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1. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 1

1914 - Düsseldorf : Schwann
Das Altertum. 1. Die Geschichte schließt alles in sich, was unter den Menschen geschehen ist. Wir teilen sie ein in die drei großen Abschnitte Altertum, Mittelalter und Neuzeit. Sie geht aus vom Morgenlande. Von dort her hat sich das Menschengeschlecht in uralten Zeiten allmählich über die ganze Erde verbreitet. Mit Ausnahme der Israeliten haben die alten Völker den Glauben an den einen wahren Gott verloren und sind Heiden geworden. Die lange Zeit bis zum Zusammenbruche ihres Heidentums, der einige Jahrhunderte nach Christus erfolgt ist, nennen wir das Altertum. 2. Die wichtigsten Völker des Altertums haben in den sonnigen Ländern gewohnt, die das Mittelländische Meer umschließen. Sie waren geschieden nach den drei Erdteilen der „alten Welt", nämlich Asien, Afrika und Europa. In Asien geht die erste Entwicklung der menschlichen Gesittung aus von den Babyloniern und den Assyrern, in Afrika von den Ägyptern. In unserm Erdteile Europa treten später die Griechen und Me 9t öm er hervor. Sie haben für den Fortschritt der Menschheit die größte Bedeutung; wenn wir von der Geschichte des Altertums reden, meinen wir daher gewöhnlich nur ihre Geschichte. Beide Völker sind für uns klassisch, d. h. mustergültig: die Griechen sind die Lehrmeister der Menschen geworden in Wissenschaft und Kunst; die Römer dagegen haben Vorbildliches geleistet auf dem Gebiete des R e ch t e s und der Staatsverwaltung. Hauptsächlich wir Deutschen haben im Laufe der Zeit viel von beiden Völkern gelernt; unsere Geschichte ist ohne die ihrige nicht gut zu verstehen. Deshalb müssen wir uns mit der Geschichte der Griechen und der Römer in der Schule besonders beschäftigen. — „Ringe, Deutscher, nach römischer Kraft und griechischer Schönheit'" (Schiller). Voos-Z urbonsen, Geschichte für Mädchen-Mittelschulen, Teil Ii. 1

2. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 3

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 3 — § 3. Die Ägypter. Im Tale des Nils, unter dem Souneubrande Nordafrikas, bestand schou vor sechstausend Jahren das Reich der Ägypter. Die jährlichen Überfchruentmungen des gewaltigen Flusses verleihen dem regenlosen Lande eine außerordentliche Fruchtbarkeit, und Ägypten galt den alten Völkern als die Kornkammer der Welt. Es stand unter der Herrschaft von Pharaonen, b. h. Königen, die unermeßlich reich waren?) Das ägyptische Volk war in mehrere Stände oder Kasten geschieden; hochangesehen waren die Priester und die Krieger, die Hirten gehörten zu der untersten Kaste. Die fleißige und wohlhabende Bevölkerung pflegte neben dem Ackerbau vielerlei Gewerbe; sie fertigte Geräte aus Metall, Ton und Glas und trieb Handel mit fremden Völkern. Sehr entwickelt war schon die Arzneikunde. Die Ägypter verehrten zahlreiche Götter. Viele Tiere, z. B. Katze, Krokodil und Schlange, galten als heilig, und der schwarze Stier Apis, das Sinnbild des Ackerbaues, wurde sogar als Gott verehrt und von Priestern bedient. Auch glaubte man an die Unsterblichkeit der Seele und an Lohn und Strafe im Jenseits. Aber das Volk meinte, die Fortdauer der Seele hange davon ab, daß der Leichnam erhalten bleibe; deshalb balsamierte man die Toten ein, so daß sie zu unverweslichen Mumien eintrockneten, und barg sie in Felsengräbern. Manche solcher Mumien werden noch heute gefunden. Von der ägyptischen Schrift ist noch vieles erhalten. Sie war eine Bilderschrift. Die Gegenstände wurden durch Bilder, sogenannte Hieroglyphen, d. H. heilige Zeichen, dargestellt. Doch konnten diese auch Eigenschaften ausdrücken; z. B. bedeutete ein Löwe wohl den Mut, eine Elle die Gerechtigkeit, eine Peitsche die Macht, eine Maus die Zerstörung. Gelehrte Forscher haben die Schrift entziffert, so daß jetzt alle ihre Zeichen übersetzt werden können. Sehr berühmt sind die Ägypter durch ihre Baukunst geworden. Am Rande der Wüste errichteten ihre Könige riesige Pyramiden, ix H. Spitzbauten. Diese umschlossen die königlichen Grabkammern; sie sind also eigentlich ungeheure Grabmäler. Die meisten Pyramiden liegen bei dem jetzigen Dorfe Gizeh (westlich von Memphis); die drei größten sind etwa 5000 Jahre alt. Die älteste Pyramide, fast 150 m hoch, bedeckt einen Raum, der doppelt so groß ist wie die Fläche der Peterskirche in Rom, der geräumigsten Kirche der Christenheit; zwanzig Minuten bauert es, die riesige Steinmasse zu um-wanbern. Hunberttaufenb Menschen sollen zwanzig Jahre an dem Bauwerke gebaut haben. In seiner Nähe lagert, halb im Wüstensanbe begraben, ein 25 m hoher und 50 m langer Steinkoloß, der einen ruhenden Löwen mit Menschenkopf, die sogenannte Sphinx, barstellt. Es ist das gewaltigste öteinbub, das Menfcheuhänbe geschaffen haben. Göttern und Königen zu Ehren wurden zahlreiche Obellsken, d.h. eigentlich Spieße, errichtet. Es find gewaltige, aus einem einzigen Steine gehauene Spitzsäulen. Sie erreichen wohl 50 m Höhe, sinb also höher als mancher Kirchturm. Einige dieser Kolosse sind mit ungeheurer Mühe nach Lonbon, Paris, Rom und sogar nach Neuyork geschafft und bafelbft aufgerichtet worben. Den Göttern erbaute man ferner weitausgebehnte Tempel mit gewaltigen Torbauten, Säulenhallen und Höfen. In Trümmern liegen sie jetzt vor den Augen der Menschen. x) Gedicht: Lingg, „Mhcerin." 1 *

3. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 7

1914 - Düsseldorf : Schwann
war ursprünglich eine Naturreligion, d. H. sie verehrten Naturerscheinungen, wie Donner und Blitz, als Gottheiten. Später schrieben sie diesen aber menschliche Gestalt zu. Die Götter waren, so glaubte man nun, zwar vollkommener als die Menschen, konnten aber Schlaf, Speise und Trank ebensowenig entbehren wie diese und waren auch nicht frei von Gebrechen und Fehlern; besonders empfanden sie Rachsucht und Neid. Zwar waren sie mächtig, aber nicht allmächtig, zwar wußten sie vieles, aber nicht alles. Besonders Unsterblichkeit und ewige Jugend hatten die Götter vor den Menschen voraus, und außerdem konnten sie sich jederzeit unsichtbar machen und verwandeln; brachen sie aber einen Eid, den sie geschworen hatten, so wurden sie sterblich wie die Menschen. § 11» Auf dem Olymp. Auf den Höhen des wolkenumhüllten Berges Olymp, der Götterstätte — so stellen wir uns nach der griechischen Sage vor — sind die „Unsterblichen" zum festlichen Mahle versammelt. Angetan mit lichten Wolkengewändern, sitzen sie auf goldenen Stühlen an schimmernden Tischen. Der Duft irdischer Opfer steigt zu ihrem Wohlgefallen aus den Tälern der Menschen empor. Die jugendliche Göttin Hebe reicht als Speise Ambrosia, das Brot der Unsterblichkeit, herum und spendet in goldener Schale den süßen Göttertrank Nektar. Den Vorsitz an der Tafel führt der oberste Gott Zeus. Er ist der Herr des Himmels und der Erde, der Vater der Götter und Menschen. Donner, Blitz und Regen sendet er aus den Wolken herab. Gesetz, Eid und Gastfreundschaft stehen unter seinem Schutze. Zu seinen Füßen sitzt der Adler, der ihm heilig ist. An der Seite des Zeus prangt seine Gemahlin Hera, die Schutzgöttin der Ehe und des Familienlebens. Geweiht sind ihr der Kuckuck, der den Frühling verkündet, und der schöngefiederte Pfau. Strahlend fitzt der lockentragende Apollo da, der Gott des Sonnenlichtes und der Weisheit, der Schützer von Dichtkunst und Musik. Er trägt einen Lorbeerkranz. Die Künstler bilden ihn mit Bogen und Köcher oder mit einer Leier ab. Seine Schwester ist Artemis. Als Mondgöttin trägt sie einen besternten Schleier. Die Menschen verehren sie besonders als Göttin der Jagd; heilig ist ihr darum die Hirschkuh. Finstere Blicke wirft Ares, der rauhe Kriegsgott. Um fo anmutiger ist Aphrodite, die aus dem Schaume des Meeres hervorgegangene Göttin der Schönheit. Ein seltener Gast ist Poseidon, ein Bruder des Zeus, der dunkelhaarige Gott des Meeres. Sein Zeichen ist der Dreizack. Wenn er zürnt, wühlt er mit ihm die Fluten auf, und dann wehe den Schissern! Geheiligt

4. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 9

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 9 — an dessen Ufer. Doch muß erst ihr Leichnam auf Erden bestattet sein; im Notfälle genügt es, eine Hand voll Erde auf ihn zu werfen. Für einen Obolus (13 Pf.) setzt der alte, schweigsame Fährmann Charon die Seelen über den Styx. Diese Münze bekommen daher die Toten mit ins Grab; sie wird ihnen unter die Zunge gelegt. Am Eingang ins eigentliche Totenreich hält ein schrecklicher dreiköpfiger Hund, der Cerberus, Wache; er läßt alle hinein, aber niemanden mehr hinaus. Die Unterwelt ist eine freudlose Stätte. Wie Schatten schweben die Seelen über einer nebligen Wiese einher. Nur die besonders Gerechten wohnen göttergleich im Gefilde des Elysiums oder auf der „Insel der Seligen". Sie ist umflossen von Lethe, dem Strome der Vergessenheit; aus ihm trinken die gerechten Seelen, damit sie alles Leid vergessen, das sie auf Erden erduldet haben. Die Frevler dagegen erleiden ewige Strafen im Tartarus. Dies ist der tiefste Abgrund der Unterwelt und so weit unter der Erde, als der Himmel sich über ihr wölbt. § 14. Der Gottesdienst. Die Griechen erbauten ihren Göttern prachtvolle Tempel. Der von Säulen umgebene Tempel galt nur als Wohnstätte des Gottes, nicht auch als Versammlungsort der Gläubigen; er war deshalb nicht groß. An den Wänden standen oder hingen Weihgeschenke, namentlich goldene und silberne Gefäße. Gegenüber dem offenen Eingänge ragte das Götterbild empor; es war in älterer Zeit aus Holz, später aus Bronze, Marmor oder edlem Metall. Vor dem Bilde, hinter dem die Schatzkammer des Tempels war, stand ein Opferaltar, gewöhnlich ein rund oder viereckig behauener Stein. Den Dienst bei den Göttern besorgten die P r i e st e r und Priesterinnen. Diese bildeten keinen besonderenstand, sondern galten nur als Tempeldiener und Verwalter des Tempelgutes. Ein langes weißes oder purpurfarbenes Gewand und langwallendes Haar waren ihr Abzeichen. Die allgemeinste Art, die Götter zu verehren, war das Gebet. Wer beten wollte, beugte das rechte Knie und erhob die Arme zum Himmel; die offenen Handflächen kehrte er dabei wie zum Empfange der göttlichen Gabe nach oben. Man betete morgens, abends und vor der Mahlzeit; auch öffentliche Verhandlungen wurden nie vorgenommen, ohne daß die Gunst der Götter erfleht wurde?) 1) Gedichte: Fischer, „Kleobis und Biton." Schiller, „Klage der Ceres" und „Das Eleusische Fest." — Vgl. Lehmanns Wandbild „Griechische Tempelweihe" (Leipzig, Wachsmuth).

5. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 12

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 12 — war dem Knaben feindlich gesinnt und schickte, als er einst in seiner Wiege, einem ehernen Schilde, schlief, zwei große Schlangen, die ihn töten sollten. Aber der Kleine erwachte und packte mit jeder Hand eine Schlange so fest um den Hals, daß die Ungeheuer kläglich erstickten. Dann schlief er ruhig weiter. Als Jüngling kam Herkules einmal auf einer Wanderung an einen Scheideweg, und er wußte nicht, ob er nach rechts oder nach links weitergehen sollte. Da kamen von beiden Richtungen her zwei Frauen auf ihn zu. Die eine hatte ein schönes, schmuckvolles Kleid an und tat sehr eitel; die andere aber war einfach in Weiß gekleidet und schaute sittsam und bescheiden vor sich. „Ich bin das Vergnügen," sagte jene; „wenn du mit mir gehst, will ich dir lauter mühelose Freude verschaffen!" — „Ich bin die T u g e n d ," sprach die andere; „wenn du mir folgst, so mußt du allerdings viel Arbeit und Mühe auf dich nehmen, aber dafür wirst du auch innerlich glücklich und nach diesem Leben selig sein!" Herkules sah ein, daß es bloß die Tugend gut mit ihm meinte; er entschloß sich, ihr im Leben zu folgen. § 18. Die zwölf Arbeiten des Herkules. Von dem Orakel zu Delphi erhielt Herkules den Auftrag, zwölf Jahre lang dem Könige Enrystheus dienstbar zu sein und alles zu vollbringen, was dieser verlange. Herkules tat es auch und führte zwölf schwere Arbeiten aus, die ihm großen Ruhm unter den Menschen erwarben. Die gefährlichste Arbeit, die Herkules zu bewältigen hatte, war der Kampf mit der L e r n ä i s ch e n Schlange. Das Ungeheuer, welches in einem Sumpfe bei dem Orte Lerna in Argolis hauste, war viele Meter lang und hatte neun Köpfe. Es verwüstete ringsum das Land und verschlang Menschen und Vieh. Alles zitterte vor ihm. Als der gewaltige Herkules herankam, kroch die Schlange in ihren Schlupfwinkel. Aber der Held schoß glühende Pfeile hinein, so daß sie zischend hervorkroch. Nun packte er sie fest am Halse und schlug ihr mit seinem krummen Schwerte einen Kopf nach dem andern ab. Aber o weh! Kaum flog ein Schlangenhaupt zu Boden, da wuchsen aus der Wunde alsbald zwei neue Köpfe hervor, die greulich nach Herkules schnappten. Entschlossen rief der Held seinem Schildträger zu: „Geh schnell und brenne mir am Feuer ein Holzscheit an!" Der Diener eilte mit einem Feuerbrande herbei, und Herkules brannte jede Wunde, die er dem Untier schlug, rasch aus, so daß kein neuer Kopf hervorwachsen konnte. So überwältigte er die Schlange und tötete sie in ihrem giftigen Blute. Ein andermal sollte Herkules dem Könige die goldenen Äpfel der Hesperlden holen. In einem Garten am Weltmeere stand nämlich ein Baum mit goldenen Äpfeln. Er gehörte den Hespe-riden; das waren, die Töchter des Riesen Atlas, der auf seinen

6. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 22

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 22 — den nach, daß die Wogen hoch aufspritzten. „0 Vater Poseidon," flehte er zu dem Meergotte, „räche mich und verfolge diesen argen Menschen von jetzt an mit Unglück und Not!" Der Gott erhörte die schlimme Bitte und schwur dem Odysseus Rache. § 36. Die Sirenen. Die Weiterfahrt ging an einer Insel vorüber, auf der die Sirenen wohnten. Es waren Ungeheuer, die das Gesicht von Jungfrauen hatten. Wenn ein Schiff kam, lockten sie durch ihren bezaubernden Gesang die Segelnden, daß sie auf ihrer Insel einkehrten. Dann wurden die Unglücklichen von den Krallen der Ungeheuer zerrissen. Odysseus wußte das. Er sagte deshalb seinen Gefährten, wenn die Sirenen zu singen begännen, sollten sie ihn an den Mastbaum binden und durchaus nicht loslassen. Dann verklebte er ihnen selbst die Ohren mit Wachs, so daß sie nichts von dem Gesänge hören könnten. Als nun das Schiff sich den Sirenen näherte, taten die Gefährten, wie er ihnen befohlen hatte, und sie machten ihn erst wieder los, als der letzte Ton verklungen war. So kamen alle glücklich an der Sireneninsel vorüber. § 37. Kalypso. Mit Mühe entging Odysseus darauf zwei furchtbaren Strudeln an der Küste von Sizilien. Aber weil die Gefährten wider seinen Willen auf der Jnfel die Rinder des Sonnengottes schlachteten, zertrümmerte ein Blitz sein Schiff, und alle seine Begleiter ertranken. Neun Tage lang trieb Odysseus, indem er sich an einem Maste festhielt, auf den Wellen. Endlich wurde er an eine Insel geworfen, auf der in einer Grotte die Quellengöttin Kalypso wohnte. Sie nahm ihn freundlich auf und bat ihn, stets auf der Insel zu bleiben; dafür versprach sie ihm ewige Jugend und Unsterblichkeit. So hielt sie den Helden Jahr um Jahr zurück. Aber täglich wuchs seine Sehnsucht nach der Heimat. „Nur noch einmal", so seufzte er, „möchte ich den Rauch von meinem Hanse aufsteigen sehen, dann will ich gerne sterben!" Dieses Heimweh rührte endlich die Götter, und auf ihr Gebot mußte Kalypso den Odysseus nach sieben Jahren ziehen lassen. Rasch zimmerte er sich aus zusammengesuchten Balken ein Floß und steuerte auf das weite Meer. § 38. Die Phääken. Schon breitete sich ein blühendes Eiland vor seinen Blicken aus; doch abermals ereilte ihn ein fürchterlicher Sturm. Das Floß ging in Trümmer, und nur mit Mühe und Not rettete sich der Schiffbrüchige an das Gestade der Insel, die von dem Volke der Phälken bewohnt war. In einem Gebüsche am Strande verkroch er sich. Am andern Morgen kamen Phälkenmädchen mit ihrer Herrin, der Königstochter Nausis aa, ans Meer, um zu waschen; während dann die Wäsche an der Sonne trocknete, vergnügten sie sich mit

7. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 23

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 23 — Ballspiel und Gesang. Auf einmal bemerkten die Jungfrauen den daliegenden Helden, und erschreckt riefen sie die Herrin herbei. Diese nahm sich des Fremdlings mitleidig an und geleitete ihn in das Haus ihrer Eltern. Freundlich nahm ihr Vater, der König A l k! n o o s , ihn auf, und er veranstaltete zu Ehren des Unbekannten ein festliches Mahl. Als ein Sänger die Heldentaten der Griechen vor Troja und den Ruhm des Odysseus besang, kamen diesem vor Rührung die Tränen in die Augen, und er sprach: „Sehet, ich selbst bin jener Odysseus, und noch immer irre ich heimatlos umher!" Alle staunten und bemitleideten ihn. Alklnoos aber gab ihm reiche Geschenke und ließ ein Schiff ausrüsten, auf daß es ihn in seine Heimat zurückbringe. Während der Heimfahrt umfing den Helden ein tiefer Schlaf. Sachte landeten die Phälken bald an der Küste von Jthaka; sie legten den Schlummernden unter einem Olbaum nieder und fuhren geräuschlos wieder ab. § 39» Penelope und die Freier. Während der langen Abwesenheit des Helden hatte seine treue Gattin Penelope viel Leid und Ungemach erduldet; denn die Fürsten von Jthaka verlangten, daß sie einen von ihnen heiraten solle, da Odysseus ja längst tot sei. Hundert an der Zahl erschienen sie jeden Morgen in der Halle des Königs und schmausten und tranken lärmend von den Vorräten des Hauses. Das wollten sie so lange tun, sagten sie, bis Penelope nachgäbe. Aber die treue Gattin gab die Hoffnung nicht auf, daß Odysseus doch noch am Leben sei. Um sich vor dem Drängen der argen Freier zu retten, versprach sie endlich zu willfahren, wenn sie ein großes Gewand, das sie gerade webe, fertig habe; so lange möchten sie sich gedulden. Aber in der Nacht, wenn niemand es sah, trennte das treue Weib die Arbeit des Tages wieder auf, und so wurde das Gewand nie fertig. Auf diese Weise wußte sie die Freier drei Jahre lang hinzuhalten; doch ihre Bedrängnis wurde immer größer. § 40. Die Heimkehr des Odysseus. Als Odysseus am Gestade erwachte, wußte er nicht mehr, wo er war?) Da trat die gute Göttin Athene in der Gestalt eines Hirten zu ihm heran und sagte ihm, daß er wirklich auf Jthaka sei. Sie berichtete auch, wie es in seinem Hause aussehe, und verwandelte ihn in einen Bettler, damit er von den Freiern nickt gleich erkannt werde. So ging er zunächst in die Hütte des E u m ä o s , eines alten, treuen Dieners, der die Aufsicht über die Herden führte. Eumäos erkannte den Fremden nicht, nahm ihn jedoch freundlich bei sich auf. Nicht lange darauf trat auch T e l e -mach, des Odysseus wackerer Sohn, in die Hütte ein. Eben hatte x) Gedichte: Schiller, „Odysseus." Wildenbruch, „Odysseus."

8. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 29

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 29 — Gefangene. Sie waren als Leibeigene des Staates den einzelnen Spartanerfamilien zugewiesen und hatten in harter Arbeit deren Güter zu bewirtschaften. Ihre Behandlung war sehr grausam. § 49. Die Staatseinrichlung. Die Ordnung des spartanischen Staates wurde von den Griechen auf einen weisen Mann, namens Lykurg, zurückgeführt, der etwa zur Zeit des Dichters Horner (um 880 v. Chr.) gelebt haben soll. Damit alle Spartaner einen sicheren Unterhalt hätten und sich sorglos kriegerischer Beschäftigung hingeben könnten, war die Staatsflur in eine Anzahl gleicher A ck e r l o f e zerlegt. Jede Vollbürgerfamilie erhielt so ein Gut, durfte es aber niemals verkaufen oder verpfänden. An der Spitze des Staates standen zwei Könige als oberste Priester, Feldherren und Richter. Sie hatten ein größeres Ackergut als die Bürger, erhielten einen besonderen Anteil an der Kriegsbeute und auch eine reichlichere Verpflegung auf Staatskosten. Ihre Macht war beschränkt durch den Rat der Alten. Er bestand aus 28 über 60 Jahre alten, also lebenserfahrenen Männern, bei deren Verhandlungen die Könige den Vorsitz hatten. Über wichtigere Angelegenheiten, z. B. Krieg oder Frieden, Gesetze oder Beamtenwahl, entschied die Volksversammlung , die zur Zeit des Vollmonds tagte; jeder Spartaner, der über 30 Jahre alt war, durfte an ihr teilnehmen. Sie billigte oder verwarf die Vorschläge des Rates ohne Besprechung. Um die Ordnung im Staate zu überwachen, wurden späterhin alljährlich fünf Sphäre n, d. h. Aufseher, gewählt. Sie maßten sich aber mit der Zeit die eigentliche Gewalt an. § 50. Die Erziehung. Da den Spartanern ihr Staat über alles ging, so sollte der Knabe zur Kriegstüchtigkeit erzogen werden, um als wehrhafter Mann dereinst dem Vaterlande zu dienen. Mit dem siebenten Lebensjahre wurde er dem Elternhause genommen und in eine der öffentlichen, militärisch eingerichteten Knabenabteilungen eingereiht. An der Spitze dieser Abteilungen standen die tüchtigsten Jünglinge. Die Zucht war sehr streng. Die Knaben mußten Hunger und Durst ertragen lernen. Wer sich sättigen wollte, durfte etwas stehlen; ließ er sich aber dabei erwischen, so gab's gehörige Prügel. Turnen, Kriegsspiele und Marschübungen, auf denen sie den Schritt mit Flöteumusik und Gesang begleiteten, kräftigten ihren Körper. Hartes Schilf, das sie selbst am Enrotas-ufer schneiden mußten, war ihr Lager. Die Mädchen wurden im Elternhause erzogen, doch mußten auch sie durch öffentliche Übungen sich körperlich abhärten. Auf Bildung des Geistes wurde gar kein Wert gelegt. Dem Alter hatten

9. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 90

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 90 — Propheten des Alten Bundes geweissagt war. Die Heidenwelt hatte den wahren Gott nicht gefunden und war in religiöses und sittliches Elend versunken. Sehnsucht und Erwartung durchdrangen die Gemüter der Menschen. Da vollzog sich in einem Winkel des Römerreiches das größte Ereignis auf Erden: Zu Bethlehem im Lande Juda wurde Jesus Christus, der göttliche Heiland der Welt, geboren. Christi Geburt ist der Mittelpunkt der Weltgeschichte. § 155. Die Ausbreitung des Christentums. „Gehet hin und lehret alle Völker!" Diesen Auftrag hatte Christus seinen Jüngern, den Aposteln, hinterlassen. Seit dem ersten Pfingstfeste zu Jerusalem wurde seine göttliche Lehre durch die Apostel und ihre Schüler im Morgen- und Abendlande verkündet, und der Same, den sie streuten, ging herrlich auf. Bedeutungsvolle Umstände waren der Ausbreitung des Christentums günstig. Rom war ein einheitliches Weltreich. Ein Netz von W e l t st r a ß e n , die das Reich durchzogen, erleichterte das Wandern zu den Völkern. Im Schutze eines Weltfriedens konnte Christi Lehre verkündet werden, und in der Weltsprache des Griechischen war sie überall gleich verständlich. § 156. Christenverfolgungen. Das Staunen der Heiden über die Hoheit des Christenglaubens verwandelte sich vielfach in heftige Feindschaft. Denn die Christen setzten Gott über den Staat, der den Römern das höchste war, verweigerten den Kaisern göttliche Ehren und den Göttern die Opfer. Weil dadurch die Grundlagen des römischen Staates angegriffen schienen, wandten sich viele Kaiser der Verfolgung der Christen zu. Ihr reines Leben aber war ein steter Vorwurf für die verkommenen Heiden. Man gab daher die christliche Lehre als staatsgefährlich aus und nannte die Christen Verbrecher. So brachen wiederholt schwere Verfolgungen über sie herein. Unzählige, selbst Greise und Kinder, wurden zu Tode gemartert oder n/t zur Schaulust der Menge den wilden Tieren vorgeworfen. Be- sonders grausam wütete als erster Christenverfolger Nero. Dieser verhängte über die Bekenner Christi unerhörte Martern. Sie wurden nach dem Berichte eines heidnischen Geschichtschreibers in Felle von wilden Tieren eingenäht und dann von Hunden zerrissen oder, mit brennbaren Stoffen umwickelt, an Pfählen aufgerichtet und als die „lebenden Fackeln Neros", die zu den nächtlichen Gelagen des Kaisers leuchteten, langsam verbrannt. Aber die Standhaftigkeit der Gemarterten, die bei den Heiden die höchste Bewunderung hervorrief, erweckte der Lehre Christi immer neue Anhänger?) *) Gedichte: Seros, „Heil dir, Kaiser! Die dem Tode Geweihten grüßen '■dich!" Kinkel, „Petrus." Herder, „Polykarp."

10. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 92

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 92 — Um die Mitte des 18. Jahrhunderts wurde Pompeji durch Zufall wieder entdeckt. In neuerer Zeit hat man die tote Stadt durch Ausgrabungen zu einem Drittel wieder offengelegt. Man kann jetzt genau erkennen, wie es damals in der Stadt und in den Häusern aussah, wie die Menschen lebten und wie der Tod sie überraschte: eine Mutter hielt z. B. noch ihr Kind umschlungen, um es vor dem erstickenden Regen zu schützen?) § 159. „Gute Kaiser." Welch glückliche Zeit für Rom: die Herrschaft dieser „Guten"! Ihrer einer war vor allen der Spanier Trajln, der erste und trefflichste Nichtrömer auf dem Throne. Er regierte um das Jahr 100. Unter ihm gewann das Römerreich die weiteste Ausdehnung, die es gehabt hat; es war etwa zehnmal so groß wie das heutige Deutsche Reich und umfaßte 45 Provinzen, darunter auch die uralten Kulturländer Babylonien und Assyrien. Die Regierung des gütigen Fürsten war höchst segensreich. Unter ihm lebte Roms größter Geschichtschreiber T L c i t n s, der in seiner Schrift „Germania", d. h. „Deutschland", den Römern eine herrliche Schilderung unserer jugendkräftigen Vorfahren entwarf. Der Nachfolger Hadrian, Trajans angenommener Sohn, war ein ausgezeichneter Friedensfürst. Er durchzog auf weiten Reisen, die er vielfach zu Fuß machte und bis an den Rhein ausdehnte, das Reich und beaufsichtigte überall Rechtspflege und Verwaltung. Wie einst die ägyptischen Könige, baute sich der Kaiser ein ungeheures Grabmal; es ist die jetzige, von einem Engelsbilde überragte Engelsburg am Tiber, das Wahrzeichen von Rom. Des Kaisers Namen trägt noch die von ihm gegründete Türkenstadt Adrianopel, d. h. Stadt des Hadrian. § 160. Die Zeit der letzten heidnischen Kaiser. Im dritten und vierten Jahrhundert wurde eine große Reihe meist schlechter und grausamer Herrscher von den zuchtlosen Soldaten ein- und abgesetzt. Wie eine Ware wurde die Kaiserwürde an den Meistbietenden verhandelt. Waren die Soldaten eines Herrschers überdrüssig, dann beseitigten sie ihn; die Mehrzahl der Soldatenkaiser endete so durch Mord. Der letzte und bedeutendste Soldatenkaiser war Diokletian, der um das Jahr 300 regierte. Er war auch der letzte, aber grausamste Christenverfolger. Zur besseren Verwaltung teilte Diokletian das weite Reich in v i e r Teile mit je einem Herrscher als Mitkaiser. Eine der Hauptstädte neben Rom wurde das uralte Trier, das zur Provinz Gallien gehörte. Mächtige Trümmer eines Kaiserpalastes haben sich dort aus jenen Tagen noch erhalten. Nicht lange hernach entstand in der blühenden Stadt die berühmte Porta 2) Gedicht: (Schiller, „Pompeji und Herkulanurn."
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