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1. Vorderasien und Griechenland - S. 39

1874 - Leipzig : Teubner
— 39 - ns sagen, sie möge zurückgehen, er wolle in ihr Land kommen. Bevor er aber den Fluß überschritt, sandte er seinen Sohn und dereinsiigen Nachfolger Kambyses nach Persien heim, damit er nicht nmkäme, wenn der Kampf unglücklich ausfiele. Mit ihm schickte er den Krösus. Nachdem Kyrus einen Tagemarsch ins Massagetenland vorgerückt war, schlug er ein Lager auf und that, wie ihm Krösns gerathen hatte. Darauf ging er mit dem rüstigen Theile des Heeres nach dem Flusse zu und ließ die nnbranchbare Mannschaft in dem Lager zurück. Alsbald kam dahin ein Drittheil des Massa-getenheeres und tödtete alle, die im Lager waren; und da sie das Mahl bereitet sahen, ließen sie sich nieder und schmausten, und zuletzt verfielen sie, angefüllt mit Speise und Wein, in tiefen Schlaf. Jetzt kam Kyrus mit seinem Heere zurück und tödtete viele, noch viel mehr aber wurden gefangen, unter diesen anch der Anführer Spargapises, der Sohn der Tomyris. Als die Königin das Unglück ihres Heeres und ihres Sohnes erfuhr, sandte sie einen Herold an Kyrus und sprach: „Kyrus, unersättlich im Blut, sei nicht stolz über diesen Vorfall, daß du durch diefes Gift, die Frucht der Rebe, meinen Sohn überlistet und in deine Hände bekommen hast, nicht aber in ehrlichem Kampfe. Jetzt aber höre mein Wort, ich rathe dir gut. Gib mir meinen Sohn wieder und ziehe heim aus meinem Lande ungestraft, da du den dritten Theil meines Heeres also zugerichtet hast. Thust du das nicht, so schwöre ich dir bei der Sonne, dem Herrn der Massageten, ich werde dich sättigen mit Blut, so unersättlich du auch bist." Kyrus kümmerte sich nicht um diese Drohung. Spargapises aber gab sich, sobald er vom Weinrausch und von den Fesseln srei war, aus Scham den Tod. Jetzt sammelte Tomyris ihre ganze Streitmacht, zog dem Kyrus entgegen und lieferte ihm eine Schlacht. Hero-dot sagt, daß diese die mörderischeste und blutigste gewesen sei von allen, welche je in Asien geschlagen worden seien. Am Ende siegten die Massageten. Da siel von den Persern der größte Theil, und Kyrus selbst fand den Tod, nachdem

2. Vorderasien und Griechenland - S. 41

1874 - Leipzig : Teubner
— 41 — der Einnahme der Stadt ließ Kambyses den gefangenen König, um ihn zu beschimpfen, in die Vorstabt setzen, nebst andern Aegyptiern, und er versuchte seine Seele aussolgenbe Weise. Er schickte des Königs Tochter, wie eine Selavin gekleibet, hinaus nach Wasser mit einem Wassereimer, und mit ihr noch anbre Jungsrauen aus den vornehmsten Häusern, ebenfalls im Sclavenkleib wie die Königstochter. Als nun die Jungfrauen mit Geschrei und Weinen an ihren Vätern vorbeikamen, schrien alle Väter laut und weinten mit, ba sie ihre Kinder in solchem Elenb sahen. Psammenit aber schaute hin und weinte nicht, sondern schlug stumm den Blick zur Erbe. Wie nun die Wasserträgerinnen vorüberwaren, schickte Kambyses den Sohn des Königs hinaus, mit 2000 andern Aegyptiern bcsselben Alters, alle mit Stricken um den Hals und mit Zäumen im Munbe. Diese würden hinausgeführt als Opfer der Rache und zum Entgelt für die Leute, welche auf dem schiffe des Kambyses durch die Aegyptier umgekommen waren. Denn die königlichen Richter hatten entschweben, daß für jeden Mann 10 von den ersten Aegyptiern gelobtet werben müßten. Psammenit sah sie vorübergehen, merkte auch, daß sein Sohn zum Tode geführt würde; aber während alle die andern Aegyptier, welche um ihn saßen, weinten und klagten, blieb er stille und machte es ebenso, wie bei feiner Tochter. Hub als auch biefe vorüberwaren, ba geschah es, daß ein ältlicher Mann, einer von den Freunben und Tischge-nofsert des Königs, in der Vorstabt an dem König und denen, die um ihn saßen, vorbeikam. Er trug ein ärmliches Bett-iergewanb und bat die persischen Soldaten um Almosen; benn er hatte all sein Hab und Gut verloren. Als den der König sah, weinte er laut und heftig, rief feinen Freund bei Namen und schlug sich das Haupt. Die Wächter, die bei dem König ausgestellt waren, um ihn zu beobachten, meldeten dem Kambyses, was Psammenit gethan. Kambyses wnnberte sich und ließ den Psammenit durch einen Boten fragen, warum er seine Tochter in solchem

3. Vorderasien und Griechenland - S. 77

1874 - Leipzig : Teubner
— 77 — beizustehen. Vom elterlichen Hause eilte Hektor in das Haus des Paris und trieb ihn an, wieder in die Schlacht zu gehen. Dann will er im Fluge noch die Gattin Andromache und sein unmündiges Söhnlein sehen; aber erfindet sie nicht daheim,Andromache ist mit demkinde nach dem Mischen Thore hingeeilt, um von da aus nach dem Schlachtfeld und nach dem Gatten auszuschauen. Als Hektor in die Nähe des Thores kam, das zum Schlachtfeld hinausführte, traf er die Gattin und diedieneriu mit dem Knäblein Astyanax auf dem Arme. Das hing an ihrem Busen gleich einem schönen Sterne. Der Vater sah mitstillemlächeln seinsöhnchen an; Andromache aber trat mit thränenfeuchtem Auge zu dem Gatten, faßte seine Hand und sprach: „Entsetzlichermann, gewiß, dichtödtet noch deinmnth, du erbarmst dich weder deines stammelnden Kindes noch deines unglückseligen Weibes, das du bald zur Wittwe machen wirst; denn dich werden gewiß die Achäer todten, indem sie alle auf dich einstürmen. Dannwäre es mir dasbeste, wenn ich in die Erde versänke; denn wenn ich deiner beraubt bin, ist mir kein Trost mehr übrig, sondern lauter Weh. Denn ich habe nicht Vater, nicht Mutter mehr; den Vater erschlug Achilleus, als er Theben zerstörte, nebst meinen sieben Brüdern, und die Mutter starb bald darauf eines schnellen Todes. Nun bist du mir Vater und Mutter und Bruder, du bist mir blühender Gatte. Drum erbarme dich und bleibe hier auf demthurme, machenichtdeinkind zur Waise und zur Wittwe deine Gattin." Liebreich antwortete ihr Hektor: „Auch mich härmt das Alles, theures Weib; doch ich müßte mich schämen vor Trojas Männern und Frauen, wenn ich wie ein Feiger aus der Ferne dem Kampf zuschaute. Auch leidet das mein Herz uicht; denn ich lernte stets biederen Muthes zu sein und Zu streiten unter den Vordersten für meinen und meines Vaters Ruhm. Zwar es ahnet mir in meinem Herzen, der Tag wird einst kommen, wo das heilige Ilion (Troja) in Staub sinkt und Priamos und sein ganzes Volk; aber weder dasleid der Troer, noch selbst das derhekabe und des Herrschers Priamos und der Brüder, wenn sie unter der Hand

4. Vorderasien und Griechenland - S. 15

1874 - Leipzig : Teubner
- 15 — bald, daß die Baktrier die Mauern der eigentlichen Stadt mit aller Macht vertheidigten, dagegen auf den Burgfelsen wenig Acht hatten, weil sie diesen für uneinnehmbarhielten. Beherzt und voll männlichen Muthes, wählte sie selbst sich eine Anzahl von Kriegsleuten aus, die im Felsklettern geübt waren, und stieg mit diesen, von den Feinden unbemerkt, bis hinan zur Burg. Nun gab sie ihren Freuudeu unten in der Ebene ein Zeichen, und der Feind, jetzt von zwei Seiten angegriffen, übergab voll Schreck die Stadt. Niuus bewunderte die Klugheit und den Muth der Se-miramis, und beim ersten Anblicke gewann die Schönheit des Weibes sein Herz dermaßen, daß er ihren Mann bat, sie ihm als Gemahlin abzutreten. Er versprach ihm dagegen seine eigene Tochter Sosaue zum Weibe. Allein Onnes liebte seinegattin zu sehr; er schlug demkönig die Bitte ab. Als nun der König ihm drohte, er werde ihm die Augen aus-stecheulasseu, gerieth Onnes in Wahnsinn und erhängte sich. Ni-nus aber heirathete die Semiramis, und als er nicht lange nachher starb, ward sie regierendekönigin; denn ihrsohnniny-a s, den sie dem Ninus geboren, war noch einnnmündigeskind. Die Königin Semiramis war eine Herrscherin von hohem Sinn und großem Unternehmungsgeist; sie wollte durch die Größe ihrer Werke und den Ruhm ihrer Thaten alle Fürsten übertreffen. Zunächst errichtete sie ihrem Gemahl einen Grabhügel, der 5400' hoch und weithin in der Ebene sichtbar war. Außerdem aber zeigte man in dem vorderen Asien eine Menge von Werken, welche ihren Ursprung dieser Königin verdanken sollten, große Parkanlagen, Lustschlösser, Wasserleitungen, Kanäle, durch Berg und Felsen gehauene Wege und dergleichen. Aber siewollte anch durch Kriegsruhm glänzen und unternahm daher einen Zug nach Indien, von dessen Schönheit und Reichthum, Größe und Macht sie soviel gehört hatte. Sie befahl daher ihren Statthaltern, alle die stärksten und tapfersten Jünglinge ans ihren Völkern auszulesen, sie mit neuen glänzenden Waffen auszurüsten und im dritten Jahre sich mit ihnen in Baktrien einzustellen. Denn von da aus wollte sie in Indien einsallen. Auch ließ sie

5. Vorderasien und Griechenland - S. 23

1874 - Leipzig : Teubner
— 23 — hinein in die Burg, und er entschied sie drinnen und schickte sie wieder heraus. Jeden aber, von dem er eine Gewaltthat erfuhr, ließ er belangen und verurtheilte ihn, wie er es nach seinem Frevel verdiente. Deswegen hatte er denn auch Späher und Horcher durch das ganze Land, das er beherrschte. Das Königthum verblieb in der Familie des De'iokes. Sein Sohn Phraortes(655 —633) unterwarf ganz Iran, und dessen Sohn Kyaxares (633—593) zerstörte mit den Babyloniern Ninive, eroberte Armenien und Kleinasien bis zum Halysflnß. So war Medien das größte Reich Asiens geworden. Vii. Das persische Weich. l. Kyrus stürzt die medische Herrschaft. 558 v. Chr. Der medischekönig Astyag es (593—558), Sohn des ebengenannten Kyaxares, hatte eine Tochter mit Namen Mandane. Ueber diese hatte er einst einen Traum, deu ihm die Traumdeuter so auslegten, daß ein Sohn der Mandane seiner Herrschaft würde gefährlich werden. Daher vermählte er sie nicht mit einem der vornehmen Meder, sondern mit einem Perser, Namens Kambyses. Der war wohl unter den Persern von angesehenem Hause; da aber die Perser den Medern Unterthan waren, so hielt er ihn für viel geringer, als einen Meder vom Mittelstände. Einen Sohn aus dieser Ehe glaubte Astyages nicht fürchten zu müssen. Nachdem Mandane des Kambyses Frau geworden, hatte ihr Vater abermals ein seltsames Traumgesicht, und als er es den Traumdeutern vorlegte, erklärten diese, ein Sohn der Mandane werde dereinst König sein an seiner Statt. Das ängstigte den Astyages, und als bald darauf seine Tochter, die damals an seinem Hose lebte, ein Knäb-lein gebar, beschloß er es zu todten. Er übergab es dem Harpagns, einem seiner Verwandten und ersten Diener, daß er es zu Hause umbringe. Harpagus aber scheute sich das Kindlein zu todten und übergab es einem Hirten des

6. Vorderasien und Griechenland - S. 31

1874 - Leipzig : Teubner
— 31 — Beste geben möge, was dem Menschen zu Theil werden könne. Nach diesem Gebete nun und nachdem man geopfert und das Opfermahl gefeiert, legten sich die Jünglinge, ermüdetvonder großen Anstrengung, in dem Tempel zum Schlafe nieder, und sie standen nimmer wieder auf, sondern das war ihres Lebens Ende. Die Argiver aber errichteten ihnen Bildsäulen, weil sie so gute Menschen gewesen." Nun aber ward Krösus unwillig und sprach: „Mein Freund von Athen, gilt dir denn mein Glück gar nichts? Setzest du mich wirklich nicht einmal diesen geringen Bürgern gleich?" Hierauf antwortete Solon: „O König, das Leben der Menschen ist vollwandel und Wechsel; in der langenzeit unsers Lebens müssen wir vieles erleben und vieles erdulden, das man nicht gerne erlebt. Ich setze das Leben des Menschen auf 70 Jahre. Diese 70 Jahre machen 25,200 Tage, und da rechne ich noch keinen Schaltmonat. Soll nun ein Jahr um das andre noch einen Monat dazu haben, damit die Zeiten gehörig zusammentreffen, so gibt das noch 35 Schaltmonate oder 1050 Tage.*) Die 70 Jahre haben also 26,250 Tage, und von allen diesen Tagen geht es uns ein keinem einzigen gerade so, wie an dem andern. Daher, o Krösus, ist der Mensch ganz und gar dem Zufall unterworfen. Du bist, wie ich sehe, gewaltig reich und König über viele Völker; aber glücklich kann ich dich noch nicht nennen, bevor ich nicht erfahren, daß du glücklich dein Leben geendet. Bei jeglichem Ding muß man auf das Ende sehen; denn vielen hat Gott das Glück gezeigt und vor Augen gehalten und sie dann gänzlich zu Grunde gerichtet." So sprach Solon zu Krösus. Der aber ließ den weisen Mann, weil er ihm nicht zu Willen geredet, bald wieder von dannen ziehu und hielt ihn für unverständig, weil er die gegenwärtigen Güter für nichts achtete, fonberu sagte, man müsse das Ende eines jeden Dinges abwarten. *) Zu Solons Zeit war das Jahr noch nicht so genau berechnet, wie heute. Solon rechnete das Jahr zu 360 Tagen, die in 12 Monate getheilt waren, und setzte jedes zweite Jahr einen Schaltmonat von 30 Tagen zu.

7. Vorderasien und Griechenland - S. 32

1874 - Leipzig : Teubner
3. Krösus, von Kyrus vesiegi. 549 v. Chr. Als Krösus vernahm, daß Kyrus sich zum König der Perser gemacht und den Astyages vom Throne gestürzt habe, beschloß er, die Waffen gegen ihn zu erheben. Denn Astyages hatte eine Schwester von ihm zur Gemahlin, und außerdem fürchtete er, die Macht des Persers möchte, wenn er ihm nicht bei Zeiten entgegentrete, allzu groß und ihm gefährlich werden. Bevor er aber den Krieg unternahm, sandte er seinebo-ten an verschiedene Orakel, um zu fragen, ob sein Werk gelingen werde. Ganz besonderen Werth legte er auf die Stimme des Orakels des Apollou zu Delphi in Griechenland; denn das war das berühmteste unter allen, und Krösus hatte sich auch überzeugt, daß es vor allen am sichersten die Wahrheit verkünde. Das delphische Orakel antwortete: „Wennkrösus wider die Perser zieht, so wird er ein großes Reich zerstören," und es rieth ihm zugleich, die mächtigsten unter den Griechen sich zu Freunden zu machen. Krösus hatte eine große Meinung von seiner Macht, und als er jenes Orakel empfing, glaubte er sicher, er werde das Reich der Perser zerstören; daß er auch sein eigenes Reich zerstören könne, daran dachte er nicht. Als Krösus sich zu rüsten begann, trat eines Tages ein kluger Lyder, Namens Sandanis, zu ihm und sprach: „Herr, wider die Perser rüstest du dich zu ziehen, wider Leute, die da lederne Hosen tragen und alle Kleider von Leder? Sie essen nicht, was ihnen beliebt, sondern was sie haben; denn sie bewohnen ein rauhes Land. Außerdem trinken sie keinen Wein, sondern sie sind Wassertrinker; keine Feige haben sie zu essen, noch sonst etwas Gutes. Wenn du sie besiegst, was willst du ihnen nehmen? Wirst du aber besiegt, bedenke, welche Herrlichkeiten dn dann verlierst. Ich danke den Göttern, daß die Perser nicht aus den Gedanken kommen, gegen die Lyder zu ziehen. Du aber bedenke, ob es gerathen ist, sieherbeizuziehn." Krösus jedoch hörte nicht auf den klugen Rath des Mannes und rüstete und suchte sich Bundesgenossen.

8. Vorderasien und Griechenland - S. 99

1874 - Leipzig : Teubner
- 99 - Bettler boshaft in die Hüfte. Odysseus hätte dem frechen Sclaven gern seinen Stock über den Kopf gehauen oder seinen Kopf zerschmetternd gegen die Erde gestoßen; aber er bezwang sein Herz und duldete die Schmach. Er wanderte mit dem Sauhirten weiter und kam zu seinem stattlichen Palaste, der vorn an der Stadt lag. Während sie den Hof durchschritten, sah Odysseus seinen alten treuen Jagdhund, der lag sterbend auf dem Miste. Der Hund allein erkannte den zurückkehrenden Herrn, er spitzte die Ohren, wedelte mit dem Schwänze und starb. Odysseus wischte sich heimlich eine Thräne aus dem Auge und trat dann als Bettler in den Saal, wohin ihm Enmaios vorausgegangen war. Ju dem Saale saßen die übermüthigen Freier und schmausten. Als der Bettler eingetreten war, setzte er sich innerhalb der Thür auf die Schwelle nieder und lehnte sich mit dem Rücken wider den Thürpfosten. Sobald jtelemachos ihn sah, nahm er ein Brot und eine Hand voll Fleisch und gab es dem Enmaios, daß er es dem Alten bringe. Der nahm die Gabe dankbar mit beiden Händen, legte sie sich vor die Füße auf feinen Ranzen und aß begierig, während der Sänger den schmausenden Freiern ein Lied sang. Darnach ging erim Saale bei den Einzelnen herum und reckte bettelnd die Hand aus, und die Freier gaben ihm mitleidig Brot und Fleisch. Als er aber zu Autiuoos, dem vornehmsten und frechsten unter ihnen, herantrat, kam es zwischen beiden zu vorwurfsvoller Zwiesprache, wobei Antinoos so in Zorn gerieth, daß er dem Bettler einen Schemel an die Schulter warf. Aber Odysseus stand fest und unerschüttert wie ein Fels und kehrte kopfschüttelnd zu seinem Platz auf der Schwelle zurück. Hier setzte er sich nieder, legte den gefüllten Ranzen vor sich und sprach: „Ihr Freier der weitgeprieseueu Fürstin, wenn Einer im Kampfe um sein Gut geschlagen und geworfen wird, so schmerzt und kränkt das nicht; aber Antinoos wars mich Elenden um des Hungers willen. Wenn noch ein Gott sich der Armen erbarmt, so treffe ihn das Todesgeschick vor seiner Hochzeit." „Schweig' und friß in Ruh", schrie Antinoos, „oder packe dich, sonst schleift man dich an Hand 7*

9. Vorderasien und Griechenland - S. 101

1874 - Leipzig : Teubner
— 101 — Monat oder im nächsten heimkehren werde. Darauf befahl sie den Mägden, dem Fremden die Füße zu waschen und ihm ein warmes Lager in der Vorhalle zu bereiten. Odysseus verbat sich ein weiches Lager und ließ sich von der eilten Schassnerin Eurykleia die Füße waschen. Diese hatte ihn als Kind schon gepflegt und hatte ihm bis auf den heutigen Tag mütterliche Liebe bewahrt. Während des Waschens erkannte sie den geliebten Herrn an einer Narbe überm Knie, welche ihm in der Jugend der Zahn eines Ebers geschlagen, und sie wollte es der abseits sitzenden Penelope frohlockend zurufen; aber Odysseus faßte sie rasch au der Kehle und beschwor sie, zu schweigen. Am folgenden Tage, einem Festtage des Apollon, mußte Penelope sich versprochener Maßen über die Wahl eines neuen Gatten entscheiden. Sie hatte versprochen, dem ihre Hand zu reichen, der den Bogen des Odysseus spannen und damit durch die Oehre von 12 Aexten schießen werde. Odysseus hatte das oft zur Unterhaltung gethan; von den Freiern aber, das wußte sie, vermochte keiner den starken Bogen zu spauueu und das Meisterstück auszuführen. Des Morgens hatten sich die Freier wie gewöhnlich eingestellt, und sie schmausten und zechten in der alten Weise; Odysseus saß an der Thür auf einem schlechten Stuhle und aß und trank, was Telemachos ihm bringen ließ. Da erfrechte sich einer der Freier, mit einem Kuhfuß, den er aus einem nahestehenden Korbe genommen, unter höhnischen Worten nach ihm zu werfen. Telemachos erhob sich voll Zorn und drohte dem Frechen und verbot den Freiern mit ernsten Worten, sich irgend eine Ungebühr in seinem Hanse zu erlauben. Da brachen alle, von Athene in ihrem Sinne verwirrt, in ein unbändiges Gelächter aus. Ihre Mienen verzerrten sich, sie aßen blutbesudeltes Fleisch, und ihre Augen süllteu sich mit Thränen; denn ihr Herz versank plötzlich in tiefen Jammer. Nachdem die Freier noch weiteren Unfug getrieben, kam Penelope mit dem Bogen und Köcher ihres Gemahles in den Saal, die Mägde trugen ihr in einem Korbe die Aexte nach. Sieforderte die Freier zu dem Wettkämpf auf, und Telemachos

10. Vorderasien und Griechenland - S. 113

1874 - Leipzig : Teubner
- 113 — In den folgenden Zeiten war der spartanische Staat lange durch innere Zwistigkeiten zerrissen, und es herrschte bei schlechten Gesetzen große Unordnung. Da kam es vor daß der König Ennomos in einem Ausruhr auf dem Markt mit einem Küchenmesser erstochen wurde. Es folgte sein ältester Sohn Polydektes in der Regierung, und als dieser bald starb, dessen Bruder Ly kur go s. Als aber nach des Polydektes Tode dessen Wittwe noch ein Söhnlein gebar, erklärte Lykurgos, für diesen nur als Vormund regieren zu wollen. Die königliche Wittwe hatte dem Lykurgos heimlich melden lassen, sie wolle das Kind tödten, wenn er ihr verspreche, sie als König zu heiratheu. Um das Leben des Kindes nicht zu gefährden, stellte sich Lykurg, als ginge er auf den Plan ein, und ließ der Königin sagen, sie solle ihm das Kmd schicken, er werde es schon beseitigen. Lykurg saß eben mit den höchsten Beamten zu Tische, da ward ihm bet» Kind gebracht. Er nahm es auf den Arm und sprach zu den Anwesenden: „Ein König ist uns geboren, Spartaner. Daraus legte er es auf den königlichen Stuhl und nannte es Ch ari-la os, d. H. Volksfreude. . Lykurgos regierte weiter als Vormund und Erzieher des jungen Königs, zur Zufriebenheit des Volkes; aber die verschmähte Königin und ihr Anhang kränkten und verleum-beten ihn auf alle Weise. Sie verbreiteten das Gerücht, er wolle den jungen König ermorben. Um solchen Feinbselig-keiten aus dem Wege zu gehen, legte Lykurg die Regierung nieber und ging ins Anslanb, so lange bis sein Neffe zum Manne geworben. Zunächst reiste er nach Kreta, wo er sich mit den altborischen Einrichtungen, welche die kretischen Dorier am treuesten bewahrt hatten, genau bekannt machte. Darauf ging er nach Kleinasien, um die Pracht und Ueppigkeit der Ionier mit der einfachen und strengen Lebensweise der Kreter zu vergleichen. In Jonien lernte Lykurg auch die Gebichte des Homer kennen, und er war der Erste, der sie nach dem europäischen Griechenlanb brachte. Auch in Aegypten soll Lykurg gewesen sein; hier gefiel ihm vor allem die Trennung des Kriegerstaubes von den übrigen Stänben. ©toll, Erzählungen, i. 2. Aufl. 8
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