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1. Altertum und Mittelalter - S. 145

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 145 — drücken, die nicht von dieser Welt ist. Die Freudigkeit, mit der die Blutzeugen der Wahrheit ihr Leben dahingaben, führte im Gegenteil der jungen Kirche stets neue Glieder zu, denn sie bewies der suchenden und verlangenden Menschheit aufs klarste, daß in dem Wort von Christo allein Ruhe und Trost für das Diesseits und die Hoffnung auf ein besseres, seliges Jenseits zu finden sei. Mitten nnter den Drangsalen jener Zeit bahnte sich das Evangelium, durch die allgemeine Verbreitung der griechischen und lateinischen Sprache begünstigt, seinen Weg bis in die fernsten Provinzen des Ostens und Westens, und bald sollte ihm auch auf dem Throne selbst eine Stätte bereitet werden. Constantin der Große, einer der Nachfolger Diocletians hatte schon durch seine Mutter Helena eine vorteilhafte Meinung von dem Christentum gewonnen. Da sah er, wie erzählt wird, auf dem Zuge gegen seinen Nebenbuhler Maxentius in den Wolken ein mächtiges Kreuz mit der Umschrift: „In diesem Zeichen wirst du siegen!" Sofort setzte er das Kreuz in seine Fahne, und kaum hatte er den Gegner überwunden, als er ein Toleranzedikt erließ, durch welches er die Christen vor jeder Verfolgung und Beeinträchtigung sicher stellte und ihnen freie Religionsübung gestattete. Noch entschiedener trat er für die Sache des Evangeliums ein, nachdem er durch Besiegung des Licinius, seines letzten Mitkaisers, die Alleinherrschaft erlangt hatte und kerne Rücksicht auf einen gleichberechtigten und andersdenkenden Machthaber ihn ferner hinderte, für seines Herzens Wunsch und Willen Achtung und Gehorsam zu fordern. Er gebot die Feier des Sonntags, zog christliche Geistliche in den Kreis seiner Vertrauten, ließ die kaiserlichen Prinzen im christlichen Glauben erziehen, ordnete den Bau zahlreicher Gotteshäuser an und wirkte überhaupt in jeder Hinsicht für die Ausbreitung der Lehre des Gekreuzigten, bis er endlich selbst auf dem Sterbebette die lange verschobene heilige Taufe empfing. Auf Constantin den Großen folgten seine drei Söhne und nach deren Tode sein Neffe Julian der Abtrünnige, der sich von dem ihm anerzogenen Christentume lossagte und dem Heidentum zu seiner vorigen Herrschaft zu verhelfen suchte. Er befahl, die Tempel wieder zu öffnen, die umgestürzten Altäre wieder aufzurichten und die öffentlichen Opferhandlungen wieder einzuführen; er ermahnte die heidnischen Priester, sich eines tugendhaften Wandels zu befleißigen, Wohlthätigkeit und Menschenliebe zu üben und emsig die erhabenen Lehren der großen Weltweisen zu studieren, damit sie dem von ihnen gepflegten Dienste der alten Götter Ehre machten. Und während er bemüht war, der Religion der Väter neuen Glanz zu verleihen Schmelzer, Abriß. Iq

2. Altertum und Mittelalter - S. 139

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 139 - auf den Holzstoß gehäuft, dafür gab man jedem feine Rüstung, manchem auch fein Streitroß ins Feuer mit. Die Grabstätte bildete ein Rafenhügel, denn der Denkmäler stolze, türmende Pracht verschmähte man, als die Abgeschiedenen drückend. Klagen und Thränen legten die Deutschen schnell ab, langsam Betrübnis und Schmerz; Frauen, meinten sie, zieme Trauer, Männern Andenken. Aus den Nachrichten der Alten über das germanische Religionswesen lernen wir, daß unsere Vorfahren ihre Abhängigkeit fühlten von höheren Mächten, deren Walten sie in der Natur wie im Menschenleben ahnten und erkannten; daß sie bemüht waren, den Willen dieser Mächte zu erforschen und ihr Denken und Handeln darnach zu ordnen; daß sie denselben durch Opfergaben und Gebete in den Tagen des Glückes und des Segens ihren Dank darbrachten und in den Tagen der Not und Angst deren Gnade und Hilfe erflehten oder ihren Zorn zu sühnen suchten; daß sie zu Stätten ihrer Verehrung Wälder und Haine, Flüsse und Quellen erkoren, wo sie im Schatten geheiligter Baume ihre Steinaltäre erbauten, ihren blutigen Opferdienst feierten und sich in Demut vor der Nahe der Unsichtbaren beugten. Ihr oberster Gott hieß Wodan oder W ii ota n (nordisch Odin), der Allvater und höchste Lenker der Welt, der den Menschen und allen Dingen Gestalt und Schönheit giebt, von dem die Dichtkunst ausgeht und der Sieg im Kampfe kommt, von dem aber auch die Fruchtbarkeit des Feldes wie überhaupt die mancherlei irdischen Güter und Gaben abhängen. Als König der Götter thront er in feiner Himmelsburg auf einem Hochsitz, von leuchtendem Golde gefertigt, von wo aus er mit feinem einzigen Auge die Erde und die Wohnungen der Menschen überschaut. Mau dachte ihn sich in vollem Waffenschmuck, mit Helm, Schwert und Speer auf weißem Rosse die Lüfte durchschneidend oder an der Spitze seiner Helden, des „wilden Heeres", auf die Jagd ausziehend. Ihm waren besonders die Berge geweiht, und als fein heiliger Wochentag galt der Mittwoch. Wodan umarmte die Erde, da gebar sie dem Himmelskönig den kraftvollsten und erhabensten seiner Söhne, den Donar, nordisch Thor genannt. Er ist seines Vaters rechte Hand, gebietet über Wind, Regen und Wolken und kündigt sich durch Wetterstrahl und rollenden Donner an, ist aber bei aller Furchtbarkeit den Menschen freundlich gesinnt und der treue Beschützer der Landleute, die zu ihm um Segen und um Gedeihen ihrer Saaten flehten. In der Vorstellung der alten Germanen lebte er gewöhnlich als der rotbärtige Donnerer, der zürnend in feinem Wagen baherrollt, mit der Linken das Bockgefpann lenkend, mit der

3. Altertum und Mittelalter - S. 224

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 224 — mit den Worten verschied: „Ich habe die Gerechtigkeit geliebt und das Unrecht gehaßt, darum sterbe ich in der Verbannung." Während Heinrich in Italien weilte, führte in Deutschland Friedrich von Hohenstaufen den Kampf gegen dessen Feinde fort, ohne indes besondere Erfolge erringen zu können. Die sächsischen Großen und ihre Freunde hatten an Rudolfs Statt den Grafen Hermann von Salm, Sohn des Grafen von Luxemburg, als Gegenkönig aufgestellt, und wenn dieser auch kein wirkliches Ansehen zu erlangen vermochte, so gab er doch immerhin für die ehrgeizigen Bestrebungen der aufrührerischen Fürsten einen Namen her. Die Lage der Dinge änderte sich auch nicht, als Otto von Nordheim ein Jahr vor des Kaisers Rückkehr starb, denn nun übernahm der thatkräftige Markgraf Ekbert von Meißen die Leitung der dem letzteren feindlichen Partei, und der unselige Bürgerkrieg dauerte ohne Entscheidung fort. Erst als Hermann von Salm seiner zweifelhaften Würde entsagte und Ekbert von Meißen durch einen Überfall den Tod fand, gewann Heinrich allmählich die Oberhand, und da er sich einer Versöhnung mit den Sachsen aufrichtig geneigt zeigte, schien dem Frieden im Reiche wenig mehr im Wege zu stehen. Aber leider sollte es zu einem solchen nicht kommen, weil derselbe durchaus nicht in Roms Interesse lag und der apostolische Stuhl unaufhörlich bemüht war, den Samen der Zwietracht unter den Häuptern und Gliedern der deutschen Nation auszustreuen. Zwar hatte der Bannfluch, welchen Gregors Nachfolger immer wieder gegen den Kaiser schleuderten, wesentlich an Kraft verloren; wo indes die geistlichen Waffen nicht halfen, wandte man mit desto größerem Glück die Mittel politischer Klugheit, der Arglist und Verlockung an. Zuerst brachte Papst Urban Ii eilte Vermählung zwischen der mehr als vierzigjährigen Markgräfin Mathilde und dem jungen, achtzehnjährigen Welf, dem Sohne des Baiernherzogs, zu stände, und als Heinrich zur Wahrung seines bedrohten Ansehens in Italien über die Alpen zog, gelang es dem Statt-1093 Halter Gottes, den ältesten Sohn des Kaisers, Konrad, zur offenen Empörung gegen den Vater zu treiben. Der irregeleitete Konrad wurde seiner Thorheit und seines Verbrechens freilich bald inne und starb reuevoll und verlassen in der Verbannung, und die beiden Welf, welche nicht minder rasch erkannten, daß der römische Stuhl niemals zu ihren Gunsten aus die Mathilde-scheu Besitzungen verzichten würde, sagten sich von der römischen Sache wieder los und schlossen sich der des Kaisers an. Aber das eine schuf dem schwergeprüften Herrscher nur geringen Trost und das andere nur vorübergehenden Nutzen, denn jenseits der Alpen erfuhr feine Macht dadurch keine Stärkung, und in Deutschland scharten sich die unzufriedenen Elemente einige

4. Altertum und Mittelalter - S. 285

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 285 — zu erwerben. Allein er trug in seinem klugen Sinn kein Verlangen nach der schönen Halbinsel und mied das Land, das ihm wie eine Löwengrube vorkam, in die wohl viele Spuren hinein, aber keine herausführen. Mit desto größerer Energie wandte er sich den verwirrten heimischen Angelgenheiten zu, zu welchem Zwecke er das Reich mehrere Male von einem Ende bis zum anderen durchzog, Streitigkeiten schlichtete, die hadernden Parteien versöhnte, die Ruhestörer vor seinen Richterstuhl lud und die Widerspenstigen mit Gewalt zum Frieden zwang. Am schwersten mußten die fehdelustigen, wegelagernden Herren seine Hand fühlen, wie er denn beispielsweise 66 thüringische Schlösser dem Erdboden gleichmachen und 29 Raubritter in Erfurt hinrichten ließ. Darum verbreitete sich auch allgemeine Trauer im deutschen Volke, als Rudolf am 15. Juli 1291 zu Germersheim aus dem Leben schied, um zu Speier neben Philipp von Hohenstaufen feine letzte Ruhestätte zu finden. In der Besorgnis, die Macht des habsburgischen Hauses möchte zu groß werden, wenn die Krone ununterbrochen bei demselben bliebe, wählten die Fürsten nach Rudolfs Tode nicht dessen Sohn Albrecht von Österreich, sondern auf den Vorschlag des Erzbifchofs Gerhard von Mainz des letzteren wenig begüterten Vetter Adolf von Nassau zum Könige. Adolf war ein ritterlicher, ehrenwerter Herr und zeigte sich anfangs redlich bemüht, Gesetz und Ordnung zu handhaben, verfiel aber später selbst in Ungerechtigkeit und zog durch schmählichen Schacher seine Würde gänzlich in den Staub. Um seine Besitzungen zu mehren, kaufte er dem Landgrafen Albrecht dem Entarteten, der feine Söhne Friedrich „mit der gebissenen Wange" und Diez mann um der von ihm gehaßten Mutter willen ihres Erbes zu berauben suchte, Thüringen und Meißen ab, was einen Krieg herbeiführte, der sogar in jenen Zeiten an Wildheit kaum seinesgleichen hatte. Dieses unrühmliche Verhalten, vornehmlich aber die Feindschaft feines ehemaligen Gönners, des Mainzer Erzbifchofs, dem er die bei feiner Erhebung gemachten Versprechungen nicht erfüllte, beschworen einen Bund wider den König herauf, der schließlich seinen Sturz bewirkte. Auf einer Versammlung zu Mainz erklärten Gerhard und die Fürsten Böhmens, Brandenburgs und Sachsens ihn sür abgesetzt und erwählten Herzog Albrecht von Österreich zum Oberhaupt des Reichs, woraus der letztere mit einem Heere an den Rhein rückte und seinen Nebenbuhler am 2. Jnli 1298 bei Göllheim am Donnersberge besiegte und, wie es heißt, int persönlichen Kampfe niederstreckte. 1292 bis 1298

5. Altertum und Mittelalter - S. 288

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 288 — Interdikt aus und bewog zugleich die Polen, einen durch die furchtbarsten Greuel bezeichneten Einfall in Brandenburg zu machen. Da suchte der König, um wenigstens nach einer Seite hin Ruhe zu bekommeen, eine Aussöhnung mit den Habsburgern anzubahnen und gab Friedrich, der nach der Burg Trausuitz in der Oberpfalz gebracht worden war, die Freiheit, unter der Bedingung, daß er auf die Krone verzichte und seinen Bruder zum Frieden bestimme, für den Fall des Mißlingens seiner Bemühungen aber in die Gefangenschaft zurückkehre. Doch Leopold wollte von keinem Ausgleich hören, und Friedrich stellte sich, seinem gegebenen Worte getreu, wieder zur Haft bei Ludwig ein. Gerührt von solch ritterlichem Benehmen, reichte dieser dem einstigen Jugendfreunde die Hand zum Bunde und teilte nicht nur wie in den Tagen ihrer Kindheit Gemach und Tafel mit ihm, sondern sicherte ihm auch in einem neuen Vertrage die Mitregentschaft im Reiche zu, eine Übereinkunft, die freilich nicht die Genehmigung der Fürsten erhielt und darum rechtlich uugiltig blieb. Mehr zu statten kam dem Bater der Tod des Herzogs Leopold, der im Februar 1326 unerwartet aus dem Leben schied; allgemeine Anerkennung fand er indes doch erst, als Friedrich selbst, an Leib und Seele gebrochen, 1330 am 13. Januar 1330 in ein frühes Grab sank. Volle zwei Jahre vor dem letzterwähnten Ereignisse, nämlich im Dezember 1327 1327, unternahm Lndwig einen Zug nach Italien, um die päpstliche Macht auf ihrem eigensten Gebiete zu bekämpfen und sich zugleich bei dieser Gelegenheit die Kaiserkrone zu holen. Von den Ghibellinenhäupteru überall mit hohen Ehren empfangen, wurde er in Mailand zum König der Lombarden und in Rom am 17. Januar 1328 zum Kaiser gekrönt, worauf er in einer auf dem Capitol abgehaltenen Versammlung ihm ergebener Geistlichen und angesehener Laien Papst Johann Xxii wegen Simonie, Ketzerei und Hochverrats seiner Würde verlustig erklären und einige Wochen später einen durch Sittenstrenge und Gelehrsamkeit ausgezeichneten Franziskanermönch unter dem Namen Nikolaus V auf den aposto-lichen Stuhl erheben ließ. Allein die so mühelos errungenen Erfolge erwiesen sich sehr bald als trügerisch; mehrere Führer der Ghibellinenpartei, bereit ehrgeizige Wünsche Ludwig nicht befriedigen mochte, fielen von ihm ab, die Bewohner Roms und anberer mittelitalienischen Städte murrten laut, weil er ihnen immer neue Geldleistungen auferlegte, und da zugleich ein starkes neapolitanisches Heer wider ihn im Anzuge war, mußte er schließlich mit seinen zusammengeschmolzenen Streitkräften an schnelle Heimkehr denken. Auch in Deutschland, wo

6. Altertum und Mittelalter - S. 142

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 142 — Himmel oben. Der nördliche Teil dieser unendlichen Öde hieß Niflheim (Nebelwelt), und darin herrschte Dunkel und grimme Kälte, der südliche Muspellsheim (Feuerwelt), und von dort ging Licht und Wärme aus. Durch die Wirkung der Wärme entstand aus der geschmolzenen Materie der bösartige Riese 2)mir, das Sinnbild des Chaos, der samt seinem Geschlecht von Wodan und dessen beiden Brüdern, den Söhnen eines Riesenweibes und eines aus den salzigen Eissteinen entsprungenen Mannes, nach hartem Kampfe erschlagen wurde. Nun schufen die Sieger aus dem Blute des Imir das Meer und das Wasser, aus seinem Fleische die Erde, aus den Knochen die Berge, aus den Haaren die Wälder und aus den Zähnen und zerbrochenen Beinstücken die Felsen und Klippen; den Schädel des Riesen wölbten sie zum Himmel und befestigten daran die aus Muspellsheim lose umherfahrenden Funken, das Hirn desselben warfen sie in die Luft, daß Wolken daraus wurden, und aus seinen Augenbrauen erbauten sie rund um die Erde die Burg Midgard, die sie den aus einer Esche und einer Erle geschaffenen Menschen zur Wohnung anwiesen. Sie selbst wählten zum Aufenthalt den Himmel, von wo ans Wodan unter Mitwirkung von zwölf anderen Göttern, Äsen genannt, fortan die Welt regierte, und wo er die prächtige Stadt Asgard mit dem strahlenden Hochsitz Gladsheim errichtete. Dorthin verlegte auch der altdeutsche Volksglaube die Walhalla, die Heimat der in der Schlacht gefallenen Krieger, während er die rühmlos Gestorbenen nach dem kalten Niflheim kommen ließ, in das Reich der finstern Hella. § 32, Gründung und Entwickelung der christlichen Kirche. Lange schon war im griechisch-römischen Heidentume der Glaube an die Götter der Väter dahingeschwunden, und schon hörte auch die Philosophie auf der Quell zu fein, aus dem man Trost und Befriedigung in dem Jammer des Erbenlebens schöpfen konnte. Da würde im Mischen Laube der Heilanb der Welt geboren, der die Religion der Wahrheit bringen und das tiefe Sehnen der Menschheit nach Erlösung und Erhebung stillen sollte, und balb fanb die Botschaft von Christo überall offene Ohren und willige Herzen. Am Pfingstfefte, als der gekreuzigte und gestorbene, aber wieber auferstandene und gen Himmel gefahrene Gottessohn seinen Jüngern den heiligen Geist sandte, versündigten biefe das Evangelium mit solcher Freubigkeit und mit solcher Überzeugungskraft, daß noch an demselben Tage bei dreitausend Seelen sich taufen ließen und eintraten in die Gemeinde, die sich zu Jerusalem bildete und binnen kurzer Zeit fünftausend Glieder zählte. Einige Jahre später brach über Me letztere mit der Steinigung des Stephanus eine heftige Ver-

7. Altertum und Mittelalter - S. 143

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 143 — folgung herein, welche die Flucht vieler Gläubigen veranlaßte und sie über ganz Palästina und die benachbarten Länder Phönizien, Syrien und Cypern zerstreute, wohin nun auf diese Weise ebenfalls die Hellen Strahlen des himmlischen Lichtes drangen. Denn an allen Orten, die den Vertriebenen als Asyl dienten, sammelten sich neue Bekenner um sie, und nicht nur zahlreiche Juden, sondern auch gar manche der ernster gesinnten Heiden wurden dem Evangelium gewonnen. Einen mächtigen Aufschwung erhielt das Missionswerk durch Paulus, einen griechisch gebildeten Juden aus Tarsus in Cilicien, der sich vorher Saulus nannte und die Jünger Jesu leidenschaftlich verfolgt hatte. Auf dem Wege nach Damaskus wunderbar bekehrt, brachte er zuerst einige Jahre der Abgeschiedenheit in Arabien zu, nahm dann seinen Aufenthalt in Damaskus, Jerusalem und Tarsus und begab sich hierauf nach Antiochien in Syrien, wohin ihn Barnabas zur Mitarbeit an der dortigen blühenden Christengemeinde berufen. Von Antiochien aus trat er auch jene drei apostolischen Reisen an, welche von so herrlichen Erfolgen begleitet waren und ihn zu einem besonders auserwählten Rüstzeug stempelten, den Namen Christi zu tragen unter die Heiden. Auf seiner ersten Reise besuchte er in Gemeinschaft mit Barnabas die Insel Cypern und das südliche Kleinasien und gründete hier die Gemeinden zu Antiochien in Pisidien, Jconinm, Lystra und Derbe. Nach seiner Rückkehr erhob sich über die Frage, ob die Heidenchristen der Beschneidung und den übrigen religiösen Gebräuchen der Juden zu unterwerfen seien, ein ziemlich heftiger Streit, der endlich auf dem sogenannten Apostel-Concil zu Jerusalem im Sinne des Paulus dahin entschieden wurde, daß man die Ausbreitung des Reiches Gottes durch derartige Bedingnngen nicht erschweren dürfe. Neugestärkt und ermutigt in seinem heiligen Werke unternahm nun der Heidenbekehrer seine zweite Reise, auf welcher er zuerst den Galatern das Evangelium predigte und dann nach Europa übersetzte, um hier die Gemeinden zu Philippi und Thessalonich zu stiften, auf dem Areopag zu Athen den „unbekannten Gott" zu verkünden und schließlich während eines anderthalbjährigen Aufenthalts in Korinth eine große Menge von Gläubigen um sich zu scharen. Bei seiner dritten Reise war sein Blick vorzugsweise auf das volkreiche Ephesus gerichtet, wo er zwei Jahre und sechs Monate lang eine überaus gesegnete Wirksamkeit entfaltete, indes seine Gehilfen in der weiten Umgegend das Wort ausbreiteten und den Grund zu den Gemeinden von Laodicea, Colossä, Smyrna, Sardes und Philadelphia legten. Von dort zurückgekehrt, wurde er zu Jerusalem infolge eines gegen ihn erregten Tu-

8. Altertum und Mittelalter - S. 252

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 252 Iii. Die Kreuzzüge. § 49. Borbereitung der Kreuzzüge. Die Liebe zu dem Erlöser der Welt erzeugte von jeher in den Herzen der Gläubigen das Verlangen, jene Orte zu besuchen von denen das Licht des Evangeliums ausgegangen. To wurden schon in den eesten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung, mehr aber noch seit Constantin dem Großen die Wallfahrten nach Jerusalem eine fromme Sitte unter den Christen. Leider war das griechische Reich ein schlechter Hüter des heiligen Grabes, und Palästina gehörte zu denjenigen Ländern, welche die Bekenner des Islam am frühesten eroberten. Doch legten die Araber, die es im Jahre 637 ihrer Herrschaft unterwarfen, den Pilgern lerne Hindernisse in den Weg, da sie Jerusalem um ihres Stammvaters Abraham willen selbst mit Ehrfurcht betrachteten. Anders wurde es schon, als 972 das Land samt seiner Hauptstadt in den Besitz der Kalifen von Ägypten kam. Der Haß der Muhammedaner gegen die Christen trat offener hervor, ihr Abscheu gegen die Religion des Gekreuzigten machte sich immer häufiger Luft, und die Bedrückung und Verfolgung der Jünger Jesu nahm mit jedem Jahre zu. Unerträglich aber begannen die Drangsale der letzteren zu werden, als sich die seldschnk-fischen Türken um 1086 Jerusalems bemächtigten. Man verunreinigte die heiligen Stätten, entweihte die Kirchen, störte den Gottesdienst, beraubte die Pilger und schleppte den Patriarchen an den Haaren in den Kerker, um von dem Mitleiden seiner Herde ein hohes Lösegeld zu erpressen. Und doch waren gerade jetzt die Wallfahrten in steter Zunahme begriffen. Der Glaube an sichere Erlangung der Gnade Gottes, das Ansehen, das die Pilger in der Heimat und die Pflege, die sie auf der Reise genossen, auch wohl der Gewinn aus dem Verkauf der mitgebrachten Reliquien, das alles trieb jährlich viele Tausende nach dem fernen Osten, nm am heiligen Grabe zu beten. Freilich bekam mancher Jerusalem gar nicht zu sehen, und wenn er es erreichte, so mußte er oft Monate lang vor den Thoren liegen, ehe er gegen Entrichtung einer bedeutenden Abgabe Einlaß erhielt. Da wurde denn der Gedanke, in Palästina ein christliches Reich zu gründen, immer mächtiger in den Herzen der Abendländer, und die religiöse Schwärmerei der Zeit und die Sehnsucht, aus dem Elend der heimischen Zustände herauszukommen, ließen die Idee rasch der Verwirklichung entgegenreifen. Den letzten Anstoß zu der großartigen Bewegung, die wir unter dem Namen der Kreuzzüge kennen, gab ein Einsiedler, nach seinem

9. Altertum und Mittelalter - S. 320

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 320 — ihr mächtiges Haus, und zu Bergen in Norwegen, der vierten großen Kolonie des Bundes, war der wichtigste Stadtteil in den Händen der Deutschen, und mehr als 3000 Kaufleute, Schiffer und Handwerker führten dort ein ziemlich gewalttätiges Regiment. Die Niederlassungen als solche trieben keine Geschäfte, sie schützten und sicherten nur den hanseatischen Handel in den weiten Gebieten, für welche sie die Mittelpunkte bildeten; daher durften auch ihre Angehörigen, meist junge und kräftige Männer, im fremden Lande sich nicht verheiraten oder das Bürgerrecht annehmen, und immer mußten sie bereit sein, mit dem Schwerte ihre Interessen zu wahren. Wo es diese galt, scheute die ^ansa selbst den Kampf mit Königen nicht, sondern trat ihnen*kühn und fast immer glücklich entgegen; die Beherrscher der nordischen Reiche wurden oft zu schmählichen Friedensbedingungen gezwungen, in Dänemark und Schweden konnte sogar lange Zeit kein Fürst den Thron besteigen ohne Zustimmung und Bestätigung des Bundes. Im 15. Jahrhundert begann indes derselbe infolge innerer Zwietracht und wachsenden äußeren Widerstandes allmählich an Macht und Bedeutung zu verlieren, und die Entdeckung Amerikas und des Seewegs nach Ostindien, durch welche der Welthandel eine ganz veränderte Richtung erhielt, beschleunigte seinen Verfall. Ein Glied nach Dem andern sagte sich von ihm los, und der dreißigjährige Krieg, in dem so manche mittelalterliche Schöpfung ihren Untergang fand, war auch das Grab der Hansa. Während die Bürgerschaften den erfreulichsten Aufschwung nahmen, gerieten die Bauern immer tiefer in Knechtschaft, Armut und Elend. Durch die ewigen Kriegsdrangfale veranlaßt, gab mancher gemeinfreie Landbewohner fein von den Vätern ererbtes Gut dahin, um es von der Kirche oder einem weltlichen Herrn gegen Zins und Leistungen zurückzuerhalten: und wer sich nicht freiwillig in den Schutz und Dienst eines Mächtigeren stellte, wurde mit Gewalt zur Untertänigkeit gezwungen. Schrecklich aber waren die Leiden, welche die Bedauernswerten in der unseligen Zeit des Faustrechts zu erdulden hatten. Durch die steten Fehden und bürgerlichen Kämpfe wurden ihre Hütten niedergebrannt und ihre Felder verwüstet; die ihnen aufgebürdeten Frondienste, Zehnten und Steuern waren endlos, so daß sie kaum das nackte Leben zu fristen vermochten; mit Gut und Habe, Ehre und Dasein der Willkür der Herren verfallen, sahen-sie sich nicht allein jeder Quälerei preisgegeben, sondern geradezu als Sache behandelt und nicht selten gleich einem Stück Vieh verkauft. Bis ins Grab hinein wurden die armen Leute von der Raubgier ihrer Gebieter verfolgt, benn biefe nahmen dem Gestorbenen noch fein
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