Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält - S. 1

1854 - Saalfeld : Riese
§ 1. Begriff der Weltgeschichte, Wichtigkeit und Werth derselben. Aus der Weltgeschichte will ich euch das Wissenswürdigste erzählen, liebe Leser. Wisset ihr auch, was die Weltgeschichte ist? — Ihr hört es so gern, wenn euch eure Vater oder Mütter Etwas ans der Geschichte ihres Lebens erzählen, wie sie klein gewesen und nach mancherlei Thaten und Leiden groß und zu Dem geworden sind, was sie nun sind. Das, was sie im Laufe ihres ganzen Lebens gethan und erfahren haben, was also durch sie und mit ihnen geschehen ist, nennt ihr die Geschichte ihres Lebens. Nicht minder seid ihr begierig zu wissen, wie es in alten Zeiten in der Stadt oder dem Orte, welchen ihr bewohnt, hergegangen sei und wie er nach und nach Das geworden, was er jetzt ist. Aber sehet euch noch weiter um und blicket einmal auf das ganze deutsche Land und Volk — „ So weit die deutsche Zunge klingt Und Gott im Himmel Lieder singt; “ — so muß euch die besondere Geschichte unseres Landes und Volkes von hoher Wichtigkeit sein und ihr müsset fragen, durch welche Thaten und Schicksale dieses Volk von seinem ersten Auftreten in der Geschichte an sich ausgezeichnet habe. Allein bei der Geschichte unseres Landes und Volkes ^dürfen wir nicht stehen bleiben, können es auch nicht, weil unser Land an andere Länder grenzt und unser Volk mit andern Völkern der Erde im Krieg und Frieden in vielfachen Verkehr getreten ist; sondern wir müssen uns zur Betrachtung der allgemeinen (Universal-)

2. Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält - S. 130

1854 - Saalfeld : Riese
gab er den Bitten der Freunde nach und flüchtete sich auf ein nahes Land- haus. Hier auf diesem Landhause betete der Bischof inbrünstig für die ganze Kirche. Als ihm das Haus nicht mehr sicher zu sein schien, floh er nach einem andern, und auch hier, von einem der Folter unterliegenden Sclaven verrathen, hätte er sich noch auf den Söller eines anstoßenden Hauses retten können, allein mit den Worten: „Der Wille des Herrn ge- schehe ! “ — überlieferte er sich den Polizeidienern. Aus dem Wege zur Stadt kam ihm der Polizeimeister mit seinem Vater entgegen, nahm ihn freundlich von seinem Esel zu sich aus den Wagen und redete ihm zu, den Kaiser seinen Herrn zu nennen und zu opfern. Ernst schweigend hörte der Bischof zu, als sie aber heftiger in ihn drangen, erklärte er rund heraus: „Ich werde nicht thun, was ihr mir rathet." Da ergrimmten die beiden und stießen ihn mit harten Worten aus dem Wagen hinans, so daß er sich am Fuße verletzte. Polycarp setzte seinen Weg zum Proconsul fort und von diesem aufgefordert, seines hohen Alters zu schonen, bei dem Genius des Kaisers zu schwören und Christo zu fluchen, sprach er das entschieden abweisende Wort: „Sechsundachtzig Jahr habe ich nun Christo gedient, und nie hat er mir Uebles gethan, wie könnte ich ihm fluchen meinem Herrn und Heilande!“ Nachdem der Proconsul ihm noch mit den wilden Thieren und dem Feuertode umsonst gedroht hatte, gab er endlich dem wüthenden Volksgeschrei nach und verurtheilte ihn zum Scheiterhaufen, wozu das Volk und besonders die Juden eifrig Holz berbcitrugen. So endete Polycarp mit noch elf andern Christen aus Philadelphia. Dies geschah um das Jahr 167. — Die Gemeinde sammelte seine Gebeine, die ihr kostbarer waren als Gold und Edelsteine, und setzte sie an dem geziemenden Orte bei, in der Hoffnung, sich in heiliger Freude an seinem Grabe zu versam- meln und das Geburtsfest seines Märtyrerthums zu feiern, zum Gedächtniß Derer, welche den guten Kampf ausgekämpft haben, und zur Vorbereitung Derer, welche ihn noch kämpfen sollen. — So erzählt die Gemeinde von Smyrna den Hingang ihres Bischofs in einem Rundschreiben an die andern Christengemeinden. § 36. Das römische Reich von Commodus bis zum Tode Con- stantin's des Großen (180 — 337). I. Die römischen Kaiser von Commodus bis auf Alexan- der Severus (180 — 235 n. Chr.). — Die Sassaniden 226 n. Chr.). Das Glück, welches Rom seit Nerva's Zeiten genossen hatte, endete jetzt auf eine schmachvolle Weise; denn es war nicht hervorgegangen aus Tugend und volksthümlicher Kraft, sondern hatte abgehangen von dem gu- ten Willen der Herrscher. Mit dem Commodus (180— 192), des Mark Aurel unwürdigem Sohne, welcher die Regierung seinen niedrigen Günstlingen überließ, als römischer Hercules bei den Thier- und Fechter- kämpfen öffentlich 375 mal auftrat und gegen die Besten des Volks mord- süchtig wüthete, begann die Zeit wieder finster zu werden. Der alte Sol-

3. Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält - S. 219

1854 - Saalfeld : Riese
219 weltentsagende Mönch und Missionär, der bei Tag und Nacht am bloßen Leibe ein härenes Bußgewand, auf der Brust eine goldene Kapsel mit Re- liquien trug, Brod und Wasser genoß, Handarbeit verrichtete und den Ar- men Speise und Trank in eigner Person darreichte. Dem Papstthum war er eifrig ergeben, da er in der kirchlichen Hierarchie eine göttliche Ordnung erblickte. Die heilige Schrift studirte und benutzte er fleißig und drang in seinen Predigten auf Buße und Demuth und auf das Vertrauen auf die in Christo erschienene Gnade der Sündenvergebung und der Heiligung. Der Ruf seiner Heiligkeit machte, daß man ihm wunderbare Heilungen zu- schrieb, wiewohl er selbst die Ehre eines Wunderthäters mit Bescheidenheit ablehnte und nur das eine Wunder sich wünschte, daß Gottes Gnade ihn zu einem guten Menschen machte. Eine seiner ersten Sorgen war, den Bau seiner Bischofskirche zu vollenden und ein Kloster nach der Regel Benedict's zu gründen, in welchem er aus dänischer und slavischer Ge- fangenschaft losgekaufte Knaben aufnehmen und zu Missionären erziehen ließ; denn sein Auge war unablässig auf das weite Missionsfeld gerichtet, das sein großer Sprengel umfaßte. Allein nach dem Jahre 840 traf den Ansgar eine Reihe schwerer Unglücksfälle: das Kloster Turholt in Flan- dern, mit welchem der Kaiser Ludwig das arme Erzbisthum Hamburg aus- gestattet hatte, siel durch den Theilungsvertrag zu Verdun 843 an Karl den Kahlen von Frankreich; der Göttrikssohn Horich oder Erich I., König des dänischen Westreichs, überraschte im Jahre 845 mit 600 Schiffen und einer Bemannung von 18,000 Mann den in seiner Nähe drohenden Mis- sions- und Waffenplatz Hamburg, wobei die Stadt nebst Kirche und Klo- ster geplündert und in Asche gelegt wurde und Ansgar nur seine Reliquien durch die Flucht retten konnte; in Schweden endlich erhob sich in demselben Jahre ein heftiger Volksaufstand zur Vertheidigung der alten Götter, wo- bei ein christlicher Priester ermordet wurde und Bischof Gauzbert, ein Ver- wandter Ebbo's von Rheims, mit allen seinen Begleitern aus Schweden weichen mußte. Doch über allem Diesem verlor unser Ansgar den Muth nicht und wiederholte mit demüthigem Gottvertrauen die Worte Hiob's: „Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen, der Name des Herrn sei gelobt!" Und der Herr, auf den er vertraute, half ihm bald: eine fromme Matrone, Jkia oder Jda, schenkte ihin das Gut Ramelslo im Lüne- burgischen als Zufluchtsstätte für sich und seine Gehülfen, bis König Lud- wig der Deutsche ihm zum Erzbisthum Hamburg den eben erledigten Bi- schofssitz von Bremen verlieh, auf welches allmälig der Vorrang im ganzen Norden überging. Von der Zeit an hielt sich Ansgar in dem mehr be- festigten und gesicherten Bremen auf, aber feine Wirksamkeit für die Chri- stianisirung des Nordens erlitt dadurch keine Unterbrechung. Als politischer Gesandter Ludwig's des Deutschen beim Dänenkönig Horich I. gewann er am Hofe desselben großen Einfluß und benutzte die Gunst des Königs, um nördlich der Eider da, wo jetzt die Dorskirche von Haddebye bei Schleswig steht, die erste Kirche zu errichten und einen Priester anzustellen. wurde König Horich I. im Jahre 854 von einem Verwandten, dem Guttorm, mit großer Macht überfallen und nachdem beide mit der Mehr- zahl ihrer Großen in einer dreitägigen Schlacht umgekommen waren, unter dem jungen König Horich Ii. die Kirche zu Schleswig auf Betrieb des christenseindlichen Jarl Hovi geschlossen; allein bald änderte sich wieder die

4. Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält - S. 221

1854 - Saalfeld : Riese
221 aufhörlichen Einfälle der nordischen Seeräuber seinen Sprengel ringsum verwüsteten, so hat er doch nie unterlassen, für eben diese Feinde und ihre Bekehrung zu beten, und so sehr lag ihm dies am Herzen, daß er noch in seiner letzten Krankheit fortfuhr, die Angelegenheit dieser Mission zu betrei- den und darüber zu verfügen. In seiner menschenfreundlichen Weise grün- dete er Klöster, richtete Hospitäler ein, in welchen er sich persönlich der Armenpflege unterzog, und trat mit Muth und Würde zum Schutz der Unterdrückten dem Frevel holsteinischer Großen entgegen, welche von den nordischen Heiden geraubte Christen als Sclaven an sich gebracht hatten. Unter dem schweren körperlichen Leiden während der letzten vier Monate seines Lebens tröstete er sich mit jenen Worten Hiob's: „Wenn wir Gutes von der Hand des Herrn empfangen haben, wie sollten wir nicht da auch dem Uebeln uns willig unterziehen," und gab, gestärkt durch Gebet und Ge- sang der Freunde, sowie durch eigenes Gebet und durch Kernsprüche der heiligen Schrift, am 3. Februar 865 im vierundsechszigsten Jahre seines Lebens, den Geist auf. Noch an demselben Tage wurde unter den Thrä- nen des ganzen Volks, am meisten der Geistlichen, der Waisen, der Witt- wen, der Unmündigen und der Armen sein Leichnam in der Bremer St. Petrikirche vor dem Altar der Jungfrau Maria beigesetzt. Mit dem Tode Ansgar's aber ging sein Werk nicht zu Grunde; viel- mehr erfüllte sich schon während der nächsten drei Jahrhunderte für den Norden, was einst Ebbo von Rheims dem Ansgar als Weissagung ausge- sprochen hatte, daß das von ihnen zur Ehre des Namens Christi begonnene Werk nicht untergehen, sondern Frucht bringen und gedeihen werde, bis des Herrn Name an die Grenzen der Erde gelangt sei.

5. Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält - S. 178

1854 - Saalfeld : Riese
178 gerückt waren, und sicherte dadurch theils die deutschen Grenzen, theils schaffte er den Deutschen Raum zu größerer Entwicklung und Ausbreitung. Am wichtigsten aber wurden in dieser Hinsicht seine Siege über die Ava- ren, die auch irriger Weise Hunnen genannt wurden. Dieses furchtbare Volk saß damals seit 200 Jahren an den östlichen Grenzen Deutschlands, und die Kakane desselben, der Schrecken Constantinopels und die Geißel der umwohnenden Völker, beherrschten ein weites Reich zwischen dem Inn, dem schwarzen und dem baltischen Meere. Sieben Feldzüge waren nöthig, um die Avaren zu demüthigen und ihnen die Beute abzunehmen, welche sie seit 200 Jahren auf ihren Raubzügen in Griechenland gewonnen und in ihren festen Platzen niedergelegt hatten. Karl vereinigte das zwischen der Raab und der Ens liegende Land als Avarien oder Ostmark (Oesterreich) mit dem Frankenreich, schickte Colonisten und Glaubensboten aus Baiern dahin und ließ es durch Markgrafen verwalten. Im Norden bekriegte Karl die Dänen und schloß dann einen Frieden mit ihnen, daß ihre Naubschiffe ihm fortan keinen Schaden mehr thäten. Also erstreckte sich nunmehr Karl's des Großen Reich vom Ebro in Spanien bis zur Naab in Ungarn, und von der Eider im Norden bis zum Ofanto in Unteritalien. Der Klang seines Namens und der Ruhm seiner Thaten verbreiteten sich bis in die fernsten Länder, und Gesandtschaften fremder Fürsten aus Asien, Afrika und Spanien erschienen an seinem Hose zu Aachen. Der stolze Kaiser von Constantinopel und der berühmte Chalif Harun al Ra- schid zu Bagdad übersandten ihm herrliche Geschenke: einen Elephanten, kostbare indische Gewürze und morgenländische Kostbarkeiten, unter welchen eine metallene Wasseruhr am meisten das Staunen der Franken erregte. Der Patriarch von Jerusalem überschickte ihm, als dem mächtigsten Mo- narchen der Christenheit, die Schlüssel des heiligen Grabes. Wenn man insbesondere von Rom aus, der Hauptstadt der occidentalischcn Welt, das ungeheure Reich übersah, welches setzt wieder Einem Scepter gehorchte, so lag es nahe, an eine Erneuerung des alten römischen Kaiserthums zu den- ken. Als daher Karl am ersten Weihnachtstage des Jahres 800 am Al- tare der St. Petrikirche zu Rom niederkniete und betete, trat plötzlich Papst Leo Iii. herzu, setzte ihm eine Kaiserkrone auf das Haupt und be- grüßte ihn vor allem Volk als Kaiser und Herrn der Christenheit. Das versammelte Volk aber rief mit lauter Stimme: „Heil und Sieg dem erha- benen Karl, dem großen und erlauchten römischen Kaiser, den Gott gekrönt hat!" Diese Handlung war der Anfang großer Verhältnisse; denn wenn Karl auch an äußerer Macht nichts gewann, so erschien doch seine Krone kraft des Kaisertitels als die erste in der Christenheit und erinnerte an die Herrlichkeit eines Augustus und Constantinus, und indem dieser Glanz doch von dem Papste ausging, erschien dieser als das geistliche Haupt der Christenheit mit der Machtvollkommenheit, Könige und Kaiser zu machen. Von der Zeit an nannte sich Karl einen Kaiser von Gottes Gnaden und achtete sich für einen Schirmherrn der Kirche und Vorsteher der Christen- heit, dem Gott das Amt gegeben, daß er in Kirche und Reich zum Rechten sehe und die Seelen Aller, die Gott seiner Herrschaft untergeben habe, den Weg des Heils führe. Werfen wir nun einen Blick auf Das, was Karl zur Gesittung und Verwaltung seines großen Reichs that, so erscheint er ebenso groß als

6. Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält - S. 181

1854 - Saalfeld : Riese
181 Treue gegen seinen Sohn und ließ dann ein feierliches Hochamt in der Kirche halten, wobei er noch einmal in seiner kaiserlichen Pracht erschien, wiewohl schon sehr schwach und auf seinen Sohn gestützt. Dann knieten beide nieder und beteten lange, und auf dem Aliare vor ihnen lag eine Kaiserkrone. Als sie sich erhoben hatten, sprach der Kaiser mit lauter Stimme zu seinem Sohne und vor den Bischöfen und Grafen und unzäh- ligem Volke ermahnte er ihn zum letzten Male, er solle Gott allezeit vor Augen haben, die Kirche solle er schützen vor Bedrückung und Unbill, die Bischöfe ehren als seine Väter, das Volk lieben wie seine Kinder, den Frevlern ein strenger Richter sein, den Armen ein Vater, Gerechtigkeit solle er üben gegen Jedermann, und selber unsträflich wandeln vor Gott und allem Volke. Ludwig gelobte es zu thun mit Gottes Hülfe. Da befahl der Kaiser, daß er die Krone voni Altare nehme und zum Zeichen des Kaiserthums selbst sich auf das Haupt setze. Ludwig that wie ihm gehei- ßen, und sie stimmten mit allem Volke den Lobgesang an und kehrten in den Palast zurück. Also schloß Karl mit der Welt ab und lebte nur noch still in seinen Gemächern dem Gebet und der Betrachtung der göttlichen Dinge. Endlich zu Anfang des Jahres 814 verfiel der zweiundsiebzigjährige Greis in ein heftiges Fieber. Als er fühlte, daß er seinem Ende nahe sei, ließ er einen getreuen Bischof kommen und einpfing aus seiner Hand das heilige Abendmahl. Am Morgen des 28. Januar war seine letzte Stunde gekom- men. Da bezeichnete er sich mit dem heiligen Kreuze, faltete die Hände über die Brust und betete mit leiser Stimme: „Herr, in deine Hände be- fehle ich meinen Geist!" Mit diesen Worten verschied er nach einer sieben- undvierzigjährigen ruhmvollen Regierung. Unter allgemeinem Wehklagen des Volks erfolgte die feierliche Bestattung im Dom zu Aachen, wo der Leich- nam des Kaisers, bekleidet mit den kaiserlichen Gewändern und der Krone und umgürtet mit dem Schwerte, auf einem Thron in der Nische des Grabgewölbes beigesetzt wurde. Auf seinen Knieen lagen die Evangelien, zu seinen Füßen das Seepter und der kaiserliche Schild, so daß er auch im Tode als Kaiser zu herrschen schien. Papst Paschalis Ul. hat ihn späterhin unter die Heiligen der katholischen Kirche versetzt und dadurch den durch so viele große Thaten ausgezeichneten Krieger und Gesetzgeber auch zu den Helden der Kirche gezählt.

7. Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält - S. 260

1854 - Saalfeld : Riese
200 Herzog Heinrich dem Frommen und seinen tapferen Schaaren gebührt übrigens auch in ihrer Niederlage ein dankbares Andenken in dem Herzen der Nachwelt, weil sie durch ihren Opfertod das christliche Abendland vor der entsetzlichen mongolischen Barbarei bewahrt haben, auf derselben hei- ligen Stelle, wo beinahe 600 Jahre später (26. August 1813) das Vater- land von Neuem von ausländischer Unterjochung gerettet worden ist. Dort, wo Heinrich gefallen war, wurde Kloster Wahlstatt erbaut, noch heute ein fernhin zu schauendes Wahrzeichen für die Bewohner jener weiten Fläche. Vi. Kaiser Friedrich Ii. im Kampf mit den Lombarden und dem Papste. Gestorben im Banne 1250. Während also im Nordosten Deutschlands der mongolische Völkersturm sich brach, ging der Kampf zwischen Kaiser und Papst in Italien fort. Auch nachdem Friedrich fast den ganzen Kirchenstaat erobert hatte und der beinahe hundertjährige Gregor Ix., dessen starke Seele durch keinen Kummer und keine Unfälle gebeugt werden konnte, endlich der Last seiner Jahre er- legen war, bestätigte sein Nachfolger, der schlaue Innocenz Ix., nicht nur den Bannfluch, sondern entzog sich auch durch die Flucht nach dem damals fast unabhängigen Lyon der Uebermacht seines Gegners. Zu Lyon hielt der Papst (1245) eine Kirchenversammlung von 140 Erzbischöfen und Bi- schöfen ans Spanien, England, Frankreich und der Lombardei (aus Deutsch- land und Ungarn erschienen nur wenige), vor welchen er den Kaiser unge- heurer Verbrechen anklagte und einen Ketzer, Gotteslästerer und heimlichen Muhammedaner nannte. Umsonst trat der Großrichter von Sicilien, Thaddäus von Suessa, auf und ergriff für den Kaiser das Wort; umsonst appellirte er von dieser theilweiscn Kirchenversammlung und diesem seinem Herrn feindseligen Papste an eine allgemeinere und an einen milder und christlicher gesinnten Papst. Innocenz ließ sich dadurch nicht abhalten, das Verdammungsurtheil über den Kaiser mit aller Feierlichkeit auszuspre- chen, alle seine Unterthanen des Eides der Treue gegen ihn zu entbinden und die deutschen Fürsten zur Wahl eines neuen Königs aufzufordern. Während das Urtheil verlesen und der Bannfluch ausgesprochen wurde, hielten die Bischöfe brennende Kerzen in den Händen und warfen sie dann auf die Erde, daß sie erloschen. Der kaiserliche Bevollmächtigte, Thaddäus von Suessa, verließ bei diesem Austritte die Versammlung und rief, sich an die Brust schlagend: „Das ist der Tag des Zorns, der Tag des Un- heils und des Verderbens! “ Und er ward es in der That für den seinem Zeitalter an Geist und Einsicht weit vorausgeeilten Kaiser; denn noch waren die Blitze, welche der furchtbare Priester schleuderte, die Mittel, über welche er verfügte, mächtig genug, um die Welt, in welcher der Kaiser lebte und handelte, gegen ihn aufzuregen. Wohl stellte sich Friedrich dem Banne des Papstes heldenkühn entgegen, erließ an alle Monarchen Europa's ausführliche Schrei- den, worin er ihnen die Rechtmäßigkeit seines Strebens nach Befreiung der weltlichen Macht von den Ketten der Hierarchie, die Anmaßungen des Papstes und ihre schimpfliche Zinsbarkeit von dem römischen Stuhle dar- zustellen suchte; wohl entwickelte er in Deutschland und Italien außerordent-

8. Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält - S. 266

1854 - Saalfeld : Riese
266 den vom Tode dahingerafft. Endlich erkrankte auch der König selbst so heftig, daß er seinem Ende entgegensah. Durch fromme Uebungen, die er nur durch Abfassung weiser Vorschriften zum Vermächtniß an seinen Sohn und Nachfolger Philipp unterbrach, bereitete er sich zum Tode vor und ver- schied in einem Alter von 56 Jahren mit den Worten David's: „Herr, ich will in dein Haus gehen; in deinem heiligen Tempel will ich anbeten und deinen Namen verherrlichen." Zwar landete nach des heiligen Ludwig Tode Karl von Anjou mit einem Heere bei Tunis und schlug die Sarazenen in zwei Treffen, aber durch eine Summe Geldes ließ man sich vom weiteren Vorschreiten abbringen, und die Unternehmung hatte damit ein Ende. Dieses war das letzte größere Unternehmen in der Reihe der Kreuz- züge, und wie sehr auch die Päpste auf neue Kreuzfahrten drangen und auch Könige, Fürsten und Ritter zur Annahme des Kreuzes bewogen, der Ernst der Begeisterung war erloschen und es blieb bei dem leeren Verspre- chen. In Palästina selbst brachte auch die größte Noth die Christen nicht zur Besinnung und zur Eintracht, im Innern der christlichen Städte wüthe- ten Eifersucht und blutige Fehden fort und am 18. Mai 1291 stürmten die Sarazenen Aegyptens Ptolemais (St. Jean d'acre) nach einer heldenmüthigen Vertheidigung. Die übrigen Städte an der syrischen Küste gaben die Ordensritter freiwillig auf und zogen sich nach Cypern zurück, von wo verdrängt die Johanniter sich nach Rhodus (1310) und späterhin nach Malta begaben. So endigte nach einer Dauer von zwei Jahrhunderten jene merkwür- dige, fast das ganze christliche Europa umfassende Bewegung, welche zwar das nächste Ziel nicht für lange Zeit erreichte, aber dennoch unter Gottes Leitung die heilsamsten Folgen hinterließ. Denn diese große und allgemeine Erschüt- terung sprengte die Ketten, welche den Menschen von dem Menschen trenn- ten, rief alle Klassen der Gesellschaft zu demselben heiligen Zuge auf und erweckte auch unter der niedrigsten und gedrücktesten Menscheicklasse den Gedanken der Freiheit, indem unter der Fahne des Erlösers Alle als Gleiche erschienen, als sündige Menschen und Eines Heiles theilhaft. Die Kreuz- züge trugen mächtig dazu bei, die große Idee der christlichen Kirche, nach welcher alle Völker und Staaten der christlichen Welt in Gemeinschaft neben einander stehen sollten, mehr ins Leben zu führen, eine größere völkerrecht- liche Verbindung der Staaten und durch gegenseitige Reibung die nationale Ausbildung der Völker Europas zu bewirken. Durch den Anblick so ganz verschiedener Länder und Völker, Sitten, Gebräuche und Bildungsstufen wurde der Gesichtskreis der kreuzfahrenden Völker erweitert, neue Ideen gewonnen, die Künste, Wissenschaften, Gewerbe, Natur- und Kunstproducte des Morgenlandes nach dem Abendlande verpflanzt, dem Handel und Ver- kehr neue Straßen eröffnet und in jeder Beziehung für die Entwicklung des Geistes und der Bildung Raum gewonnen. § 66. Das Mittelalter auf seiner Höhe. I. Papstthum und Kaiserthum. Wir sind hier mit unserer Erzählung bei dem Puncte angelangt, wo das Mittelalter seine Höhe erreicht hat und ein anderer Geist sich zu regen

9. Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält - S. 280

1854 - Saalfeld : Riese
280 Da bemerkte der Kaiser, wie es schien, mit Wohlgefallen, daß der Gast- wirth einen schönen und reich verzierten Beutel im Gürtel trug. Der Gast- wirth nahm ihn geschwind ab und bot ihn dem Kaiser zum Geschenk an. Rudolf nahm den Beutel und übergab ihn im Nebenzimmer einem Boten mit der Weisung, ihn der Frau des Wirths zu bringen und sich im Namen ihres Mannes, von dem er zum Zeichen des von ihm ausgehenden Auf- trags den schön gestickten Beutel erhalten, den bewußten Sack mit Gold von ihr auszubitten. Die List gelang. Die arglose Frau schickte den Beutel mit Gold, der Verbrecher war überwiesen und büßte seine Schuld am Gal- gen. Auf solche Weise erwarb sich Rudolf in hohem Grade die Liebe des Volks, welches ihn das lebendige und wandelnde Gesetz nannte, eine Menge großmüthiger Handlungen und gerechter Sprüche von ihm sprüchwörtlich im Munde führte und die Bewunderung des ritterlichen Kaisers bis auf die späteste Nachwelt vererbte. Ein heißer Wunsch jedoch, welchen Rudolf hegte, nämlich die Wahl seines Sohnes Albrecht, der ihn von seinen vier Söhnen allein überlebte, zu seinem Nachfolger im Reiche, ging ihm nicht in Erfüllung. Denn die Fürsten, welche die in Kurzem so hoch gestiegene Macht des Hauses Habs- burg zu fürchten begannen und Albrecht's harten und unfreundlichen Sinn kannten, wichen einem solchen Antrage auf dem Reichstage zu Frankfurt aus. Mißmuthig darüber zog der greise Kaiser, schon schwach und krank, nach Straßburg. Als es dort immer schlimmer mit ihm wurde und er sein Lebensende herannahen fühlte, rief er: „Wohlan, nach Speier!" Hier, an der Begräbnißstätte der Kaiser, wollte auch er seinen Tod erwarten; allein er kam nur bis Germersheim, wo er in einem Alter von 73 Jahren den 15. Juli 1291 starb. Den Ruhm nahm er mit in das Grab, als ein Vater des Vaterlandes, wenn auch nicht Großes, doch Gutes für dasselbe gethan zu haben. § 69. Ursprung und Erstarkung der schweizerischen Eidge- nossenschaft. I. Bund der drei Männer auf dem Rütli (1307). Wil- helm Tell. Was Rudolf von Habsburg umsonst erstrebt hatte, die Wahl seines Sohnes Albrecht zum deutschen Kaiser, ging dennoch einige Jahre später in Erfüllung. Denn der ritterliche, aber machtlose Graf Adolf von Nassau, der auf die Verwendung seines Vetters, des Erzbischofs Ger- hard von Mainz, zum Kaiser erwählt worden war, konnte sich nur so lange halten, als er ein willenloses Werkzeug der geistlichen Kurfürsten sein wollte, Als er aber das von England zu einem Angriffskriege gegen Frank- reich erhaltene Geld dazu verwandte, Albrecht dem Unartigen Thüringen abzukaufen und gegen die Enkel Friedrich's Ii. einen schandbaren Krieg zu führen, erregte er allgemeinen Unwillen und wurde widerrechtlich von einer Anzahl Kurfürsten entsetzt. Albrecht von Oesterreich wurde zum Gegenkaiser erwählt, und Adolf fiel in einem Treffen bei Worms (1298). Unter der Regierung Albrecht's I. fand ein Ereigniß statt, welches in seinen

10. Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält - S. 323

1854 - Saalfeld : Riese
mit zweien seiner vertrautesten Mönche seine kühnen Reformversnche in den Flammen und starb in frommer Ergebung mit freudigem Vertrauen auf Den, der für ihn gestorben. Unter den ihm Schuld gegebenen Ketze- reien war auch die, daß er die Rechtfertigung durch den Glauben ge- lehrt habe. Mit der Zerstreuung seiner Asche in den Arno schienen auch die Spu- ren seiner Wirksamkeit verloschen zu sein; denn kurz darauf kehrten die Me- diceer nach Florenz zurück, behaupteten unter allen Stürmen die Herrschaft und Alexander von Medici wurde durch Kaiser Karl V. nach Ver- nichtung der republikanischen Formen zum Herzog erhoben (1530). Noch viel weniger war Savonarola und die durch ihn hervorgebrachte Bewegung im Stande gewesen, auf das Papstthum einen erneuernden und reinigenden Einfluß auszuüben. Denn auf Alexander Vi. folgte der kriegerische Ju- lius Ii. (gest. 1513), der, gleich einem weltlichen Fürsten, selbst ins Feld zog und durch Erwerbung von Bologna, Ancona, Ferrara und andern Land- schaften dem Kirchenstaate seinen heutigen Umfang gab. Ihm folgte Leo X. (gest. 1521) aus dem erlauchten Hause der Mediceer, der im Vatikan allen Glanz der Kunst und Bildung als ein Erbtheil seines Hauses vereinigte. Allein über den klassischen Studien des griechischen und römischen Heiden- thums, über seinem üppigen, prachtvollen und verschwenderischen Leben ver- lor er allen Sinn für Religion und Kirche, und dennoch benutzte er den heiligen Stuhl zu Rom und den frommen Glauben der Völker als ein Mittel, Geld zur Befriedigung seiner Pracht- und Kunstliebe zu erpressen. Noch im Jahre 1517 hatte er auf einem glänzenden Lateranconcil den Triumph, die unbeschränkte Papstmacht selbst von König Franz I. von Frank- reich anerkannt zu sehen und die Verdammung des Kostnitzer und Baseler Concils zu erneuern, —• es war dasselbe Jahr, in welchem einige Monate später das Wort des armen deutschen Mönchs zu Wittenberg ausrichtete, was die vereinten Kräfte aller Nationen des Abendlandes in jenen gewal- tigen reformatorischen Concilien des fünfzehnten Jahrhunderts nicht zu er- reichen vermocht hatten. § 76. Die Jungfrau von Orleans (1429). Zu derselben Zeit, als der Hussitenkrieg in Deutschland wüthete, wurde auch zwischen Franzosen und Engländern heftig gekämpft. In Frankreich war nämlich nach dem schnellen Hinsterben von Philipp's des Schönen drei Söhnen die Capetingische Hauptlinie erloschen und mit Philipp's Bru- derssohne, Philipp Vi., das Haus Valois (1328 — 1589) auf den Thron gekommen. Unter ihm brach der Haß gegen England in einem langwierigen Kriege aus (1337— 1444), in welchem die Engländer unter ihrem König Eduard Iii. im Jahre 1346 bei Crecy (zum ersten Mal mit Hülfe der Kanonen) siegten und Calais eroberten, ja, unter Eduard's Sohne, dem schwarzen Prinzen, ganze Provinzen von Frankreich abrissen. Zwar trat König Karl V. von Frankreich wieder kräftiger auf und sein tapferer Feldherr Bertrand du Guesclin entriß sogar den Engländern ihre meisten Eroberungen. Als aber bei seinem Sohn und Nachfolger, Karl Vi.,
   bis 10 von 29 weiter»  »»
29 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 29 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 0
3 0
4 2
5 1
6 0
7 0
8 0
9 0
10 11
11 6
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 3
21 0
22 0
23 0
24 0
25 1
26 1
27 7
28 1
29 0
30 0
31 7
32 0
33 0
34 1
35 0
36 0
37 29
38 0
39 0
40 0
41 0
42 6
43 2
44 0
45 2
46 6
47 2
48 2
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 5
2 0
3 0
4 0
5 0
6 0
7 3
8 1
9 0
10 0
11 0
12 0
13 0
14 1
15 0
16 0
17 29
18 0
19 0
20 5
21 0
22 0
23 7
24 0
25 0
26 10
27 0
28 1
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 2
35 0
36 0
37 0
38 0
39 0
40 0
41 0
42 1
43 3
44 0
45 0
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 3
53 0
54 0
55 0
56 6
57 0
58 2
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 5
66 1
67 6
68 4
69 2
70 0
71 1
72 0
73 0
74 0
75 0
76 1
77 2
78 0
79 0
80 0
81 0
82 4
83 3
84 0
85 0
86 0
87 0
88 2
89 1
90 3
91 0
92 11
93 0
94 2
95 0
96 0
97 0
98 7
99 1

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 4
3 0
4 6
5 0
6 2
7 0
8 0
9 0
10 7
11 0
12 2
13 0
14 0
15 4
16 14
17 0
18 2
19 8
20 1
21 0
22 1
23 0
24 0
25 0
26 15
27 2
28 0
29 0
30 0
31 5
32 0
33 31
34 2
35 0
36 0
37 3
38 0
39 0
40 0
41 0
42 0
43 1
44 0
45 1
46 0
47 1
48 9
49 0
50 2
51 1
52 0
53 2
54 0
55 1
56 1
57 1
58 17
59 43
60 0
61 2
62 4
63 5
64 5
65 2
66 0
67 0
68 2
69 0
70 0
71 1
72 11
73 1
74 2
75 0
76 0
77 8
78 0
79 0
80 6
81 46
82 0
83 0
84 0
85 4
86 0
87 0
88 1
89 0
90 0
91 5
92 0
93 0
94 1
95 0
96 0
97 5
98 0
99 0
100 27
101 0
102 3
103 0
104 0
105 0
106 6
107 0
108 0
109 0
110 1
111 0
112 2
113 1
114 0
115 0
116 3
117 1
118 1
119 0
120 1
121 5
122 0
123 1
124 0
125 0
126 1
127 9
128 10
129 0
130 0
131 9
132 10
133 0
134 0
135 0
136 16
137 0
138 0
139 0
140 4
141 0
142 1
143 13
144 0
145 1
146 2
147 0
148 2
149 0
150 0
151 2
152 1
153 0
154 1
155 3
156 2
157 0
158 13
159 0
160 0
161 0
162 2
163 4
164 0
165 0
166 6
167 7
168 0
169 4
170 0
171 12
172 1
173 3
174 0
175 9
176 0
177 24
178 0
179 25
180 0
181 5
182 7
183 5
184 0
185 0
186 1
187 13
188 0
189 6
190 0
191 2
192 1
193 0
194 4
195 0
196 2
197 4
198 0
199 1