von Osten her in Palästina einzudringen und eroberten nach Be-
siegung der Amoriter und anderer Stämme, deren im Osten des
Jordan liegendes Land. Da diese Gegenden treffliche Weiden ent-
hielten, so baten die Stämme Rüben, Gad und der halbe Stamm
Manaste ihnen das Land zu überlassen, obgleich es nicht zum eigent-
lichen Palästina gehörte. Diese Bitte wurde ihnen unter der Be-
dingung gewährt, daß sie den übrigen Stämmen bei der Eroberung
des westjordanischen Landes Beistand leisteten. Nach siebenjährigen
Kämpfen hatte Josua erst Süd- und Mittelpalästina zum größten
Theile, sowie einige Striche von Nordpalästina erobert. Damit
glaubte er sich vorläufig begnügen zu dürfen und vertheilte durch
das Loos das Land unter die zwölf Stämme, indem er cs jedem
einzelnen Stamme überließ, sich allein ober mit Hülfe anderer den
noch unbezwungenen Theil seines Looses zu erobern. Wahrscheinlich
glaubte er das ganze Volk für gemeinschaftliche Kriegsunternchmun-
gen nicht länger zusammenhalten zu können und meinte einen An-
fang der festen Ansiedelung machen zu müssen. Die Stiftshütte mit
der Bundeslade wurde zu Silo, im Gebiete des mächtigen Stam-
mes Ephraim, aufgestellt, und an diesem Orte sollten die allgemei-
nen Versammlungen gehalten werden. Die Eroberung des Landes
war nicht die Folge rasch auf einander gewonnener Siege, sondern
sie kam in Folge einer Reihe unzusammenhängender Heldenthaten
zu Stande. Ter Moses in den Mund gelegte Grundsatz, nichts
leben zu lassen von den Einwohnern, was Odem hat, ward nicht
befolgt, viele der Besiegten wurden bloß zinspflichtig, und bedeu-
tende kanaanitische Stämme scheinen sich zwischen den Israeliten
behauptet zu haben. Einzelne israelitische Stämme führten noch
lange ein nomadisches Leben, welches Moses zu unterdrücken gesucht
hatte. Während die Lösung der gestellten Aufgabe nur durch das
kräftigste Zusammenwirken möglich war, brach unter den zwölf
Stämmen ober Staaten häufig Zwietracht und Kriege ans. Der
Krieg gegen die Kanaaniter wurde nicht mit vereinter Kraft und
daher mit geringem Erfolge geführt; ein großer Theil des Landes,
die phönicischen Küstenstädte im Norden und die philistäischen im
Süden, kam nicht in den Besitz der Israeliten. Mancher Stamm
wurde von den Feinden unterworfen oder im Verkehr mit den heid-
nischen Nachbarn von ihrem Götzendienste angelockt, und so von
den übrigen Stämmen getrennt. Die Israeliten dieser Zeit erschei-
nen als ein Volk, welches mit der Feststellung seiner einfachsten
politischen Verhältnisse noch nicht fertig geworden ist. Auch in Be-
ziehung auf die Gottesverehrung zeigt sich noch keine festgehaltene
Ordnung; Leviten werden zwar genannt, aber auch als Diener der
Götzen; dagegen verrichten Männer, die nicht levitischer Abkunft
sind, Opfer und heilige Gebräuche. Mit den im Norden wohnenden
Phöniciern standen die Israeliten in freundschaftlichen Beziehungen,
weil sie von jenen für das allmälig gebildeter werdende Leben ihre
Bedürfnisse bezogen und die Phönicier wiederum für ihren Landhan-
del den Durchzug durch Nordpalästina bedurften. Dagegen hatten
die Israeliten von andern siegreichen Nachbarn, namentlich von den
Philistern, viel zu dulden, und es fanden fortwährend feindliche
Reibungen statt.
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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103
Da traten von Zeit zu Zeit begeisterte Helden auf, welche den
sinkenden Patriotismus und Glauben aufrichteten, bewaffnete Schaa-
reu um sich versammelten und ihrem Volke die Freiheit errangen. Ihre
Thaten erscheinen als durch göttliche Berufung hervorgegangen, und
ihr ganzes Ansehen beruht auf freier Anerkennung. Die Wirksam-
keit dieser Helden war daher eine zufällige und nicht selten eine sehr
rohe und grausame. Sie standen theils au der Spitze des ganzen
Volkes, theils einzelner Stamme; sie blieben nach geendigtem Kriege
gewöhnlich auch als oberste Beamte an der Spitze des Staates und
wurden Richter genannt. Die berühmtesten sind Gideon, Jephtha
und Simson.
So gute Folgen die Thaten der Richter auch hatten, so wurde
doch dadurch die nöthige Einheit weder allgemein noch dauernd her-
gestellt. Ihre Gewalt erscheint deshalb auch keineswegs als eine
ausreichende. „Zu selbiger Zeit war kein König in Israel; ein
jeglicher that, was ihm recht däuchte." So lautet die Klage, in
welche das Buch der Richter mehrmals ausbricht. Die Priester, die
doch am meisten die Pflicht gehabt hätten, Recht 51t üben, übten
nur Gewalt; von außen aber drängten die Feinde; die Philister
schlugen die Israeliten in einer großen Schlacht, in der sogar die
Buudeslade verloren ging. Der Netter aus dieser Noth war Sa-
muel. Moses brachte die Israeliten von dem Nomadenleben zu
festen Wohnsitzen und zum Ackerbau, Samuel hingegen führte eine
geordnete Regierung ein. Samuel, gerecht, fromm, uneigennützig
und einfach, belebte den Natioualftnu seines Volkes wieder und be-
geisterte dasselbe zum Kampfe gegen die Philister. Mit den ver-
einigten Kräften der Israeliten besiegte er die Philister, denn die
Hand des Herrn war gegen sie, so lange Samuel lebte. Die Ge-
schäfte eines Richters und (obgleich kein Levit) die eines Priesters
versah er mit Billigkeit und in der Furcht des Herrn und dadurch
wurde es ihm möglich, das Volk von dem kanaanitischen Götzendienst
abwendig zu machen und zu der Verehrung Jehovah's zurückzufüh-
ren und durch diese zu einigen. Samuel war nicht nur Richter,
sondern wurde auch von allen Stämmen als ein Prophet geachtet,
in dessen Stimme sie die Stimme des durch ihn redenden Jehovah
verehrten. Er gründete die sogenannten Prophetenschulen, in wel-
chen junge Männer in den damals verbundenen Künsten der Poesie
und Musik geübt und in allem unterrichtet wurden, was sie zur
Leitung und Belehrung des Volkes befähigte. Sie lebten nach der
alten Sitte einfach und prunklos. Aus diesen Schulen gingen nicht
allein die größten Dichter, sondern auch jene begeisterten Patrioten,
die.propheten, hervor, welche sich zu dem großen Berufe erhoben,
die Sprecher für die öffentliche Freiheit und Tugend zu sein und
das Volk und später die Könige mit kühnem Muthe an ihre Pflich-
ten und die Befolgung des mosaischen Gesetzes mahnten.
Samuel blieb Richter über Israel bis in sein hohes Alter.
Als er alt geworden war, setzte er seine Söhne üls Richter ein;
allein ihre Handlungsweise war nicht geeignet, die Israeliten ge-
tröstet Samuels Ende entgegensehen zu lassen. Sie hatten allmä-
lig die Segnungen eines geordneten Lebens kennen und lieben ge-
Dic Richter
Samuel.
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Extrahierte Personennamen: Jephtha Simson Samuel Samuel Samuel Samuel Samuel Samuels Samuel
466
wurden die Gemmen auch erhaben geschnitten (Kameen) und dazu
gern farbige Onyxe genommen. In den Münzen zeigt sich ein all-
mäliges Sinken der Kunst. Die Malerei wurde zwar eifrig geübt,
aber die großen Meister der zunächst vorhergegangenen Zeit wurden
nicht erreicht. Die Gemälde dienen einer niedrigen Sinnlichkeit und
zeigen das Streben nach Effekts auch stellen sie oft Karikaturen und
Travestien mythischer Gegenstände dar. -
Geschichte der Corner.
binomischen Die Geschichte aller Völker der alten Welt endigt in der von
Gemchlc!" Nom, und die aller neueren Völker beginnt mit der von Nom und
steht mit dieser im Zusammenhange. Wie das Meer die Ströme,
so nimmt die römische Geschichte die aller anderen Völker auf, welche
früher in den Ländern um das Mittelmeer genannt worden waren.
Von einer kleinen Niederlassung auf dem palatiniscken Hügel an der
Tiber breitete sich das römische Volk im Verlaufe von Jahrhunderten
so weit aus, daß es zur Zeit des Augustus fast alle damals bekann-
ten Völker der Erde beherrschte. Nom wurde die Beherrscherin der
Völker vom Aufgang bis zum Untergang der Sonne. Kein Reich
hat einen größeren Umfang, keines eine längere Lebensdauer gehabt.
Das ganze westliche Europa nahm die Sprache, Bildung und Sit-
ten der Römer an, und seine Einwohner betrachteten sich als Rö-
mer. Merkwürdiger als durch die Herrschaft, welche Nom durch
die Gewalt der Waffen über andere Völker erlangt hat, ist es durch
sein inneres Staatslebe^i, seine Einrichtungen, Sitten und Gebräuche
und durch seinen Einfluß geworden, welchen es hierdurch auf alle
folgenden Zeiten bis auf die Gegenwart ausgeübt hat. In der äl-
testen Zeit ein schlichtes und einfaches Volk von Landleuten, deren
höhere Bestrebungen neben der Uebung der Tapferkeit im Kriege
allein auf die Ausbildung der Staatsverfassung gerichtet waren, be-
wahrte es Jahrhunderte hindurch, treu den Sitten und der Religiow
seiner Väter, die Tugenden der Einfachheit und Unverdorbenheit.
Als endlich nach der Besiegung von Karthago, Griechenland und
Asien mit den Schätzen und Reichthümern der unterworfenen Völker
-auch Luxus, Prachtliebe und verdorbene Sitten nach Rom kamen,
vereinigten die Römer mit den Lastern doch auch die Vorzüge des
feineren Lebens in der Liebe zur Wissenschaft und Kunst. Und ha-
den sie auch nicht in allen Theilen derselben sich gleichmäßig ausge-
zeichnet und nicht in allen die Griechen erreicht, so sind ihre Lei-,
stungen doch immer sehr bedeutend, ja in den mehr das praktische
und das Staatsleben betreffenden Künsten und Wissenschaften, wie
in der Baukunst, Gesetzgebung, Beredtsamkeit und Geschichtschreibung
stehen sie neben, in Beziehung aüf Gesetzgebung noch über den Grie-
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Augustus
Extrahierte Ortsnamen: Europa Karthago Griechenland Asien Rom
169
Aber nicht nur das Land, auch das Volk, welches dasselbe be-
wohnte, war von der Natur hoch begünstigt. Große Gaben waren
dem glücklich organisirten Volke der Griechen verliehen: eine unge-
meine Feinheit, Beweglichkeit und Gewandtheit des Geistes; das
Streben nach möglichster Entwickelung aller Kräfte; die Kraft und
der Trieb innerhalb des Ganzen der Nationalität viele individuelle
Gestalten zu erzeugen und auszubilden; das Bedürfniß und die Fä-
higkeit veraltete Formen abzustreifen und sich neue anzueignen; ein
kräftiges Ringen nach Freiheit im Staatsleben; ein klarer, die For-
men der erscheinenden Natur scharf erkennender und in die Gedan-
kenwelt tief eindringender Blick; endlich das lebendigste und feinste
Gefühl für das Schöne und.erhabene.
Dagegen finden sich, wie bei jeder irdischen Erscheinung, so
auch in dem Charakter der Griechen manche Schattenseiten: heftige
Leidenschaften, eine große Reizbarkeit, ein unüberwindlicher Leicht-
sinn, fortwährende Eifersucht und Zwietracht unter den verschiedenen
Staaten und im Innern derselben, Neid und Gewinnsucht und so-
gar schändliche Verrätherei und Grausamkeit.
Die älteste Geschichte Griechenlands bis zur Heraklidenwande-
rung um 1100 vor Chr. ist völlig mythisch; alle Begebenheiten, die
Schicksale einzelner Menschen und ganzer Stämme, werden auf eine
gedachte Welt von Göttern bezogen. Wir bekommen in diesen Er-
zählungen von dem Thun und Treiben von Göttern und Halbgöt-
tern zu hören, von Abenteuern der Helden und Riesen, den Ver-
heerungen von Ungeheuern, von Wundern und Zaubereien. Aber
gerade diese Periode, welche für die Geschichte die dunkelste ist,
strahlte in der Vorstellung der Griechen in einem besonders hellen
Glanze und wurde vou den Dichtern in ihren Gesängen verherr-
licht, als eine Zeit, in welcher die großen Heroen, von den Göttern
geleitet, wirkten und litten. Die Poesie hatte diese Sagen nicht
erfunden, sondern aus den bereits im Volke vorhandenen ihren
Stoff gewählt. Lange Zeit war der Glaube an die Wahrheit die-
ser Sagen allgemein verbreitet; den Heroen geweihte Orte und
Tempel und ihre Gräber erhielten bei dem Volke die Erinnerung
an sie lebendig.
Die mythische Periode der griechischen Geschichte endet mit der
Heraklideuwanderung um das Jahr 1100 v. Chr.; aber auch da
fängt noch keine rein geschichtliche Zeit an; die Auffassung der Ueber-
lieferung ist noch immer mehr mythisch als geschichtlich. Wahre,
beglaubigte Geschichte ist an Geschichtschreibung gebunden, und diese
beginnt bei den Griechen nicht lauge vor den Perserkriegen. Durch
Darstellungen gleichzeitiger Geschichtschreiber, besonders des Herodot
und Thucydides, ist uns hauptsächlich nur ein Jahrhundert von dem
Ausbruche der Perserkriege an bekannt.
Vorzüge und
Fehler des
griechischen
Volksgelstes.
Mangelhafte
Kenntniß der
griechischen
Geschichte.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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473
ten Beschlüsse,- die Mehrzahl der Stimmen entschied; allein wenn
ein allgemeiner Kriegszug beschlossen wurde, scheint es jeder Stadt
freigestanden zu haben, an demselben Theil zu nehmen oder nicht.
In einem gemeinschaftlichen Kriege wurde einem von den Lukumo-
nen der zwölf Staaten durch Wahl der Oberbefehl übertragen. Die
Mythologie der Etrusker war sehr eigenthümlich. Die Götter hie-
ßen Aesar, und deren Wohnung wurde im Norden des Himmels
gedacht. Man nahm drei Ordnungen der Götter an; die erste hie-
ßen eingehüllte (involnti) und deren waren nur zwei, eine männ-
liche und eine weibliche Gottheit; die zweite Ordnung nannte man
untere Götter und deren waren zwölf; die dritte Ordnung begriff
die der Zahl nach nicht bestimmten Genien, welche sich dualistisch
in gute und böse schieden. Die heiligen Ceremonien und die mit
überlieferten Schöpfungssagen verbundenen Grundlehren des etrus-
kischen Glaubens waren ein Geheimniß des Priesteradels. Die Re-
ligion hatte etwas Düsteres. Ein aus der Erde emporgestiegener
Zwerg, Tages, sollte in uralter Zeit gelehrt haben, den Willen der
Götter und die Zukunft aus den Eingeweiden der Opferthiere, aus
dem Vögelfluge und dem-Blitze zu erkennen. Die Weissagekunst
und Zeichendeuterei war die höchste Weisheit der Etrusker. Alte
Bücher enthielten die Kunst des Wahrsagcns und das hierarchische
Staatsrecht. Obgleich die Etrusker die Heilkuust und Astronomie
trieben und eine geordnete Zeitrechnung hatten, fehlte ihnen doch
ein selbständiges geistiges Leben und jede wahre Wissenschaft. Von
den Etruskern entlehnten die Römer ihre ganze Priesterweisheit,
die meisten religiösen und bürgerlichen Ceremonien, viele Staats-
einrichtungen, die Musik, die Zahlzeichen und andere Eigenthümlich-
keiten. Die Schrift der noch nicht enträthselten etruskischen Sprache
wurde von der Rechten zur Linken geschrieben. Die etruskischen
Bauwerke waren zwar, wie die ägyptischen, das Werk eines Vol-
kes, welches unter der Leitung einer für edler gehaltenen Kaste im
Frohndienste arbeitete, aber mit seltenen Ausnahmen halten sie alle
einen auf das Wohl der gesammten Bevölkerung gerichteten Zweck.
Die Etrusker waren ausgezeichnete Töpfer und Thonarbeiter; sie
fertigten nicht nur -Gefäße, sondern auch erhabene Arbeiten und
Statuen aus Thon. Auch leisteten sie Bedeutendes im Erzguß und
verstanden sehr gut die Mischung und Behandlung des Metalls.
Die etruskische Kunst schloß sich nicht gegen den Einfluß der griechi-
schen Kunst ab, wie Malereien und Bildhauerarbeiten beweisen, ja
es stellten die Etrusker auf ihren bemalten thönernen Gefäßen grie-
chische Sagen und Mythen dar. Es wurden in Etrurien sehr schöne
und verschiedene Arbeiten von Gold, Silber und Elfenbein verfer-
tigt; die Goldarbeiter lieferten goldene Eichenkränze, goldene Bullen
für vornehme Kinder, mannigfachen Schmuck der Frauen, silberne
Becher und silberne Brustschilde der Rosse. Weniger scheint die
Sculptur in Holz und Stein betrieben worden zu sein. In der
Musik wurde besonders das Flötenspiel geübt; Musik begleitete alle
gottesdienstlichen Feierlichkeiten. Anlage zur Poesie aber scheint den
Etruskern gefehlt zu haben; doch hatten sie Lieder, welche beim
Gottesdienst gesungen wurden. Die Fruchtbarkeit des von Leibeige-
nen bebauten Bodens, ein blühender Handel und die wie ein Ge-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T146: [Rom Römer Stadt Krieg Gallier Rmer Italien Heer Jahr Schlacht], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral]]
477
und zu beiden Seiten hie Abdachungen nach dem Meere hin, im
Osten vom Aesis bis zum Frento, im Westen von den Südgrenzen
Latiums bis zum Flusse Laus inne haben. Diese große Verbreitung
eines in seinen Ursprüngen unansehnlichen Stammes wird der Aus-
sendung geweihter Lenze zugeschrieben. Drohte nämlich Uebervölke-
ruug oder eine Gefahr, so wurde ein heiliger Lenz (ver sacrum)
gelobt, d. h. es wurde bestimmt, daß alles im folgenden Frühling
Geborene, Menschen und Vieh, nach Ablauf einer gewissen Anzahl
von Jahren das Vaterland als Kolonie verlassen und sich, einem
im Frühling ausziehenden Bienenschwärme gleich- einen neuen Wohn-
sitz erkämpfen solle. Die auszusendende Kolonie wurde zum Zuge
gehörig ausgerüstet. Kämpfte sie sich durch, so war sie selbständig
und mündig, gleichsam vollkommen emancipirt und stand in keinem
abhängigen Verhältnisse zum Mutterstaate, der sich ihrer auch sonst
nicht annahm. Bei dieser Art der Verbreitung ist es erklärlich, daß
der sabinische Volksstamm in eine Anzahl Völkerschaften zerfiel: die
Sabiner, Samniten, Vestiner, Marser, Marruciner, Peligner, Fren-
taner, Hirpiner, Picenter und Lukaner. Auch die Aequer und die
Herniker gehörten zu dem großen sabinischen oder sabellischen Volks-
stamm. Gebirgslandschaften sind der Ausbildung verschiedener Völ-
kerindividualitäten günstiger als weite einförmige Ebenen. In der
Abgeschlossenheit ihres Thales bilden die Einwohner eine Welt für
sich. Daher waren auch die Völker des sabinischen Stammes nicht
zu einem großen-Staate verbunden, und auch die einzelnen Völker
hatten nur die patriarchalische Staatsform. Die Stämme und Fa-
milien sind allein das hervortretende Element dieses Urstaates. Die
Einrichtungen beruhten auf Aristokratie und Kultus; allein die Aristo-
kratie war nicht drückend, weil diese rüstigen und arbeitsamen Berg-
völker keinen Luxus kannten. Die Priester waren die eigentlichen
Leiter des locker verbundenen Staates. Es scheint, daß wer zum
Priester bestimmt war, in die Lehre kam in ein uraltes Heiligthum.
Die Wissenschaft der sabinischen Priester bestand in der Lehre von
den Angurten, zu welcher die Fulgurallehre gehörte. In dieser
Wissenschaft galten besonders die Marser als Meister. Nur im
Kriege wurde ein Feldherr mit unumschränkter Gewalt gewählt,
welchen die Römer Diktator nennen. Ackerbau und Viehzucht war
die allgemeine Beschäftigung. Alle, Vornehme und Geringe, trieben
den Ackerbau mit eigener Hand, und dieser gedieh bei ihnen, wie
bei den Latinern in hohem Grade. Laudbau und Rechtskunde wa-
ren seit der ältesten Zeit eine eigenthümliche Beschäftigung der Be-
wohner Italiens. Wegen der allgemeinen Betreibung des Landbaues
war die Bevölkerung in zahlreiche Dörfer zerstreut, und nur wenige
Städte in den unzugänglicheren Gegenden des Landes dienten zum
Schutz gegen einbrechende Feinde. Der Fleiß der Samniten war
so groß, daß in ihrem gebirgigen Lande nur äußerst wenige Strecken
unbenutzt blieben. Auch die Entstehung des Weinbau's wurde>von
den Römern den Sabinern zugeschrieben, und die Viehzucht wurde
bei den sabinischen Völkern das ganze Alterthum hindurch auf eine
so vortreffliche Weise betrieben, daß selbst das spätere Rom seine
Rinder, Maulthiere und Schweine vorzugsweise aus den samnitischen
Gebirgen bezog.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
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478
Sage von der
Gründung
Roms.
Mit dem Landbau hing die Religion eng zusammen; die reli-
giösen Ceremonien und die Volksfeste dienten dazu, den Anbau des
Landes unter obrigkeitlicher Aufsicht zu erhalten und den Fleiß des
Landmannes anzuspornen. Auch die Wälder des Gebirges waren
wegen des Einflusses auf -das Klima unter öffentliche Aussicht gestellt.
Die Brüderschaft des Feldbaues (frätres arvale.s) beschäftigte sich
neben ihren gottesdienstlichen Verrichtungen auch mit dem Feldbaue
in wissenschaftlicher Beziehung. Das vortrefflich angebaute samnitische
Gebirgsland vereinigte bei dem ausgezeichneten Klima alle Vortheile
der von der Natur am meisten begünstigten Länder. Es war in
einem fast unglaublichen Grade bevölkert, zumal da öfters unbebau-
tes Land unter die Bevölkerung vertheilt wurde, um es urbar zu
machen.
Auf eine eigenthümliche Art wurden unter obrigkeitlicher Auf-
sicht die Ehen geschlossen. Zu gewissen Zeiten wurden die jungen
Männer geprüft und dann denen, welche für die Besten erkannt
worden waren, die Wahl unter den heirathsfähigen Jungfrauen
überlassen, den anderen von Staatswegen die Frauen zugetheilt.
So diente die Ehe als ein Mittel die Jugend zur Thätigkeit an-
zuspornen.
Von Kunstwerken ist bei diesem einfachen Volke nicht die Rede.
Dagegen ging von den Samniten eine Ärt strenger Sittenlehre zu
den Römern über und entwickelte bei diesen in früherer Zeit eine
besondere Gattung won Poesie. Dnrch die Vereinigung mit den
alten Samniten, namentlich mit dem wackeren Volke der Sabiner,
erhielten die Römer die strengen und unverdorbenen Sitten und den
genügsamen Sinn der alten Sabiner, deren moralische Festigkeit,
Frömmigkeit und Gerechtigkeit und durch diese Tugenden Macht und
Ansehen bei den italischen Völkern. Auch bei den späteren Römern
galten die Sabiner für Muster der Einfachheit und Biederkeit, und
die sabinische Tugend war sprichwörtlich. Die einzelnen sabinischen
Völkerschaften waren theils gar nicht, theils nur in geringer Zahl
mit einander verbunden; die Gemeinden jedes Volkes bildeten ent-
weder einen Bund unter sich, oder nahmen doch nur einige wenige
andere Völkerschaften in ihre Vereinigung auf. Aber selbst bei die-
ser Zersplitterung zeigte sich die gediegene Kraft der Sabiner und
die Stärke des zwischen den Gliedern jeder Völkerschaft bestehenden
Bandes; denn auch vereinzelt leisteten die sabinischen Völker gegen
äußere Feinde einen furchtbaren Widerstand.
I. Rom unter der Herrschaft der Könige. 153 bis 510 v. Chr.
Dreihundert Jahre hatte das albanische Reich geblüht, seine
Herrschaft weit über das fruchtbare Latium ausgedehnt und eine
Menge blühender Städte theils gegründet, theils dnrch Kolonisten
erweitert; da entstand Zwiespalt im königlichen Hause und zugleich
drohten von allen Seiten mächtige Feinde, von Norden die Elrus-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
TM Hauptwörter (100): [T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T146: [Rom Römer Stadt Krieg Gallier Rmer Italien Heer Jahr Schlacht], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
479
fer, von Osten die Sabiner, von Süden die Volsker, Aequer und
Herniker und eroberten eine latinische Stadt nach der andern. In
der Mitte feindseliger Völker wurde wie eine drohende Feste Nom
erbaut, leistete hier der rohen Kraft der Gebirgsbewohner, dort den
an Bildung überlegenen Etruskern kräftigen Widerstand und rettete
latinische Sitte, Sprache und Bildung vor dem Untergang. Die
ersten Bewohner Roms waren Hirten und Ackerbauern unter Füh-
rung eines kriegerischen Adels. Auf allen Seiten von feindlichen
Völkern umgeben, nahmen sie vieles von den Nachbarvölkern an,
um jedes mit gleichen Waffen zu bekämpfen. Die Gefahr und Noth
drängte zur raschen Entwickelung; die Wohlfahrt des Staates galt
für das höchste Gesetz. Unter Kämpfen und Mühen, in strenger
Zucht und im Dienst des Vaterlandes entwickelte sich das römische
Volk, nüchtern, arbeitsam und rauh an Sitten, abergläubig, that-
kräftig und gehorsam dem Gesetz.
Der vierzehnte in der Reihe der albanischen Könige war Nu-
mitor, welcher von seinem jüngeren Bruder Amulius des Thrones
beraubt wurde. Amulius ließ zwar seinen Bruder am Leben, tö-
dete aber dessen einzigen Sohn und ließ dessen Tochter, Rhea Sil-
via , unter die Priesterinnen der Vesta aufnehmen, welche un-
vermählt bleiben mußten. Der Kriegsgott Mars erzeugte aber mit
der Rhea Silvia Zwillingssöhne, den Romulus und Remus. Die
Mutter wurde wegen des gebrochenen priesterlichen Gelübdes «im
Anio ertränkt, die Kinder in einer Mulde in den Fluß gesetzt. Sie
wurden in die Tiber hinabgeschwemmt und an die Wurzeln eines
Feigenbaums getrieben. Eine Wölfin ernährte die wimmernden
Kleinen an ihren Brüsten, bis Faustulus, der Oberhirt des Amulius,
sie fand und in sein Haus trug, wo seine Gattin, Aeca Laurentia,
sie als ihre Kinder auferzog. Als Jünglinge zeichneten sie sich durch
ihren Muth vor allen Hirten aus und erwarben sich in den Käm-
pfen mit Räubern und wilden Thieren einen so großen Ruf, daß
sie bei allen Unternehmungen zu Führern gewählt wurden. Das
Glück machte sie immer kühner, aber auch übermüthig. In einem
Streite mit den Hirten des Numitor wurde einst Remus gefangen
und vor Numitor gebracht. Dieser ahnete, von einer eigenthüm-
lichen Empfindung ergriffen, die Herkunft des jungen Mannes, und
der herbeieilende Faustulus bestätigte ihm seine Vermuthung. Hierauf
kehrte auch Ramulus zu seinem Großvater zurück, und die beiden
jungen Männer beschlossen die ihrer Familie widerfahrene Schmach
zu rächen; sie erstürmten mit ihren Genossen die Burg des Amulius,
tödeten den Thronräuber und setzten ihren Großvater wieder als
König von Alba Longa ein. Kaum war in Alba die Ruhe wieder
hergestellt, als Romulus und Remus den Gedanken faßten, eine
neue Stadt zu gründen. Numitor gab seinen Enkeln ein Stück
Land in der Gegend, in welcher sie gefunden worden waren, und
Theilnehmer und Genossen fanden sich in großer Zahl. Aber schon
über die Wahl des Ortes entstanden Streitigkeiten unter den Brü-
dern. Dem Romulus schien der Palatinus als der Ort ihrer Ret-
tung die geeignete Stelle; Remus gab dem Aventinus als dem grö-
ßeren und der Tiber näher gelegenen Berge den Vorzug. Man
kam überein, den Göttern die Entscheidung zu überlassen. Nomulus
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175,
Ach aus. Der erstere wurde als (vnfd des Erechtbeus in der Folge
Herrscher in Attika. Er erscheint aber auch im Peloponnes, wo er
die Landschaft Aegialea einnimmt, die nun nach ihmjvnia genannt
wird. Das Auftreten des Jon im Peloponnes und in Attika er.
klärte der Mythus auf doppelte Weise. Theils wird erzählt, Lu-
thus sei mit seinen Söhnen von Thessalien aus zuerst nach Aegialea
gekommen, dort sei Ion durch Verheiratung mit einer Tochter des
Königs selbst König geworden, und dann erst, von den Athenern
zu Hülfe gerufen, auch in Attika zur Herrschaft gelangt; theils Lu-
thus" sei mit seinen Nachkommen von den Söhnen des Erechtheus
aus Attika vertrieben worden; da habe Ion Aegialea eingenommen,
und Achaeus sei nach Thessalien zurückgekehrt. Später wanderten
die Söhne des Achaeus ebenfalls nach dem Peloponnes und eigneten
sich die Landschaften Argolis und Lakonien zu.
Auf diese Weise wurden durch die Sage die vier Stämme der
Griechen, die Dorier, Ionier, Achäer und Aeolier, von den Söhnen
und Enkeln des Hellen abgeleitet. Diesen mythischen Stammvätern
der Griechen fehlt aber nicht nur die historische Wahrheit, sondern
auch die poetische der Charakteristik und Jndividualisirung. Hel-
len und seine Söhne sind nur Personifikationen des hellenischen
Volkes und seiner Stämme, und in dem Mythus, der diese Heroen
verwandtschaftlich verknüpft, sind nur die Vorstellungen einer spä-
teren Zeit über frühere Zustände und Verhältnisse enthalten. In
der ältesten Urkunde griechischer Ueberlieferungen, in der Ilias, be-
zeichnet der Name Hellenen nur die Bewohner eines kleinen Land-
strichs in Thessalien, der Hellas genannt wird. Ein anderer My-
thus nennt Hellen einen Enkel des Achäus und einen Sohn des
Phthius, unter welchem letzteren nur die Personifikation der Landschaft
Phthia zu verstehen sein kann. Hier entspricht Hellen ganz der ho-
merischen Vorstellung, nach welcher die phthiotischcn Hellenen, die
er auch Myrmidonen nennt, ein Zweig der Achäer sind. Nach an-
deren Fabeln stammten die Stammväter der vier Stämme von Göttern
ab. Diese älteren Mythen geben also den Hellenen kein sie verknüpfen-
des Band. Nach aller Wahrscheinlichkeit wurde erst mehrere Jahr-
hunderte nach dem trojanischen Kriege, als alle griechischen Stämme
sich als enger zusammengehörend fühlten und betrachteten, und nun
einen Ausdruck für diese Nationaleinheit suchten, die unmittelbare
Anknüpfung der Stammherren an die Götter zu Gunsten ihrer Ab-
leitung von Hellen aufgegeben. Dieser wurde nun aus einem Enkel
des Achäus zu dessen Großvater gemacht und ebenso verallgemeinert
wie der Name Hellenen für das ganze Volk gebraucht wurde.
Wenn wir demnach von dem mythischen Stammbaum nicht auf
das Vorhandensein eines Volkes schließen dürfen, aus dem die vier
Stämme als einzelne Zweige hervorgegangen sind, so soll doch da-
mit ihre Verwandtschaft nicht geleugnet werden. Die vier Stämme
stimmten in ihrer Lebensweise, der kriegerischen Neigung, in ihren Tha-
ten und Schicksalen überein. Ihre Vorfahren waren wahrscheinlich
mehrere Jahrhunderte vor dem trojanischen Kriege aus ihren Ursitzen,
den Gebirgsstrichen, die Thessalien und Macedonien scheiden, vielleicht
von benachbarten Barbaren gedrängt, ausgezogen, hatten sich all-
mälig über Griechenland verbreitet und die unkriegerischen, fest
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gehabte Kolonisationen aus jenen Ländern beziehen. Cekrops wird
zwar von der Sage als Gründer des atheniensischen Staates be-
zeichnet, aber alle älteren Schriftsteller und auch die echte, altattische
Sage nennen ihn einen Autochthonen. Zu einem Aegypter wurde
er gemacht, als sich die erst im vierten Jahrhunderte v. Chr. auf-
gekommene Meinung verbreitet hatte, Athen sei eine Kolonie von
Sais in Niederägypten.
Kadmus scheint ursprünglich ein einheimischer Heros gewesen und
ihm durch ein Mißverstandniß oder willkürliche Erdichtung Phöni-
eien zum Vaterlande gegeben worden zu sein. Denn es ist un-
wahrscheinlich, daß die seefahrenden Phönicier in Theben, welches
in gar keiner Verbindung mit dem Meere stand, eine Kolonie sollten
gegründet haben. Auch fehlt es an jeder weitern Spur einer histo-
rischen Beziehung zwischen Theben und Phönicien.
Auch dem Danaus scheint erst später von der Sage Aegypten
als Vaterland angedichtet worden zu sein; wogegen man in der
Strafe der Danaiden mit großer Wahrscheinlichkeit eine mythische
Beziehung auf die Bewässerung des trocknen Landes gefunden hat.
Die lydisch-phrygische Einwanderung unter Pelops scheint, da
sie erst drei Menscheualter vor dem trojanischen Kriege stattgefunden
haben soll, auf geschichtliche Wahrheit Anspruch machen zu können.
Allein auch sie ist eine spätere Erdichtung; denn Homer nennt den
Pelops einen einheimischen König, und neben jenen Sagen, nach
welchen Pelops aus Kleinasien eingewandert war, gab es eine an-
dere, welche ihn einen Achäer nannte. Auch war der Hauptgegen-
stand der Sage der Gewinn der Hippvdameia durch den Sieg in
der Uennbahn, was deutlich an das Vaterland der Sage, Elis, er-
innert, wo die olympischen Spiele gefeiert wurden.
Ansichten von Die Frage, ob jenen Mythen von Einwanderungen ein histo-
menhm^gc"der rischer Kern zu Grunde liegt, bildet einen Theil einer weit allge-
luiturlmt "reineren Frage, nämlich, ob ein Kulturzusammenhang stattgefunden
dcr"vrttntatt- hat zwischen dem Orient und Griechenland, ob dieses von jenem
schcn. Anfänge aller Bildung, Götterdienste und religiöse Vorstellungen,
gesellige und politische Einrichtungen empfangen hat.
Die Meinung von diesem Bildungszusammenhange hat ange-
sehene Vertheidiger gefunden. Sie behaupten: der Zustand der äl-
testen Griechen stimmte mit dem asiatischen ziemlich überein, die
ganze Lebenseinrichtung der den fröhlichen Hellenen vorangegange-
nen Pelasger war der ägyptischen sehr ähnlich; eine Priesterkaste
herrschte und diese hatte vom Orient her mannigfache Ueberliefe-
rungen und Lehren über Gott, Menschheit und Natur im Gewände
symbolischer und allegorischer Dichtungen empfangen. Diese symbo-
bvlisch mystische Götterlehre war die Grundlage der griechischen My-
thologie, deren wahrer Schlüssel sie ist. Das Emporkommen und
der Sieg der Hellenen ist der Sieg der Kriegerkaste über die Prie-
sterkaste; erst durch den Einfluß der Hellenen verlieren Sitte und
Verfassung, Denken und Dichten ihren ursprünglichen, orientalischen
Charakter; die Mythologie wird heller und verständlicher, aber auch
inhaltsleerer; nur in den Mysterien erhalten sich die bedeutungsvollen
Priesterlehren. Andere Gelehrte dagegen behaupten die unbedingte
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
TM Hauptwörter (100): [T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T108: [Stadt Korinth Griechenland Peloponnes Insel Landschaft Name Athen Sparta Argos], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]