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Mannesalter: Strenge Ueberwachung des Privatlebens.
In Haus, Tracht, Speise ist die größte Einfachheit Vorschrift und
Sitte. Die cpiöina oder avaoina aus gemeinsamen Beiträgen
für alle über 20 Jahre alten Spartiatcn, die sich in geschlossenen
Tischgesellschaften (ovoxijvtou) einigten; die schwarze Suppe (al/xaria
oder ßucpd). Diese gesellige Gemeinschaft übertrug sich auch auf
die Heereseintheilung (fw^orwi), — Verbot des Gebrauchs edler
Metalle; eisernes Stabgeld; Verbot ddr Auswandrung, die als
Desertion galt; strenge Fremdenpolizei (^tvt]Xaaiu) und Verbot
der Niederlassung von Ausländern.
Jeder Bürger war vom 20—60. Jahre kriegspflichtig. Die
militärische Kraft des Staates ruhte auf dem Fußvolke,
dessen Kern das Hoplitenheer, mit ehernem Panzer und Helm,
großem Schild, langem Speer,.kurzem Schwert bewaffnet. Früher
die größte taktische Heeresabtheilung der Xöyoc,, später die ¡xoqu.
Sparta ein Kriegslager, ein Volk in Waffen, ebenso gegen die
widerstrebenden Elemente im Inland (Heloten) wie gegen außen
gerüstet.
Vii. Das Ephorenamt wohl eine vorlykurgischebehörde
(Gemeindevorsteher), aber erst nach Lykurg (zu König Theo-
pompos Zeit?) im Interesse des dorischen Demos gegen
Könige und Geronten weiter ausgebildet bis zu einer Art Gegen-
regierung gegen die Könige und ihre Uebergriffe. Aufsichts- und
Rügerecht der 5 jährlich wechselnden Ephoren gegen alle Ma-
gistrate und Bürger. Die Könige konnten durch sie alle 9 Jahre
unter Umständen suspendiert und vor der Gerusia in Anklage-
stand versetzt werden.
B. Die Mejsenischen Kriege.
Die lykurgischen Institutionen geben dem Staate neue Lebens-
kraft und die Fähigkeit, bald seine Macht auch zu erweitern. So
folgte der erst nach Lykurg eingetretenen völligen Unterwerfung
der lakonischen Landschaft die Eroberung Messeniens.
Messenien {ßltooßvrj — Mittel- oder Binnenland) das
fruchtbarste, von dem Pamisos, dem wasserreichsten Flusse des
Peloponnes, durchströmte und gebildete Land. In demselben
zwei Ebenen, durch das nahe Zusammentreten der Gebirgslinien
getrennt. In der Nahe der trennenden Engschlucht liegt die
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39
Elegien. Niederlage der Messenier in der dritten großen Schlacht
durch den Verrath des arkadischen Königs Aristokrates (von
Orchomenos). Zehnjähriger hartnäckiger Widerstand in der
Bergfeste Eira; Uebergabe durch Verrath; Aristomenes' Ver-
such, von Arkadien ans in Lakonien einzudringen, vereitelt. Sein
Asyl und Tod auf Rhodos. Massenhafte Auswanderung aus
Messenien (auch nach Rhegion), Verwandlung der übrigen Be-
wohner in Heloten, die als Knechte der Spartiaten das Land
bauten. Seitdem eine lange Leidensgeschichte des Volkes bis zu
erneuerten Verzweiflungskämpfen.
C. Spartas Hegemonie im Peloponnes.
Durch die geographische Natur des Landes gesichert, durch
die lykurgische Gesetzgebung innerlich gekräftigt, durch den Erfolg
der messenischen Kriege in den Besitz des größten Landgebiets
auf der Halbinsel gesetzt, sucht nun Sparta seinen politischen Ein-
fluß auch in den übrigen peloponnesischen Staaten herrschend zu
machen. So tritt an die Stelle völliger Unterwerfung der
letzteren (etwa seit 600) Schartas Hegemonie im Pelo-
ponnes. Nur zwei Staaten entzogen sich diesem Uebergewicht:
das in der klassischen Zeit ganz bedeutungslose A ch ai a und Argos.
Die Hafen- und städtereiche Landschaft Argolis erstreckt sich
halvinselartig und voll Inseln umgeben zwischen dem Argolischen
und Saronischen Buseil iu das Aegäische Meer. Daher von
den ältesten Zeiten ihr Zusammenhang mit dem Orient. In
der vvrdorischen Zeit der erste Staat des Peloponnes. Nach
der dorischen Wandrung wird die Stadt Argos, in dem frucht-
baren Kern des Landes, der Jnachosebene gelegen, an Mykenäs
Stelle der Hauptort von Argolis, erreichte aber nie die völlige
Beherrschung und Einigullg der nur spärlich mit Doriern be-
setzten Landschaft. Fortwährende Eifersucht gegen Sparta.
Die Glanzzeit der Stadt ist die Regierung des Tenktiben
Pheidvn im 7. Jahrhundert (nicht nach ändern Annahmen trt
der Mitte des achten), vorübergehendes Uebergewicht über Sparta.
In der Mitte des 6. Jahrhunderts Eroberung des lange strittigen
Grenzgebietes Kynuria durch die Spartaner. Entscheidende
Niederlage der Argeier bei Tiryns durch den Spartanerkönig
Kleomenes kurz vor dem ersten Perserkrieg (bald nach 520).
.Damit war die Macht von Argos gebrochen, es hielt sich fern
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22
aus dem Hause des Kadmos, Jokaste, Oedipus, Eteokles, Poly-.
neikes, der Argeierkönig Adrafios.
6. Der Trojanische Krieg (1193—1184), der Glanz-
punkt jener Heldenzüge, eine gemeinsame Thal der griechischen
Stämme; — wohl die mythische und poetische Wiederspieglung
eines wirklichen Factums.
6. Verfajsuug des heroischen Zeitalters.
Im Homer, unsrer Quelle, findet sich vielleicht ein Abbild
der politischen und socialen Zustände der Entstehungszeit der
Dichtungen, vielleicht aber auch gemischt mit alten Ueberlieferungen
und dichterisch aus geschmückt.
In den politischen Zuständen der Heroenzeit sind schon die
Keime der späteren Staatsentwicklung, ein monarchisches, aristo-
kratisches, demokratisches Element sichtbar. Die Form war ein
patriarchalisches Königthum, erblich, aus Zeus zurück-
geführt, die Fürsten Sioytvhg, öioxqtcpug.
Dreifaches König samt: priesterliches, kriegerisches, richter-
liches; — Oy.rjnzroliyol ßuöixijtg, v.ijqv't-, xe/ztvog, yequxa V0n der
Beute, dcozlvui und freiwillige, &£f.aoxxg bestimmte Gaben.
Dem König zur Seite ein Herrenstand und Waffenadel als
ßovxij , ■— ysqovxtg, rjyfjxootg ßss /¿¿Sovitg, aqioxoi, uvuy.teg,
ßaoilfjtg, in den Städten wohnend.
Die Volksgemeinde (üfi/Lvz, die Gemeinfreiem in Phylen
und Phratrien getheilt, iu Volksversammlungen zusammenkommend,
doch nur, um die Beschlüsse des Rathes anzunchmen oder als
Zeugen der Verhandlungen.
Sclav en (cfyiwfg, olxtjtg, tiovxoi) theils im Kriege gefangen,
theils durch Kauf erworben.
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89
Vii. (Kultur.
Innere Zustände Griechenlands seit dein pelopon-
nesischen Krieg. Mit dem Beschluß des Kongresses von Korinth
tritt die Geschichte Griechenlands in ein neues Stadium ein. Die
reichen Kräfte des zersplitterten Landes werden einem fremden
Willen dienstbar, erhalten aber eben damit ein neues Feld groß-
artiger Wirksamkeit. Vergegenwärtigung der wichtigsten griechische:!
Staaten nach der Karte: noch immer sehr verschiedene Cultur-
stufen: Athen am höchsten entwickelt, einzelne Gegenden dagegen
wie Aetolien noch fast auf pelasgischer Stufe. Das Charakteri-
stische der Cultur dieser Periode gegenüber der perikleischen Zeit
ist das allmäligeueberwiegen des Wissenschaftlich-Tech-
nischen gegenüber dem Schöpferisch-Genialen.
a. Am produktivsten der griechische Genius noch immer in
der K un st: in der P last i k der Parier S k o p a s und der Athener
Praxiteles, etwas später Lysippos von Sikyon; Maler
Zeuxis, Parrhasios, Apelles; in der Architektur neue
Sänlenordnung viel angewendet, die korinthische, zierlicher
als die dorische, imposanter als die jonische, vorzugsweise zum
Prachtbau geeignet. Aus dem Dienst des Staates tritt die Kunst
mehr und mehr hinüber in den' Dienst reicher Privatleute:
Porträtstatuen, reiche Grabdenkmäler u. s. w. (Denkmal des
Mausolos von Karien, des Lysikrates zu Athen).
d. D i ch t un g: die dranmtische abgeblüht, keine neuen klassischen
Tragödien mehr, während die vorhandenen Meisterwerke allmälig
durch Lektüre und häufige Aufführungen in weite Kreise
eindringen: ähnlich die Komödie: die sogenannte mittlere
Komödie (Alexis, Antiphanes re.) ohne Aristophanes Kühnheit
und genialen Humor; dagegen spielen die berühmten und fürstlich
bezahlten, nicht selten zu diplomatischen Sendungen gebrauchten
Schauspieler, überhaupt das kosmopolitische Virtuosen-
thum, die auch an Philipps Hofe stark vertretenen rt/vtxai aller
Art eine große Rolle.
e. Wissenschaftliche Bestrebungen: des Sokrates
größter Schüler Plato (429—347) Darstellung des sokratischen
Philosophierens und Weiterbildung seiner Ideen in den Dialogen.
Die Sokratik zweigt in mehreren Schulen fort, von denen die
cyrenaische (Aristippos von Cyrene) und die cynische (An-
tisthenes, Diogenes von Sinope) zugleich zwei in ihrem Gegen-
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Die ersten Jahrhunderte dieser Periode sind noch sehr dunkel,
halb mythisch, halb historisch; auch von der Olympiadenrechnung
an ist die Geschichtskunde noch lückenhaft und zweifelhaft. Haupt-
punkte der Entwicklung: Ausbildung eines hellenischen National-
charakters; die Colonisation, in der sich das reichste Leben und
Streben des Volkes entfaltet; das Städteleben und die Ver-
fassungen; Bildung von Bündnissen (ov^a/Jai); religiöse Ent-
wicklung ; die Anfänge der Literatur und Kunst.
I. Die Wllrrnvmldmmg.
Am Anfang der griechischen Geschichte liegen große Wan-
derungen und Bewegungen der Stämme, die sich in der Aus-
sendung von Kolonien fortsetzen und im Mutterlande die Folge
haben, daß durch das erobernde Vordringen und Emporkommen
des dorischen Stammes der Schwerpunkt der griechischen Ge-
schichte eine Zeit lang nach dem Süden, in den Peloponnes ver-
legt wird. —
Erst nachdem die wandernden Stämme zur Ruhe gekommen,
beginnt eine geregelte innere Entwicklung der einzelnen
Staaten. Aus den Wanderungen geht ein neugebornes Griechen-
land, mit neuen Stämmen, Staaten und Städten hervor. Das
Uebergewicht des Achäischen Stammes tritt ganz zurück, die
beiden hellenischen Großmächte, Sparta als die Vertreterin des
dorischen, Athen als die.hauptmacht des jonischen Stam-
mes treten hervor.
a. Thessalische Wandrung: Zug der (vielleicht durch
illyrische Barbaren gedrängten) Th essaler aus Thesprotien über
den Pindos in das Thalgebiet des Peneios, das nach ihnen be-
nannte Land, dessen frühere Bewohner theils in die Gebirge ge-
scheucht, theils zu Leibeignen (mveorcu) gemacht werden. Nach
langen Kämpfen werden die Thessaler Herren des Landes, ge-
langen übrigens nie zu eingreifender Bedeutung in der griechischen
Geschichte. Anfangs einzelne Fürstenthümer, dann Adelsherrfchaft,
auf dem Reiterdienst beruhend; das Land immer ohne Einheit.
Vergebliche Versuche, in Mittelgriechenland vorzudrmgen; Kämpfe
mit Böotern und Phokiern im 6. Jahrhundert.
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27
Die Hellenen, darin die Nachfolger der Phöniker und die
Vorgänger der germanischen Stämme, waren zur Kolonisierung
besonders geeignet und geneigt. So treibt das Volk immer neue
Zweige, und es verbreitet sich hellenisches Städteleben mit der
Sprache und Cultur des Landes über alle Küstenstriche des
Mittelmeers (mit Ausnahme des phöuikischen Küstenlandes in
Kleinasien und des karthagischen in Nordasrika), vorn Pvntos
euxeinos bis über die Säulen des Herakles, an den Gestaden
aller drei Theile der alten Welt. Das Mittelmeer dadurch
fast eine hellenische See. In den Kolonien zeigte sich
Jahrhunderte lang das hellenische Volksleben arn glänzendsten.
Hauptgesichtspunkte: 1) Motive: Verlust der alten
Wohnsitze; Unzufriedenheit einzelner Sieger; Abenteurerlust;
Ueöervölkerung; innere Parteiung; in den älteren Aellur sind die
Kolonien nie bloße Handelsstationen. 2) Stellung zum
Mutter lande: Inniges Pietätsverhältniß wie zwischen Mutter
und Tochter; /.i^rqonokic, unoiy.ia, y.riovyg, oixiar/jg’ Weihe des
Orakelspruchs bei der Ausjendupg: das Feuer aus dem Prytaneion
der Mutterstadt; Theilnahme an ihren Festen. Doch war dieser
Zusammenhang mehr ein geistiger, moralischer, conunerzieller;
politisch und rechtlich waren die Kolonien unabhängig. 3) Periode
der Kolonisation: Die meisten Kolonien östlich vom Mutter-
land wurden hu elften, die westlichen meist vom achten bis ins
sechste Jahrhundert gegründet, spätere wie Thurii 443, Amphi-
polis 437 aus bestimmten politischen Gründen. 4) Schnelle
Entwicklung der Koloniestädte, aber auch schnellerer Verfall,
im Innern durch Parteiung, nach Außen durch Abhängigkeit von
mächtigeren Nachbarstaaten.
Kolonien nach den Stämmen.
a. Dort s,ch e.
Die kolonisierenden Staaten des dorischen Stannnes sind be-
sonders Korinth (fast alle westlich), Megara (alle östlich), La-
konien, Argos, oft sind den Kolonisten Achäer und Inner beige-
mischt; die Richtung der, Kolonisation geht durch den Süden des
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31
A mphiktyonie, zuni Schutz des Delphischen Heiligthums und
des Demetertempels zu Anthela bei den Thermopylen, sowie zur
Besorgung der pythischen Spiele, schon im hohen Alterthum ge-
gründet, aber wohl erst im achten Jahrhundert zu festen Formen
ausgebildet. Ausstellung gewisser völkerrechtlicher und bundes-
freundlicher Grundsätze. Zwölf Theilnehmer, mit je 2 Stimmen,
darunter Dorier und Joner (mit den Vororten Sparta und
Athen), Böoter, Thessaler, Phoker. Zwei jährliche Versamm-
lungen, im Frühling und Herbst, bei den genannten Bnndes-
heiligthümern, besonders bei den Thermopylen, daher Jtvxalu.
Die nvluyoqav ein ständiger Ausschuß, mehr für politische Fragen,
die tfqof.ivtif.ioveg die Abgeordneten der Bundesstaaten mehr mit
priesterlichen Functionen. Unter diesem Völkerbund ward wohl
zuerst der Gesammtname der H elleneu heimisch, denn Amphiktyon,
der Sohn des Hellen, der mythisch-persouifizierte Urheber des
Bundes.
6. Die Volksfeste.
Wettkämpfe zu Ehren der Götter, gefellige und vvlksthüm-
liche Einigungspunkte der verschiedenen Stämme. Die Sieger
gefeiert von Griechenlands größtem Lyriker, dem Thebäer Pin-
daros. Aus der großen Menge dieser Feste haben sich nur
vier zu Nationalfesten erhoben. Das größte, nur für Hellenen
bestimmte a. Die Olympien, zu Ehren des Zeus im kunst-
geschmückten Haine Altis am Alpheios in Elis gefeiert. Ihr
Ursprung wird mythisch auf Herakles, Pelops oder Oxylos
zurückgeführt; erneuert werden sie 884 durch den Eleerkönig ssi
Jphitos und den Spartaner Lykurgos unter dorischem Ein-
fluß und Mitwirkung des Delphischen Orakels ; zuerst die Pelo-
ponnesier, dann ganz Griechenland verknüpfend. Die Feier fand
alle vier Jahre vom l0—16. Tage des ersten Monats im Jahre
statt (mit dem Sonnensolstitium beginnend); die Olympiaden-
rechnung seit 776 (erste Aufzeichnung des Siegers).
Die Wettspiele bestanden anfangs blos in: Wettlauf (orädiov),
dazu kam der Doppellauf (Soxt/og), hierauf das nswad-Xov, ferner
(seit 680) das Wagenrenuen mit dem Viergespann, zuletzt das
nayy.qutiov und das Rennen zu Roß. Preis ein Oelzweig. Die
'Exxa.vnsiy.ai aus beit Eleern. Während der heiligen Festzeit
Waffenruhe (¿xf/eigia, ifqofitjvia) und freies Geleit
Die Olympien stellten fast bis zum Beginn des Mittelalters
herab eine Art Einheit der Hellenen dar.
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Ii. Die Volksstamme.
1) Erste Einwandrung: Die ältesten Bewohner der
griechischen Halbinsel, ein Glied der arischen oder indogermanischen
Völkerfamilie, trennten sich zugleich mit den Italikern, später als
Kelten, Germanen, Slaven von dem Urstamm und wunderten,
wahrscheinlich aus dem Landweg um den Pontos euxeinos
herum aus ihrer Asiatischen Heimat in Europa ein. Nach
längerem Zusammenwandern und Zusammenwohnen mit den
Italikern (schon als ackerbauende Völker) trennten sie sich und
besetzten, während jene westwärts in die Alpenhalbinsel einzogen,
die Hämos-Halbinsel.
2) Pelasger — dernanre von zweifelhafter Etymologie —
heißen die Urbewohner. Ihre zahlreichen, durch ganz Griechen--
land verbreiteten Stämme zeigen einen durchaus friedlichen Cha--
rakter: Gottesdienst ohne Bild und Tempel, wie Perser und
Germanen, Berggipfel die Hochaltäre; der Zeuscult zu Dodona
(s. S. 13). An Stelle des bloßen Hirtenlebens schon meist
Ackerbau in den Ebener: ('Agyog), Steinburgen (sldoiaut) und
Schatzhäuser. Hauptsitze in Thessalien und Argolis; Arkadien
noch irr der historischen Zeit pelasaisch. Kar er meist diejnsel-
bevölkerung.
3) Die Hellenen (’Exx^vfg) r mit den Pelasgern stamm-
verwandt durch das Barrd der Sprache, des Glaubens und der
Sitte, ein Volk vor: kriegerischer und geistig-beweglicher Art,
brechen von Norden hervor, mischen sich mit der Urbevölkerung
und führen ein neues Zeitalter herbei. Als Gesammtname erst
seit dem achten Jahrhundert: ältester Gesammtname wohl Egaiv-ol,
Graeci, zuerst in der Gegend von Dodona. Bei Homer für
die vor Troja kämpfenden Griechen nur Theilnamen: duvuoi,
Agyuoi, A/aioi.
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47
Vii. Cultur.
Eine lebendige Phantasie und ein edler Formensinn bilden
vor allem die geistige Mitgift der Hellenen. Daher zeigt sich
schon in dieser ersten Periode ihr Beruf, durch die allseitige Dar-
stellung des Schönen das bevorzugte Kunstvolk für alle Zeiten
zu werden. Der Ausgangspunkt für die verschiedenen Kunstzweige
ist auch hier die Volksreligion, die Mutter alles höheren
geistigen Lebens.
I. Literatur. Wie jede Volksliteratur beginnt auch die
griechische mit der Poesie. Die Entwicklung der Prosa in
Philosophie, Geschichtschreibung, Redekunst gehört, wenn auch die
frühesten Anfänge der beiden ersten Gebiete schon vor die Per-
jerkriege fallen, der zweiten Periode an. Von den Grund-
formen der Poesie ist die epische die am frühesten kunstmäßig
ausgebildete, nach ihr folgt die Lyrik, zuletzt (erst in der fol-
genden Periode) die aus beiden sich entwickelnde dramatische.
Die epische ist vor allem die Dichtung des ionischen, die lyrische
als die universellste die des dorisch-äolischen wie ionischen, die
dramatische die des attischen Stammes, der zuletzt, wie im
Staat, so in der gesammten Literatur an die Spitze Griechenlands
tritt. Die altepische Poesie hat zum Stoff und Inhalt die Götter-
und Heroenwelt.
Homers in den ionischen Kolonien Kleinasiens um 900
v. Ehr. entstandenen Volksepen wurden zu allen Zeiten als die
erste Dichtung der Hellenen betrachtet, besonders in Athen, wo
man sie bei der gottesdienstlichen Feier der Panathenäen benutzte,
zur Anerkennung gebracht. Ihr großer Einffuß auf die Gesammt-
bildung des Volks wie auf die späteren Dichter.
Hesiodos, wahrscheinlich bald nach Homer dichtend, aus
Askra in Böotien (sein Vater aus Kyme Phrikonis), die Ueber-
lieferung über sein Leber: unsicher und sagenhaft. Nur das
Lehrgedicht'^/« y.ul rjfxsqui schon nach der Ansicht der Alten
unzweifelhaft sein Werk, doch vielfach interpoliert. Unter seinem
Namen gehen noch die Qioyovia und 1donig ‘Hqcmleovg (scutum
Herculis), andre seiner Werke sind verloren. —
An die homerischen Epen schließen sich 1) die s. g. homerischen
Götter-Hymnen, 2) die Kykliker an, welche die Sagenkreise
der Ilias und Odyssee weiter behandelten.
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Ii. Das Zeitalter des Perikles
464-431 v. Chr.
A. Aeußere Geschichte.
1) Der dritte messe nische Krieg (464—455). Bei464
Gelegenheit eines Erdbebens, welches besonders Lakonien heim-
sucht, großer Aufstand der Heloten, deren Haufen, von
der Stadt Sparta zurückgeschlagen, die alte Feste des messenischen
Landes, den Jthomeberg besetzen. Die Spartaner, denen die
Einnahme dieser Stellung nicht gelingen will, suchen athenische Hülfe:
gegen Perikles und Ephialtes Widerspruch wird ihnen durch
Kimons Einfluß ein Hülfscorps Zur Verfügung gestellt, welches
sie aber aus ungerechtfertigtem Mißtrauen wieder zurückschickeü.
Große Erbitterung zu Athen; Kimon in Folge des schroffer
werdenden Gegensatzes gegen Sparta verbannt 461; Einfluß des
Perikles steigt. Den Messentern, welche endlich (455) bezwungen,
unter Kapitulation vom Jthome abziehen, räumen die Athener
Naupaktos (Nordseite des korinthischen Golfs) ein.
2) Gleichzeitige mehr oder weniger der wachsenden
Feindschaft zwischen Athen und Sparta entspringende Wirren
in Hellas:
a. Die Athener, zur selben Zeit, wo sie im fernen Osten
einen ägyptischen Aufstand gegen Persien unterstützen, überwältigen
im Kampfe mit Aegina, Korinth, Epidauros, Trözen ihren alten
Gegner und früheren Rivalen, die Insel Aegina (459).
b. 457 erscheint ein spartanisches Heer diesseits des Jsthmos,
steht dem von den Phokiern bedrängten Ländchen Doris bei,
besiegt, mit den Vöotern vereint, ein athenisches Heer unter
Myronides, dem sich der verbannte Kimon vergeblich zur Ver-
fügung stellt, bei Tanagra. Derselbe Myronides erficht jedoch
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