Friedrich Barbarossa,
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drehen und deuteln!" und schenkte um der Frauen willen auch den Mnnern Freiheit und Leben.
b. Barbarossas Wahl und erste Zge nach Italien. Konrad hatte den deutschen Fürsten seinen Neffen Friedrich zu seinem Nachfolger empfohlen, und dieser wurde auch gewhlt. Friedrich war ein stattlicher 1152 Held, mit feurigen blauen Augen und hellblonden, lockigen Haaren. Wegen seines rtlichen Bartes nannten ihn die Italiener Barbarossa, d. i. Rotbart. Sein Vorbild war Karl der Groe. Wie unter diesem, so sollte auch unter ihm das deutsche Reich das erste auf Erden sein. Vor allem strebte er nach dem Bestij Italiens und der Kaiserkrone. Aber gerade hier sand er den heftigsten Widerstand. Nicht nur der Papst arbeitete ihm entgegen, sondern hauptschlich zeigten sich die lombardischen Städte widerspenstig und bermtig. Sechsmal mute Friedrich der die Alpen ziehen und dadurch jahrelang Deutschland sern sein. Die Wut der Italiener stieg aufs hchste, als Friedrich 1155 in der Peterskirche vom Papste zum rmischen Kaiser gekrnt wurde.
Schlachtengeschrei erfllte die Straen; mehrere in der Stadt zerstreute deutsche Ritter wurden gettet. Dann strmten die Rmer der die Tiberbrcke und griffen das deutsche Lager an; aber Heinrich der Lwe, auf den sie zunchst stieen, trieb sie mit seinen Sachsen zurck und rettete auf der Tiberbrcke mit tapferer Hand das Leben seines Kaisers, den der Streithengst aus dem Sattel geschleudert hatte. Zum Dank nahm Friedrich dem Lwen mit eigener Hand den Helm vom wunden Haupte und strich ihm das Blut aus dem Antlitze.
Friedrich belohnte Heinrich den Lwen damit, da er ihm auch Bayern zurckgab; dadurch wurde dieser der Mchtigste nach dem Kaiser. Im Kampfe gegen die Wenden stlich von der Elbe eroberte und kolonisierte er Mecklenburg. Eingewanderte Sachsen grndeten schsische Drfer. Lbeck wurde die Lieblingsstadt Heinrichs und durch ihn die mchtigste Stadt an der Ostsee. Damit Heinrich ungestrt die deutsche Macht gegen die Wenden ausbreiten knne, erlie es ihm Friedrich sogar, auf den spteren Rmerzgen ihn zu begleiten.
Der beste Bundesgenosse Heinrichs im Kampfe gegen die Wenden war Alb recht, wegen seiner Tapferkeit der Br genannt. Er stammte aus dem Hause Badenstedt am Harz und hatte 1134 von Lothar die Nordmark erhalten. Von hier aus wandte er sich gen Osten gegen die Wenden und eroberte die Priegnitz; noch mehr gewann er aber auf friedlichem Wege. Ein alter Wenden-frst trat zum Christentum der und setzte Albrecht zu seinem Erben ein. Seitdem nannte dieser sich Markgraf von Brandenburg. Der Kaiser erhob das neue Gebiet zu einem selbstndigen Herzogtum und Albrecht zum Erzkmmerer des deutschen Reichs. Viele deutsche und hollndische Ansiedler lieen sich auf Albrechts Einladung in Brandenburg nieder, grndeten dort Städte und Drfer, befrderten Ackerbau und Gewerbe und verbreiteten deutsche Sprache und Sitte.
Nach und nach nahmen die Wenden auch das Christentum an, und so ward die Mark Brandenburg ein deutsches und ein christliches Land.
Das Haupt der ungehorsamen lombardischen Städte war Mailand. Friedrich sprach der diese Stadt die Acht aus und schwur, nicht eher die Krone wieder
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Das Mittelalter.
damals eine viel gewaltigere Waffe war als das strkste Kriegs-Heer. Als von dem hohenstaufischen Hanse nur noch ein unmndiger Knabe brig war, Konradin, d. i. der kleine Konrad, verschenkte der Papst dessen Erbland, das Knigreich Neapel, an den Bruder des Knigs von Frankreich. Zum Jngling herangewachsen, zog Konradin nach Italien, um sein vterliches Erbe wieder zu erobern; aber nach einer siegreichen Schlacht ward er unvermutet berfallen, gefangen genommen und wie ein Verbrecher hingerichtet (1268). Das war das Ende des so ruhmreichen Geschlechtes der Hohenstaufen.
21. Mittelalterliche Zustnde.
1) Das Rittertum.
a. Die Erziehung des Ritters. Die Ritter bildeten im Mittelalter die Hauptstrke eines Heeres; denn sie waren den Fugngern nicht nur durch bessere Rstung berlegen, sondern auch dadurch, da sie fr den Kriegsdienst erzogen wurden. Schon mit dem siebenten Jahre ward der Knabe von adeliger Herkunft in das Schlo eines anderen Ritters gebracht, um hier als Edelknabe mit anderen Altersgenossen im Dienste seines Herrn und in ehrfurchtsvollem Umgange mit Edelfrauen die ersten Anfnge der Rittersitte zu lernen. Er wartete bei der Tafel auf, suberte seinem Herrn die Waffen und bte sich im Reiten, Fechten und Schieen; so hrtete er seinen Krper ab und lernte Gehorsam und Zucht. Mit dem vollendeten vierzehnten Jahre ward er durch Umgrtung mit einem vom Priester geweihten Schwerte wehrhaft. Er hie jetzt Knappe oder Junker (Iungherr) und lernte die Waffenkunst in strengen bungen. Er legte seinem Herrn die Waffen an und begleitete ihn zu jeder Zeit, zu der Lust der Jagd, der Feste und Waffenspiele, sowie in die ernste Schlacht. Treue Anhnglichkeit und Sorge fr seinen Herrn war seine hchste Pflicht; ihn in der Schlacht mit Schild und Schwert zu decken, ihm das Leben zu retten oder das eigene fr ihn hinzugeben, war der hchste Ruhm, den ein Knappe sich erwerben konnte: Treue war seine hchste Tugend. Hatte ein Knappe das 21. Lebensjahr erreicht, so konnte er in den Ritterstand aufgenommen, zum Ritter geschlagen werden.
b. Die Turniere. Zur Erhaltung des ritterlichen Sinnes dienten vor allem die Turniere, das Hauptvergngen fr den Ritter, das ihm zugleich Gelegenheit gab, seine Kraft und Gewandtheit ffentlich zu zeigen und Ruhm und Beifall zu ernten. Die Kmpfer muten adelig und von unbescholtenen Sitten sein. Daher waren Turnierrichter eingesetzt,
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Extrahierte Personennamen: Konradin Konradin Konrad Konrad Konradin Konradin
Kaiser Sigismund. 95
andern Fürsten zu seinem Nachfolger. Erst als dieser wieder abgesetzt war, ward Albrecht I. König. Unter ihm singen die Schweizer an, sich vom deutschen Reiche loszureien. (Tell.) Albrecht wie auch dessen Nachfolger regierten nur wenige Jahre; dann whlten einige Fürsten Ludwig von Bayern, andere Friedrich den Schnen von Ostreich, und beide Fürsten kmpften nun acht Jahre um die Allein-Herrschaft, bis endlich Ludwig siegte. Einen anderen Feind aber vermochte Ludwig nicht zu besiegen, das war der Papst; der wollte den König nicht anerkennen, sondern that ihn in den Bann. Am meisten hatte Branden-brg darunter zu leiden. Dieses Land war nmlich durch das Aussterben der askanischen Fürsten (1320) herrenlos geworden, und Ludwig hatte es deshalb (1323) seinem eigenen Sohne Ludwig als Lehen bertragen. Auf des Papstes Veranlassung sielen die Polen in Brandenburg ein und verwsteten es.
Den Entscheidungskampf mit Friedrich dem Schnen gewann Ludwig beson-ders durch seinen Feldhauptmann Schweppermann. Als Ludwig mit seinen mden Kriegern am Abend nach der Schlacht zu essen begehrte, war weit und breit in der ausgeplnderten Gegend nichts aufzutreiben als ein Korb mit Eiern. Nachdem jedem Ritter ein Ei zugeteilt war, blieb noch ein einziges brig. Da rief Ludwig: Jedem ein Ei, dem edlen Schweppermann zwei!" Seinen Gegner Friedrich setzte er auf einem festen Schlosse gefangen, endlich aber sehnte er sich nach Frieden. Er bot seinem Feinde unter der Bedingung Vershnung an, da dieser _ der Krone entsage und auch seine Anhnger zum Frieden bewege. Friedrich ging auf Ludwigs Begehren ein und wurde aus der Haft entlassen. Als aber die Seinen nicht zum Frieden zu bringen waren, stellte er sich zu aber-maliger Hast. Diese Treue rhrte Ludwig so, da er seitdem die Regierung mit Friedrich teilte, und beide lebten fortan wie Brder zusammen.
23. Kaiser Sigismund; 14101437.
a. Die goldene Bulle. Nach Ludwig von Bayern wurde Karl Iv. von Bhmen zum Könige gewhlt. Er sorgte fast nur fr feine Erblande, besonders fr Bhmen; in Prag stiftete er 1348 die erste deutsche Universitt. Brandenburg, das er 1373 an sein Haus brachte, erlebte unter ihm eine leider zu kurze Bltezeit. Weil unter den Fürsten oft Streit entstanden war, wer von ihnen berechtigt sei, an der Wahl des Kaisers teilzunehmen, gab Karl Iv. ein wichtiges Reichsgesetz, die goldene Bulle, durch welche die Wahl des Knigs geordnet wurde. 1356 Das Wahlrecht oder die Kurwrde erhielten die E r z b i s'ch fe von M a i n z, Trier und Kln, der König von Bhmen als Erzschenk, der Pfalzgraf vom Rhein als Erztruchfe, der Herzog von Sachsen
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99
Das Mittelalter.
grafenamt zu Nrnberg. Die Burggrafen hielten stets in Treue zum Kaiser; dafr wurden sie in den Stand der Reichsfrsten erhoben.
Als Friedrich Vi. in die Mark kam, spotteten die Raubritter zwar der den Nrnberger Tand"; er aber brach ihre starken Burgen (Faule Grete") und brachte die Widerspenstigen zum Gehorsam. (Hans und Dietrich von Quitzow.) Als er dem Lande Ruhe und Frieden gegeben, lie er Wege und Brcken bauen und stellte die verfallenen Burgen des Landesherrn wieder her. Fr diese Verdienste bertrug ihm 1415 Sigismund die Mark als erbliches Eigentum nebst der Wrde eines Erzkmmerers und Kurfrsten. Die Mark umfate unter Friedrich I., wie er sich jetzt nannte, die Altmark, Mittel-mark, Priegnitz, das Land Sternberg und einen Teil der Uckermark. Es war eine schwere Aufgabe, das verfallene Land wieder zu heben; dazu wurde es von den Hussiten noch aufs neue verheert. Diese wollten sich an Friedrich rchen, weil Sigismund ihn zum Fhrer des Reichsheeres gegen sie ernannt hatte.
Als Sigismund starb, richteten sich die Augen auf Friedrich I.; dieser aber lenkte die Wahl aufden Schwiegersohn Sigismunds, Alb recht Ii. von Ostreich. Von 1438 an blieb die Kaiserwrde bis zu ihrem Erlschen beim Hause Ostreich.
24. Erfindungen und Entdeckungen im Mittelalter.
1) Erfindungen.
Gegen Ende des Mittelalters wurden einige Erfindungen gemacht, welche auf die fernere Entwicklung des Menschengeschlechtes von groem Einflu waren und eine neue Zeit herbeifhren halfen.
a. Das Pulver ist den Chinesen schon lange bekannt gewesen; von ihnen soll es zu den Arabern und. durch diese nach Europa gekommen sein. Als Schiepulver wurde es erst um 1350 verwandt; man schreibt diese Erfindung dem deutschen Mnche Verthold Schwarz zu. Einst hatte er, so erzhlt man, eine Mischung von Salpeter, Schwefel und Kohle in einem Mrser zerrieben; zufllig flog ein Funken in die Mischung, diese entzndete sich und schleuderte den auf dein Mrser liegenden Stein, mit welchem die Massen zerrieben waren, mit groer Gewalt in die Hhe. Der Mnch wiederholte den Versuch und erzielte immer dieselbe Wirkung. Bald wurde das Pulver nun auch im Kriege verwandt; es entstanden ganz neue Waffen zum fortschleudern von Steinen und Kugeln, die Mrser, Kanonen und Bchsen, durch welche
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Die Neuzeit.
als Lehrer an die Universitt zu Wittenberg berufen. Bald verknpfte ihn mit Luther das Band inniger Freundschaft, das erst durch den Tod gelst wurde. Er starb 1560.
Man nannte Melanchthon denlehrerdeutschlands; aus allen Lndern eilten Schler zu ihm. Luther bezeichnet seine und Melanchthons Wirksamkeit fr die Reformation also: Meister Philipp fhrt suberlich und stille daher, bauet und pflanzet, set und begieet mit Lust, nach dem ihm Gott seine Gaben so gar reichlich gegeben. Ich aber mu Kltze und Stmme ausreuten, Dornen und Hecken umhauen, Bahn brechen und zurichten." Durch seine groe Gelehr-samkeit, besonders in der griechischen Sprache, sowie durch seine Milde und ruhige Besonnenheit war er vorzglich geeignet, Luther in seinem schwierigen Werke zu untersttzen.
Luthers Lehre war schon weit verbreitet. Die evangelische Kirche wurde zuerst in Sachsen eingefhrt. 1525 starb Friedrich der Weise, auf dem Sterbebette lie er sich das heilige Abendmahl in beiderlei Gestalt reichen; sein Bruder, Johann der Bestndige, bekannte sich mit seinem Sohne Johann Friedrich ffentlich zur neuen Lehre. Bald trat auch Philipp der Gromtige von Hessen der, ebenso Alb recht von Brandenburg, Herzog in Preußen, die Herzge von Mecklenburg, Pommern, Braunschweig - Lneburg, der Fürst von Anhalt und die Grafen von Mansfeld. Unter den deutschen Stdten nahmen am ersten Magdeburg, Hamburg, Frankfurt am Main, Straburg und Nrnberg die neue Lehre an.
Das Clibat und die Klster wurden in den evangelischen Lndern ausgehoben; der Gottesdienst wurde in der Landessprache abgehalten, das Abendmahl in beiderlei Gestalt gereicht. Groen Einflu auf die Er-weckung und Verbreitung des evangelischen Glaubens bte das um diese Zeit entstandene deutsche Kirchenlied, das bald in Kirchen, Husern und aus Gassen gesungen ward und unzhlige Herzen, ja ganze Städte wie im Sturme fr die Reformation gewann. Um der groen Unwissen-heit bei dem Volke, wie auch bei den Geistlichen zu steuern, verfate Luther (1529) den groen und kleinen Katechismus, die zu den symbolischen Bchern der lutherischen Kirche gerechnet werden.
b. Zwmgli. Gleichzeitig mit Luther, aber unabhngig von ihm, begann auch Ulrich Zwingli (geb. 1484) das Werk der Reformation. Als Prediger in Zrich lehrte er das lautere Evangelium, zeugte wider den Abla, die Verderbnis der Geistlichen und andere Mibruche der Kirche. Der Rat und die Brger Zrichs waren von der Wahrheit der Lehren Zwinglis so berzeugt, da allen Zricher Geistlichen geboten wurde: Es sollen alle Pfarrer ihre Lehre einzig nach der Bibel beweisen, die Neuerungen und menschlichen Erfindungen aber weglassen." Auf
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Der schmalkaldische Krieg.
113
fortwhrend in auswrtige Kriege verwickelt waren, jener mit Franz I. von Frankreich, dieser mit den Trken. 1525 wurde" Franz m der Schlacht bei Pavia geschlagen und gefangen genommen; aber nach-dem er frei geworden, begann er noch dreimal den Krieg wieder, bis erst 1544 ein dauernder Friede zwischen beiden zustande kam. Inzwischen hatte Karl auch noch zweimal einen Kriegszug nach Algier gemacht, um die dortigen Seeruber zu vertreiben. Sobald er aber vor ueren Feinden Ruhe hatte, kehrte er, nicht lange nach Luthers Tode, seine Waffen gegen die Protestanten.
Zwei Monate vor Luthers Tode berief der Papst ein Konzil nach Trient, um eine Einigung der Kirche zu versuchen; aber die Protestanten beschickten es nicht. Da erklrte der Kaiser die Hupter des schmalkaldischen Bundes, den Kurfrsten Johann Friedrich von Sachsen und den Landgrafen Philipp von Hessen, in die Reichsacht. Der Vetter des Kurfrsten, Herzog Moritz von Sachsen, stand auf des Kaisers Seite, obwohl er Protestant und Philipps Schwiegersohn war. Mit leichter Mhe unterwarf der Kaiser die sddeutschen evangelischen Stnde (Wrttemberg, Augsburg u. a.) und zog dann an die Elbe.
b. Schlacht bei Mhlberg. Der Kurfürst zog stch auf dem rechten Elbufer nach Wittenberg zurck; aber Herzog Moritz und Alba holten
ihn ein und ntigten ihn bei Mhlberg zur Schlacht. Bald waren 1547 die Sachsen auf der Flucht, der Kurfürst selber wurde gefangen genommen. Seinen Shnen blieben nur die jetzigen schsischen Herzogtmer; den grten Teil des Kurfrstentums riebst der Kurwrde erhielt Moritz. Als Karl V. nach seinem Einzge in Wittenberg auch Luthers Grab besah, riet ihm Alba, die Gebeine des Erzketzers verbrennen zu lassen; er aber erwiderte: Lat ihn ruhen; er hat seinen Richter bereits ge-sunden! Ich fhre Krieg mit den Lebendigen, nicht mit den Toten."
Allein konnte Philipp von Hessen sich nicht gegen den Kaiser wehren; er warf sich ihm daher zu Fen und bat um'gnade. Karl aber lie auch ihn gefangen nehmen.
c. Der Augsburger Religionsfriede. In Augsburg lie Karl durch Geistliche beider Kirchen eine vorlufige Glaubensvorschrift, das Interim, aufstellen. Viele der Evangelischen weigerten sich, dasselbe anzunehmen am beharrlichsten widersetzte sich Magdeburg. Der Kaiser hatte diese totadt im schmalkaldischen Kriege nicht bezwungen, jetzt erklrte er sie in die Acht und ubertrug Moritz die Ausfhrung derselben. Dieser war ergrimmt der die schimpfliche Gefangenschaft seines Schwiegervaters,
auch bereute er seine Untreue gegen seine Glaubensgenossen. Deshalb zog er die Belagerung Magdeburgs absichtlich in die Lnge, unterhandelte insgeheim mit mehreren evangelischen Fürsten und schlo ein Bndnis
Hofsmeyer und Hering, Erzhlungen. o
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114
Die Neuzeit.
mit dem Könige von Frankreich; leider mute er diesem dafr die deutschen Städte Metz, Toul und Verdun zusichern. Als Magdeburg sich unter gnstigen Bedingungen ergeben hatte, fhrte Moritz sein Heer gegen den Kaiser, der, ohne etwas von dem Verrat zu ahnen, in Tirol weilte. Nur durch schleunige Flucht entging Karl der Gefangenschaft. Nun gab der Kaiser die Hoffnung aus, die Protestanten zu bewltigen. In dem 1555 Augsburger Religionsfrieden erhielten die evangelischen Stnde volle Religionsfreiheit und gleiche brgerliche Rechte mit den Katholiken. Die Reformierten waren in diesen Frieden nicht einge-schlssen. der einen Punkt konnte man sich nicht einigen. Die Katho-liken verlangten, da die in Zukunft zur lutherischen Lehre bertretenden Geistlichen ihre Stifter und Pfrnden der katholischen Kirche ausliesern sollten, während die Evangelischen dieselben fr sich beanspruchten. Diese Frage, der geistliche Vorbehalt, wurde mit dem Zusatz in den Friedensvertrag aufgenommen, da sich die Stnde darber nicht htten einigen knnen. Es war ein Keim zu knftigen Streitigkeiten.
Bald nach diesem Frieden bertrug Karl V. seinem Bruder Ferdinand die Regierung im Reiche; sein Sohn Philipp Ii. wurde sein Nachfolger in den Niederlanden, in Spanien und Neapel. Dann zog sich der lebens-mde Greis in das Kloster St. Just in Spanien zurck; dort verbrachte er feine Tage mit Gebet, Gartenbau, Drechslerarbeiten und Uhrmacherei und starb 1558.
6) Die Reformation in den Nachbarlndern Deutschlands.
a. Philipp Ii., Karls V. Sohn, König von Spanien und den Nieder-landen, war ein harter, finsterer Mann und ein groer Feind der evangelischen Lehre. Er setzte ein eigenes Gericht zur Verfolgung der Ketzer" ein. Wer auch nur im Verdachte stand, ein Protestant zu sein, wurde vors Gericht geschleppt; bekannte er nicht, so spannte man ihn aus die Folter; gestand er, so warteten seiner Gefngnis oder Tod durchs Schwert oder aus dem Scheiterhaufen. Bei diejer Verfolgung leistete ihm der Orden der Jesuiten willig Dienste. Derselbe ist 1540 von dem Spanier Ignatius Loyola gestiftet und hat die Aufgabe, die evangelische Lehre zu unterdrcken. In Spanien wurde die neue Lehre vollstndig ausgerottet; aber in den Niederlanden breitete sie sich trotz aller Ver-folgungen immer weiter aus.
Da sandte Philipp seinen General, den grausamen Herzog Alba, mit einem Heere nach den Niederlanden. Angst und Schrecken gingen vor ihm her; viele flohen ins Ausland. Wer von den Zurckgebliebenen nicht zur katholischen Kirche zurckkehren wollte, wurde gekpft oder ver-brannt. Alba selber rhmte sich spter, er habe in den Niederlanden
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Magdeburg Niederlanden Spanien Neapel Spanien Deutschlands Karls Spanien Spanien
68 Das Mittelalter.
errichtete er auf seinen Gtern Musterwirtschaften, in denen die strengste Ordnung herrschen mute. Er selber war ein tchtiger Landwirt und gab die genauesten Anweisungen der die Pflege der Haustiere und Bienen, der die Wein- und Bierbereitung, der die Aufbewahrung der Wintervorrte, der Feld- und Gartenbau. Die Gutsverwalter muten ein genaues Verzeichnis der alle auf dem Gute vorhandenen Gegenstnde einreichen; Karl prfte die Rechnungen, in die auch die kleinsten verkauften Gegenstnde, z. B. jedes verkaufte Ei, eingetragen werden mute. Alle greren Verbesserungen ordnete er selbst an.
d. Karls Lebensweise und sein Tod. Karl war von groem, starkem Krperbau. Seine Kraft war so gewaltig, da er einst einen Mauren mit einem Hiebe spaltete und Hufeisen zerbrechen konnte. Er ritt und jagte gern und oft; im Schwimmen bertraf ihn keiner. In Speise und Trank war er sehr mig. Am liebsten a er Braten, den seine Jger am Spiee braten und auftragen muten. Whrend der Mahlzeit lie er sich gern aus der heiligen Schrift oder der die Thaten alter Helden vorlesen. Seinen Nachtschlaf unterbrach er hufig vier-oder fnfmal durch Aufstehen. Stets hatte der Kaiser sein Schwert an der Seite. Fr gewhnlich unterschied sich seine Kleidung von der eines seiner Unterthanen nicht; auslndische Kleidung hate er. Karls Wohlthtigkeit erstreckte sich nicht blo auf seine Unterthanen, sondern weit bers Meer pflegte er Geld zu schicken, nach Syrien und Jerusalem, nach Alexandria und Karthago, wenn er hrte, da Christen dort in Drftigkeit lebten. Der Ruhm seines Namens war weit verbreitet; selbst der Kalif von Bagdad am Tigris sandte ihm Geschenke. Vor allem edlen Wissen hatte Karl groe Achtung; aber er selber hatte einen mangelhaften Unterricht genossen. Er lernte die Rechenkunst noch im hheren Mannesalter; die Schreibkunst aber vermochte er sich nicht mehr anzueignen. Er gab sich groe Mhe, fhrte sein Tfelchen immer bei sich und legte es bei Nacht unter sein Kopfkissen, um das Schreiben zu den, wenn er nicht schlafen konnte; doch die des Schwertes ge-wohnte Hand vermochte den leichten Federkiel nicht zu regieren. Die letzten Lebensjahre wurden dem alten Kaiser durch Krankheit und den Verlust seiner beiden ltesten Shne getrbt. Als er sein Ende nahen fhlte, machte er sein Testament. In demselben waren die Armen reichlich bedacht; den Geistlichen seines Reiches vermachte er ein Drittel seines Vermgens an Geld, Hausrat und Kostbarkeiten. Dann berief er seinen Sohn Ludwig und die Groen seines Reiches nach Aachen und stellte seinen Sohn als Nachfolger in der Kaiserwrde vor. Hierauf begab er sich in die Marienkirche, wohin ihm die ganze Versammlung folgte; dort knieete er vor dem Hauptaltare zu inbrnstigem Gebete
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karls Karl Karl Karls Karl Karl Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Karls Karls Syrien Jerusalem Alexandria Karthago Bagdad Aachen Marienkirche
Karl der Groe.
69
nieder, erhob sich wieder und legte seinem Sohne in einer ergreifenden Rede die Pflichten eines Kaisers ans Herz. Willst du, mein Sohn," so fuhr er fort, alle diese Pflichten gewissenhaft erfllen?" Ja, mit Gottes Hlfe!" war die Antwort. Wohlan denn, setze dir selbst die Krone auf, und stets mge sie dich an dein Versprechen erinnern!" Darauf befahl er allen Anwesenden, seinen Sohn von jetzt an Kaiser zu nennen. Bald nachher ward der alte Kaiser krank und starb mit den Worten! Vater, in deine Hnde befehle ich meinen Geist!" Noch 814 an demselben Tage ward er in der Marienkirche zu Aachen begraben. Man setzte den Leichnam auf einen goldenen Thron in vollem Kaiser-schmuck, auf dem Haupte die goldene Krone und ein Stck vom heiligen Kreuze; in der Hand hielt er einen Kelch, an der Seite hing das Schwert, um die Hfte die goldene Pilgertasche^ zu den Fen lagen Scepter und Schild, auf den Knieen ein Evangelienbuch. Noch jetzt ist die Grabsttte an einer einfachen Marmorplatte kenntlich, welche die kurze Inschrift trgt: Carolus Magnus.
e. Karls nchste Nachfolger. Karls Sohn und Nachfolger L u d w i g der Fromme war sehr gutherzig, besa aber zu wenig Willenskraft, das groe Reich zu regieren. Fr die Mission nach dem skandinavischen Norden hat er viel gewirkt; zur Sttze derselben ward das Erzbistum Hamburg gegrndet. Von hier aus brachte Ansgarius (Anschar), der Apostel des Nordens, das Christentum nach Dnemark und Schweden. Schon frh teilte Ludwig das Reich unter seine drei Shne Lothar, Pipin und Ludwig. Als ihm spter noch ein Sohn geboren wurde, Karl, der Kahle genannt, hob er die erste Verteilung wieder auf, um auch diesem einen Teil geben zu knnen. Da ergriffen die Shne die Waffen gegen ihren eigenen Vater, und als diesen der Tod erlste, kehrten die Brder die Schwerter gegen einander, bis der Vertrag zu Verdun 843 (fpr. Wrdng!) endlich dem Lande Frieden gab. Lothar erhielt Italien nebst der Kaiserwrde, Karl Frankreich, Ludwig bekam Deutschland und heit deswegen Ludwig der Deutsche. Er war der beste Herrscher Deutschlands unter den Nachkommen Karls des Groen, den Karolingern. Nach ihm herrschte Unordnung im Reiche. Die Magyaren (spr. Maddjaren!) oder Ungarn machten hufig ruberische Einflle, und die Normannen plnderten auf ihren kleinen Schiffen die Ksten der Nordsee, fuhren die Flsse hinauf und beraubten und verwsteten die an denselben liegenden Städte.
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Otto der Groe.
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war dem Könige Heinrich geboren, als dieser noch Herzog von Sachsen gewesen; deshalb hielt sich Heinrich fr den eigentlichen Knigssohn und fr den berechtigten Thronerben. Wieder begann der Krieg. Mit Eber-hard und Heinrich verband sich noch Giselbert von Lothringen, der sein Herzogtum unabhngig zu machen gedachte. Otto erfuhr, da Giselbert und Eberhard ihr Heer der den Rhein geschafft hatten, während sie selbst unbesorgt ihr Mahl verzehrten. Sofort brach er gegen sie auf: Eberhard wurde erschlagen, Giselbert ertrank aus seiner Flucht im Rhein. Noch einmal verzieh Otto seinem Bruder Heinrich auf die Bitten seiner Mutter. Dieser aber stiftete in Sachsen einen Mordanschlag gegen das Leben des Bruders, um ihm als König zu folgen. Da setzte ihn Otto gesangen, bis in sein Gemt die Reue einkehrte. Otto feierte im Dom zu Frankfurt das Weihnachtsfest, als Heinrich gnadeflehend vor ihm er-schien. Hier warf er sich in hrenem Gewnde vor seinem Bruder auf den eisigen Boden. Noch hallte in Ottos Herzen das Wort: Friede auf Erden!" und so verzieh er auch diesmal dem Bruder, tilgte ganz dessen Schuld und gab ihm das Herzogtum Bayern. Seitdem blieb ihm Hein-rich in unerschtterlicher Treue ergeben.
c. Kampf gegen Wenden und Dnen. So hatte König Otto die Herzge des Reichs berwunden. In allen Herzogtmern setzte er Pfalz-grafen ein, die seine Gter verwalteten, in seinem Namen zu Gericht saen und die Herzge beaufsichtigten. Die Herzge nahm er soviel als mglich aus den Angehrigen seines Hauses: sein ltester Sohn Ludolf heiratete die Tochter des Schwabenherzogs und erbte spter dessen Amt; Lothringen erhielt sein Schwiegersohn Kon rad, Bayern hatte sein Bruder Heinrich inne. Franken, Sachsen und Thringen verwaltete er selbst; erst spter machte er den getreuen Hermann Billung zum Herzoge von Sachsen.
Daneben bemhte Otto sich, das Land der Wenden zwischen Elbe und Oder der deutschen Sitte und dem Christentume zu unterwerfen. Hermann Billung arbeitete hier an der unteren Elbe und an der Ostsee, Markgraf Gero an der Spree und Havel. In den unterworfenen Lndern wurden Bistmer errichtet: Oldenburg im stlichen Holstein, Havelberg, Brandenburg, Merseburg, Meien, Zeitz und im fernen Polen Posen. der alle diese Bistmer setzte Otto spter das Erzbistum Magdeburg. Ebenso wurde auch im Norden das Christentum von Bremen aus unter den Schweden und Dnen verbreitet. Im Sden hielt Heinrich treue Wache; hier verbreitete sich das Christen-tum von Regensburg und Passau aus.
d. Vermhlung mit Adelheid. Otto war bisher alles gelungen; berall erkannte man ihn als den ersten Fürsten des Abendlandes an.
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk]]
Extrahierte Personennamen: Otto Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Otto Eberhard Eberhard Otto Heinrich Heinrich Otto Otto Heinrich Heinrich Ottos Otto Ludolf Heinrich Heinrich Hermann_Billung Otto Hermann_Billung Gero Otto Heinrich Heinrich Otto