§ 36. Der zweite punische Krieg. 79
habe in meiner Toga Krieg und Frieden, wählt!). — Hannibal zog mit einem großen Heere, in dem Elefanten mitgeführt wurden, über die Pyrenäen, den Rhone und die Alpen (kleiner Sankt Bernhard). Obgleich er bei dem Übergange über letzteres Gebirge mehr als die Hälfte feiner Mannschaften verloren hatte, drang er mit den Übriggebliebenen mutig vor und schlug den P. Corn. Scipio am Ticinus (218). Nach einem weiteren Siege (an der Trebia) 218 überschritt er den Apennin und schlug dann die Römer völlig am trafimenifchen See in Etrurien (217). Die Römer ernannten 217 nun, in großer Besorgnis, den bedächtigen Q. Fabius Maximus zum Diktator, der von feiner abwartenden Kriegführung, durch welche er den Hannibal beständig in Aufregung hielt, ohne es zu einer Schlacht kommen zu lassen, den Namen Cunctator (der Zauderer) erhielt. Aber dem römischen Volke genügte diese Kriegführung nicht, man wählte im nächsten Jahre (216) einen weniger besonnenen Konsul, der sich trotz der Abmahnung feines verständigeren Mit-konfuls auf die Schlacht bei Cannä einließ (216), in welcher 216 das römische Heer völlig geschlagen wurde. Hannibal marschierte nicht, was ihm jetzt leicht gewesen wäre, gegen Rom, sondern ging nach Kampanien, wo er in Capua die Winterquartiere bezog. Der römische Senat wie die Bevölkerung zeigten in dieser größten Not eine heldenmütige patriotische Haltung. Mit großer Aufopferung rüsteten sie ein neues Heer aus und stellten an dessen Spitze Marcellus, „das Schwert der Römer". Demselben gelang es, Hannibal in den Gefechten bei Nola zu schlagen 214. Er ging 214 dann nach Sizilien, wo sich der Nachfolger des Königs Hiero den Karthagern angeschlossen hatte, und eroberte nach einer langen Belagerung die durch den Mechaniker Archimedes kunstvoll verteidigte Stadt Syrakus. Ganz Sizilien war bald in den Händen der Römer. Nun verschlimmerte sich die Lage Hannibals: das feste Capua wurde ihm entrissen, obgleich er durch einen Zug gegen die Hauptstadt (Hannibal ante portas) dasselbe zu retten suchte; auch das kaum eroberte Tarent vermochte er nicht zu halten.
Auch in Spanien waren die Karthager im Nachteile. Dort hatten von 217 an die beiden Brüder Scipio zunächst mit Erfolg 217 gekämpft, waren dann aber 211 selbst beide gefallen. Ihre Aufgabe 211 führte der jüngere Scipio, ein hochbegabter, edler Mann, glücklich weiter, indem er Neukarthago eroberte, den Hasdrubal, Hannibals Bruder, in einer großen Schlacht schlug, und die Herzen der Spanier
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§ 24. Die Diadochen. Der Hellenismus. 61
a) die Zertrümmerung des Perserreiches und der dadurch ermöglichte friedliche Verkehr mit dem Morgenlande;
b) die Ausbreitung der griechischen Kultur über den ganzen Orient und die Nordostküste des Mittelländischen Meeres (Mittelpunkt derselben, des „Hellenismus", wird Alexandria).
§ 24. Die Diadochen. Der Hellenismus.
Nach dem Tode Alexanders konnte die Einheit des gewaltigen Reiches nicht aufrecht erhalten werden. Nachdem ein dahin gehender Versuch des P e r d i k k as an dem Widerstande der übrigen makedonischen Feldherren (Diadochen) gescheitert war, löste sich das Reich in einzelne Königreiche auf. Die wichtigsten derselben sind:
1. Makedonien, unter den Nachkommen des Antigonus;
2. Ägypten, unter den Ptolemäern,
3. Syrien, unter den Sekunden.'
Dazu trat etwas später:
4. Pergamon (in Kleinasien) unter den Attaliden.
Griechenland machte vergebliche Versuche sich .von makedonischem Einfluß frei zu halten. Die innere Uneinigkeit verhinderte es. Selbst der ätolisch e und der vielverheißende achäische Bund brachten keine Einigung zustande, und edle patriotische Männer wie Ar atu s und Ph ilopömen, „der letzte Hellene", vermochten das allgemeine Verderben nicht auszuhalten. Endlich erlag Griechenland der alles beherrschenden Macht der Römer, welche es nach
der Eroberung von Korinth 146 v. Chr. (vgl. § 35) unter I4l> dem Namen Achaja der römischen Provinz Mazedonien einfügten.
Auch die übrigen Staaten fielen den Römern zu. In ihnen aber fand unter kunstsinnigen Herrschern noch eine schöne Nachblüte der griechischen Kultur statt, die sich in die Zeiten des römischen Einflusses fortsetzte. Freilich fehlte es in dieser Zeit an wirklich schöpferischen, selbständigen Geistern, welche in der Poesie und Philosophie Großes geleistet hätten, dafür blühte aber das gelehrte wissenschaftliche Studium (der Sammelfleiß) und, in den Künsten, eine oft sehr glückliche Nachahmung. Man nennt diese ganze Kultur die hellenistische oder auch, nach ihrem Hauptbrennpunkt Alexandrien, die a lexandrinische.
In Ägypten, das nun das Hauptverkehrsland des Altertums wurde, standen Handel, Gewerbe, Wissenschaft unter den drei ersten
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70
Erster Teil. Das Altertum.
ü. Periode.
pic Zeit der Uepubük.
509—31 v. Chr.
A. Won der Gründung der Kepnvlik Sis zum Beginn der punischen Kriege.
509—264 v. Chr.
§ 30. Die Republik.
An die Stelle des Königtums trat nun die Republik. Die obersten Beamten des Staates waren zwei jährlich gewählte Prätoren oder, wie sie später durchweg heißen, Konsuln. Sie waren zugleich oberste Feldherren und oberste Richter. Sie wurden gewählt durch die Versammlungen des ganzen Volkes (Ceuturiatkomi-tien); neben diesen bestanden noch die Versammlungen der vornehmen Geschlechter, der Patrizier (Curiatkomitien), die aber wenig einflußreich waren, und die Tribuskomitten, in welchen das Volk sich distriktsweise (nach den Tribus - Distrikten) versammelte. Die Patrizier hatten den größten Einfluß im Senate, der jetzt eine viel bedeutendere Stellung bekam, als er zur Zeit der Könige gehabt hatte. Der Senat bildete die eigentliche Regierung, schlug die Konsuln vor und bekleidete dieselben auch mit ihrer Amtsgewalt. Damit aber die Beamten nicht etwa, wie es die Könige gethan, das Volk unterdrückten, wurde bald darauf festgesetzt, daß von den Befehlen derselben jedermann eine Berufung an die Volksversammlung einlegen könne — das ist das überaus wichtige Provokationsrecht. — In Zeiten großer Not des Vaterlandes wurde durch die Konsuln ein Mann, der das allgemeine Vertrauen besaß, zum Diktator ernannt, zum obersten völlig unbeschränkten Befehlshaber auf sechs Monate.
§ 31. Äußere und innere Gefahren.
Aber die neue Republik hatte viele Stürme zu bestehen, ehe sie sich befestigte.
a) Krieg gegen Porfena. Nachdem die Römer einen Angriff der vertriebenen Tarquinier abgeschlagen hatten, wandten sich diese an den König Porsena von Etrurien um Hilfe. Diefer zog mit einem großen Heere vor die Stadt und zwang dieselbe, trotz ihrer tapferen Gegenwehr, zu einem sehr ungünstigen Frieden.
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§ 37. Ausdehnung der römischen Herrschaft. gl
§ 37. Ausdehnung der römischen Herrschaft.
A. Unterwerfung -es südöstlichen Europa.
1. Makedonien. Der römerfeindlichen Politik der makedonischen Könige (Philipp Iii., Perseus, Psendo-Philipp) trat der römische Senat in drei Kriegen (200—197, 171—168,
146) entgegen. Teils durch siegreiche Schlachten, wie bei Kynvs- 197 kephalä 197, bei Pydna 168, teils durch geschickte Politik, welche 168 den Makedoniern anderwärts Feinde erweckte und, nach dem zweiten Kriege, ihr Land in mehrere Teile zerlegte, gelang es den Römern,
den Feind völlig zu bewältigen. Makedonien wurde römische Provinz (146). 146
2. Das syrische Reich unter König Antiochns hatte sich im ersten makedonischen Kriege Philipp Iii. angeschlossen, sich über Kleinasien erweitert und überdies dem Hannibal eine Zuflucht ge-währt (vgl. § 36). Die Römer rächten sich dafür in einem syrischen Kriege (ca. 190), durch welchen sie (Schlacht bei Magnesia) 190 dem Antiochus alles Land westlich vom Taurus entrissen. Sie behielten aber dieses Land nicht, sondern teilten es in der Hauptsache dem König Enmenes von Pergamon zu. Einer der Nach-solger dev letzteren, Att alus Iii., vermachte das pergamenische Reich dem römischen Senate 133. Derselbe bildete daraus die 133 Provinz Asia.
3. Die Griechen wurden von dem römischen Feldherrn Flaminius nach dem ersten makedonischen Kriege bei Gelegenheit der isthmischen Spiele (vgl. § 11) für frei erklärt, was für einen Augenblick die größte Begeisterung unter ihnen erweckte.
In Wirklichkeit kamen die Griechen, wie durch den Frieden des An--talkidas unter persischen, durch die Schlacht bei Chäronea unter makedonischen, so jetzt unter römischen Einfluß. Die Parteiungen ™ ^^echenland, besonders die heftigen Bürgerkriege, welche die Feindschaft des achäischen Bundes gegen Sparta hervorrief, machten
ca. 150 v. Chr. das Eingreifen der Römer notwendig. Der achäifche 150 S3unt), welcher sich den römischen Anordnungen widersetzte, wurde 146 geschlagen und Korinth wurde von dem Sieger Lucius 146 Mnmmins zerstört, wobei die gerade hier zahlreich angesammelten Kunstwerke entweder zu Grunde gingen ober nach Rom gebracht wurden. Griechenland wurde zunächst als ein besonderer Teil (Achqja) der Provinz Makedonien einverleibt. Erst unter Auaustus wurde es eine selbständige Provinz.
Wychgram, Lehrbuch der Geschichte. I.
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Makedonien Makedonien Pergamon Chäronea Korinth Rom Griechenland Makedonien
m.
Die Geschichte der Römer.
§ 26. Einteilung der römischen Geschichte.
Man pflegt die Geschichte der Römer in folgende Perioden einzuteilen:
I. Periode. ? (753)—509 v. Chr., von der Gründung Roms bis zur Vertreibung der Könige.
Ii. Periode. 509—31 v. Chr. Von der Vertreibung der Könige (Gründung der Republik) bis zum Untergange der Republik (Schlacht bei Actium). — Unterabteilungen:
A. Von der Gründung der Republik bis zum Beginn der pnnischen Kriege. 509—264 v. Chr.
B. Vom Beginn der pnnischen Kriege bis zu den Gracchen. 264—133 v. Chr.
C. Von den Gracchen bis zur Gründung der Alleinherrschaft des Augustus (Zeit der Bürgerkriege). 133—31 v. Chr.
Iii. Periode. Von dem Regierungsantritt des Augustus bis zum Untergang des weströmischen Reiches. 31 v. Chr. — 476 n. Chr. (Zeit der Kaiser).
I. Periode.
Die Zeit der Könige.
?(753)—509 ». Lhr.
§ 27. Geographische Übersicht.
Italien, die mittlere der südeuropäischen Halbinseln, ist begrenzt im Norden von den bogenförmig abschließenden Alpen, im Osten vom Adriatischen, im Westen vom Lignrischen und Tyrrhenischen Meere, im Süden durch den Golf von Tarent und die Straße von Messina. Letztere trennt es von der landschaftlich zu-
Wychgram, Lehrbuch der Geschichte. I. 5
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§ 33. Die Ausdehnung der römischen Herrschaft über Italien. 73
ihnen alle bedeutenderen Staatsämter zugänglich gemacht wurden, um das Jahr 300 ihren Abschluß erhielt. 300
Aber nachdem dieser Gegensatz in der römischen Bevölkerung gehoben, trat bald darauf durch die Verschiedenheit des Güterbesitzes ein anderer an seine Stelle: dem Ständekampf folgte der wirtschaftliche Kampf zwischen reich und arm, zwischen der Geldaristokratie und dem niederen Volke. Aus diesem Gegensatze gingen die Bürgerkriege und der Untergang der Republik hervor.
§ 33. Die Ausdehnung der römischen Herrschaft über Italien.
Während dieses Kampfes der beiden feindlichen Stände im Innern hatte der römische Staat doch Kraft genug, nicht nur von außen kommende Angriffe abzuwehren oder Niederlagen zu verwinden, sondern auch seine Macht durch siegreiche Kriege auszudehnen.
a) In einem zehnjährigen Kriege wurde die mächtige etrurische Grenzstadt Veji, besonders durch die Tapferkeit und Klugheit des Diktators Camillus, erobert. Dieser Camillus erlitt eine ähnliche Undankbarkeit seitens seiner Mitbürger, wie in Athen Miltiades, Themistokles n. a.: er wurde, da er den Plebejern nicht in allen Stücken zu willen war, aus Rom verbannt. — Aber bald sollte man seiner wieder bedürfen.
b) Die Gallier zogen, nachdem sie die Etrusker geschlagen, unter ihrem Führer B r e n n n s auch gegen Rom und schlugen das römische Heer in der mörderischen Schlacht an der Allia 388. 388 Rom wurde eingenommen und verbrannt. Nur der Burgfelsen, das Kapitol, blieb von einigen Tapferen besetzt und wurde standhaft verteidigt (Manlius Capitoliuus, die heiligen Gänse
der Juno). Gegen ein Lösegeld, das aber der im Augenblick der Auszahlung (vae victis) erscheinende Camillus ihnen abgenommen haben soll, zogen die Gallier wieder ab. Als die Römer in der Verzweiflung die eingeäscherte Stadt nicht wieder aufbauen, sondern nach Veji insgesamt übersiedeln wollten, widerriet dies Camillus mit Erfolg. Sie blieben und bauten Rom wieder auf; Camillus aber erhielt den Ehrennamen eines „zweiten Gründers der Stadt".
e) Die Samniter- und Latinerkriege. Nachdem die Römer die Herrschaft über das südliche Etrurien, sowie über ganz Latium erworben halten, eröffneten sie zur Unterwerfung von Mittelitalien die Kriege gegen das mächtige Bergvolk der
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Italien Camillus Athen Rom Rom Allia Rom Etrurien Latium
§ 38. Mißstände im Innern.
83
Cannä (216). — Marcellus, das „Schwert Roms", wendet das Kriegsglück, schlägt den Hannibal bei Nola und erobert Syrakus (Archimedes). In Spanien kämpfen die Scipionen siegreich. Nachdem der jüngere Scipio Spanien erobert, kommt er nach Italien und trägt den Krieg nach Afrika hinüber, wohin nun Hannibal von seinen Landsleuten zu Hülfe gerufen wird. Seine Sache in Italien stand, nachdem sein ihm von Norden zu Hilfe eilender Bruder den Römern in die Hände gefallen, aussichtslos. Die Römer schlagen Hannibal bei Zama 202. Krieg beendet. Überaus harte Friedensbedingungen für die Karthager. —
Hannibals Tod 183 bei Prusias von Bithynien. —
Die Römer unterwerfen nun das südöstliche Europa:
1. Drei makedonische Kriege machen Makedonien zur römischen Provinz 146.
2. Der syrische Krieg zwingt den König Antiochus von Syrien sein Land den Römern zu geben, soweit es westlich vom Taurus lag. Dasselbe wird dem Pergamenischen Reich einverleibt, das 133 an die Römer fällt. Provinz Afia.
3. 146 Mummius erobert und zerstört Korinth. Griechenland der Provinz Makedonien einverleibt.
Die Römer unterwerfen Spanien und Afrika:
1. Ein großer Teil der pyrenäischen Halbinsel durch Scipio ca. 210 erobert. Im Laufe des zweiten Jahrhunderts auch die Lusitaner und Celtiberer besiegt.
2. Karthago wird, besonders auf Betreiben des Censors Cato, im Jahre 146 zerstört.
C. Won den Gracchen öis zur Schlacht öei Actium.
133—31 v. Chr.
§ 38. Mißstände im Innern.
Trotz dieser großartigen äußeren Erfolge bereiteten sich im Innern des römischen Staates die Keime des Zerfalls vor. Man hat dieselben hauptsächlich in folgenden Erscheinungen zu erblicken: 1. in dem unvermittelten Gegensatz zwischen der Aristokratie des Geldes und des Amtes einerseits und dem von der Hand in den Mund lebenden Pöbel andererseits. Die Provinzen waren zwar, besonders bei der gewöhnlichen habgierigen Behandlung, reichliche Geldquellen, aber dieses Geld kam meist nur den wenigen Familien zu gute, welche die betreffenden Ämter inne hatten und steh, weil zur Übernahme der durchweg unbesoldeten Ämter zunächst Geld gehörte, dauernd in denselben hielten. Es bildete sich neben dieser Beamtenaristokratie eine andere, die, ohne Ämter, nur Geldaristokratie war (der sogenannte Ritterstand) und durch großartige Handelsunternehmungen (meist genossenschaft-
6*
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100 Erster Teil. Das Altertum.
§ 50. Die wichtigsten Kaiser.
I. 31. u. Chr. — 68. n. Chr. Nach dem Siege von 1 Actium vereinigte Oktavian allmählich die ganze Staatsgewalt in 68 sich: er war oberster Gebieter des Heeres, leitete den Senat, war n.chr.auf Lebenszeit Tribun wie Konsul re. Diese Stellung sand ihren äußeren Ausdruck in dem Titel Augustus, d. i. der Erhabene, den er 27 v. Chr. erhielt. Nach außen hatte Angustus vor allem den Schutz der vielfach gefährdeten Grenzen im Auge, doch sind unter ihm auch wichtige Erwerbungen gemacht, z. B. wurde Spanien völlig unterworfen. Seiu Stiefsohn Drusus unternahm vier Züge in das Innere von Deutschland und drang sogar bis zur Elbe vor (die Erscheinung einer Frau). Die Vorteile aber, welche 9 Drusus (f 9 v. Chr.) über die Deutschen erlangte, gingen samt ö- und sonders wieder verloren, als die Deutscheu sich gegen die harten Maßregeln des Statthalters Varus empörten und denselben, angeführt von Arminins, einem Fürsten der Cherusker, in der 9 großen Schlacht am Teutoburger Walde im I. 9 n.chr. n. Chr. vollständig schlugen. Varus gab sich verzweifelnd selbst den Tod. Ein Glück für Augnstns war es, daß die Deutschen ihren Sieg nicht weiter benutzten; — schon hier zeigte sich der verhängnisvolle Einfluß der Uneinigkeit der deutschen Stämme unter einander, die sich in dem ganzen Verlauf unserer Geschichte geltend macht.
In seiner Familie hatte Angustus viel Unglück und Kummer; feine ränkesüchtige Gemahlin Livia soll seinen Schwiegersohn und seine Enkel beseitigt haben, um ihren Sohn Tiber in s zum Erben des Kaisertums zu machen; seine Tochter Julia mußte er wegen ihrer Unsittlichkeit verbannen.
68 Das Geschlecht des Angustus saß noch bis 68 n. Chr. auf dem Throne (Tiberius, Caligula, Claudius, Nero). Heillose Schwelgerei und tyrannische Grausamkeit bezeichnen die aus demselben hervorgegangenen Kaiser, von denen besonders Tiberius (trotz des guten Anfangs seiner Regierung) und Nero (Brand von Rom Christenverfolgung) berüchtigt siud. Auch Frauen, jeder Schranke ihres Geschlechts vergessend, beteiligten sich an der Verwilderung und den Greuelthaten dieser Zeit (Messalina, Agrippina, Poppäa).
Oz Ii. 68—180 n. Chr. Auf diese schlimmen Kaiser folgte 180 eine Reihe vorwiegend guter.
75 Vespasian (ca. 75) war ein verständiger und ordnungsliebender
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- 215 —
Auge auszuschießen, hatte ihm seine Dienste angeboten, und der König, ärgerlich über seine Ruhmredigkeit, hatte geantwortet: „Wenn ich einmal mit den Vögeln Krieg führe, werde ich dich in Dienst nehmen." Der Abgewiesene ging in die feindliche Stadt und sandte auf Philipp einen wohlgezielten Pfeil ab, auf welchem geschrieben stand: „in Philipps Auge." Danach setzte sich Philipp auf Euböa und in Thessalien fest und eroberte einen großen Theil Thrakiens, wo reiche Goldbergwerke in seinen Besitz kamen. Sie lieferten ihm jährlich eine Ausbeute von mehr als 1000 Talenten und gaben ihm die Mittel in die Hand zu vielfachen Bestechungen. „Keine Mauer", so pflegte er zu sagen, „ist so hoch und steil, daß nicht ein mit Gold beladener Esel hinübersteigen könnte."
Von 355—346 wüthete ein verderblicher Krieg in dem Inneren Griechenlands, der s. g. erste heilige Krieg. Die Amphiktyonen nämlich, eine Abgeordnetenversammlung hellenischer Staaten zum Schutze des delphischen Orakels, hatten auf Antrag der Thebaner den Phokiern eine unerschwingliche Geldstrafe auferlegt, weil sie sich einen dem delphischen Orakel gehörigen Landstrich angeeignet hatten, und da die Phokier nicht bezahlen konnten, so wurde der Krieg gegen sie beschlossen. Die Phokier bereiteten sich zum Kampfe auf Leben und Tod und verwendeten die reichen Tempelschätze Delphis zur Werbung von Miethstruppeu. Die meisten Staaten des mittlern und nördlichen Griechenlands wurden in diesen Krieg hineingezogen, und auch Philipp versäumte die Gelegenheit nicht, sich einzumischen und die Phokier zunächst in Thessalien zu bekriegen. Nach zehnjährigem Glückswechsel gelang es ihm, in Phokis selbst einzudringen und die Phokier gänzlich niederzuwerfen. Der Rath der Amphiktyonen beschloß aus Philipps Betrieb, daß die Städte der Phokier theils zerstört, theils in offene Flecken verwandelt, ihre Gemeinden aufgelöst wurden; man nahm ihnen die Waffen und belegte sie mit einer jährlichen Abgabe, bis die geraubten Tempelschätze völlig ersetzt seien. Ihre beiden Stimmen im Amphiktyonenrathe wurden dem makedonischen König übergeben. So war Phokis aus der Reihe der selbständigen Staaten ausgelöscht, und Philipp, in
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