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1. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 12

1902 - Karlsruhe : Lang
— 12 — das Mähen." Endlich ließ er sich durch Bezahlung von 5000 Pfund Gold, 30000 Pfund Silber und einer Menge anderer Kostbarkeiten zum Abzug bewegen. In dem nächsten rechte erschien er wieder vor der Stadt, erzwang die Öffnung der Tore und setzte einen Gegenkaiser ein. Zum drittenmal rückte er vor -)tom im Jahre 410 und eroberte es iu einem nächtlichen Sturm. Tagelang plünderten die Goten die Stadt, die feit Jahrhunderten die Kostbarkeiten und Schütze aus allen Ländern der damals bekannten Welt in ihren Mauern zusammen-gehäuft hatte. Kirchen und Geistliche wurden dabei geschont. Ja, ein gotischer Soldat ließ sich die aus der St. Peterskirche geraubten goldenen Gesäße ruhig abnehmen, als er ihre Herkunft erfuhr. In feierlicher Prozession und unter geistlichen Gesängen trugen sie die Soldaten in die Kirche zurück. Bald darauf verließ Alarich Rom und zog nach Unteritalien, um von da ans Sizilien und Afrika zu erobern. Allein der Tod ereilte ihn in der Fülle feiner Kraft, in feinem 34. Lebenswahre bei Cosenza am Flusse Buseuto. Diesen mußten römische Gefangene ableiten und in dem trockenen Bette ein Grab öffnen. Ten toten König, der in der Rüstung auf feinem Streitroffe saß, samt vielen Kostbarkeiten versenkten die Goten in die Tiefe des Grabes und leiteten den Fluß wieder darüber hin. Damit aber niemand erfahre, wo der große Tote ruhe, damit nicht schnöde Habsucht ihn in feiner Grabesruhe störe, wurden alle jene Gefangenen umgebracht.*) Bald nachher wanderten die Westgoten nach Gallien. Im südlichen Gallien, an der unteren Rhone und der oberen ©aronne, gründeten sie das Weftgotenmch mit der Hauptstadt Toulouse, später zog ein Teil der Westgoten über die Pyrenäen nach Spanien. Der Oftgotenkönig Theodorich (um 500) eroberte Oberitalien und machte Verona zu feiner Hauptstadt. In der deutschen Sage heißt er Dietrich von Bern (— Verona). Als Knabe lebte er eine Zeitlang in Konftontinopel, am Hofe des oströmifchen Kaisers. Fleißig benützte er hier die vielfache Gelegenheit, feinen Geist auszubilden. Durch das üppige Leben der Hauptstadt ließ er sich nicht verführen, sondern folgte stets den einfachen und strengen Sitten feines eigenen Volkes. Zum Jüngling herangereift und König der Ostgoten geworden, führte er fein gesamtes Volk nach dem fruchtbaren Italien. Das beherrschte damals ein deutscher Fürst, Odoaker mit Namen. Er hatte den letzten römischen Kaiser Romulus *) Vergl. im Anhang das Gedicht: Das Grab im Bnsento.

2. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 272

1902 - Karlsruhe : Lang
aufgereizt worden, da er in dem großen Kurfürsten seinen gefährlichsten Gegner sah. In Eilmärschen zog dieser in sein Heimatland und schlug die neuen Feinde vollständig bei Fehrbellin (1675). Das Elsaß aber blieb für die Deutschen infolge der unglücklichen Schlacht bei Türkheim verloren. Der Krieg dauerte hier noch vier Jahre lang sort. Das Elsaß, das ungefähr vierzig Jahre früher im dreißigjährigen Kriege so hart mitgenommen worden war, litt unsäglich. Um den Kaiserlichen, die jetzt von dem Herzog Karl von Lothringen geführt wurden, die Kriegsführung zu erschweren, wurde eine Anzahl elsässischer Städte zerstört. Auch sollte ihnen dadurch ihre ^reue und Liebe zu Kaiser und Reich gründlich ausgetrieben werden. Höreu wir, was ein Zeitgenosse, der Verfasser der Xh(inner Chronik, ein Franziskanermönch, darüber berichtet: „Am 1. September (1677) ist die schöne Stadt 3obern, so des Bischofs von Straßburg Residenz ist, von den Franzosen rasiert und sind die schönen Ringmauern und Zinnen, auch die Türme niedergerissen worden, und also eher einem Dorf als einer Stadt ist gleich worden." „Um diese Zeit ist auch die große und schöne Reichsstadt Hagenau ausgeplündert und verbrannt worden, weil sie zu unbesonnen im Reden waren." „Den 16. September 1677 haben die Franzosen die Stadt Hagenau zum zweitenmal wieder angezündet und verbrannt, auf daß das, was das erstemal übrig geblieben, diesesmal alles zu Asche werden sollte. Hundert Häuser samt der alten Hohen-stanfenburg brannten in Hagenau nieder, in Weißen bürg fiebenzig Häuser." Durch solche Gewaltmaßregeln suchte Ludwig Xiv. das Elsaß zu bezwingen. Um weiterem Elend und Jammer zu entgehen, zumal von dem schwachen Kaiser keine Hilfe mehr zu hoffen war, unterwarf sich das elf äs fische Volk. Nur Straßburg war noch frei und hielt zum Deutschen Reiche. Im Jahre 1681 aber wurde es auch französisch; das ging so zu: Ludwig Xiv. setzte Gerichte ein, Reunionskammern genannt, die untersuchen sollten, welche Länder und Städte einst zu den von Frankreich in den letzten 30 Jahren erworbenen Besitzungen gehört hätten. Diese wurden besetzt und für französisch erklärt; unter ihnen war auch Straßburg. Der französische König ließ zuerst eine Schanze ant Rhein nehmen und schickte dann den Feldherrn Montelar mit 30000 Mann gegen die Stadt und die umliegenden Dörser. Als man in Straßburg davon Kunde erhielt, bemächtigte sich eine gewaltige Aufregung der Stadt; die Wälle wurden besetzt, die Kanonen auf die Mauern geführt. Allein es war vergebens. Straßburg hatte nur 400 Mann Besatzung; was konnten die gegen dreißigtausend

3. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 64

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
64 eine ©pinne ihr Gewebe vor den Eingang und Tauben begannen dort etn Nest M bauen; die-Verfolger unterließen, die Zufluchtsstätte zu untersuchen, wen sie dieselbe für einen unbetretenen Ort hielten Die Muha- medaner zählen von dieser Flucht an ihre Jahre. 4. In Medina fand Muhamed mehr Glauben. Sein Anhang nahm sehr zu, so daß er bald Kriegszüge unternehmen konnte. Die Bekämpfung gen mac^te er,atien Anhängern seines Glaubens zur heiligen ^flickt. Eisprach: „Wen die Lehre nicht bekehrt, den bekehre das Schwert." Um den Kriegern die Furcht zu nehmen, lehrte er: „Das Schicksal des Menschen t|t von Allah unabänderlich vorher bestimmt; wer daher in der Schlacht nicht fallen soll, bleibt selbst in der größten Gefahr unbeschädigt. Wer aber das Schwert um des Glaubens willen führt, der hat damit den Schlüssel zum Himmelreich. Ein Tropfen Blut für Gottes Sache vergossen, eine Nacht in Waffen zugebracht, ist mehr werth als zwei Monate fasten und beten. Am Tage des Gerichts glänzen die Wunden der Gläubigen wie Rubinen und duften wie Balsam. Wer in bet Schlacht stirbt, wirb ein Fürst des Paradieses. Daselbst ruht er auf seidenen, mit Sammt durchwirkten Kissen; Flüffe von Honig, Wein und Milch umgeben ihn; herrliche Speisen stehen zu seinem Genusse bereit. Schrecklich sind dagegen die Strafen der Hölle, die denen bevorstehen, die gegen meine Lehre, den Islam, streiten oder ihn gottlos verlassen. In einem ewigen Feuer werden sie weder leben noch sterben' können. Sie sind an lange Ketten geschmiedet und müssen siedendes Wasser trinken." Solche Lehren feuerten den Jdzuth seiner Anhänger an. Mit festem Vertrauen rückten sie ins Treffen, und ein glücklicher Sieg ward fast immer errungen. 5. Nachdem er mit verschiedenen Stämmen Krieg geführt hatte, machte er im Jahre 630 einen unerwarteten Zug gegen Mekka. Die Stadt mußte sich ergeben, und die Bewohner erkannten Muhamed als Herrscher und Propheten an. Triumphierend zog er in Mekka ein; rothgekleidet saß er aus einem Kameele, mit dem Scepter in der Hand und von einem glänzenden Gefolge umgeben. Dann zog er an der Spitze von 140,000 Gläubigen nach der Kaaba. Dies war ein Bethaus, in dem ein schwarzer Stein aufbewahrt wurde, den die heidnischen Araber als ein Heiligthum verehrten. Als er dieselbe zum Heiligthum seines Glaubens geweiht hatte, kehrte er nach Medina zurück. Hier starb er den 16. Juni 632 in den Armen seiner liebsten Gemahlin. Er glaubte, von einer Jüdin Gift erhalten zu haben. Als er seinen Tod nahe fühlte, ließ er sich in die Moschee (Gotteshaus) bringen, jdo er zu dem versammelten Volke Worte des Abschiedes sprach. Dann gab er seinen Sklaven die Freiheit und schenkte den Armen reiche Almosen. Das Buch, in welches die Lehre Muhameds nach seinem Tode verzeichnet wurde, heißt der Koran. In demselben wurde den Gläubigen geboten: Täglich fünfmaliges Waschen und Gebet, Fasten, Almosengeben und Wallfahrten nach der Kaaba. ,;Das Gebet," sagte Muhamed, „führt

4. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 68

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 68 — Man nennt ihn den letzten Bitter, weil er an Körper und Geist alle Vorzüge des Ritterroefens besaß, als schon eine neue Zeit angebrochen war. 30. Das Schießpulver und die Vuchdruckerkunst. t. Das frühere Kriegswesen. Das frühere Kriegswesen war von dem heutigen sehr verschieden, denn man kannte noch nicht die furchtbaren Waffen, die heutzutage die Schlachten entscheiden. Man kämpfte mit Schwert und Lanze oder mit andern hieb- und Stichwaffen. Die Kraft und die Geschicklichkeit des Armes entschied den Kampf. Daher war der mutige, durch seinen Panzer geschützte Ritter beim Handgemenge stets im Vorteil, wer ihn angreifen wollte, mußte an ihn herankommen, und war der Angreifer nicht ebenso gerüstet, so unterlag er im Nahkampfe. Die Ritterburgen, die auf unzugänglichen Bergen oder Zeisen standen, galten als uneinnehmbar, denn aus der Ferne konnte man sie nicht angreifen und zerstören. Diese Kampfesweise änderte sich, als das Schießpulver erfunden war. 2. Das Schietzpulver. Die Chinesen sollen das Pulver schon vor 1600 Jahren gekannt haben, von ihnen soll es zu den Arabern gekommen und durch diese nach Europa gebracht worden sein. Allein man verstand wohl, schone Feuerwerke damit abzubrennen, wußte es aber noch nicht für den Krieg zu benutzen. Diesen Gebrauch entdeckte erst der deutsche Mönch Verthold Schwarz, der daher als der Erfinder des Schießpulvers gilt. (Er beschäftigte sich, heißt es, in seinem Kloster zu Freiburg (in Baden) gern damit, allerlei Stoffe miteinander zu mischen, um dadurch auf neue Entdeckungen geleitet zu werden. Einst stampfte er Salpeter, Schwefel und Holzkohle in einem Mörser und legte einen Stein darauf. Indes war es Abend geworden, und der Mönch wollte sich mit Hilfe von Feuerstein und Zunder Licht machen, um besser sehen zu können. Mit einem Male blitzte und knallte es ihm um die (Dhren, und der Stein vom Mörser schlug heftig gegen die Decke,' ein Funken war in den Mörser gefallen. Erschrocken stand Berthold da und staunte über das wunderbare (Ereignis. (Er wiederholte seine versuche, und die Wirkung war immer dieselbe. Jetzt machte er die Erfindung bekannt und zeigte, wie man das Pulver im Kriege zur Zerstörung von Festungsmauern gebrauchen könnte. Man fertigte mörserähnliche Röhren an, die daher auch Mörser genannt wurden, schüttete in die Mündung Pulver, schob Steine davor und entzündete das Pulver durch ein kleines Loch im Boden. Allmählich verlängerte

5. Geschichte des Mittelalters - S. 128

1888 - Wiesbaden : Kunze
128 Zweite Periode des Mittelalters. Alfred vertrieb die Dänen mehrere Male; allein es kehrten stets neue Scharen wieder. Da beschloß er, eine Flotte zu bauen und das Kriegsglück auf der See zu versuchen. Anfangs focht er glücklich; allein die launische Kriegsgöttin wandte sich, und die Angelsachsen verloren mehrere Schlachten. Alfred mußte sich mit wenigen Begleitern in die Sümpfe und Marschen der Grafschaft Sommerset flüchten, wo er sich eine zeitlang verborgen hielt und neue Pläne zur Vertreibung der Dänen faßte. Er begab sich als Harfner verkleidet in das Lager der Dänen, sang vor dem König und erspähte jegliche Schwäche. Hieraus sammelte er seine Angelsachsen, umzingelte das Lager der Feinde und errang 880 einen vollständigen Sieg über dieselben. Die Dänen mußten in einem mit ihnen abgeschlossenen Vertrag auf den größten Teil der Eroberungen verzichten und ihr König Gutrun sich mit der Lehnsherrschaft von Ostangeln begnügen. Gutrun nahm hieraus die christliche Lehre an, erhielt bei der Taufe den Namen A t h e l st a n und regierte fortan in Frieden. Alfred richtete nun feine Sorge auf die Heilung der Wunden, die der lange Krieg dem Lande geschlagen hatte. Er förderte den Ackerbau, verbesserte die Verwaltung und die Gerichtsbarkeit, unterstützte den Wiederaufbau der zerstörten Städte, erhob London zur Hauptstadt des Landes und sicherte die Küsten vor neuen Einfällen der Dänen durch Vermehrung der Flotte und Anlegung von Festungen. Es gelang ihm zugleich, die Unsicherheit auf den Landstraßen so gänzlich zu beseitigen, daß man von seiner Regierung sagt, es hätte ein Wanderer seine volle Börse, wenn er sie verloren, auf dem Wege unberührt an der nämlichen Stelle wiederfinden können. Er habe sogar goldene Armbänder an den Landstraßen aufhängen lassen, und niemand habe es gewagt, sie anzutasten. Ebenso sorgte er für die Bildung des Volkes. Er ließ die Jugend im Angelsächsischen und in den alten Heldenliedern unterrichten und berief die tüchtigsten Gelehrten an feinen Hof. Er selbst erlernte noch in seinem 36. Lebensjahre die lateinische Sprache und übersetzte manches treffliche Buch aus ihr ins Angelsächsische. Die von den Dänen, in Asche gelegten Klöster und Schulen baute er wieder auf, damit die Kinder jedes freien Mannes lesen und schreiben lernen konnten. Aber noch einmal mußte er gegen die Dänen das Schwert ziehen. Als dieselben durch Kaiser Arnulf (§. 18) bei Löwen 891 eine Niederlage erlitten hatten, landeten sie an der Küste Englands, wurden aber auch hier von Alfred nach siegreichen Kämpfen endlich zurück-

6. Das erste Geschichtsbuch - S. 87

1892 - Gera : Hofmann
— 87 — H2. Die Burg zu Nürnberg. (Blätterbauer.) Aber auch die Burg in der großen Stadt Nürnberg in Bayern erinnert an den ersten Hohenzoller. Von dort kam er als Retter nach Brandenburg. Auf der Burg wohnte er als Burggraf, d. H. kaiserlicher Beamter der freien Reichsstadt. Cr führte das Kriegsvolk an und sprach in Streitfällen Recht. Seine Feinde gaben ihm später den Spottnamen „Nürnberger Tand" (d. H. Spielzeug), weil die Nürnberger schon damals mit Spielwaren und Lebkuchen handelten. In der Provinz Brandenburg hört man noch häufig die adeligen Namen Quitzow, Putlitz, Rochow u.a. Sie weisen in die Zeit zurück, da die Ritter dieses Namens sich mit aller Kraft wehrten, den Fremden aus Süden als Herrn anzuerkennen. Auch die Namen Friefack und Plaue sind mit dem Namen des ersten Hohenzollern in Brandenburg untrennbar verbunden. Beides waren feste Burgen der Quitzows, die dem neuen Fürsten trotzig widerstanden. (Plaue liegt am Anfang'des Plaueschen Kanals zwischen Havel und Elbe, Friesack am kleinen Rhinsluß.) Der erste Hohenzoller belagerte diese Burgen, zerbrach ihre dicken Mauern und unterwarf die Gegner. Gute Dienste leistete ihm dabei eine gewaltige Kanone. Sie war so schwer und die Wege so schlecht, daß immer viele Bauern ihre Pferde vorspannen mußten, um das Ungeheuer fortzubringen. Sie gaben ihr deshalb den Spottnamen „faule Grete". Vor ihren riesigen Kugeln war aber keine Burg und keine Mauer sicher. Nicht lange vorher hatte der Mönch Berthold Schwarz zu Freiburg am Schwarzwald das Schießpulver erfunden. Er wollte Gold machen und mischte deshalb in einem Schmelztiegel Schwefel, Salpeter und Kohle, woraus noch heute Pulver verfertigt wird. Ein Funke fiel in die Mischung, entzündete sie und schleuderte alles mit furchtbarer Gewalt umher. Bald wandte man die neue Erfindung im Kriege an. Bis dahin hatte man mit Armbrüsten geschossen und mit Maschinen Felsstücke gegen Burgen und Stadt-

7. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 355

1888 - Kreuznach [u.a.] : Voigtländer
— 355 — eine Nationalversammlung, welche die neue Gestaltung des Staates feststellen und gesetzlich ordnen sollte. 3. Die rote Republik. — Mit der bloßen Einführung der Republik fühlte sich aber die Menge der besitzlosen Arbeiter in Paris, die durch leidenschaftliche Volksführer aufgehetzt waren, nicht befriedigt. Sie suchten die Macht und vorwiegende Teilnahme der gebildeten, wohlhabenderen Volksklasse am Staatsleben zu brechen und die Herrschaft in ihre eigenen Hände zu bringen. Weil eine rote Fahne das Zeichen war, um das sie sich sammelten, nannte man sie die roten Republikaner. Um ihre gefährlichen Absichten durchzuführen, erhoben sie im Juni 1848 einen furchtbaren Aufstand. Die Nationalversammlung sollte auseinander gesprengt, die Anführer der Arbeiter, welche alle vermögenden Bürger ausplündern und vernichten wollten, an die Spitze des Staates gestellt werden. Abermals wurden Barrikaden errichtet, und in den Straßen von Paris wütete eine der entsetzlichsten Schlachten, die je in den Mauern einer Stadt sind geschlagen worden. Vier Tage hintereinander wurde mit unerhörter Erbitterung und Grausamkeit gestritten, der Erzbischof von Paris, welcher Versöhnung und Frieden unter den Kämpfenden predigte, sank, von einer Kugel getroffen, am Fuße einer Barrikade nieder. Über zehntausend Leichen bedeckten das Straßenpflaster. Aber die Aufständischen unterlagen und wurden nach beendetem Kampfe mit Strenge bestraft. Eine festere Ordnung kehrte allmählich wieder, und die Nationalversammlung brachte die neue Verfassung glücklich zustande. Nach derselben sollte die Leitung der Republik einem durch allgemeine Abstimmung des Volkes auf vier Jahre gewählten Präsidenten übertragen werden. Ganz Europa war gespannt darauf, wen die Franzosen zu dieser wichtigen Stelle berufen möchten. 4. Ludwig Napoleon Bonaparte.—Ant 10. Dezember 1848 fand die Wahl statt. Sie traf seltsamer Weise einen Mann, der sich bis dahin durch nichts hervorgethan hatte, als durch einen berühmten Namen und ein abenteuerliches Leben. Es war Kaiser Napoleons I. Neffe, Ludwig Napoleon Bonaparte, dessen Vater zur Zeit der uapoleonischen Herrschaft einige Jahre die 23*

8. Geschichte des Mittelalters - S. 272

1872 - Münster : Coppenrath
272 von 50 Pfund tausend Schritt weit scho. Allmlig aber fand man das Unbequeme dieser Maschinen, die selbst durch die grte Anstrengung kaum von der Stelle zu bringen waren. Man machte sie deshalb immer kleiner, so da man sich ihrer auch im freien Felde, und nicht blo zu Belagerungen und Vertheidigungen fester Pltze bedienen konnte. Spter go man sogar Kanonen von so dnnen Rhren, da der einzelne Mann sie bequem tragen und nach Willkr regieren konnte. Diese tragbaren Feuergewehre, die man auch Bchsen oder Mnsketen nannte, wurden, wie die Mrser und Kanonen selbst, am Znd-! locke niit einer Lunte angezndet. Das lteste Zeugni der! den Gebrauch dieser Handbchsen ist vom Jahre 1387, in wel-! ehern die Stadt Augsburg ihren Bundesgenossen dreiig Bch'! senschtzen stellte; denn dort und in Nrnberg verfertigte man lange Zeit die besten Bchsen und Kanonen, und von diesen^ Stdten ging die Vervollkommnung der gedachten Erfindung aus. Namentlich erfand man im Jahre 1517 zu Nrnberg *) Flintenschlsser mit Steinen, die durch ein Nad gespannt wur-den; und endlich verfielen die Franzosen auf das spter bliche Flintenschlo. Weil der dazu gebrauchte Feuerstein auf slavisch Flius hie, so bekam das ganze Gewehr hiervon den Namett Flinte. Um diese neue Waffe zugleich als Lanze zu gebrau-cheu, wurde au der Mndung derselben ein Seitengewehr an* geschraubt, welches von der Stadt Bajonne, im sdwestlichen Frankreich, wo diese neue Erfindung zuerst (1679) aufkam, den Namen Bajonnet erhielt**) Jedoch wurden jene neue Kriegsmaschinen im Felde anfangs wenig gebraucht. Sie galten fr heimtckische Waffen, die sich *) In dem gewerbthtigen Nrnberg ward schon im Jahre 1400 die Windbchse von Hans Lobsing er, und von einem anderen Nrn-berger, Rudolph, das Draht ziehen erfunden. **) In neuerer Zeit hat man auch angefangen, an dem Schlosse solche Vorkehrungen zu treffen, da das Gewehr nicht mehr mittelst eines ciiie? schraubten Feuersteines, sondern einfacher und sicherer, mittelst eine anfg5

9. Geschichte des Mittelalters - S. 18

1861 - Münster : Coppenrath
18 6. Kaiser Justinian (527—565). Um die Zeit der ostgothischcn Unruhen nach Thcodorich's Tode herrschte in Constantinopcl Kaiser Justinian, unter wel- chem das griechische Reich einen ungewöhnlichen Glanz erhielt. Er selbst zeichnete sich nicht durch große Eigenschaften aus; jedoch besaß er die einem Herrscher nöthige Klugheit, sich mit den fähigsten Männern seines Reiches zu umgeben, deren Verdienste auf ihn zurückstralten. Dazu begleitete das Glück fast alle seine Schritte. Seine kluge und entschlossene Frau Thodora, die früher Schauspielerin und in Hinsicht ihrer Sitten übel berüchtigt gewesen war, wußte sich eine unumschränkte Herrschaft über ihn zu verschaffen und thätig zu seinem Ruhme mitzuwirken. Unter seiner Regierung brach zu Constantinopel ein furcht- barer Bürgerkrieg aus. Im Circus oder in der Rennbahn, in welcher zur Belustigung des Volkes Fechterspiele gehalten wurden, hatten sich schon seit längerer Zeit zwei Parteien unter den Kämpfern gebildet, die man nach der Farbe ihrer Kleidung die Blauen und Grünen nannte. Das Volk nahm Partei für die Banden der Kämpfer und bildete bald zwei gefährliche Par- teien des Staates, zumal da der Hof schwach genug war, sich selbst für die eine oder andere Partei zu erklären. Aufruhr und Mord füllten wiederholt die Straßen der Hauptstadt und legten ihre schönsten Gebäude in Asche. Justinian selbst schwebte in Lebensgefahr und wollte schon heimlich entfliehen, aber seine herz- hafte Frau hielt ihn zurück. Nur durch Ströme von Blut wurde endlich die Flamme des Bürgerkrieges gelöscht, und die Ruhe wieder hergestellt. Nun erst konnte der Kaiser ernstlich an auswärtige Ero- berungen denken. Zuerst schickte er seinen tapferen Feldherrn Belisar nach Nordafrika, um das vandalische Reich zu erobern. Hier hatte Ge lim er den rechtmäßigen König des Landes, mit Namen Hilperich, vom Throne gestoßen und in den Kerker geworfen, sich selbst aber die Regierung angemaßt. Und als Belisar in Afrika erschien, um den frechen Thronräuber zu be-

10. Geschichte des Mittelalters - S. 256

1861 - Münster : Coppenrath
256 Bald hierauf wurde Huß aus seinem Gewahrsam vor die Versammlung geführt. Die Väter erklärten seine Lehre für ketzerisch und forderten ihn wiederholt zum Widerrufe auf; allein Huß weigerte sich standhaft. Da wurde er seiner Priestcrwürde entsetzt und nun der weltlichen Obrigkeit überantwortet. Ketzerei galt damals, bei dem engen Zusammenhange des Staates mit der Kirche, auch für ein Staatsverbrechen, weil Alles, was die Ruhe und den Frieden der Kirche störe, auch den Bestand der bürgerlichen Ordnung, ja des Staates selbst, bedrohe. Die Staatsgesetze jener Zeit verhängten aber die Strafe des Feuer- todes gegen unverbesserliche Jrrlehrer, und diese ward nun von der Staatsgewalt an Huß vollzogen. Es wurde vor dem Thore ein Scheiterhaufen errichtet, und der Verurtheilte gefesselt dahin geführt. Ruhig und standhaft, unter einem gewaltigen Zulaufe der Volksmenge, näherte er sich betend dem Richtplatze. Schon hatte er den Holzstoß bestiegen, schon war er an den Pfahl gebunden und mit Stroh umlegt; da bot ihm der Pfalzgras noch einmal Rettung an, wenn er widerrufen wolle. Allein auch inmitten der Schrecknisse des nahen Todes blieb er hart- näckig bei seiner Weigerung. Da endlich wurde der Holzstoß angezündet, und Huß lebendig verbrannt. Seine Asche wurde gesammelt und in den Rhein geworfen. Der Tag seiner Hin- richtung war der sechste Juli des Jahres 1415. Ein gleich schreckliches Urtheil wurde im folgenden Jahre in derselben Stadt an Hieronymus von Prag, Hussens Freund und Anhänger, vollzogen. Auch er bestieg festen Muthes den Holz- stoß und wurde zu Asche verbrannt. Die Nachricht von dem schrecklichen Untergange dieser beiden Männer erregte bei den Böhmen erst Bestürzung und Trauer, dann furchtbaren Aufruhr. Jetzt hielten sie um so fester an Hussens Lehre und erweiterten sie noch. Jakob von Mieß, ein eifriger Prediger, lehrte, daß auch den Nichtgeistlichen der Kelch bei dem h. Abendmahle gereicht werden müsse. Diese Lehre fand bei den Huf fiten — so nannte man Hussens
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