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1. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 1

1914 - Düsseldorf : Schwann
Das Altertum. 1. Die Geschichte schließt alles in sich, was unter den Menschen geschehen ist. Wir teilen sie ein in die drei großen Abschnitte Altertum, Mittelalter und Neuzeit. Sie geht aus vom Morgenlande. Von dort her hat sich das Menschengeschlecht in uralten Zeiten allmählich über die ganze Erde verbreitet. Mit Ausnahme der Israeliten haben die alten Völker den Glauben an den einen wahren Gott verloren und sind Heiden geworden. Die lange Zeit bis zum Zusammenbruche ihres Heidentums, der einige Jahrhunderte nach Christus erfolgt ist, nennen wir das Altertum. 2. Die wichtigsten Völker des Altertums haben in den sonnigen Ländern gewohnt, die das Mittelländische Meer umschließen. Sie waren geschieden nach den drei Erdteilen der „alten Welt", nämlich Asien, Afrika und Europa. In Asien geht die erste Entwicklung der menschlichen Gesittung aus von den Babyloniern und den Assyrern, in Afrika von den Ägyptern. In unserm Erdteile Europa treten später die Griechen und Me 9t öm er hervor. Sie haben für den Fortschritt der Menschheit die größte Bedeutung; wenn wir von der Geschichte des Altertums reden, meinen wir daher gewöhnlich nur ihre Geschichte. Beide Völker sind für uns klassisch, d. h. mustergültig: die Griechen sind die Lehrmeister der Menschen geworden in Wissenschaft und Kunst; die Römer dagegen haben Vorbildliches geleistet auf dem Gebiete des R e ch t e s und der Staatsverwaltung. Hauptsächlich wir Deutschen haben im Laufe der Zeit viel von beiden Völkern gelernt; unsere Geschichte ist ohne die ihrige nicht gut zu verstehen. Deshalb müssen wir uns mit der Geschichte der Griechen und der Römer in der Schule besonders beschäftigen. — „Ringe, Deutscher, nach römischer Kraft und griechischer Schönheit'" (Schiller). Voos-Z urbonsen, Geschichte für Mädchen-Mittelschulen, Teil Ii. 1

2. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 2

1914 - Düsseldorf : Schwann
—- 2 — Einleitung. Die Hauptvölker des Morgenlandes. § 1. Die Babylonier. Ein uralter Staat war das Reich von Babylon. Schon drei- bis viertausend Jahre vor Christus stand es in Blüte. Das reich bewässerte babylonische Land, die Ebene zwischen den großen Strömen Euphrat und Tigris, war sehr fruchtbar. Das alte Babylon oder Babel, zu beiden Seiten des Euphratflusses gelegen, war die mächtigste Stadt des Morgenlandes. Weithin ragte der babylonische Turm, ein Tempel des Sonnengottes Bal, über die haushohen Stadtmauern hinweg. Das Gewerbe der kunstfleißiger: Bewohner war reich entwickelt. Sie verstanden es schon, seines Linnen und Teppiche zu weben, allerlei Schmuck aus Gold und Silber zu bereiten und Bilder aus Marmor und Bronze zu schaffen. Den Babyloniern verdanken die Menschen die Erfindung der Rechenkunst, die Einteilung der Zeit in Jahre und Monate, in Tage, Stunden und Minuten; ebenso haben sie die siebentägige Woche eingeführt Auch die Schrift war den Babyloniern bekannt. Ihre Schriftzeichen bestanden aus Striche», die in der Form von Nägeln oder Keilen zugespitzt waren und mit Holz-stäbchen in Tafeln aus Lehm eingeritzt wurden. Viele solcher Tafeln sind noch erhalten; einem deutschen Gelehrten ist vor mehr als hundert Jahren die Entzifferung der geheimnisvollen „Keilschrift" gelungen. § 2. Die Assyrer« Gewaltig wie Babylon war auch Ninive am Tigrisflusse, die volkreiche Hauptstadt der kriegerischen Asf>rer. Diese waren anfänglich den Babyloniern untertan, und deren Gesittung herrschte auch bei ihnen. Aber im zweiten Jahrtausend errichteten sie ein eigenes Reich, unter-warfen Babylon und breiteten ihre Herrschaft weithin aus. Außer denjsraeliten wurden auch deren Nachbarn, die Phönizier, den assyrischen Eroberern untertan. Dieses kleine, betriebsame Seefahrervolk hatte zahlreiche Handelsniederlassungen an den Küsten des Mittelländischen Meeres; seine Kaufleute trugen die Erzeugnisse des Morgenlandes nach Europa und fuhren sogar bis an die Küste des heutigen England. Die assyrische Macht nahm ein schlimmes Ende. Sechshundert Jahre v. Chr. wurde das schwelgerische Ninive von den aufständischen Babyloniern und anderen Völkern völlig zerstört. Nur ein Schutthaufen ist von der einstigen Weltstadt übrig. Zu kurzer Blüte erhob sich jetzt wieder das Reich von Babylon. Der mächtige König Nebukadnezar, der (586 v. Chr.) die Juden in die siebzigjährige babylonische Gefangenschaft führte, stellte die verfallenen Mauern Babylons wieder her; er schuf auf hohen Gewölben die sogenannten „schwebenden Gärten" und erneuerte glanzvoll den Tempel des Bal. Später war die Stadt lange Zeit unter der Herrschaft der Perser; schließlich aber sank sie in Trümmer?) Schon vierhundert Jahre v. Chr. war sie ein wüster Schutthaufen wie Ninive. In neuerer Zeit haben gelehrte Männer, auch Deutsche, durch Ausgrabungen viele wertvolle Bildwerke und Inschriften aus dem Schutte beider Städte ans Licht gebracht. x) Gedicht: Heine, „Belsazer."

3. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 9

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 9 — an dessen Ufer. Doch muß erst ihr Leichnam auf Erden bestattet sein; im Notfälle genügt es, eine Hand voll Erde auf ihn zu werfen. Für einen Obolus (13 Pf.) setzt der alte, schweigsame Fährmann Charon die Seelen über den Styx. Diese Münze bekommen daher die Toten mit ins Grab; sie wird ihnen unter die Zunge gelegt. Am Eingang ins eigentliche Totenreich hält ein schrecklicher dreiköpfiger Hund, der Cerberus, Wache; er läßt alle hinein, aber niemanden mehr hinaus. Die Unterwelt ist eine freudlose Stätte. Wie Schatten schweben die Seelen über einer nebligen Wiese einher. Nur die besonders Gerechten wohnen göttergleich im Gefilde des Elysiums oder auf der „Insel der Seligen". Sie ist umflossen von Lethe, dem Strome der Vergessenheit; aus ihm trinken die gerechten Seelen, damit sie alles Leid vergessen, das sie auf Erden erduldet haben. Die Frevler dagegen erleiden ewige Strafen im Tartarus. Dies ist der tiefste Abgrund der Unterwelt und so weit unter der Erde, als der Himmel sich über ihr wölbt. § 14. Der Gottesdienst. Die Griechen erbauten ihren Göttern prachtvolle Tempel. Der von Säulen umgebene Tempel galt nur als Wohnstätte des Gottes, nicht auch als Versammlungsort der Gläubigen; er war deshalb nicht groß. An den Wänden standen oder hingen Weihgeschenke, namentlich goldene und silberne Gefäße. Gegenüber dem offenen Eingänge ragte das Götterbild empor; es war in älterer Zeit aus Holz, später aus Bronze, Marmor oder edlem Metall. Vor dem Bilde, hinter dem die Schatzkammer des Tempels war, stand ein Opferaltar, gewöhnlich ein rund oder viereckig behauener Stein. Den Dienst bei den Göttern besorgten die P r i e st e r und Priesterinnen. Diese bildeten keinen besonderenstand, sondern galten nur als Tempeldiener und Verwalter des Tempelgutes. Ein langes weißes oder purpurfarbenes Gewand und langwallendes Haar waren ihr Abzeichen. Die allgemeinste Art, die Götter zu verehren, war das Gebet. Wer beten wollte, beugte das rechte Knie und erhob die Arme zum Himmel; die offenen Handflächen kehrte er dabei wie zum Empfange der göttlichen Gabe nach oben. Man betete morgens, abends und vor der Mahlzeit; auch öffentliche Verhandlungen wurden nie vorgenommen, ohne daß die Gunst der Götter erfleht wurde?) 1) Gedichte: Fischer, „Kleobis und Biton." Schiller, „Klage der Ceres" und „Das Eleusische Fest." — Vgl. Lehmanns Wandbild „Griechische Tempelweihe" (Leipzig, Wachsmuth).

4. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 22

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 22 — den nach, daß die Wogen hoch aufspritzten. „0 Vater Poseidon," flehte er zu dem Meergotte, „räche mich und verfolge diesen argen Menschen von jetzt an mit Unglück und Not!" Der Gott erhörte die schlimme Bitte und schwur dem Odysseus Rache. § 36. Die Sirenen. Die Weiterfahrt ging an einer Insel vorüber, auf der die Sirenen wohnten. Es waren Ungeheuer, die das Gesicht von Jungfrauen hatten. Wenn ein Schiff kam, lockten sie durch ihren bezaubernden Gesang die Segelnden, daß sie auf ihrer Insel einkehrten. Dann wurden die Unglücklichen von den Krallen der Ungeheuer zerrissen. Odysseus wußte das. Er sagte deshalb seinen Gefährten, wenn die Sirenen zu singen begännen, sollten sie ihn an den Mastbaum binden und durchaus nicht loslassen. Dann verklebte er ihnen selbst die Ohren mit Wachs, so daß sie nichts von dem Gesänge hören könnten. Als nun das Schiff sich den Sirenen näherte, taten die Gefährten, wie er ihnen befohlen hatte, und sie machten ihn erst wieder los, als der letzte Ton verklungen war. So kamen alle glücklich an der Sireneninsel vorüber. § 37. Kalypso. Mit Mühe entging Odysseus darauf zwei furchtbaren Strudeln an der Küste von Sizilien. Aber weil die Gefährten wider seinen Willen auf der Jnfel die Rinder des Sonnengottes schlachteten, zertrümmerte ein Blitz sein Schiff, und alle seine Begleiter ertranken. Neun Tage lang trieb Odysseus, indem er sich an einem Maste festhielt, auf den Wellen. Endlich wurde er an eine Insel geworfen, auf der in einer Grotte die Quellengöttin Kalypso wohnte. Sie nahm ihn freundlich auf und bat ihn, stets auf der Insel zu bleiben; dafür versprach sie ihm ewige Jugend und Unsterblichkeit. So hielt sie den Helden Jahr um Jahr zurück. Aber täglich wuchs seine Sehnsucht nach der Heimat. „Nur noch einmal", so seufzte er, „möchte ich den Rauch von meinem Hanse aufsteigen sehen, dann will ich gerne sterben!" Dieses Heimweh rührte endlich die Götter, und auf ihr Gebot mußte Kalypso den Odysseus nach sieben Jahren ziehen lassen. Rasch zimmerte er sich aus zusammengesuchten Balken ein Floß und steuerte auf das weite Meer. § 38. Die Phääken. Schon breitete sich ein blühendes Eiland vor seinen Blicken aus; doch abermals ereilte ihn ein fürchterlicher Sturm. Das Floß ging in Trümmer, und nur mit Mühe und Not rettete sich der Schiffbrüchige an das Gestade der Insel, die von dem Volke der Phälken bewohnt war. In einem Gebüsche am Strande verkroch er sich. Am andern Morgen kamen Phälkenmädchen mit ihrer Herrin, der Königstochter Nausis aa, ans Meer, um zu waschen; während dann die Wäsche an der Sonne trocknete, vergnügten sie sich mit

5. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 93

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 93 — Nigra, d. H. schwarzes Tor; es ist das gewaltigste noch erhaltene Werk aus römischer Zeit auf deutschem Boden. Konstantin der Große und der Sieg des Christentums. § 161. Konstantin. In den Thronkämpfen, die nach Diokletians Abdankung das Reich erschütterten, spielte bald Konstantin die erste Rolle. Er überwand alle Gegner und wurde i. I. 324 Alleinherrscher. Seine Regierung dauerte bis 337. Der Stadt Rom mit ihrer heruntergekommenen Bevölkerung wandte er für immer den Rücken. Er zog nach dem Osten, der an Bildung und Wohlstand den Westen weit überragte, und erhob zum Sitze der Regierung die günstig gelegene Griechenstadt Byzanz am Bosporus; mit glänzenden Festen wurde sie eingeweiht, 330. Die neue Hauptstadt erhielt nach dem Kaiser den Namen Konstantinopel. § 162. Der Sieg des Christentums. Inzwischen hatte sich eine hochbedeutsame Wandlung in der Welt vollzogen: der Sieg des Christentums war entschieden. Unter Drangsal und Verfolgung hatte Christi Lehre sich unaufhaltfam verbreitet. Legionssoldaten, Kaufleute, Sklaven trugen sie bis an die Grenzen des Reiches. Da hob zu derselben Zeit, als der grausamste Christenverfolger, Diokletian, aus dem Leben schied, Konstantin der Große, der selbst noch Heide blieb, durch den Duldungserlaß von Mailand q 1 Q alle den Christen feindliche Gesetze auf und gewährte ihnen Oj.o Freiheit ihrer Religion. „Die Christen", so bestimmte er, „üben gleich allen übrigen Untertanen ihre Religion völlig frei aus, und jeder kann ungehindert zu ihnen übertreten." Zehn Jahre später machte der Kaiser das Christentum zur alleinigen Staatsreligion. Welch rasche Fortschritte es unter den Völkern schon gemacht hatte, bekundete die erste allgemeine Kirchenversammlung, die bald her- 09p: nach in der „Siegesstadt" N i c ä a in Kleinasien gehalten 0^0 wurde. Konstantin gewährte den Bischöfen zur Reise dorthin freie Fahrt in den kaiserlichen Postwagen. Als Schutzherr der Kirche nahm er selber, obgleich noch nicht Christ, an der großen Versammlung teil. Er hatte vor, sich im Jordan taufen zu lassen, aber unvermutet nahte sich sein Ende. Auf dem Sterbebette wurde er Christ. Nach dem Tode der Söhne Konstantins, die schon vor dem Vater getauft waren, suchte sein Neffe Julian, der für die homerischen Götter schwärmte, ihren Dienst vergeblich wiederherzustellen. Mit den Worten: „Nazarener, du hast gesiegt!" soll der „Abtrünnige" gestorben sein. Seit der Staat den Götterglauben nicht mehr stützte, fristete dieser nur noch auf abgelegenen Heiden, als „Heidentum", ein

6. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 33

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 33 — den Händen der Eltern. Auch sollte nicht allein der Körper tüchtig gemacht, sondern auch der Geist gebildet werden. Nachdem die Gesetze auf hölzernen Tafeln ausgestellt waren, damit jedermann sie lesen könne, ließ Solon, wie erzählt wird, die Athener schwören, daß sie zehn Jahre lang nichts an ihnen ändern wollten. Er glaubte gewiß, die Athener würden sich in dieser langen Zeit völlig an seine Anordnungen gewöhnen. Dann ging der weise Mann auf Reisen in die weite Welt und starb in der Fremde. § 56, Pisistratus. Die Zwietracht zwischen Adel und Volk hörte trotz der Gesetze Solons nicht auf. |Da§ machte sich sein ehrgeiziger Verwandter Pisistratus zunutze. Eines Tages brachte er sich selber eine Wunde bei, stürzte dann auf den Markt und bat das gerade versammelte Volk um Schutz) die Adligen hätten ihn ermorden wollen, und er sei nur mit Mühe dem Tode entronnen. Betört gab man ihm zu seiner persönlichen Sicherheit eine Leibwache von dreihundert Keulenträgern. Pisistratus hatte "gewonnenes Spiel; er besetzte plötzlich die Burg der Stadt und machte sich zum Tyrannen, d. h. Alleinherrscher aus eigener Gewalt, 560. | Zweimal vertrieben, wußte er sich schließlich klug bis an sein Ende zu behaupten. Des Pisistratus Sohn H i p p i a s regierte 'anfangs mit gleicher Klugheit und Milde wie der Vater. Als jedoch sein jüngerer Bruder Hipparch bei einem Feste von zwei Jünglingen ermordet worden war, wurde er mißtrauisch und grausam. Das machte ihn verhaßt. Der Tyrann wurde mit Hilfe der Spartaner vertrieben und begab sich in den Schutz des Perserkönigs. So endete gerade ein halbes Jahrhundert nach dem Auftreten des Pisistratus die Tyran- ~ * r\ nenherrschaft in Athen.1) Olö § 57, Das Scherbengericht. Um zu verhüten, daß wieder ein Tyrann auftrete, setzte der Archon Klei st Heues das sonderbare Scherbengericht ein. Wenn nämlich ein Bürger zu mächtig schien, so konnte das Volk ^erklären, daß sein Aufenthalt in Athen für den Staat gefährlich sei. Man kritzelte dann den Namen des Mannes auf eine „Scherbe", ein Tontäfelchen. Kamen auf diese Weise 6000 Stimmen gegen ihn zustande, so mußte er auf fünf oder zehn Jahre in die Verbannung gehen; in dieser langen Zeit, so meinte man, würde er seinen Anhängern wohl entfremdet werden. Nicht wenige bedeutende Männer wurden auf diese Weise aus der Heimat verwiesen. Doch galt die Verurteilung nicht als entehrende Strafe; das Vermögen des Verbannten wurde nicht angetastet, und feine Familie durste' in Athen bleiben. x) Gedichte: Schiller, „Der Ring des Polykrates" und „Die Kraniche des Jbykus." Schlegel, „Arion." Voos-Zurbonsen, Geschichte für Mädchen-Mittelschulen, Teil Ii« 3

7. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 54

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 54 — seine Reiterei zum Angriffe über den Fluß. Im Kampfe geriet er selbst in große Gefahr; der treue Klitus rettete ihm das Leben. Endlich erlagen die Feinde. Der Sieg eröffnete dem Mazedonier den Weg durch K l e i n a s i e n. In der Stadt G 6 r d i u m sah er am Wagen des sagenhaften Königs Midas den vielverschlungenen „gordischen Knoten". Wer ihn löste, so lautete eine Prophezeiung, der würde Asien beherrschen. Da zerhieb Alexander ihn kurzerhand mit dem Schwerte. In Tarsus, der Hauptstadt Cilicieus, fiel er infolge eines kalten Bades in ein schweres Fieber. Man warnte ihn vor der Medizin seines griechischen Arztes, der ihn vergiften wolle; er aber vertraute dem Arzte, nahm die Medizin und genas. Inzwischen hatte der Perserkönig D a r 1 u s in der Ebene von I s s u s in Syrien, am Strande des Mittelmeeres, ein großes Heer gesammelt. Mutig griff ihn Alexander an der Spitze seiner gepanzerten Reiterei an. Der Widerstand des Darlus war nur schwach, und als er den Mazedonier gegen seinen Streitwagen losstürmen sah, eilte er flüchtig davon. Führerlos geriet sein Heer in Verwirrung und wandte sich ebenfalls zur Flucht. Das feindliche Lager samt vielen Schätzen wurde eine Beute des Siegers. Auch die Mutter, die Gemahlin und mehrere Kinder des Perserkönigs fielen, wie es heißt, in Alexanders Hände; doch soll er sie mit edelmütiger Milde behandelt haben. § 94. Der Zug nach dem Süden. Nun ging der Eroberungszug zunächst längs der Mittelmeerküste nach Süden. Die uralte feste Jnselstadt T Y r n s in Phönizien, die einst mit dem Könige Salomo ein Handelsbündnis gehabt hatte, ergab sich erst nach längerer Belagerung und wurde zerstört; wer von den Einwohnern dem Schwerte entrann, verfiel der Sklaverei. Dann rückte Alexander nach Palästina und weiter nach dem Pharaonenlande Ägypten. An einem Mündungsarme des Nilflusses erstand die Stadt Alexandria , die sich ihrer günstigen Lage wegen bald zu einer wichtigen Handelsstadt emporschwang. § 95. Im Innern des Perserreiches. Im Frühling des Jahres 331 kehrte Alexander nach Asien zurück. Darms hatte inzwischen von neuem gerüstet und stand in der Ebene von Gaugam6la jenseits des Tigrisflusses. Hier faßte ihn Alexander. Trotz großer Überzahl qq.| und einer Menge von Kriegselefanten erlagen die Perser Ool zum dritten Male, und wieder jagte Darius feige davon. Er wurde aber auf der Flucht von einem feiner eigenen Statthalter gefangen genommen und elend getötet. Alexander ließ die Leiche des unglücklichen Herrschers, die er auffand, mit königlichen Ehren bestatten. Das Perserreich war jetzt erobert. Willig öffneten die alten Königsstädte dem Sieger die Tore. Unermeßlich war die Beute

8. Praktisches Lehrbuch der Alten Geschichte - S. 82

1906 - Leipzig : Wunderlich
dankten sie den Griechen, die ihnen in der Kultur weit voraus waren. Die Götter galten als Schützer des Feldbaues, des Staates, der Familie und der Sitte. Der oberste Gott hieß Jupiter (Göttervater), der Kriegsgott Mars, der Meeresgott Neptun, der unterirdische Feuergott Vulkan. Janus war der Gott des Anfangs und Endes und ward deshalb mit zwei Gesichtern abgebildet. Eins davon schaute vorwärts in die Zukunft, das andre rückwärts in die Vergangenheit. Sein Tempel hatte zwei Tore. Durch das eine schritt das Heer, wenn es zum Kriege auszog, durch das andre, wenn es heimkehrte. Während des Krieges blieben die Tore geöffnet, zum Zeichen, daß Janus mit dem Heere in den Krieg gezogen sei; im Frieden blieben sie geschlossen, um Janus in seinem Hause festzuhalten. Nur selten war der Janustempel einmal geschlossen; denn Rom hatte fast immer Krieg. Der Monat Januar trägt seinen Namen, weil er das Jahr beginnt. Vesta war die Göttin des häuslichen Herdes; auf ihrem Altar mußten keusche Jungfrauen das heilige Feuer-hüten und unterhalten. Sie wurden vom Volke hoch geehrt, aber lebendig begraben, wenn sie ihre Amtspflichten verletzten oder ihr Keuschheitsgelübde brachen. Die Priester erforschten den Willen der Götter aus den Eingeweiden der Opfertiere, aus dem Fluge bestimmter Vögel und aus Donner und Blitz. Außer den Göttern brachten die Römer ihren häuslichen Schutzgeistern (Laren) und den Seelen der Verstorbenen (Manen) Gaben und Opfer dar und hielten zu deren Ehren auch Feste ab. Den Hausgeistern opferte der Hausvater, Priester den öffentlichen Göttern. 4. Abschaffung des Königtums. T a r q u i n der Stolze (Superbus) war der letzte König von Rom. Er hatte seinen Schwiegervater Servius Tullius ermordet, um auf den Thron zu gelangen, und häufte als König Gewalttat auf Gewalttat und Mord auf Mord. Die Reichen drückte er mit hohen Abgaben und die Armen mit lästigen Fronarbeiten, dazu mißachtete er die Rechte des Ältestenrates (Senates), vertrieb viele Älteste aus der Stadt und brachte viele Vornehme ums Leben. Einer von seinen Söhnen mißhandelte die edle, tugendhafte Lukretia. Sie erzählte ihrem Manne die ihr angetane Schmach und erstach sich vor seinen Augen. Das Volk empörte sich hierüber so, daß es sich gegen den König erhob. Tarquiu ward samt seinen Söhnen verbannt und das Königtum für immer abgeschafft. Man erklärte 510 v. Chr. Rom zum Freistaate, zur Republik. Man wählte aus den Vornehmsten zwei Männer, die den Staat leiten sollten. Sie wurden aus ein Jahr gewählt und waren die obersten Richter und Heerführer. In Zeiten großer Not erwählte man einen Staatsobersten oder Diktator, der die volle Gewalt eines Königs besaß, aber sein Amt höchstens ein halbes Jahr behalten durfte. Ihm stand ein Reiteroberst zur Seite.

9. Praktisches Lehrbuch der Alten Geschichte - S. 21

1906 - Leipzig : Wunderlich
— 21 — unter Hiskia vergeblich und begnügte sich mit einer Abgabe und großer Kriegsbeute. Aber um so grausamere Rache nahm er an dem trotzigen Babylon, das er von Grunb aus zerstörte und verwüstete. Selbst den Schutzgott dieser Stadt brachte er nachtufmibe, bomit die, die sich etwa auf dem Trümmerhaufen aufiebeln wollten, des göttlichen Schutzes entbehrten. Seitbem ging aber Assyriens Macht mehr und mehr zurück. Das alte gewaltige Reich As für verfiel, obgleich es eine Zeitlang sogar Ägypten sich zinspflichtig gemacht hatte. Mebien und Babylonien verbanben sich gegen Assyrien. 607 v. Chr. sank das stolze Ninive in Trümmer. Der letzte^König S ajixa n a p ct l (Affurbanipal) verbrannte sich in der Hofburg samt feinen Weibern und Schätzen, um der schmählichen Gefangenschaft zu entgehen. Da aber Ninives Tempel und Paläste aus festen Granit- und Marmorquabern errichtet worben waren, haben sie sich bis jetzt als großartige Trümmer und Überreste erhalten. Nun erftanb im Zwischenstromland das neubabylonische Reich, das besonbers von den Chalbäern (die am Münbungsgebiete des Euphrat saßen) gestützt warb. Unter Nebukabnezar erreichte es um 600 v. Chr. feine größte Macht und Ausbehnung. Er unterwarf Phö-nizien und eroberte Tyrus und schlug ein ägyptisches Heer. Wieberholt zog er gegen das Zweistämmereich Juba. Obgleich Jeremia und Ezechiel zum unverbrüchlichen Gehorsam rieten, empörte sich Zebekias. Nebukabnezar eroberte (586) Jerusalem, nahm den König gefangen und ließ beffen Söhne vor seinen Augen hinrichten. Darauf würde Zebekias geblenbet und in ehernen Ketten nach Babel geschleppt. Die Mauern Zions würden geschleift, der Tempel niebergebrannt, nachbem alle heiligen Gesäße und wertvollen Geräte geraubt waren. Ein großer Teil der Jubäer mußte in die babylonische Gefangenschaft toanbem. Nachbem Nebukabnezar noch viele Kriege geführt hatte, ließ er Babylon wieber erbauen und machte es zur Hauptstabt feines Reiches. Schöne Tempel und herrliche Gebäube zierten wieber Babylon. Riefenhaft aber waren die Festungswerke, durch die er feine Stadt uneinnehmbar zu machen suchte. Jenseits der 90 m hohen, 25 m breiten Außenmauer, die von einem breiten Wassergraben umschlossen war, legte er die 30 m hohe und 6 m breite mebische Mauer an, die die Stadt gegen Norben schützen sollte. Ein künstliches Meer, umgeben von einem hohen Damme, schützte die Stadt im Sübosten vor feinblichen Überfällen. Hunbert Tore aus Erz vermittelten den Verkehr und führten auf die fchnurgeraben Straßen. Zwischen der äußern und innern Mauer befanb sich Acker- und Weibelanb. So hatte Babylon einen Umfang von 70 km. Dennoch warb Babylon 539 v. Chr. von dem persischen Könige Cyrus erobert und Babylonien zu einer persischen Provinz gemacht. So enbete das neubabylonifche Reich nach kurzer Blüte. Belfazar (Nabonneb) war der letzte babylonische König. Zwar behielt Babel noch lange feine alte Bebeutung, aber enblich (200 bis 300 n. Chr.) sank es in Schutt und Asche, und so erfüllte sich

10. Praktisches Lehrbuch der Alten Geschichte - S. 22

1906 - Leipzig : Wunderlich
— 22 — Jesajas (13, 19—22) Wort: „Babel wird umgestürzt werden. Es wird nie wieder bewohnt sein und nicht mehr bevölkert in Ewigkeit. Zelten wird dort nicht der Nomade, und Hirten werden sich nicht bei ihm lagern. Nur Steppentiere suchen künftighin ihr Lager, und die Eule nistet in den Häusern; es tanzen daselbst Bocksgeister. Schakale heulen in seinen Palästen und in seinen Lustgärten Windhunde." 3. Die babylonische Kultur. Das Zwischenstromland ist einer der ältesten Sitze der menschlichen Bildung und Gesittung, wenn nicht ihr ältester. Die ältesten Bewohner (die Sumerer) besaßen schon eine Schrift. Sie bestand aus keilförmigen Strichen und heißt deshalb Keilschrift. Diese keilförmigen Striche bezeichneten ursprünglich ganze Wöiier, wie z. B. ein den Stern, den Himmel, den Gott (im Himmel). Aus dieser keilschriftförmigen Wortschrift entwickelte sich dann eine Silbenschrift ähnlich wie bei den Ägyptern. Diese Schriftzeichen schrieb man nicht auf Papier, sondern drückte sie mit einem Griffel in Tontäfelchen ein. Aus den Trümmern Ninives hat man schon weit itber~2i30öö Tontäfelchen ausgegraben, die jedenfalls zumeist der ältesten Bibliothek der Welt angehört haben, nämlich der, welche Sardanapal anlegte. Um 1500 v. Chr. war diese Keilschrift und die babylonische Sprache allgemeines Verständigungsmittel in ganz Vorderasien. Nicht bloß die Kaufleute, sondern auch die Fürsten, sogar die Pharaonen Ägyptens bedienten sich ihrer. Die babylonische Sprache war die erste Weltsprache und die Keilschrift die erste Weltschrift. Doch ging später die Kenntnis dieser Schrift verloren. Erst im vergangenen Jahrhundert ist es unsern Gelehrten gelungen, diese rätselhaften Inschriften zu entziffern, da auf einer Tafel die Keilschrift in eine andere Sprache übersetzt war. Da die babylonische Sprache und Schrift in ganz Vorderasien herrschte, sind auch viele babylonische Sagen und Erzählungen von andern semitischen Völkern angenommen worden. Die ältesten Erzählungen der Bibel, wie die Sintflut und der Turmbau zu Babel, weisen uns hin auf Babylonien. Große Fluten, in denen alle Menschen samt allem Getier umkamen, waren im Zwischenstromlande keine Seltenheit, namentlich in den ältesten Zeiten, wo noch keine Dämme den Fluten ihre Bahnen vorzeichneten. Wie sollten sich die Babylonier diese verheerenden Überschwemmungen erklären? Ihr oberster Gott Bel war erzürnt über die sündigen Menschen und beschloß, sie durch eine große Flut zu vertilgen. Ein frommer Mensch aber ward von dem drohenden Unheil in Kenntnis gesetzt, baute auf das Geheiß Gottes ein Schiff und rettete sich darin samt seiner Familie und allen Tieren. Wie Noah sandte er eine Taube, eine Schwalbe und einen Raben aus. Hierauf opferte er den Göttern, die den lieblichen Opfergeruch einsogen und versprachen, keine solche Flut mehr zu senden.
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