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1. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 1

1914 - Düsseldorf : Schwann
Das Altertum. 1. Die Geschichte schließt alles in sich, was unter den Menschen geschehen ist. Wir teilen sie ein in die drei großen Abschnitte Altertum, Mittelalter und Neuzeit. Sie geht aus vom Morgenlande. Von dort her hat sich das Menschengeschlecht in uralten Zeiten allmählich über die ganze Erde verbreitet. Mit Ausnahme der Israeliten haben die alten Völker den Glauben an den einen wahren Gott verloren und sind Heiden geworden. Die lange Zeit bis zum Zusammenbruche ihres Heidentums, der einige Jahrhunderte nach Christus erfolgt ist, nennen wir das Altertum. 2. Die wichtigsten Völker des Altertums haben in den sonnigen Ländern gewohnt, die das Mittelländische Meer umschließen. Sie waren geschieden nach den drei Erdteilen der „alten Welt", nämlich Asien, Afrika und Europa. In Asien geht die erste Entwicklung der menschlichen Gesittung aus von den Babyloniern und den Assyrern, in Afrika von den Ägyptern. In unserm Erdteile Europa treten später die Griechen und Me 9t öm er hervor. Sie haben für den Fortschritt der Menschheit die größte Bedeutung; wenn wir von der Geschichte des Altertums reden, meinen wir daher gewöhnlich nur ihre Geschichte. Beide Völker sind für uns klassisch, d. h. mustergültig: die Griechen sind die Lehrmeister der Menschen geworden in Wissenschaft und Kunst; die Römer dagegen haben Vorbildliches geleistet auf dem Gebiete des R e ch t e s und der Staatsverwaltung. Hauptsächlich wir Deutschen haben im Laufe der Zeit viel von beiden Völkern gelernt; unsere Geschichte ist ohne die ihrige nicht gut zu verstehen. Deshalb müssen wir uns mit der Geschichte der Griechen und der Römer in der Schule besonders beschäftigen. — „Ringe, Deutscher, nach römischer Kraft und griechischer Schönheit'" (Schiller). Voos-Z urbonsen, Geschichte für Mädchen-Mittelschulen, Teil Ii. 1

2. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 9

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 9 — an dessen Ufer. Doch muß erst ihr Leichnam auf Erden bestattet sein; im Notfälle genügt es, eine Hand voll Erde auf ihn zu werfen. Für einen Obolus (13 Pf.) setzt der alte, schweigsame Fährmann Charon die Seelen über den Styx. Diese Münze bekommen daher die Toten mit ins Grab; sie wird ihnen unter die Zunge gelegt. Am Eingang ins eigentliche Totenreich hält ein schrecklicher dreiköpfiger Hund, der Cerberus, Wache; er läßt alle hinein, aber niemanden mehr hinaus. Die Unterwelt ist eine freudlose Stätte. Wie Schatten schweben die Seelen über einer nebligen Wiese einher. Nur die besonders Gerechten wohnen göttergleich im Gefilde des Elysiums oder auf der „Insel der Seligen". Sie ist umflossen von Lethe, dem Strome der Vergessenheit; aus ihm trinken die gerechten Seelen, damit sie alles Leid vergessen, das sie auf Erden erduldet haben. Die Frevler dagegen erleiden ewige Strafen im Tartarus. Dies ist der tiefste Abgrund der Unterwelt und so weit unter der Erde, als der Himmel sich über ihr wölbt. § 14. Der Gottesdienst. Die Griechen erbauten ihren Göttern prachtvolle Tempel. Der von Säulen umgebene Tempel galt nur als Wohnstätte des Gottes, nicht auch als Versammlungsort der Gläubigen; er war deshalb nicht groß. An den Wänden standen oder hingen Weihgeschenke, namentlich goldene und silberne Gefäße. Gegenüber dem offenen Eingänge ragte das Götterbild empor; es war in älterer Zeit aus Holz, später aus Bronze, Marmor oder edlem Metall. Vor dem Bilde, hinter dem die Schatzkammer des Tempels war, stand ein Opferaltar, gewöhnlich ein rund oder viereckig behauener Stein. Den Dienst bei den Göttern besorgten die P r i e st e r und Priesterinnen. Diese bildeten keinen besonderenstand, sondern galten nur als Tempeldiener und Verwalter des Tempelgutes. Ein langes weißes oder purpurfarbenes Gewand und langwallendes Haar waren ihr Abzeichen. Die allgemeinste Art, die Götter zu verehren, war das Gebet. Wer beten wollte, beugte das rechte Knie und erhob die Arme zum Himmel; die offenen Handflächen kehrte er dabei wie zum Empfange der göttlichen Gabe nach oben. Man betete morgens, abends und vor der Mahlzeit; auch öffentliche Verhandlungen wurden nie vorgenommen, ohne daß die Gunst der Götter erfleht wurde?) 1) Gedichte: Fischer, „Kleobis und Biton." Schiller, „Klage der Ceres" und „Das Eleusische Fest." — Vgl. Lehmanns Wandbild „Griechische Tempelweihe" (Leipzig, Wachsmuth).

3. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 22

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 22 — den nach, daß die Wogen hoch aufspritzten. „0 Vater Poseidon," flehte er zu dem Meergotte, „räche mich und verfolge diesen argen Menschen von jetzt an mit Unglück und Not!" Der Gott erhörte die schlimme Bitte und schwur dem Odysseus Rache. § 36. Die Sirenen. Die Weiterfahrt ging an einer Insel vorüber, auf der die Sirenen wohnten. Es waren Ungeheuer, die das Gesicht von Jungfrauen hatten. Wenn ein Schiff kam, lockten sie durch ihren bezaubernden Gesang die Segelnden, daß sie auf ihrer Insel einkehrten. Dann wurden die Unglücklichen von den Krallen der Ungeheuer zerrissen. Odysseus wußte das. Er sagte deshalb seinen Gefährten, wenn die Sirenen zu singen begännen, sollten sie ihn an den Mastbaum binden und durchaus nicht loslassen. Dann verklebte er ihnen selbst die Ohren mit Wachs, so daß sie nichts von dem Gesänge hören könnten. Als nun das Schiff sich den Sirenen näherte, taten die Gefährten, wie er ihnen befohlen hatte, und sie machten ihn erst wieder los, als der letzte Ton verklungen war. So kamen alle glücklich an der Sireneninsel vorüber. § 37. Kalypso. Mit Mühe entging Odysseus darauf zwei furchtbaren Strudeln an der Küste von Sizilien. Aber weil die Gefährten wider seinen Willen auf der Jnfel die Rinder des Sonnengottes schlachteten, zertrümmerte ein Blitz sein Schiff, und alle seine Begleiter ertranken. Neun Tage lang trieb Odysseus, indem er sich an einem Maste festhielt, auf den Wellen. Endlich wurde er an eine Insel geworfen, auf der in einer Grotte die Quellengöttin Kalypso wohnte. Sie nahm ihn freundlich auf und bat ihn, stets auf der Insel zu bleiben; dafür versprach sie ihm ewige Jugend und Unsterblichkeit. So hielt sie den Helden Jahr um Jahr zurück. Aber täglich wuchs seine Sehnsucht nach der Heimat. „Nur noch einmal", so seufzte er, „möchte ich den Rauch von meinem Hanse aufsteigen sehen, dann will ich gerne sterben!" Dieses Heimweh rührte endlich die Götter, und auf ihr Gebot mußte Kalypso den Odysseus nach sieben Jahren ziehen lassen. Rasch zimmerte er sich aus zusammengesuchten Balken ein Floß und steuerte auf das weite Meer. § 38. Die Phääken. Schon breitete sich ein blühendes Eiland vor seinen Blicken aus; doch abermals ereilte ihn ein fürchterlicher Sturm. Das Floß ging in Trümmer, und nur mit Mühe und Not rettete sich der Schiffbrüchige an das Gestade der Insel, die von dem Volke der Phälken bewohnt war. In einem Gebüsche am Strande verkroch er sich. Am andern Morgen kamen Phälkenmädchen mit ihrer Herrin, der Königstochter Nausis aa, ans Meer, um zu waschen; während dann die Wäsche an der Sonne trocknete, vergnügten sie sich mit

4. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 93

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 93 — Nigra, d. H. schwarzes Tor; es ist das gewaltigste noch erhaltene Werk aus römischer Zeit auf deutschem Boden. Konstantin der Große und der Sieg des Christentums. § 161. Konstantin. In den Thronkämpfen, die nach Diokletians Abdankung das Reich erschütterten, spielte bald Konstantin die erste Rolle. Er überwand alle Gegner und wurde i. I. 324 Alleinherrscher. Seine Regierung dauerte bis 337. Der Stadt Rom mit ihrer heruntergekommenen Bevölkerung wandte er für immer den Rücken. Er zog nach dem Osten, der an Bildung und Wohlstand den Westen weit überragte, und erhob zum Sitze der Regierung die günstig gelegene Griechenstadt Byzanz am Bosporus; mit glänzenden Festen wurde sie eingeweiht, 330. Die neue Hauptstadt erhielt nach dem Kaiser den Namen Konstantinopel. § 162. Der Sieg des Christentums. Inzwischen hatte sich eine hochbedeutsame Wandlung in der Welt vollzogen: der Sieg des Christentums war entschieden. Unter Drangsal und Verfolgung hatte Christi Lehre sich unaufhaltfam verbreitet. Legionssoldaten, Kaufleute, Sklaven trugen sie bis an die Grenzen des Reiches. Da hob zu derselben Zeit, als der grausamste Christenverfolger, Diokletian, aus dem Leben schied, Konstantin der Große, der selbst noch Heide blieb, durch den Duldungserlaß von Mailand q 1 Q alle den Christen feindliche Gesetze auf und gewährte ihnen Oj.o Freiheit ihrer Religion. „Die Christen", so bestimmte er, „üben gleich allen übrigen Untertanen ihre Religion völlig frei aus, und jeder kann ungehindert zu ihnen übertreten." Zehn Jahre später machte der Kaiser das Christentum zur alleinigen Staatsreligion. Welch rasche Fortschritte es unter den Völkern schon gemacht hatte, bekundete die erste allgemeine Kirchenversammlung, die bald her- 09p: nach in der „Siegesstadt" N i c ä a in Kleinasien gehalten 0^0 wurde. Konstantin gewährte den Bischöfen zur Reise dorthin freie Fahrt in den kaiserlichen Postwagen. Als Schutzherr der Kirche nahm er selber, obgleich noch nicht Christ, an der großen Versammlung teil. Er hatte vor, sich im Jordan taufen zu lassen, aber unvermutet nahte sich sein Ende. Auf dem Sterbebette wurde er Christ. Nach dem Tode der Söhne Konstantins, die schon vor dem Vater getauft waren, suchte sein Neffe Julian, der für die homerischen Götter schwärmte, ihren Dienst vergeblich wiederherzustellen. Mit den Worten: „Nazarener, du hast gesiegt!" soll der „Abtrünnige" gestorben sein. Seit der Staat den Götterglauben nicht mehr stützte, fristete dieser nur noch auf abgelegenen Heiden, als „Heidentum", ein

5. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 106

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 106 — leren Gallien fest, und immer neue Scharen drangen ihm nach über den Strom. Da trat Cäsar dem Germanenfürsten entgegen und entbot ihn zur Verantwortung vor sich. Ariovlst wies das Ansinnen stolz ab und berief sich auf sein Schwert; der Römer habe in Gallien nichts zu suchen, und wenn er etwas wolle, so möge er zu ihm kommen. Cäsar rüstete zum Angriff, mußte es aber erleben, daß schreckhafte Gerüchte über den wilden Feind den Mut seiner Soldaten beugten. Die Zuversicht des Feldherrn richtete die Zagenden wieder auf, und in der Gegend der heutigen Stadt Mülhausen im Elsaß erlagen die Germanen in heißem Kampfe, 58. Ariovlst floh mit dem Reste seiner Scharen über den Rhein zurück und fand wenige Jahre später in der Heimat den Tod. Er war der erste bedeutende Mann unserer Geschichte. Der kluge und kraftbewußte Heerfürst hatte nur das Unglück, einen Gegner zu finden, der größer war als er. Cäsar dehnte die römische Herrschaft bis an den Rhein aus. Um die Germanen noch mehr einzuschüchtern, überschritt er zweimal auf eigens dazu hergestellten Brücken (unterhalb Mainz) den gewaltigen Strom. Scheu wichen die Germanen vor den römischen Waffen jedesmal in das Dunkel ihrer Wälder zurück. Sie stellten ihre Einbrüche in Gallien ein und wurden seßhafter als bisher. § 183. Arminius und die Varusschlacht. Zum Angriffe auf Germanien gingen die Römer von neuem unter Augustns über; seine Stiefsöhne D r u ] u §>1) und Tib 6rius erweiterten die Grenze des Reiches bis zur Elbe und Donau. Schon glaubte der Statthalter V a r u s die Germanen ganz wie römische Untertanen behandeln zu können; er richtete über sie nach römischem Rechte, verhängte sogar körperliche Strafen und erhob schwere Abgaben. Da erstand dem bedruckten Volke ein Befreier in einem jungen Cheruskerfürsten. Er hatte nach der Sitte vornehmer Germanenjünglinge in Rom Kriegsdienste getan und war dort in das Geschlecht der Arminier aufgenommen worden. Die Römer nannten ihn deshalb Arminius; vom Volke ist ihm der Name Hermann, d. h. Heeresmann, beigelegt worden. Er hatte am Tiber römische Kriegskunst, aber auch römische List gelernt: das sollte der fremde Bedrücker jetzt erfahren. Als Befehlshaber germanischer Soldtruppen im Heere des Varus stiftete Arminius eine Verschwörung unter den germanischen Stämmen und lockte den Varus, der drei Legionen, etwa 12 000 Mann, führte, in den unwegsamen Teutoburger q Wald. Hier fielen plötzlich von allen Seiten Germanen " über die mühsam marschierenden Römer her. Es war Herbst; endlose Regengüsse erschwerten den Rückzug der ermatteten Legionen. i) Gedicht: ©im r o cf, „Drusus' Tod."

6. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 107

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 107 — Vergebens suchten die Römer sich durchzuschlagen; drei Tage wehrten sie sich wie Verzweifelte. Allein entkräftet von dem mühseligen Marsche und den beständigen Kämpfen, erschöpft durch den Mangel an Lebensmitteln, konnten sie nicht länger widerstehen. Fast das ganze römische Heer wurde vernichtet; nur die Reiter entkamen dem grausen Blutbade und retteten sich nach dem festen Lager Aliso an der Lippe, dessen Reste man jetzt bei dem Orte H a l t e r n in Westfalen, wie es scheint, wiederentdeckt hat. Varus selbst stürzte sich verzweifelnd in sein Schwert. Grausam opferten die Germanen viele der Gefangenen ihren Göttern; der Rest verfiel der Sklaverei. Die Varusschlacht, deren Stätte in Westfalen man noch immer vergebens sucht, war die erste Entscheidungsschlacht unserer Geschichte; sie machte die Germanen frei von fremder Herrschaft und rettete ihre heimische Gesittung?) Die Nachricht vom Untergange der Legionen, der besten, die Rom hatte, erregte am Tiber gewaltige Bestürzung. Schon fürchtete man einen Einbruch der Germanen in Italien, und es wird erzählt, Augustus habe angsterfüllt gerufen: „Varus, Varus, gib mir meine Legionen wieder!" Aber die Germanen blieben in ihren Wäldern und waren froh, daß sie ihre Freiheit wieder hatten. § 184. Thusnelda. Die Gemahlin des jungen Freiheitshelden war Thusnelda, die Tochter eines cheruskischen Stammesfürsten Segsstes. Wider des Vaters Verbot hatte sie sich mit Arminius vermählt. Segestes entriß sie deshalb ihrem Gatten und zwang sie sogar, ihn auf der Flucht vor dem erbitterten Arminius in das römische Feldlager zu begleiten. So fiel Thusnelda in die Hände des römischen Feldherrn Germänikus, der ihren Gatten selbst trotz aller Anstrengungen nicht zu bezwingen vermochte. Die arme Fürstin mußte, so heißt es, als Gefangene mit ihrem Söhnchen in Rom vor dem Triumphwagen des Germanikus einherschreiten und starb fern der Heimat am Tiber. Die unglückliche Thusnelda, d. h. „Riefenkämpferin", ist die e r st e mit Namen bekannte Frau unserer Geschichte?) § 185. Des Arminius Ende. In Germanien herrschte inzwischen häßliche Zwietracht. M ar b o d , der Heerkönig der Markomannen, d. h. Grenzmänner, in Böhmen, war in Feindschaft mit Arminius geraten, und beide stritten in unentschiedenem Kampfe. Einige Jahre fpäter verlor Marbod durch einen Aufstand seine Herrschaft; er floh zu den Römern, die ihm bis zu seinem Ende das Gnadenbrot ge- x) Gedichte: Dahn, „Siegesgesang nach der Varusschlacht." Greif, „Das ^-treitholz." Hoffmann von Fallersleben, „Hermann." Klopft ock, „Hermann und Thusnelda." 2) Gedicht: Gero k, „Thusnelda."

7. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 33

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 33 — den Händen der Eltern. Auch sollte nicht allein der Körper tüchtig gemacht, sondern auch der Geist gebildet werden. Nachdem die Gesetze auf hölzernen Tafeln ausgestellt waren, damit jedermann sie lesen könne, ließ Solon, wie erzählt wird, die Athener schwören, daß sie zehn Jahre lang nichts an ihnen ändern wollten. Er glaubte gewiß, die Athener würden sich in dieser langen Zeit völlig an seine Anordnungen gewöhnen. Dann ging der weise Mann auf Reisen in die weite Welt und starb in der Fremde. § 56, Pisistratus. Die Zwietracht zwischen Adel und Volk hörte trotz der Gesetze Solons nicht auf. |Da§ machte sich sein ehrgeiziger Verwandter Pisistratus zunutze. Eines Tages brachte er sich selber eine Wunde bei, stürzte dann auf den Markt und bat das gerade versammelte Volk um Schutz) die Adligen hätten ihn ermorden wollen, und er sei nur mit Mühe dem Tode entronnen. Betört gab man ihm zu seiner persönlichen Sicherheit eine Leibwache von dreihundert Keulenträgern. Pisistratus hatte "gewonnenes Spiel; er besetzte plötzlich die Burg der Stadt und machte sich zum Tyrannen, d. h. Alleinherrscher aus eigener Gewalt, 560. | Zweimal vertrieben, wußte er sich schließlich klug bis an sein Ende zu behaupten. Des Pisistratus Sohn H i p p i a s regierte 'anfangs mit gleicher Klugheit und Milde wie der Vater. Als jedoch sein jüngerer Bruder Hipparch bei einem Feste von zwei Jünglingen ermordet worden war, wurde er mißtrauisch und grausam. Das machte ihn verhaßt. Der Tyrann wurde mit Hilfe der Spartaner vertrieben und begab sich in den Schutz des Perserkönigs. So endete gerade ein halbes Jahrhundert nach dem Auftreten des Pisistratus die Tyran- ~ * r\ nenherrschaft in Athen.1) Olö § 57, Das Scherbengericht. Um zu verhüten, daß wieder ein Tyrann auftrete, setzte der Archon Klei st Heues das sonderbare Scherbengericht ein. Wenn nämlich ein Bürger zu mächtig schien, so konnte das Volk ^erklären, daß sein Aufenthalt in Athen für den Staat gefährlich sei. Man kritzelte dann den Namen des Mannes auf eine „Scherbe", ein Tontäfelchen. Kamen auf diese Weise 6000 Stimmen gegen ihn zustande, so mußte er auf fünf oder zehn Jahre in die Verbannung gehen; in dieser langen Zeit, so meinte man, würde er seinen Anhängern wohl entfremdet werden. Nicht wenige bedeutende Männer wurden auf diese Weise aus der Heimat verwiesen. Doch galt die Verurteilung nicht als entehrende Strafe; das Vermögen des Verbannten wurde nicht angetastet, und feine Familie durste' in Athen bleiben. x) Gedichte: Schiller, „Der Ring des Polykrates" und „Die Kraniche des Jbykus." Schlegel, „Arion." Voos-Zurbonsen, Geschichte für Mädchen-Mittelschulen, Teil Ii« 3

8. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 86

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 86 — dem Meere zur Entscheidung. Während der Schlacht entwich Kleo-Patra mit ihren Schiffen gen Süden, und flüchtig folgte ihr Antonius. Seine Flotte ergab sich, und auch das Landheer legte die Waffen nieder. Oktavian zog alsbald gegen Alexandrien. Antonius stürzte sich in sein Schwert, und auch die arge Königin endete, als sie den Sieger nicht für sich gewinnen konnte, ihr Leben durch eigene Hand. Im Triumphe kehrte der Erbe Cäsars als Alleinherrscher nach Rom zurück; die Kaiserzeit war gekommen. Dritter Abschnitt. Die Aaiserzeit. Vereinigung und langsames Absterben der alten Welt. Augustus und sein Haus. § 149. Oktavian als Kaiser Augüstus. Die Formen des Freistaates ließ-Oktavian klug dem Scheine nach weiterbestehen; in Wirklichkeit vereinigte er als I m p e r a t o r, wie einst Cäsar, alle Gewalt in seiner Hand, und Senat und Volk hatten nichts zu sagen. Seine Macht stützte er auf ein großes stehendes Heer, das größtenteils in Festungen an den Reichsgrenzen lag; in Rom stand die kaiserliche Garde, und eine Leibwache von Germanen schützte des Kaisers Person. Eine stattliche Kriegsflotte ankerte im Hafen von Misenum an der Westküste Italiens. Durch Anweisung von Ländereien und Geldspenden suchte der Kaiser der Not der Massen abzuhelfen, durch Anlage von Straßen und Einführung gleicher Maße, Münzen und Gewichte Handel und Verkehr zu beleben. Dem zunehmenden Verfalle der Sitten konnten aber seine Luxusgesetze nicht steuern. Oktavian nannte sich selbst nur Prinzeps,d. h. Erster (des Senates), woraus das Wort Prinz entstanden ist. Der Senat verlieh ihm den Titel A u g u st u s , d. H. der Erhabene, und die Römer verewigten den Ehrennamen, den auch die deutschen Kaiser des Mittelalters führten, in dem Monatsnamen August. Seine Wohnung, die einfacher war als die der meisten vornehmen Familien, hatte der Herrscher auf dem Palatinischen Hügel; dort lebte er wie ein Bürger still und zurückgezogen. Ordnung und Friede herrschten im weiten Reiche. Mit starker Hand schützte der Kaiser die Provinzen vor den Erpressungen der Beamten, wie nicht minder vor den Einfällen barbarischer Völker. Im Norden dehnten die Waffen seiner Stiefsöhne Drusus und Tiberius die Grenzen bis über den Rhein aus. Bereits schien Ger-

9. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 87

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 87 — rnanien bis zur Elbe römisch zu sein, da vernichtete im Jahre 9 n. Chr. der junge Cheruskerheld Arminius im Teutoburger Walde die Legionen des Varus, und der Rhein schied fortan das römische Reich von den freien Söhnen der germanischen Wälder. Zu N6la in Kampänien nahte dem 76jährigen Kaiser der Tod, 14 n. Chr. „Nun klatschet Beifall", sagte der Sterbende zu seinen Freunden, „denn ich habe meine Rolle gut gespielt!" § 150. Kaiser aus dem Hause des Augustus. Die Enkel des Augustus, die Söhne seiner Tochter Julia, waren in blühendem Alter vor ihm dahingestorben, und so folgte auf den alten Kaiser sein Stiefsohn T i b 6 r i u s. Die Regierung dieses Fürsten war anfangs gerecht und milde, besonders gegen die Untertanen in den Provinzen. Aber allmählich nahm er ein düsteres, argwöhnisches Wesen an, das ihn zu Härte und Grausamkeit verleitete. Tiberius endete wahrscheinlich durch Meuchelmord?) Die beiden folgenden Kaiser waren verächtliche Herrscher. Sie wurden aber an Schlechtigkeit übertroffen von Nero, einem großen Verbrecher auf dem Kaiserthrone. Er vergiftete seinen Bruder an der Tafel und ließ seine Mutter, sowie seine Gattin töten. Als eine furchtbare Feuersbrunst einen großen Teil von Rom zerstört hatte, beschuldigte man den Kaiser, das Feuer selbst angelegt zu haben; Nero schob die Schuld auf die Christen und veranlaßte die erste Christenverfolgung?) Die abgebrannten Stadtteile ließ er glanzvoll wiederaufbauen; für sich selbst errichtete er einen Palast von märchenhafter Pracht, das „goldene Haus". Bald hernach starb er auf der Flucht vor Verschwörern durch Selbstmord. Mit pq Nero endete das Haus des Augustus, das Geschlecht Cäsars. Oo § 151. Im kaiserlichen Rom. Keine Weltstadt unserer Zeit, weder Berlin noch Paris noch London, hätte sich nach den Worten eines großen deutschen Geschichtschreibers (Mommsen) an eigenartigem Glanze mit der „marmornen Stadt" messen können, die Augustus bei seinem Tode hinterließ. Das Aussehen Roms, das sicherlich über eine halbe Million Einwohner zählte, war gegen früher völlig verändert. Ganze Stadtteile waren durch neue ersetzt. Zahllose öffentliche Prachtbauten aus blendendem Marmor schmückten Markt und Straßen. Es gab Tempel aller Völker, über 400 an der Zahl, darunter auch eine Synagoge der Juden. Alle überragte an Pracht das von Augustus neu erbaute Heiligtum des donnernden Jupiter auf dem Kapitol, in dessen Tempelschatz der Kaiser 26 000 Pfund Gold niederlegte. Ein wunderbarer Kuppelbau war das noch jetzt als Kirche dienende Pantheon, d. h. Tempel aller Götter. 1) Gedicht: Geibel, „Der Tod des Tiberius." 2) Gedicht: ©all et, „Nero."

10. Praktisches Lehrbuch der Alten Geschichte - S. 82

1906 - Leipzig : Wunderlich
dankten sie den Griechen, die ihnen in der Kultur weit voraus waren. Die Götter galten als Schützer des Feldbaues, des Staates, der Familie und der Sitte. Der oberste Gott hieß Jupiter (Göttervater), der Kriegsgott Mars, der Meeresgott Neptun, der unterirdische Feuergott Vulkan. Janus war der Gott des Anfangs und Endes und ward deshalb mit zwei Gesichtern abgebildet. Eins davon schaute vorwärts in die Zukunft, das andre rückwärts in die Vergangenheit. Sein Tempel hatte zwei Tore. Durch das eine schritt das Heer, wenn es zum Kriege auszog, durch das andre, wenn es heimkehrte. Während des Krieges blieben die Tore geöffnet, zum Zeichen, daß Janus mit dem Heere in den Krieg gezogen sei; im Frieden blieben sie geschlossen, um Janus in seinem Hause festzuhalten. Nur selten war der Janustempel einmal geschlossen; denn Rom hatte fast immer Krieg. Der Monat Januar trägt seinen Namen, weil er das Jahr beginnt. Vesta war die Göttin des häuslichen Herdes; auf ihrem Altar mußten keusche Jungfrauen das heilige Feuer-hüten und unterhalten. Sie wurden vom Volke hoch geehrt, aber lebendig begraben, wenn sie ihre Amtspflichten verletzten oder ihr Keuschheitsgelübde brachen. Die Priester erforschten den Willen der Götter aus den Eingeweiden der Opfertiere, aus dem Fluge bestimmter Vögel und aus Donner und Blitz. Außer den Göttern brachten die Römer ihren häuslichen Schutzgeistern (Laren) und den Seelen der Verstorbenen (Manen) Gaben und Opfer dar und hielten zu deren Ehren auch Feste ab. Den Hausgeistern opferte der Hausvater, Priester den öffentlichen Göttern. 4. Abschaffung des Königtums. T a r q u i n der Stolze (Superbus) war der letzte König von Rom. Er hatte seinen Schwiegervater Servius Tullius ermordet, um auf den Thron zu gelangen, und häufte als König Gewalttat auf Gewalttat und Mord auf Mord. Die Reichen drückte er mit hohen Abgaben und die Armen mit lästigen Fronarbeiten, dazu mißachtete er die Rechte des Ältestenrates (Senates), vertrieb viele Älteste aus der Stadt und brachte viele Vornehme ums Leben. Einer von seinen Söhnen mißhandelte die edle, tugendhafte Lukretia. Sie erzählte ihrem Manne die ihr angetane Schmach und erstach sich vor seinen Augen. Das Volk empörte sich hierüber so, daß es sich gegen den König erhob. Tarquiu ward samt seinen Söhnen verbannt und das Königtum für immer abgeschafft. Man erklärte 510 v. Chr. Rom zum Freistaate, zur Republik. Man wählte aus den Vornehmsten zwei Männer, die den Staat leiten sollten. Sie wurden aus ein Jahr gewählt und waren die obersten Richter und Heerführer. In Zeiten großer Not erwählte man einen Staatsobersten oder Diktator, der die volle Gewalt eines Königs besaß, aber sein Amt höchstens ein halbes Jahr behalten durfte. Ihm stand ein Reiteroberst zur Seite.
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