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1. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 1

1914 - Düsseldorf : Schwann
Das Altertum. 1. Die Geschichte schließt alles in sich, was unter den Menschen geschehen ist. Wir teilen sie ein in die drei großen Abschnitte Altertum, Mittelalter und Neuzeit. Sie geht aus vom Morgenlande. Von dort her hat sich das Menschengeschlecht in uralten Zeiten allmählich über die ganze Erde verbreitet. Mit Ausnahme der Israeliten haben die alten Völker den Glauben an den einen wahren Gott verloren und sind Heiden geworden. Die lange Zeit bis zum Zusammenbruche ihres Heidentums, der einige Jahrhunderte nach Christus erfolgt ist, nennen wir das Altertum. 2. Die wichtigsten Völker des Altertums haben in den sonnigen Ländern gewohnt, die das Mittelländische Meer umschließen. Sie waren geschieden nach den drei Erdteilen der „alten Welt", nämlich Asien, Afrika und Europa. In Asien geht die erste Entwicklung der menschlichen Gesittung aus von den Babyloniern und den Assyrern, in Afrika von den Ägyptern. In unserm Erdteile Europa treten später die Griechen und Me 9t öm er hervor. Sie haben für den Fortschritt der Menschheit die größte Bedeutung; wenn wir von der Geschichte des Altertums reden, meinen wir daher gewöhnlich nur ihre Geschichte. Beide Völker sind für uns klassisch, d. h. mustergültig: die Griechen sind die Lehrmeister der Menschen geworden in Wissenschaft und Kunst; die Römer dagegen haben Vorbildliches geleistet auf dem Gebiete des R e ch t e s und der Staatsverwaltung. Hauptsächlich wir Deutschen haben im Laufe der Zeit viel von beiden Völkern gelernt; unsere Geschichte ist ohne die ihrige nicht gut zu verstehen. Deshalb müssen wir uns mit der Geschichte der Griechen und der Römer in der Schule besonders beschäftigen. — „Ringe, Deutscher, nach römischer Kraft und griechischer Schönheit'" (Schiller). Voos-Z urbonsen, Geschichte für Mädchen-Mittelschulen, Teil Ii. 1

2. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 9

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 9 — an dessen Ufer. Doch muß erst ihr Leichnam auf Erden bestattet sein; im Notfälle genügt es, eine Hand voll Erde auf ihn zu werfen. Für einen Obolus (13 Pf.) setzt der alte, schweigsame Fährmann Charon die Seelen über den Styx. Diese Münze bekommen daher die Toten mit ins Grab; sie wird ihnen unter die Zunge gelegt. Am Eingang ins eigentliche Totenreich hält ein schrecklicher dreiköpfiger Hund, der Cerberus, Wache; er läßt alle hinein, aber niemanden mehr hinaus. Die Unterwelt ist eine freudlose Stätte. Wie Schatten schweben die Seelen über einer nebligen Wiese einher. Nur die besonders Gerechten wohnen göttergleich im Gefilde des Elysiums oder auf der „Insel der Seligen". Sie ist umflossen von Lethe, dem Strome der Vergessenheit; aus ihm trinken die gerechten Seelen, damit sie alles Leid vergessen, das sie auf Erden erduldet haben. Die Frevler dagegen erleiden ewige Strafen im Tartarus. Dies ist der tiefste Abgrund der Unterwelt und so weit unter der Erde, als der Himmel sich über ihr wölbt. § 14. Der Gottesdienst. Die Griechen erbauten ihren Göttern prachtvolle Tempel. Der von Säulen umgebene Tempel galt nur als Wohnstätte des Gottes, nicht auch als Versammlungsort der Gläubigen; er war deshalb nicht groß. An den Wänden standen oder hingen Weihgeschenke, namentlich goldene und silberne Gefäße. Gegenüber dem offenen Eingänge ragte das Götterbild empor; es war in älterer Zeit aus Holz, später aus Bronze, Marmor oder edlem Metall. Vor dem Bilde, hinter dem die Schatzkammer des Tempels war, stand ein Opferaltar, gewöhnlich ein rund oder viereckig behauener Stein. Den Dienst bei den Göttern besorgten die P r i e st e r und Priesterinnen. Diese bildeten keinen besonderenstand, sondern galten nur als Tempeldiener und Verwalter des Tempelgutes. Ein langes weißes oder purpurfarbenes Gewand und langwallendes Haar waren ihr Abzeichen. Die allgemeinste Art, die Götter zu verehren, war das Gebet. Wer beten wollte, beugte das rechte Knie und erhob die Arme zum Himmel; die offenen Handflächen kehrte er dabei wie zum Empfange der göttlichen Gabe nach oben. Man betete morgens, abends und vor der Mahlzeit; auch öffentliche Verhandlungen wurden nie vorgenommen, ohne daß die Gunst der Götter erfleht wurde?) 1) Gedichte: Fischer, „Kleobis und Biton." Schiller, „Klage der Ceres" und „Das Eleusische Fest." — Vgl. Lehmanns Wandbild „Griechische Tempelweihe" (Leipzig, Wachsmuth).

3. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 22

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 22 — den nach, daß die Wogen hoch aufspritzten. „0 Vater Poseidon," flehte er zu dem Meergotte, „räche mich und verfolge diesen argen Menschen von jetzt an mit Unglück und Not!" Der Gott erhörte die schlimme Bitte und schwur dem Odysseus Rache. § 36. Die Sirenen. Die Weiterfahrt ging an einer Insel vorüber, auf der die Sirenen wohnten. Es waren Ungeheuer, die das Gesicht von Jungfrauen hatten. Wenn ein Schiff kam, lockten sie durch ihren bezaubernden Gesang die Segelnden, daß sie auf ihrer Insel einkehrten. Dann wurden die Unglücklichen von den Krallen der Ungeheuer zerrissen. Odysseus wußte das. Er sagte deshalb seinen Gefährten, wenn die Sirenen zu singen begännen, sollten sie ihn an den Mastbaum binden und durchaus nicht loslassen. Dann verklebte er ihnen selbst die Ohren mit Wachs, so daß sie nichts von dem Gesänge hören könnten. Als nun das Schiff sich den Sirenen näherte, taten die Gefährten, wie er ihnen befohlen hatte, und sie machten ihn erst wieder los, als der letzte Ton verklungen war. So kamen alle glücklich an der Sireneninsel vorüber. § 37. Kalypso. Mit Mühe entging Odysseus darauf zwei furchtbaren Strudeln an der Küste von Sizilien. Aber weil die Gefährten wider seinen Willen auf der Jnfel die Rinder des Sonnengottes schlachteten, zertrümmerte ein Blitz sein Schiff, und alle seine Begleiter ertranken. Neun Tage lang trieb Odysseus, indem er sich an einem Maste festhielt, auf den Wellen. Endlich wurde er an eine Insel geworfen, auf der in einer Grotte die Quellengöttin Kalypso wohnte. Sie nahm ihn freundlich auf und bat ihn, stets auf der Insel zu bleiben; dafür versprach sie ihm ewige Jugend und Unsterblichkeit. So hielt sie den Helden Jahr um Jahr zurück. Aber täglich wuchs seine Sehnsucht nach der Heimat. „Nur noch einmal", so seufzte er, „möchte ich den Rauch von meinem Hanse aufsteigen sehen, dann will ich gerne sterben!" Dieses Heimweh rührte endlich die Götter, und auf ihr Gebot mußte Kalypso den Odysseus nach sieben Jahren ziehen lassen. Rasch zimmerte er sich aus zusammengesuchten Balken ein Floß und steuerte auf das weite Meer. § 38. Die Phääken. Schon breitete sich ein blühendes Eiland vor seinen Blicken aus; doch abermals ereilte ihn ein fürchterlicher Sturm. Das Floß ging in Trümmer, und nur mit Mühe und Not rettete sich der Schiffbrüchige an das Gestade der Insel, die von dem Volke der Phälken bewohnt war. In einem Gebüsche am Strande verkroch er sich. Am andern Morgen kamen Phälkenmädchen mit ihrer Herrin, der Königstochter Nausis aa, ans Meer, um zu waschen; während dann die Wäsche an der Sonne trocknete, vergnügten sie sich mit

4. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 90

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 90 — Propheten des Alten Bundes geweissagt war. Die Heidenwelt hatte den wahren Gott nicht gefunden und war in religiöses und sittliches Elend versunken. Sehnsucht und Erwartung durchdrangen die Gemüter der Menschen. Da vollzog sich in einem Winkel des Römerreiches das größte Ereignis auf Erden: Zu Bethlehem im Lande Juda wurde Jesus Christus, der göttliche Heiland der Welt, geboren. Christi Geburt ist der Mittelpunkt der Weltgeschichte. § 155. Die Ausbreitung des Christentums. „Gehet hin und lehret alle Völker!" Diesen Auftrag hatte Christus seinen Jüngern, den Aposteln, hinterlassen. Seit dem ersten Pfingstfeste zu Jerusalem wurde seine göttliche Lehre durch die Apostel und ihre Schüler im Morgen- und Abendlande verkündet, und der Same, den sie streuten, ging herrlich auf. Bedeutungsvolle Umstände waren der Ausbreitung des Christentums günstig. Rom war ein einheitliches Weltreich. Ein Netz von W e l t st r a ß e n , die das Reich durchzogen, erleichterte das Wandern zu den Völkern. Im Schutze eines Weltfriedens konnte Christi Lehre verkündet werden, und in der Weltsprache des Griechischen war sie überall gleich verständlich. § 156. Christenverfolgungen. Das Staunen der Heiden über die Hoheit des Christenglaubens verwandelte sich vielfach in heftige Feindschaft. Denn die Christen setzten Gott über den Staat, der den Römern das höchste war, verweigerten den Kaisern göttliche Ehren und den Göttern die Opfer. Weil dadurch die Grundlagen des römischen Staates angegriffen schienen, wandten sich viele Kaiser der Verfolgung der Christen zu. Ihr reines Leben aber war ein steter Vorwurf für die verkommenen Heiden. Man gab daher die christliche Lehre als staatsgefährlich aus und nannte die Christen Verbrecher. So brachen wiederholt schwere Verfolgungen über sie herein. Unzählige, selbst Greise und Kinder, wurden zu Tode gemartert oder n/t zur Schaulust der Menge den wilden Tieren vorgeworfen. Be- sonders grausam wütete als erster Christenverfolger Nero. Dieser verhängte über die Bekenner Christi unerhörte Martern. Sie wurden nach dem Berichte eines heidnischen Geschichtschreibers in Felle von wilden Tieren eingenäht und dann von Hunden zerrissen oder, mit brennbaren Stoffen umwickelt, an Pfählen aufgerichtet und als die „lebenden Fackeln Neros", die zu den nächtlichen Gelagen des Kaisers leuchteten, langsam verbrannt. Aber die Standhaftigkeit der Gemarterten, die bei den Heiden die höchste Bewunderung hervorrief, erweckte der Lehre Christi immer neue Anhänger?) *) Gedichte: Seros, „Heil dir, Kaiser! Die dem Tode Geweihten grüßen '■dich!" Kinkel, „Petrus." Herder, „Polykarp."

5. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 92

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 92 — Um die Mitte des 18. Jahrhunderts wurde Pompeji durch Zufall wieder entdeckt. In neuerer Zeit hat man die tote Stadt durch Ausgrabungen zu einem Drittel wieder offengelegt. Man kann jetzt genau erkennen, wie es damals in der Stadt und in den Häusern aussah, wie die Menschen lebten und wie der Tod sie überraschte: eine Mutter hielt z. B. noch ihr Kind umschlungen, um es vor dem erstickenden Regen zu schützen?) § 159. „Gute Kaiser." Welch glückliche Zeit für Rom: die Herrschaft dieser „Guten"! Ihrer einer war vor allen der Spanier Trajln, der erste und trefflichste Nichtrömer auf dem Throne. Er regierte um das Jahr 100. Unter ihm gewann das Römerreich die weiteste Ausdehnung, die es gehabt hat; es war etwa zehnmal so groß wie das heutige Deutsche Reich und umfaßte 45 Provinzen, darunter auch die uralten Kulturländer Babylonien und Assyrien. Die Regierung des gütigen Fürsten war höchst segensreich. Unter ihm lebte Roms größter Geschichtschreiber T L c i t n s, der in seiner Schrift „Germania", d. h. „Deutschland", den Römern eine herrliche Schilderung unserer jugendkräftigen Vorfahren entwarf. Der Nachfolger Hadrian, Trajans angenommener Sohn, war ein ausgezeichneter Friedensfürst. Er durchzog auf weiten Reisen, die er vielfach zu Fuß machte und bis an den Rhein ausdehnte, das Reich und beaufsichtigte überall Rechtspflege und Verwaltung. Wie einst die ägyptischen Könige, baute sich der Kaiser ein ungeheures Grabmal; es ist die jetzige, von einem Engelsbilde überragte Engelsburg am Tiber, das Wahrzeichen von Rom. Des Kaisers Namen trägt noch die von ihm gegründete Türkenstadt Adrianopel, d. h. Stadt des Hadrian. § 160. Die Zeit der letzten heidnischen Kaiser. Im dritten und vierten Jahrhundert wurde eine große Reihe meist schlechter und grausamer Herrscher von den zuchtlosen Soldaten ein- und abgesetzt. Wie eine Ware wurde die Kaiserwürde an den Meistbietenden verhandelt. Waren die Soldaten eines Herrschers überdrüssig, dann beseitigten sie ihn; die Mehrzahl der Soldatenkaiser endete so durch Mord. Der letzte und bedeutendste Soldatenkaiser war Diokletian, der um das Jahr 300 regierte. Er war auch der letzte, aber grausamste Christenverfolger. Zur besseren Verwaltung teilte Diokletian das weite Reich in v i e r Teile mit je einem Herrscher als Mitkaiser. Eine der Hauptstädte neben Rom wurde das uralte Trier, das zur Provinz Gallien gehörte. Mächtige Trümmer eines Kaiserpalastes haben sich dort aus jenen Tagen noch erhalten. Nicht lange hernach entstand in der blühenden Stadt die berühmte Porta 2) Gedicht: (Schiller, „Pompeji und Herkulanurn."

6. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 93

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 93 — Nigra, d. H. schwarzes Tor; es ist das gewaltigste noch erhaltene Werk aus römischer Zeit auf deutschem Boden. Konstantin der Große und der Sieg des Christentums. § 161. Konstantin. In den Thronkämpfen, die nach Diokletians Abdankung das Reich erschütterten, spielte bald Konstantin die erste Rolle. Er überwand alle Gegner und wurde i. I. 324 Alleinherrscher. Seine Regierung dauerte bis 337. Der Stadt Rom mit ihrer heruntergekommenen Bevölkerung wandte er für immer den Rücken. Er zog nach dem Osten, der an Bildung und Wohlstand den Westen weit überragte, und erhob zum Sitze der Regierung die günstig gelegene Griechenstadt Byzanz am Bosporus; mit glänzenden Festen wurde sie eingeweiht, 330. Die neue Hauptstadt erhielt nach dem Kaiser den Namen Konstantinopel. § 162. Der Sieg des Christentums. Inzwischen hatte sich eine hochbedeutsame Wandlung in der Welt vollzogen: der Sieg des Christentums war entschieden. Unter Drangsal und Verfolgung hatte Christi Lehre sich unaufhaltfam verbreitet. Legionssoldaten, Kaufleute, Sklaven trugen sie bis an die Grenzen des Reiches. Da hob zu derselben Zeit, als der grausamste Christenverfolger, Diokletian, aus dem Leben schied, Konstantin der Große, der selbst noch Heide blieb, durch den Duldungserlaß von Mailand q 1 Q alle den Christen feindliche Gesetze auf und gewährte ihnen Oj.o Freiheit ihrer Religion. „Die Christen", so bestimmte er, „üben gleich allen übrigen Untertanen ihre Religion völlig frei aus, und jeder kann ungehindert zu ihnen übertreten." Zehn Jahre später machte der Kaiser das Christentum zur alleinigen Staatsreligion. Welch rasche Fortschritte es unter den Völkern schon gemacht hatte, bekundete die erste allgemeine Kirchenversammlung, die bald her- 09p: nach in der „Siegesstadt" N i c ä a in Kleinasien gehalten 0^0 wurde. Konstantin gewährte den Bischöfen zur Reise dorthin freie Fahrt in den kaiserlichen Postwagen. Als Schutzherr der Kirche nahm er selber, obgleich noch nicht Christ, an der großen Versammlung teil. Er hatte vor, sich im Jordan taufen zu lassen, aber unvermutet nahte sich sein Ende. Auf dem Sterbebette wurde er Christ. Nach dem Tode der Söhne Konstantins, die schon vor dem Vater getauft waren, suchte sein Neffe Julian, der für die homerischen Götter schwärmte, ihren Dienst vergeblich wiederherzustellen. Mit den Worten: „Nazarener, du hast gesiegt!" soll der „Abtrünnige" gestorben sein. Seit der Staat den Götterglauben nicht mehr stützte, fristete dieser nur noch auf abgelegenen Heiden, als „Heidentum", ein

7. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 33

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 33 — den Händen der Eltern. Auch sollte nicht allein der Körper tüchtig gemacht, sondern auch der Geist gebildet werden. Nachdem die Gesetze auf hölzernen Tafeln ausgestellt waren, damit jedermann sie lesen könne, ließ Solon, wie erzählt wird, die Athener schwören, daß sie zehn Jahre lang nichts an ihnen ändern wollten. Er glaubte gewiß, die Athener würden sich in dieser langen Zeit völlig an seine Anordnungen gewöhnen. Dann ging der weise Mann auf Reisen in die weite Welt und starb in der Fremde. § 56, Pisistratus. Die Zwietracht zwischen Adel und Volk hörte trotz der Gesetze Solons nicht auf. |Da§ machte sich sein ehrgeiziger Verwandter Pisistratus zunutze. Eines Tages brachte er sich selber eine Wunde bei, stürzte dann auf den Markt und bat das gerade versammelte Volk um Schutz) die Adligen hätten ihn ermorden wollen, und er sei nur mit Mühe dem Tode entronnen. Betört gab man ihm zu seiner persönlichen Sicherheit eine Leibwache von dreihundert Keulenträgern. Pisistratus hatte "gewonnenes Spiel; er besetzte plötzlich die Burg der Stadt und machte sich zum Tyrannen, d. h. Alleinherrscher aus eigener Gewalt, 560. | Zweimal vertrieben, wußte er sich schließlich klug bis an sein Ende zu behaupten. Des Pisistratus Sohn H i p p i a s regierte 'anfangs mit gleicher Klugheit und Milde wie der Vater. Als jedoch sein jüngerer Bruder Hipparch bei einem Feste von zwei Jünglingen ermordet worden war, wurde er mißtrauisch und grausam. Das machte ihn verhaßt. Der Tyrann wurde mit Hilfe der Spartaner vertrieben und begab sich in den Schutz des Perserkönigs. So endete gerade ein halbes Jahrhundert nach dem Auftreten des Pisistratus die Tyran- ~ * r\ nenherrschaft in Athen.1) Olö § 57, Das Scherbengericht. Um zu verhüten, daß wieder ein Tyrann auftrete, setzte der Archon Klei st Heues das sonderbare Scherbengericht ein. Wenn nämlich ein Bürger zu mächtig schien, so konnte das Volk ^erklären, daß sein Aufenthalt in Athen für den Staat gefährlich sei. Man kritzelte dann den Namen des Mannes auf eine „Scherbe", ein Tontäfelchen. Kamen auf diese Weise 6000 Stimmen gegen ihn zustande, so mußte er auf fünf oder zehn Jahre in die Verbannung gehen; in dieser langen Zeit, so meinte man, würde er seinen Anhängern wohl entfremdet werden. Nicht wenige bedeutende Männer wurden auf diese Weise aus der Heimat verwiesen. Doch galt die Verurteilung nicht als entehrende Strafe; das Vermögen des Verbannten wurde nicht angetastet, und feine Familie durste' in Athen bleiben. x) Gedichte: Schiller, „Der Ring des Polykrates" und „Die Kraniche des Jbykus." Schlegel, „Arion." Voos-Zurbonsen, Geschichte für Mädchen-Mittelschulen, Teil Ii« 3

8. Praktisches Lehrbuch der Alten Geschichte - S. 82

1906 - Leipzig : Wunderlich
dankten sie den Griechen, die ihnen in der Kultur weit voraus waren. Die Götter galten als Schützer des Feldbaues, des Staates, der Familie und der Sitte. Der oberste Gott hieß Jupiter (Göttervater), der Kriegsgott Mars, der Meeresgott Neptun, der unterirdische Feuergott Vulkan. Janus war der Gott des Anfangs und Endes und ward deshalb mit zwei Gesichtern abgebildet. Eins davon schaute vorwärts in die Zukunft, das andre rückwärts in die Vergangenheit. Sein Tempel hatte zwei Tore. Durch das eine schritt das Heer, wenn es zum Kriege auszog, durch das andre, wenn es heimkehrte. Während des Krieges blieben die Tore geöffnet, zum Zeichen, daß Janus mit dem Heere in den Krieg gezogen sei; im Frieden blieben sie geschlossen, um Janus in seinem Hause festzuhalten. Nur selten war der Janustempel einmal geschlossen; denn Rom hatte fast immer Krieg. Der Monat Januar trägt seinen Namen, weil er das Jahr beginnt. Vesta war die Göttin des häuslichen Herdes; auf ihrem Altar mußten keusche Jungfrauen das heilige Feuer-hüten und unterhalten. Sie wurden vom Volke hoch geehrt, aber lebendig begraben, wenn sie ihre Amtspflichten verletzten oder ihr Keuschheitsgelübde brachen. Die Priester erforschten den Willen der Götter aus den Eingeweiden der Opfertiere, aus dem Fluge bestimmter Vögel und aus Donner und Blitz. Außer den Göttern brachten die Römer ihren häuslichen Schutzgeistern (Laren) und den Seelen der Verstorbenen (Manen) Gaben und Opfer dar und hielten zu deren Ehren auch Feste ab. Den Hausgeistern opferte der Hausvater, Priester den öffentlichen Göttern. 4. Abschaffung des Königtums. T a r q u i n der Stolze (Superbus) war der letzte König von Rom. Er hatte seinen Schwiegervater Servius Tullius ermordet, um auf den Thron zu gelangen, und häufte als König Gewalttat auf Gewalttat und Mord auf Mord. Die Reichen drückte er mit hohen Abgaben und die Armen mit lästigen Fronarbeiten, dazu mißachtete er die Rechte des Ältestenrates (Senates), vertrieb viele Älteste aus der Stadt und brachte viele Vornehme ums Leben. Einer von seinen Söhnen mißhandelte die edle, tugendhafte Lukretia. Sie erzählte ihrem Manne die ihr angetane Schmach und erstach sich vor seinen Augen. Das Volk empörte sich hierüber so, daß es sich gegen den König erhob. Tarquiu ward samt seinen Söhnen verbannt und das Königtum für immer abgeschafft. Man erklärte 510 v. Chr. Rom zum Freistaate, zur Republik. Man wählte aus den Vornehmsten zwei Männer, die den Staat leiten sollten. Sie wurden aus ein Jahr gewählt und waren die obersten Richter und Heerführer. In Zeiten großer Not erwählte man einen Staatsobersten oder Diktator, der die volle Gewalt eines Königs besaß, aber sein Amt höchstens ein halbes Jahr behalten durfte. Ihm stand ein Reiteroberst zur Seite.

9. Praktisches Lehrbuch der Alten Geschichte - S. 98

1906 - Leipzig : Wunderlich
— 98 — Kind ins Feld. Da der Feldherr hohen Sold gewährte und jedem Krieger im Alter ein Stück Ackerland verhieß, so war ihm sein Heer treu ergeben und ging mit ihm durchs Feuer. Marius war der Liebling des Volkes, während Sulla der Führer der Adelspartei war. Da erhoben sich (91) die italischen Bundesgenossen gegen Rom. Marius hatte in diesem Kampfe wenig Glück, aber Sulla schlug die Aufständischen nieder. Doch mußte Rom den Jtaliern das Bürgerrecht zugestehen. Sullas Ruhm erweckte in Marius Haß und Neid. Es kam zum ersten Bürgerkriege in Rom. Dieser dauerte sechs Jahre (88—82). Zuerst war Sulla im Vorteil. Marius ward gefangen. Ein kimbrischer Sklave sollte ihn im Gefängnis umbringen. Da schrie ihn Marius mit Donnerstimme an: „Mensch, du wagst es, den Marius zu töten?" Erschrocken verließ der Sklave die Zelle. Marius entkam nach Afrika und irrte hilfesuchend auf den Ruinen Karthagos umher. Unterdessen zog Sulla mit seinem Heere gegen Griechenland und Kleinasien, um den König Mithridates zu überwinden. Währenddem kehrte Marius nach Rom zurück. Auf wen er zeigte, den brachte seine Leibwache um. Fünf Tage und fünf Nächte dauerte das Gemetzel und die Plünderung. Nach dem Blutbade ward Marius zum siebenten Male zum Konsul gewählt; doch starb er kurz danach. Bald darauf kehrte Sulla mit seinem siegreichen Heere zurück. Rasch wurden die Anhänger des Marius geschlagen. 4000 Gefangene ließ Sulla im Zirkus vor den Augen des Senates niederhauen. Dann verfertigte er die berüchtigten Ächtungs- oder Mordlisten. Jeder konnte den Geächteten umbringen. Sulla bezahlte für jeden Kopf etwa 8000 Mark. Geradezu fürchterlich war das Blutbad, das dadurch angerichtet wurde. Niemand ward verschont. Habgierige Späher und Verräter lauerten überall, um sich ihren Blutlohn zu verdienen. Der Sohn tötete den Vater, der Bruder den Bruder, der Freund den Freund. Nichts war mehr heilig. Gegen 40—50 000 Menschen wurden hingeschlachtet. Als Diktator schaltete und waltete Sulla ein paar Jahre ganz nach Belieben und erweiterte die Rechte des Senates und des Adels. 4. Pompejus. Nach Sullas Tod ward Pompejus der angesehenste Feldherr. Er warf in Spanien einen Aufstand nieder und vernichtete auf der Rückkehr die flüchtigen Reste der Fechter und Sklaven, die sich wider Rom erhoben hatten. 6000 Gefangene ließ Pompejus an der Landstraße von Rom nach Kapua ans Kreuz schlagen. Hierauf ward er gegen die Seeräuber geschickt. Da Rom die Flotte vernachlässigt hatte, konnten die Seeräuber immer ungestörter ihr Unwesen treiben. Überall hatten sie Schlupfwinkel und Helfershelfer, überfielen die Kauffahrteischiffe, plünderten die Küsten, hinderten den Handel und versenkten sogar eine römische Flotte in der Tiber. Pompejus sammelte eine stattliche Flotte und

10. Praktisches Lehrbuch der Alten Geschichte - S. 106

1906 - Leipzig : Wunderlich
— 106 — die Hälfte Sklaven, ein Drittel Untertanen und nur ein Sechstel Bürger. Ein so gewaltiges Reich ist nicht leicht zu regieren. Aber Augustus war unermüblich in feiner Regierungstätigkeit und nahm sich auch der Provinzen an, um gefährlichen Aufstäuben vorzubeugen. Den Erpressungen der Statthalter und Lanbpfleger machte er ein Ende und setzte für feben Beamten ein festes Gehalt an. Die Provinzbewohner, die ins Heer eingetreten waren, erlangten das römische Bürgerrecht. Um die Steuern gerechter als bisher verteilen zu können, ließ er das Reich vermessen und die Bewohner abschätzen. Nur die Provinzen mußten Grunb-, Vermögens-unb Erwerbssteuern entrichten. Ausgebiente Soldaten würden in Italien angestebeit, arme Burger in den Provinzen, besonbers in Gallien und Spanien. Auf dem Marktplatze (Forum) ließ Augustus einen golbenen Meilenstein errichten, zum Zeichen, daß Rom den Mittelpunkt der Erbe bilbete. Fünf Heerstraßen liefen von hier aus durch das Reich. Um den Verkehr zu erleichtern, legte er neue Heerstraßen an und führte nach persischem Muster eine Reichspost ein. Die Gemeinben hatten Wagen und Pf erbe zu stellen; boch würden nur kaiserliche Eilboten be-förbert. 3. Seine friedliche Regierung. Augustus war kein Kriegshelb, sonbern von der Natur zum Friebens-herrscher bestimmt. Unter ihm erfreute sich das römische Reich zum ersten Male ttueber eines bauernben Friebens im Innern. Die blutigen Greuel der Bürgerkriege waren verbannt. Weise Gesetze suchten die Wohlfahrt des Reiches und der Bewohner zu förbem. Das Räuberunwesen in Italien warb durch Militärposten kraftvoll unterbrückt. Lanbfriebensbruch warb streng geahnbet. Ehebrecher büßten ihre Schulb mit ihrem Vermögen, ihrer Ehre und Verbannung. Dem übermäßigen Aufwanbe und der eingelassenen Unzucht und Unsittlichfeit sollten ebenfalls Gesetze steuern; boch blieben sie meist wirkungslos. Die bamaligen Menschen waren glücklich über biesen segenbringenben Friebenszustanb. Man pries den Kaiser Augustus als den Heilanb des ganzen Menschengeschlechtes; im Frieden lebten Laub und Meer, Stadt und Dorf und gelangten zu Wohlstanb. Der Wert des Bobens stieg; Handel, Gewerbe und Verkehr konnten sich entfalten wie niemals zuvor. Jnsbesonbere kam Rom biefe Friebenszeit zugute. Rom übertraf schon längst an Größe und Reichtum alle anbem Städte des Reiches; aber sein Äußeres entsprach nicht der Zeit. Die Gassen waren eng und winklig; dazu hemmten vielfach hölzerne Buben und Vorbauten den Verkehr. Die Häuser sahen meist recht unschön aus, waren oft nicht einmal abgeputzt und kehrten einen Giebel nach der Straße. Estrich bilbete den Fußboben und der Hos den Mittelpunkt des häuslichen Lebens. Augustus teilte die Stadt in viele Ober- und Unterbezirke und unterstellte jeden einem Aufseher. Um den verheerenden Feuersbrünsten Einhalt
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