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1. Bilder aus der Götter- und Heldensage der Griechen, Römer und Deutschen - S. 36

1917 - Berlin [u.a.] : Ehlermann
36 u. Odyffeue bei Kalypfo. Nach mehreren Tagen erreichte der Held die Insel O g y g i a , auf welcher die schne Nymphe K a l y p s wohnte. Sie nahm den armen Schiffbrchigen liebreich auf und pflegte ihn aufs beste. Bald war sie nur von dem Wunsche beseelt, Odysseus mge immer bei ihr bleiben und ihr Gemahl werden. Sie versprach ihm dafr ewige Jugend und Unsterblichkeit. Aber Odysseus war nicht zu bewegen; er dachte in Liebe seiner treuen Gemahlin Penelope und sehnte sich nach dem Hause seiner Vter, wo sich alles befand, wo-nach sein Herz begehrte. Von bittrem Heimweh ergriffen, sa er tagelang am einsamen Strande, blickte sehnsuchtsvoll in die Rich-tung, wo Jthaka lag, und konnte sich der Trnen nicht erwehren. So vergingen sieben lange Jahre, denn Kalypso wehrte ihm die Heimreise in der Hoffnung, er werde anderen Sinnes werden. Endlich kam Rettung von den Gttern. Pallas Athene, die gtt-liche Freundin des Odysseus, bat Zeus um Erbarmen; dieser schickte seinen windschnellen Boten Hermes an Kalypso mit der Weisung, sie solle den armen Dulder ziehn lassen. Nun gab sie die Erlaubnis zur Abreise. Aber erst mute sich Odysseus in langer, mhevoller Arbeit ein Flo zimmern, auf dem er dann tollkhn aufs Meer hinaussegelte. Vielleicht wre das Wagnis gelungen, wenn nicht Poseidon des khnen Seglers ansichtig geworden wre. Noch immer brannte in seinem Herzen der Grimm der die Blendung seines Sohnes Polyphemus. Jetzt wollte er diesen rchen und schickte von allen Seiten Winde und Meeresfluten. Da zerfiel das gebrechliche Flo, und Odysseus wurde mit einem Balken, an den er sich geklammert hatte, bald von riesigen Wogen emporgetragen, bald tief hinab-gesenkt. Er schien dem Tode geweiht; da erbarmte sich seiner die Meeresgttin L e u k t h e a ; hinter dem Rcken des Poseidon steckte sie dem Schiffbrchigen ihren Schleier zu, den sich Odysseus um die Brust schlang. Nun lie er den Balken fahren. Als dies Poseidon sah, wandte er sich befriedigt ab, denn er glaubte, sein Feind sei versunken; aber der Schleier der Gttin hinderte das Untersinken, und so gelangte Odysseus nach langem Schwimmen nackt an eine flache Kste. Dankbar sank er zunchst auf die Knie und kte die Erde, dann schleppte sich der todmde Mann in deu nahen Wald, wo er sich in eine Schicht drren Laubes einwhlte und sofort einschlief. 12. Odysseus bei den pbaheti. Er schlief einen Tag und zwei Nchte ohne Unterbrechung, dann schreckten ihn pltzlich helle Mdchenstimmen auf. Im Flusse,

2. Bilder aus der Götter- und Heldensage der Griechen, Römer und Deutschen - S. 90

1917 - Berlin [u.a.] : Ehlermann
90 Karl, nach dem du so viel gefragt hast," rief der Franke und sank ohnmchtig zu Boden. Tief erschttert stieg der König von der Mauer herab; nach kurzem Widerstande berlieferte er die Stadt und sich selbst in die Hand des Siegers, der ihn als Gefangenen ins Frankenland sandte. Bei all seiner kriegerischen Ttigkeit vernachlssigte Karl keine seiner brigen Herrscherpflichten. Unablssig durchzog er seine weiten Lande, sah berall nach dem Rechten und sorgte fr Ord- \ nung, und wo er sich zeigte, da gediehen die friedlichen Arbeiten des Volkes und brachten reichen Segen. Auch der Kirche des Franken-reichs gereichte seine sorgliche Ttigkeit zu hohem Vorteil; besonders achtete er darauf, da nur wrdige und fromme Geistliche zu Bi-schfen und Erzbischfen berufen wurden. Als einst der erzbischfliche Stuhl von Kln erledigt war, meldeten sich viele ehrgeizige Bewerber, die nach den groen ueren Vorteilen des Amtes strebten. Karl wollte die Wahl persnlich leiten; er ritt von Aachen nach Kln hinber, einfach wie immer ge-kleidet, so da man ihn fr einen Jger halten konnte. Unweit vor Kln kam er an einem einsamen Kirchlein vorber, von dessen Turm das Glcklein zum Gottesdienste lud. Ter König trat ein und lauschte, tief ergriffen, den einfachen und doch herzenswarmen Worten des Geistlichen, der seines Amtes mit voller Wrde waltete. Nach dem Gottesdienste spendete der König zum Danke einen Goldgulden; aber der bescheidene Priester wies die Gabe als viel zu hoch zurck. Ich will Euch," sprach er, einen anderen Weg zeigen, Eueren Dank abzustatten. Unser Evangelienbuch ist, wie Ihr seht, uerlich schadhaft. Da Ihr Jger seid, knntet Ihr uns das Fell des nchsten Wildes liefern, das Ihr erlegt; daraus kann dann das heilige Buch ein neues Rcklem erhalten." Karl ver-sprach es und ritt seines Weges weiter. In Kln ward er mit allen kniglichen Ehren empfangen. In seine Herberge kamen während der Nacht die Bewerber, machten ihm allerhand Versprechungen und suchten durch groe Geldsummen seine Gunst zu erkaufen. Er nahm die gespendeten Gelder ruhig an, ohne eine Zusage zu geben. Als nun am nchsten Tage die Ratsversammlung stattfand, in der der neue Erzbischof ernannt werden sollte, sprach Karl vom Throne herab: Es sind mir groe Summen berliefert worden, um mich zu bestechen; ich habe sie verwendet, die Schulden des Erzbistums zu bezahlen, soda die Geber sich damit den Dank der Kirche und den Lohn Gottes ver-dient haben. Zum Erzbischof aber ernenne ich den Mann, von dem ich gestern einen einzigen Goldgulden gewonnen habe. Es ist der Priester H i l d e b o l d in der nahen Waldkapelle. Auf, eilt hinaus und fhrt ihn herbei!"

3. Bilder aus der Götter- und Heldensage der Griechen, Römer und Deutschen - S. 91

1917 - Berlin [u.a.] : Ehlermann
91 Der arme Priester wute nicht, wie ihm geschah, als eine Ge-sandtschaft ihn ehrerbietig begrte und auf Befehl des Knigs nach Kln fhrte. Dort half ihm König Karl selbst vom Rosse und sprach scherzhaft: Mein Versprechen, Euch ein Tierfell fr Euer Evan-gelienbuch zu liefern, konnte ich nicht halten; dafr schmcke ich Euch jetzt mit dem Hermelin des geistlichen Fürsten." Hildebold ver-waltete das hohe Amt, das ihm so unvermutet zugefallen war, in vorzglicher Weise. Groen Eifer widmete König Karl der geistigen Ausbildung seiner Franken, die damals sehr im Argen lag. Er selbst gab das beste Beispiel, indem er noch im Ate die schwere Kunst des Schreibens und die lateinische Sprache lernte. Er grndete eine Hofschule, die feine eigenen Kinder und mit ihnen viele Frankenknaben besuchten, nicht nur Shne der Vornehmsten im Reiche, sondern auch Knaben niederen Standes, deren Begabung ihm gerhmt worden war; denn aus den Zglingen dieser Schule sollten nach seinem Willen die hohen weltlichen und geistlichen Beamten des Frankenreichs hervorgehn. Gar oft besuchte er die Schule, wohnte dem Unter-richt und den Prfungen bei und teilte Lobsprche und Beloh-nungen aus, aber auch harten Tadel. Einmal lie er diejenigen Schler, die gut bestanden hatten, sich zu seiner Rechten aufstellen, zur Linken aber diejenigen, die schlecht geantwortet und geschrieben hatten. Da ergab sich, da in der linken Gruppe die reich gekleideten Shne der vornehmen Eltern standen, während die rmlich gekleideten Knaben aus nie-derem Stande die rechte Gruppe bildeten. Diese redete der König gtig an: Habet vielen Tank, meine Shne, da ihr bestrebt wret, meine Befehle zu eurem Nutz und Frommen nach Krften zu er-fllen. Strebet jetzt darnach, Vollkommenes zu erreichen, dann werde ich euch prchtige Bistmer und Klster geben, und immer sollt ihr Ehre genieen in meinen Augen." Zornigen Antlitzes wandts sich dann der König zu den links Stehenden: Ihr adeligen Knaben, vornehmer Leute Kinder, die ihr, geleckt und schn geputzt, euch aus euere Abkunft und eueren Reichtum verlat, ihr habt also meinen Befehl und euere Ehre nicht geachtet, habt die Beschfti-gung mit den Wissenschaften hintangesetzt und euch migem Spiel, der Trgheit oder trichten Possen hingegeben. Bei dem Herrn des Himmels! Ich kmmere mich nicht um euere edle Geburt und euer schnes Aussehn; mgen andere euch deshalb bewundern. Das mget ihr wahrlich beherzigen, da, wenn ihr nicht schnell euere Nochlssigkeit durch regen Eifer wieder gut macht, ihr nie-mals von Karl eine Gnade empfangen werdet." Seinen Lieblingsaufenthalt hatte der groe König in Aachen, wo er der warmen Heilquellen wegen oft einkehrte. Seine nchste

4. Bilder aus der Götter- und Heldensage der Griechen, Römer und Deutschen - S. 101

1917 - Berlin [u.a.] : Ehlermann
101 die Treue, und die Vermhlung fand statt, als et 21 und sie 15 Jahre alt war. Die Ehe, die mit drei Kindern gesegnet war, gewhrte ihnen beiden hohes Glck, denn sie waren e i n Herz und eine Seele. Das zeigte sich besonders in der Mildttigkeit, die sie beide den Bedrftigen gegenber bewhrten. Elisabeth ging in ihrem frommen Eifer mitunter der das Ma dessen hinaus, was ihr Gemahl ihr gestattet hatte. So trug sie einst mit einer ihrer Dienerinnen Krbe, die mit Speisen und Getrnken beladen waren, von der Wartburg hinab in ein Dorf, um die Armen zu speisen. Da sie damit gegen ein ausdrckliches Verbot Ludwigs handelte, war sie nicht wenig erschrocken, als dieser ihr pltzlich in den Weg trat. Lat sehen, was ihr tragt!" rief der Landgraf, der sich erzrnt stellte, und hob die Tcher auf, mit denen die Krbe verdeckt waren. Da waren durch ein Wunder die Tpfe und Krge verschwunden, und eine Flle von Rosen quoll aus den Krben. Dies Wunder, an das heute noch ein Steinbild am Elisabethbrunnen unter der Wart-brg erinnert, berzeugte Ludwig davon, da die unbegrenzte Mild-ttigkeit Elisabeths Gott wohlgefllig sei. So legte er ihr frderhin keine Beschrnkung auf, und ebenso duldete er die Entbehrungen und Qualen, die sie sich aus frommem Drange selbst auferlegte. Stand sie doch fters nachts vom Bette auf, um stundenlang im Gebete zu knien. Whrend einer lngeren Abwesenheit Ludwigs, der in Italien fr den Kaiser stritt, erlebte Thringen eine schwere Miernte; aus der Miernte erwuchs schlimme Hungersnot, und diese wieder rief Seuchen hervor, die das Land entvlkerten. Da zeigte sich Elisabeths mildttiger Sinn in schnstem Lichte. Alles Korn, das in den Scheuern der landgrflichen Gter lag, lie sie an die Armen verteilen und noch viel Geld dazu; in der Wartburg wurden tglich 300 Hungrige gespeist, und am Fu des Berges errichtete sie ein Hospital fr Sieche, in dem sie oft selbst bei der Pflege der armen Kranken half. Als der Landgraf zurckkehrte, fand er die Seuchen erloschen, aber freilich auch seine Kassen leer. Die Amtleute entschuldigten sich mit den Anordnungen der Landgrfin und baten ihn, ihre bergroe Freigebigkeit einzuschrnken, die ihn und sein Haus an den Bettelstab zu bringen drohe. Aber Ludwig lchelte. Wenn nur," sprach er, fr mich Eisenach mit der Wartburg und fr Elisabeth Freiburg mit der Neuenburg brig bleibt, so ist es genug fr uns beide." Ein andermal sagte er: Drei Dinge wei ich, die Gott dem Herrn Wohlgefallen und auch bei den Menschen recht bestehn: Eintracht unter Brdern, Liebe und Treue unter den Menschen, volle Einigkeit unter Ehegatten." Es ging ein groer Schrecken durch das Land, als man erfuhr,

5. Bilder aus der griechischen Geschichte, Bilder aus der römischen Geschichte - S. 44

1917 - Berlin [u.a.] : Ehlermann
I — 44 — So ward er schließlich der größte aller Redner, die Griechenland hervorgebracht hat, und die verwöhnten Athener lauschten aufmerksam seinen gewaltigen Worten. Er hatte es nicht darauf abgesehn, den Launen seiner Mitbürger zu dienen und ihrer Eitelkeit zu schmeicheln, wie die Demagogen, sondern er stellte sich die hohe Aufgabe, das entnervte und entsittlichte Volk der Athener wieder zur Kraft und Tüchtigkeit seiner großen Ahnen zurückzuführen. „Ihr freuet euch," rief er aus, „wenn man euere Vorfahren rühmt; aber bedenkt auch, daß sie so Großes geleistet haben, nicht damit ihr es bloß schauet und bewundert, sondern damit ihr ihre Tugenden nachahmt!" Unbarmherzig tadelte er die Sittenlosigleit, die Leichtfertigkeit, den Wankelmut der Athener; wohl zog er sich dadurch viel Haß und Übelwollen zu, aber die Athener fühlten doch, wie gut er es mit ihnen meine. Allein es gelang ihm nicht, das Volk zu der Wachsamkeit, Tätigkeit und Ausdauer zu erheben, welche die gefährliche Seit forderte. Unaufhörlich warnte er vor der List und dem Ehrgeiz des Königs Philipp, aber gar oft handelten die Athener gegen seinen Rat und erkannten dann zu spät, wie gut und richtig er gewesen war. Sein größter Erfolg war es, als er Athen und Theben dazu brachte, ihren gegenseitigen Haß zu überwinden und sich zu gemeinsamer Kriegführung gegen, den mazedonischen König zu verbünden. 838 Bei Ehäronea kam es zur Entscheidungsschlacht (338); die Feldherrnkunst und das kriegsgeüble Heer Philipps trugen einen vollständigen Sieg davon; furchtbar waren die Verluste der Athener. Nun verlangten die Gegner des Demosthenes seine Bestrafung, weil er zu dem unglücklichen Kriege getrieben habe; aber die Bürgerschaft fpmch ihn frei, beauftragte ihn auch weiter mit den Staatsgeschäften und, um seine hohe Gesinnung zu ehren, bestimmte man ihn dazu, den gefallenen Mitbürgern die Leichenrede zu halten. Die Überwundenen wurden von Philipp milde behandelt, aber sie mußten sich die Vorherrschaft Mazedoniens gefallen lassen, und mit der Freiheit Griechenlands war es ein für allemal vorbei. Auf dem Isthmus von Korinth versammelte Philipp Gesandte aller Staaten Griechenlands; hier ward ein Bund der Hellenen gegründet, dessen Leitung Philipp übernahm; auch ließ er sich den Oberbefehl gegen Persien übertragen, das er bekriegen wollte. Zwei Jahre später ward Philipp von einem seiner Leibwächter erschlagen. Viel später starb Demosthenes; von den makedonischen Befehlshabern und feinen eigenen Mitbürgern wegen feiner sreiheitliebenden Gesinnung verfolgt, nahm er freiwillig Gift (322). I

6. Bilder aus der griechischen Geschichte, Bilder aus der römischen Geschichte - S. 48

1917 - Berlin [u.a.] : Ehlermann
■ «r- 48 — Gegner — nützte er nicht aus, sondern stellte es bei I s s u s in einer schmalen Küstenebene auf, wo es sich nicht entfalten und den Feind umfassen konnte. In unwiderstehlichem Angriff warf Alexander zunächst den einen Flügel des persischen Heeres: in die wilde Flucht wurde bald das Mitteltreffen und der andere Flügel verwickelt, und so errang Alexander in der S ch l a ch t bei I s s u s 383 (333) einen vollständigen Sieg. Ungeheuere Schätze fielen in die Hände des Siegers, der sie mit vollen Händen an seine tapferen Feldherren und Krieger verteilte. In dem Königszelte wurden die Mutter, die Gemahlin und die Kinder des Darms gefangen, die Alexander mit äußerster Achtung und Milde behandelte. Nicht lange nach der Schlacht erhielt er einen Brief des Darius, in welchem ihm große Reichtümer für die Freilassung der Königsfamilie und die Hälfte des Perserreichs geboten wurde, wenn er Frieden schließen wolle. „Ich würde es tun, wenn ich Alexander wäre", lautete der Rat des trefflichen Feldherrn Parmeniön. „Ich auch, wenn ich Parmenion wäre", antwortete Alexander und gab dem Darius abschlägige Antwort. Der Weg in das Innere des Perserreichs lag ofsen vor ihm, aber er beschloß, sich zunächst der Küstenländer Phönicien, Palästina und Ägypten zu bemächtigen, um keinen Feind in seinem Rücken zu lassen und um das Perserreich vom Mittelländischen Meere und damit vom Verkehr mit Griechenland abzusperren. Die phönicische Hafenstadt Tyrus konnte erst nach siebenmonatiger Belagerung bezwungen werden, aber außerdem fand Alexander wenig Widerstand. Die Juden kamen ihm unterwürfig entgegen; er zog in die Stadt Jerusalem ein und besichtigte den Salomonischen Tempel, ja er betrat sogar das Allerheiligste. Die Ägypter vollends begrüßten ihn als ihren Befreier von der persischen Knechtschaft: die Priester des Gottes Ammon, dessen in der Wüste gelegenes Heiligtum er aufsuchte, erklärten, er sei ein Sohn ihres Gottes, und erwiesen ihm göttliche Ehren. Um dies Land machte er sich besonders dadurch verdient, daß er an der Mündung des Flusses Nil die Stadt Alexandria erbaute und mit großen Hafenanlagen versah: lange Zeit war sie der erste Handelsplatz der Welt, und auch heute noch ist sie eine wichtige Hafenstadt. Endlich ging Alexander daran, auch die zweite Hälfte des Perserreichs zu erobern. Mit seinem kriegserprobten und abgehärteten Heere überschritt er die Flüsse Euphrat und Tigris und traf endlich in einer großen Ebene auf das ungeheuere Heer, das Darius inzwischen gesammelt hatte. Es war aus den verschiedensten Völkern zusammengesetzt; auch führte es Kriegselefanten und eine Anzahl Sichelwagen mit sich; die feste Stellung, die

7. Bilder aus der griechischen Geschichte, Bilder aus der römischen Geschichte - S. 117

1917 - Berlin [u.a.] : Ehlermann
— 117 — war ein Mann niederer Geburt, der aus Dalmatien stammte, und hatte, wie einst Marius im Heeresdienst von unten aufsteigend, die höchsten Stellen erstiegen. Als ein junger Kaiser durch seinen Feldobersten ermordet worden war, stieß Diokletian den Mörder nieder, worauf ihn das Heer zum Imperator ausrief. Nachdem er das ganze gewaltige Reich unter seine Botmäßigkeit gebracht hatte, teilte er es in vier große Verwaltungsbezirke, an deren Spitze er tüchtige Feldherren als Mitregenten stellte; dadurch wurde nicht nur im Innern der Friede gesichert, sondern auch den äußeren Feinden Halt geboten. Diokletianns verwandelte die Regierung in eine unumschränkte Monarchie, indem er anordnete, daß der Kaiser als unmittelbarer Stellvertreter der Götter verehrt werde, der über den Gesetzen stand und im ganzen Reiche über Grundbesitz und Eigentum der Bewohner schrankenlos verfügte. Dadurch wurden die Bürger zu rechtlosen Untertanen herabgedrückt. Die letzte große Christenverfolgung wurde von ihm angeordnet. Nach mehr als zwanzigjähriger Regierung zog sich Diokletianus (305) 305 als Privatmann in den großartigen Palast zurück, den er sich in seiner Heimat erbaut hatte. Als bald darauf Zwist zwischen den Mitkaisern ausbrach, weigerte er sich einzugreifen, „denn," sagte er, „die Kohlköpfe, die ich mir hier mit eigener Hand erbaue, sind mir wichtiger als die Streitfragen des Reiches." Er erfuhr aber von denen, die er in die Höhe gehoben, so viel Undank und Beleidigungen, daß er nach einigen Jahren freiwillig seinem Leben ein Ende gemacht haben soll. Konstantinus, dessen Vater zu den Mitkaisern des Diokletianus gehört hatte, zeichnete sich zuerst in Britannien und Gallien durch glückliche Kriegstaten aus. Bald aber ward er Herr des ganzen Abendlandes durch einen Sieg, den er unweit von Rom davontrug. Er verdankte ihn hauptsächlich den christlichen Kriegern, die in seinem Heere dienten und unter einem Banner einherzogen, das ein Kreuz mit der Unterschrift ,,h ö c signo vinces“ (d. i. in diesem Zeichen wirst du siegen) führte. Nunmehr trat Konstantinus offen als Beschützer des Christentums auf, dem er staatliche Anerkennung und Unterstützung gewährte, und als er nach siegreichen Kämpfen Alleinherrscher des ganzen Römerreichs geworden war, half er der christlichen Kirche zum Siege über das Heidentum. Er selbst war nicht Christ, empfing vielmehr die Taufe erst auf dem Sterbebette; auch führte er einen durchaus nicht christlichen Lebenswandel; aber die großen Vorteile und Vorrechte, die er der Kirche zuwandte, gaben ihm so viel Ansehen, daß er zur Schlichtung von Lehrstreitigkeiten die große Kirchenversammlung zu N i c d a (325) einberufen und leiten konnte. Den 325 Sitz der Regierung verlegte er von Rom nach Byzanz, das

8. Bilder aus der griechischen Geschichte, Bilder aus der römischen Geschichte - S. 121

1917 - Berlin [u.a.] : Ehlermann
— 121 — sich mit seiner frohen Botschaft an die Armen, Elenden und Unfreien wandte, Trost und Erleichterung; unter seinem Einflüsse ward später das Sklaventum gänzlich beseitigt. Auch die Stellung der Frau ward durch das Christentum gehoben. Schlimm stand es im römischen Reiche mit der Religiosität. Die Staatsreligion beschränkte sich auf einige allgemeine Feiertage und auf die Verehrung der Kaiser, die als Bekräftigung der Treue gegen den Staat und seine Gesetze angesehen wurde. Wer sich an diesen Opfern nicht beteiligte, galt als Feind des Staates; daher die vielen Verfolgungen der Christen. Im übrigen war jedem freigestellt, unter den vielen Religionen zu wählen, deren Gottesdienste und Priesterschaften vom Staate freigebig unterstützt wurden. Zu der Verehrung der griechisch-römischen Götter, die von der Aufklärung verspottet wurden, hatten sich die geheimnisvollen Religionen ägyptischer, syrischer und persischer Gottheiten gesellt (Religionsmengerei). Dem Aberglauben der Römer kamen die Künste chaldäischer Zauberer und Wahrsager entgegen. Aber alle ernsteren Gemüter erfüllte eine tiefe Sehnsucht nach sittlicher und religiöser Erneuerung, nach Enthüllung der Wahrheit über den göttlichen Willen, der die Geschicke der Menschen und Völker bestimmt. Diese Sehnsucht ward durch das Christentum mit seiner lichten und tröstlichen Lehre befriedigt, das zugleich durch eine selbstlose Liebestätigkeit die Herzen erwärmte. Dank den im Reiche bestehenden günstigen Verkehrs Verhältnissen verbreitete es sich rasch bis an die äußersten Grenzen. Nachdem es furchtbare Verfolgungen unter Bewährung eines erhabenen Märtyrermutes glücklich überstanden hatte, fand es staatliche Anerkennung (313) und ward bald herrschende Staatsreligion. Als solche wandte es sich nun seinerseits mit Verfolgungen gegen Heiden und Andersgläubige. In allen, auch den entlegensten Ländern, die zum Römischen Reiche gehörten, zeugen noch heute gewaltige Denkmäler und Ruinen von der hohen Kultur, die dank dem Waffenschutze Roms bis zu den äußersten Grenzen drang und selbst in Gegenden, die heute Wüstenlandschaften find, eine schöne Blüte hervorzauberte. Freilich die Ursprungsländer dieser Kultur, Italien und Griechenland, glichen am Ende der Kaiserzeit ausgebrannten Vulkanen.

9. Bilder aus der griechischen Geschichte, Bilder aus der römischen Geschichte - S. 16

1917 - Berlin [u.a.] : Ehlermann
Js — 16 — herbeigeführt worden war; und die Mißachtung, die Attika bei de« übrigen Griechen genoß, zeigte sich darin, daß eine kleine Nachbarstadt es wagte, den Athenern die wichtige Insel Sälamis zu entreißen. Nachdem mehrere Versuche, die Insel wiederzuerobern, schmählich und verlustreich gescheitert waren, verboten es die ge-demütigten Athener bei Todesstrafe, wieder einen Feldzug zur Rückeroberung von Salamis anzuregen. Aus dieser schimpflichen Lage befreite das Land ein vornehmer Bürger, der weise S ö l ö n , der auf großen Reisen viel Ersahruugeu gesammelt hatte. Zunächst wollte er seinen Mitbürgern das Selbst vertrauen wiedergeben; deshalb beschloß er, die Rückeroberung von Salamis durchzusetzen. Um aber nicht der Todesstrafe zu verfallen, stellte er sich geistesgestört und trug auf dem Markte in der Bürger-Versammlung ein schwungvolles Gedicht vor, in welchem zum Zuge gegen Salamis aufgefordert wurde. Die Athener glaubten, die Stimme der Götter spreche aus dem begeisterten Manne; ihr alter Mut erwachte, und in rascher Waffentat bemächtigten sie sich der Insel, die sie auch behaupteten. Hierbei zeichnete sich ein junger Better Solons, P i s i st r a t u s , durch besondere Tüchtigkeit aus. Dankbar erkannten nunmehr die Athener, daß ihnen in Solon 594 ein Retter erstanden war. Sie übertrugen ihm (594) die Neuordnung des Staates. Durch Bußtage versöhnte er zunächst die Götter. Nachdem er dann durch Niederschrift der Gesetze, durch Entlassung der Schuldgefangenen und Rückgabe der verschuldeten Güter die dringendsten Forderungen des Demos erfüllt hatte, ging er an die Aufstellung einer neuen Berfassung, nach der die Verwaltung des Staates nicht mehr ausschließlich den Adeligen, sondern allen Bürgern zufiel. Nach der Höhe des Einkommens vom Grundbesitz teilte Solon alle Bürger in vier Klassen; mit jeder Klasse waren wachsende Rechte und Pflichten verbunden. So hatten die reichsten Bürger die größten Lasten zu tragen, sie hatten aber auch Anspruch auf die höchsten Ehrenämter. Dies waren vor allem die Ämter der neun Archonten, welche die Regierung führten. Sie wechselten jährlich; gewählt wurden sie in der Volksversammlung, die auf dem Marktplatz stattfand und in allen Fragen die Entscheidung gab. Jeder, auch der ärmste Bürger, konnte an ihr teilnehmen; mit Gebet wurde die Versammlung eröffnet; jeder durfte das Wort ergreifen; abgestimmt wurde durch Handaufheben. Die Ausführung der Volksbeschlüsse stand dem Rate zu, der aus den vermögendsten Bürgern gewählt wurde. Als Gegengewicht gegen übereilte Beschlüsse der Volksversammlung verstärkte Solon die Befugnisse des A r e o p ä g s , eines alten adeligen Gerichtshofs. Der Adel, dessen Übermacht durch diese Verfassung gebrochen war, ging allmählich ganz in dem Demos auf. So wurde die Re-

10. Geschichte des Altertums - S. 65

1909 - Leipzig : Teubner
14. Der Niedergang Griechenlands. 65 man nicht mehr Wirkungen der Götter, sondern man erklrte sie auf natrliche Weise. Der groe Geschichtschreiber Thucydides wollte nicht wie Herodot in der Geschichte das Walten bernatrlicher Mchte erkennen, sondern er meinte, da die Menschen selbst sich ihr Schicksal bereiteten. Obwohl der Dichter Aristophanes in seinen Lustspielen den neuen Geist verspottete, untergrub doch auch er den alten Gtter-glauben, indem er.die Götter auf die Bhne brachte und sie dem Gelchter preisgab. Die vollstndige Auflsung der berlieferten religisen Anschauungen bewirkten die Sophisten. Sie waren Lehrer, die die vornehme Jugend besonders in der Redekunst unterwiesen, um sie fr das Leben geschickt zu machen. Da bei der bestehenden Volksherrschast viele Athener in die Lage kamen, ffentlich zu reden, hatten sie groen Zulauf. Obwohl die meisten Sophisten ihre Schler zugleich auch zu sittlich tchtigen Mnnern erziehen wollten, machten diese doch oft von ihren Kenntnissen einen schlimmen Gebrauch, unterdrckten den Schwachen vor Gericht, halfen der Lge zum Sieg der die Wahrheit, leugneten, da es Recht und Sittlichkeit gebe. Da Volk aber beschuldigte darum die Sophisten, die Jugend zu verfhren. Gegen den Mibrauch, den die Sophistenschler mit ihrem Wissen Svkrates, trieben, gegen die Verderbnis des ganzen Lebens, die von ihnen aus- Lehre! ging, wandte sich Sokrates. Er war der Sohn eines Bildhauers und erlernte selbst auch die Kunst des Vaters. Eifrig machte er sich die reichen Bildungsmittel feiner Vaterstadt zunutze; im Umgang mit den bedeutendsten Mnnern erweiterte und vertiefte er sein Wissen. Dabei erwachte in ihm der unwiderstehliche Drang, nach wahrer Erkenntnis zu suchen und auch die Jugend dazu zu führen und sie zu sittlichem Handeln zu erziehen. Trotz seiner hlichen Gestalt und seines vernachlssigten ueren er war ein kurzer, breitschultriger Mann mit breitem Gesicht und vorliegenden Augen, ging in einfachem Mantel bloen Hauptes und barfu einher sammelte er doch stets, wenn er auf dem Markte erschien, eine stattliche Schar wibegieriger Jnglinge um sich. Er lehrte, da der Mensch nicht die uere Welt erforschen solle, sondern nach dem Spruche, der der dem Eingang des delphischen Tempels stehe, handeln msse: Erkenne dich selbst!" Daher nannte das delphische Orakel Sokrates den weisesten aller Hellenen. Der Anfang der Selbst-erkenntnis, so lehrte er, sei die Einsicht, da wir auch da, wo wir alles zu wissen meinten, nichts wten. Durch einfache Fragen der alltgliche Dinge brachte er feine Schler zu dieser berzeugung. Die fortschreitende Selbsterkenntnis soll zu einem richtigen Begriffe von der Tugend führen. Diese besteht im Wissen des Guten, aus dem ohne weiteres das sittliche Handeln hervorgeht. Gewaltig war die Wirkung seiner Lehre; selbst der leichtsinnige Alcibiades konnte sich ihr nicht entziehen. Das kam daher, da Sokrates seine Worte durch das herrlichste Beispiel unter- Schenk-Gehmlich, Lehrbach der Geschichte. I. 3. Aufl. 5
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