sein, weil er das Beichtgeheimnis nicht
verraten wollte. Er wurde später als
Wasser- und Brückenheiliger verehrt. Den
Kaiser setzten endlich die Kurfürsten wegen
seiner Mißregierung ab und wählten
Ruprecht von der Pfalz.
6. Sein vielgeschäftiger zweiter
Sohn Sigismund regierte ohne Segen
für seine Länder. Nach R u p r e ch t re-
gierte Sigismund, Wenzels Bruder. Er
war ein Mann von hoher Bildung und
angenehmen Manieren. Sein Lebtag aber 128. Sigismunds Siegel.
Po lack, Geschichtsbilder. 17. Aufl. Ausg. L f. Mädchensch. 12
1400
1410
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Extrahierte Personennamen: Karl_Iv Karl Karl Karl Wenzel Johanna Nepomuk Sigismund Sigismund Sigismunds
Extrahierte Ortsnamen: Asien Europa Mainz Sachsen-Wittenberg Brandenburg Brandenburg Pfalz Wenzels
150
gegen „Entschädigungen" die Krone einem englischen und einem spanischen
Fürsten übertragen. Beide bekümmerten sich ebensowenig um Deutschland
wie die deutschen Fürsten um diese Namenkaiser. Die deutschen Fürsten
waren völlig selbständig geworden. Handel, Gewerbe und Acker-
bau lagen gänzlich darnieder. Niemand war seines Lebens und Gutes
sicher. Die Fürsten und Herren rauften miteinander in endlosen Fehden,
und nur der Stärkste hatte Recht (Faustrecht). Von ihren sicheren
Burgen aus, die an den Landstraßen auf geschützten Orten sich zahlreich
erhoben, raubten die Ritter, was zu rauben war. Sie schwangen sich
in den Steigbügel, sobald der Knecht auf dem Wartturm das Zeichen
gab, daß Reifende oder Warenzüge nahten, um die reichen Warenzüge
der Kaufleute zu plündern und von den Gefangenen oft ein sehr hohes
Lösegeld zu erpressen. Gegen diese Raubritter oder Ritter vom Steg-
reif (d. i. Steigbügel) schloffen die Städte, welche unter diesem Unwesen
am meisten litten, Bündnisse zu Schutz und Trutz.
Unteritalien gab der Papst als päpstliches Lehn dem finsteren Karl
von Anjou, einem Bruder Ludwigs des Heiligen von Frankreich.
Karl unterdrückte mit grausamer Härte Adel, Bürger und Geistlichkeit,
und das ganze Land seufzte unter den Händen dieses Henkers.
2. Der unglückliche Zug Konradins nach Italien. In Bayern
am Hofe seines Oheims wuchs der letzte Sproß der Staufer, Konrads
Sohn Konradin, auf. Zwei Minnelieder in der Manesseschen Samm-
lung bezeugen feine dichterische Begabung. Der Ruf der Italiener, das
Drängen seiner Freunde und der Zug seines eigenen Herzens veranlaßten
ihn zu einem Heerzuge nach Italien, um sein väterliches Erbe von den
Franzosen zurückzufordern. Vergeblich hatte seine Mutter Elisabeth
von dem Zuge abgemahnt, mit Thränen und trüben Ahnungen in Hohen-
schwangau von ihm Abschied genommen. In Italien wurde der herr-
liche Jüngling überall mit Jubel ausgenommen. Doch der Papst sprach
den Bann über ihn aus. Bei Tagliacozzo siegte Konradin anfänglich
über Karl von Anjou. Als aber seine Soldaten sich zu früh zerstreuten
und zu plündern anfingen, fiel ein Hinterhalt über sie her und brachte
ihnen eine gänzliche Niederlage bei. Konradin wurde auf der Flucht
mit seinem Freunde Friedrich von Baden gefangen und an Karl von
Anjou ausgeliesert. Dieser stellte ihn als einen Räuber und Empörer
vor ein Gericht, das ihn aber freisprach. Nur der knechtisch gesinnte
Robert von Bari erklärte ihn des Todes schuldig. Daraufhin befahl
Karl seine und seiner Begleiter Hinrichtung.
3. Sein rührendes Ende. Das Todesurteil wurde Konradin
vorgelesen, als er mit seinem Freunde Friedrich beim Schachspiel saß.
Gefaßt bereitete er sich zum Tode vor. Am 29. Oktober 1268 bestieg
er mit seinen Gefährten das Blutgerüst. Robert von Bari verlas das
Todesurteil und zerbrach den weißen Stab. Da sprang, so wird erzählt,
Graf Robert von Flandern auf und rief ihm mit drohend ge-
schwungenem Schwerte zu: „Wie kannst du, feiger Schurke, einen so
herrlichen Ritter zum Tode verurteilen!" Und das geschwungene Schwert
traf den bösen Mann. Konradin aber umarmte seinen Freund, befahl
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Extrahierte Personennamen: Karl
von_Anjou Karl Ludwigs Karl Konradins Konrads Konradin Konradin Konradin Konradin Karl_von_Anjou Karl Konradin Konradin Friedrich_von_Baden Friedrich Karl_von
Anjou Karl Robert_von_Bari Karl Karl Konradin Friedrich Friedrich Robert_von_Bari Robert_von_Flandern Konradin Konradin
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Unteritalien Frankreich Italien Bayern Manesseschen_Samm- Italien Hohen- Italien
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Werkzeuge des Betruges gemacht worden sein; manche halten ihn für
den echten Waldemar.
3. Otto der Faule. Unter Ludwig dem Römer wurde Branden-
burg zum Kurfürstentum erhoben. Er und fein Bruder Otto schloffen
mit Karl Iv. einen Erbvertrag, wonach, die Mark an Wenzel, den
Sohn des Kaisers, fallen sollte, wenn sie ohne Söhne stürben. Auf
Ludwig den Römer folgte sein Bruder. Otto der Faule, der kläglichste
Fürst, welcher je ein Land zu regieren gehabt hat. Den Kaiser, der
ihn mit seiner ältesten Tochter verheiratet hatte, ließ er nach Gefallen
schalten. Er war zufrieden, wenn er nur Geld zu seinen Verschwendungen
erhielt und seinen Vergnügungen nachgehen konnte. Seine Verwandten
machten ihn endlich mißtrauisch gegen den Kaiser. Da wollte er sich
aufraffen, aber es war zu spät. Der Kaiser zog gegen ihn und setzte
ihn ab. Auf dem Schlosse Wolfstein bei Landshut bekam er ein ansehn-
liches Jahrgeld zu verzehren und zog sich durch sein wüstes Treiben
einen frühen Tod zu. Die Mark kam an des Kaisers Sohn
Wenzel.
Fragen: Wodurch ist Ludwigs Regierung so unglücklich für die Mark
geworden? — Weshalb erwarben sich die Bayern in der Mark keine Liebe? —
Warum kann man den „falschen Waldemar" für einen Betrüger halten?
63. Die Luxemburger in der Mark (1373—1415).
1. Die glücklichen Zeiten unter Karl Iv. Karl Iv. von Luxem-
burg hatte sich auf schlaue Weise in den Besitz der Mark Brandenburg
gesetzt, aber dem Lande war seine Herrschaft zum Heil; denn er regierte
für seinen unmündigen Sohn Wenzel vortrefflich und sorgte für das
Land väterlich wie für Böhmen. Sein prächtiges Hoflager hielt er zu
Tangermünde an der Elbe, das der Mittelpunkt des regsten Handels-
verkehrs wurde. Karl schaffte dem Lande Frieden nach innen und außen
und öffnete alle Quellen der Thätigkeit und des Wohlstandes. Er ließ
ein Verzeichnis aller Äcker anfertigen und verteilte die Abgaben in ge-
rechter Weise.
2. Die unglücklichen Zeiten unter Sigismund. Als Karl Iv.
gestorben war und Wenzel den Königsthron bestiegen hatte, erhielt
Sigismund, der jüngere Sohn, die Mark. Dieser ist nur einmal dahin
gekommen, um — Geld zu holen. Er verpfändete sie an Jobst von
Mähren, der sie wie eine milchende Kuh behandelte. Die Unsicherheit
und das Elend stiegen von Tag zu Tage. Von außen griffen die
raublustigen Nachbarn zu. Im Innern trieben die Raubritter schamlos
ihr Gewerbe und plünderten sogar Städte und Dörfer, so daß niemand
seines Lebens und Gutes sicher war. Am schlimmsten trieben es die
Brüder Hans und Dietrich von Quitzow mit ihren Spießgesellen. Von
ihren 24 Burgen, besonders von Friesack und Plaue, schickten sie den
Schrecken ins ganze Land. Den Herzog von Mecklenburg hielten sie eine
Zeitlang gefangen und teilten dann das Lösegeld mit dem ehrvergessenen
Jobst. Sie plünderten sogar den Unterstatthalter Günther von
Schwarzburg aus und zwangen Städten, Dörfern und Adeligen einen
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Extrahierte Personennamen: Waldemar Otto Ludwig_dem_Römer Ludwig Otto Karl_Iv Karl Ludwig_den_Römer Ludwig Otto Ludwigs Ludwigs Karl_Iv Karl Karl_Iv Karl Karl Sigismund Karl_Iv Karl Sigismund Jobst_von
Mähren Hans_und_Dietrich_von_Quitzow Jobst Günther_von
Schwarzburg Günther