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1. Geschichte des Altertums - S. 46

1889 - Wiesbaden : Kunze
46 Erster Abschnitt. Zopyrus schnitt sich Nase und Ohren ab, geißelte sich grausam und ging dann zu den Babyloniern, indem er vorgab, der König Darius habe ihn so schmählich behandelt, und er komme, um bei ihnen Zuflucht zu suchen. Sie schenkten ihm Glauben und gaben ihm die Ansiihrung über einige Abteilungen ihrer Truppen. Mit diesen schlug er, wie er es vorher mit Darius verabredet hatte, einzelne persische Heerhaufen in die Flucht, worauf die Babyloner ihm mit vollem Vertrauen den Oberbefehl über ihr ganzes Heer übertrugen. Jetzt hatte Zopyrus gewonnenes Spiel. Eines Tages öffnete er ein Thor und ließ die Perser eindringen. Darius ehrte den treuen Zopyrus vor allen seinen Großen, ernannte ihn zum Statthalter von Babylon und überhäufte ihn mit Geschenken. Von Babylon wandte sich Darius nach Medien, wo er einen aufrührerischen Nachkommen des Cyaxares in zwei Schlachten besiegte und mit feinem Anhang kreuzigen ließ. Darnach unterwarfen sich auch Assyrien und Armenien und gelobten Gehorsam. Im Osten befestigte er feine Herrschaft bis zum Indus, in Afrika blieb Ägypten unter persischer Oberhoheit, und Kyrene wurde tributpflichtig. Nicht zufrieden mit diesem ungeheuern Reich, richtete Darius nun auch feine Blicke nach Europa und beschloß einen Kriegszug gegen die Skythen im Norden an der untern Donau und dem schwarzen Meere. Mit einem gewaltigen Heere überschritt er um 513 den Bosporus, unterwarf Thracien und ließ eine Brücke über die Donau schlagen. Diese übergab er nach dem Übergang feines Heeres dem Athener Mi ltiades, welcher einer athenischen Kolonie auf dem thracifchen Chersones (Halbinsel Gallipoli) vorstand, und dem Statthalter Histiäus von Milet zur Bewachung. Die Skythen zogen sich vor Darius in unwirtliche Steppen zurück, bis fein Heer durch Verluste und Mangel an Lebensrnitteln geschwächt war. Dann schlugen sie ihn in die Flucht, und er entging ihrer Verfolgung nur dadurch, daß er sich mit den Trümmern feines Heeres über die Donaubrücke retten konnte. Diese hatte Histiäus über die angegebene Zeit von 60 Tagen hinaus gegen den Willen des Miltiades gehütet, welcher von dem Untergang des Perferheeres die Befreiung der klein-asiatischen Griechen (§. 19, 1) erhoffte. Darius belohnte den Hi-ftiäus aus Dankbarkeit mit einer goldreichen Landschaft in Thraeien, während Miltiades nach Athen entweichen mußte. Thraeien blieb unterworfen, und Darius kehrte nach Asien zurück. Der in der Hauptsache verunglückte Kriegszug gegen die Skythen und der Versuch, ine persische Herrschaft nach Europa zu tragen, war für das Perser-reich noch von übeln Folgen begleitet und bildete eine der Ursachen .zu den großen Kriegszügen der Perser gegen die Griechen, von

2. Geschichte des Altertums - S. 62

1889 - Wiesbaden : Kunze
62 Erster Abschnitt. und Waisen durfte kein Unrecht geschehen; ihre Kleidung durfte nicht zum Pfande genommen werden, und die Nachlese bei der Getreide-, Wein- und Olivenernte sollte ihnen gehören. In der Regel stand dem israelitischen Hauswesen nur eine Frau vor, und darin liegt der Hauptunterschied zwischen Israeliten und anderen Orientalen. Sie besorgte die Geschäfte des Hauses und war durch einen Schleier vor den Mädchen und Töchtern kenntlich. Meist mieden die Hausfrauen den Anblick der Fremden und bewohnten abgesonderte Zimmer des Hofes, um ihrer Arbeit und der Erziehung der Kinder zu leben. Die Sprüche Salomos <Kap. 31) verkünden das Lob der israelitischen Frauen. Dort heißt es: „Ein tugendsam Weib ist köstlicher als die köstlichsten Perlen; sie gehet mit Wolle und Flachs um und arbeitet gerne mit ihren Händen. Sie stehet des Nachts auf und giebt Futter ihrem Hause und Essen ihren Dirnen. Sie denket nach einem Acker und kauft ihn und pflanzet einen Weinberg von den Früchten ihrer Hände; sie merket, wie ihr Handel nützet; ihre Leuchte verlöscht des Nachts nicht. Sie strecket die Hand nach dem Spinnrocken, und ihre Finger fassen die Spindel. Sie breitet ihre Hände aus zu den Armen und reicht ihre Hand dem Dürftigen. Sie thut ihren Mund auf mit Weisheit, und auf ihrer Zunge ist holdselige Lehre. Sie schauet, wie es in ihrem Hause zugehet, und isset ihr Brot nicht mit Faulheit. Ihre Söhne kommen auf und preisen sie selig, und ihr Mann lobet sie. Viele Töchter bringen Reichtum. Lieblich und schön sein ist nichts; ein Weib, das den Herrn fürchtet, soll man loben. Sie wird gerühmt werden von den Früchten ihrer Hände, und ihre Werke werden sie loben in den Thoren." Die Bücher des alten Testamentes erwähnen neben der Stammmutter des ganzen Menschengeschlechts eine große Zahl von Frauen. Zuerst die schöne und kluge Sarah, Abrahams Weib, um deren Gunst sogar ein ägyptischer König warb; sodann Reb ecka, die Frau Isaaks, welche aus Liebe zu ihrem Sohne Jakob den alten Vater zu täuschen wußte; ferner die blöde Lea und die schöne Ra Hel, Labans Töchter. Rahels Sohn Joseph kam durch die Ränke von Poüphars Weib, der Kämmerer des ägyptischen Königs war, ins Gefängnis, gelangte später zu hohen Ehren und ließ seine Brüder ins Land kommen. Als auf Befehl eines ägyptischen Königs alle neugeborenen israelitischen Knaben ertränkt werden sollten, erhielt die treue Mutter des Moses ihr Kind, und Pharaos Tochter wurde die Retterin desselben. Als Moses das Volk Israel aus Ägypten führte, folgte unter den israelitischen

3. Geschichte des Altertums - S. 63

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 10. Die Frauen der orientalischen Völker. 63 Frauen auch seine Gemahlin Z ipora und seine Schwester Mirjam, eine Prophetin, dem Zuge. Die letztere nahm eine Pauke in die Hand, und alle Weiber folgten ihr mit Pauken und Reigen, und Mirjam sang ihnen vor: „Lasset uns dem Herrn singen, denn er hat eine herrliche That gethan." Als Josua die Stadt Jericho belagerte, verriet R a h a b die Stadt an die Israeliten. Unter den Richtern befand sich auch eine Frau Namens Debora, welche durch ihre Sehergabe dem Volk den Sieg über seine Feinde verkündete. In den Kriegen mit den Philistern tritt der gewaltige Held Simson auf, welcher, durch den Verrat der Delila seiner Locken beraubt, seine Stärke verlor. Nachmals war infolge der Mishandlung einer Frau durch den Stamm Benjamin ein allgemeiner Angriff der übrigen Stämme auf denselben hervorgerufen worden, fodaß er beinahe vernichtet wurde. Um sich wieder zu kräftigen, raubten später die Männer des Stammes Benjamin die Frauen in den Weinbergen zu Silo, als eben dort zur Weinlese fröhliche Tänze aufgeführt wurden. Der Debora glich an Heldenmut die schöne Judith, welche den feindlichen Feldherrn Holofernes bethörte und ihm zur Rettung ihrer bedrängten Brüder das Haupt abschlug. Nicht minder ist die unglückliche Tochterjephtaszu bewundern, welche willig und freudig der Welt und ihrer Lust entsagte, als der Vater ein unvorsichtiges Gelübde gethan hatte. Nach ihr begegnen wir der sanften Moabitin Ruth, deren rührende Auswanderung aus dem Vaterlande nebst ihren späteren Schicksalen die heilige Schrift selbst in einer kleinen Urkunde erzählt. Wir finden ferner erwähnt: die treue Königstochter Michal, welche ihren Gemahl David den Nachstellungen Sauls glücklich entzieht; die schöne Bathfeba, welche der König David dadurch gewann, daß er ihren Gemahl im Felde den Tod finden ließ; die grausame Königin Athalja, die, um den Baalsdienst zu sichern, ihre Verwandten hinrichtete, zuletzt aber auf Befehl des Hohenpriesters getötet wurde; die schöne Esther, welche, zur Gemahlin des Königs Ahasverus erhoben, ihr Volk rettete; die fromme Susanna, die, zum Tode verurteilt, durch den jungen Daniel gerettet und unschuldig befunden wurde. Die Geschichte der israelitischen Frauen nach ihrer Rückkehr aus der Gefangenschaft zeigt herrliche Beispiele von der treuesten Anhänglichkeit an den Glauben der Väter. König Antiochus wollte sie zum Abfalle von ihrer väterlichen Religion zwingen und ließ die Mütter, welche ihre Kinder zum Tempel brachten, ermorden. Da war auch eine Mutter mit sieben Söhnen, welche der König zwingen wollte.

4. Geschichte des Altertums - S. 153

1889 - Wiesbaden : Kunze
24. Spartas Vorherrschaft. 153 nichts weiß." Und doch hatte ihn das Orakel zu Delphi den weisesten aller Menschen genannt. Sein Ende. Seine freimütige Lehre und in noch höherem Grade die Erfolge seiner Lehrweise hatten ihm Feinde und Neider zugezogen. Der große Haufen stellte ihn ohnedies mit den Sophisten in eine Linie, und so nahm man gern die gegen ihn gerichtete Anklage auf, daß er die vaterländischen Götter verachte und die Jugend verderbe. Der 70jährige Greis verteidigte sich selbst, verwies die Richter auf seine Schüler und zeigte, wie er sein ganzes Leben der Verbreitung der Wahrheit gewidmet habe. Allein obwohl er nachgewiesen hatte, daß die Anklage unwahr sei, wurde er doch mit geringer Stimmenmehrheit zum Schierlingsbecher verurteilt. Er murrte nicht über sein Schicksal, sondern freute sich, in der Unterwelt zu besseren Richtern und zu den gepriesenen Helden der Vorzeit zu kommen. Dreißig Tage mußte er noch bis zur Vollziehung des harten Spruches warten; denn das heilige Schiff, welches seit Theseus jährlich nach Delos gesandt wurde, um dem Apollo die versprochenen Opfer darzubringen, war noch nicht zurückgekehrt, und so lange dasselbe abwesend war, durfte in Athen kein Todesurteil vollzogen werden. Seine Schüler kamen täglich zu ihm, Kriton bestach sogar den Kerkermeister und suchte Sokrates zur Flucht zu bewegen; aber Sokrates war von der Wahrheit seiner Lehre so überzeugt, daß er für sie sein Leben lassen wollte und äußerte, ein braver Bürger müsse in allen Fällen sich den Gesetzen des Staates unterwerfen. So rückte allmählich sein Todestag heran. Seine Schüler waren im Gefängnis um ihn versammelt, und er redete in ergreifender Weise zu ihnen über die Unsterblichkeit der Seele. Dann trank er gegen Abend den Giftbecher. Als ihm die Glieder schwer wurden, begab er sich auf sein Lager; doch nach kurzer Zeit richtete er sich noch einmal auf und sprach, um damit anzudeuten, daß der Tod Genesung bringe, zu Kriton: „Ich bin dem Äskulap (dem Gott der Ärzte) einen Hahn schuldig; vergiß nicht, ihm denselben zu opfern." Hierauf hüllte er sich in seinen Mantel und verschied im 71. Jahre seines Lebens 399. §. 24. Spartas üoclieccfchaff. Griechenland Hatte nach Beendigung des peloponnesischen Krieges die ersehnte Ruhe nicht gesunden. Nach Athens Fall war Sparta wieder zur Hegemonie gelangt. Auf seine Veranlassung wurden die demokratischen Verfassungen überall, wo sie noch bestanden, aufgehoben und aristokratische Staatseinrichtungen getroffen, durch welche die

5. Geschichte des Altertums - S. 165

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 27, 2. Alexander erobert das Perserreich. 165 Grund aus zerstört, 30 000 Einwohner als Sklaven nach allen Richtungen hin verkauft und das Stadtgebiet an die benachbarten Orte verteilt. Nur die Tempel, das Haus des Dichters Pindar {§. 29) und die Burg Kadmea blieben verschont. Dieses strenge Strafgericht verbreitete allerwärts Schrecken und brachte den Hellas wieder zur Ruhe. Gegen die übrigen Städte zeigte sich Alexander nachsichtig und ließ sich selbst gegen Athen besänftigen. Nachdem die Ruhe hergestellt war, lud er die Vertreter der Griechenstaaten zu einer Zusammenkunft in Korinth ein, zu der alle bis auf die Spartaner erschienen, und ließ sich wie sein Vater zum Oberfeldherrn gegen die Perser ernennen. In Korinth lebte damals der wunderliche Philosoph Diogenes, welcher die höchste Weisheit in die Enthaltsamkeit und die Verachtung aller Bequemlichkeit setzte. Er ließ seinen Bart ungeschoren, trug einen zerlumpten, schmutzigen Mantel, aß ohne Löffel, trank aus der hohlen Hand und wohnte in einer Tonne auf dem Markte. Alexander wünschte den Sonderling kennen zu lernen und begab sich deshalb mit seinem Gefolge zu ihm. Er redete mit ihm und fand seine Antworten treffend und geistvoll. Als er ihn darnach aufforderte, sich eine Gnade auszubitten, erwiderte Diogenes nur: „Gehe mir ein wenig aus der Sonne!" Da lächelte der König und meinte, wenn er nicht Alexander wäre, so möchte er wohl Diogenes sein. — Auch den Maler Apelles besuchte Alexander. Dieser hatte gerade ein Pferd gemalt, und Alexander wußte allerlei an demselben auszusetzen. Als aber sein eigenes Pferd in die Nähe des Bildes geführt wurde, wieherte es, worauf Apelles sagte: „Alexander, dein Pferd versteht mehr von der Malerei als du." Einige Tage darnach urteilte Alexander ebenso abfällig über ein anderes Gemälde. Da stieß ihn Apelles an und sagte leise zu ihm: „Höre auf, Alexander; siehe, die Jungen dort, die mir die Farben reiben, lachen dich aus!" Als Alexander durch den Hellas zurückreiste, besuchte er Delphi, um das Orakel über sein Vorhaben befragen zu lassen. Er kam aber gerade an einem Tage dahin, wo das Gesetz die Erteilung eines Orakels verbot. Doch Alexander wollte dieses Verbot nicht gelten lassen, sondern zog die Priesterin mit Gewalt in das Heiligtum, sodaß diese unwillig ausrief: „Mein Sohn, du bist unwiderstehlich!" Dieser Ausruf genügte dem jungen Helden; er betrachtete ihn als das günstigste Orakel und verließ die heilige Stätte. 2. Alexander erobert das Perserreich. Im Frühjahre 334 trat Alexander, nachdem er dem Anti-pater die Aufsicht über Macedonien und Griechenland übertragen hatte, mit einem auserlesenen, wenn auch kleinen Heere von 35 000 Mann durch Macedonien und Thracien den Zug gegen Persien an. Sein Freund H e p h ä st i o n, die trefflichsten Feldherrn, wie Par-menio, Klitus, Perdikkas u. a., sowie Geschichtschreiber und Gelehrte aller Art begleiteten ihn. Am Hellespont angelangt.

6. Geschichte des Altertums - S. 169

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 27, 2. Alexander erobert das Perserreich. 169 daß nicht euch für seine Krieger Wasser vorhanden sei, goß er es auf die Erde, weil er vor diesen nichts voraus haben wollte. Da riefen seine Sol- daten voll Bewunderung jubelnd: „Wir sind nicht matt, nicht durstig; wir halten uns nicht für sterblich, so lange wir einen solchen König haben." Statt dem unglücklichen Darius zu Hilfe zu kommen, hatte sich B e f s u s treulos gegen ihn empört, ihn gefangen genommen und bei dem Herannahen des Alexander mit ihm die Flucht ergriffen. Um schneller von dannen zu können, brachte er dem Perserkönig töd- liche Wunden bei und ließ ihn liegen. Die vorauseilenden mace-donischen Soldaten fanden den Darius, mit dem Tode ringend, und konnten ihn noch mit einem Trunke laben. Als Alexander kam, war er eine Leiche. Gerührt über das tragische Geschick seines Gegners, zog der König sein Oberkleid aus, bedeckte damit den Leichnam und ließ ihn in die königliche Gruft nach Pasargadä bringen. Sobald er den Mörder in seine Hand bekam, ließ er ihn geißeln und ans Kreuz schlagen. Alexander drang bis zum Jaxartes vor und verweilte drei Jahre in den östlichen Ländern des persischen Reiches. An den wichtigsten Punkten wurden feste Städte angelegt, die zum Teil seinen Namen erhielten (wie das heutige Herat und Kandahar), und durch macedonische Besatzungen gesichert; die Provinzen ließ er durch Mace-donier oder zuverlässige Perser verwalten. Den Bewohnern wurden gleiche Rechte mit den Macedoniern bewilligt. Nach dem großen Plane Alexanders sollte griechische Kultur bis in die entlegensten Teile des Perserreiches dringen. Mit Darius sollte das alte Königshaus abgethan sein, in Alexander sollte der Bringer einer neuen und besseren Ordnung erkannt werden; Macedonien, Griechenland und das Perserreich sollten in Zukunft ein großes, einheitliches Reich bilden. In Baktrien vermählte Alexander sich mit Roxäne, „der Perle des Morgenlandes", der Tochter eines baktrischen Fürsten. Um die persischen Unterthanen mit seiner Herrschaft zu befreunden, schonte er ihre Einrichtungen und Gebräuche und nahm selbst persische Tracht und Sitten an. In persischem Königsmantel, umgeben von orientalischem Prunk, nahm er die Huldigungen der Asiaten entgegen, und selbst von seinen Macedoniern und Griechen forderte er die Beobachtung orientalischer Hofgebräuche. Dieses Auftreten Alexanders verletzte aber den Ehrgeiz und erregte die Unzufriedenheit der macedonifchen Großen. Sie sahen diejenigen sich gleichgestellt, über welchen sie als die Herrn und Gebieter stehen wollten; sie glaubten sich von dem zurückgesetzt und mißachtet, dem

7. Geschichte des Altertums - S. 191

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 30. Die griechischen Frauen. 191 allen, die sie kennen, hochgeehrt. Das Volk erblickte in ihr eine Göttin und empfing sie, so oft sie sich zeigte, mit lautem Zuruf und freudigem Gruße. Es fehlte ihr nicht an Geist und Einsicht; denn auch die Zwistigkeiten der Männer entschied sie mit Verstand. Die Hauptbeschäftigung der Frauen bestand im Spinnen, Weben, Sticken und Waschen. Die königliche Nauslkaa fährt selbst hinaus, reinigt die Wäsche mit ihren Mägden und Gespielinnen und kehrt nach gethaner Arbeit in den Palast des Vaters zurück. Mahlen, Kochen und Backen war den Sklavinnen überlassen; über alles wachte die bedächtige Hausfrau. Gewöhnlich hielten sich die Frauen im oberen Stockwerke des Hauses auf; allein Arete und Penelope erschienen zuweilen auch im Saale der Männer und nahmen Anteil an dem Mahle. Auf der Straße zeigten sie sich nur verschleiert. Das Hausgesinde, besonders wenn es treu diente, wurde freundlich und liebevoll behandelt. Auf die Schicksale einiger Frauen der griechischen Heldenzeit wollen wir besonders zurückkommen. Die unglückliche Königin von Troja, Hskabe, des Priamos Gemahlin, verlor ihren Gatten und alle Söhne; von ihren Töchtern wurde Polyx6na am Grabe des Achilleus geopfert, und Kassandra, welche einst dem Apollo für die Gabe der Weissagung ihre Gunst versprochen, aber ihr Wort gebrochen hatte und darum für ihre prophetischen Aussprüche nie gläubige Ohren fand, als Sklavin fortgeführt. Medea, die Gemahlin des Jason, welche ihren jüngeren Bruder ihrer eignen Rettung wegen gemordet hatte, tötete ihre eigenen Kinder, Klytämnestra ihren Gatten Agamemnon, Jokaste legte aus Verzweiflung Hand ans eigne Leben, wie später die edle, unglückliche Antigone und Kreons Gemahlin Eurydike. Die Tochter des Königs Minos, Ariadne, rettete dem Theseus das Leben, Jphigenia ging freudig für den Frevel des Vaters zu dem Opferaltar und fand Gnade vor Artemis, während ihre Schwester Elektra alle Unbilden der zürnenden, sündhaften Mutter erdulden mußte, bis Orestes die Rache an Ägisthos und Klytämnestra vollführte. Mit Elektra hat Antigones Schwester Jsmene, eine ächt weibliche Natur, viel Ähnlichkeit; sie will lieber alles Herbe und jegliches Unrecht erdulden, als sich auflehnen gegen die Gesetze des Königs, und bekämpfen, was das schwache Mädchen zu ändern nicht vermag. 2. Die Frauen bei Hesiod. Wenn ein späterer Dichter als Homer, nämlich Hesiod, welcher im 9. Jahrhundert vor Chr. lebte, von den Frauen übel redet und vor ihnen warnt, so darf

8. Geschichte des Altertums - S. 192

1889 - Wiesbaden : Kunze
192 Zweiter Abschnitt. Dritter Zeitraum. daraus nicht geschlossen werden, als ob sie nun auf einmal um Vieles schlechter geworden seien. Das thut auch schon Agamemnon, als er dem Odysseus in der Unterwelt begegnet. Die Zeiten hatten sich geändert, die Menschen auch. Hesiod kennt nicht mehr den Sonnenglanz eines heiteren, ungetrübten Lebensgenusses, wie er an den Hösen der Fürstenhelden zu Homers Zeit üblich war. Damals saßen diese in festlichen Sälen beim Mahle und tranken herzerfreuenden Wein, und war das Verlangen nach Speise und Trank gestillt, so vernahm man gern aus dem Munde der Sänger den Ruhm und die Thaten gleichgesinnter, wackerer Helden. Zu Hesiods Zeit war das Leben durch den Erwerb bedingt, welcher Sorgen und Arbeit, Glück und Unglück, Hoffnung und Furcht bringt. Männer und Frauen waren anders geworden, weil das Leben sich anders gestaltet hatte. Hesiod sagt von den Frauen: „Es gibt gute wie böse; nichts Besseres kann einem Manne zu teil werden, als ein gutes Weib, nichts Schlimmeres, als ein böses. Man muß sich nicht durch ein eitles, gefallsüchtiges Wesen, das mit glatter Rede sich in die Gunst der Männer einschleichen will, bethören lassen. Wer solch einem Weibe vertraut, traut Dieben" rc. Die Frauen der Heroenzeit genossen im allgemeinen mehr Freiheit als dies in späterer Zeit bei den meisten griechischen Stämmen der Fall gewesen zu sein scheint. Nur in Sparta behielten namentlich die Jungfrauen allerlei Vorrechte, welche andere Griechinnen entbehrten. 3. Die spartanischen Frauen. Für die Erziehung der spartanischen Mädchen enthielten die Gesetze Lykurgs die leitenden Bestimmungen. Da derselbe vor allem eine kräftige Jugend für den Staat heranbilden wollte, so mußten auch die Mädchen im Ringen, Laufen und Lanzenwerfen in besonderen Gymnasien sich üben. Ebenso wurden sie angehalten, Hitze und Frost, Hunger und Durst und allerlei Mühseligkeiten ertragen zu lernen, in ihren Antworten sich kurz und treffend zu fassen und den Gesetzen des Staates folge zu leisten. Ganz im Gegensatze zu der in Athen herrschenden Sitte durften die spartanischen Mädchen frei aus dem Hause sich bewegen und bei Festen mit den Jünglingen Züge und Reigen gemeinschaftlich veranstalten. Die Jünglinge lebten vor den Augen der Jungfrauen, und wie sie ihren Spott und Tadel zu fürchten hatten, so galt es als eine große Ehre von ihnen gelobt zu werden. Dadurch war in Sparta die Möglichkeit gegeben, welche den athenischen Mädchen ganz und gar versagt war, daß die Jünglinge und Jungfrauen einander

9. Geschichte des Altertums - S. 274

1889 - Wiesbaden : Kunze
274 Dritter Abschnitt. Zweiter Zeitraum. in seinem Heere, die feindliche Übermacht besiegte. Er behandelte die Gefangenen mit Großmut und schenkte den vornehmen Römern bald wieder die Freiheit. Pompejus war glücklich entkommen und hatte sich nach Kleinasien gewandt, wo er Schutz und Aufnahme zu finden hoffte. Allein die Städte und Könige, welche er früher erhoben hatte, verließen ihn jetzt und nötigten ihn mit seiner Gemahlin Cornelia zur Flucht nach Ägypten. Hier fand er unerwartet seinen Tod. Der König von Ägypten, Ptolemäus, glaubte nämlich sich Cäsar gefällig zu erweisen, wenn er denselben von seinem Gegner befreie, und gab den Befehl, den Pompejus, sobald er ans Land steige, zu töten. So geschah es: ohne einen Laut des Schmerzes hören zu lassen, endete Pompejus 48. Als Cäsar drei Tage nachher landete und den Kopf und Siegelring seines ehemaligen Eidams erblickte, wußte er den Mördern keinen Dank, sondern wandte sich mit Verachtung von ihnen und vergoß Thränen über das traurige Schicksal dessen, der ihm einst so nahe gestanden hatte. §. 50. ®a|ats Mlatfit und inde. Cäsar hatte nur ein Heer von 3000 Mann mit nach Ägypten genommen. Trotzdem mischte er sich in den Thronstreit zwischen dem jungen König Ptolemäus Ix. und dessen Schwester Cleopatra, welche sich heimlich zu Cäsar begab und ihm klagte, daß ihr Bruder sie verjagt und das Testament ihres Vaters umgestoßen habe. Kleopatra war eine schöne, geistreiche, stolze Frau und wußte ihre Bitten so schmeichelnd und einnehmend vorzutragen, daß Cäsar ihr Beistand versprach. Dadurch geriet er aber in einen Krieg mit Ptolemäus und dem ägyptischen Volk, der ihn in große Gefahr brachte. Er wurde 9 Monate lang in Alexandrien eingeschlossen, wo er sich in der Königsburg mit wunderbarer Kunst verteidigte. Als dieselbe mit einem Teil der alexandrinischen Bibliothek in Flammen aufging, wußte er sich auf der naheliegenden Insel Pharus noch so lange zu halten, bis er aus Asien Verstärkung erhielt. Der ägyptische König wurde nun in die Flucht geschlagen und ertrank 47 im Nil. Cäsar übertrug hierauf der Kleopatra Ägypten als Lehnsreich und gab ihr einen jüngeren Bruder als Mitregenten. Auf die Nachricht, daß Pharnaces, der Sohn des Mithridates von Pontus, sich empört habe, eilte Cäsar sofort nach Asien und vernichtete mit einem Schlage das ganze Heer des feindlichen Königs.

10. Geschichte des Altertums - S. 288

1889 - Wiesbaden : Kunze
288 Dritter Abschnitt. Dritter Zeitraum. tums mit ihren Göttern, deren Zahl sich immer mehr vergrößerte, je mehr man in den einzelnen Gegenständen der Schöpfung eine göttliche Kraft erkannte. Im Bewußtsein der Schuld suchte man diese Götter durch Gebete, Opfer und Büßungen zu versöhnen, ohne jedoch den verlorenen Zustand der Heiligkeit dadurch wieder zu gewinnen. Durch das ganze Heidentum zieht sich dieses Gefühl der Schuld, und gerade die erleuchtetsten Geister der Griechen und Römer sprechen sich darüber am klarsten aus, wenn sie von einem allgemeinen Verderben, von einem angebornen Übel, von einer Krankheit der Menschheit reden, für die es kein menschliches Heilmittel gebe. War nun auch in den Religionen des Heidentums der Glaube an den einen lebendigen Gott verloren gegangen, so hatte sich dieser Gott doch den Heiden nicht unbezeugt gelassen. Seine Weisheit lenkte, ihnen selbst unbewußt, auch ihre Geschicke und gestattete es ihnen, auf dem Gebiete des Endlichen und Reinmenschlichen, in Wissenschaft und Kunst, in Staat und Sitte, Großes und Herrliches zu leisten, wie die Geschichte der Griechen und Römer zur Genüge beweist; aber sie gelangten durch seine Führung auch zu der Erkenntnis, daß die auf ihre eigene Kraft gestellte Menschheit den lebendigen Gott nicht zu finden vermag. Immer mehr mußte sich, die innere Hohlheit und Haltlosigkeit des Heidentums erweisen; es vermochte das religiöse Bedürfnis der Menschen nicht zu befriedigen, das tiefe Sehnen des Herzens nicht zu stillen und dem Gemüte die verlorne Ruhe nicht wiederzugeben. Als nun die Weisheit der Zeit, die Philosophie, obgleich sie den lebendigen Gott nicht zu finden im stände war, den Widerspruch und die Hohlheit der alten Götterlehre aufdeckte, da wurde die ganze Religion dem Hohn und Spott preis gegeben, und der Götterdienst sank zu einem leeren Spiele herab, das den Priestern nur zur Befriedigung ihrer Habsucht, dem gemeinen Volke zum durchlöcherten Deckmantel der Sünde, dem Gebildeten zum Gegenstand des Witzes wurde. Mit dem Zerfalle des alten Götterglaubens war eine quälende Unruhe des von Zweifeln zerrissenen Herzens verbunden, eine Angst des Gewissens, das vergebens nach Trost suchte, Gefühllosigkeit und Gewaltthätigkeit gegen andere, tiefe Entsittlichung und Lasterhaftigkeit. Die Unruhe des Herzens zeigte sich z. B. bei den entarteten Römern darin, daß viele, mit ihrem eigenen Götterdienste unzufrieden, nach fremden, ihnen unverständlichen Götterdiensten griffen und dadurch in noch tiefere Irrtümer fielen. Andere versanken in Unglauben und Leugnung alles Göttlichen; Zeichen der Lasterhaftigkeit sind die unsinnigste Verschwendung, die unnatürlichsten
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