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Extrahierte Personennamen: Cosenza Romulus
Extrahierte Ortsnamen: Rom Unteritalien Sizilien Afrika Gallien Gallien Toulouse Spanien Oberitalien Verona Bern Verona Italien Bnsento
aufgereizt worden, da er in dem großen Kurfürsten seinen gefährlichsten Gegner sah. In Eilmärschen zog dieser in sein Heimatland und schlug die neuen Feinde vollständig bei Fehrbellin (1675). Das Elsaß aber blieb für die Deutschen infolge der unglücklichen Schlacht bei Türkheim verloren.
Der Krieg dauerte hier noch vier Jahre lang sort. Das Elsaß, das ungefähr vierzig Jahre früher im dreißigjährigen Kriege so hart mitgenommen worden war, litt unsäglich. Um den Kaiserlichen, die jetzt von dem Herzog Karl von Lothringen geführt wurden, die Kriegsführung zu erschweren, wurde eine Anzahl elsässischer Städte zerstört. Auch sollte ihnen dadurch ihre ^reue und Liebe zu Kaiser und Reich gründlich ausgetrieben werden. Höreu wir, was ein Zeitgenosse, der Verfasser der Xh(inner Chronik, ein Franziskanermönch, darüber berichtet:
„Am 1. September (1677) ist die schöne Stadt 3obern, so des Bischofs von Straßburg Residenz ist, von den Franzosen rasiert und sind die schönen Ringmauern und Zinnen, auch die Türme niedergerissen worden, und also eher einem Dorf als einer Stadt ist gleich worden."
„Um diese Zeit ist auch die große und schöne Reichsstadt Hagenau ausgeplündert und verbrannt worden, weil sie zu unbesonnen im Reden waren."
„Den 16. September 1677 haben die Franzosen die Stadt Hagenau zum zweitenmal wieder angezündet und verbrannt, auf daß das, was das erstemal übrig geblieben, diesesmal alles zu Asche werden sollte. Hundert Häuser samt der alten Hohen-stanfenburg brannten in Hagenau nieder, in Weißen bürg fiebenzig Häuser."
Durch solche Gewaltmaßregeln suchte Ludwig Xiv. das Elsaß zu bezwingen. Um weiterem Elend und Jammer zu entgehen, zumal von dem schwachen Kaiser keine Hilfe mehr zu hoffen war, unterwarf sich das elf äs fische Volk. Nur Straßburg war noch frei und hielt zum Deutschen Reiche. Im Jahre 1681 aber wurde es auch französisch; das ging so zu: Ludwig Xiv. setzte Gerichte ein, Reunionskammern genannt, die untersuchen sollten, welche Länder und Städte einst zu den von Frankreich in den letzten 30 Jahren erworbenen Besitzungen gehört hätten. Diese wurden besetzt und für französisch erklärt; unter ihnen war auch Straßburg. Der französische König ließ zuerst eine Schanze ant Rhein nehmen und schickte dann den Feldherrn Montelar mit 30000 Mann gegen die Stadt und die umliegenden Dörser. Als man in Straßburg davon Kunde erhielt, bemächtigte sich eine gewaltige Aufregung der Stadt; die Wälle wurden besetzt, die Kanonen auf die Mauern geführt. Allein es war vergebens. Straßburg hatte nur 400 Mann Besatzung; was konnten die gegen dreißigtausend
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Extrahierte Personennamen: Karl_von_Lothringen Karl Straßburg Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig Straßburg
Extrahierte Ortsnamen: Eilmärschen Fehrbellin Hagenau Hagenau Hagenau Frankreich Rhein Straßburg
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— 68 —
Man nennt ihn den letzten Bitter, weil er an Körper und Geist alle Vorzüge des Ritterroefens besaß, als schon eine neue Zeit angebrochen war.
30. Das Schießpulver und die Vuchdruckerkunst.
t. Das frühere Kriegswesen. Das frühere Kriegswesen war von dem heutigen sehr verschieden, denn man kannte noch nicht die furchtbaren Waffen, die heutzutage die Schlachten entscheiden. Man kämpfte mit Schwert und Lanze oder mit andern hieb- und Stichwaffen. Die Kraft und die Geschicklichkeit des Armes entschied den Kampf. Daher war der mutige, durch seinen Panzer geschützte Ritter beim Handgemenge stets im Vorteil, wer ihn angreifen wollte, mußte an ihn herankommen, und war der Angreifer nicht ebenso gerüstet, so unterlag er im Nahkampfe. Die Ritterburgen, die auf unzugänglichen Bergen oder Zeisen standen, galten als uneinnehmbar, denn aus der Ferne konnte man sie nicht angreifen und zerstören. Diese Kampfesweise änderte sich, als das Schießpulver erfunden war.
2. Das Schietzpulver. Die Chinesen sollen das Pulver schon vor 1600 Jahren gekannt haben, von ihnen soll es zu den Arabern gekommen und durch diese nach Europa gebracht worden sein. Allein man verstand wohl, schone Feuerwerke damit abzubrennen, wußte es aber noch nicht für den Krieg zu benutzen. Diesen Gebrauch entdeckte erst der deutsche Mönch Verthold Schwarz, der daher als der Erfinder des Schießpulvers gilt. (Er beschäftigte sich, heißt es, in seinem Kloster zu Freiburg (in Baden) gern damit, allerlei Stoffe miteinander zu mischen, um dadurch auf neue Entdeckungen geleitet zu werden. Einst stampfte er Salpeter, Schwefel und Holzkohle in einem Mörser und legte einen Stein darauf. Indes war es Abend geworden, und der Mönch wollte sich mit Hilfe von Feuerstein und Zunder Licht machen, um besser sehen zu können. Mit einem Male blitzte und knallte es ihm um die (Dhren, und der Stein vom Mörser schlug heftig gegen die Decke,' ein Funken war in den Mörser gefallen. Erschrocken stand Berthold da und staunte über das wunderbare (Ereignis. (Er wiederholte seine versuche, und die Wirkung war immer dieselbe. Jetzt machte er die Erfindung bekannt und zeigte, wie man das Pulver im Kriege zur Zerstörung von Festungsmauern gebrauchen könnte. Man fertigte mörserähnliche Röhren an, die daher auch Mörser genannt wurden, schüttete in die Mündung Pulver, schob Steine davor und entzündete das Pulver durch ein kleines Loch im Boden. Allmählich verlängerte
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128
Zweite Periode des Mittelalters.
Alfred vertrieb die Dänen mehrere Male; allein es kehrten stets neue Scharen wieder. Da beschloß er, eine Flotte zu bauen und das Kriegsglück auf der See zu versuchen. Anfangs focht er glücklich; allein die launische Kriegsgöttin wandte sich, und die Angelsachsen verloren mehrere Schlachten. Alfred mußte sich mit wenigen Begleitern in die Sümpfe und Marschen der Grafschaft Sommerset flüchten, wo er sich eine zeitlang verborgen hielt und neue Pläne zur Vertreibung der Dänen faßte.
Er begab sich als Harfner verkleidet in das Lager der Dänen, sang vor dem König und erspähte jegliche Schwäche. Hieraus sammelte er seine Angelsachsen, umzingelte das Lager der Feinde und errang 880 einen vollständigen Sieg über dieselben. Die Dänen mußten in einem mit ihnen abgeschlossenen Vertrag auf den größten Teil der Eroberungen verzichten und ihr König Gutrun sich mit der Lehnsherrschaft von Ostangeln begnügen. Gutrun nahm hieraus die christliche Lehre an, erhielt bei der Taufe den Namen A t h e l st a n und regierte fortan in Frieden.
Alfred richtete nun feine Sorge auf die Heilung der Wunden, die der lange Krieg dem Lande geschlagen hatte. Er förderte den Ackerbau, verbesserte die Verwaltung und die Gerichtsbarkeit, unterstützte den Wiederaufbau der zerstörten Städte, erhob London zur Hauptstadt des Landes und sicherte die Küsten vor neuen Einfällen der Dänen durch Vermehrung der Flotte und Anlegung von Festungen. Es gelang ihm zugleich, die Unsicherheit auf den Landstraßen so gänzlich zu beseitigen, daß man von seiner Regierung sagt, es hätte ein Wanderer seine volle Börse, wenn er sie verloren, auf dem Wege unberührt an der nämlichen Stelle wiederfinden können. Er habe sogar goldene Armbänder an den Landstraßen aufhängen lassen, und niemand habe es gewagt, sie anzutasten. Ebenso sorgte er für die Bildung des Volkes. Er ließ die Jugend im Angelsächsischen und in den alten Heldenliedern unterrichten und berief die tüchtigsten Gelehrten an feinen Hof. Er selbst erlernte noch in seinem 36. Lebensjahre die lateinische Sprache und übersetzte manches treffliche Buch aus ihr ins Angelsächsische. Die von den Dänen, in Asche gelegten Klöster und Schulen baute er wieder auf, damit die Kinder jedes freien Mannes lesen und schreiben lernen konnten.
Aber noch einmal mußte er gegen die Dänen das Schwert ziehen. Als dieselben durch Kaiser Arnulf (§. 18) bei Löwen 891 eine Niederlage erlitten hatten, landeten sie an der Küste Englands, wurden aber auch hier von Alfred nach siegreichen Kämpfen endlich zurück-
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Extrahierte Personennamen: Alfred Alfred Alfred Arnulf Alfred
— 87 —
H2. Die Burg zu Nürnberg. (Blätterbauer.)
Aber auch die Burg in der großen Stadt Nürnberg in Bayern erinnert an den ersten Hohenzoller. Von dort kam er als Retter nach Brandenburg. Auf der Burg wohnte er als Burggraf, d. H. kaiserlicher Beamter der freien Reichsstadt. Cr führte das Kriegsvolk an und sprach in Streitfällen Recht. Seine Feinde gaben ihm später den Spottnamen „Nürnberger Tand" (d. H. Spielzeug), weil die Nürnberger schon damals mit Spielwaren und Lebkuchen handelten.
In der Provinz Brandenburg hört man noch häufig die adeligen Namen Quitzow, Putlitz, Rochow u.a. Sie weisen in die Zeit zurück, da die Ritter dieses Namens sich mit aller Kraft wehrten, den Fremden aus Süden als Herrn anzuerkennen.
Auch die Namen Friefack und Plaue sind mit dem Namen des ersten Hohenzollern in Brandenburg untrennbar verbunden. Beides waren feste Burgen der Quitzows, die dem neuen Fürsten trotzig widerstanden. (Plaue liegt am Anfang'des Plaueschen Kanals zwischen Havel und Elbe, Friesack am kleinen Rhinsluß.) Der erste Hohenzoller belagerte diese Burgen, zerbrach ihre dicken Mauern und unterwarf die Gegner. Gute Dienste leistete ihm dabei eine gewaltige Kanone. Sie war so schwer und die Wege so schlecht, daß immer viele Bauern ihre Pferde vorspannen mußten, um das Ungeheuer fortzubringen. Sie gaben ihr deshalb den Spottnamen „faule Grete". Vor ihren riesigen Kugeln war aber keine Burg und keine Mauer sicher.
Nicht lange vorher hatte der Mönch Berthold Schwarz zu Freiburg am Schwarzwald das Schießpulver erfunden. Er wollte Gold machen und mischte deshalb in einem Schmelztiegel Schwefel, Salpeter und Kohle, woraus noch heute Pulver verfertigt wird. Ein Funke fiel in die Mischung, entzündete sie und schleuderte alles mit furchtbarer Gewalt umher. Bald wandte man die neue Erfindung im Kriege an. Bis dahin hatte man mit Armbrüsten geschossen und mit Maschinen Felsstücke gegen Burgen und Stadt-
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— 355 —
eine Nationalversammlung, welche die neue Gestaltung des Staates feststellen und gesetzlich ordnen sollte.
3. Die rote Republik. — Mit der bloßen Einführung der Republik fühlte sich aber die Menge der besitzlosen Arbeiter in Paris, die durch leidenschaftliche Volksführer aufgehetzt waren, nicht befriedigt. Sie suchten die Macht und vorwiegende Teilnahme der gebildeten, wohlhabenderen Volksklasse am Staatsleben zu brechen und die Herrschaft in ihre eigenen Hände zu bringen. Weil eine rote Fahne das Zeichen war, um das sie sich sammelten, nannte man sie die roten Republikaner. Um ihre gefährlichen Absichten durchzuführen, erhoben sie im Juni 1848 einen furchtbaren Aufstand. Die Nationalversammlung sollte auseinander gesprengt, die Anführer der Arbeiter, welche alle vermögenden Bürger ausplündern und vernichten wollten, an die Spitze des Staates gestellt werden. Abermals wurden Barrikaden errichtet, und in den Straßen von Paris wütete eine der entsetzlichsten Schlachten, die je in den Mauern einer Stadt sind geschlagen worden. Vier Tage hintereinander wurde mit unerhörter Erbitterung und Grausamkeit gestritten, der Erzbischof von Paris, welcher Versöhnung und Frieden unter den Kämpfenden predigte, sank, von einer Kugel getroffen, am Fuße einer Barrikade nieder. Über zehntausend Leichen bedeckten das Straßenpflaster. Aber die Aufständischen unterlagen und wurden nach beendetem Kampfe mit Strenge bestraft. Eine festere Ordnung kehrte allmählich wieder, und die Nationalversammlung brachte die neue Verfassung glücklich zustande. Nach derselben sollte die Leitung der Republik einem durch allgemeine Abstimmung des Volkes auf vier Jahre gewählten Präsidenten übertragen werden. Ganz Europa war gespannt darauf, wen die Franzosen zu dieser wichtigen Stelle berufen möchten.
4. Ludwig Napoleon Bonaparte.—Ant 10. Dezember 1848 fand die Wahl statt. Sie traf seltsamer Weise einen Mann, der sich bis dahin durch nichts hervorgethan hatte, als durch einen berühmten Namen und ein abenteuerliches Leben. Es war Kaiser Napoleons I. Neffe, Ludwig Napoleon Bonaparte, dessen Vater zur Zeit der uapoleonischen Herrschaft einige Jahre die
23*
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Napoleon_Bonaparte Ludwig Napoleon Napoleons_I. Ludwig_Napoleon_Bonaparte Ludwig Napoleon
272
von 50 Pfund tausend Schritt weit scho. Allmlig aber fand man das Unbequeme dieser Maschinen, die selbst durch die grte Anstrengung kaum von der Stelle zu bringen waren. Man machte sie deshalb immer kleiner, so da man sich ihrer auch im freien Felde, und nicht blo zu Belagerungen und Vertheidigungen fester Pltze bedienen konnte. Spter go man sogar Kanonen von so dnnen Rhren, da der einzelne Mann sie bequem tragen und nach Willkr regieren konnte. Diese tragbaren Feuergewehre, die man auch Bchsen oder Mnsketen nannte, wurden, wie die Mrser und Kanonen selbst, am Znd-! locke niit einer Lunte angezndet. Das lteste Zeugni der! den Gebrauch dieser Handbchsen ist vom Jahre 1387, in wel-! ehern die Stadt Augsburg ihren Bundesgenossen dreiig Bch'! senschtzen stellte; denn dort und in Nrnberg verfertigte man lange Zeit die besten Bchsen und Kanonen, und von diesen^ Stdten ging die Vervollkommnung der gedachten Erfindung aus. Namentlich erfand man im Jahre 1517 zu Nrnberg *) Flintenschlsser mit Steinen, die durch ein Nad gespannt wur-den; und endlich verfielen die Franzosen auf das spter bliche Flintenschlo. Weil der dazu gebrauchte Feuerstein auf slavisch Flius hie, so bekam das ganze Gewehr hiervon den Namett Flinte. Um diese neue Waffe zugleich als Lanze zu gebrau-cheu, wurde au der Mndung derselben ein Seitengewehr an* geschraubt, welches von der Stadt Bajonne, im sdwestlichen Frankreich, wo diese neue Erfindung zuerst (1679) aufkam, den Namen Bajonnet erhielt**)
Jedoch wurden jene neue Kriegsmaschinen im Felde anfangs wenig gebraucht. Sie galten fr heimtckische Waffen, die sich
*) In dem gewerbthtigen Nrnberg ward schon im Jahre 1400 die Windbchse von Hans Lobsing er, und von einem anderen Nrn-berger, Rudolph, das Draht ziehen erfunden.
**) In neuerer Zeit hat man auch angefangen, an dem Schlosse solche Vorkehrungen zu treffen, da das Gewehr nicht mehr mittelst eines ciiie? schraubten Feuersteines, sondern einfacher und sicherer, mittelst eine anfg5
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Extrahierte Personennamen: Hans_Lobsing Rudolph
Extrahierte Ortsnamen: Willkr Nrnberg Nrnberg Frankreich Nrnberg
18
6. Kaiser Justinian (527—565).
Um die Zeit der ostgothischcn Unruhen nach Thcodorich's
Tode herrschte in Constantinopcl Kaiser Justinian, unter wel-
chem das griechische Reich einen ungewöhnlichen Glanz erhielt.
Er selbst zeichnete sich nicht durch große Eigenschaften aus; jedoch
besaß er die einem Herrscher nöthige Klugheit, sich mit den
fähigsten Männern seines Reiches zu umgeben, deren Verdienste
auf ihn zurückstralten. Dazu begleitete das Glück fast alle seine
Schritte. Seine kluge und entschlossene Frau Thodora, die
früher Schauspielerin und in Hinsicht ihrer Sitten übel berüchtigt
gewesen war, wußte sich eine unumschränkte Herrschaft über ihn
zu verschaffen und thätig zu seinem Ruhme mitzuwirken.
Unter seiner Regierung brach zu Constantinopel ein furcht-
barer Bürgerkrieg aus. Im Circus oder in der Rennbahn, in
welcher zur Belustigung des Volkes Fechterspiele gehalten wurden,
hatten sich schon seit längerer Zeit zwei Parteien unter den
Kämpfern gebildet, die man nach der Farbe ihrer Kleidung die
Blauen und Grünen nannte. Das Volk nahm Partei für
die Banden der Kämpfer und bildete bald zwei gefährliche Par-
teien des Staates, zumal da der Hof schwach genug war, sich
selbst für die eine oder andere Partei zu erklären. Aufruhr und
Mord füllten wiederholt die Straßen der Hauptstadt und legten
ihre schönsten Gebäude in Asche. Justinian selbst schwebte in
Lebensgefahr und wollte schon heimlich entfliehen, aber seine herz-
hafte Frau hielt ihn zurück. Nur durch Ströme von Blut
wurde endlich die Flamme des Bürgerkrieges gelöscht, und die
Ruhe wieder hergestellt.
Nun erst konnte der Kaiser ernstlich an auswärtige Ero-
berungen denken. Zuerst schickte er seinen tapferen Feldherrn
Belisar nach Nordafrika, um das vandalische Reich zu erobern.
Hier hatte Ge lim er den rechtmäßigen König des Landes, mit
Namen Hilperich, vom Throne gestoßen und in den Kerker
geworfen, sich selbst aber die Regierung angemaßt. Und als
Belisar in Afrika erschien, um den frechen Thronräuber zu be-
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Extrahierte Personennamen: Thodora
Extrahierte Ortsnamen: Constantinopcl Constantinopel Nordafrika Afrika
256
Bald hierauf wurde Huß aus seinem Gewahrsam vor die
Versammlung geführt. Die Väter erklärten seine Lehre für
ketzerisch und forderten ihn wiederholt zum Widerrufe auf; allein
Huß weigerte sich standhaft. Da wurde er seiner Priestcrwürde
entsetzt und nun der weltlichen Obrigkeit überantwortet. Ketzerei
galt damals, bei dem engen Zusammenhange des Staates mit
der Kirche, auch für ein Staatsverbrechen, weil Alles, was die
Ruhe und den Frieden der Kirche störe, auch den Bestand der
bürgerlichen Ordnung, ja des Staates selbst, bedrohe. Die
Staatsgesetze jener Zeit verhängten aber die Strafe des Feuer-
todes gegen unverbesserliche Jrrlehrer, und diese ward nun von
der Staatsgewalt an Huß vollzogen. Es wurde vor dem Thore
ein Scheiterhaufen errichtet, und der Verurtheilte gefesselt dahin
geführt. Ruhig und standhaft, unter einem gewaltigen Zulaufe
der Volksmenge, näherte er sich betend dem Richtplatze. Schon
hatte er den Holzstoß bestiegen, schon war er an den Pfahl
gebunden und mit Stroh umlegt; da bot ihm der Pfalzgras
noch einmal Rettung an, wenn er widerrufen wolle. Allein
auch inmitten der Schrecknisse des nahen Todes blieb er hart-
näckig bei seiner Weigerung. Da endlich wurde der Holzstoß
angezündet, und Huß lebendig verbrannt. Seine Asche wurde
gesammelt und in den Rhein geworfen. Der Tag seiner Hin-
richtung war der sechste Juli des Jahres 1415. Ein gleich
schreckliches Urtheil wurde im folgenden Jahre in derselben
Stadt an Hieronymus von Prag, Hussens Freund und
Anhänger, vollzogen. Auch er bestieg festen Muthes den Holz-
stoß und wurde zu Asche verbrannt.
Die Nachricht von dem schrecklichen Untergange dieser beiden
Männer erregte bei den Böhmen erst Bestürzung und Trauer,
dann furchtbaren Aufruhr. Jetzt hielten sie um so fester an
Hussens Lehre und erweiterten sie noch. Jakob von Mieß,
ein eifriger Prediger, lehrte, daß auch den Nichtgeistlichen der
Kelch bei dem h. Abendmahle gereicht werden müsse. Diese
Lehre fand bei den Huf fiten — so nannte man Hussens
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