18
Erster Abschnitt.
Das Volk. Die Ägypter waren aus Asien über die Landenge von Suez eingewandert. An der Spitze des Volkes stand ein König, der Pharao d. i. der Erhabene genannt wurde. Er genoß als „Sohn der Sonne" (des Gottes Ra) göttliche Verehrung und vereinigte die höchste weltliche und priesterliche Gewalt in seinen Händen. Das Volk war in Kasten oder Stände eingeteilt, deren bis zu sieben unterschieden werden. Die erste Kaste bildeten die Priester. Diese waren an den Haupttempeln zu Priesterkollegien vereinigt, wirkten als Zeichendeuter, Richter, Ärzte, Baumeister zc., waren die Erzieher der Könige und nicht ohne Einfluß auf die Regierung des Landes. Aus ihrer Kaste ging der König entweder hervor, oder er wurde in dieselbe aufgenommen. Die zweite Kaste umfaßte die Krieger, welche sich mit den Königen und Priestern in den Besitz des Landes teilten, das sie zu verteidigen hatten. Diesen beiden bevorzugten Kasten folgte der Nährstand oder der erwerbende Teil der Bevölkerung, den man sich aus einer oder mehreren Kasten gebildet denkt. Er zerfiel in Ackerbauer, welche Land in Pacht hatten und dafür zinspflichtig waren, in Kaufleute, Handwerker, Nilschiffer und Hirten. Zu diesen kamen zur Zeit Pfammetichs noch die Dolmetscher. Unter den Hirten wurden die Schweinehirten, die vermutlich die Nachkommen einer unterworfenen Urbevölkerung bildeten, für unrein gehalten und von dem Besuche der Tempel ausgeschlossen. Sie waren Sklaven wie die Kriegsgefangenen. Innerhalb der einzelnen Stände wählten die Söhne gewöhnlich die Berufsart ihrer Väter, doch war auch die Wahl eines anderen Berufs, wozu Befähigung und Neigung trieb, nicht ausgeschlossen.
Die Sinnesart des ägyptischen Volkes war eine ernste und in dem rings von Wüsten umgebenen Lande mehr als bei irgend einem anderen Volke auf den Tod und das Jenseits gerichtet. Aber auch an Neigung zu heiterem Lebensgenuß fehlte es nicht, und der besitzende Teil des Volkes umgab sich in den ziegelsteinernen, flachgedeckten Häusern mit mancherlei Gegenständen der Kunst. Die Frau (§. 10) stand dem Hause als Herrin vor und genoß höhere Achtung als bei anderen Völkern.
2. Die Religion der Ägypter.
Die Vorstellung von einem Gott verdunkelte sich bei den Ägyptern sehr frühe, und ihre anfänglich monotheistische Religion artete in eine politheistische aus. Statt des einigen Gottes selbst verehrten sie die Kräfte und Erscheinungen, in welchen sich ihnen der-
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142
Zweiter Abschnitt. Zweiter Zeitraum.
masten gestützt. An die Südostseite der Akropolis lehnte sich das älteste Theater Athens, das Dionysostheater an, dem alle später errichteten griechischen Theater (§. 29) nach Anlage und Einrichtung glichen. Die reichsten Bürger waren gehalten, auf ihre Kosten an bestimmten Tagen Schauspiele zu veranstalten, und wetteiferten darin, wer das beste und glänzendste aufführen ließ. Oft wurden an einem Festtage sechs Stücke gegeben, und der Beifall des Volkes sprach laut aus, wessen Aufführung die gelungenste war. Der Sieger erhielt als Preis einen Kranz; sein Name wurde auf einer Säule eingegraben.
In der Malerei waren Zeuxis und Parrhlsius berühmt. Beide wetteiferten einst, wer von ihnen in ihrer Kunst das Vorzüglichste zu leisten vermöchte. Zeuxis, heißt es, malte Weintrauben mit einer solchen Natürlichkeit, daß die Vögel darnach pickten; Par-rhasius stellte kurze Zeit nachher ein Gemälde aus, das ein dünner Vorhang zu bedecken schien. Zeuxis forderte ihn auf, den Vorhang wegzuziehen. Da freute sich Parrhasius seines Sieges über Zeuxis; denn der Vorhang war eben das Gemälde.
Auf dem Gebiete der Dichtkunst glänzten die drei größten Trauerspieldichter Griechenlands: Äschylos, Sophokles und Eu-ripides (§. 29), von welchen der 45 jährige Äschylos in der Schlacht bei Salamis, wie vorher bei Marathon und nachher bei Platää, mitkämpfte, Sophokles, 15 Jahre alt, beim Siegesfeste den Jünglingsreigen anführte und Euripides am Tage der Schlacht bei Salamis geboren wurde. Ihnen schloß sich der Lustspieldichter Aristophanes an (§. 29), dessen Spott auf der Bühne selbst die Angesehensten im Volke, wie Perikles und Sokrates, nicht verschonte.
Die Wissenschaften, wie Philosophie, Mathematik, Astronomie und Geschichte wurden in dieser Zeit höchster geistiger Regsamkeit nicht minder gepflegt. Herodot, der Vater der Geschichtschreibung, verfaßte seine Geschichte der Perserkriege; ihm folgte Thuk^dides mit seiner trefflichen Geschichte des peloponnesischen Krieges (§. 22).
Wohlstand und Bildung. Die rege Thätigkeit auf den Gebieten des materiellen und geistigen Lebens erzeugte Wohlstand und allgemeine Bildung. Künstler, Kaufleute und Schiffer, Handwerker und Goldarbeiter waren viel beschäftigt. Steine, Erz, Elfenbein, Gold, Ebenholz und Bauholz mußten herbeigeschafft und verarbeitet werden. Athenische Schiffer und Kaufleute fuhren aus, die Rohstoffe herbeizuholen; athenische Bürger verarbeiteten sie. Handel und Gewerbe lockten die Kaufleute aller Welt herbei, und der
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§. 4, 2. Die Inder: Staatswesen und Kultur.
15
und deshalb mit größter Geduld ertragen werden muß, ist die Einteilung des Volkes in Kasten, durch welche den Eingewanderten die Herrschaft gesichert wurde. Ursprünglich gab es vier Kasten:
1) die Priester (Brahmanen), die als heilig und unverletzlich galten, während das größte Vergehen ihrerseits durch Geld oder Verbannung gesühnt werden konnte. Ihr Geschäft ist strenge Beobachtung der religiösen Pflichten und Gebräuche, Verrichtung des Gottesdienstes, Erklärung der Vedas (s. unten), Übung der Wissenschaften; doch können sie auch die Gewerbe der beiden folgenden Kasten betreiben.
2) Die Krieger (Kschatrijas), mit der Verteidigung des Landes beauftragt; aus ihnen wurden die Könige gewählt. 3) Die Gewerbetreibenden (Vaisjas), Ackerbauer und Handelsleute. 4) Die Sudras, besiegte Ureinwohner, bilden die dienende Klasse; sie sind von dem Lesen der Vedas ausgeschlossen und von den übrigen Kasten verachtet, aber nicht unrein. Durch Verheiratungen aus verschiedenen Kasten sind mehrere verachtete Mischkasten entstanden; am verachtet-sten aber sind die Parias, die dunkelfarbigen Nachkommen der nicht unterworfenen Ureinwohner, deren bloße Berührung den Reinen den größten Nachteil bringt.
Indien ist im Altertum nie zu einem einzigen Reiche vereinigt gewesen; es bestanden stets verschiedene Herrschersitze, die oft mit einander in Feindschaft standen. In jedem einzelnen Reiche herrschte die starrste Gliederung, sodaß selbst das kleinste Dorf ein streng abgeschlossenes Ganzes bildete, wobei natürlich kein Gemeinsinn und keine Vaterlandsliebe aufkommen konnte.
Buddha. Ein heftiger Kampf entstand, als der Königssohn Gautama, genannt Buddha (d. i. der Erweckte, f 543 v. Chr.), Stifter einer neuen Religion wurde. Er verwarf die Kasteneinteilung, verkündete die Gleichheit aller Menschen, forderte ein tugendhaftes Leben, Barmherzigkeit und Liebe gegen alle Geschöpfe, Selbst-entsagung und Bezähmung der eigenen Gedanken und lehrte, daß die Seele, wenn sie nach ihrer Wanderung und steten Übung in der Tugend den höchsten Grad der Vollkommenheit erreicht habe, in einen Zustand der Befreiung oder Seligkeit, des Nichtseins (Nirwana) eintrete. Von den Priestern seiner Lehre forderte er das Gelübde der Armut und Keuschheit; aber sie sollten sich nicht wie die Brahmanen als Büßer dauernd in die Einsamkeit zurückziehen, sondern unter das Volk treten und feine Lehre verkündigen. Da der Buddhismus ursprünglich keine Götter, überhaupt keine Gottheit lehrte, so wurde Buddha später selbst nebst allem, was er besessen, Gegenstand gött-
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Asien. 1. Indien. 9
Pendschab) bis 1300 allmhlich an den Ganges vor, indem sie die Urbevlkerung 1300 vertreiben oder unterjochen. Diese Kmpfe führen ein Heroenzeitalter herauf, das in den beiden groen Heldengedichten Mahabharata und Ramajana besungen wird. Erst unter den Natureiumssen der Gangeslnder bildet sich der Volkscharakter der Inder aus. Hier erst gestaltet sich unter der Herrschaft der Religion das Kastenwesen^) (während die Erobe-rungen der Inder sich der das Dekan verbreiten, bis Ceylon um 800). 800 1. Die Familien, welche die traditionellen Gebete der Bedas durch Missionen verbreiten, begrnden eine herrschende Priesterkaste, welche durch Ausbildung der Lehre vom Brama sich eine immer hhere Stellung sicherte, die Bramanen, priesterliche Gelehrte. 2. Die Kriegerkaste (Kschatryas)
scheint sich vorzglich nur an der den Angriffen am meisten ausgesetzten Nord-Westseite Indiens 2) zu hherer Bedeutung erhoben zu haben (Reste derselben sind die Mahratten, Sikhs 2c.). 3. Ackerbauer (Vaisyas) wie Handels-lente und Gewerbetreibende gehrten gleichfalls dem Eroberervolke an, wogegen 4. die Sudras (die dienende Klasse, Handarbeiter zc.) aus den dunkelfarbigen Ureinwohnern bestehen, soweit sie sich gutwillig unterworfen und bramanische Sprache und Religion angenommen haben. 5. Ganz auerhalb der Kasten,
daher vllig rechtlos, stehen die Parias, die Nachkommen jener Ureinwohner,
welche den Eroberern Widerstand leisteten und mit Gewalt zur Unterwerfung gezwungen wurden.
.16. Die Religion, ursprnglich ein einfacher Kultus, wurde allmh-lich durch eine ausgebildete Hierarchie gesttzt. So wurde sie um so mehr zur Grundlage des ganzen indischen Lebens, da die berwltigende Macht der Natur (hohe Gebirge, Riesenstrme, wie die groartige Pflanzen- und Tier-welt), bei welcher doch der Lebensunterhalt ohne mhsamen Kamps gesichert war, vor allem Gefhl und Phantasie in Anspruch nahm und ein beschauliches Berleben frderte. Tiefsinnige Priesterforschung verdrngte den frheren Naturdienst und die Verehrung des Heldengottes Jndra (d. i. ursprnglich der hohe Himmel mit der Sonne und dem Donner) durch die Lehre von Einem geistigen Urwesen (Atma?, Weltseele, Brama d. i. das Gttliche); erst spter wurde dieses unter dem rckwirkenden Einflu des Buddhismus in den Gott-heiten Brama (Schpfer), Wifchnu (Erhalter), Schiwa (Zerstrer) als Dreifaltigkeit (Trimurti) dargestellt (s. u.) und nebst vielen Untergttern nach den genauesten Vorschriften verehrt. Das vornehmste Sittengebot war: Herr der Sinne zu sein!" Die alte Lehre von der Fortdauer der Seele wurde
1) Das Wort ist portugiesischen Ursprungs; die Inder selbst nennen die Kaste varaa Farbe.
2) Hier ist der. groe asiatische Hochlandsgrtel bis auf 60 Meilen zusammengeschnrt. Uber den Hindukusch fhrt der Bamianpa und in der Lcke zwischen dem Hindukusch und dem steilen Ostrande Irans bildet das Thal des Kabul-flusses vom Innern des Kontinents aus das einzige Eingangsthor nach Indien. Die Arier, die Perserknige, Alexander d. Gr., Tamerlan, Baber sind hier nach Indien eingedrungen.
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Extrahierte Personennamen: Schiwa Alexander_d Alexander
— 90 —
führt wurde. Nach dem Verluste ihres Führers mußten die Lufi-taner in ihre Unterwerfung willigen 138.
2. Heftiger noch als im Westen entbrannte der Kampf um
Numantia am oberen Duero. Eine Anzahl römischer Feldherrn bekriegte die Stadt mehrere Jahre hindurch vergebens, ein konsularisches Heer wurde umzingelt, erhielt aber freien Abzug; in unehrenhafter Weise verwarf der Senat den Vertrag und wollte nur die Konsuln opsern. Erst nachdem der Besieger von Karthago, P. Cornelius Scipio Asricanus, den Oberbefehl erhalten und die Disciplin im Heere wieder hergestellt hatte, ergab sich das ausgehungerte Numantia nach 15 Monaten seinem Bedränger 133.
Durch beit Fall dieser Stadt waren die Römer Herren von ganz Spanien mit Ausnahme der Norbküste geworben. Der berühmte
Eroberer Karthagos uitb Numantias hatte schon früher das Gebet, „Roms Macht zu vermehren," in die Bitte um „Bewahrung des
Erworbenen" verwandelt.
§ 42. Innere Zustände.
Die vielen Eroberungen hatten nicht nur das Regiment der
Stadtrepublik zur Weltherrschaft umgestaltet, es waren auch mit den
fremden Schätzen fremde Sitten eingezogen und eine Abnahme der
alten Tüchtigkeit und Einfachheit würde immer mehr bemerkbar.
Durch die Verwaltung der eroberten Länder war es zur Bildung eines Aemteradels gekommen (Nobilität), welcher die Besetzung des Senates und der Beamtenstellen als sein Vorrecht betrachtete
und jedem, der nicht zur Nobilität gehörte, als einem Neuling
(homo novus) bei seinem Streben nach den höchsten Aemtern entgegentrat. Im Jahre 180 wurde als gesetzliches Alter festgesetzt für die Quästur 30 Jahre, für die Aedilität 37, für die Prätur 40, für das Konsulat 43. Die Censur verwalteten nur gewesene Konsuln. Wer ein solches Amt bekleidet hatte, war Mitglied des
Senats. Alle diese aus der Nobilitas stammenden Beamten be-
reicherten sich durch den fast ausschließlichen Besitz der hohen Aemter. Dagegen wuchs immer mehr die besitzlose, große Masse (Plebs), die jetzt sich in denselben Verhältnissen zur Nobilität befand, wie einst die Plebejer zu den Patriciern. Das Grundeigentum kam balb durch Verfchulbung und durch Verkauf in die Hänbe der Nobilität
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220
Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand
der Dolmetscher. — Ob es — wie Herodot will — zwei verschiedene
Hirtcnkasten, Rinderhirten und Schweinhirten, gegeben habe, kann
uns wenig intcressireu. Wichtiger ist die Frage, ob eine eigene Kaste der
Ackerleute gewesen? Diodor behauptet cs. Alsdann müßte solche in
Uebereinstimmung mit seiner weiteren Angabe, daß alles Grundeigenthum dem
Könige, den Priestern und den Kriegern ausschließend eigen gewesen, blos
ans Pachtern oder Knechten bestanden haben. Aber Herodot führt diese
Kaste nicht auf; und da der Ackerbau in Aegypten so leicht war und die
Priester seine Ausbreitung möglichst beförderten, so ist es wohl glaublich, daß
•— sollten auch die niederen Kasten kein Grnndcigcnthum besessen haben, wo-
gegen noch große Zweifel obwalten — dennoch die Pacht u n g derselben Allen
im Volke, mit deren sonstiger Beschäftigung sie einigermaßen verträglich war,
freigestanden habe, wornach wir die Ackerleute als miteingeschlossen in der
zahlreichen Kaste der Gewerbtreibenden, v.amj'koi, auch der Schiffer,
und zum Theil der Hirten betrachten könnten. Aber wie dem auch sey, für
uns ist die wichtigste Frage, welchen Ursprung überhaupt das Kastensystem
in Aegypten gehabt? —
Die Entstehung der beiden oberen Kasten und ihre bleibende Sonderung
kann uns nach dem oben Gesagten nicht befremden; und auch für jene gerin-
gere Kasten werden sich in der Natur des Landes und einigen historischen
Notizen die Erklärungsgründe finden. Die Nothwendigkeit der Wasscrkommn-
nikation in dem schmalen, vom Nil durchströmten Thale, besonders in der
Zeit der Uebcrschwemmnngen, mußte wohl die Anwohner des Flusses frühe
zur Schifffahrt leiten; und leicht mochten die Stämme, welche von Alters her
durch Fischfang mit seinen Gewässern vertraut waren, die nachmalige Schiffer-
kaste bilden. Noch natürlicher war die Entstehung der Hirtenkaftc; denn es
gibt Gegenden in Aegypten (vorzüglich die östliche Bergregion gegen das
arabische Meer hin, und auch in Nied cr-Aegypten mehrere Marschländer),
welche gar nicht zum Ackerbau, sondern blos zur Viehzucht taugen. Die ein-
heimischen oder eingewanderten Nomadenstämme solcher Gegenden, so weit sic
den Pharaonen gehorchten, waren die Grundlage der Hirtenkaftc, zu welcher
nachmals auch jene ansäßigen Bauern, die sich vorzugsweise mit Viehzucht
abgaben, gezählt wurden. Nach Herodot lebten die Schweinhirten in dem
Zustande der schmachvollsten Erniedrigung; — nicht aber die Ninderhirten,
wiewohl die Nomadensitte (nicht die Viehzucht) den Aegyptern äußerst
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221
Staatsverfassung und Negierungsform.
verhaßt war, und zwar mit Grund, weil sie oftmals von den ihr Land fast
rings umgebenden Nomadenschwarmen feindlich heimgesucht, ja sogar auf län-
gere Zeit (durch die Hyksos) unterjocht worden waren. — Später entstund
wohl die Kaste der Gcwerbtreibendeu, weil ihre Bildung schon größere
Fortschritte der Civilisation voraussczt. Cs scheint nicht, daß diese Kaste noch
weitere Unterabtheilungen, nach den einzelnen Gewerben, gehabt habe. Zulezt
kam unter Psammitich noch die Kaste der Dolmetscher auf. Denn es
ließ dieser Griechenfrcund eine Menge ägyptischer Kinder in griechischer Sitte
und Sprache unterweisen, welche nachmals bei dem vermehrten Verkehr mit
Fremden als Dolmetscher, Mäkler u. s. w. dienten, von den übrigen Kasten
aber — nach dem Haß der Acgypter gegen alles Ausländische — ausgestoßen
wurden, und sich zur eigenen Kaste sammelten.
Einige enthusiastische, zum Theil auch wohlmeinende Schriftsteller (wie
Bernardin de St. Pierre u. A.) haben das Kasten syst ent —- denn auch
der Erbadel, die Leibeigenschaft u. s. w. sind ihm verwandt — für die große
Quelle fast alles Elends und Unrechts unter den Menschen erklärt. Allerdings
scheint es auch der Würde und der ursprünglichen Gleichheit derselben zu nahe
zu treten. Wenn wir jedoch bedenken, daß die Natur selbst durch Erziehung
und Gewohnheit den Sohn zur Lebensweise des Vaters führe, daß aber eine
durch's Gesez bestimmte Abtheilung und weise Organistrung der Stände die
Vervollkommnung der einzelnen Beschäftigungen befördern, die Handhabung
der gesellschaftlichen Ordnung erleichtern, die längere Erhaltung der National-
sitten bewirken könne; wenn wir weiter in den Einrichtungen vieler großer
Gcsezgcber wenigstens ähnliche Ideen bemerken, und zugleich die Bedürfnisse
eines noch rohen von jenen eines schon herangereiften Volkes unterscheiden: so
werden wir anstehen, über jenes System ein durchaus verwerfendes Urtheil
zu fällen. Wohl aber werden wir erkennen, daß die allzu strenge Erb-
lichkeit der ägyptischen Kasten, die gar keinen Ucbcrtritt aus einer in die
andere zuließ, und die ausnehmenden Vorrechte der Priester und Sol-
daten, wornach den niederen Kasten ein zu geringer Antheil an den Früchten
des bürgerlichen Vereines zukam, allerdings eine Despotie der ersten gegen die
leztcn begründeten, und daß — wenn es hoch kam — die Masse des ägypti-
schen Volkes unter einer erträglichen Vormundschaft, jedoch unter einer
solchen stand, welche ihm unmöglich machte, jemals zur Mündigkeit zu ge-
langen. Indessen war das Daseyn oder die Entgegensezung von zwei pvtux
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289
Zweites Kap. Ileligion.
Unge), Mobeds (Meister) und Destur Mobeds (vollendetemeister) mußte
die innere Ordnung des Standes befördern. Seine Glieder waren sehr zahl-
reich; wir lesen, daß 80,000 bei einer allgemeinen Versammlung desselben sich
einfanden. Alle standen unter der Leitung des Archimagns, der zu Baktra
residirte, und für Zoroastcr's Nachfolger galt. Für diese auserwählte Kaste hatte
der sonst libcraldenkende Religionslchrcr auf eine cigennüzigc Weise gesorgt.
Außer Wurden und Macht waren den Magiern auch reiche Einkünfte und der
zehnte Theil aller Erträgnisse zugeschieden. „Und wenn eure guten Werke," so lau-
ten Zoroaster's Worte, „zahlreicher wären, als die Blätter der Bäume, als die
„Tropfen des Regens, die Sterne des Himmels oder der Saud am Meere; so
„würden sie euch doch nichts uüzcn, wenn sie nicht dem Destur wohlgefällig
„sind. Das Wohlgefallen dieses Führers auf dem Wege des Heiles könnt
„ihr aber nur erlangen durch getreue Entrichtung des Zehntens von
„Allem, was ihr bcsizet re." — Sollen wir uns wundern, daß der ge-
lehrte Bischof von Avranges (Huet) auch in Zoroaster seinen Moses fand?
Vermuthlich schon durch Cyrus war der Dienst Ormuzd's persische
Hofreligion und wohl auch jene des edlen Stammes der Pasargaden. Die
übrigen Stämme scheinen großeutheils bei ihrer alten Landesreligion ver-
harret und überhaupt viele Begriffe und Uebungen aus derselben in das ma-
gische System übergegangen zu seyn. Hieraus und aus der Geneigtheit der
Griechen, alles Frenide nach ihrem Einheimischen zu modeln, erklärt sich die
Abweichung derselben unter sich selbst und von den parsischcn Glaubensbüchcrn,
in der Darstellung des Magismus und der Lehre Zoroaster's.
§- 17.
f) Indisches.
Die Religion des alten Indiens, dieses so frühe bevölkerten und
wohl unter allen zuerst kultivirten Landes (s. oben S. 203), würde wohl,
wenn wir sie genauer kennetcn, ein mächtiges Licht auf den Ursprung der
Religionen überhaupt und aus die Abstammung und Verwandtschaft der re-
ligiösen Ideen bei den meisten Völkern werfen. Allein leider verlassen uns
hier unsere vorzüglichsten Führer in der alten Geschichte, die Griechen, und
wir sind, einige unbedeutende Notizen abgerechnet, aus die einheimischen
Sagen Indiens und seine heiligen Bücher beschränkt*). Wiewohl nun bet
*) Dieselben haben nun allerdings in der neuen und neuesten Zeit durch die Studie»,
theils durch Fleiß, theils durch Genie ausgezeichneter Forscher, sehr kostbare Beleuchtung und
v. Rottcck, allgem. Geschichte. I. Is
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-- 13 —
Sitze in Hochasien hatten. Nach dem Hauptfluß der neuen Heimat erhielten die Ankömmlinge den Namen Inder oder Hindu. Um 2000 verbreiteten sie sich unter heftigen Kämpfen mit den Ureinwohnern und untereinander vorn Pentschab aus über das Tiefland des Ganges, wo sie mit der Gründung größerer Reiche begannen. Erst viel später wurden von ihnen auch die Küsten Dekhans und die Insel Ceylon besetzt. Im Gangeslande sonderten sich die Inder in Kasten. Am angesehensten waren die Priester (Brahmanen) und Krieger, aus denen die Rajas, die Könige, stammten; die Vaisja waren die von harten Steuern gedrückten Ackerbauer, Gewerbtreibenden und Kaufleute. Diese drei reinen Kasten gehörten dem arischen Volke an. Die vierte, die Sudra, Nachkommen der Ureinwohner, die sich freiwillig unterworfen hatten, durften kein Eigentum erwerben. Am verachtetsten waren die Paria, Abkömmlinge der zu Sklaven gemachten Unterworfenen.
3. Die älteste Religion der Inder war eine Verehrung der Naturkräfte; durch die Priester wurde sie zu einer Lehre umgestaltet, in welcher man Brahma (den Weltschöpser) als höchsten Gott hinstellte. Im Anfang des 6. Jahrhunderts trat der weise Buddha auf als der Stifter einer neuen Religion. Er forderte einen tugendhaften Lebenswandel, Selbstentsagung und Mitleid mit allen Geschöpfen. Von Vorderindien aus verbreitete sich der Buddhismus in Hinterindien, China, Japan, in der Mongolei und in Tibet. Erst nach dem Auftreten Buddhas nahm das Leben der Inder einen höheren Aufschwung. Die Gewerbe entwickelten sich, großartige Bauwerke (Tempel) wurden errichtet, und auch die Dichtkunst blühte empor (die epischen Gedichte Mahabharata und Ramajana, das Drama Sakuntala). Die Schriftsprache war das Sanskrit, das heut für die Erforschung indogermanischer Sprachstämme von größter Wichtigkeit ist. — Erst in der Zeit Alexanders des Großen wurden die Griechen mit den Indern näher bekannt (§ 22,4).
§ 7. Meder und Perser.
1. Im vorderasiatischen Hochlande erstreckt sich Iran als längliches Viereck von den Grenzgebirgen am Indus bis zum Tigris; im Norden wird es vom kaspischen Meer, dem Oxus- und Jaxartes-fluß, im Süden von dem indischen Ocean begrenzt. Im Westen der iranischen Hochebene lagen die Reiche der Meder und Perser.
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Extrahierte Personennamen: Alexanders
Extrahierte Ortsnamen: Hochasien Ceylon Hinterindien China Japan Mongolei Tibet Buddhas Mahabharata Sakuntala Oxus-