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sei, müsse er diesen mit Fleiß einschlagen, damit er das Land Argolis und die Landenge, den waldigen Isthmus, von bösen Menschen säubere.
Theseus hatte kaum eine Tagereise zurückgelegt, so fand sich schon eine Gelegenheit, um seinen Muth zu erproben. In dem Walde von Epidauros wohnte nahe an der Straße ein übermüthiger Unhold, mit Namen Periphetes, der allen Vorübergehenden mit einer schweren Keule auflauerte und sie von hinten erschlug. Theseus, vorher schon gewarnt, durchsuchte die Gegend sehr vorsichtig, und als er den Riesen erblickte, forderte er ihn laut zum Kampfe heraus. Der Wilde kam trotzig hervor und schwang die Keule über ihm; aber ehe er sie niederschmettern konnte, war ihm schon des Jünglings scharfes Schwert in den Leib gefahren, daß er laut stöhnend zurückschwankte und rücklings auf die Erde fiel. Freudig steckte Theseus sein Schwert in die Scheide und ergriff die Keule des Periphetes, die nun sein treuer Begleiter ward.
Indem er getrosten Muthes weiter zog, kam er in bewohnte Gegenden, in welchen ihm die Leute schreckliche Geschichten von einem andern Wilden erzählten, den sie nur „den Fichtenbeuger" nannten, oder auch wohl Sinis, d. i. Bösewicht. Dieser Räuber hauste am Eingänge der korinthischen Landenge, und da bog er denn zwei benachbarte Fichten mit seinen starken Armen zusammen, indem er die Vorüberreisenden einlud, ihm das Kunststück nachzumachen; konnten sie das nicht, hing er sie an den Bäumen auf. Theseus, der außer dem Herkules noch keinen Mann gesehen hatte, der ihm an Stärke gleichgekommen wäre, war recht begierig, sich mit dem gewaltigen Sinis zu messen. Er kam, faßte die glattbehauenen Fichten und bog sie so kräftig zusammen, daß ihre Spitzen sich durchkreuzten. Bei diesem Anblick erblaßte der Bösewicht zum ersten Mal in seinem Leben, denn er merkte, daß die Strafe nahe sei. Theseus packte ihn an der Kehle und hängte ihn an der Tanne auf, einem Unglücklichen gegenüber, den Sinis vor Kurzem an der andern Tanne aufgeknüpft hatte.
Weiter kam Theseus in eine Gegend, wo große Eber hausten und alle Aecker der armen Einwohner verwüsteten. Diese Thiere wurden von dem Helden aufgejagt und erlegt; noch nie hatten die Leute einen so gewaltigen Jäger gesehen, und Alle strömten herzu, ihrem Wohlthäter zu danken.
Zwischen Korinth und Megara ging ein Weg an einem Felsenabhang hin, an welchem tief unten im Grunde das Meer fluthete. Vor diesem Engpasse warnte man den Theseus, denn dort lauere ein grausamer Riese, Skiron, den Wanderern auf, um sie plötzlich in's Meer zu stürzen. Noch Niemand hatte diesen Frevler bezwingen können; doch Theseus fürchtete sich nicht vor ihm. Er ging auf ihn los und rang lange mit ihm, endlich aber stürzte er ihn in denselben Abgrund, der schon so manche unschuldige Pilger verschlungen hatte.
Theseus kam Athen, der Hauptstadt seines Vaters, immer näher; aber ein Hauptkampf stand ihm noch bevor. Damastes, der Aus-
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Fresser, diesen Tellerlecker, diesen beschwerlichen Bettler in die Stadt, der, die Schultern an den Thürpfosten sich reibend, um Brocken bittet? Wenn er zum Hüter eines Geheges, zum Ausfegen der Ställe taugte, könnte er Molken trinken und Fett auf die Lenden gewinnen; doch zur Landarbeit wird er keine Lust haben und lieber für seinen unersättlichen Vauch um Futter betteln. Im Palast des Odysseus werden ihn die Freier mit Schemeln werfen und ihm die Rippen zerschmettern!"
Diese und andere Schmähungen ertrug der Held mit ruhiger Gelassenheit; der Ziegenhirt Melantheus enteilte zum Palaste und auch Eumäus und der Bettler langten nach ihm an. Vor der Wohnung auf einem Haufen Dünger lag ein alter Hund des Odysseus, der, vormals ein stattlicher Jagdhund, verachtet und von Ungeziefer verzehrt wurde. Das treue Thier erkannte sogleich den Herrn und wedelte mit dem Schwänze, doch vermochte es aus Schwäche nicht mehr zu ihm zu gehen. Sein Herr unterdrückte heimlich eine Thräne, der Hund aber fiel, als ob er des Herrn Wiederkehr habe abwarten wollen, todt nieder.
Jetzt trat Odysseus in den Saal, und als er von Telemach Speise empfangen hatte, flehete er der Reihe nach auch die Freier um Gaben an, die ihm auch alle von ihrem Ueberfluß mittheilten; nur der Vornehmste und Uebermüthigste, Antinous, wies ihn mit Scheltworten ab und warf ihn mit dem Schemel an die Schultern; doch Odysseus duldete schweigend die Mißhandlung. Da kam noch ein Bettler, Namens Jros, in den Saal, der bei den Freiern Zutritt hatte. Dieser ward unwillig, einen andern Bettler an seinem Platze zu sehen, stieß den Odysseus zurück und drohete ihm mit Faustschlägen. „Laßt die Bettler kämpfen" — riefen die Freier — „das wird ein ergötzliches Schauspiel sein!" „Dem Sieger einen fettgebratenen Geismagen zur Belohnung!" riefen wieder Einige. Odysseus war gleich bereit und als er seine gewaltigen Schultern und Arme entblößte, erstaunten die Freier über den kräftigen Gliederbau. Bald war der Kampf beendet; denn Odysseus schlug dem Jros unter dem Ohr an den Hals, daß die Knochen zerbrachen und ein Blutstrom seinem Munde entquoll. Dann zog er den Geschlagenen auf den Vorhof und setzte ihn dort an einer Mauer nieder.
Als der Abend herankam, wurden Feuer angezündet, den großen Märmersaal zu erleuchten. Die Freier kamen von ihren Spielen zurück und das tobende Gastmahl begann auf's Neue. Odysseus fand sich auch wieder ein und bettelte bei den Gästen in demüthiget Stellung. Da mußte er wieder manches Schmähwort erdulden, vorzüglich von Antinous, dem der Bettler besonders zuwider war. Endlich begaben sich die ausgelassenen Männer in ihre eigenen Häuser zur Ruhe. Da trat die schöne Penelope mit ihren Mägden aus dem Gemach, denn sie hatte durch den treuen Eumäus vernommen, es sei ein fremder Bettler angekommen, der viel vom Helden Odysseus zu erzählen wisse. Man setzte dem verkleideten Alten einen Sessel zurecht und dieser erzählte nun, wie er aus Kreta gebürtig sei, vor Troja gekämpft, auch den Odysseus gesehen habe,
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