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1. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 1

1914 - Düsseldorf : Schwann
Das Altertum. 1. Die Geschichte schließt alles in sich, was unter den Menschen geschehen ist. Wir teilen sie ein in die drei großen Abschnitte Altertum, Mittelalter und Neuzeit. Sie geht aus vom Morgenlande. Von dort her hat sich das Menschengeschlecht in uralten Zeiten allmählich über die ganze Erde verbreitet. Mit Ausnahme der Israeliten haben die alten Völker den Glauben an den einen wahren Gott verloren und sind Heiden geworden. Die lange Zeit bis zum Zusammenbruche ihres Heidentums, der einige Jahrhunderte nach Christus erfolgt ist, nennen wir das Altertum. 2. Die wichtigsten Völker des Altertums haben in den sonnigen Ländern gewohnt, die das Mittelländische Meer umschließen. Sie waren geschieden nach den drei Erdteilen der „alten Welt", nämlich Asien, Afrika und Europa. In Asien geht die erste Entwicklung der menschlichen Gesittung aus von den Babyloniern und den Assyrern, in Afrika von den Ägyptern. In unserm Erdteile Europa treten später die Griechen und Me 9t öm er hervor. Sie haben für den Fortschritt der Menschheit die größte Bedeutung; wenn wir von der Geschichte des Altertums reden, meinen wir daher gewöhnlich nur ihre Geschichte. Beide Völker sind für uns klassisch, d. h. mustergültig: die Griechen sind die Lehrmeister der Menschen geworden in Wissenschaft und Kunst; die Römer dagegen haben Vorbildliches geleistet auf dem Gebiete des R e ch t e s und der Staatsverwaltung. Hauptsächlich wir Deutschen haben im Laufe der Zeit viel von beiden Völkern gelernt; unsere Geschichte ist ohne die ihrige nicht gut zu verstehen. Deshalb müssen wir uns mit der Geschichte der Griechen und der Römer in der Schule besonders beschäftigen. — „Ringe, Deutscher, nach römischer Kraft und griechischer Schönheit'" (Schiller). Voos-Z urbonsen, Geschichte für Mädchen-Mittelschulen, Teil Ii. 1

2. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 4

1914 - Düsseldorf : Schwann
A. Die Griechen. Die Bedeutung der Griechen beruht auf ihreu vorbildlichen Leistungen in Wissenschaft und Kunst; sie haben dnrch ihre Begabung die menschliche Bildung zu hoher Blüte entwickelt. Das alte Griechenland und seine Bewohner. § 4. Die Beschaffenheit des Landes. Griechenland ist der südliche Teil der Balkanhalbinsel. Zahlreiche Buchten dringen tief in das gebirgige Land; besonders hafenreich ist die Ostküste. Der kalkhaltige Boden ist nur zu einem Viertel Ackerboden. Nur wenige unbedeutende Flüsse, die im Sommer oft ganz versiegen, bewässern ihn. Griechenland ist daher nicht sehr fruchtbar. Der Getreidebau beschränkt sich aus die spärlichen Ebenen. In den Gebirgsgegenden herrscht Viehzucht; Ziegen und Schafe weiden an den dürftig bewachsenen Höhen; als Lasttiere hält man Maultiere und Esel. Das Klima ist natürlich viel milder als bei uns. Der Winter bringt wenig Kälte, und die Hitze des Sommers wird gemildert durch die Nähe des Meeres. Kräftig gedeihen die Olive und der Maulbeerbaum. Köstliche Früchte sind Feigen, Granatäpfel und Kastanien, und an sonnigen Abhängen rankt üppig die Rebe empor. Südfrüchte, wie Apfelsinen und Zitronen, sind erst gegen Ende des Altertums von Asien aus eingeführt worden. In heiterer Klarheit strahlt der Himmel auf die Mannigfaltigkeit der Natur herab, und über Berg und Tal, Land und Meer schweift der Blick in die blaue Ferne. § 5. Die Landschaften. Einbuchtungen des Meeres zerlegen das Land in drei Teile: Nordgriechenland, Mittelgriechenland oder Hellas und die Halbinsel Peloponnes, d. h. Insel des Päops, eines altgriechischen Helden. Nordgriechenland spielt in der Geschichte keine große Rolle. In der Landschaft Thessalien erhebt sich hier der gipfelreiche Olymp, der höchste Berg von Griechenland; mit 3000 m kommt er dem höchsten Berge der deutschen Alpen, der Zugspitze in Bayern, gleich. Nach , M i t t e l g r i e ch e n l a n d führt der Weg südwärts durch einen Paß, einen engen Durchgang zwischen Gebirge und Meer; er hatte nach den warmen Quellen, die es in der Nähe gab,

3. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 9

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 9 — an dessen Ufer. Doch muß erst ihr Leichnam auf Erden bestattet sein; im Notfälle genügt es, eine Hand voll Erde auf ihn zu werfen. Für einen Obolus (13 Pf.) setzt der alte, schweigsame Fährmann Charon die Seelen über den Styx. Diese Münze bekommen daher die Toten mit ins Grab; sie wird ihnen unter die Zunge gelegt. Am Eingang ins eigentliche Totenreich hält ein schrecklicher dreiköpfiger Hund, der Cerberus, Wache; er läßt alle hinein, aber niemanden mehr hinaus. Die Unterwelt ist eine freudlose Stätte. Wie Schatten schweben die Seelen über einer nebligen Wiese einher. Nur die besonders Gerechten wohnen göttergleich im Gefilde des Elysiums oder auf der „Insel der Seligen". Sie ist umflossen von Lethe, dem Strome der Vergessenheit; aus ihm trinken die gerechten Seelen, damit sie alles Leid vergessen, das sie auf Erden erduldet haben. Die Frevler dagegen erleiden ewige Strafen im Tartarus. Dies ist der tiefste Abgrund der Unterwelt und so weit unter der Erde, als der Himmel sich über ihr wölbt. § 14. Der Gottesdienst. Die Griechen erbauten ihren Göttern prachtvolle Tempel. Der von Säulen umgebene Tempel galt nur als Wohnstätte des Gottes, nicht auch als Versammlungsort der Gläubigen; er war deshalb nicht groß. An den Wänden standen oder hingen Weihgeschenke, namentlich goldene und silberne Gefäße. Gegenüber dem offenen Eingänge ragte das Götterbild empor; es war in älterer Zeit aus Holz, später aus Bronze, Marmor oder edlem Metall. Vor dem Bilde, hinter dem die Schatzkammer des Tempels war, stand ein Opferaltar, gewöhnlich ein rund oder viereckig behauener Stein. Den Dienst bei den Göttern besorgten die P r i e st e r und Priesterinnen. Diese bildeten keinen besonderenstand, sondern galten nur als Tempeldiener und Verwalter des Tempelgutes. Ein langes weißes oder purpurfarbenes Gewand und langwallendes Haar waren ihr Abzeichen. Die allgemeinste Art, die Götter zu verehren, war das Gebet. Wer beten wollte, beugte das rechte Knie und erhob die Arme zum Himmel; die offenen Handflächen kehrte er dabei wie zum Empfange der göttlichen Gabe nach oben. Man betete morgens, abends und vor der Mahlzeit; auch öffentliche Verhandlungen wurden nie vorgenommen, ohne daß die Gunst der Götter erfleht wurde?) 1) Gedichte: Fischer, „Kleobis und Biton." Schiller, „Klage der Ceres" und „Das Eleusische Fest." — Vgl. Lehmanns Wandbild „Griechische Tempelweihe" (Leipzig, Wachsmuth).

4. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 22

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 22 — den nach, daß die Wogen hoch aufspritzten. „0 Vater Poseidon," flehte er zu dem Meergotte, „räche mich und verfolge diesen argen Menschen von jetzt an mit Unglück und Not!" Der Gott erhörte die schlimme Bitte und schwur dem Odysseus Rache. § 36. Die Sirenen. Die Weiterfahrt ging an einer Insel vorüber, auf der die Sirenen wohnten. Es waren Ungeheuer, die das Gesicht von Jungfrauen hatten. Wenn ein Schiff kam, lockten sie durch ihren bezaubernden Gesang die Segelnden, daß sie auf ihrer Insel einkehrten. Dann wurden die Unglücklichen von den Krallen der Ungeheuer zerrissen. Odysseus wußte das. Er sagte deshalb seinen Gefährten, wenn die Sirenen zu singen begännen, sollten sie ihn an den Mastbaum binden und durchaus nicht loslassen. Dann verklebte er ihnen selbst die Ohren mit Wachs, so daß sie nichts von dem Gesänge hören könnten. Als nun das Schiff sich den Sirenen näherte, taten die Gefährten, wie er ihnen befohlen hatte, und sie machten ihn erst wieder los, als der letzte Ton verklungen war. So kamen alle glücklich an der Sireneninsel vorüber. § 37. Kalypso. Mit Mühe entging Odysseus darauf zwei furchtbaren Strudeln an der Küste von Sizilien. Aber weil die Gefährten wider seinen Willen auf der Jnfel die Rinder des Sonnengottes schlachteten, zertrümmerte ein Blitz sein Schiff, und alle seine Begleiter ertranken. Neun Tage lang trieb Odysseus, indem er sich an einem Maste festhielt, auf den Wellen. Endlich wurde er an eine Insel geworfen, auf der in einer Grotte die Quellengöttin Kalypso wohnte. Sie nahm ihn freundlich auf und bat ihn, stets auf der Insel zu bleiben; dafür versprach sie ihm ewige Jugend und Unsterblichkeit. So hielt sie den Helden Jahr um Jahr zurück. Aber täglich wuchs seine Sehnsucht nach der Heimat. „Nur noch einmal", so seufzte er, „möchte ich den Rauch von meinem Hanse aufsteigen sehen, dann will ich gerne sterben!" Dieses Heimweh rührte endlich die Götter, und auf ihr Gebot mußte Kalypso den Odysseus nach sieben Jahren ziehen lassen. Rasch zimmerte er sich aus zusammengesuchten Balken ein Floß und steuerte auf das weite Meer. § 38. Die Phääken. Schon breitete sich ein blühendes Eiland vor seinen Blicken aus; doch abermals ereilte ihn ein fürchterlicher Sturm. Das Floß ging in Trümmer, und nur mit Mühe und Not rettete sich der Schiffbrüchige an das Gestade der Insel, die von dem Volke der Phälken bewohnt war. In einem Gebüsche am Strande verkroch er sich. Am andern Morgen kamen Phälkenmädchen mit ihrer Herrin, der Königstochter Nausis aa, ans Meer, um zu waschen; während dann die Wäsche an der Sonne trocknete, vergnügten sie sich mit

5. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 93

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 93 — Nigra, d. H. schwarzes Tor; es ist das gewaltigste noch erhaltene Werk aus römischer Zeit auf deutschem Boden. Konstantin der Große und der Sieg des Christentums. § 161. Konstantin. In den Thronkämpfen, die nach Diokletians Abdankung das Reich erschütterten, spielte bald Konstantin die erste Rolle. Er überwand alle Gegner und wurde i. I. 324 Alleinherrscher. Seine Regierung dauerte bis 337. Der Stadt Rom mit ihrer heruntergekommenen Bevölkerung wandte er für immer den Rücken. Er zog nach dem Osten, der an Bildung und Wohlstand den Westen weit überragte, und erhob zum Sitze der Regierung die günstig gelegene Griechenstadt Byzanz am Bosporus; mit glänzenden Festen wurde sie eingeweiht, 330. Die neue Hauptstadt erhielt nach dem Kaiser den Namen Konstantinopel. § 162. Der Sieg des Christentums. Inzwischen hatte sich eine hochbedeutsame Wandlung in der Welt vollzogen: der Sieg des Christentums war entschieden. Unter Drangsal und Verfolgung hatte Christi Lehre sich unaufhaltfam verbreitet. Legionssoldaten, Kaufleute, Sklaven trugen sie bis an die Grenzen des Reiches. Da hob zu derselben Zeit, als der grausamste Christenverfolger, Diokletian, aus dem Leben schied, Konstantin der Große, der selbst noch Heide blieb, durch den Duldungserlaß von Mailand q 1 Q alle den Christen feindliche Gesetze auf und gewährte ihnen Oj.o Freiheit ihrer Religion. „Die Christen", so bestimmte er, „üben gleich allen übrigen Untertanen ihre Religion völlig frei aus, und jeder kann ungehindert zu ihnen übertreten." Zehn Jahre später machte der Kaiser das Christentum zur alleinigen Staatsreligion. Welch rasche Fortschritte es unter den Völkern schon gemacht hatte, bekundete die erste allgemeine Kirchenversammlung, die bald her- 09p: nach in der „Siegesstadt" N i c ä a in Kleinasien gehalten 0^0 wurde. Konstantin gewährte den Bischöfen zur Reise dorthin freie Fahrt in den kaiserlichen Postwagen. Als Schutzherr der Kirche nahm er selber, obgleich noch nicht Christ, an der großen Versammlung teil. Er hatte vor, sich im Jordan taufen zu lassen, aber unvermutet nahte sich sein Ende. Auf dem Sterbebette wurde er Christ. Nach dem Tode der Söhne Konstantins, die schon vor dem Vater getauft waren, suchte sein Neffe Julian, der für die homerischen Götter schwärmte, ihren Dienst vergeblich wiederherzustellen. Mit den Worten: „Nazarener, du hast gesiegt!" soll der „Abtrünnige" gestorben sein. Seit der Staat den Götterglauben nicht mehr stützte, fristete dieser nur noch auf abgelegenen Heiden, als „Heidentum", ein

6. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 98

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 98 — erhöhte Sitz des Hausherrn. An den Wänden ziehen sich Bänke hin, hinter denen Verschlüge zum Schlafen, mit Kissen aus Gänsefedern^ angebracht sind. Unter dem Boden befindet sich ein kellerartiger Raum, der die Familie Wintertags gegen die Kälte schützt und auch den einfachen Webstuhl birgt; er dient zugleich als Borratskammer der Hausfrau. § 169. Die Feldwirtschaft. Nur Haus und Habe sind unbeschränkter Besitz der Familie. Eigentum an Grund und Boden gibt es noch nicht. Alles Acker- und Weideland ist vielmehr ebenso wie der Wald, der Wildbret, Holz und Streu liefert, „Allmende", d. H. Allgemeinheit; es gehört der ganzen Gemeinde, und diese weist den einzelnen Familien Landstücke zur Benutzung an. Angebaut wird nur Sommerfrucht. Düngung ist noch nicht bekannt. Weil der Ackerbau den ungedüngten Boden bald erschöpft, so muß jedes Jahr ein anderes Stück Landes bestellt werden; das alte dient dann zur Grasnutzung. Einen solchen Betrieb nennt man Feldgraswirtschaft. Der Ackerbau ist noch recht beschränkt; erst in späterer Zeit suchte man mehr fruchtbares Land durch Rodung des Waldes zu gewinnen. Es wird hauptsächlich Viehzucht getrieben; Vieh ist bei den Germanen, wie bei allen Naturvölkern, der wertvollste Besitz, und Rinder- oder Pferdediebstahl gilt als todeswürdiges Verbrechen. § 170* In der Familie. In einem gürtelumspannteu Linnenkleide, barfüßig und mit wallendem Blondhaar ist die Hausfrau daheim an der Arbeit. Kessel und Bratspieß, Rost, Dreifuß und ein paar hölzerne Gefäße bilden ihr Küchengerät. Aus Hafer- und Gerstenkörnern, die zwischen schweren Steinen zerquetscht worden sind, bereitet sie zum Mahle einen Mehlbrei. Auch Brot weiß sie aus diesem zu backen. Art Butter fehlt es nicht. Wildes Obst, Rettiche, Wildbret, das gesotten oder am Spieße gebraten wird, ergänzen den Küchenzettel. Einziges Gewürz im Hause ist das Salz, das aus einheimischen Quellen gewonnen wird. Als Getränk dienen Milch und besonders der beliebte Met, den die Frau aus Gerstensaft mit einem Zusatz von Honig bereitet. Geschäftig gehen der Mutter die Mädchen zur Hand, die wie sie ein grobes Linnengewand tragen; die in Tierfelle gekleideten Knaben dagegen tummeln sich auf dem Hofe. Die Kinder sind ein naturwüchsiges, gut erzogenes Geschlecht; man merkt es ihrem Wesen an, daß die Ehrbarkeit und Sittenstrenge der Eltern ihr schönes Vorbild sind. Müde kommt der Hausherr von der Jagd, seiner liebsten Beschäftigung im Frieden, heim. Er trägt einen Bärenpelz und Schuhe aus Rindshaut; frei wallt das blonde Haar auf die Schulter herab.

7. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 33

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 33 — den Händen der Eltern. Auch sollte nicht allein der Körper tüchtig gemacht, sondern auch der Geist gebildet werden. Nachdem die Gesetze auf hölzernen Tafeln ausgestellt waren, damit jedermann sie lesen könne, ließ Solon, wie erzählt wird, die Athener schwören, daß sie zehn Jahre lang nichts an ihnen ändern wollten. Er glaubte gewiß, die Athener würden sich in dieser langen Zeit völlig an seine Anordnungen gewöhnen. Dann ging der weise Mann auf Reisen in die weite Welt und starb in der Fremde. § 56, Pisistratus. Die Zwietracht zwischen Adel und Volk hörte trotz der Gesetze Solons nicht auf. |Da§ machte sich sein ehrgeiziger Verwandter Pisistratus zunutze. Eines Tages brachte er sich selber eine Wunde bei, stürzte dann auf den Markt und bat das gerade versammelte Volk um Schutz) die Adligen hätten ihn ermorden wollen, und er sei nur mit Mühe dem Tode entronnen. Betört gab man ihm zu seiner persönlichen Sicherheit eine Leibwache von dreihundert Keulenträgern. Pisistratus hatte "gewonnenes Spiel; er besetzte plötzlich die Burg der Stadt und machte sich zum Tyrannen, d. h. Alleinherrscher aus eigener Gewalt, 560. | Zweimal vertrieben, wußte er sich schließlich klug bis an sein Ende zu behaupten. Des Pisistratus Sohn H i p p i a s regierte 'anfangs mit gleicher Klugheit und Milde wie der Vater. Als jedoch sein jüngerer Bruder Hipparch bei einem Feste von zwei Jünglingen ermordet worden war, wurde er mißtrauisch und grausam. Das machte ihn verhaßt. Der Tyrann wurde mit Hilfe der Spartaner vertrieben und begab sich in den Schutz des Perserkönigs. So endete gerade ein halbes Jahrhundert nach dem Auftreten des Pisistratus die Tyran- ~ * r\ nenherrschaft in Athen.1) Olö § 57, Das Scherbengericht. Um zu verhüten, daß wieder ein Tyrann auftrete, setzte der Archon Klei st Heues das sonderbare Scherbengericht ein. Wenn nämlich ein Bürger zu mächtig schien, so konnte das Volk ^erklären, daß sein Aufenthalt in Athen für den Staat gefährlich sei. Man kritzelte dann den Namen des Mannes auf eine „Scherbe", ein Tontäfelchen. Kamen auf diese Weise 6000 Stimmen gegen ihn zustande, so mußte er auf fünf oder zehn Jahre in die Verbannung gehen; in dieser langen Zeit, so meinte man, würde er seinen Anhängern wohl entfremdet werden. Nicht wenige bedeutende Männer wurden auf diese Weise aus der Heimat verwiesen. Doch galt die Verurteilung nicht als entehrende Strafe; das Vermögen des Verbannten wurde nicht angetastet, und feine Familie durste' in Athen bleiben. x) Gedichte: Schiller, „Der Ring des Polykrates" und „Die Kraniche des Jbykus." Schlegel, „Arion." Voos-Zurbonsen, Geschichte für Mädchen-Mittelschulen, Teil Ii« 3

8. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 58

1914 - Düsseldorf : Schwann
B. Die Römer. Nach dem Verfalle der Griechenstaaten entwickelt sich Rom zum Mittelpunkte der Völker und schließlich zum Haupte eines Weltreiches. — Die Bedeutung der Römer liegt ans dein Gebiete uoit Staatsverwaltung, Recht und Gesetz; darin sind sie die Lehrmeister aller Zeiten geworden. Italien und Rom. § 102, Die Beschaffenheit des Landes. Die Halbinsel Italien, das Land des Römervolkes, erstreckt sich 'in der Form eines Reiter-stiesels weit in das Mittelmeer. Die Alpen trennen sie vom Rumpfe Europas. Das Land wird der Länge nach vom Apennin-gebirge durchzogen. Dieses läßt, von Oberitalien abgesehen, nur im Westen Ebenen übrig, die etwa ein Zehntel der ganzen Halbinsel ausmachen. Sie sind günstig für den Ackerbau, während die ausgedehnten Bergweiden zur Viehzucht einladen. Die Küste ist arm an Häfen; an der Ostseite fehlen sie völlig. So ist es gekommen, daß die Bewohner im Altertum mehr Ackerbauer und Hirten als Seefahrer waren. Das Klima ist nicht so gleichmäßig milde wie in dem südlicher gelegenen Griechenland. Die heutige Pflanzenwelt Italiens war den alten Römern zum größten Teile unbekannt; griechische Ansiedler brachten den Olbaum und die Rebe mit, und Apfelsinen und Zitronen wurden erst lange nach Christi Geburt von Asien her eingeführt. § 103. Die Landschaften. Oberitalien wird von dem Po und seinen großen Nebenflüssen durchströmt. Es hieß bei den Römern nach seinen Bewohnern Gallien, und zwar zum Unterschiede von dem jenseits der Alpen gelegenen Gallien, dem heutigen Frankreich, das diesseitige. In Mittelitalien waren am wichtigsten drei Landschaften an der Westküste. Im Norden lag Etrurien. Seine Bewohner, die Etrusker, waren schon in ältester Zeit ein gesittetes Volk. Sie trieben Seefahrt, Handel und Gewerbe. Tongefäße, Schmucksachen und Bildwerke, die man in ihrem Lande entdeckt hat, zeugen von hoher Kunstfertigkeit. Auch bedeutende Bauwerke verstanden sie zu errichten. Manches haben die Römer von ihnen gelernt. Südlich von Etrurien stoßen wir auf L ä. t i u m , d. h. die Ebene. Hier wohnten die ackerbautreibenden Latiner. Ihre Sprache,

9. Praktisches Lehrbuch der Alten Geschichte - S. 82

1906 - Leipzig : Wunderlich
dankten sie den Griechen, die ihnen in der Kultur weit voraus waren. Die Götter galten als Schützer des Feldbaues, des Staates, der Familie und der Sitte. Der oberste Gott hieß Jupiter (Göttervater), der Kriegsgott Mars, der Meeresgott Neptun, der unterirdische Feuergott Vulkan. Janus war der Gott des Anfangs und Endes und ward deshalb mit zwei Gesichtern abgebildet. Eins davon schaute vorwärts in die Zukunft, das andre rückwärts in die Vergangenheit. Sein Tempel hatte zwei Tore. Durch das eine schritt das Heer, wenn es zum Kriege auszog, durch das andre, wenn es heimkehrte. Während des Krieges blieben die Tore geöffnet, zum Zeichen, daß Janus mit dem Heere in den Krieg gezogen sei; im Frieden blieben sie geschlossen, um Janus in seinem Hause festzuhalten. Nur selten war der Janustempel einmal geschlossen; denn Rom hatte fast immer Krieg. Der Monat Januar trägt seinen Namen, weil er das Jahr beginnt. Vesta war die Göttin des häuslichen Herdes; auf ihrem Altar mußten keusche Jungfrauen das heilige Feuer-hüten und unterhalten. Sie wurden vom Volke hoch geehrt, aber lebendig begraben, wenn sie ihre Amtspflichten verletzten oder ihr Keuschheitsgelübde brachen. Die Priester erforschten den Willen der Götter aus den Eingeweiden der Opfertiere, aus dem Fluge bestimmter Vögel und aus Donner und Blitz. Außer den Göttern brachten die Römer ihren häuslichen Schutzgeistern (Laren) und den Seelen der Verstorbenen (Manen) Gaben und Opfer dar und hielten zu deren Ehren auch Feste ab. Den Hausgeistern opferte der Hausvater, Priester den öffentlichen Göttern. 4. Abschaffung des Königtums. T a r q u i n der Stolze (Superbus) war der letzte König von Rom. Er hatte seinen Schwiegervater Servius Tullius ermordet, um auf den Thron zu gelangen, und häufte als König Gewalttat auf Gewalttat und Mord auf Mord. Die Reichen drückte er mit hohen Abgaben und die Armen mit lästigen Fronarbeiten, dazu mißachtete er die Rechte des Ältestenrates (Senates), vertrieb viele Älteste aus der Stadt und brachte viele Vornehme ums Leben. Einer von seinen Söhnen mißhandelte die edle, tugendhafte Lukretia. Sie erzählte ihrem Manne die ihr angetane Schmach und erstach sich vor seinen Augen. Das Volk empörte sich hierüber so, daß es sich gegen den König erhob. Tarquiu ward samt seinen Söhnen verbannt und das Königtum für immer abgeschafft. Man erklärte 510 v. Chr. Rom zum Freistaate, zur Republik. Man wählte aus den Vornehmsten zwei Männer, die den Staat leiten sollten. Sie wurden aus ein Jahr gewählt und waren die obersten Richter und Heerführer. In Zeiten großer Not erwählte man einen Staatsobersten oder Diktator, der die volle Gewalt eines Königs besaß, aber sein Amt höchstens ein halbes Jahr behalten durfte. Ihm stand ein Reiteroberst zur Seite.

10. Praktisches Lehrbuch der Alten Geschichte - S. 109

1906 - Leipzig : Wunderlich
— 109 — Lange milderte es die trennenden Schranken zwischen den verschiedenen Völkern, Sprachen und Religionen und bereitete dadurch der r ö m i s ch -katholischen Kirche den Weg vor. Das römische Reich ist der Vorläufer und Wegebahner der römischen Kirche. 3. Der Handel im römischen Reiche. Das alte Italien war weit mehr als Griechenland ein Ackerbaustaat, die alten Römer ein echtes Ackerbauvolk, das Land reich bewaldet. Weinstock, Ol- und Feigenbaum brachten erst griechische Ansiedler mit, edle Kastanien, Dattelpalmen, Maulbeerbäume, Reis, Mais und die Südfrüchte hat man erst viel später in Italien eingeführt. Die Etrusker, die nördlich von Rom ein blühendes Kulturreich gegründet hatten, standen schon lange mit Karthago und den Völkern im alten Germanien in lebhaften Handelsverbindungen. Rom hat später vieles von den Etruskern übernommen. Lange standen Handel und Gewerbe iu Rom in übelm Rufe und Ansehen. Senatoren und andern war der Handel geradezu verboten. Bis zu den pmaischen Kriegen führte das landwirtschaftliche Rom besonders Vieh aus und tauschte dafür griechische und punische Erzeugnisse ein. Mit der Gewinnung von Provinzen kam in Rom eine vollendete Raubwirtschaft auf. Da der Ackerbau verfiel und dabei die Genußsucht stieg, mußte man Getreide und Wein und viele Luxusartikel einführen. Die Hauptstadt Rom lebte nur vou der Beraubung und Aussaugung der Provinzen. Dennoch haben sich diese in der Kaiserzeit eines bedeutenden Wohlstandes erfreut. Das ganze römische Reich bildete ein einziges Freihandelsgebiet, worin gleiches Recht, gleiches Maß, gleiches Gewicht uitb gleiche Münzen galten. Dazu kam die allgemeine Sicherheit, die Unterdrückung der Land- und Seeräuberei, der mehr als zweihundertjährige Friede innerhalb dieses Riesengebietes. Eines solchen zeitlich und räumlich außerordentlich großen Friedens hatte sich die Welt noch nie erfreut. Gute Heerstraßen ermöglichten und erleichterten den Verkehr. Eilboten konnten an einem Tage bis 100 römische Meilen (= 150km) zurücklegen, eine für damalige Verhältnisse außerordentliche Leistung. In den Provinzen entstanden einzelne große Handelsstädte; alle überragte Rom bei weitem. Der Handelshafen an der Tibermünduug ward immer mehr vergrößert und mit einem Leuchttürme, mit Docks, Magazinen und Lagerhäusern versehen. Hier stapelte man die riesenhaften Vorräte für die ungeheure Weltstadt auf, Weizen, Salz, Wolle, Wein, Ol, Fleisch, Schinken, Leckerbissen aus Griechenland, Gewürze, Spezereien, Seide, Perlen, Edelsteine und andres Geschmeide. Berühmt waren die Seereisen und die Seeschiffahrt. Damals waren Fahrten von Spanien bis Indien eine gewöhnliche Erscheinung. Ein berühmter Römer (Seneka) sagte einst: „Wie groß ist denn die Entfernung von den äußersten Gestaden Spaniens bis Indien? Ganz wenige Tagereisen, wenn ein günstiger Wind das
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