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1. Altertum und Mittelalter - S. 137

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 137 — falls durch eine Vermögensbuße gesühnt werden, jo daß es für Lut Freien keine Leibes- oder Lebensstrafe mehr gab, wenn er das festgesetzte Wehrgeld zu erlegen vermochte. Schuld oder Unschuld wurde nicht durch Zeugenbeweise vor Gericht dar-gethan, sondern durch Eid und Eideshelfer: in zweifelhaften Fällen suchte man das Recht durch ein Gottesurteil, das bei Freien tu einem öffentlichen Zweikampf, bei Unfreien in einer Feuer- oder Wasserprobe bestand. Wurde in der Volksgemeinde ein Krieg beschlossen, so wählten die waffenfähigen Männer aus den durch Ehre, Reichtum und Tapferkeit hervorragenden Geschlechtshäuptern einen Anführer (Herzog) und hoben ihn auf den Schild, um ihn der Versammlung zu zeigen. Der Gewählte bot sodann den Heerbann auf, welchem jeder wehrhafte Gaueingesessene angehörte, und von dem sich nur Alte und Gebrechliche fernhalten durften. Oft unternahmen auch anerkannt tüchtige Führer auf eigene Hand Kriegs- und Beutezüge, zu denen sich ihnen thaten-lustige Jünglinge freiwillig anschlossen, um als ihr Gefolge mir ihnen und für sie zu kämpfen und Ehre und Gewinn mit ihnen zu teilen. Wer das zahlreichste und tapferste Gefolge besaß, genoß das größte Ansehen, so daß es ihm gegebenenfalls nicht schwer werden konnte, sich zur herzoglichen Würde emporzuschwingen. Unter Führung ihres Heerfürsten und begleitet von dem Priester, der das Strafrecht im Namen des Kriegsgottes ausübte, zogen die Germanen ins Feld, in einfacher Rüstung, einen kleinen Schild von Holz oder Weidengeflecht und mit Farben bemalt in der Linken, die Rechte bewehrt mit der Framea, dem zu Hieb, Stoß und Wnrs geeigneten kurzen Speer mit schmaler Eisenspitze. Ihr Angriff war heftig und stürmisch, und ihr Schlachtgesang, zu dessen Kräftigung sie wohl den Schild vor den Mund hielten, glich einem wilden Meeresgetose, wenn die sturmgepeitschten Wellen an der Brandung anprallen. Den Schild zurückzulassen, galt als unauslöschliche Schmach; wer solche Schande auf sich lud, wurde als Ehrloser aus der Volksgemeinde und von den Religionshandlungen ausgeschlossen, und mancher Überlebende hat sich später durch eigene Hand den Tod gegeben. Wie den Römern der republikanischen Zeit ging auch den Germanen der Waffenruhm über olles, und um sich zur Erlangung desselben geschickt zu machen, ahmten sie selbst im Frieden den Krieg bei passenden Gelegenheiten nach. Ihre Kampfspiele waren eine edle Turnerei, wobei nackte Jünglinge vor den Augen des Volks ihre Gewandtheit zeigten, bald mit dem Schwerte sich messend, bald im Schwünge die Framea gegen einander schwingend, ohne anderen Preis als

2. Altertum und Mittelalter - S. 160

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 160 — Throne stieß, benutzte dies Justinian als willkommenen Vorwand zum Kriege und schickte seinen erfahrenen Feldherrn Belisar mit einem Heere nach der afrikanischen Küste ab. Gelimer wurde in zwei Schlachten geschlagen und schließlich gefangen genommen und das Gebiet des durch einen kurzeu 534 Feldzug zerstörten Vandalenreichs in eine oströmische Provinz verwandelt. Jetzt erhielt Belisar Befehl, auch das Gotenreich in Italien zu raschem Fall zu bringen. Hier führte nach Theodorichs Tode dessen Tochter Amalasuntha für ihren unmündigen Sohn Athalarich die Regierung, um dann im Jahre 534, als der letztere starb, ihren Vetter Theodat zum Gemahl und Mitregenten anzunehmen, der indes die Gattin wenige Monate darauf treulos ermorden ließ. Dies war für Justinian, zu dem Amalasuntha in den freundschaftlichsten Beziehungen gestanden, und die er mit heuchlerischer Miene rächen zu müssen vorgab, Grund genug zu einem bewaffneten Einschreiten gegen den König, dessen schwächliche Haltung ihm gleich von vornherein jeden Erfolg zu verbürgen schien. In der That sah derselbe dem siegreichen Vordringen Belisars ruhig zu, so daß sich endlich die entrüsteten Goten von ihm lossagten und den Vitiges, einen Mann von geringer Herkunft, aber erprobter Tapferkeit, auf den Schild erhoben. Doch auch dieser war dem Feldherrntalent Belisars nicht gewachsen und mußte sich nach 539 einer Reihe verlustvoller Kampfe in das feste Ravenna zurückziehen, wo ihn sein Gegner einschloß und durch kluge Unterhandlungen zur Ergebung brachte. Thörichterweise rief der argwöhnische Justinian seinen verdienten Heerführer gerade in dem Augenblicke ab, da er das ihm gesteckte Ziel so gut wie erreicht hatte, worauf die zur Besinnung kommenden Goten einen neuen König in der Person des trefflichen Totilas erwählten, welcher fast ganz Italien den Griechen wieder entriß. Jetzt sandte der Kaiser den Belisar auf den Schauplatz seines Ruhmes zurück, unterstützte ihn aber so wenig, daß er schließlich selbst um seine Abberufung bat, um durch den nicht minder ausgezeichneten Narses ersetzt zu werden. Dieser lieferte den Goten 552 bei dem Dorfe Tagina in Toskana eine Schlacht, welche mit dem Siege der Byzantiner und dem Falle des Totilas endete, und griff dann dessen Nachfolger Tejas in der Nähe des Vesuvs an, ihm und seinen Scharen trotz des bewunderungswürdigsten Heldenmutes das gleiche Los des Todes und der Niederlage bereitend. Drei Jahre später wurde auch der letzte Rest des tapferen Volkes in einem festen Bergschlosse Unter-555 Italiens zur Ergebung gezwungen. Nun wurde Narses Statthalter (Exarch) des zu einer ost-

3. Altertum und Mittelalter - S. 139

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 139 - auf den Holzstoß gehäuft, dafür gab man jedem feine Rüstung, manchem auch fein Streitroß ins Feuer mit. Die Grabstätte bildete ein Rafenhügel, denn der Denkmäler stolze, türmende Pracht verschmähte man, als die Abgeschiedenen drückend. Klagen und Thränen legten die Deutschen schnell ab, langsam Betrübnis und Schmerz; Frauen, meinten sie, zieme Trauer, Männern Andenken. Aus den Nachrichten der Alten über das germanische Religionswesen lernen wir, daß unsere Vorfahren ihre Abhängigkeit fühlten von höheren Mächten, deren Walten sie in der Natur wie im Menschenleben ahnten und erkannten; daß sie bemüht waren, den Willen dieser Mächte zu erforschen und ihr Denken und Handeln darnach zu ordnen; daß sie denselben durch Opfergaben und Gebete in den Tagen des Glückes und des Segens ihren Dank darbrachten und in den Tagen der Not und Angst deren Gnade und Hilfe erflehten oder ihren Zorn zu sühnen suchten; daß sie zu Stätten ihrer Verehrung Wälder und Haine, Flüsse und Quellen erkoren, wo sie im Schatten geheiligter Baume ihre Steinaltäre erbauten, ihren blutigen Opferdienst feierten und sich in Demut vor der Nahe der Unsichtbaren beugten. Ihr oberster Gott hieß Wodan oder W ii ota n (nordisch Odin), der Allvater und höchste Lenker der Welt, der den Menschen und allen Dingen Gestalt und Schönheit giebt, von dem die Dichtkunst ausgeht und der Sieg im Kampfe kommt, von dem aber auch die Fruchtbarkeit des Feldes wie überhaupt die mancherlei irdischen Güter und Gaben abhängen. Als König der Götter thront er in feiner Himmelsburg auf einem Hochsitz, von leuchtendem Golde gefertigt, von wo aus er mit feinem einzigen Auge die Erde und die Wohnungen der Menschen überschaut. Mau dachte ihn sich in vollem Waffenschmuck, mit Helm, Schwert und Speer auf weißem Rosse die Lüfte durchschneidend oder an der Spitze seiner Helden, des „wilden Heeres", auf die Jagd ausziehend. Ihm waren besonders die Berge geweiht, und als fein heiliger Wochentag galt der Mittwoch. Wodan umarmte die Erde, da gebar sie dem Himmelskönig den kraftvollsten und erhabensten seiner Söhne, den Donar, nordisch Thor genannt. Er ist seines Vaters rechte Hand, gebietet über Wind, Regen und Wolken und kündigt sich durch Wetterstrahl und rollenden Donner an, ist aber bei aller Furchtbarkeit den Menschen freundlich gesinnt und der treue Beschützer der Landleute, die zu ihm um Segen und um Gedeihen ihrer Saaten flehten. In der Vorstellung der alten Germanen lebte er gewöhnlich als der rotbärtige Donnerer, der zürnend in feinem Wagen baherrollt, mit der Linken das Bockgefpann lenkend, mit der

4. Altertum und Mittelalter - S. 162

1894 - Halle a.S. : H. Peter
Das Zuittelalter I. Das ^rankenreich. § 34. Die Merovinger. Wir haben mehrfach gesehen, wie auch an den Franken die Stürme der Völkerwanderung nicht spurlos vorübergingen. Ihre Wohnsitze veränderten sie indes nur insofern, als der eine Teil, die salischen Franken, sich über das belgische Gallien ausbreiteten, während die ripua-rischen Franken in den alten Stammesgebieten an den Ufern des Mittelrheins verblieben. Im Jahre 481 erhielten die 481 Salier den jungen, kaum 15jährigen Chlodwig, den Sohn bis Childerichs und Enkel des Meroväns, zum Könige, dem es be-ol1 schieden sein sollte, mit gewaltigem Arm in die Geschicke des Abendlandes einzugreifen und sein Volk auf die erste Stufe der Macht zu erheben. Das weströmische Reich war eben ausgelöst, und die in dasselbe eingedrimgenen Germanen stritten sich um die letzten Reste der schönen Beute. In Gallien bestaub noch an der Seine eine kleine Statthalterschaft, über welche mit der Unabhängigkeit eines Fürsten der wegen seiner Tugenden hochgeachtete Syagrins herrschte. Diesen griff Chlobwig an der Spitze überlegener Heerhaufen an, schlug ihn unter den Mauern 486 seiner Resibenz Soissons aufs Haupt und legte durch Besitznahme des eroberten Laubes den Grunb zu dem immer mächtiger anfstrebenben Frankenreiche. Einige Jahre später vermählte er sich, um Ansprüche auf Burgunb zu erhalten, mit Chlotilbe, einer Richte des dortigen Königs Gundobald, der einst den Vater der Jungfrau mit eigener Hand ermordet hatte. Zu einer Verfolgung dieser Ansprüche kam es indes vorläufig nicht, da ein Krieg mit den Alemannen drohte,

5. Altertum und Mittelalter - S. 157

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 157 - wo sich ihm auch Teile der Alemannen, Bnrgunden und Franken # anschließen mußten. Unter grauenhaften Verwüstungen drang er in das Innere von Gallien ein, manche blühende Stadt dem Erdboden gleich machend, bis sich ihm auf der breiten cata-launischen Ebene bei Chalons a. d. Marne die Heerhaufen 451 des römischen Oberfeldherrn Atztins und des Westgotenkönigs Theodorich nebst beträchtlichen Scharen von Bnrgunden, Franken, Alemannen, Sachsen und Alanen zur Entscheidungsschlacht entgegenstellten. Attila wurde nach hartnäckigem Kampfe geschlagen und trat auf demselben Wege, den er gekommen, den Rückzug nach Pannonien an, doch nur um dort neue Kräfte zu einem abermaligen Angriff zu sammeln. Schon im nächsten Frühjahr unternahm er einen verheerenden Einfall in Nord-italten, erstürmte und zerstörte das volkreiche Aquileja und trieb die Bewohner auf die nahen Sandinseln des adriatischen Meeres, wo sich in der Folge das stolze Venedig aus dürftigen Anfängen erhob. Dann suchte er mit seinen barbarischen Horden die fruchtbaren Gefilde der Poebene heim und bereitete sich eben vor, seine Kriegsvölker nach der ewigen Stadt zu führen, als es einer römischen Gesandtschaft, an deren Spitze der Bischof Leo der Große stand, gelang, den Gewaltigen zur Umkehr zu bewegen. Bald darauf starb er am Morgen 453 nach seiner Vermählung mit einer schönen Burgunderin eines plötzlichen Todes, um in der pannonischen Ebene mit unendlichen Schätzen in die Erde gesenkt zu werden. Sein Reich aber zerfiel, die von ihm unterworfenen Völker erkämpften ihre Freiheit, und die Reste der Hunnen zogen sich in die Steppen an der Wolga zurück, wo sie in anderen Nomadenstämmen aufgingen. Dem römischen Reiche brachte der Ausgang des Völkerstreites keinen Gewinn, es eilte unrettbar seinem Verfalle entgegen. Valentinian Iii tötete den Aetius mit eigener Hand und wurde zur Vergeltung dafür auf Anstiften des von ihm schwer beleidigten Senators Petronius Maximus ermordet, der hierauf den erledigten Thron bestieg und die kaiserliche Witwe Eudvxia heiratete. Doch die letztere verabscheute aus natürlichen Gründen den Ehebund mit dem im übrigen hochachtbaren Manne und rief als Werkzeug ihrer Rache den Vandalenkönig Geiserich herbei, welcher Rom einer vierzehntägigen 455 Plünderung unterwarf und dadurch indirekt die Steinigung des Petronius Maximus veranlaßte. Seitdem geriet der abendländische Herrscherthron mehr und mehr in Abhängigkeit von fremden Mächten, namentlich auch von den immer übermütiger werdenden germanischen Soldtruppen, die sich eine Menge Bedrückungen und Gewaltthätigkeiten erlaubten und aus jedem

6. Altertum und Mittelalter - S. 169

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 169 — der Religion und Sitte, den Ordnungen und Einrichtungen der Väter mit unveränderlicher Treue ergeben geblieben war. Karls Streben aber ging dahin, sämtliche Germanenstämme zur Anerkennung der fränkischen Oberhoheit und zur Annahme des Christentums und einer entwickelteren Staats- und Lebensform zu bringen, und so mußte er naturgemäß zuerst jene nordöstlichen Nachbarn ins Auge fassen, die ihm überdies durch ihre steten Feindseligkeiten Grund genug zu einem Angriff geboten. Im Frühjahre 772 setzte er daher mit einem Heere bei Worms 772 über den Rhein, drang, ohne ans besonderen Widerstand zu stoßen, bis an die Quellen der Ruhr und Lippe vor, erstürmte die feste Eresburg an der Diemel und zerstörte die sich in der Nähe befindliche Jrminsnl, ein uraltes Heiligtum von zweifelhafter Bedeutung. Die Sachsen beugten sich der Übermacht, leisteten den Eid der Treue und versprachen die christlichen Priester, die den fränkischen Kriegern folgten, in ihrem Bekehrungswerke nicht zu hindern. Karl versicherte sich des bezwungenen Landes durch Geiseln und durch zurückgelassene Besatzungen und zog zu neuen Kämpfen nach Italien. Mit den Longobarden und deren Könige Desiderius hatte der Frankenherrscher anfänglich im besten Einvernehmen gestanden, namentlich seitdem die Tochter des genannten Fürsten seine Gemahlin geworden war. Die Freundschaft verwandelte sich indes bald in das Gegenteil, als Karl die Gattin nach einjähriger Ehe wieder verstieß und Karlmanns Witwe nach Pavia floh, wo sie den Desiderius bewog, die Ansprüche ihrer Söhne auf das väterliche Erbe zu unterstützen. Die nächste Folge davon war ein longobardifcher Angriff auf das Gebiet des apostolischen Stuhles, dessen Inhaber, Papst Hadrian, sich beharrlich weigerte, den vertriebenen fränkischen Königs-kindern die begehrte Salbung zu erteilen Da überstieg Karl mit zwei Heerhaufen den Mont Cenis und den großen St. 774 Bernhard, schlug die Feinde an den Klausen in die Flucht und rückte vor ihre feste Hauptstadt Pavia. Dann begab er sich zur Feier des Osterfestes nach Rom, wo ihm Hadrian einen überaus ehrenvollen Empfang bereitete, den Karl durch Bestätigung und Erweiterung der Pipin'fchen Schenkung vergalt. Bald darauf mußte Pavia dem Belagerungsheere die Thore öffnen, Desiderius wurde gefangen genommen, um wahrscheinlich gleich der Witwe Karlmanns und ihrer Söhne im Dunkel des Klosters zu verschwinden, und an seine Stelle trat der Frankenherrscher als „König der Longobarden". Kaum aber hatte dieser, durch eine Erhebung der Sachsen an den Rhein gerufen, das Land wieder verlassen, als auch die Unterworfenen die Fahne der Empörung aufpflanzten und ihre nationale Un-

7. Altertum und Mittelalter - S. 208

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 208 — ungestört; nur in den nördlichen und östlichen Grenzlanden, wo nach dem Tode Geros drei unabhängige Markgrafschaften errichtet worden waren, nämlich die Nordmark Don der Havelmündung bis znr Ober, die Ostmark oder Lausitzer Mark an der unteren Saale und Mulöe und die thüringische Mark oder Mark Meißen von der oberen Saale bis zur mittleren Elbe, kam es vorübergehend zu blutigen Kämpfen. Als Theophania im Jahre 991 starb, trat Adelheid im Verein mit einem ihr beigegebenen Reichsrat an die Spitze der Regierung, bis Otto nach erlangter Mündigkeit diese selbst übernahm, um sofort den in seinem jugendlichen Herzen gehegten 996 und von Willigis gebilligten Plan einer Heerfahrt nach Italien zu verwirklichen. Unterwegs noch ernannte er an Stelle des eben verstorbenen Papstes seinen kaum 23jährigen Verwandten Bruno, einen Urenkel Ottos des Großen und Enkel des aus dem Lechselbe gefallenen Konrab des Roten, zum obersten Kirchensürsten, das erste Mal, daß eine solche Ehre einem Deutschen zu teil warb. Bruno bestieg unter dem Namen Gregor V den apostolischen Stuhl, bessert in den letzten Zeiten sehr gesunkene Würbe er im Geiste eines Nikolaus I wieder zu heben suchte, und schmückte den 6alb nach ihm in Rom ein-treffenben Vetter mit der Kaiserkrone. Als aber Otto nach Dentschlanb zurückgekehrt und Gregor iu der Lombardei abwesend war, riß in der Tiberstabt ein zweiter Cresceutius die Gewalt an sich, legte sich den Titel „Patricius" und „Con-snl" bei und veranstaltete eine neue Papstwahl, ans welcher der 997 ihm unbebingt ergebene Johann Xvi Hervorging. Schnell eilte der Kaiser mit beträchtlichen Streitkräften über die Alpen herbei, ließ den in der Engelsburg gefangen genommenen Eres-centius Hinrichten und Johann Xvi nach mancherlei Mißhanb-lungen in den Kerker werfen, und als Gregor V nicht lange nachher plötzlich starb, erhob er auf den Stuhl Petri seinen kenntnisreichen Frennb und Lehrer Gerbert, der sich Sylvester Ii nannte und im Sinne Gregors weiter wirkte. Im Jahre 1000, das viele als das Ende der Tage ansahen, unter- 1000 nahm der zu religiöser Schwärmerei geneigte Fürst eiste Wallfahrt nach Gn esen, wo der Heilige Abalbert von Prag, her kurz zuvor als Bekehrer der Heibnischen Preußen den Märtyrertob erlitten, eine Ruhestätte gefunben, und wo nun der kaiserliche Pilger den Grund zu einem neuen Erzbistum legte. Von da begab er sich nach Aachen und ließ sich die Gruft Karls des Großen öffnen, um sich durch den Anblick des gewaltigen Herrschers, dem er in allen Stücken gleich zu werben wünschte, zu hohen Thaten zu begeistern. Dann überstieg er zum brittenmale die Alpen, getragen von dem stolzen Gebanken, das alte

8. Altertum und Mittelalter - S. 222

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 222 — dem Wege nach Augsburg war, bei der Annäherung des Königs schleunigst begeben hatte, da er an dessen friedliche oder vielmehr demütige Absicht unmöglich glauben konnte. Anfangs wollte ihn der Papst gar nicht vor sich lassen, und erst nachdem Heinrich drei Tage lang barfuß und im Büßergewande, zitternd vor Hunger und Kälte, zwischen den kahlen Mauern der äußeren Burg des Spruches des stolzen Priesters geharrt, hob dieser die Excommunication auf und erteilte ihm den apostolischen Segen. Als Preis dafür aber mußte der König in Gegenwart mehrerer Zengen und unter Stellung von Bürgen feierlich geloben, den deutschen Fürsten zu jeder beliebigen Zeit, die der Papst festsetzen würde, alle von dem heiligen Vater für gut befundene Genugthuung zu geben oder nach dem Wunsche und Urteil desselben sich mit ihnen zu vergleichen; ja, das triumphierende Kirchenhaupt legte ihm sogar die Verpflichtung auf, ruhig über die Alpen zurückzukehren und sich der königlichen Gewalt so lange zu enthalten, bis auf einem Reichstage entschieden sei, ob ihm die Krone verbleiben könne oder nicht. Als Heinrich im Schloßhofe von Canossa stand und unmächtig flehend um Erbarmen rang, da mochte er in seinem Innern das Gelübde gethan haben, durch männliches Handeln die ihm widerfahrene Schmach und Erniedrigung auszulöschen. Er suchte daher nach vollzogenem Bußakte vor allem seine alten Freunde in der Lombardei auf, die zwar anfangs um seines unrühmlichen Verhaltens willen ihm verächtlich den Rücken wandten, sich aber doch schließlich durch seine aufrichtigen Versprechungen wieder gewinnen ließen. Dann zog er, mit Geld und Mannschaften von ihnen unterstützt, nach Deutschland heim, wo mittlerweile die Fürsten zu Forchheim in Franken den Herzog Rudolf von Schwaben zum König gewählt hatten. Eine große Zahl geistliche und weltliche Herren sowie die meisten rheinischen Städte fielen dem zurückkehrenden, vom Banne gelösten Monarchen zu, und so konnte dieser mit erhöhtem Vertrauen dem bevorstehenden Kampfe entgegensehen, zumal das Recht in demselben zweifellos völlig auf seiner Seite war. Bald raste ein Bürgerkrieg in den deutschen Gauen, der sich durch die furchtbarste Erbitterung kennzeichnete und das ganze Reich mit Raub, Mord und Verwüstung erfüllte, der indes selbst die überaus heftigen Hauptgefechte bei Melrichstadt in Franken und bei Flarchheim in Thüringen der Entscheidung nicht näher führten. Der Papst beobachtete lange eine abwartende Haltung, bis er endlich im März 1080 Heinrich von neuem in den Bann that, ihn abermals der königlichen Würde entkleidete und zugleich die Wahl Rudolfs von Schwaben an-

9. Altertum und Mittelalter - S. 228

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 228 - letztere durfte es sogar wagen, über die Alpen zu ziehen und . die Hand nach der lombardischen Krone auszustrecken. Doch gerade diese Zersplitterung der hohenstaufischeu Kräfte, die den Feind auf zwei Seiten bedrohen sollte, gereichte der königlichen Partei zum Vorteil, und schon schien der Augenblick nahe, wo sich die Brüder unterwerfen mußten, als Lothar selbst nach Italien gerufen wurde. In Rom waren zwei Päpste gewählt worden, Innocenz Ii und Anaklet Ii, von denen der erstgenannte sich durch seinen Gegner, den Abkömmling einer zu Reichtum und Macht emporgestiegenen Judenfamilie, zur Flucht genötigt sah und bei dem deutschen Könige Schutz und Beistand suckte. Lothar führte ihn nach der Tiberstadt zurück, ließ sich 1133 von ihm im Lateran zum Kaiser krönen, vermochte indes Anaklet nicht ganz zu vertreiben, da derselbe an dem Nor-manenfürsten Roger Ii durch dessen Erhebung zum „König von Neapel und Sicilien" einen starken Bundesgenossen gewonnen hatte. Vor seiner Heimkehr über die Alpen ging er noch einen Vertrag mit Innocenz ein, durch welchen er die Mathilde'schen Güter für sich und seinen Schwiegersohn vom Papste zu Lehen empfing, durch den er mithin in aller Form der Vasall des römischen Stuhles wurde. Nach seiner Ankunft in Deutschland war es sein erstes Anliegen, mit den zur Versöhnung geneigten Hohenstaufen Frieden zu schließen, um dann, und zwar diesmal mit weit bedeutenderen Heeres-1136 kräfteu, eilten zweiten Zug nach Italien anzutreten. In raschem Siegeslaufe eroberte er die gesamten festländischen Besitzungen der Normanen, und schon dachte er daran, den König Roger auch in Sicilien anzugreifen, als ihn das Murren seiner Truppen und ein Streit mit Innocenz wegen der Lehnshoheit über Apulien zur Umkehr bestimmten. In einem Dorfe bei Füssen an der bairischen Grenze ereilte ihn irrt December 1137 der Tod; seine Leiche wurde von der Kaiserin nach Sachsen gebracht und in dem von ihm gegründeten Kloster Lutter feierlich beigesetzt. Nach seinem Abzüge und Hinscheiden gewann Roger das ihm entrissene Unteritalien schnell zurück, und Innocenz, der in Die Gefangenschaft desselben geriet, sah sich gezwungen, den kühnen und beharrlichen Fürsten als König von Neapel und Sicilien anzuerkennen. Für das Ansehn des Reiches im Norden und Osten aber war die Regierungszeit Lothars keine unglückliche gewesen, denn die Polen und Böhmen bewahrten den Gehorsam, die Dänen beugten sich der kaiserlichen Oberherrlichkeit, und Albrecht der Bär aus dem Hause Anhalt oder Askanien, der die Nord mark erhalten hatte, unterwarf alle Stämme der Wenden von der Elbe bis an die User der Oder.

10. Altertum und Mittelalter - S. 232

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 232 - Da erkletterte der kühne Pfalzgraf Otto von Wittelsbach mit einer Anzahl Leichtbewaffneter die hinter der Burg steil aufsteigende Bergwand, eroberte die Feste, hieb die Besatzung nieder und brachte auf diese Weise Rettung aus ernster Gefahr. Während des nun folgenden dreijährigen Aufenthalts in Deutschland ließ es Friedrich seine hauptsächliche Sorge sein, dem Gesetze nach allen Seiten hin Achtung und Geltung zu verschaffen, die Wehrlosen und Schwachen vor Druck und Ungerechtigkeit zu schützen und der Fehdelust der Fürsten und den Räubereien der kleinen Herren mit Ernst und Strenge entgegenzutreten. Viele Ritter, die kein edleres Ziel für ihren Thatendurst sinden konnten, lebten zu jener Zeit vom Stegreise, d. h. sie überfielen von ihren festen Schlössern aus die durchziehenden Kaufleute, beraubten sie ihrer Warenladungen oder nahmen sie gefangen, um sie uur gegen ein hohes Lösegeld freizulassen. Der Kaiser verurteilte eiue Meuge solcker Übelthäter, nachdem er ihre Burgen erobert und niedergerissen hatte, zum Verlust ihrer Güter, zur Hast oder auch zum Tode, und über den Pfalzgrafen bei Rhein sowie über verschiedene andere Große verhängte er wegen Störung des Landfriedens die beschämende Strafe des Huudetragens. Dann zog er gegen die Polen, führte sie zur Lehnspflicht zurück und verlieh dem Herzog Wladislaw von Böhmen, der ihm dabei Hilfe geleistet, die Königswürde. In demselben Jahre unterwarfen 1157 sich ihm auch zu Besan^on die Edlen von Hochburgund, das ihm als Erbe seiner zweiten Gemahlin Beatrix zugefallen war, und erkannten ihn als rechtmäßigen Herrn des Landes zwischen Jura und Rhone, zwischen Rhein und Jsöre an. Es war eine Zeit der Macht und des Glanzes für das Reich und sein Oberhaupt, seit mehr als einem Jahrhundert hatte sich kein deutscher Herrscher einer solchen Fülle von Glück und Ehre zu erfreuen. Die geistlichen und weltlichen Fürsten wetteiferten in Dienstbeflissenheit gegen den durch Kraft und Weisheit hervorragenden Monarchen, und die Gesandten der meisten Könige Europas brachten ihm ihre Huldigungen dar. Jenseits der Alpen allein wurde das kaiserliche Ansehn offen verspottet. Die Mailänder bauten Tortona wieder auf, machten Lodi dem Erdboden gleich und zwangen Pavia, Brescia, Piacenza, Verona, Cremona und andere größere und kleinere Gemeinwesen, ihre Existenz durch unbedingte Unterwerfung zu erkaufen. Da trat Friedrich mit einem bedeutenden 1158 Herre seinen zweiten Zug nach Italien an, schloß die trotzige Stadt aufs engste ein und nötigte sie nach vierwöchentlicher Belagerung, demütig um Frieden zu bitten. Sie mußte dem Kaiser den Eid der Treue schwören, einen von ihm er-
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