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1. Griechische Geschichte - S. 108

1882 - Nördlingen : Beck
108 Schlacht Bot Marathon. Heerführer waren in der Meinung darüber geteilt. Miltiades, welcher nach seinem Verhalten an der Donaubrücke die Rache des Perserkönigs befürchtend sich in seine Vaterstadt zurückbegeben hatte, war unter den Zehn Feldherrn und drang mit aller Macht auf eine offene Schlacht, besonders darum, weil er jetzt beim Anrucken der Feinde alle seine Mitbürger einmütig zum Widerstände bereit sah, bei einer längeren Belagerung aber Parteiuugen unter ihnen selbst besorgte, in deren Folge leicht die einen oder die anderen, wie es in Eretria geschehen war, zu den Feinden sich hinneigen könnten. Er glaubte daher, daß, wenn Hoffnung zur Rettung da sei, diese nur bei der schnellsten Entscheidung einigen Grund habe. Seine Meinung gewann endlich die Oberhand, und man beschloß die Feinde bei Marathon aufzusuchen, das nur wenige Meilen von Athen entfernt lag. Die zehn Feldherrn sollten alle Tage im Oberbefehl abwechseln. Aber die neun andern stellten sich willig unter den Befehl des erfahrenen Miltiades, der hinwiederum doch erst an dem Tage zu kämpfen beschloß, an welchem ihn nach der ersten Bestimmung die Reihe des Oberbefehls getroffen haben würde. Es waren neuntausend Athener und tausend Platäer, lauter Fußvolk, welche sich am 12. Sept. 400 bei Marathon einem Heere von hunderttausend Fußgängern und zehntausend Reitern gegenüber stellten. Um von der langen Schlachtlinie der Perser nicht überflügelt zu werden, mußte Miltiades sein kleines Heer sehr ausdehnen, so daß sein Mitteltreffen nur wenige Mann hoch war. Doch wußte er eine Stellung einzunehmen, in der seine Flanken durch Höhen und Baumpflanzungen gegen eine Umgehung durch die persische Reiterei gedeckt waren. Da die Opferzeichen günstig ausfielen, gab er das Zeichen zur Schlacht. Beide Heere standen fast eine halbe Stunde von einander entfernt. Die von Athen und Platää setzten sich alle in eilenden Lauf und rannten so auf den Feind los, welcher meinte, sie müßten wohl wahnsinnig geworden sein, da sie, ein so kleines Häuflein, ohne Reiterei und ohne Bogenschützen, nur mit ihren Spießen in einem so angestrengten Lause herankämen, daß ihre beste Kraft schon vor dem Zusammentreffen erschöpft sein müßte. Aber die Griechen kämpften mit demselben Mute, mit dem sie sich in den Kampf gestürzt hatten, und so lange auch bei der großen Übermacht der Feinde die Schlacht dauerte, so ließen sie doch nicht nach. Im Mitteltreffen, wo ihnen wirkliche Perser (denn das asiatische Heer war ans vielerlei Völkerschaften zusammengesetzt) und Safer entgegenstanden und sie selbst schwächer waren, brachen die Feinde durch die griechischen Reihen und verfolgten die Flüchtigen; da-

2. Griechische Geschichte - S. 150

1882 - Nördlingen : Beck
150 Befestigung Athens. Staats nicht ummauert — könnte, dachten sie, Athen zu gewaltig werden. Aber die Gesandten, welche sie hinschickten, um den Festungsbau zu hintertreiben, durften nicht den wahren Grund angeben. Es sei darum nicht rötlich, sagten sie, weil Lerxes, wenn er mit noch größerer Macht wieder käme, an der befestigten Stadt Athen einen Waffenplatz fände, von dem aus er seine Angriffe auf das übrige Griechenland richten könnte. Lieber möchten die Athener sich mit ihnen verbinden, um auch andere Städte, wie Theben, ans demselben Grunde ihrer Festungswerke zu berauben. Als aber der Bau trotz dieser Einreden rüstig fortgesetzt wurde, nahmen die Gesandten eine gebieterische Sprache an und verlangten, daß man ihn sofort einstelle. In der allgemeinen Verlegenheit — deuu man fürchtete doch den Unwillen der Lacedämonier und ließ daher bis zum Abgang der Gesandtschaft den Bau wirklich ruhen — erbot sich Themistokles, als Gesandter selbst nach Sparta zu gehett und die Sache ins reine zu bringen. Noch andere Gesandte Athens, ordnete er an, sollten nachkommen, aber erst dann, wenn die Mauern hoch genug seien, um vou denselben einen Angriff abzuwehren. Zugleich machte er mit dem Rate der Fünfhundert aus, daß neue Gesandte, die etwa von Sparta kämen, während er sich dort befinde, so lange in Athen zurückgehalten werden sollten, bis er mit der Gesandtschaft heimgekommen wäre. Indessen solle man mit der größten Anstrengung fortbauen. Während nun Themistokles seine Reise machte, griff alles in Athen das Werk aufs eifrigste an: Freie und Sklaven, Bürger und Fremdlinge, ja auch Weiber und Kinder halfen zum Bau; und es wurden weder die Wohnungen der Lebenden noch die der Toten geschont, wenn man Steine brauchte. Deshalb sah man noch später Steine von Tempeln und Grabmälern dort in die Mauern eingefügt. In Sparta angekommen begab sich Themistokles nicht sofort zu den Mitgliedern der Regierung, sondern sagte, er müsse noch auf die andern Gesandten warten, indem er sich zugleich verwundert stellte, daß sie nicht mich schon da seien. Damit entschuldigte er seine Unthätigfeit: und das Ansehen, in dem er dort von Salamis her stand, war ihm dabei behilflich. Endlich kamen die drei anderen Gesandten von Athen nach und brachten ihm die Gewißheit, daß die Mauern bereits stark genug seien, um eine Belagerung auszuhalten. Da erst trat er vor die Häupter des spartanischen Staates und behauptete, sie seien hinsichtlich des Festungsbaues von Athen falsch berichtet worden. Es seien übelwollende, welche Feindschaft zwischen beiden Staaten zu säen trachteten, die solche Gerüchte ausgestreut hätten. Sie möchten selbst rechtschaffene und zuverlässige

3. Griechische Geschichte - S. 136

1882 - Nördlingen : Beck
136 Tie Schlacht bei Salamis. abfahren können; denn wir sind rings von den Feinden eingeschlossen. Gehe hinein und melde ihnen dieses. Themistokles lud ihn ein, diese Nachricht den versammelten Anführern selbst zu bringen, und vertrante ihm, welchen Anteil er an dieser nächtlichen Bewegung der Feinde habe. Aristides trat unter die Versammelten und erzählte ihnen, was er so eben gesehen und dem Themistokles mitgeteilt hatte. Als sie aber auch da noch zweifelten, kam ein Kriegsschiff von der Insel Tenos, das bisher auf Seiten der Feinde gewesen und jetzt zu den Griechen übergegangen war, und bestätigte die Nachricht des Aristides so, daß keine Ungewißheit übrig blieb. Jetzt rüsteten sich die Griechen zur Schlacht. Themistokles trieb zum Kampfe, sobald die Morgenröte erschien. Während die Mannschaft die Insel verließ, nnt zu Schiffe zu gehen, brachte er in der Nähe des Schiffes, das er als Anführer der Seinigen besteigen wollte, den Göttern ein blutiges Opfer dar, um ihren Segen Zum Kampfe zu erbitten. In diesem Augenblicke — erzählt ein späterer Geschichtschreiber — führte man drei junge gefangene Perser herbei, Schwestersöhne des Perserkönigs; und da eben die Opferflamme hell aufloderte und einer der Anwesenden zur rechten nieste, so verlangte der Wahrsager Euphmutides, daß diese Jünglinge geopfert würden. Themi-stokles entsetzte sich vor solch einer Opferhandlung; aber das Kriegsvolk umher rief mit lauter Stimme den Dionysos an, dem sie als Opfer dargebracht werden sollten, schleppte die Gefangenen zum Altare und erzwang es, daß man nach der Weisung des Wahrsagers sie abschlachtete. Zn gleicher Zeit kam das Schiff zurück, welches man nach Ägina geschickt hatte, um die Äakiden zur Hilfe im Kampfe herbeizuholen; und jetzt am Morgen des 20. Sept. 480 v. Chr. fuhren alle griechischen Kriegsschiffe ab vorn Lande und sogleich bewegte sich die feindliche Seemacht ihnen entgegen. Am Gestade gegenüber der Insel, wo die Meerenge etwa nur eine halbe Stunde breit ist, saß Terxes auf einem goldenen Throne und um ihn eine Menge Schreiber, welche die siegreichen Thaten seiner Leute aufzeichnen sollten. Die phönicische Seemacht, der stärkste Teil seiner Flotte, stand den Athenern gegenüber; diese bildeten den linken Flügel des griechischen Geschwaders. Ägineten und Pelopounesier nahmen den Mittelpunkt und den rechten Flügel der Griechen ein: thuen standen eilicische, pamphylische, jonische und persische Schiffe gegenüber, zunächst unter den Augeit ihres Königs. Bei dem ersten Angriffe der Barbaren gingen die Griechen, doch in voller Ordnung, gegen Salamis zurück; Themistokles wollte noch warten, bis der frische Westwind eintrat, der alle Tage zur

4. Griechische Geschichte - S. 278

1882 - Nördlingen : Beck
mit der auf einen einzigen Punkt zusammengebrängten Kraft seines Heeres die Hauptmacht der Lacebämonier, die unter Kleombrotns den rechten feinblichen Flügel einnahm, zu burchbrechen. So allein konnte er aus Sieg hoffen trotz der geringen Anzahl feiner Leute: beim ihre ausnehmend Körperkraft machte ihren Stoß unroiberftehlich. Die Feinde rückten in halbmondförmiger Ordnung an: voran auf dem rechten Flügel ihre Reiterei, der Epaminonbas auch die feiuige entegegenftellte. Sein rechter Flügel wich vor dem linken tacebäraonifchen, wie befohlen war, langsam Zurück; aus seiner linken Flanke entspann sich der Kampf zuerst zwischen der Reiterei beider Heere. Die der Spartaner war jederzeit übel bestellt, Roß und Mann nicht zufammengewöhnt, der Kriegsbienst zu Pferbe überhaupt nicht geübt iiub nicht geehrt, wie man auch mir die schwächeren und weniger mutigen Leute zu bemfetben nahm. Die thebauifche Reiterei dagegen war gut eingeübt und zufammengewöhnt. Hiebnrch würde der erste Kampf schnell eutfchiebeu: die thebanifchen Reiter warfen ihre Gegner in einem Augenblick auf die Reihen des Fußvolks zurück. Kleombrotus wollte die Absicht des Thebaners, die er aus feiner Stellung erkannte, daburch vereiteln, daß er feinen rechten Flügel, den er selbst befehligte, auseinanberzog und eine ©eitetiberocgintg machen ließ, um bett Gegner zu überflügeln. Aber Pelopibas kam ihm durch einen raschen und ungestümen Angriff zuvor. Er hatte unter sich die sogenannte heilige Schar, dreihundert schwerbewaffnete Fußgänger von besonderer Stärke und Tapferkeit, die Blüte der thebanifchen Mannschaft. Mit dieser stürzte er sich auf die Lacebämonier, bevor sie noch den Epaminonbas in der Flanke fassen konnten, in dem Augenblicke, wo sie ihre durch beit Aufmarsch ge-lockerteu ©lieber noch nicht wieber geschlossen hatten. Hiebnrch gelang, was Epaminonbas wollte: er brang mit der gesamten Kraft des Kerns seiner Truppen im Gefchwindfchritt auf Kleombrotus ein, der mit den Sslcebätitottient balb allein stanb, da feilte bnndesgenöffifchen Truppen bei dem Andringen der Thebaiter den Rücken wanbten. Der Spartanerkönig nnb feilte Leute wiberstanben mit einer Tapferkeit, welche bewies, daß sie ihren alten Ruhm behaupten wollten; und der härteste Kampf war längere Zeit eben um beit König her. Aber auf Seiten der Thebaner war die größere Geschicklichkeit in der Orbitung uitb Leitung des Gefechts; ihre Reihen waren bichter an einanber geschlossen, ihre Muskelkraft größer; und tvas sie in biesent Kampfe zu verlieren hatten, war mehr, als was ihre Gegner anfs Spiel fetzten. So sehr sich auch die Lacebämonier anstrengten ihre Phalaux zusammenzuhalten, tvas ihr erstes Augenmerk in jebet:

5. Griechische Geschichte - S. 445

1882 - Nördlingen : Beck
Schlacht bei Äaugameka. 445 stehende Heer umwandten, die andern aber ließen sie durchfahren, wobei freilich manche von den Leuten Alexanders unter den schrecklichen Sensen einen marlervollen Tod fanden. Die beiden Heeresabteilungen, bei denen die Könige, Darms auf seinem Wagen, Alexander zu Pferde, einander gegenüberstanden, der rechte macedonische Flügel und das persische Mitteltreffen, kamen zuerst ins Handgemenge. Denn Alexander führte die Seinen in schräger Ordnung gegen das Zentrum der Feinde, begierig, wie in den früheren Schlachten, die Entscheidung des Kampfes durch seine persönliche Thätigkeit herbeizuführen. Er trug eineu eisernen wie reines Silber glänzenden Helm, eine ebenfalls eiserne, mit Edelsteinen besetzte, fest an den Helm anschließende Halsberge, dann über dem Kleide einen bei Jssus erbeuteten Panzer von dichtgewobenem Liuueu und über diesem noch einen prachtvollen Reitermantel, den ihm die Stadt Rhodus verehrt hatte. Als Waffeu führte er Schwert und Speer. In der Schlacht selbst ritt er den edlen Bucephalus; bis zum Beginn derselben saß er auf andern Pferden, um die Kraft seines Schlachtrosses zu sparen. So griff er mit seinen Reitern und dem Fußvolk des rechten Flügels die Stelluug des Perserkönigs in dessen Mitteltreffen an und suchte selbst auf dieseu eiuzudriugeu, wühreud er in eilte Lücke, die in der feindlichen Schlachtliuie durch Abordnung eines ansehnlichen Reiterhaufeus entstanden war, einen Teil feiner Reiterei und seines Fußvolks wie einen Keil hineintrieb, um die Feinde in Unordnung zu bringen. Zu gleicher Zeit hatte sein äußerster rechter Flügel einen harten Kampf gegen persische Reiterei zu bestehen, die ihn in der Flanke anfiel und dem König in den Rücken kommen wollte. Seine Reiter, obgleich anfangs im Nachteile, vereitelten mit ausdauernder Tapferkeit diesen Plan des Feindes, so daß der König, im Rücken gedeckt, immer vorwärts dringen kouute. Doch fochten diesmal die Feinde auf allen Punkten mit Hartnäckigkeit: drei Gefechte waren zu gleicher Zeit auf dem rechten Flügel Alexanders im Gange: das seiner leichten Reiter hinter ihm, das der Mannschaft, die er zwischen die Hanptlinie des Feindes hineingeworfen hatte, und sein eigenes gegen Darius. Er griff diesen zuerst uur mit deu Reitern an, die seine Umgebung bildeten; dann rückte auch sein dichtgeschartes Fußvolk mit den starrenden Spießen nach. Die Überzahl itttd der tapfere Widerstand der um deu Perserkönig unmittelbar aufgestellten Truppen brachte Alexanders Leute auf kurze Zeit in Unordnung. Um so feuriger drang er selbst sogleich wieder vor, gerade auf Darms los, und die beiden Könige traten einander gegenüber. Jeder schleuderte seinen Spieß auf

6. Griechische Geschichte - S. 238

1882 - Nördlingen : Beck
238 Ariäus und Klearchus. halten, aber auf die Nachricht von dem Tode seines Herrn und in der Gefahr vou den Persern überflügelt und eingeschlossen zu werden sich abends noch ungefähr fünf Stunden weit zurückgezogen, indem er das Lager den andringenden Feinden preisgab. Als nun die Griechen am folgenden Morgen vergebens auf Befehle des Cyrus warteten und statt derselben mit Sonnenaufgang von Ariäus die Nachricht von bessert Rückzug und dem Tode des Prinzen und zugleich die Einladung kam, gemeinschaftlich mit ihm nach Kleinasien umzukehren, ließ Klearchns in der Zuversicht des Sieges über die Barbaren antworten: Ariäus möge herbeikommen und sich wieder mit dem Griechenheere vereinigen, das ihn statt des gefallenen Fürsten aus beit persischen Thron erheben werde; denn wer den Sieg in Händen habe, dem gebühre auch die Herrschaft. Ehe noch Antwort von Ariäus kam, erschienen persische Herolbe in Begleitung eines Griechen, Phalinus, beim Heere der Söldner, die eben von Mangel und Hunger-geplagt eine Menge Zugtiere und Esel geschlachtet hatten und mit dem Holze der auf dem Schlachtfelbe herumliegenden Pfeile, Speere, Schilde und Wagen kochten. Sie luden die Krieger ein, im Hinblick auf ihre verzweifelte Lage sich dem Könige ans Gnade und Ungnade zu ergeben, was ihr Schade nicht sein werde. Diese wiesen aber im Bewußtsein des Sieges die Aufforderung zurück und zogen noch desselben Abends vom Schlachtfelde weg zu Ariäus, der jeben Anspruch auf den persischen Thron ablehnend sie wieberholt zu gemeinschaftlichem Rückzüge aufforderte. Die Griechen mußten sich zu biesem Entschlnsse bequemen und, als sie um Mitternacht ins Lager gekommen waren, beschwor man beiberseits treue und aufrichtige Bunbesgenossenschaft zu Schutz und Trutz für den bevor-stehenben Rückzug aus Feindesland; und Ariäus mit seinen Hauptleuten schwur noch insbesondere, daß sie redliche Wegweiser für das Griechenheer sein wollten — denn sie hatten von der jonischen Küste bis auf das Schlacht-felb von Knnaxa den weiten Weg von achthunbert Stnnben gemacht. Jn-bessen schien auch Artaxerxes eine freunblichere Gesinnung gegen die Griechen anzunehmen, nuchbetn sie erklärt hatten, daß sie, unter einem anberen Vor-ivanb von Cyrus hergeführt, ursprünglich keinen Krieg gegen den König beabsichtigt, wohl aber dann, als Cyrus soweit gegangen war, es für eine Pflicht der Ehre gehalten hätten, den Kamps für ihn zu bestehen; im Falle eines Angriffs seien sie zur Gegenwehr entschlossen, würden aber dennoch lieber in Frieden abziehen. Tissaphernes und ein Schwager des Königs beschworen in dessen Namen einen Vertrag, daß man sie ungehindert ans dem Lande wolle ziehen lassen, wenn sie nichts Feindliches

7. Aus alten Zeiten - S. 110

1883 - Hannover : Hahn
— 110 — wieder weg, sondern auch noch einen beträchtlichen Teil seines Eigentums. Hierdurch ließ sich Nickel List indes nicht irre machen. Er wollte das Verlorene doppelt gewinnen. Bald wurden die Gauner die Überlegenheit ihres gelehrigen Schülers gewahr. List machte seinem Namen die größte Ehre. Keiner verstand so wie er, Schlösser und Schlüssel in Wachs abzudrücken, Schlüssel zu machen und auszufeilen. Bald schwang er sich zum Hauptmann der Bande empor. Nicht nach Kleinigkeiten streckte er seine Hände aus: nur wo bedeutende Geldsummen oder Kostbarkeiten aufbewahrt wurden, brach er ein. Er bekannte später auf der Folter seine Teilnahme an neunundzwanzig größeren Diebstählen in allen Teilen Deutschlands, die kleineren waren seinem Gedächtnisse meistens entschwunden. Neun Kirchen zu Hamburg, Lüneburg, Braunschweig, Leipzig, Naumburg u. s. w. hatten ihre Schätze in die Hände des kühnen Räubers wandern lassen müssen, und mancher reiche Mann war durch ihn arm geworden. Wie ein vornehmer, adeliger Herr pflegte er umherzureisen. Bon seinem Haupte wallte eine Perrücke in langen Locken hernieder. Seine Glieder hüllte ein brauner Samtpelz ein.' An den Reitstiefeln glänzten goldene Sporen. Eine zahlreiche Dienerschaft folgte ihm. Dazu wußte er sich so fein und gewandt zu beuehmen, daß niemand in ihm den Spitzbuben ahnen konnte. 5. Von den unzähligen Diebstählen Lists und seiner Bande soll hier nur die Beraubung der goldenen Tafel zu Lüneburg erzählt werden. Die Beute, welche sie in der Katharinenkirche in Braunschweig gemacht hatten, hatte Lists Erwartung nicht im geringsten befriedigt. Da erzählte Schwanke von den Schätzen der goldenen Tafel. Also-bald reiste die ganze Bande nach Lüneburg. List und seine angebliche Frau, Anna von Sien, wurden von Schwanke in das Haus seines Vaters geführt, die andern kehrten in der Harburger Schenke ein. Gleich nach ihrer Ankunft besuchten sie die Michaeliskirche, um sich nach der goldenen Tafel umzusehen. Sie konnten jedoch dieselbe nicht auffinden, da selbst Schwanke sie niemals gesehen hatte. Endlich gelang es durch Nachfragen ihren Standort zu entdecken. Sogleich ging es nun an das Verfertigen der Abdrücke der Schlösser und der Schlüssel. Hierbei war den Dieben der Zufall günstig. Wegen des Todes des Kurfürsten von Hannover wurde täglich des Morgens um zehn Uhr mit sämtlichen Glocken gelautet, und zu dieser Zeit stand die Kirche stets offen. So hatten die Räuber die beste Gelegenheit, unbeachtet die Kirche besuchen zu können und von allen Schlossern Abdrücke zu nehmen, auch die zu Hause ausgefeilten Schlüssel zu probieren. Als nun alles genügend zu der That vorbereitet war, bestimmte man die Nacht des Sonntags vor Fastnacht (1698) zur Ausführung. — Zwei der Gauner schlossen mit den Schlüsseln die Kirche auf. Schwanke hielt draußen Wache. List und zwei Genossen gingen in die Kirche und gelangten bald zu der goldenen Tafel. In kurzer

8. Aus alten Zeiten - S. 112

1883 - Hannover : Hahn
— 112 — vor Begierde, sich mit den Franzosen zu messen. Diese aber hielten es für geraten, sich schnell zurückzuziehen, nachdem einige der Ihrigen verwundet worden waren. Siegesfroh kehrten die Bürger heim.' 2. Frühmorgens am 1. April erscholl der Lärmruf von neuem und zwar vom Neuen Thore her. Wieder zog eine bewaffnete Schar heldenmütig hinaus, obwohl durch ausgeschickte Boten die Nachricht eingegangen war, daß der General Morand mit dreitausend Mann und elf Kanonen gegen die Stadt anrücke. Als dieser aber seine Kanonen abfeuerte und die Kugeln rechts und links einschlugen, da erkannte man, daß man solchen Waffen nicht gewachsen wäre, und zog sich in schleuuigster Flucht in die Stadt zurück. Die Feinde folgten unmittelbar, auf alle feuernd, die sich noch auf den Straßen verspätet hatten. Männer, wehrlose Frauen, Greise und Kinder, ungefähr zwanzig an der Zahl, wurden getötet. Zwei Männer, der Bürger Spangenberg und der Arbeitsmann Gellers, wurden mit den Waffen in der Hand ergriffen, gebunden vor das Altenbrücker Thor geschleppt und daselbst sofort erschossen. Plündernd zerstreuten sich nun die feindlichen Krieger in die Häuser und raubten oder erpreßten Geld und Geldeswert von den hartbedrängten Bewohnern. Das Rathaus, worin man Pulver versteckt glaubte, ward ganz durchsucht und Schränke und Koffer gewaltsam erbrochen. Gleichzeitig ward befohlen, den folgenden Tag sämtliche Waffen u. s. w. bei Todesstrafe abzuliefern. Die Soldaten und den General mit seinen Offizieren mußte die Stadt aufs beste verpflegen, und Morand fing an, es sich recht wohl sein zu lassen. Es mußten für ihn drei Reitpferde und zwei Kutschpferde mit ihrem Geschirr angekauft werden. Für seine Tafel verlangte er täglich vierundzwanzig Gedecke, wovon jedes ihm mit sechzehn Mark bezahlt werden sollte. Den Offizieren sollte die Stadt ein Geschenk zukommen lassen, und zwar jedem Major zweihundert, jedem Hauptmann hundertundsünfzig und jedem Leutnant hundert Mark; für die Obersten wollte er den Betrag noch näher bestimmen. Brandschatzungen mancher Art wurden außerdem gemacht, und Schlimmes schien noch bevor zu stehen. — Indes im Buche der Vorsehung stand es anders geschrieben. 3. Äm folgenden Tage näherte sich unter dem General von Dörnberg ein vereintes Heer russischer und preußischer Truppen in der Stärke von zweitausendsünshundert Mann mit sieben Kanonen von Bilm her der Stadt. Als die plänkelnden Kosacken sich vor den Thoren zeigten, machte man dem General Morand davon Anzeige. Dieser aber mochte sich in einer Stadt, die durch hohe Wälle und Gräben befestigt war, ziemlich sicher dünken. Da er in den letzten Wochen öfter von einzelnen Kofackenabteilungen geneckt worden war, so glaubte er, wieder eine solche kleine Schar vor sich zu Haben, und er befahl scherzend, man solle ihm das Schwarzwild zum Frühstück einsangen. Indessen zeigten sich immer mehr Feinde, und endlich erkannte Morand, daß es ernst werde. Jetzt traf er seine Maßregeln. Um elf Uhr ward in der Stadt der Notmarsch geschlagen. Aber es war

9. Aus alten Zeiten - S. 113

1883 - Hannover : Hahn
— 113 —- zu spät. Mit unentwegtem Mute stürmten die Russen das Altenbrücker, die Preußen das Lüner Thor, während die Kosacken durch die Ilmenau setzten und sich von der Seite des Bardowiker Thores her näherten. Flüchtend und von den Verbündeten verfolgt, eilten nun die Franzosen dem Neuen Thore zu. Schon um ein Uhr hörte man die preußischen Hörner auf dem Markte erschallen, und um zwei Uhr waren die Franzosen bereits jenseits der Stadt. Lüneburgs Bürger jauchzten ihren Besreiern entgegen. ' 4. Hinter dem Lerchenberge auf dem Wege nach Reppenstedt sammelte Morand seine ihm gebliebenen Truppen und Geschütze. Mit Entrüstung entdeckte er, welchem schwachen Feinde er gewichen, und er faßte den raschen Entschluß, das Verlorene wieder zu gewinnen. ' Schnell ordnete er die Seinigen zu zwei Angriffssäulen, stellte das ihm gebliebene Geschütz vor ihnen auf und stürmte ungesäumt wieder gegen die Stadt an. Es begann nun das ernstlichste Gefecht. Kaum mehr als hundert-undfünfzig Mann preußischer Jäger und Füsiliere fochten um den Zugang zu dem Thore einen verzweifelten Kampf, denn die übrigen waren an einen andern Platz gestellt. In dichten Scharen, Morand an der Spitze, stürmten die Franzosen ans die wenigen Verteidiger, die jedoch auf das heldenmütigste Widerstand leisteten. Schon aber hatten sie ihr Pulver verschossen. Mancher der Ihrigen war bereits gefallen und verwundet und der Augenblick gekommen, wo die Entscheidung des Tages abhängig gemacht werden mußte von dem fraglichen Erfolge des Handgemenges. Wohl trübte schon das Auge manches Tapfern das Schreckbild, sich ergeben zu müssen. Da erschien plötzlich mitten unter ihnen, wie ein rettender Enael, ein junges Mädchen und brachte den Bedrängten die beste Hülse. 5. Johanna Stegen war der Name dieser mutigen Jungfrau. — Um die Entscheidung der Schlacht zu sehen, war sie nach dem Kalkberge gegangen. Dort erklärte ihr ein alter Mann, der ehemals Soldat' gewesen war, die Sachlage und die Not der Preußen. Traurig ging sie wieder der Stadt zu. Da erblickte sie am Wege einen von den Franzosen im Stich gelassenen Pulverwagen. Wie ein Blitz durchzuckte es ihre Brust. Zurückgedrängt wurden weibliche Furcht und mädchenhafte Schüchternheit durch den Gedanken, den Befreiern des Vaterlandes Hülfe bringen zu können. Schnell füllte sie ihre Schürze mit Patronen, und'ohne auf die sie umzischenden Kugeln zu achten, eilte sie der Kampfesstätte zu. Plötzlich sah sie sich auf beiden Seiten Soldaten gegenüber. Des herabfallenden Sprühregens wegen hatten diese ihre Mäntel angelegt und sie vermochte nicht zu unterscheiden, wer Freund, wer Feind war. Sie schwankte, was zu thun sei. Doch noch ehe sie zu einem Entschluß gekommen, erreichten sie die preußischen Jäger, welche mit gefälltem Gewehr gegen die Franzosen anstürmten. Einige Schritte neben dem führenden Offizier herlaufend, fragte sie diesen bekümmert, ob nun wohl die Franzosen wieder in 'die Westermann, Unterstufe de§ Geschichtsunterrichts. g

10. Geschichte des Altertums für Obersekunda - S. 4

1916 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Geschichte des alten Orients. Drei Sttten der Erde sind es, die am frhesten eine hohe und reichausgebildete, bodenstndige Kultur hervorgebracht haben: gypten, Mesopotamien und China. Die Kultur Chinasx) ist erst in jngster Zeit mit der europischen in nhere Berhrung getreten; die vorderasiatisch-gyptische Kultur dagegen wirkte auf Griechenland und Rom, bort dem unsre Kultur aus das strkste beeinflut ist. gypten. 2. Das alte Reich. gypten besteht aus dem 24 Meilen breiten Tal des Nils und dem borgelagerten Delta; der 7v2 Breitengrade sich ausdehnend, ist es doch nicht grer als das Knigreich Belgien. Im Osten begrenzt es die arabische, im Westen die libysche Wste. Obwohl regenarm, ist es doch uerst fruchtbar durch die jhrlichen, bom Juli-bis zum Oktober dauernden berschwemmungen des Stroms, die durch die Regenperiode des quatorialen Afrika Herborgerufen werden. Im unteren Niltal wurden die Bewohner frh sehafte Ackerbauer; hier entstand auch frh, da Smpfe getrocknet, der Urwald gerodet, das Land entwssert und urbar gemacht, die berschwemmung durch gemeinsam angelegte Deiche, Kanle, Schleusen und Schpfwerke geregelt und nutzbar gemacht werden mute, eine Organisation der Arbeit und ein staatliches Gemeinwesen. Die gyptische Kultur reicht bis in das fnfte Jahrtausend zurck; damals schon ist der auf dem Sonnenjahr beruhende Kalender ge-ordnet worden. Eine uralte Erfindung des Volkes ist die Schrift (Hieroglyphenschrift). Sie beruht auf einer Bilderschrift, d. h. auf einer Schrift, welche die Begriffe durch symbolische Zeichen darstellte; aber auerordentlich frh haben die gypter den gewaltigen Fortschritt ge- 1) Aus der Geschichte Chinas mu wenigstens der groe und weise Reli-gionsstister Konfuzius, der im 5. Jahrhundert b. Chr. lebte, erwhnt werden.
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