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1. Kleine braunschweigische Landeskunde - S. 20

1899 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
- 20 — hält, als ob - er um eine milde Gabe bitten wollte. Dasselbe erinnert daran, daß der Erbauer dieses Hauses, der Freiherr von Stechinelli, in seiner Jugend ein italienischer Bettelknabe war. Er rettete einst dem Herzog Georg Wilhelm von Celle (f 1705) in Venedig das Leben, indem er ihm anzeigte, daß Räuber ihn auf einem Spaziergange ermorden wollten. Der dankbare Herzog nahm den Knaben mit nach Deutschland, ließ ihn unter- richten und machte ihn zum Generalpostmeister. An der Ostseite des Alt- stadtmarktes steht das Haus „Zu den sieben Türmen". Dasselbe soll von einem Bürger der Altstadt erbaut sein, welcher den Herzog Heinrich d. L. aus seinem Zuge nach Jerusalem begleitete, in Konstantinopel in dem Ge- sängnis der „Sieben Türme" gefangen gehalten wurde, später aber wieder frei kam und zur Erinnerung an seine Schicksale sein Haus mit dem Bilde der „Sieben Türme" schmücken ließ. Die Martinikirche am Altstadtmarkte hat ihren Namen nach dem h. Martin, Bischof von Tours (f um 400), nach welchem auch Martin Luther seinen Namen hat. weil er am Martinstage (11. Nov.) 1483 getauft wurde. Unter der Kanzel diefer Kirche sieht man das Steinbild des h. Martin zu Pferde, wie er seinen Mantel mit dem Säbel durchschneidet, um die eine Hälfte einem Armen zu geben, der nackend vor ihm steht. An der Außenseite des hohen Chores der Kirche befindet sich das Standbild Martin Luthers in einer Nische. An der Südseite des Altstadtmarktes steht das Gewandhaus, in welchem sich ehemals die Läden der Tuchhändler (Gewandschneider) befanden. Jetzt werden auf den Böden desselben die Bretter der M.'ßbuden von einer Messe bis zur andern ausbewahrt. (Wein- keller.) Der prächtige Giebel des Gewandhauses an der Poststraße (Renaissancestil) ist 8 Stockwerke hoch und meist mit Fenstern ausgefüllt, deren runde Scheiben mit Blei eingefaßt sind (Ochsenaugen). Ein anderer Platz in der Altstadt ist der K o h l mar kt. Derselbe heißt eigentlich Kohlenmarkt, weil hier ehemals Holzkohlen, welche die Köhler des Harzes herstellten, verkauft wurden. An der Ostseite stand ehemals der Löwentnrm („Leuenturm"), in welchem der Rat der Stadt im Mittelalter einen lebendigen Löwen hielt, weil 0er Löwe das Wappenbild der Stadt Braun- schweig war (Bärengraben in Bern!). In der Mitte des Kohlmarktes (Brunnen) stand früher die Ulrichskirche, die aber 1544 abgebrochen wurde, weil sie baufällig war. Seitdem geht die Ulricigemeiude in die Brüdernkirche, die ehemals die Klosterkirche der Franziskanermönche war, welche sich aus Demut selbst die geringeren Brüder (Mittönten) oder Barfüßer nannten (Bettelmönche). Dieselben verließen Ostern 1523 die Stadt, weil die Bürger protestantisch geworden waren. Am Himmelfahrtstage 1528 hielt der Prof. V. Johannes Bugenhagen aus Wittenberg, der Reformator der Stadt Braunfchweig, feine erste Predigt in der Brüdernkirche. Neben dem Kohlmarkte liegt der Bankplatz mit dem Gebäude der Braunschweigischen Bank und der Kreditanstalt. Hier kann man Geld leihen

2. Kleine braunschweigische Landeskunde - S. 10

1899 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
— 10 — und Philipp von Schwaben im Jahre 1200 wurde Helmstedt von dem Erz- bischof Ludolf von Magdeburg verbrannt. Als die Feiude auch das Kloster Marienberg plündern wollten, trat ihnen die Jungfrau Maria wie eine Königin mit der Krone aus dem Haupte entgegen, so daß der erste Soldat vor Schrecken tot zu Boden stürzte, während die andern eilig davon liefen. Als Helmstedt 1279 von dem Markgrafen Albrecht von Brandenburg belagert wurde, spannte sie einen seidenen Faden zwischen dem Kloster Marienberg^ und der Stephanskirche aus, ging aus demselben hin und her und fing die feindlichen Geschosse in ihrem goldenen Mantel auf. Jetzt wohnen keine Nonnen mehr in dem Kloster, sondern 7 unverheiratete evangelische Damen, welche eine höhere Mädchenschule und ein Krankenhaus leiten und kunstvolle Altar- und Kanzeldecken sticken. 6. Umgegend. Eine Stunde ö. von Helmstedt im Lappwalde liegt der „Brunnen", dessen eisenhaltiges Wasser zum Trinken und Baden be- nutzt wird. In dem großen Gasthause daselbst finden die Fremden Unter- kirnst und Verpflegung (Konzerte, Sommertheater). Zur Erinnerung an den Krieg von 1870—1871 hat man hier ein Kriegerdenkmal errichtet, welches einen sterbenden Löwen darstellt. Das Dorf E mm erst edt w. von Helmstedt wurde zu der Zeit, als Helmstedt noch eine Universität hatte, von Studenten viel besucht. Als die Knechte des Dorses eines Sonntags aus der Kegelbahn den Studeuteu keinen Platz machen wollten, schalt sie der Wirt tüchtig aus, nannte sie Esel, Schlingel, Flegel und dickdrebische Bengel, und meinte dann doch noch, er habe es ihnen nur „durch die Blume" zu verstehen gegeben, daß sie die Kegelbahn verlassen sollten. In dem Kloster Marienthal n. von Helmstedt soll Till Eulenspiegel Kirchenvogt gewesen sein. Als ihn der Abt einst beauftragte, aufzupassen, ob die Mönche auch des Nachts alle deu Gottesdieust besuchten, nahm er aus der Treppe, welche vom Kloster in die Kirche sührte, die beiden untersten Stufen fort, so daß die Mönche an dieser Stelle stolperten und „Au!" riefen. Eulenspiegel hatte sich unter der Treppe versteckt und machte bei jedem Schrei einen Kreidestnch; zuletzt zählte er an den Strichen nach, ob alle Mönche in der Kirche gewesen waren. § 4. Der Elm. 1. Lage. Der Elm ist ein Höhenzug, welcher sich in der Richtung von So. nach Nw. auf der Grenze der drei Kreise Braunschweig, Wolfen- büttel und Helmstedt entlang zieht. Er ist von Schöningen bis Bornum etwa 25 km laug und im Nw. 12 Km, im So. 4 km breit. Der Elm besteht aus Muschelkalk (Steinbrüche, Kalkösen!) und ist mit schönen Buchen- Wäldern bestaudeu. Auf der Ostseite des Elms entspringt die Schunter (r. Nbsl. der Oker), welche l. die Lutter und die Wabe ausnimmt. Letztere ent- springt auf der Westseite des Elms im Reitling, einem schönen Thale bei Lucklum, welches vom Kuxberg (300 w) und Herzberg eingeschlossen wird.

3. Kleine braunschweigische Landeskunde - S. 16

1899 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
— 16 Die wichtigsten Straßen in Wolfenbüttel sind die lange und die breite Herzogstraße, der große und der kleine Zimmerhof, die Harzstraße und die Kanzleistraße; die wichtigsten Plätze sind der Schloßplatz mit dem Krieger- denkmal, der Stadt-, der Korn- und der Holzmarkt (jetzt „Kaiserplatz"). Umgebung Wolfenbüttel ist mit prächtigen Promenaden um- geben, die an Stelle der ehemaligen Festungswerke angelegt finb. Vor dem Herzogthore lag ehemals das Dorf Lechede, nach welchem das benachbarte Lechlumer Holz seinen Namen hat. Eine Stelle in diesem Holze heißt der Galgenberg, weil hier im Mittelalter die Verbrecher hingerichtet und zahl- reiche Hexen verbrannt sind. Das Gasthaus An t oinet tenruh am Süd- rande des Lechlumer Holzes hat seinen Namen nach dem Lustschlosse Autoinetten- ruh, welches Herzog Ludwig Rudolf 1733 für seine Tochter Antoinette Amalie erbauen ließ, welches aber 1832 wieder abgebrochen wurde. Jetzt steht an dieser Stelle die Samsonschule, eine jüdische Unterrichts- und Erziehungs- anstatt. Zu Salzdahlum gründete Herzog Anton Ulrich i. I. 1688 ein prächtiges Schloß, „das brannschweigische Versailles", in welchem der Krön- prinz Friedrich von Preußen, der spätere König Friedrich der Große, 1733 mit der Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig vermählt wurde. König Jerome von Westfalen schenkte es der Stadt Braunschweig, weil sie das dortige Residenzschloß aus ihre Kosten neu ausgestattet hatte. Diese ließ es 1812 auf Abbruch verkaufen, sodaß es jetzt von der Erde ver- schwunden ist. Auch die Salzquelle, von welcher der Ort den Namen hat, wird nicht mehr benutzt. Bei Thiede hat man ein Bergwerk angelegt, in welchem Kalisalze zum Düngen der Felder gewonnen werden. In den Gips- und Steinbrüchen des Thieder Lindenberges hat man Knochen vom Mammut, Nashorn, Renntier ?c, gefunden. Im Thieder Lindenberge wohnten, wie die Sage erzählt, ehemals Zwerge, welche den Armen Speise und Trank brachten und den Bauern der Umgegend bei Hochzeiten und Kindtaufen Küchen- und Tafelgeschirr borgten, aber auch die neugeborenen Kinder aus der Wiege stahlen. In dem benachbarten Dorfe Steterburg staud früher eine Burg, deren Besatzung 938 einen Haufen Ungarn, der bis hierher vorgedrungen war, besiegte. Später wurde die Burg in ein Nonnen- kloster verwandelt, in welchem Nicolaus Decius zur Resormationszeit Propst war. Derselbe ist bekannt als Dichter der Kirchenlieder: „O Lamm Gottes unschuldig" und „Allein Gott in der Höh' sei Ehr". Jetzt ist das Kloster zu einem Stift für unverheiratete adelige Damen eingerichtet. Bei dem hannoverschen Dorfe Ohrum s. von Wolfenbüttel zwischen dein Oderwalde und der Oker ließen sich 780 auf Befehl Kaiser Karls des Großen viele heidnische Sachsen taufen. Eine sumpfige Stelle auf einer Wiese in der Nähe des Dorfes heißt noch jetzt das „Vaddernloch". Auch findet man hier zuweilen noch bleierne Kreuze, welche die Sachsen bei der Taufe erhielten, später aber fortwarfen. Bei dem Dorfe Kiffenbrück erbaute Herzog

4. Kleine braunschweigische Landeskunde - S. 44

1899 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
— 44 — gotischen Fensterbogen, die durch ein Gerüst gestützt sind, weil der Baugrund sumpfig ist und die Ruinen einzustürzen drohen. Die schönen Kreuzgänge des Klosters sind noch vorhanden. Der ehemalige Kapitelsaal, in welchem den Mönchen täglich ein Kapitel aus der Ordensregel vorgelesen wurde, ist jetzt zur Dorfkirche eingerichtet. 1648 kam das Kloster mit den dazu gehörigen Dörfern- und Gütern an Hannover, 1673 an Braunschweig (Domäne). An der Wieda oberhalb Walkenried liegt auch das Dorf Wieda am Fuß des Stöberhai (Aussichtspunkt 700 m). Die in Wieda befindliche Eisenhütte, die hauptsächlich eiserne Ösen liefert, ist (wie die in Tanne) ein genossenschaftliches Unternehmen der 150—160 Arbeiter. Nördlich von Walkenried zwischen Sachsa und Lauterberg liegt der Ravenskopf (650 m), Kloster Walkenried. den man wegen seiner umfassenden Aussicht wohl den Brocken des Südharzes nennt. Indem wir von dem Ravenskopse über den Wiesenbecker Teich (Eisen- gießerei „Königshütte"!) nach Lauterberg hinabsteigen, haben wir unsere Wanderung durch und um den Harz beendet. § 9 Von Börfzum nach Holzminden 1. Durchs Hannoversche. Die Entfernung von Börßum uach Holz- Minden beträgt etwa 100 km. Diese Strecke wird von der Eisenbahn in 2'/z Stunden zurückgelegt. Aus dem Bahuhose im Börßum herrscht ein sehr reger Verkehr, denn hier kreuzen sich die Eisenbahnlinien Brauusch w eig-Harz- bürg und Berlin-Aachen, von der die Strecke Börßum -Holz minden einen Teil bildet. Vou Börßum aus geht die Bahn in westlicher Richtung in der Senke zwischen dem Oderwalde n. und dem Werla s. entlang bei Burgdorf vorbei.

5. Kleine braunschweigische Landeskunde - S. 46

1899 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
— 46 — erhalten habe. Da er nun aber sein Geheimnis verraten hatte, starb er nach drei Tagen. 3. Der Flecken Lutter am Barenberge heißt zum Unterschiede von Königslutter auch Bischosslutter, weil er vvn 1323—1523 znm Bistum Hildesheim gehörte. In dem weiten Thalkessel bei Lutter a. B., der im S. im Harze und im N. von den Hainbergen begrenzt wird, wurde Christian Iv. von Dänemark 1626 von Tilly geschlagen, so daß er nach Wolfenbüttel und weiterhin über Stade in sein Land fliehen mußte. Daher entstand das Sprüchwort: „Von Lutter bis Stade, war das eine Retirade!" In dieser Schlacht wurde der dänische General Fuchs tödlich verwundet. Er wurde uach Nauen gebracht und starb hier in einer Bauernstube auf einer Bank hinter dem Ofen. An der Heerstraße von Lutter nach Seesen, wo ihn die Kugel getroffen hatte, wurde er begraben. 4. Die Hainberge zwischen Lutter a. B. und Derneburg an der Innerste sind mit schönen Buchenwäldern bestanden. Inmitten derselben liegt das Jägerhaus, eine Försterei des Grafen Münster zu Derneburg. Ju dem Felsen unter diesem Hause befindet sich die Hubertuskapelle mit einem in Stein gehauenen Bildwerke, welches einen Hirsch mit einem Kreuze zwischen dem Ge- weihe darstellt, vor dem ein Mann mit gefalteten Händen auf deu Kuieu liegt. Wie die Sage berichtet, lebte in den Hainbergen ehemals ein wilder Jäger, der selbst am Karfreitage auf die Jagd ging. Als er nun einen Hirsch ver- folgte und den Speer nach ihm warf, verwandelte sich dieser in ein glänzendes Kruzifix, welches zwischen dem Geweihe des Hirsches aufrecht stehen blieb. Da sauk der Jäger anbetend zur Erde und gelobte, ein Christ zu werden. Er ließ sich taufen und erhielt den Namen Hubertus (Wodansage). Am Nord- ende der Hainberge liegt der Wohldenberg. Von der Burg, welche ehemals hier stand, ist nur noch der alte Schloßturm (Bergfried) vorhanden, von dem aus mau bei klaren! Wetter selbst die Türme von Braunschweig sehen kann. Nö. von den Hainbergen erstrecken sich die Lichtenberge im Amte Salder mit den Überresten einer Burg, die 1552 vom Grasen Volrad vvn Mansseld im Kriege mit Herzog Heinrich d. I. von Brannschweig zerstört wurde. 5. Gandersheim. Vou Lutter a. B. gelangt man über Seesen am Südrande des Hebers entlang nach Gandersheim. Der Heber ist ein Höhenzug, der sich von Seesen bis Lamspringe erstreckt. Die Quelle der Lamme (1. Nbfl. der Innerste) bei Lamspringe soll durch eiu weißes Lamm hervorgescharrt sein. Die Stadt Gandersheim (3000 Ew.) hat ihren Namen von der Gande (r. Nbfl. d. Leine), welche am nw. Abhänge des Hebers entspringt. Die Stadt liegt in einem Thale, welches von dem Oster- berge und der Klus im N. und von dem Kühler im S. begrenzt wird. Der Osterberg hat seinen Namen von der altdeutschen Frühlingsgöttin Ostara, nach der auch das Osterfest benannt ist (Ostersener). Die Klus hat ihren Namen von der Klause des frommen Einsiedlers Walnng, neben welcher die Äbtissin Adelheid von Gandersheim 1124 das Kloster Klus gründete (Domäne). Nicht

6. Kleine braunschweigische Landeskunde - S. 48

1899 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
— 48 — zu Regensburg aufgehoben und mit dem Herzogtums Braunschweig vereinigt. Jetzt befindet sich in dem Abteigebäude, in welchem ehemals die Äbtissin wohnte, die Herzogt Kreisdirektion. Neben dem Stifte siedelten sich Acker- bauer, Handwerker und Kaufleute an, und so entstand die Stadt Ganders- heim. In der Stadt erbauten sich auch die Herzöge von Braunschweig, welche das Stift zu fchützeu hatten, ein Schloß. Ein Turm desselben heißt der Nachtigallenturm, weil man von hier aus die Nachtigallen in dem benachbarten Schloßgarten so schön singen hört. Jetzt befindet sich in dem Gebäude das Herzogliche Amtsgericht. Die lateinische Schule, welche Herzog Julius 1571 im Barsüßerkloster zu Gandersheim einrichten ließ, wurde wegen der häufigen Überschwemmuugeu 1574 nach Helmstedt verlegt und 1576 in eine Universität umgewandelt. Außerhalb der Stadt am Oster- berge liegt das Herzog-Ludolfsbad (Soolbad) mit der Roswithaquelle, sowie das Wilhelm-Augustastift, eiu Feierabeudhaus für 22 Lehrerinnen, die keine Schule mehr halten können. 6, Stadtoldendorf. Von Gandersheim führt die Bahn in w. Richtung über Kreiensen und Vorwohle nach Stadtoldendorf. In Kreieufeu, wo sich die Bahnlinien Berlin-Aachen und Hamburg-Frankfurt a. M. kreuzen, Pflegen die Mittagszüge 20 Minuten zu halte», damit die Reisenden auf dem Bahnhofe zu Mittag essen können. Nachdem die Bahn die Seine überschritten hat, nimmt sie ihren Weg zwischen den Höhenzügen Hube und Elsaß l. und Selters und Hils r. über Greene und Vor Wohle (Asphalt- und Cementfabriken) nach Stadtoldendorf (3000 Ew.), welches zwischen dem Holzberge (S.) und dem Kellberge (N.) liegt. Im Kellberge wohnten, wie die Sage berichtet, ehemals Zwerge, welche den Menschen viel Gutes thateu. Eine Frau aus Stadtoldendorf, welche einst die Frau eiues Zwerges in einer Krankheit gepflegt hatte, erhielt dafür eine Dieße Flachs geschenkt, welche jeden Tag abgesponnen werden konnte und am uächsteu Morgeu doch wieder voll war, wenn die Frau einen kleinen Rest Flachs übrig ließ. Als sie aber einmal die Dieße ganz abspann, wurde dieselbe uicht wieder voll und blieb auch in Zukuuft leer, weil die Frau zu habgierig war. Im Kell- berge befinden sich große Gipslager inmitten des Buntfandsteins, aus welchem der Berg besteht; (vier Gipsfabrikeu). Der hier gebrochene rote Sandstein wird zu Bausteinen, Dachplatten, Wassertrögen, Krippen, Fenster- fänlen, Thorpfeileru ic. verarbeitet. Stadtoldendorf war ehemals ein Dorf, welches schon zur Zeit Heinrichs d. L. bestand. Als dieses „alte Dorf" sich nun später vergrößerte und zur Stadt erhobeu wurde, nannte man es halb hochdeutsch und halb plattdeutsch Stadtoldendorf. Auf einem schön bewaldeten Bergkegel zwischen Stadtoldeud ors und Eschershausen liegen die Ruinen der Homburg (hohe Burg), die um 1125 von dem Grafen Siegfried von Northeim erbant wnrde, seit 1535 aber unbewohnt war und seitdem verfiel. Am westlichen Fnße der Hombnrg liegt das Kloster Amelunxb orn (Amelnngsborn) bei Negenborn, welches bis zur

7. Kleine braunschweigische Landeskunde - S. 49

1899 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
— 49 — Reformationszeit ebenso wie Riddagshausen, Marienthal, Walkenried und Michaelstein von Cisterciensermönchen bewohnt war (Domäne). Es soll seinen Namen nach dem frommen Einsiedler Amelnng haben, der hier vor der Grün- duug des Klosters neben einem Brunnen wohnte. Da sich in der Nähe auch der „nege born" und das Hoopthal mit dem Forstbache befand, so konnten die Mönche Fischteiche und Wassermühlen anlegen, obgleich dieses Kloster nicht, wie die meisten übrigen Cistercienserklöster, in einer wasserreichen Ebene, sondern auf einer steinigen Hochfläche (Odfeld) lag. 7. Die Hilsmnlde. Nördlich von Stadtoldend orf bis nach Koppen- brügge erstreckt sich ein ellipsenförmiges Gebirge, welches im fw. Teile Hils,. im nw. Teile Ith, im sö, Teile Selters und im nö. Teile Thüsterberg ge- nannt wird. Das Thal zwischen diesen Höhenzügen heißt die Hilsmnlde. Auf der Bloßen Zelle im Hils (470 m), dem höchsten Punkte dieses Berg- landes, follen die Hexen ebenso wie auf dem Hexentanzplatze und dem Brocken in der-Walpurgisnacht (1. Mai) ihre Tänze aufführen. Auf dem Ith eut- laug zieht die Grenze zwischen Brauuschweig und Hannover. Am Nordende des Ith liegt die Teufelsküche, eine Gruppe von Felsblöcken, die so wirr umherliegen, als ob der Teufel sie durcheinander geworfen hätte. In der Hilsmnlde liegen Grünenplan (Glashütte, Sommerfrische) und Delligsen mit einem Eisenwerke, welches im vorigen Jahrhundert vom Herzog Karl I. angelegt wurde und deshalb Karlshütte heißt. In einer Felswand zwischen Hohenbüchen und Brunkensen befindet sich die Lippoldshöhle, die den ältesten, in den Felsen gesprengten Teil der benachbarten Burg Hohen- buchen (Ruine) bildet, welche ums Jahr 1300 dem Raubritter Lippold von Rössing gehörte. Wie die Sage erzählt, habe er über alle Wege in der Nähe seiner Höhle Drähte gezogen, die mit einem Glöckchen in der Höhle in Verbindung standen. Wenn nun ein Wanderer einen Draht berührte, so er- tönte das Glöckchen. Danu sprang der Räuber aus seiner Höhle hervor und beraubte ihn. Einst raubte er eiu junges Mädchen aus Alfeld und zwang es, seine Frau zu werden. Als sie lange Jahre bei ihm in der Höhle gelebt hatte, erlaubte er ihr, den Markt in Alseld zu besuchen; doch mußte sie ihm zuvor schwören, keinem Meuscheu ihren Aufenthaltsort zu verraten. Als sie nun aber dem Steine vor dem Rathause in Alseld ihre Not klagte, hörten einige Bürger ihre Worte und beschlossen, sie zu befreien. Als der Räuber am nächsten Tage sein Mittagsschläfchen hielt, ließen die Alfelder Bürger ein Seil-durch den Schornstein der Höhle herab. Die Frau band es dem Räuber um den Hals, und als man nun das Seil in die Höhe zog, wurde Lippold erdrosselt. 8. Nach Holzminden. Von Stadtoldendorf führt die Bahn zwischen dem Solling (l.) und dem Ebersteiner Burgberge (r.), auf welchem einst die Burg Eberstein stand^ nach Holzminden Da Herzog Otto von Braunschweig die Gräfin Elisabeth von Eberstein, die Erbtochter des letzten Grafen v. E. geheiratet hatte, so fielen die ebersteinschen Güter (14l0) an Braunschweig. In dem alten Schlosse zu Bevern, in welchem früher Bosse, Kleine Landeskunde. 4. Aafl, 4

8. Lesebuch für ein- und zweiklassige Volksschulen - S. 46

1902 - Braunschweig Leipzig : Wollermann
46 42. Die schwarze Grrt. (Eine Schleswiger Sage.) Zwei Holmer hatten die ganze Nacht gefischt und nichts gefangen; als sie nun traurig fahren nach Haus, da kommt's üders Wasser gegangen. Gs war die schwarze Margaret; sie kam vom andern Strande h, geschmückt mit Perlen und Gdclgestein, allein in schwarzem Gewände. „Werft euer Uetz noch einmal aus, rin reicher Fang wird euch letzen; doch sollt ihr den Vesten Fisch, den ihr fangt, hübfch wieder ins Wasser setzen!" So spricht die Gret, und was sie gesagt, sie geloben's zu thun und zu lassen. — Und der Fang wird so reich und der Fische so viel, kaum kann der Kahn sie fassen. Doch einer war vor allen grotz; es strahlen in goldenem Glanze die Schuppen, dir Flossen wie lauter Smaragd, an dem Kiefer perlen im Kranze. „Das ist der beste Fifch," fpricht Klaus, „den lassen wir wieder laufen." Doch der andre wehrt ihm und birgt den Fifch rafch unter dem übrigen Haufen; und rudert fo hastig und rudert fo wild, und Klaus folgt ungern dem wilden; und die Fifche im Soot, sie blinken wie Gold; denn der Goldfifch machte che gülden; und der Aachen wird fchwer und schwerer zumal, — jach finkt er hinunter zum Grunde. — Mit Uot entkam der arme Klaus und brachte den Holmcrn dir Kunde. K. Schneider. r?oin Büblein, das überall hat init- genommen sein wollen. Dens an! Das Büblein ist einmal spazieren gangen im Wiesenthal; da wurd's rnüd' gar sehr und sagt: „Ich kann nicht mehr; wenn nur was käme und mich mitnähme!" 2. Da ist das Bächlein geflossen kommen und hat 's Büblein mitgenommen; das Büblein hat sich aufs Bächlein gesetzt und hat gesagt: „So gefällt mirs jetzt!" Dem Holm gegenüber, am andern Ufer der Schlei, endet bekanntlich der sog. Margarelenwall.

9. Lesebuch für ein- und zweiklassige Volksschulen - S. 214

1902 - Braunschweig Leipzig : Wollermann
214 ums Dasein kämpfen. Es kam nicht selten vor, daß es ans Neuhof an dem Allernotwendigsten fehlte, an Brot gegen den Hunger und an Holz gegen den Frost. Ein Lichtblick in diesem Lebensdunkel war die freundliche Aufnahme, die sein herrliches Volksbuch „Lienhard und Gertrud", das im Jahre 1781 erschien, überall fand. Die unver- geßliche Königin Luise von Preußen schrieb in ihr Tagebuch: „Ich lese jetzt ,Lienhard und Gertrud^ von Pestalozzi. Es ist mir wohl in diesem Schweizerdorfe. Ware ich mein eigner Herr, so setzte ich mich in meinen Wagen und rollte zu Pestalozzi in die Schweiz, um dem edlen Manne mit warmem Händedruck zu danken. Wie gut meint er es mit der Menschheit! Ja, in der Menschheit Namen danke ich ihm!" Im Jahre 1798 schlug endlich für Pestalozzi die Erlösungsstunde. Sein nach nützlicher, menschenbeglückender Thätigkeit ringender Geist fand ein neues Arbeitsfeld. Die Franzosen hatten den Kanton Unter- walden verwüstet, die Stadt Stanz größtenteils in einen Schutt- und Trümmerhaufen verwandelt und viele Kinder ihrer Eltern beraubt. Vater- und mutterlose Waisen irrten obdachlos umher. Hunger und Krankheiten waren ihre Begleiter. Dieser armen, verlassenen Kinder nahm Pestalozzi sich in selbstverleugnender Liebe an. Die Regierung überwies ihm das Kloster in Stanz als Waisenhaus und bewilligte die Mittel zur Unterhaltung. Bis auf 80 stieg die Zahl der eltern- losen Kinder, die er dem Elende entriß. Anfangs fehlte es im Waisen- hause an allem: an Raum, an Betten, an Kleidern, an Nahrung. Erst nach und nach wurde das Kloster wohnlich eingerichtet und alles, was zur Unterhaltung nötig war, herbeigeschafft. Aber noch schlimmer als der ordnnngslose Zustand des Hauses war die Verwilderung der Kinder. Sie waren voll Ungeziefer, die Köpfe grindig und auf- gebrochen, und die Haut war oft von Krätze zerfressen. Einige waren so krank, daß sie kaum gehen konnten; andre glichen abgezehrten Ge- rippen. Manche hatten immer im Elende gedarbt und waren das Betteln, Stehlen und Lügen gewohnt; andre hatten bessere Tage ge- kannt und waren jetzt anmaßend und anspruchsvoll und daneben hart und hochmütig gegen die übrigen Waisenkinder. Alle aber waren trüge, körperlich und geistig ungeübt und unwissend zum Erschrecken. Das waren Pestalozzis Pfleglinge! Unter diese Verwahrlosten trat er mit einem Herzen voll Liebe und unerschöpflicher Geduld. Er war den Kindern alles in allem: ihr Herr und ihr Bedienter, ihr Vater und ihre Mutter, ihr Aufseher und ihr Krankenwärter, ihr

10. Lesebuch für ein- und zweiklassige Volksschulen - S. 217

1902 - Braunschweig Leipzig : Wollermann
217 den, der doppelt elend ist, doppelt mit Erquickung füllest: ach, ich bin des Treibens müde! Was soll all der Schmerz und Lust? Süßer Friede, komm, ach komm in meine Brust!" Da neigte der Greis sein Haupt, und Thränen erstickten seine Stimme. Im hohen Lebensalter von 82 Jahren erkrankte er, und sein Zustand verschlimmerte sich zusehends. Von Todesahnungen erfüllt, sagte er: „Ich hätte gern noch etwas länger gelebt für meine letzten Arbeiten; aber ich danke auch wieder Gott, daß er mich von diesem Erdenleben abruft." Am 17. Februar 1827 that sein edles Herz den letzten Schlag. Zwei Tage später fand schon die Beerdigung statt. Bei dem Schul- hause im Dorfe Birr bettete man ihn zur letzten Ruhe. Lehrer trugen seinen Sarg zur Gruft und sangen am offnen Grabe: „Ruhe sauft bestattet, du vom Schmerz ermattet; allen Kummer deckt das Grab!" Nach Polacks „Vater Pestalozzi." 173. August Hermann Franeke. 1. August Hermann Franeke ward in der freien Stadt Lübeck im Jahre 1663 geboren. Da seine Eltern fromme Christen waren, erzogen sie ihren Sohn in der Zucht und Vermahnung zum Herrn. Und Gott gab seinen Segen dazu. August Hermann machte in raschem Laufe das Gymnasium durch und studierte seit seinem sechzehnten Jahre Theologie in Erfurt und Kiel. In Leipzig ward er Magister der Gottesgelahrtheit, und im Jahre 1692 kam er als Professor an die Hochschule zu Halle. Gleich- zeitig bekleidete er das Amt eines Pfarrers in Glaucha, einer Vorstadt von Halle. Hier fand er die Stätte einer reich gesegneten Wirksamkeit. Als Universitätslehrer führte er die zukünftigen Geistlichen zum gründlichen Verständnis der heiligen Schrift. Als Geistlicher wirkte er ebenso durch seine Predigten, wie durch seine uner- müdliche Treue in der Seelsorge. Mit ganz besondrer Liebe nahm er sich der heranwachsenden Jugend, namentlich der armen
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