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großes Reich beherrscht und war der reichste König in Asien. Ich glaubte auch, ich wäre der glücklichste.
Einst kam ein weiser Mann aus Griechenland, mit Namen Solon, zu mir Ich ließ ihm alle meine Schätze zeigen und war eitel genug zu hoffen, er werde über meine Reichthümer erstaunen und mich glücklich preisen. Als er aber schwieg und das alles nur ansah, sagte ich zu ihm: Solon! du bist so weit in der Welt herumgereist und hast so viele Menschen gesehen; sage mir: wen hältst du für den Glücklichsten? Solon antwortete: Einen Bürger von Athen, Tellus. Ich wunderte mich, daß er einen gemeinen Bürger mir vorzöge, und fragte weiter, warum er den für glücklich hielte. Er sprach: dieser Tellus hatte sein genügendes Auskommen, gelangte glücklich und zufrieden zu einem hohen Alter und starb einen rühmlichen Tod für sein Vaterland. Er hatte ein schönes Ende.
Als ich das hörte, fuhr Krösus fort, konnte ich meinen Verdruß nicht länger halten, sondern sagte: Solon, so sehr verachtest du meine Glückseligkeit, daß du diesen mir vorziehst? Und Solon antwortete: »O Krösus, in einer langen Zeit muß der Mensch vieles sehen, was er nicht zu sehen wünscht und vieles leiden, was er gern abwenden möchte. Du, o Krösus, bist ein Herr vieler Güter und vieler Völker; aber ich werde dich nicht eher glücklich preisen, bis ich weiß, daß du auch ein glückliches Ende gehabt habest; denn man darf keinen Menschen vor seinem Ende glücklich preisen.« —
»So sprach der Weise; aber ich verachtete ihn und ließ ihn nie wieder vor mich. Von der Zeit an ging mir alles übel; mein ältester Sohn ward stumm; mein zweiter ward mir von einem Freunde umgebracht; alle Städte, Länder, Völker und Reichthümer habe ich verloren und bin jetzt selbst in deiner Gewalt. Nun weißt du, warum ich den Solon rief; mache jetzt mit mir, was dir gut scheint.«
Cyrus, hierdurch an den möglichen Wechsel des eigenen Schicksals erinnert, schenkte dem Krösus das Leben und behielt ihn als Freund und Rathgeber bei sich.
Nachdem schon fast alle Völker Asiens durch Cyrus unterworfen waren, sollten auch die Griechen, welche an der westlichen Küste wohnten, sich unter die Herrschaft der Perser beugen. Cyrus hatte ihnen früher seine Freundschaft angeboten, sie aber hatten diese übermüthig zurückgewiesen und sich sogar mit dem Krösus verbinden wollen. Cyrus gab ihnen nun folgende Fabel zur Antwort: »Es war einmal ein Fischer, der saß lange am Ufer und pfiff den Fischen zum Tanze. Sie wollten aber nicht kommen. Da nahm er ein Netz und fing sie. Und als er sie an's Land zog und sie nun um ihn herumsprangen, sagte er: Höret jetzt nur auf zu tanzen, da ihr vorher auf mein Pfeifen nicht habt tanzen wollen.« Es erging den
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Somit war das weströmische Reich im Jahre 476 nach Chr gestürzt, nachdem es 1230 Jahre bestanden hatte. Mit einem Ro-' mulus begann und hörte das Reich auf. Das oströmische Reich bestand noch bis zum Jahre 1453. In diesem Jahre eroberten die Türken Konstantinopel. Durch einen Konstantin war diese Stadt gegründet, unter einem Konstantin ging sie auch wieder verloren. — An die Stelle der entarteten Römer traten nun die rohen, aber unverdorbenen Völkerstämme des Nordens und errichteten über den Trümmern des römischen Reiches neue selbständige Staaten mit eigenen Gesetzen, Sitten und Sprachen.
Ii. Bilder aus dem Uillelaller.
Die alten Deutschen.*)
Unser Vaterland hatte vor Jahrtausenden ein anderes Aussehen, als heute. Wo wir jetzt volkreiche Städte und Dörfer, fruchtbare Felder und Fluren, von belebten Bandstraßen durchschnitten, erblicken, war früher ein rauhes, unwirthbares Land, welches ungeheure Wälder, durch deren Dickicht die Strahlen der Sonne nicht zu dringen vermochten, von einem Ende bis zum andern durchzogen. Die Flüsse schweiften wild über ihre Ufer hinweg und bildeten Sümpfe und Moräste, welche das Land feucht und kalt machten. Der wenig und schlecht bebaute Boden brachte fast nur Gerste und Haser hervor; Retlige und Spargel wuchsen wild, und die Wälder versahen ihre Bewohner mit allerhand Beeren und herben Baumsrüchten Die Weideplätze aber, welche inmitten düsterer Wälder lichtvoll hervortraten und in üppiger Fülle prangten, waren grasreich und schön und gaben den kleinen, aber kräftigen Pferden und Rindern ein nahrhaftes Futter. Wild,' wie es sich jetzt noch bei uns findet, und außerdem Auerochsen, Elenthiere, Rennthiere, Wölfe, Bären und allerhand Raubvögel bewohnten in großer Menge die ungeheuren Wälder. Dieses Land wurde von unsern Vorfahren, welche die Römer Germanen nannten, bewohnt.
Sie waren ein kräftiger Menschenschlag von hoher Gestalt, blauen Augen, blonden, etwas rölhlichen Haaren und starken, rüstigen Gliedern. Ihre Kleidung war entweder anliegend, oder sie bestand in einem mantelartigen Ueberwurs ohne Aertnel von grober Leinwand oder Thierfellen; die Haare trugen sie meistentheils, besonders wenn sie in den Kamps gingen, auf dem Scheitel zusammengebunden ; der Kopf war unbedeckt; doch schützten ihn Einige im Gefechte
*) Gittermann.
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Wege im Schnee saßen und mit den Geberden des Wahnsinns an ihren eigenen, schon vom Froste schwarzen Fingern nagten — &on der großen französischen Armee, die ein halbes Jahr zuvor m stolzen Erwartungen den Niemen überschritten hatte, erreichte am 19. Dezember ein Troß von 20,000 »von jedem irdischen b/ladenen« Menschen die russisch-preußische Grenze. Diese Heeres dtmm?en toaren der ganze Rest des einst so mächtigen
Mit tiefem Schauder wendet sich die Seele von solchen Bildern hinweg; sie sind entsetzlicher, als die Einbildungskraft sie zu erfinden vermag. Als schreckliche Warnungszeichen gegen Uebermuth und Frevel stehen sie da, um die ungestüme Leidenschaft in des Menschen Herzen zu brechen.
Stein.*)
Karl Freiherr vom und zum Stein wurde am 26. Oktober 1757, wenige Tage vor der Schlacht bei Roßbach, zu Nassau an der Lahn geboren. Seine Abstammung aus einer alten reichsfreiherrlichen Familie gewährte ihm die Begünstigung, daß er schon in seiner Jugend den Geist altgermanischer Freiheit und Selbstständigkeit in sich aufnahm und gleichsam mit der Luft einathmen konnte. Die Sicherung einer unabhängigen Stellung trug dazu bei, die Grundzüge in Steins Charakter, ein freimüthiges, männliches und entschiedenes Wesen ungehemmt zu entwickeln, wogegen die Berührung einer sanften, frommen Mutter einen mildernden Einfluß ausübte, wenn jene Eigenschaften bei dem Knaben in Trotz überzugehen drohten. Nachdem er die vorbereitende Bildung von einem Hauslehrer auf dem Familienschlosse empfangen, ging er in feinem 17. Jahre nach der Universität Göttingen und widmete sich hier dem Studium des deutschen Rechts, der Staatswiffenfchaften und der Geschichte. Nach den Universitätsjahren machte er eine Reife durch Deutschland, hielt sich namentlich eine Zeit lang in Wien auf und bildete sich sodann, wie auch Hardenberg und andere angehende Staatsmänner thaten, bei dem höchsten deutschen Gerichtshöfe, dem Reichskammergerichte zu Wetzlar, in praktischer Thätigkeit aus.
Er entschied sich daraus, obgleich feine Angehörigen wünschten, er möchte, dem Herkommen der Familie gemäß, in österreichische Dienste treten, für Preußen, welches damals durch feinen philosophischen König großen Glanz erlangt hatte und auf alle jugendliche und starke Geister eine Anziehungskraft ausübte. Er begab sich des-balb nach Berlin und erlangte im Jahre 1780 eine Anstellung zu Wetter in der Grafschaft Mark. In diese Stellung arbeitete er sich sehr bald hinein und erwarb sich in ihr besonders dadurch die allgemeine Achtung, daß er seinem ganzen Charakter gemäß überall
*) Nach H. Schmidt.
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Extrahierte Personennamen: Karl_Freiherr Karl Hardenberg H._Schmidt
Extrahierte Ortsnamen: Roßbach Steins Deutschland Wien Wetzlar Berlin
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Verwundeten betrug 12000 Mann, der der Preußen nur gegen 3000 Mann. Den Ausspruch Friedrich des Großen über seine Truppen, mit denen er den von den Russen bedrängten Brandenburgern zu Hülse kam: »Sie sehen aus wie die Grasteufel, aber sie beißen,« hätte man auch auf die schlesischen Landwehrmänner anwenden können. Ihre Bekleidung war im höchsten Grade mangelhaft. Das ungekrumpene Tuch lief schon nach dem ersten Regen dermaßen ein, daß es kaum Leib und Arme bedeckte; die einfache Mütze gab keinen Schutz ab gegen Hieb und Stich; das schlechte Schuhwerk war meist zerrissen, ja in dem durchweichten Boden waren während des Kampfes Vielen die Schuhe stecken geblieben, daher sie barfuß gingen. Und doch welch eine Heldenschaar! Blücher erkannte in einer Proklamation (Bekanntmachung) ihre Verdienste an, das Heer aber nannte ihn den »Marschall Vorwärts«, noch ehe ihm der König die Feldmarschallswürde ertheilt hatte.
Bülow.
Friedrich Wilhelm von Bülow, geboren am 16. Februar 1755 auf dem Familiengute Falkenberg in der Altmark, stammte aus einem freiherrlichen Geschlechte, das sich schon seit Jahrhunderten in den Militärdiensten der norddeutschen Staaten ausgezeichnet hatte.
Mit seinem Bruder Heinrich genoß er zugleich eine sorgfältige Erziehung und ließ schon frühzeitig eine lebhafte Neigung zum Soldatenstande blicken. ,Jn seinem 14. Lebensjahre trat er in preußische Kriegsdienste, wurde aber erst nach zehn Jahren zum Lieutenant ernannt. Außer den militärischen Wissenschaften, die er während der zehn Jahre gründlich jtudirt hatte, befaß er mannich-fache Kenntnisse, selbst solche, die bei ihm überraschten. Musik und Gesang hegte er leidenschaftlich; außer mehreren Motetten hat er eine Messe und den 51. und 100. Psalm komponirt. Im ^rahre 1793 ernannte ihn Friedrich Wilhelm Ii. zum Major und übertrug ihm gleichzeitig _ he Führung und Ausbildung des mustkkundiqen Prinzen Lvuis Ferdinand von Preußen.
Während der Belagerung von Mainz zeichnete sich Bülow durch besondere Tapferkeit und Umsicht aus. In Folge dessen ward er 1795 nach Ostpreußen versetzt und erhielt daselbst ein eigenes Bataillon. In den Kriegsjahren von 1806—1807 nahm ^ - Oberst-Lieutenant Theil an der Vertheidigung von Thorn und focht m mehreren Treffen, namentlich bei Waltersdorf mit Auszeichnung. Während der heldenmütige Prinz Louis Ferdinand am 10. Okt. 1806 bei Saalfeld ums Leben kam und am 14. Okt. die Doppelschlacht bei Jena und Auerstädt verloren wurde, stand Bülow mit seiner 24000 Mann starken
28*
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Ausbruch des Krieges.
Napoleon hatte bereits den halben Krieg moralisch verloren, ehe er nur zum Angriff gekommen war. Er war besiegt, gelähmt' und zermalmt durch die Wucht der ausgehäuften Lügen. Niemand hatte gewagt, dem Kaiser die Wahrheit zu sagen, weil er eben am liebsten das hörte, was er wünschte. Es war ihm berichtet, daß Preußen tn seiner Zerrissenheit nur 300,000 Mann ins Felb schicken könnte und in der Voraussetzung, daß die süddeutschen Staaten ihm willig die Hand reichen ober neutral bleiben würden und daß seine Truppen auf deutschem Boden ernährt und die Deutschen für seine Heere in Frankreich den Bedars liefern müßten, eröffnete er mit voller Sieaes-gewißheit den Krieg. Mit 100,000 Mann glaubte er in die Rheinprovinz einfallen, die Preußen überrumpeln und schlagen zu können. Aber mir der einmülhigen Kriegserklärung des norddeutschen Bundes und Duddeutschlands stürzte das Kartenhaus des geträumten Rheinbunds ein. Mit schrecken gewahrte Napoleon, daß er sich in Betreff der Sübbeutschen gewaltig verrechnet habe.
Um den gemachten Rechenfehler hinsichtlich seiner Heeresstärke und seiner Proviantvorräthe zu verbessern, erließ er den ausbrück-tichen Befehl an seine Armee, die deutschen Heere mindestens acht Tage aufzuhalten.
Nachdem der Kaiser vollständig gerüstet war. belief sich seine ganze Armee aus 693,000 Mann mit 942 Geschützen. Unter dieser Truppenzahl befanden sich aber 150,000 Mann Mobilgarden, tue nicht ausgebildet waren. — Der Franzosenkaiser gab seiner Armee den stolzen Namen »Rheinaraee« und führte selbst den Oberbefehl. Zu Kvrpsarmeeführern wurden ernannt: Mac Mähon, Frossard, Bazaine, Ladmirault, Failly, Canrobert. Der Chef des Generalstabes beim Kaiser war der Kriegsminister L e b o e u f.
Der norddeutsche Bund stellte Frankreich 960,000 Mann gegenüber. Sübbeutschlanb vermehrte biefe Armee durch 174,000 Mann. Die Zahl der deutschen Geschütze betrug 2050. Alle Truppen Norb-unb Südbeutschlanbs bezeichnete man mit dem Namen »beutfcbe Armee«.
Es wäre ein Irrthum zu glauben, daß die Wehrkraft Deutschland mit biefett Ziffern erschöpft sei. Die Zahl völlig ausgebilbeter und noch nicht mit in Rechnung gestellter bienstpflichtiger Mannschaften beträgt in Norbbeutschland allein noch 100,000 Mann.
Von den vier deutschen Armeen, die zum Angriffskriege bestimmt waren, stand die erste (110,000 Mann) unter General Steinmetz^ die zweite (160,000 Mann) unter Prinz Friedrich Karl, die dritte (180,000mann) unter dem Kronprinzen von Preußen, die vierte (100,000 Mann) unter dem Kronprinzen von
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den erzürnten Feinden. Aber wie hatte er sich geirrt! Mit entblößten Schwertern drangen sie herein; erst stachen sie die Söhne nieder vor den Augen des Vaters, dann diesen selbst. Sein Weib aber schleppten sie mit deren Sklaven auf die Schiffe. — Mene-laus bekam seine Helena wieder; aber das schöne Troja lag in Trümmern.
Die Griechen kehrten nun in ihre Heimath zurück, hatten aber unterweges viel Unglück. Viele Schiffe wurden zerschmettert, die Hälfte der Mannschaft ertrank und jahrelang streiften die noch Übriggebliebenen in der Irre umher; Menelaus irrte mit seiner Helena sieben Jahre auf dem Meere und Odysseus kam erst nach zehn Jahren auf Jthaka an. — In dem schönen Gedichte des Homer (Odyssee) finden wir die Irrfahrten des Odysfeus besungen.
Jetzt erst, nach Beendigung des trojanischen Krieges, singen die Griechen an, eine Nation zu werden, die sich durch ihre eigenen Kräfte vor vielen andern hervorthat und die Aufmerksamkeit und Bewunderung ihrer und aller folgenden Zeiten auf sich zog. Sie wurden sich ihrer eigenen Kraft bewußt, und Ausländer brauchten nicht mehr zu kommen, sie zu belehren. Es standen vortreffliche Gesetzgeber unter ihnen auf, und nun lernten sie erst die wahre Freiheit kennen, nämlich weisen Gesetzen zu gehorchen. Für diese Freiheit faßten sie die feurigste triebe, daher jener unüberwindliche Muth in Vertheidigung des Vaterlandes. Zugleich übertrafen sie sehr bald alle Nationen in Künsten und Wissenschaften. Ebenso blühte bei ihnen Handel und Schifffahrt. Ueberall gründeten sie Pflanzstädte, wo sie sich jedoch eben so gesittet und erfinderisch zeigten, als im Vaterlande.
Unter den vielen kleinen Staaten Griechenlands ragten bald zwei durch eine zweckmäßige Einrichtung ihrer inneren Verfassung und durch eine kräftige Entwickelung nach außen so bedeutend hervor, daß von da an die Geschichte dieser beiden Staaten fast die Geschichte des gesammten griechischen Volkes ist. Das waren Sparta und Athen. Sparta lag im Peloponnes an den Ufern des Eurotas. Die Stadt hatte weder Mauern noch Thore; sie war das Haupt der Provinz Lakonien. Eingewanderte Dorier hatten sie 1100 v. Chr. erobert und daselbst zwei Könige eingeführt. Die Bewohner der Hauptstadt, die eigentlichen Spartaner, sahen sich für die Herren des Landes, die unterworfenen Lakonier aber für ihre Unterthanen an. Bald aber erhob sich Zwietracht unter den spartanischen Bürgern und brach in einen offenen Kampf aus, in welchem sogar einer der Könige erschlagen wurde. In solcher Noth wendete man sich an Lykurg mit dem Verlangen, den zerrütteten Staat durch Gesetze zu ordnen.
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Noch ein Zug des deutschen Charakters verdient Erwähnung. Die verschiedenen deutschen Stämme, deren es eine große Menge gab, waren nämlich selten einig; Eifersucht und Neid herrschten zwischen ihnen Und waren die Ursache von verheerenden Kriegen gegen einander und besonders späterhin von mancherlei Niederlagen durch die äußern Feinde, denen man nicht immer gemeinschaftlich entgegentrat. Das wußten und benutzten auch die Römer schon; sonst würde es ihnen nimmer, auch nur auf einige Jahre gelungen sein, Deutschland vom Rhein bis zur Weser zu erobern und als römische Provinz behandeln zu können.
Die Vorsteher, Grasen und Fürsten, welche man aus den Tapfersten und Besten wählte, hatten nur sehr beschränkte Gewalt und mußten in jeder wichtigen Angelegenheit die Volksversammlung befragen. Diese wurde von den Freien und Edeln unter heiligen Bäumen gehalten; in ihr wurde des Volkes Wohl berathen, über Krieg und Frieden Beschlüsse gefaßt. Waffengeklirr verkündigte hier den Beifall, Murren das Gegentheil. War aber ein Beschluß zu Stande gekommen, so unterwarf sich demselben jeder Einzelne ohne Widerstand.
Auch Gericht wurde unter freiem Himmel gehalten. Jeder trug feine Klage oder Vertheidigung selbst vor; Beweise wurden durch Zeugen geführt. Geschriebene Gesetze hatte man noch nicht. Das ganze Volk nahm Theil am Rechtsspruche, indem es aus seiner Mitte besondere Männer erwählte, welche das Urtheil nach Brauch und Herkommen sprachen. Leibes- und Lebensstrafen wurden für gewöhnlich nicht vollstreckt, weil man sie für kalte Ausbrüche roher Erbitterung hielt. Die Strafen bestanden meist in dem sogenannten Wehrgelde, welches dem Verletzten oder dessen Angehörigen, auch wohl dem Volke zukam, und wodurch, höher oder niedriger, alle Vergehungen gebüßt werden konnten. Beleidigungen an und von Vornehmen wurden höher gestraft, als bei Geringen, Vergehungen gegen Frauen am härtesten. Denn diese standen in hoher Achtung bei den Deutschen und wurden daher eben so sehr geschätzt als geehrt. Priester sorgten im Namen der Götter für die Ausführung der Rechtsurtheile, oder vollstreckten die Strafen selbst, die für Vergehungen im Kriege auch aus Leibes- und Lebensstrafen bestehen durften.
Hatten die alten Deutschen auch noch nicht die rechte Vorstellung von Gott und göttlichen Dingen, so waren sie doch nicht ohne Religion. Sie verehrten die Sonne, den Mond und das Feuer als die Wohlthäter des menschlichen Geschlechts. Außerdem hatten sie noch viele andere Götter, unter denen Odin, oder Wodan, auch wohl Krodo, d. i. der Große, genannt, der Allvater der Götter und Menschen, der vornehmste war. Ec leitete durch seine Allmacht die Welt, kannte die Thaten der Menschen und gab aus
„
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auffallende Aehnlichkeit bewahrte. Im 2 und 3. Jahrhundert vereinigten sich unsere Vorfahren in vier große Völkerbündnisse.
Gothen saßen bis zum 2. Jahrhundert nach Chr. an der Mündung der Weichsel in jener fruchtbaren Provinz, wo lange nachher die Handelsstädte Thorn, Elbing, Königsberg und Danzig gegründet worden sind. Sie theilten sich in Ost- und Westgothen. Später breiteten sich diese Stämme an den Ufern des schwarzen Meeres aus. Schon im 3. Jahrhundert hatten die Gothen schwere Kämpfe mit den Römern zu bestehen, aus denen sie aber stets glorreich hervorgingen. Der große Fürst der Gothen, der ihre Herrschaft am weitesten ausgebreitet hat, war Hermanerich; er lebte im 4. Jahrhundert und ist 110 Jahre alt geworden. Sein Reich erstreckte sich vom schwarzen Meere und der Donau über die Moldau, Wallachei, Ungarn, Polen und Preußen bis an die Ostsee. — Verwandt mit den Gothen waren die Gepiden, die Longobarden, die Heruler und Rugier, die Vandalen und Burgunder.
Im Westen, am Niederrhein und in den Niederlanden befand sich der große Bund der Franken oder Freien, dem sich die Cherusker, Chaucer, Katten n. a. m. anschlossen. Schon im 3. Jahrhundert durchstreiften die Franken mehrere römische Länder, besonders Gallien, von einem Ende zum andern, so oft sie die Lust nach Raub und Beute trieb. Sie sind sogar über die Pyrenäen in Spanien eingefallen und haben die Hauptstadt Tarragona erobert. Den heimischen Boden behaupteten sie, stifteten Reiche, welche die Stürme der Völkerwanderung überdauerten, vereinigten die übrigen deutschen Stämme zu einem Ganzen, richteten bürgerliche Ordnungen ein, nabmen das Christenthum an und breiteten dasselbe aus. Ueberhaupt haben sie eine deutsche Geschichte möglich gemacht. — »Das hochberühmte Volk der Franken,« sagt das salische Gesetz in seinem Eingänge, «das Gott zum Urheber hat, tapfer im Kriege, tiefsinnig im Rathe, ausdauernd in Bündnissen, edel, schön von Gestalt, kühn, behend und fest ist, das ist das Volk, welches, anfänglich klein an Zahl, durch Kraft und Muth das Joch der Römer gebrochen hat.«
Im nördlichen Deutschland, an der Elbe zwischen der Ost- und Nordsee, waren die Wohnsitze der Sachsen, die sich in Ostphalen, Westphalen und Engern theilten. Mit ihnen standen die Friesen an der Küste der Nordsee, vom Ausflusse der Schelde bis an die Elbe, in Verbindung — Zur Zeit Karls des Großen finden wir die Sachsen in der größten Ausdehnung. Sie breiteten sich aus von der Eider über Niedersachsen und den größten Theil Westphalens und hatten die Ufer der Elbe, Aller, Leine, Weser, Ems, Lippe und Ruhr besetzt. Allgemein. galten die Sachsen für treffliche Schiffer, obgleich sie in den älteren Zeiten nur schlechte, aus Baumzweigen zusammengeflochtene und mit Rindshäuten über-
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Salven preußischeres hatten genügt, den Feind unschädlich zu machen. Nur wenige Reiter waren unverwundet vom Kampfplatze entkommen. Unbelästigt setzten die Preußen ihren Rückzug fort.
Aehulich trug es sich bei einem andern, viel kleineren Quarre unter dem Hauptmann v. Rosenberg zu. Dieses hatte sich noch nicht sammeln können, als schon die feindliche Kavallerie durch die sich Sammelnden hindurchritt; dennoch bildete sich dasselbe um einen schon geschlossenen Kern. Der Hauptmann wurde aufgefordert, sich zu ergeben. Ruhig erwiderte er, daß er erst mit seinen Leuten sprechen müsse. Der Rittmeister der feindlichen Schwadron aber sprengte mit Todesverachtung in das Quarre. Von acht Kugeln durchbohrt, fiel er vom Pferde. Gleichzeitig erhielt seine Schwadron eine volle Salve, die in ihre Reihen vernichtend einschlug. Der Feind mußte sein Vorhaben aufgeben. Nur in bedeutender Entfernung folgten die Hannoveraner den Preußen bis Langensalza. Letztere übernachteten in ihrer früheren Stellung. — Am andern Tage erwarteten sie, allerdings mit sehr gelichteten Reihen, den Feind mit frischem Muthe und vollem Verlangen, ihn noch einmal anzupacken. Die Hannoveraner jedoch, welche sich heldenmüthig geschlagen hatten, waren ermattet und zur Verfolgung des Gegners außer Stande. General v. Flies hatte seinen Zweck erreicht: er hatte dem Feinde den Rückzug nach Norden vereitelt.
Am 28. Juni blieben die Hannoveraner bei Langensalza stehen. Unterdessen war eine größere preuß. Heeresabtheilung unter General v. Manteussel von Norden her, und eine solche unter General v. Beyer von Kassel her herangerückt und schloß den Feind von allen Seiten ein. Das Netz war zu; die ersehnte Hülfe der baierschen Armee blieb aus, und so sahen sich die Hannoveraner genöthigt, sich dem General v. Flies zu ergeben und die Waffen zu strecken. Nun konnte der General seinem Könige melden, daß das Schicksal der hannoverschen Truppen demselben anheimgegeben sei, um über die Kapitulationsbedingungen zu verfügen.
In Folge derselben mußte der König von Hannover versprechen, bis aus Weiteres sein Land zu meiden. Mit Rücksicht aus die frühere Waffenbrüderschaft und das tapfere Verhalten der beklagenswerten Truppen Hannovers wurden dieselben einfach entwaffnet und unter dem Versprechen, nicht gegen Preußen zu dienen, in ihre Heimath entlassen. Die Offiziere behielten ihre Waffen, Pferde und Gepäck. Ein lautes Murren und eine tiefe Erbitterung ging durch die Reihen des hannoverschen Heeres. Einzelne Offiziere knirschten mit den Zähnen, andere konnten sich der Thränen nicht erwehren, ja, einer soll sogar im Uebermaße seines Schmerzes seinem Leben, das die feindlichen Kugeln verschont hatten, mit eigener Hand ein Ende gemacht haben.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt: Zeit: Altertum, Mittelalter, Neuzeit
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Die preußische Armee erhielt die Bezeichnung »Main-Armee«. Sie zählte im Ganzen:
15 Infanterie-Regimenter . . 45,000 Mann 5 Kavallerie-Regimenter . . 2,400 »
2 Bataillone Sachs. Koburg i Q I Bat, Lippe-Detmold . / ' 3-000 ”
16 Batterien..................... 3,000 »
53,400 Mann mit 96 Geschützen.
Vogel von Falckenstein löste seine Aufgabe glücklich; es gelang ihm, zwei an Zahl überlegene, in ihren eigenen Ländern befindliche Heere auseinander zu halten und einzeln zu schlagen. Diese beiden feindlichen Armeekorps bestanden aus der bäurischen Armee und aus der eigentlichen Bundes- oder Reichs-Armee«. Die baiersche Armee, deren Oberbefehl der greise Prinz Karl von Baiern übernommen hatte, zählte 50,000 Mann mit 136geschützen. Das 8. Armeekorps oder die Bundes-Armee stand bei Frankfurt am Main unter dem Oberbefehl des Prinzen Alexander von Hessen. Es hatte eine Stärke von 62000 Mann mit 139 Geschützen. Die vereinigte Reichs-Armee bestand aus Oesterreichern Würtembergern, Hessen-Darmstädtern, Nassauern und Badensern. Erst nach langem Sträuben hatte der Großherzog von Baden seine Truppen zur Reichsarmee stoßen lassen. Die kurhessische Armee vereinigte sich nicht mit dem 8. Bundesarmeekorps: sie hielt sich fern vom Kampfplatze und blieb bis auf die letzte Reit in der Nähe von Mainz.
Bevor wir auf die eigentlichen Kriegsbegebenheiten selbst eingehen, haben wir noch von der Besetzung Nassaus durch preußische Truppen zu berichten. Am 28. Juni erfolgte das Einrücken der Preußen in Nassau an drei verschiedenen Stellen gleichzeitig. Von Koblenz aus marschirte ein Bataillon nach Ems, ein anderes nach Nieder- und Ober-Lahnstein. In Braubach und Marksburg fielen den Prenßen die dort befindlichen Vorräthe an Pulver (70 Ctr.), 2 Geschütze und 150 Gewehre in die Hände. Diese Kriegsbedürfnisse wurden nach Koblenz gebracht. Auch die herzoglichen Kassen nahm man in Beschlag. Ein 3. Bataillon war nach Wiesbaden vorgerückt.
Inzwischen hatte sich der noch tagende »Bundestag« in Frankfurt erlaubt, die hohenzollernschen Lande mit würtembergifchen • U^Se?Au besetzen, auch das preußische Kriegsmaterial in Rast adt mit Beschlag zu belegen. Ebenso waren baiersche Truppen nach Meiningen, Koburg und Schleusin gen eingerückt.
Vogel von Falckenstein konnte diesen Unfug nicht lange dulden. Er war der Mann, der keine Hindernisse kennt. Nach
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Extrahierte Personennamen: Sachs Karl_von_Baiern Karl Alexander_von_Hessen Alexander Bundesarmeekorps